Langres empfing mich erst mal gar nicht freundlich. Als ich endlich den steilen Weg in die Altstadt hoch gekeucht war und mir ein Billig-Mittagmenu im Chinesen gönnen wollte, wurde ich gleich wieder an die frische Luft gesetzt. Mittagessen-Zeit bereits vorbei... Na denn versorge ich mich eben im Supermarkt. Wieder Fehlanzeige: Wegen Mittagspause noch geschlossen. Und der große Leclerc-Supermarkt im Zentrum existierte nur in google maps, aber nicht in Realität. Wieder einmal musste ich feststellen, dass google maps nicht gerade das ideale Recherche-Instrument ist. Schon oft zuvor stand ich vor nicht- oder nicht-mehr existenten Supermärkten, da die google maps Daten meist nicht gut gepflegt sind. Immerhin war es durch das ganze Hin- und Hergerenne mittlerweile so spät geworden, dass einer der kleinen Spar-Märkte im Zentrum öffnete und ich Baguette und Käse für mein heiß ersehntes Mittagsmahl kaufen konnte.
Jetzt ging es bergauf mit mir. Ich trabte in die Touristeninformation um mich über die Ferme Ste. Anne zu erkundigen. Diese Gite hatte ich schon im Vorfeld recherchiert. Hier sollte es Betten und Zeltplätze für wenig Geld geben. Nur leider traf der Anruf der netten Dame in der Touristeninformation nur auf einen Anrufbeantworter. Das sparte mir zwar 2 EUR Reservierungsgebühr, aber ich wusste nun nicht, ob ich ein Bett kriegen würde oder nicht. Die nette Dame schickte mich trotzdem dorthin, denn die Herberge gehörte früher zu einem Kloster und einige Nonnen lebten immer noch im Nebengebäude. Sie würden mir schon weiterhelfen können. Der beste Tip war jedoch, dass sich 2 Minuten von der Touristeninformation ein Aldi befand! Freudig deckte ich mich dort mit guter (und billiger) Schokolade ein, bevor ich mich auf den Weg zur Ferme Ste. Anne machte, die glücklicherweise fast direkt am Weg lag.
Dort angekommen rührte sich zunächst überhaupt nichts. Endloses Klingeln und Glockenläuten – keine Reaktion. Ich hatte schon fast beschlossen, dann eben einfach wie üblich irgendwo wild zu zelten, als ich noch die Idee hatte, um das große Haus herum zuschauen. Und da entdeckte ich dann auch eine ältere Nonne im Gemüsebeet. Wie sich nun herausstellte waren alle dort lebenden Nonnen schon etwas älter und daher ziemlich schwerhörig. Sie hatten mein Klingeln einfach nicht gehört. Dafür war der Empfang jetzt umso herzlicher. Für 16 EUR bekam ich ein Zimmer in der riesigen Gite, die ich ganz für mich alleine hatte. Wochentags wohnten hier Arbeiter und an den Wochenenden wird die Gite manchmal komplett an ganze Gruppen vermietet, aber ich hatte das große Glück, der einzige Gast zu sein. So verbrachte ich einen ausgesprochen gemütlichen Abend im riesigen Wohnzimmer der Gite, legte meine müden Beine hoch und genoss die kleine Bibliothek.


Überhaupt war ich mittlerweile bester Wanderlaune. Das Wetter hatte sich vorübergehend gebessert und ich wanderte tagelang in strahlendem Sonnenschein. Die Landschaft war zwar immer noch nicht überwältigend, aber doch ganz nett. Vor allem kam ich jetzt auch so langsam wieder in Form und hatte meine zahlreichen Wehwehchen überwunden. Auch ausrüstungstechnisch hatte ich mich jetzt zurecht gerüttelt. Wie üblich war ich mit meinem UL-Rucksack, dem Gossamer Gear G 4 unterwegs. Dieser hatte sich schon auf vielen Touren als idealer Begleiter bewährt. Nur war ich auf dieser Tour mit Winterausrüstung unterwegs, d.h. mit einem Winter- statt Sommerquilt und einer regulären Prolite Plus TAR statt wie üblich mit einer kurzen Prolite. Alleine schon diese beiden Ausrüstungsgegenstände führten dazu, dass ich plötzlich ein Volumensproblem im Rucksack bekam. Ich musste die Sachen regelrecht in den Rucksack reinstopfen, was sich leider rächte: Einige Nähte fingen an, zu reißen, was ich aber schnell reparieren konnte. Letztendlich konnte ich das Problem dauerhaft lösen, indem ich für den Rest der Tour das Zelt einfach außen in einer der Mesh-Taschen transportierte. Normalerweise ist diese für Wasser reserviert, aber auf dieser Wintertour habe ich nie mehr als zwei Liter Wasser getragen.
Ich freute mich schon auf meinen nächste lange Ruhepause in Dijon, doch da hatte ich die Rechnung ohne die GR-Planer gemacht. Tagelang war ich auf Wirtschaftswegen und oft sogar Straßen geruhsam gelaufen, aber kurz vor Dijon wurde der GR plötzlich fast alpin. Ich kletterte auf steilen und rutschigen Pfaden tiefe Schluchten runter und rauf und wunderte mich über den plötzlichen Sinneswechsel der GR-Planer. Leider brachte das meinen Zeitplan ziemlich durcheinander. Ich dachte, ganz gemütlich nach Velars zu schlendern und dort den Mittagszug nach Dijon zu nehmen. Aus dem gemütlichen Schlendern wurde leider gar nichts und ich musste ordentlich Gas geben und sogar einige Abkürzungen einbauen, um noch rechtzeitig anzukommen. Mein GPS war dabei sehr hilfreich, nur fragte ich mich, wie ich über die Eisenbahnschienen kommen sollte. Das GPS zeigte zwar einen Weg an, aber sollte ich einfach so über die Schienen eines viel befahrenen Strecke hopsen? Zudem sollte sich der Bahnhof auch völlig außerhalb des Ortes mitten in der Pampa befinden.... Hoffentlich stimmte das alles so! Das ganze löste sich in Wohlgefallen auf, als ich endlich die riesige Eisenbahnbrücke sah, unter der mein Wanderweg einfach so unten durch führte. Diese Schlucht erklärte auch, warum sich der Bahnhof soweit außerhalb des Ortes befand. Selbst der Zug kam pünktlich und brachte mich bei strahlendem Sonnenschein nach Dijon.
Hier begann erst mal Kapitel zwei meiner immerwährenden Freundschaft mit den französischen Camping Municipal, von denen auch Dijon ein Prachtexemplar besaß. Direkt an der Ouche gelegen war er immer noch in Laufweite des Stadtzentrums und kostete mich gerade mal 7,80 EUR. Dijon überwältigte mich fast mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten und als effizienter Tourist graste ich auch brav alle Museen ab. Eine großartige Stadt, an der ich mich gar nicht satt sehen konnte. Bei meinen organisatorischen Aufgaben war ich allerdings nicht so ganz so erfolgreich. Ich brauchte nun dringend Gaskartuschen-Nachschub und so machte ich mich hoffnungsfroh mit der Tram auf zu Decathlon, das wie üblich mal wieder in einem ausserhalb gelegenen Einkaufszentrum untergebracht war. Aber auch hier wie schon zuvor in Metz Fehlanzeige. Keine 240 gr Gaskartuschen! Ich wollte schon verzweifeln, als mir eine freundliche Decathlon-Mitarbeiterin geduldig erklärte, in welchem Baumarkt ich denn die Kartuschen finden könnte. Also wieder in die Tram, dann noch mal eine Expedition durch ein Riesen-Einkaufszentrum und ich hielt das heiß ersehnte Stück in Händen. Immerhin konnte ich bei der Gelegenheit noch einen kurzen Abstecher zu Lidl machen....

Fazit: Obwohl Dijon ein echtes Städte-Highlight ist, war die Wanderstrecke selbst wieder mal nur eher mittelprächtig – trotz gelegentlicher Weinberge.
Einen Kommentar schreiben: