[PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

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  • Gast20200707
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    • 25.05.2013
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    #41
    AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

    Tag 18 soll unser erster Tag werden ohne routinemäßigen Zeltabbau. Wir frühstücken ganz in Ruhe, es ist trocken, windstill und bewölkt. Mit einem etwas mulmigen Gefühl lassen wir unsere Casa allein und ziehen mit dem Buggy und bisschen Proviant los. Wir haben kein Ziel, keinen Plan. Jedoch haben wir einen neuen Freund. Ein Nachbarshund leistet uns seit dem Frühstück Gesellschaft und folgt uns nun auch auf der Wanderung. Wir taufen sie Tilla. Wir umrunden den Campingplatz, der sehr weitläufig ist und teilweise in Terrassenform gebaut wurde.

    Wir steuern den Lagoa Verde an und spazieren auf einem Schotterweg an
    diesem entlang. Es wird wärmer, die Wolkendecke durchlässiger. Tilla folgt uns nun schon seit 4km

    Der Weg endet im Süden des Sees in einer Sackgasse, aber hier hätte man auch tolle und wesentlich saubere Möglichkeiten gefunden, das Zelt aufzuschlagen, dann aber nur für eine Nacht. Man hätte hier Keinen gestört. Beim nächsten Mal wissen wir es besser. Tilla ist fremdgegangen und folgt anderen Touristen. Vielleicht haben wir nicht permanent Nahrung zugeführt. Wir haben aber auch nicht so viel dabei. Wir gehen zurück und wollen am Ostufer des nördlich gelegenen Lagoa Azul entlang um dann ein wenig im Grad zu chillen. Die Wolkendecke reißt auf und die Sonnenstrahlen kitzeln unsere Haut. Zurück an der Brücke, die die beiden Seen teilt, erblicken wir Tilla beim Betteln an Touristenautos. Wir passieren auf Zehenspitzen um die Aufmerksamkeit nicht wieder zu erlangen. Ab und an kommen immer wieder Touristen mit ihren Mietwagen hier hinunter, Wanderer sehen wir keine. Am Ostufer des Lagoa Azul heißt es Pause. Keiner von uns hat heute den großen Elan. Irgendwie ist die Luft raus. Man hätte zwischendurch mal einen Tag Pause einplanen können um auf die Dauer aktiv zu bleiben. Der Tag heute tut uns gut und Täve auch. Wir haben keinen Zeitdruck, der Kleine kann auf dem Weg tun und lassen, was er will. Während Yvi in der Sonne tanzt, schlendere ich am Ufer entlang. Ich sehe viele tote Hummer, teilweise bis zu 15cm groß. Wow, krasse Show. Auf einmal stehe ich im sumpfigen Übergang und es wimmelt so von Hummern, aber lebenden. Was machen die hier? Ihren Panzer abstreifen, sich paaren, Eier ablegen? Sie verkriechen sich entweder in Erdlöchern oder kämpfen gegeneinander. Es ist so interessant anzuschauen. Das stand in keinem Reiseführer und ist doch was so tolles.



    Nachdem ich Yvi davon in Kenntnis setze, hat sie spontan keinen Bock mehr,
    sich im Gras zu sonnen. Täve hat sich meiner Erkundungstour schon längst
    angeschlossen und zeigt keinen Respekt gegenüber den aggressiven Scherentieren.
    Das Wetter am Caldeirarand scheint nicht das tollste zu sein. Hier unten aber können wir glücklich sein.

    Uns zieht es zurück zum Zelt, wir gehen einen Umweg über den Ort Sete Cidades. Von weiten sieht er hübsch aus. Diesen Charme verliert der Ort auch nicht. Idyllisch am See gelegen, Einheimische sitzen am Wegesrand uns bestaunen unseren Buggy. Immer freundlich grüßen wir und Täve winkt. Im Minimercado des Ortes kaufen wir noch kleine Sachen für heute Abend und morgen früh ein. Wir haben uns entschieden, morgen das Wetter entscheiden zu lassen. Bei schönem Wetter ab zum Lagoa Empadadas, bei schlechtem Wetter an die Südküste. Wir trauen unseren Augen kaum, zwei Wanderer mit Kraxen kreuzen unseren Weg. Sie steuern eindeutig das Camp an. Los hinter her! Tatsächlich und sie haben auf dem weitläufigen Gelände ihr Zelt direkt neben unserem aufgebaut. Aus der Ferne erkennen wir Meru-Equipment. Wir grüßen auf Deutsch. War ja mal wieder klar. Die beiden Herren sind nicht gerade gesprächig, halten sich im Zelt auf und gehen gegen 18Uhr zu Bett. Wir sitzen allein am Lagerfeuer und sind traurig darüber. Wir hätten gern mit Gleichgesinnten Erfahrungen ausgetauscht. Schade. Das einzige Mal auf den Azoren sitzen wir am Feuer, aber nur der Romantik wegen, warm ist es abends immer. Heute regnet es nicht, wir kochen draußen, Täve tanzt ein uns nicht bekanntes Ritual ums Feuer. Er macht uns Angst, wir schicken ihn lieber ins Bett. Komisch, wir sind heute nur 14km ohne Gepäck gelaufen, aber dieses Herumschlendern und Spazierengehen strapaziert Einen mehr als straffes Wandern. Gute Nacht!

    19.Tag..Das Wetter zeigt sich auf Sao Miguel so typisch wie es für die Azoren nur sein kann. Wechselhaft und unberechenbar. Ich kann damit leben. Yvi nur insofern, dass sie ihre Hoffnungen immer auf besseres Wetter an der Küste setzt. Damit sind wir aber auch stets gut gefahren. Also heißt es auch heute wieder, ab zur Küste. Lagoa Empadadas , wir kommen wieder. Frühstücken, getrocknete Klamotten packen, los geht’s. Wir haben keine Wahl und müssen erst einmal aus der Caldeira raus. Wir folgen einen Weg Richtung Süden, der kürzeste und schmerzvollste. Es sind knappe 300Hm zu bewältigen. Der einzige Lichtblick ist die Info von Yvi, dass da oben auf der Kuppe DER Aussichtspunkt schlechthin ist- Vista do Rei. Zum Glück will Täve den Weg aus eigener Kraft bewältigen. Neben einer Steigung von über 25% bremst mich die Wegbeschaffenheit in meinem Tatendrang aus. Schlamm, Geröll, Wurzeln und Äste. Das Wetter der letzten Tage hat gute Arbeit geleistet. Die Luft ist feucht, aber es regnet nicht mehr. Die Aussicht ist nahe, der Anblick ein Horror. Wir sind nicht die Einzigen, die gelesen haben, dass es der schönste Ausblick hier sein soll. Autos über Autos, Verkaufsstände. Der Tourismus ist zum Glück nur bis hierhergekommen. Es gibt sogar Leute, die bleiben im Auto sitzen und fotografieren die Landschaft. Wow, „schaut her, hier war ich im Urlaub“ Nicht nachvollziehbar: Die meisten Autos fahren wieder runter an die Küste. Der Ausblick auf die Caldeira soll fürs Erste reichen.



    Versuche, hier mit dem Tourismus richtig Asche zu machen, sind fehlgeschlagen,
    sicher auch aus dem Grunde, weil hier oben nicht das typische Urlaubswetter herrscht.
    Eine Hotelruine am Rande der Caldeira. Was wird wohl aus der werden?

    Nachdem ich mich frisch gemacht habe und wir einen Zwischensnack zu uns genommen haben, geht’s auf der anderen Seite genauso steil wieder runter. Wir schlängeln uns durch urwaldähnliche Landschaft auf roten Erdwegen. Wie im Amazonasgebiet. Bald wird die Vegetation ärmer, das eröffnet uns den Fernblick über die Küstenlinie. Herrlich, dort unten scheint die Sonne beständig, hier oben noch mit ein paar Wolken. Wir wollen erst einmal Feieiras ansteuern. Täve ist heute extrem engagiert, er will seinen eigenen Rucksack tragen. Toll, warum erst jetzt?



    Dort hatte ich einen möglichen Platz ausgemacht, der am Meer liegt. Ansonsten ist der Küstenteil von Steilküste durchsetzt und ein Baden im Meer unmöglich. Nach 14km erreichen wir zeitig am Nachmittag eine Stelle, die direkt am Meer liegt. Es ist ein altes verfallenes und verlassenes Meeresschwimmbecken zwischen Biscoito und Feiteiras.

    Ein Steilweg führt uns nach unten. Außer uns werden sich nur noch Angler hierher verirren. Wieder einmal sind wir von der vermüllten Landschaft enttäuscht. Nein, es können keine Touristen sein, denn die bringen keine leeren Säcke Pestizide mit hierher. Sao Miguel ist dermaßen verdreckt, dass wir auch hier erst wieder nach einem sauberen Platz suchen müssen um diesen dann noch zusätzlich vom Dreck zu befreien. Eigentlich wollte ich hier nicht im Urlaub die Stadtreinigung spielen.


    Der Platz ist super gewählt, etwas abseits und mittlerweile sauber. Während ich den Platz herrichte, darf sich Yvi mit der Kraxe noch ein letztes Mal zu einem Mercado quälen. Heute ist die letzte Nacht im Zelt angesagt. 1 Std später ist sie wieder zurück, ich bin auch fertig und wir gehen zum Meeresschwimmbecken baden, sonnen und mit Täve die Wasserwelt erkunden. Das Wasser ist sehr fisch- und abwechslungsreich. Am Zelt genießen wir die untergehende Sonne, es ist warm, wir lassen bereits jetzt den Urlaub Revue passieren und haben Mühe alle Übernachtungsplätze chronologisch zu ordnen.

    Die Ostküste erstrahlt im warmen Sonnenlicht. In die Richtung müssen wir morgen.
    Der Weg wird natürlich wieder über den höchsten Punkt gehen. Es werden 300Hm sein.

    Wir essen zum letzten Mal Nudeln im Urlaub, stoßen auf den gelungenen Urlaub mit Wein und Bier an und Täve verabschiedet sich mal wieder selbständig ins Zelt. Er ist heute viel gelaufen und müde. Wir sind stolz auf ihn, er hat immer mit durchgezogen und gehört, wo er sollte. Wir verbrennen wieder die letzten Reste Benzin in der Champidose und gehen kurz vor Mitternacht ins Bett. Gute Nacht
    Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 11:10.

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    • Gast20200707
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      #42
      AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

      Dieser 20.Tag startet mit Wehmut. Nebelsuppe und baldiger Abschied von den Azoren lässt die Stimmung in den Keller sinken. Wenigstens regnet es nicht. Im Wind kann das Zelt letztmalig trocknen, nach dem Frühstück bauen wir alles ab und zum Aufwärmen meistern wir die Stichstraße hoch zur Dorfstraße. Eine Weile müssen wir nun durch den Ort Feteiras laufen. Wir haben das Gefühl, beobachtet zu werden. Okay, bald haben wir die lästigen Blicke hinter uns gelassen, wir begehen nun einen Wiesen-Schotter-Dreck-Erde-Steinweg immer an der Steilküste entlang mit Ziel Ponta Delgada. Der Weg ist beschwerlich zu gehen, wir kommen nur langsam voran.

      Heute wechseln wir wenig Wort, ich für meinen Teil genieß die letzten Kilometer zu Fuß, das Wetter ist mir egal, Yvi dagegen nicht. Wir pausieren unterwegs, doch im Wind und Nebel halten wir es nicht lange aus. Es ist ein wenig frisch. Irgendwann erreichen wir wieder festen Boden unter den Füßen. Es ist nicht mehr weit, nur noch 6km an der Landebahn vorbei und nach mehreren kleinen Pausen erreichen wir unser Hotel Vintage Place Azorean Guest House im westlichen Teil Ponta Delgadas. Wir ordern für den nächsten Morgen gleich ein Taxi an der Rezeption und checken ein. Die Unterkunft ist ein Mix aus Appartement und Hotel. Die Zimmer sind individuell gestaltet, wir bekommen eines davon ebenerdig gelegen. Es gibt eine Küche zum Selbstkochen, aber davon haben wir genug. Nachdem wir uns wieder an die Zivilisation angepasst haben, wollen wir an den Hafen chic Essen gehen, uns bedienen lassen. In der Stadt und am Hafen ist trotz des schlechten Wetters viel los. Die Stadt überrennt uns mit Ihrer Größe. Soviel Tourismus, Autos, Hotels und Menschen haben wir lange nicht gesehen, aber wir müssen uns ja wieder daran gewöhnen. Nach dem Essen geht’s wieder ins Hotel, wir müssen zeitig ins Bett, morgen klingelt der Wecker 4 Uhr. Auf der Terrasse leeren wir die alkoholischen Restbestände und gesellen uns zu Täve ins Bett.

      Der letzte Tag ist unspektakulär und daher wird der dreiste Taxifahrer das einzig interessante bleiben. Ohne Frühstück packen wir alles, machen uns fertig uns stehen pünktlich vorm Hotel. Man riet uns vom Hotelbus ab, den man hätte für fixe 3 Euro bestellen können, da wir ja so viel Gepäck haben. Dem ist aber nicht so, da der Bus an unserem Hotel hält und andere Gäste mitnimmt. Wir sehen genug Stauraum für unser Gepäck. Der Hotelbus steuert auf Bestellung hin die einzelnen Hotels an und bringt Einen pünktlich zum Flughafen. Wir sollen 9 Euro fürs Taxi zahlen und bekommen dafür Unpünktlichkeit. 4.15 Uhr kommt er angefahren und packt beim Einladen des Gepäcks nur Täves Rucksack an. Wow, auch noch zuvorkommend der Mann. Die Fahrt zum Flughafen dauert keine 10 Minuten, Am Airport meint der Fahrer 10 Euro, ist ja schließlich noch Nachtzuschlag zu erheben. Ich muss mich beherrschen, dass er nicht noch einen weiteren Schlag bekommt. Auf Diskussionen habe ich am frühen Morgen keinen Bock. Wir wissen, dass die Fahrt normalerweise um die 6 Euro kostet, hier geht’s aber ums Prinzip. Faul und unpünktlich, aber korrekt bezahlt werden. Wir checken ein, alles geht fix und bald sitzen wir im Boardingbereich. Es fängt wieder an zu regnen, die Schönwetterperiode scheint vorbei zu sein. Ab nach Hause. Die Sata startet pünktlich gen Frankfurt und irgendwann gegen Abend sind wir dann auch wieder zu Hause am Bodensee. Azoren- wir kommen wieder! Nicht gleich, aber bald…
      Zuletzt geändert von Gast20200707; 12.04.2019, 11:10.

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      • Gast20200707
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        #43
        AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

        FAZIT DIE INSELN
        Die Azoren sind so vielfältig und einmalig in ihrer Art. Sie haben uns schon bei der Planung verzaubert. Bilder haben uns inspiriert, dieses Ziel zu wählen. Vor Ort war aber alles schöner, besser, eindrucksvoller als man es je auf Bildern gesehen hatte. Der Weitblick aufs Meer, auf die Nachbarinseln, auf den zurückgelegten Weg und auf den noch kommenden hat uns stets erneut zum Innehalten am Wegesrand bewogen. Auf den Azoren hat man kein Ziel, denn der Weg an sich ist es. Klar war uns von vorn herein, dass wir bestimmte Kompromisse vor Ort treffen müssen. Sei es der Übernachtungsplatz, der Wegeverlauf oder der zeitlich straff geplante Ablauf. Bei 3 Wochen mussten wir alles strikt planen und auch vorneweg buchen. Das hat sich vor Ort super bewährt. Keine zeitraubende Suche nach Verkaufsstellen oder Warten auf die nächste freie Mitfahrgelegenheit. Wir sind ohne portugiesische Sprachkenntnisse auf die Inseln gereist und konnten uns trotzdem verständigen. Mit ein paar Brocken portugiesisch aus dem Wörterbuch beginnt man das Gespräch und versucht dann ins Englisch zu wechseln. Die Landbevölkerung spricht das dann zwar meist nicht, aber mit Händen und Füßen sind wir immer zu einem Ergebnis gekommen. Vor der Reise lasen wir von der Herzlichkeit der Azorianer, die wir nur außerhalb der großen Orte erleben konnten. Wirklich herzlich und hilfsbereit sind die Bauern, die nie was dagegen hatten, dass wir ihre Weiden nutzten. Wenn Einer in der Nähe war, haben wir gefragt oder vorher im Ort Jemanden darauf angesprochen. Mag es am Ende für unser Gewissen gut gewesen sein, aber niemals hat sich auch Irgendeiner beschwert. Wir haben es aber versucht zu vermeiden, im Blickfeld vorbeifahrender Autos oder nahe gelegener Häuser zu zelten.
        Jede Insel für sich hat seinen Reiz und Jeder wird sich seine eigene Meinung bilden. Unterm Strich jedoch wählen die Wanderer, Outdoorer und Naturliebhaber meist Sao Jorge, Flores, Corvo und Pico zu ihren Favoriten. Wir waren ein wenig von Terceira enttäuscht, da die Insel trocken war, die Vegetation nicht so üppig. Klar, konnten wir nicht alles sehen und sicher gibt es Sehenswertes auf Terceira, aber mit dem Buggy haben wir trotzdem die Insel gesehen. Sao Miguel war aber unsere größte Enttäuschung, vermutlich, weil diese Insel die touristischste von allen ist. Wir werden diese Insel als dreckig, vermüllt und von Touristen überlaufen in Erinnerung behalten. Jedoch hat die Insel auch einige schöne Ecken wie die Sete Cidades. Faial ist so ein Mittelding. Dort haben wir uns geärgert, dass wir die Caldeira nicht sehen konnten und sicher gibt es noch mehr zu sehen. Wir werden bestimmt wiederkommen. Sao Jorge hat uns trotz des Wetters echt begeistert. Einmalig liegt sie wie ein Strich im Meer, schmal- lang- steil. Die Fajas üben dabei unserer Meinung nach den größten Reiz aus. Beim Höhenweg scheiden sich die Geister. Mir gefiel er sehr, Yvi meinte, dass es schönere Dinge gibt. Bei schönem Wetter hätte sie sicher anders geurteilt. Ja und dann wären da noch die Westazoren, die man in einem Atemzug nennen kann, weil sie für uns auf einer Stufe stehen. Flores und Corvo waren echt die schönsten Perlen dieser Azorenkette. Flores grün, üppig, Seen, Flüsse, Caldeiras..einfach zum Verlieben. Wenn uns jedoch mal Jemand fragen würde, was wir für den schönste Augenblick gehalten haben, dann gibt es nur eine Antwort: Caldeira von Corvo. Alles an diesem kleinen Stein im Atlantik ist so verzaubernd. Der kleine Ort Vila Nova, die Überschaubarkeit, die Gelassenheit, die Abgelegenheit…einfach alles. Wir können es nicht glauben, dass der Großteil nur für einen Tag bleibt. Nein, hier muss man übernachten. Soviel zu den Azoren.


        FAZIT DIE ART ZU REISEN

        Viele fragen sich, ob wir uns es so vorgestellt haben wie es am Ende verlaufen ist. Ich würde meinen, dass wir 80% der Planung bewältigen konnten, der Rest musste improvisiert werden, mithilfe des Navis kein Problem. Es wurden Umwege in Kauf genommen, Tage und Routen getauscht um auf das Wetter operativ zu reagieren. Das war anfangs nicht geplant, aber man sollte immer eine Ausweichtour in petto haben. Die Wahl, den Buggy mitzunehmen, schaffte uns die nötige Freiheit, nicht immer an der gleichen Stelle zu übernachten. Wir brauchten auch keinen Mietwagen. Generell kommt man gut mit Taxis voran, wo man Preise am besten vorher aushandelt. Aufgrund unseres vielen Gepäckes war das Taxi immer erste Wahl, der Bequemlichkeit und Zeitersparnis wegen. Auf Busse ist da weniger Verlass. Der Buggy stellte für uns immer den Lastenesel dar. Schwere Sachen wurden in oder an ihm deponiert. Die eigens dafür konstruierte Ortliebtaschenhalterung hielt auch den Belastungen stand, jedoch sollten sie in Zukunft noch weiter nach vorn verlagert werden. Der Schwerpunkt und ca. 90% des Gewichtes lagen auf der Hinterachse. Die Blattfederung war ausgereizt. Bei der Routenplanung berücksichtigte ich leider nicht immer die zu bewältigende Höhenmeter. Vor Ort wurde mir schnell klar, dass pro Tag 1000Hm die maximale Grenze darstellen, zumal die Wege meist steil gerade hinauf gehen und Steigungen immer jenseits der 10% liegen. Dazu kommt der nicht abschätzbare Untergrund, der Bergaufschieben noch anstrengender macht. Bei Maximalsteigungen war es von Vorteil mit gestreckten Armen und vorgebeugtem Oberkörper zu laufen. Es war entspannender, wenn man noch davon noch reden kann. Uns waren meist die festgefahren Schotter- oder roten Erdwege am liebsten. Auf diesem Belag kam man super voran und nur selten wurde man von Autos belästigt. Wenn wir mal auf Asphaltstraßen ausweichen mussten, stellte dort das Thema Auto jedoch auch kein Problem dar. Der Verkehr ist zu vernachlässigen und nicht störend. Bergab haben wir die Handbremse sehr geschätzt. Ohne wäre es anstrengender als das Bergaufschieben geworden, da 50kg ganz schön nach unten ziehen.
        Die Routen wurden so gelegt, dass wir regelmäßig Orte anliefen um Lebensmittel nachzukaufen. Immer für 1-2 Tage als Vorrat. In den Mercados gibt es wirklich alles Nötige. Man vermisst wirklich nichts, nur die Auswahl ist geringer. Für Kaffeeliebhaber sei anzumerken, dass der Kaffee dort vorzüglich schmeckt. Den gibt es gemahlen in einer vakuumverpackten goldenen Verpackung (Name ist mir entfallen!) Auch das Brot und die Brötchen sind essbar, das Fleisch schmeckt extrem lecker. Sagres gibt es in 250 bis 1000ml Flaschen. Komische Größen haben die da, aber man gewöhnt sich an alles. Gekocht wurde dann immer mit Benzin, Tankstellen gibt es entweder in der Nähe jeden Airports oder man muss aufs Navi schauen und dies vorab planen. Wir sind mit 1.5L aber gut 5 Tage hingekommen und haben früh und abends gekocht inkl. Wasser abkochen.
        So wie wir das Verstauen des Gepäcks geplant hatten, funktionierte es auch auf der Tour. Klamotten in meinen Rucksack, Zelt und Rets bei Yvi. So waren die Rucksäcke wirklich erträglich. Prophylaktisch wurden dann auch immer die Regenhüllen auf den Säcken gelassen. Zu wechselhaft das Wetter. Täve wollte ab und an laufen, wenn es eben oder bergab ging. Bergauf war es für mich eine Entlastung, aber da wollte er meist im Buggy sitzen. Mit dem Buggy hat man viele Möglichkeiten der Lastenverteilung. Bspw. kam mein Sack in den Buggy und Täve auf die Schultern. Es gab so auch Abwechslung für den Kleinen. Bei kurzen unwegsamen Passagen konnte man auch separat die Ortliebtaschen schleppen um dann Buggy und den Rest nachzuholen. Einzeln ließ sich das Ganze besser manövrieren. Auf jeden Fall sollte man auch Werkzeug, Pumpe und Schläuche mit dabei haben. Wir hatten zwei Platten, die Lavasteine sind teilweise spitz und bohren sich gern in die Mäntel. Der Bugyy stand am Zelt dann immer dem Wetter ausgesetzt, aber mit einem Poncho abgedeckt. Der hat ihn vor dem gröbsten bewahrt. Alles in allem können wir diese außergewöhnliche Art zu reisen nur empfehlen, wenn man den Schritt mit einem Kleinkind wagt um ihm die Natur und Freiheit näher zu bringen. Zu keinem Zeitpunkt hatten wir das Gefühl, dass dem Kleinen langweilig war. Im Gegenteil. Er war stets voller Tatendrang und am Abend todmüde. Die frische Luft, der Aktionismus und die Impressionen trugen dazu bei.

        FAZIT DAS WETTER

        Das Wetter ist der Scharfrichter schlechthin, ob ein Urlaub schön oder mistig wird. Natürlich gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlecht gekleidete Leute, aber seien wir ehrlich. Wer wandert schon gern im Nebel bei Regen und Starkwind? Ich will ja was von der Landschaft sehen. Die Azoren stellt man immer als die Wetterküche dar, dabei würde ich meinen, dass ich in Skandinavien auch schon schlechteres Wetter gehabt habe, aber davon spricht Keiner. Die Azoren haben einen großen Vorteil. Egal, wie schlecht das Wetter ist, es sind immer angenehme Temperaturen. Ich würde meinen, auch auf dem 1000m hohen Weg auf Sao Jorge lagen die Temperaturen über 15 Grad, es reichte ein Langarmshirt. In der Nacht senken die Temperaturen auch nicht tief in den Keller. Ich habe immer auf dem Schlafsack geschlafen, nachts um die 15-20 Grad keine Seltenheit. Wenn jedoch mal die Sonne rauskommt, dann brennt sie richtig auf der Haut. Also Sonnencreme muss so oder so ins Gepäck. Für Schattenwanderer wie mich waren aber die heißen Tage kein Problem. Im Schatten findet man schnell Abkühlung, eine leichte Brise weht immer. Da wir immer abwechselnd an der Küste und in den Bergen unterwegs waren, haben wir bald mit bekommen, dass die Küsten meist besseres Wetter haben, in den Bergen hängen sich die Wolken fest, es regnet sich ab. Dafür sind aber die Küsten erschlossener, die Einsamkeit findet man in den Bergen. Was wollt Ihr also? Generell kann man in der Ferne schon immer ein wenig prognostizieren, wie das Wetter werden wird, aber verlassen sollte man sich nicht. So schnell wie die Sonne kommt, geht sie auch wieder und es hagelt mal kurz. Danach dampfen die Straßen, weil die Sonne wieder raus kommt. Es lohnte sich für uns also gar nicht, eine Regenjacke überzustreifen. Entweder kam der Regen zu schnell oder die Sonne hatte uns bereits wieder getrocknet. Desöfteren war es morgens noch ein wenig bewölkt, kam aber die Sonne langsam über die Berge, zog es auf und es wurde schön. Wir konnten Anfang September eine Schönwetterperiode erleben, die bereits seit August anhielt. Sowas gibt es auch, aber darauf sollte man sich nicht verlassen. Rechne also mit dem schlimmsten, erwarte alles Mögliche und genieße das schöne Wetter intensiv. Es kann kurz sein, schnell gehen und bald wiederkommen, aber wann, weiß Keiner. Jedoch spricht noch eines für die Azoren. Man wird selten lange Schlechtwetterperioden und Regenwochen erleben, das ist doch mal was oder?

        TIPPS
        • Verzichtet auf einen Katadynfilter und kocht das Wasser ab, das reicht alternativ gibt’s 5L Kanister im Supermarkt, verlasst Euch nicht auf Seen und Flüsse, die können auch mal alle ausgetrocknet sein, am Wegesrand gibt es meist entlang der Steinmauern Wasserhähne für die Bauern, die sind auf der Karte nicht eingezeichnet, Quellen und Brunnen sind dagegen teilweise nicht mehr nutzbar und versiegt
        • wenn Ihr idyllisch Zelten wollt, verlasst Euch nicht auf die offiziellen Camps, wir werden sie zukünftig meiden und lieber weitergehen und nach sauberen Plätzen suchen
        • die meisten Orte haben öffentliche Toiletten und manchmal auch Duschen, dort gibt es Wasser
        • Wenn Ihr Benzinkocher nutzt, ist die Verbrauchsmenge schlecht abzuschätzen, im Flieger darf man aber nichts mitnehmen, also dient eine alte Champidose als künstliches Lagerfeuer, so hat man abends noch Licht und eine Dose hält locker 2 Stunden
        • Nehmt den Kocher und die leere Flasche immer im Handgepäck mit, so könnt Ihr mit den Leuten an der Sicherheitskontrolle ggf. diskutieren, wir hatten aber nie Probleme
        • die Barbecueplätze sind durchaus als Camps nutzbar, einfach im Ort Einheimische fragen
        • als Stromquelle hatten wir ein Solarpanel mit, sehr hilfreich zum Laden der Akkus, aber es gibt auch immer Batterien in den Mercados, auch wenn sie noch so klein sind
        • An den öffentlichen Toiletten oder Barbecueplätzen sind die Steckdosen sehr nützlich zum Laden von Akkus etc. (deutsche Steckdosen!)
        • Mückenspray braucht man nicht, dafür Sonnencreme mit ordentlich LSF von 20
        • Die Camelbak Trinkblase ist immer wieder Gold wert, man kommt schnell ans Trinken ran und kann regelmäßig trinken, übrigens auch für Täve super geeignet
        • Taxifahrer sind selten pünktlich, plant das akademische Viertel ein
        • Nehmt Euren Müll wieder mit, den Ihr beim wild Zelten fabriziert habt, an jeder Ecke steht ein Mülleimer oder Ihr werft es in die Sammeltonnen, die am Wegesrand in den Orten stehen
        • Die Azorianer sind extrem kinderfreundlich, wenn Ihr mit Kind reist, nutzt es als Waffe Täve hat stets den Leuten gewunken, gegrüßt und gelacht, so war das Eis schnell getaut
        • Wenn Ihr mit Portugiesisch nicht weiter kommt, es gibt immer Jemanden im Ort, der Englisch spricht und Euch helfen kann
        • Habt immer ein Handy dabei, es funktioniert fast immer; an den Airports ist WLAN kostenlos
        • bei der Planung der Routen beachten, dass die gestrichelten Wege Pfade oder Wanderwege sind, mit dem Buggy nicht machbar, dagegen sind durchgezogene Linien, sog. Fahrwege gut machbar und nicht schlechter von der Landschaft her


        So abschließend sei gesagt, dass mir sicher noch Tipps einfallen werden und ich die Liste noch erweitern werde. Wir hoffen nun auf Nachahmer und Erlebnisberichte von anderen abenteuerlustigen Eltern.

        LG JENS

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        • PWD
          Fuchs
          • 27.07.2013
          • 1313
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          #44
          AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

          Vielen Dank Jens für den schönen Azorenbericht u. die viele Arbeit beim Erstellen.

          Auch ich empfinde die Inseln wirklich herrlich für Individualurlauber/Outdoorer. Leider werde ich da so schnell nicht mehr (auf dem Luftweg) hin kommen - ich will meinen Hund nicht in der Box im Flieger transportieren, der stirbt mir dann vor lauter Angst. Aber vllt. irgend wann mal vom portug. Festland aus mit einem Versorgungsschiff.

          Mit dem Wetter muss man leben können, vor allem mit den z.T. sehr schnellen Wechseln. Man kann aber auch Glück haben und 14 Tage Sonnenschein.

          Du hast das leere Hotel gezeigt; Gott sei Dank funktioniert diese Art von Tourismus auf den Azoren nicht od. nur schlecht...

          Die Azoren scheinen nicht so der Renner zu sein für Outdoorer - warum auch immer; auf der einen Seite schade, es wird viel verpasst, auf der anderen Seite gut, so bleibt es ein “Insider Tipp”.

          muito obrigado,
          Joachim

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          • grenzenlos
            Dauerbesucher
            • 25.06.2013
            • 566
            • Privat

            • Meine Reisen

            #45
            AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

            Nochmals Danke, der Bericht hat Freude bereitet.
            Wünsche noch viele kleine, große Abenteuer mit Söhnchen
            Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

            Gruß, Wi grenzenlos

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            • grenzenlos
              Dauerbesucher
              • 25.06.2013
              • 566
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              #46
              AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

              Zitat von PWD Beitrag anzeigen
              - ich will meinen Hund nicht in der Box im Flieger transportieren, der stirbt mir dann vor lauter Angst.
              Joachim
              Sag mal bitte deinem Hund, da ist er nicht alleine, ich sterbe da auch oft vor lauter Angst bei der Fliegerei

              Spaßige Grüße
              Wi grenzenlos
              Unsere Webseite: http://www.grenzenlosabenteuer.de

              Gruß, Wi grenzenlos

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              • ronaldo
                Freak
                Moderator
                Liebt das Forum
                • 24.01.2011
                • 11969
                • Privat

                • Meine Reisen

                #47
                AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                Nochmal danke, Jens, das war schöner Lesestoff... :-)

                Weil du Faial angesprochen hast, hier noch eine Ergänzung für Nachahmer: Absolut sehenswert sind drei Dinge:
                - Erstens die Caldera, deren Rand man nicht mal erklimmen muss, weil ein Tunnel in den Krater gebohrt wurde.
                - Zwotens die Westecke der Insel, eine vulkanische Mondlandschaft nach einem Ausbruch in den 70ern (glaub ich).
                - Drittens die endlosen Hortensienhecken... traumhaft...
                Am besten erreicht man Faial übrigens auf einer der vielen hundert Jachten, die jedes Jahr von Westen kommend dort eintreffen und deren Crew sich jeden Abend in Peters Cafe Sport trifft.

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                • Gast20200707
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                  • 25.05.2013
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                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                  Danke für Euer Feedback

                  @Ronaldo: Genau aus diesen zwei Gründen werden wir sicher bei unserer 2.Reise auf die Azoren
                  auch Faial noch einmal mit ansteuern.

                  LG Jens

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                  • Julia
                    Fuchs
                    • 08.01.2004
                    • 1384

                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: [PT] Azoren 6 Inseln in 3 Wochen mit Kind 2J

                    Vielen Dank für den schönen, ausführlichen Bericht! Und weitermachen mit den Kinderoutdoorurlauben !

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