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OT: Irgendwie fühle ich mich bei der Kuh-Diskussion unweigerlich an dieses Kleinod der Filmgeschichte erinnert. Kühe unterscheiden für Anfänger ab 0:28 min.
Vielen Dank für diesen unterhaltsamen Bericht! Ich hatte mittelfristig auch den WHW ins Auge gefasst. Nach den Schilderungen werde ich nochmal ausgiebig über Alternativen nachdenken.
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ngland: Pennine Way Teil 1
Ich hatte mich sehr auf den Pennine Way gefreut, denn ich war ihn vor 6 Jahren schon mal komplett in 2 Wochen gelaufen und war damals richtig begeistert. Der Pennine Way bietet so ziemlich alles, was ein Wanderherz in England erwarten kann. Großartige, ja teilweise spektakuläre Landschaft, ziemlich viel Einsamkeit, aber auch niedliche kleine Städtchen dazwischen. Das ganze dazu noch verkehrstechnisch gut erreichbar, zahlreiche Wanderführer und Übernachtungsangebote. Nur leider spielte das Wetter diesmal so gar nicht mit.....
Mein erster Tag auf dem Pennine Way begann gleich mit einer Pleite: Ich hatte auf der Karte ein schönes Stück Wald ausfindig gemacht und plante dort wettergeschützt mein Nachtlager aufzuschlagen. Doch je näher ich der Stelle kam: Weit und breit kein Wald! Ich bin zwar nicht gerade der Navigationsweltmeister, aber so falsch konnte ich nun auch nicht liegen. Wo zum Teufel war der Wald abgeblieben? Des Rätsels Lösung fand sich bald: Der Wald war einfach komplett abgeholzt worden! Statt Tannenwald stand ich inmitten einer hässlichen Landschaftsnarbe mit Komplettkahlschlag. Und dieser trostlose Kahlschlag zog sich endlos hin, bis ich endlich auf ein Stück Restwald stieß und dort zelten konnte. Ich war umso verblüffter, als nur 5% Großbritanniens bewaldet sind – im Vergleich zu ca. 30% in Deutschland. Der wenige englische Wald besteht meist nur aus Nadelbaumplantagen, die dann eben hemmungslos abgeholzt werden. Kein Waldgesetz verbietet den Komplettkahlschlag. Die Engländer scheint das auch nicht weiter zu stören: Ich habe mehrere Wanderer dazu befragt und Wald steht demnach nicht hoch auf deren Prioritätenliste. Er wird eher als langweilig und sichtblockierend empfunden.
Freie Sicht hatte ich auf dem Pennine Way nun mehr als genug. Aber brachte mich das wirklich voran? Nein, ich empfand es eher ziemlich störend, denn so war ich ungeschützt dem zunehmend schlechten Wetter ausgesetzt. Der Mangel an Bäumen hatte auch noch einen weiteren Nachteil: Es gab nichts, um Wegmarkierungen daran zu befestigen und so wurde die Navigation wieder zum Thema. Man kann sich in dem offenen Gelände nicht wirklich komplett ver tun, aber trotzdem musste ich jetzt wieder verstärkt aufpassen.
Hadrian's Wall, der alte römische Grenzwall sollte eigentlich ein erstes Highlight werden, aber das Wetter war so bescheiden, dass ich nicht mal anständige Photos machen konnte aus Angst, meine Handyknipse zu überschwemmen. Der Weg entlang der Mauer ist eigentlich wirklich höchst interessant und schön, aber im Dauerregen verging mir so ziemlich die Lust – zumal ich mich auch langsam fragte, wo ich denn zelten sollte. Kein Baum und Strauch weit und breit, dafür heftiger Wind und Regen. Neben einem Parkplatz und öffentlichen Toiletten fand ich dann endlich ein halbwegs geschütztes Plätzchen und in der allergrößten Not könnte ich mich auch in die Klos retten. Ich verbrachte eine sehr stürmische und kurze Nacht. Trotz Ohrenstöpsel hörte ich den Wind so stark, dass ein Tiefschlaf nicht zu denken war. Natürlich auch aus Angst um mein Zelt, dass sich erstaunlich gut hielt. Um 4 Uhr morgens gab ich auf. Der Wetterbericht sagte nur noch schlimmeres voraus und ich beschloss, die nächstgelegene Jugendherberge aufzusuchen. Mit Hilfe des GPS fand ich sogar eine tiefergelegene und weniger ausgesetzte Route entlang einer alten Eisenbahnlinie. Obwohl ich auch einiges an Straße laufen musste, erschien mir das besser als auf dem Pennine Way zu bleiben. Ich packte mir stilgerecht Jane Austen's „Persuasion“ als Hörbuch aufs Ohr und lief los. Unterwegs traf ich zu meiner großen Freude auch weitere Pennine Way Wanderer, die angesichts des miserablen Wetters auch lieber Straße liefen. Der Wind war mittlerweile so stark, dass ich manchmal Angst hatte umgeweht zu werden. Damit war ich nicht allein: Als ich einen Hühnerstall passierte, hatten sich alle Hühner an der windabgewandten Stallseite aufgereiht und zusammengekuschelt. Kein guter Tag für Wanderer und Hühner!
In Alston hatte das Elend dann ein Ende. In der Jugendherberge war nicht nur ein Bett, sondern praktische die ganze Herberge frei! Außer mir gab es nur noch einen einzigen anderen Gast, einen älteren Herren, der durch England radelte. So konnte ich mich alleine im beheizten Schlafsaal ausbreiten und das miese Wetter aus sitzen. Im örtlichen Coop kaufte ich indische Tiefkühlkost für das Abendessen. Von der Herbergsmutter erfuhr ich, dass leider immer mehr Herbergen entlang des Pennine Way geschlossen werden. Während man früher von Jugendherberge zu Jugendherberge laufen konnte, wird diese Art des Wanderns immer unpopulärer. Die Herbergen sehen immer weniger Wanderer und auch der Pennine Way wird immer weniger begangen – sehr zu Unrecht wie ich finde. Die Herbergen werden entweder geschlossen oder wie diese hier in Alston privatisiert.
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Ja, mach doch ein extra-Thema auf. Ist doch interessant. Schafböcke können äußerst renitent sein. Die kann man als Wachhunde für Haus und Hof einsetzen. Wenn sie es zu weit treiben, enden sie aber meist flott in der Bratpfanne.
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Sorry, hatte ich überlesen. Ob man das Thema ausgliedern kann ? Wenn ja : Ich habe z.B. gelegentlich die Gesellschaft von Schafen, das war bisher immer ohne Probleme.
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Könnte mir vorstellen, dass die in aller Freundlichkeit drüber stapfen.
Der Umgang mit Kühen war in meiner Jugend mein tägliches Brot. Ich würde sie schon an die Seite schaffen. Trotzdem würde ich auf ihrer Weide nicht zelten. Kann ja meine Augen nicht überall haben und muss auch mal schlafen. Die lieben Tiere sind ziemlich neugierig. Was auf ihrer Weide ist, muss untersucht werden.
Der Begegnung mit einer Gruppe unbekannter Jungbullen würde ich ausweichen wollen.
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Ob aggressiv oder nicht, es reicht auch schon, wenn sich eine neugierige Herde Kühe um die empfindliche Ausrüstung gruppiert und die vorderste Kuh einmal reintritt. Vielleicht auch nur weil hinter ihr gedrängelt wurde. Jedenfalls war unsere Tour damals beendet. Mag sein, daß jemand mit entsprechender Erfahrung die Kühe vorher wieder auseinander treiben kann, als Laie ist man da eher überfordert bzw. verängstigt (so harmlos eine einzelne Kuh sonst auch sein mag).
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Im Theater fiel mir ein, dass die "Hausrinder" meiner Kindheit nicht als Hausrinder bezeichnet wurden. Wenn man alles Rindvieh auf dem Hof zusammenfassen wollte, hieß das "de Keu". Also so ähnlich wie die Edel-Goldfische von heute. Ein gewisser Anklang an "die Kühe" lässt sich dabei nicht verleugnen.
Aber es wäre schon sinnvoll, sich mit den Bewohnern unserer Kulturlandschaften entferntest vertraut zu machen, wenn man deren Habitats bewandert.
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Ja, ich auch. Bin in der Landwirtschaft aufgewachsen. Bullen als Kühe zu bezeichnen, geht deshalb für mich gar nicht. Das schüttelt mich regelrecht. Aber sicher ist das regional unterschiedlich.
"Kühe" bedeutet für mich: Kannst du auf der Weide spazieren, wie du willst. Nette, manchmal etwas sture Tiere mit denen der Umgang leicht ist. Zelten würde ich da trotzdem nicht. Könnte mir vorstellen, dass die in aller Freundlichkeit drüber stapfen.
"Jungbullen" sind dagegen durchaus mit Vorsicht zu genießen. In meiner Heimat werden sie in relativ großen Gruppen ziemlich unbelästigt gehalten. Menschen betreten ihre Weiden nicht. Der Landwirt und seine Abgesandten erscheinen ausschließlich mit Traktor zum Füttern, Zählen und Tränken. Oder zu Pferd. Weshalb sie dann neugierig oder aggressiv, meistens beides, reagieren, wenn sich Fußgänger unter sie mischen. Das kann durchaus auch ohne Hund gefährlich werden.
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Zitat von Enja Beitrag anzeigenWikipedia sagt dazu:
Bullen als Kuh zu bezeichnen, finde ich doch sehr gewöhnungsbedürftig.
Wie auch immer: Im Bericht schrieb GT ja von Stieren.
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Zitat von Chouchen Beitrag anzeigenUnd jeder Bulle ist ja eine Kuh, aber nicht jede Kuh ein Stier.
Jeder Bulle ist ein Bulle. Jede Kuh ist eine Kuh.
Und alle sind zusammen Rinder
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Wikipedia sagt dazu:
Kuh steht für: weibliches Hausrind nach der ersten Kalbung
Das geschlechtsreife männliche Hausrind heißt Stier, in Deutschland auch Bulle
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Zitat von Enja Beitrag anzeigenIch vermute mal, dass es sich wohl eher um Jungbullen als um Kühe handelte?
GT, falls es Dich tröstet: Wir sind auch mal bei einem Wandertag mit einer kompletten Klasse und unserem Lehrer vorneweg in heller Panik vor ein paar Bullen geflüchtet. Im nach hinein war's irgendwie witzig, in diesem Augenblick aber gar nicht.
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Schottland: The Scottish Borders
Nach dieser schnellen Eisenbahn- und Kanalwanderung kam ich durch West Linton, ein ansonsten ziemlich unbedeutendes Kaff, aber: es gab dort einen Couchsurfing-Gastgeber, wie ich in meiner Vorab-Recherche bereits festgestellt hatte. David war zudem auch noch hocherfreut, mich beherbergen zu können. Er war pensioniert und mochte CS vor allem deswegen, weil er so jemanden bekochen konnte – und das tat er ausgesprochen gut und gerne! Wie versprochen holte er mich im örtlichen Pub ab und während ich mich unter der Dusche wieder in einen normalen Menschen verwandelte, bereitete er ein wunderbares Abendessen: Haggis! Ich war zunächst ja mehr als skeptisch, aber nicht um meine Essgewohnheiten wissend hatte David vegetarischen Haggis bereitet, der aus Haferflocken, Linsen, Karotten und Nüssen besteht. Das ganze schmeckte ganz hervorragend und wurde zum kulinarischen Highlight dieses Trips. Am Ende wurde ich sogar noch mit Islay-Whiskey belohnt, der mir Alkoholbanausen natürlich erst mal nichts sagte, aber trotzdem ganz hervorragend schmeckte.
Besonders angetan hatte es mir Murphy, Davids höchst energiegeladener Mischlingshund, der sich während des Essens ständig an mich heranrobbte, bis er von seinem Herrchen wieder des Zimmers verwiesen wurde. Leider war ich zu geschafft, um ausgiebig mit Murphy zu spielen, aber er wurde von mir zumindest fast zu Tode gekrault, während David mir Highlights aus der schottischen Geschichte und Politik erzählte. Wie üblich ging mein Ruhetag bei David viel zu schnell zu Ende und vor allem das gute Essen hätte ich mir noch eine längere Weile guttun lassen.
Für mich ging es jetzt wieder auf National Trails, aber leider ohne Fleiß kein Preis – und so musste ich erst mal einen halben Tag crosscountry laufen. Dieser halbe Tag genügte, um meine bei David wiedererlangte gute Laune sofort wieder in den Keller sinken zu lassen. Zunächst schien alles gut: Der Weg war genau da, wo er laut GPS und Karte sein sollte. Dann begann laut GPS das crosscountry, aber mein schöner Weg führte weiter in die richtige Richtung und zu allem Überfluss gab es auch noch ein Schild, das genau meinen Zielpunkt anzeigte. Warum also crosscountry gehen? Freudig folgte ich weiter dem Weg, nur um eine halbe Stunde später festzustellen, dass es plötzlich weder Schilder oder Wegmarkierungen gab und ich nicht mal ansatzweise da war, wo ich sein sollte. Meine OSM-Karte war wie üblich auch keine große Hilfe und ich verfluchte sie zum hundertsten Mal. Also es half alles nichts: Ich musste zurück laufen. Halb zurück sah ich einen halbwegs passablen Pfad, der am Waldrand entlang in meine Richtung führte. Laut GPS war es nur gerade mal 800 m bis zum richtigen Weg! Nur leider endete dieser verheißungsvolle Pfad in einem einzigen Sumpf der noch dazu garniert war mit umgefallenen Bäumen. Laut GPS nur noch 600 m, das würde doch wohl zu schaffen sein. Ich brauchte 45 Minuten um durch den Morast zu robben und dann nochmals 45 Minuten, um inmitten einer erstaunten Schafherde durch hüfthohen Farn einen steilen Abhang hinaufzuklettern – nur um dann festzustellen, dass ich immer noch ca. 100 m zu tief war und denselben Scheisshügel noch weiter hochklettern musste.. Nach 3 Stunden war ich dann endlich am Ziel meiner Träume angekommen und hatte mal wieder die Schnauze voll von Schottland.
Zugegebenerweise verbesserte sich die Situation dramatisch auf den National Trails. Zuerst verbrachte ich einen Tag auf dem Southern Upland Way, wo ich sogar auf eine Wanderhütte stieß! Danach ging es weiter auf dem St. Cuthbert's Way, der die drei schottischen Abteien Jedburgh, Melrose und Dryburgh verbindet. Nur leider waren die Abteien nicht frei zugänglich, sondern es kostete 5,50 £ die Ruinen inmitten von Heerscharen von Touristen zu besuchen. Ich investierte das Geld lieber in Schokolade, erfreute mich aber an den touristischen Einrichtungen wie saubere Großtoiletten, die mir zu einem Waschtag verhalfen. Bald hatte ich es zum Pennine Way geschafft! Das letzte Stück ging entlang der Deere Street, einer alten Römerstraße, die mich zum Grenzzaun zwischen Schottland und England und damit zum Pennine Way führte. Ich muss sagen, dass ich heilfroh war, Schottland endlich hinter mir zu lassen und freute mich jetzt auf den Pennine Way, den ich auch schon mal komplett gelaufen war.
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Ich vermute mal, dass es sich wohl eher um Jungbullen als um Kühe handelte? Kühe sind eigentlich weder zudringlich noch aggressiv, solange man sie in Ruhe lässt. Jungbullen sind da von anderem Kaliber. Da ist durchaus Vorsicht geboten. Außerdem sollte man Tiere auch nicht stören. Zäune also vielleicht nur überklettern, wenn man weiß, dass die Koppel unbewohnt ist?
Ich würde auch nicht "unter Schafen" zelten wollen.
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@Prachttaucher:
Danke für den Hinweis - jetzt komme ich mir nicht ganz so Weichei-mäßig vor! Der Artikel mit den tödlichen Wanderunfällen durch Kühe erzählte im übrigen, dass die meisten dieser zugegebenerweise wenigen Unfälle mit Wanderern mit HUNDEN passieren. Der Hund greift die Kühe an, die Kühe schlagen zurück, Hund läuft davon, Herrchen will den Hund schützen und gerät in die "Schusslinie" der Kühe.
Seit England habe ich eine Kuhphobie, aber ich musste auch feststellen, dass englische Kühe besonders aggressiv sind. In anderen Ländern hatte ich eigentlich kaum Probleme, dafür in England umso mehr. Mehr dazu später.
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Danke für den Bericht - besonders interessant war für mich die Kuhgeschichte. Tatsächlich sind wir als jugendliche Paddler einmal ähnlich von unserem Platz an einem französischen Kleinfluß vertrieben worden. Das Zelt konnten wir zwar noch retten, ein Faltboot wurde aber eingetreten (Riß im Verdeck). Auf das Erzählen der Geschichte haben wir dann bald verzichtet, da wurde man nur ausgelacht. Seidem achte ich jedenfalls penibel auf das Alter von etwaigen Kuhfladen !
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@Hobbyhiker
Interessante Frage! Ja, nach so vielen Wanderkilometern bekommt man schon Routine. Vor allem ist mir mittlerweile klar, dass zu jeder Wanderung auch Durststrecken gehören. Und da es die jedesmal mehr oder minder ausgeprägt gibt, laufe ich da halt mittlerweile meist ziemlich unbeeindruckt durch. Dabei musste ich feststellen, dass mir gerade im Nachhinein die Bewältigung der schwierigen Strecken oft (aber nicht immer) die größte Befriedigung verschafft.
Auf dieser Wanderung war es jedoch ein bisschen anders gelagert. Ich fragte mich nach einigen Wochen, ob ich mir nicht einfach das falsche Ziel herausgesucht hatte. Ich hatte teilweise den Eindruck, dass es sich nicht um eine temporäre Durststrecke handelt, sondern dass die ganze Idee von vorneherein falsch oder zumindest sehr suboptimal war.
Jetzt, über ein anderthalb Jahre später kann ich sagen, dass es wohl eine Kombination aus vielen Dingen war, die mir diese Wanderung so verleidet und zur insgesamt unerfreulichsten Wanderung meiner bisherigen Wanderkarriere werden ließ. Viel liegt daran, dass Großbritannien nicht gerade das ideale Land für Langstreckenwanderer mit begrenzten Budget ist, aber dazu mehr und ausführlich am Ende dieses Berichts. Aber insgesamt hatte ich halt ausgesprochen Pech mit dem Wetter am Anfang der Tour, beging einige Planungs- und Ausrüstungsfehler und hatte noch dazu eine ziemlich falsche Erwartungshaltung, mit der ich die Realität nur als frustrierend empfinden konnte. Ich würde mittlerweile durchaus nochmals eine lange Wanderung durch UK machen, aber mit einer ganz anderen Erwartungshaltung und Kartenausstattung.
Zur Strecke: Ich bin ja erst Mitte August gestartet und lieferte mir damit einen kleinen Wettlauf mit den Jahreszeiten. Ich konnte nicht allzu lange "herumtrödeln", wenn ich vor Einbruch des Winters in Land's End ankommen wollte. Und damit wollte ich in diesem eher nicht so idyllischen Teil Schottlands einfach die kürzeste Strecke laufen. Und interessanterweise war dieser "Central Scottish Way" für mich dann letztendlich eine der unerwartet schönsten Strecken auf der ganzen Tour.
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Wie auch deine anderen Reiseberichte sehr Beneidenswert.
Denke jeder schonmal durch schottische Moore gestapft ist kann dein Leiden gut nachvollziehendein Durchhaltevermögen nach so einem Start finde ich schon ziemlich klasse.
Bekommt man da nach Jahren des Wanderns so etwas wie Routine und läuft auch wenns nicht so toll ist einfach weiter ?
Zu deiner Strecke und der Etappe an den Kanälen entlag, ging es dir um die kürzesten Verbindungen Richtung Südwesten? Es wäre vllt. schöner gewesen nach dem Loch Lomond Richtung Westen zur Küste zu laufen und dort entlang der Coast Paths. Glaube einer davon ist der Ayershire Coastal Path von dem man über den Southern Upland Way zum Pennine Way gehen kann. Ist natürlich ne längere Strecke.. bzw. einfach durch Glasgow durch über den Clyde Walkway + Southern Upland Way.
Freue mich schon auf die Fortsetzung!
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Schottland: Central Scottish Way
Dieser Routenabschnitt hatte mir in der Planung am meisten Bauchschmerzen bereitet. Am Ende des WHW kurz vor Glasgow musste ich nun irgendwie Schottland Richtung Richtung Edinburgh durchqueren, um wieder auf National Trails zu stoßen. Nur leider war dies die am dichtesten besiedelte und industrialisierte Gegend Schottlands und es fand sich so gar kein vernünftiger Wanderweg. Der Cicerone-Führer folgte letztendlich einer Route namens Central Scottish Way, von der ich antiquarisch noch einen alten Wanderführer von Erl Wilkie auftreiben konnte – der sich aber letztendlich als völlig überflüssig herausstellte. Der Central Scottish Way folgt in Ermangelung von Wanderwegen einfach alten, stillgelegten Eisenbahnlinien und vor allem den Treidelpfaden des Forth&Clyde und Union Canal. Dies alles hörte sich so überhaupt nicht idyllisch an und vor allem befürchtete ich, dass ich nirgendwo einen Platz zum Zelten finden würde.
Wenig begeistert begann ich also meine Wanderung auf diesem Abschnitt und wurde in fast allen Punkten ausgesprochen positiv überrascht – obwohl mein erster Tag auf diesem Abschnitt sehr turbulent endete.... Nach einem Tag Regen auf alten Eisenbahntrassen kam ich nun endlich mit schmerzenden Füssen an einem Stück heißersehnten Waldes an, das mich förmlich um Zelten anschrie. Dabei störte es mich nicht, dass ich einen Stacheldrahtzaun überklettern musste – schließlich war hier fast alles eingezäunt. Viel mehr hätten mich die vielen Kuhfladen und der zermanschte Boden stutzig machen sollen, aber irgendwie entging mir das alles. Ich hatte gerade mein Zelt ausgepackt und wollte es an einem schönen Fleck aufbauen, als ich in der Ferne eine Kuh erblickte – leider innerhalb der Umzäunung, in der auch ich mich befand. Nicht gut! Hier wollte ich keinesfalls die Nacht verbringen. Missmutig packte ich mein Zelt wieder zusammen, als das Unheil seinen Lauf nahm. Aus einer Kuh wurden plötzlich ca. 20 Stiere, die sich wohl im Wald versteckt hatten und nun eine lustige Abendunterhaltung witterten. Kaum hatte mich das erste Viech entdeckt, kam auch schon die ganze Herde auf mich zu galoppiert. Mir sackte das Herz in die Hose. Die Viecher waren keinesfalls in irgendeiner Weise durch mein Gebrüll zu beindrucken und kamen im Vollgalopp auf mich zu. Als ich schon glaubte, mein Leben unter Kuhhufen zu beenden, kamen die Nachwuchsstiere mich qualmenden Hufen weniger als einen Meter vor mich endlich zum Halt. Ich stand da wie versteinert und konnte kaum glauben, dass ich noch am Leben war. Es war auch nicht gerade hilfreich, dass ich erst vor kurzem einen Artikel über tödliche Kuhunfälle auf englischen Wanderwegen gelesen hatte. Immerhin erinnerte ich mich aus dem Artikel daran, dass man sich im Falle aggressiver Kühe in keinem Fall bücken oder gar stolpern und hinfallen sollte. Nur leider war noch ein Teil meiner Ausrüstung verstreut und ich wollte keinesfalls mein Zelt zurücklassen. Ganz, ganz vorsichtig raffte ich mein Equipment zusammen und stopfte es irgendwie in meinen Rucksack. Jetzt hoffte ich auf einen geordneten Rückzug – doch leider hatten mich meine neugierigen Freunde komplett umzingelt. Freundlich lächelnd versuchte ich mich zurück in Richtung Zaun zu bewegen, immer dicht gefolgt von 20 neugierigen Stieren. Mir brach der Angstschweiß aus, denn die Viecher wurden immer zudringlicher und ließen mir kaum Raum. Nach scheinbar endlosen Minuten war nun endlich der Stacheldrahtzaun erreicht und meine Freiheit schien zum Greifen nah – nur wollten meine neuen Freunde mich nicht gehen lassen. Sie blieben einfach vor dem Zaun stehen und ließen mich nicht durch..... Ich konnte ja nun schlecht den Rest des Abends Stiere anstarren. Beherzt sprang ich deshalb unerwartet über den deutlich niedrigen Zaun zur Nachbarweide und damit in die Freiheit. Dann noch unter Stacheldraht durch und ich war zitternd am Ausgangspunkt meiner Expedition zurück.
Nur leider war es mittlerweile schon fast dunkel und ich hatte immer noch keinen Zeltplatz gefunden. Im Eilmarsch ging es also weiter, aber es wollte sich so gar kein verstecktes Plätzchen finden. Endlich, kurz bevor das Tageslicht mich dann komplett im Stich ließ, fand ich in den Büschen einen geeigneten flachen Platz. Hurtig baute ich mein Zelt auf und stellte erst dann fest, dass ich 20 m entfernt von einer viel befahrenen Bahnlinie zeltete...... Nun war es aber definitiv zu spät zum Umziehen, obwohl die vorbeirauschenden Züge mein Zelt zum Wackeln brachten. Glücklicherweise endete der Zugverkehr um Mitternacht, so dass ich wenigstens bis zum frühen Morgen etwas Ruhe hatte.
Die nächsten zwei Tage lief ich entlang der ehemaligen Treidelpfade und wurde ausgesprochen angenehm überrascht. Obwohl ich mich fast immer sehr nahe an Häuser, Industrie oder gar Autobahnen befand, waren die Kanäle eine eigene kleine, grüne und überraschenderweise sehr ruhige Welt. Oft tief eingeschnitten in die übrige Landschaft, sah und hörte ich kaum etwas von der Zivilisation. Interessant waren vor allem die Schiefervorkommen, die sich hier links und rechts des Kanals befanden. Sogar das Wildzelten war erstaunlich einfach: Ich endete ich einem kleinen Wäldchen am Kanal und obwohl sich die Autobahn gerade mal einen Kilometer weit entfernt befand, sah und hörte ich nichts.
Am nächsten Morgen hatte ich mal wieder ein lustiges Erlebnis. Die Treidelpfade waren natürlich auch sehr beliebt bei Radfahrern und so stieß ich am Morgen auf einen Vater-Sohn-Paar, die direkt am Treidelpfad gezeltet hatten – ganz offen vor aller Augen. Erstaunt fragte ich sie, ob das denn erlaubt wäre und lernte zu meiner großen Freude, dass der Treidelpfad selbst öffentlicher Grund wäre und Zelten erlaubt. Sie waren schon zwei Nächte hier und niemand hätte sich beschwert. Als wir munter plauderten, kamen einige Spaziergänger und Hundeausführer vorbei. Die beiden Radler bereiteten gerade ihr Frühstück vor und so standen Kaffeetassen und Porridgetopf auf ihrer Picknickdecke. Das wiederum schien einen der herumlaufenden Hunde sehr zu interessieren, der neugierig angerannt kam und mal kurz den Porridge probierte.... Als meine beiden Radlerfreunde das entdeckten und ihn verscheuchen wollten, stieß das vertriebene Tier gleich noch die Kaffetassen um. Das herbeigelaufene Herrchen entschuldigte sich natürlich vielmals, aber der Anblick des Frühstückschaos war besser als jede Slapstick-Komödie und ich kam noch Kilometer später kaum aus dem Lachen heraus.
Fazit: Obwohl ich niemanden raten würde, extra nach Großbritannien zu fahren, um dort an den Kanälen entlang zu wandern, waren diese Treidelpfade doch eine ausgesprochen angenehme Erfahrung. Natürlich läuft man dabei nicht durch unberührte Natur, aber die Kanäle und die damit zusammenhängenden Bauten wie Brücken und Äquadukte waren ausgesprochen interessant. Zudem war ich hocherfreut, endlich ordentlich Kilometer machen zu können, denn auf den ebenen Treidelpfaden waren 40 km am Tag kein Problem.
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Schottland: West Highland Way
Als ich kurz vor Fort William auf den ersten offiziellen Trailmarker eines National Trail (in diesem Fall der Great Glen Way) stieß, hätte ich fast den Marker, den Boden oder beides küssen können. Endlich Wegmarkierung! Endlich richtige Wege! Das letzte Stück flog ich förmlich am Caledonian Kanal entlang nach Fort William. Am Neptun's Staircase erwartete mich die erste positive Überraschung. British Waterways hat dort für die Kanalbootfahrer eine Servicestation eingerichtet, darunter u.a. Duschen! Diese Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen: Während sich draußen Dutzende von Touristen um die Boote in den Schleusen drängelten, verwandelte ich mich in der Dusche von einem verdreckten stinkenden Langstreckenwanderer wieder zurück in einen normalen Menschen. Sauber und wohlduftend trabte ich weiter in das Zentrum von Fort William. Mein erster Besuch galt dem dortigen Outdoorshop, wo ich neue Socken erstand. Dann entdeckte ich zu meiner übergroßen Freude einen Lidl-Supermarkt und ich konnte es mir natürlich nicht verkneifen, ordentlich deutsche Schokolade einzukaufen.
Danach allerdings verließ mich mein Glück: Ich hatte eigentlich einen längst überfälligen Ruhetag in Fort William einlegen wollen, aber es war ein Bank Holiday Wochenende und so ziemlich alles war ausgebucht. Da ich kein Vermögen in eine Unterkunft investieren wollte, beschloss ich weiterzulaufen. Immerhin war ich ja zumindest schon mal geduscht. Mit der WHW-Unterkunftsliste aus dem TIC rief ich Hostels und Zeltplätze am Weg an, um für die nächsten Tage etwas zu reservieren. Dabei erhielt ich erstmals einen bitteren Vorgeschmack darauf, wie überlaufen der WHW war, denn auch hier war fast alles ausgebucht. Nur nach vielen Telefonaten gelang es mir, eine Hütte auf einem Zeltplatz in Kinlochleven zu ergattern.
Dennoch verließ ich frohen Mutes Fort William, denn der WHW würde nach meiner crosscountry Tour durch die Highlands jetzt das reinste Zuckerschlecken werden. Ich war den WHW nämlich vor Jahren schon einmal gelaufen und zwar in einem Anfall geistiger Umnebelung Ende Dezember . Da ich damals natürlich fast alleine unterwegs gewesen war, versetzten mir die Heerscharen der WHW-.Wanderer im Sommer einen ordentlichen Kulturschock. In den Highlands war ich fast alleine unterwegs gewesen. Außer Charlie auf ihrer 8 points Britain Tour hatte ich keine Langstreckenwanderer getroffen – nur vereinzelte Munro Bagger und Tages-/Wochenendwanderer. Aber bereits am ersten halben Tag auf dem WHW kamen mir 70 (!) Wanderer entgegen. Dies sollte in den nächsten vier Tagen, die ich den WHW laufen würde, noch schlimmer werden. Da die meisten den WHW von Süd nach Nord laufen und ich in umgekehrter Richtung unterwegs war, bekam ich die Menschenmassen auf dieser Wanderautobahn so richtig voll ab. Jeden Tag kamen mir hundert und mehr Wanderer entgegen – von schottischer Highland-Einsamkeit keine Spur. Ähnlich überlaufen sind wohl nur die spanischen Caminos. Und obwohl wildes Zelten entlang des WHW bis auf wenige Ausnahmen erlaubt ist, sammelten sich diese Menschenmassen auch noch alle an denselben Campingplätzen z.B. neben Pubs. In meinen 4 Tagen auf dem WHW sah ich einen einzigen anderen Wildzelter, der abseits der Massenlagerplätze sein Zelt aufgeschlagen hatte.
Mit meiner Campingplatzhütte hatte ich so richtig Glück gehabt. Als ich ankam, fing es natürlich prompt an zu regnen und ich konnte den verregneten Tag genüsslich in meiner beheizten Hütte mit Wäschewaschen und Lesen zubringen. Als dann am nächsten Tag auch noch mein Schuhnachschubpaket im örtlichen Postamt auf mich wartete, war ich ziemlich glücklich. Ich hatte neue Schuhe, lief nun endlich auf Wegen statt durch Schlamm und konnte einfach den Wegmarkierungen folgen. Kurz: Ich hatte nun endlich das Gefühl, dass ich ein wenig vorankam.
Meine Route bog kurz vor Glasgow vom WHW ab und ich verbrachte nur 4 Tage darauf. Mir hatte der Weg schon beim ersten Mal nicht sonderlich gut gefallen und ich wäre eigentlich gerne eine andere Strecke gelaufen, aber da ich nun schon mal die Karten dafür hatte, bin ich ihn halt noch ein zweites Mal gelaufen. Mein Eindruck vom WHW hat sich dadurch nicht verbessert. Mir ist es ziemlich schleierhaft, warum er sich so großer Beliebtheit erfreut. Für schottische Verhältnisse ist der WHW nämlich nicht mal besonders schön und fällt im Vergleich zum ersten Teil meiner Route deutlich ab. Mich persönlich nervte am meisten die Nähe zur Autobahn A82, die man über weite Strecken nicht nur hört, sondern sogar oft auch sieht. Nicht gerade das, was ich mir unter Schottlandidylle vorstelle. Am abschreckendsten waren jedoch die Menschenmassen auf dem Weg. Wenn man mit der Herde von Süd nach Nord läuft, bekommt man das vielleicht nicht so mit, aber wenn einem alle 5 Minuten ein Wanderer entgegen kommt, dann nervt es bald. Ich hatte zudem den Eindruck, dass hier mehr Deutsche als Engländer unterwegs waren. Wer diese Art von Landschaft mag, ist jedoch nicht auf den WHW angewiesen: Es gibt in England/Schottland viel schönere und weniger überlaufene Alternativen, allen voran den von mir später noch begangenen Pennine Way.
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