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Mitreisende | |
Land: Vereinigtes Königreich/Schottland
Reisezeit: September 2012
Region/Kontinent: Nordeuropa
Vorweg...
Zunächst mal ein kurzes "hallo" in die Runde... ich lese schon länger hier mit und habe eine Menge Anregungen, Tipps und Erfahrungsberichte aus diesem Forum gezogen, wofür ich an dieser Stelle mal "danke" sagen möchte - und als kleines Zeichen meines Dankes einen kleinen Bericht über meine Tour auf dem WHW beitragen will, der hoffentlich für den einen oder die andere von Euch nützlich ist.
Ach ja... die Bilder im Bericht sind Links. Wenn Ihr darauf klickt, landet Ihr in meinem Flickr-Fotostream, wo man sich die Aufnahmen auch nochmals in groß ansehen kann. Ich habe dort auch ein Album mit allen Schottland-Bildern erstellt, das unter diesem Link zu finden ist:
https://secure.flickr.com/photos/herrbaer/sets/72157631551241668
Juni
Nachdem der letzte Urlaub, der länger als eine Woche lang war, doch auch schon wieder mehrere Jahre zurückliegt und das Erholungsbedürfnis im selben Maße anstieg wie das Tagesguthaben auf dem Urlaubskonto, sollte es heuer mal wieder für längere Zeit raus aus den heimischen vier Wänden gehen. Zwei Sachen gab es, die die Auswahl möglicher Ziele einschränkten: Zum einen bin ich ein großer Fan nördlicher Gefilde, zum anderen wollte ich mal eine etwas längere Wandertour machen (bisher maximal Wochenendtouren), die mich aber nicht allzu weit aus der Zivilisation führen sollte... Anfänger und so, da muss man ja nicht gleich übertreiben :-) Mit diesen Vorgaben ausgestattet machte ich mich in den Weiten des Netzes auf die Suche und bin recht schnell beim WHW gelandet. Mit ca. 150 Kilometern nicht übermäßig lang, mitten in der Natur und trotzdem nicht allzu weit von den nächsten Siedlungen und Verkehrswegen entfernt und somit geeignet als Ziel für mein Unterfangen. Geplant hatte ich ursprünglich, die Tour alleine zu machen - allerdings hatte ich im Kollegenkreis in der Kantine davon erzählt, wo sich dann gleich ein Kollege meldete und meinte, er wäre zu der Zeit auch in Schottland und würde mitkommen. Im Nachhinein betrachtet eine echt tolle Sache. Nicht nur, dass ich die Zeltfrage damit geklärt hatte (der Kollege hat eins, ich nicht) - vor Ort stellte sich heraus, dass es trotzdem einfach besser ist, wenn man nicht alleine durch die Wildnis stapft, sondern etwas Gesellschaft hat.
Juli-August
Die nächsten Monate standen ganz im Zeichen der Informations- und Materialbeschaffung. Die Münchener Filliale eines großen deutschen Outdoor-Ausrüsters dürfte ihre helle Freude an mir gehabt haben :-) : Rucksack, Schlafsack, Wanderhose und allerlei Kleinkram wanderten dort in meine Einkaufstasche und das sauer verdiente Ersparte in die andere Richtung über den Ladentisch. Für Kocher, Luftmatratze, GPS und einige weitere Ausrüstungsgegenstände waren schnell nette Leute im Freundeskreis gefunden, die mir ihre Sachen leihweise zur Verfügung stellten.
1. September
Mein mitwandernder Kollege war schon seit einer Woche in Schottland, nun schickte ich mich an, ihm zu folgen.
Mit dem Flugzeug ging's zunächst von Frankfurt nach Amsterdam (inklusive Sonderbehandlung mit Handscanner an der Sicherheitsschleuse in Frankfurt... Wanderstiefel und Zip-Off-Hose zusammen hatten wohl etwas Metall zu viel für die feinen Apparaturen dort). In Amsterdam am Flughafen traf ich auf eine Gruppe aus Deutschland/Österreich, die den WHW mit leichtem Tagesgepäck und Kurierservice für die großen Gepäckstücke in 7 Tagen wandern wollte. Da gab's schon mal eine Menge zu erzählen, was die Wartezeit auf den Anschlussflug doch um einiges angenehmer machte. Von Amsterdam aus dann weiter nach Glasgow, dort hatte mein Kollege schon ein Quartier organisiert und wir ließen meinen Anreisetag in einer netten, kleinen Kneipe in der ansonsten ziemlich desillusionierend hässlichen Stadt ausklingen. Wer mal nach Glasgow kommt - die Lucky 7 Canteen ist einen Besuch wert :-)
2. September
Im Vorfeld hatten wir uns auf den Rat einiger Leute in unserem Bekanntenkreis hin entschieden, die erste Etappe von Milngavie nach Drymen auszulassen und erst in Drymen zu starten. So stiegen wir also in aller Herrgottsfrühe in den Bus, um uns in einer laaaaaaangen Fahrt durch Vororte und Dörfer dorthin bringen zu lassen und begannen unseren Weg am Drymen Square. Gleich der allererste Eindruck vom WHW war allerdings ein bescheidener.

West Highland Way von UpperPalatine auf Flickr
Einige Kilometer hinter Drymen fanden Waldbauarbeiten im großen Stil statt, die Hauptroute des WHW war gesperrt und die Umleitung führte auf einem tieferliegenden, ziemlich matschig-schlammigem Weg entlang. Das war schon mal eine gute Vorbereitung auf die nächsten Tage, die auch des öfteren mit Schlammlöchern aller Größenklassen aufwarteten. Da wünscht man sich doch die Wegebauer der Alpenvereine nach Schottland :-)
Nach einer kurzen Mittagspause erklommen wir dann den Conic Hill und genossen von dort aus die Aussicht auf den Südteil des Loch Lomond.

First view on Loch Lomond von UpperPalatine auf Flickr
Am Conic Hill hatten wir dann die tolle Idee, vom Hauptweg abzuzweigen und einem Pfad etwas nördlich davon zu folgen, der auf einem kleinen Grat Richtung See hinunterführte. Leider existierte der Pfad in seinem weiteren Verlauf zwar noch auf der Karte, aber nicht mehr unbedingt in der Realität, was zu einem unfreiwilligen Ausflug durch ein nasses, schlammiges Waldstück führte. In Balmaha legten wir kurz Rast ein und wanderten dann doch ein Stück am See entlang nordwärts, um auf dem Campnigplatz Millarochy unser Zelt aufzuschlagen.
Den Campingplatz kann man nur wärmstens empfehlen: Freundliches Personal, ein kleiner Laden, in dem man sich mit dem Nötigsten versorgen kann und die hygienische Lage in Dusch-, Bade und Küchenräumen war absolut in Ordnung.
3. September
Die nächste Tagesetappe führte uns von Balmaha nach Rowardennan. Am Ross-Wood-Hügel jammerten wir noch über den steilen Aufstieg... nicht wissend, was uns im letzten Teil der Tour noch an wirklich steilen und langen Aufstiegen erwarten würde :-) In Rowardennan angekommen quartierten wir uns in der Jugendherberge ein, was sich im Nachhinein als nicht unbedingt klug herausstellen sollte.

Rowardennan Youth Hostel von UpperPalatine auf Flickr
Ein Freund hatte mich bereits vorher darauf hingewiesen, dass man in Schottland üblicherweise in B&Bs günstiger übernachtet als in Youth Hostels - und das bestätigte sich jetzt für uns. Über die Zustände in der JH selbst lässt sich nichts negatives sagen: Einfache Einrichtung, alles soweit sauber - aber einen Tick zu teuer für das, was geboten wurde. Nachdem wir unser Quartier in der JH bezogen hatten, unternahmen wir noch einen Versuch, den Ben Lomond über den etwas steileren Weg nördlich von Rowardennan zu erklimmen, was wir aufgrund der fortgeschrittenen Stunde und des heraufziehenden Regens abbrachen und auf den nächsten Tag verschoben. Den Abend ließen wir im ans örtliche Hotel angeschlossenen Pub ausklingen.
4. September
Nun also der Ben Lomond. Mit leichtem Gepäck ausgestattet machten wir uns am Vormittag des 4. Tages auf den Weg. Dieses Mal hatten wir beschlossen, nicht den Weg am Ben Lomond Cottage zu nehmen, sondern den Hauptweg, der am Beginn der Jugendherbergs-Privatstraße abzweigt. Wir liefen anfangs noch durch Wälder und Büsche, mit jedem Höhenmeter jedoch lichtete sich die Vegetation und bald waren wir auf einem kargen, nur mit Gras bewachsenen Grat unterwegs, der uns direkt in Richtung des Gipfels führte. Durch die exponierte Lage oberhalb des Sees war man ab diesem Grat starkem Wind ausgesetzt, der nach oben hin immer heftiger wurde und uns am Gipfel dazu nötigte, unseren Aufenhalt nicht länger als unbedingt nötig auszudehnen. Unterwegs blieben wir immer mal wieder stehen, um die faszinierende, karge und schroffe Landschaft sowie den langgestreckt unter uns liegenden See zu fotografieren.

Ascent to Ben Lomond von UpperPalatine auf Flickr

Loch Lomond as seen from the ascent to Ben Lomond von UpperPalatine auf Flickr
Am frühen Nachmittag waren wir wieder zurück im Ort, stärkten uns nochmals im Pub und wanderten dann wieder mit vollem Gepäck weiter Richtung Norden. Das Naturschutzgebiet endet ca. zwei Kilometer nördlich von Rowardennan (wird durch Schilder angezeigt) und ab diesem Punkt ist wild campen wieder erlaubt - was wir dann auch an einer besonders schönen Stelle am See taten. Leider waren die Leute, die vor uns diese Stelle zum Campen entdeckt hatten, mit den Naturschönheiten dort nicht ganz so pfleglich umgegangen... auf der als Zeltplatz genutzten Wiese entdeckten wir neben den deutlichen Spuren zweier Lagerfeuer weggeworfene Essensverpackungen, Socken (!) und sogar eine Gaskartusche (!!). Am Seeufer sah's nicht viel besser aus. Wir sammelten zumindest den gröbsten Müll auf, um ihn anderntags in Inversnaid zu entsorgen. Dreckspack, das!
Beim Saubermachen nach dem Kochen hatte ich die erste Begegnung mit den schottischen Midges. In Reiseberichten u.a. hier im Forum hatte ich bereits über diese kleinen Biester gelesen, mir aber keine großen Gedanken dazu gemacht... "die paar Mücken". Jetzt spürte ich am eigenen Leib, was es mit "den paar Mücken" auf sich hatte. Die Fleecejacke, die ich beim Geschirr saubermachen trug, hing von oben bis unten mit tausenden Midges voll, da ich mich im Gesicht und an den Händen (die einzigen freien Körperstellen) eingecremt hatte, ließen sich diese Biester tatsächlich in meinen Nasenlöchern und auf den Lippen nieder... Also, liebe Schottland-Neulinge, wenn Ihr das hier lest: Unterschätzt die Midges nicht :-)
5. September
Tags darauf begegneten wir einem englischen Paar, das eine Tageswanderung von Inversnaid aus zum Nordende des Loch Lomond machte. Der Mann erzählte uns, dass sie auf dem Weg zum "Drover's Inn" wären. "This is a very special pub." - "Special in which way?" - "Ummm... I can't explain it. You must see it for yourself." Das klang verlockend genug, sodass wir nach dem Aufstellen des Zeltes auf dem Campingplatz der Beinglas Farm gemeinsam mit den beiden deutschen Wanderinnen, die wir auf dem Weg getroffen hatten, das Drover's Inn aufsuchten. Von Beinglas Farm aus überquert man dazu einfach den River Falloch und geht dann links in Richtung Inverarnan. Das erste Gebäude des Ortes auf der linken Seite ist besagtes Drover's Inn. Ein uraltes Steinhaus, in dem sich seit über 300 Jahren eine Kneipe befindet. Im Vorraum wird man von einer Ritterrüstung und einem ausgestopften Braunbären in Angriffsstellung begrüßt und den Wänden und der Einrichtung des Gastraumes lässt sich ihre lange Geschichte auch deutlich ansehen. Ein urgemütliches Pub mit tollem Essen - kann ich wirklich nur jeder und jedem WHW-Wandernden ans Herz legen! :-)
Der einzige Wermutstropfen des Tages war die Wettervorhersage, die an der Tür des Pubs in Beinglas Farm hing und für den Folgetag "heavy rain" ankündigte. Das konnte ja heiter werden.
6. September
Am Morgen des 6. September war von dem angekündigten "heavy rain" noch nichts zu sehen. Nach einem Full Scottish Breakfast im Pub des Campingplatzes machten wir uns auf den Weg. Der Regen ließ nicht lange auf sich warten. Zwar nicht stark, aber ausdauernd fiel er den ganzen Vormittag über. Nun rächte es sich, dass unsere Regenschutzkonzepte nicht so 100%ig vollständig waren - wir beide hatten keine Regenhosen dabei - ich hatte eine G1000-Hose, die zwar schnell trocknete, aber eben auch nur dann, wenn der Regen vielleicht mal aufgehört hätte :-) und mein Kollege hatte überwiegend Baumwollkleidung an. Unter diesen Umständen entschlossen wir uns dann, die Etappe bereits in Crianlarich zu beenden und kamen dort für günstiges Geld in einem supertollen B&B unter. Wenn jemand von Euch mal dort ist - geht ins Glenardran House am östlichen Ortsausgang, ein paar Meter hinter dem Rod & Reel Pub und den Craigbank Guest House. Wunderschöne Zimmer (sodass man fast ein schlechtes Gewissen hat, wenn man dort mit der durchnässten und verdreckten Kleidung auftaucht) und sehr nette und zuvorkommende Gastgeber.
Fortsetzung folgt...
Reisezeit: September 2012
Region/Kontinent: Nordeuropa
Vorweg...
Zunächst mal ein kurzes "hallo" in die Runde... ich lese schon länger hier mit und habe eine Menge Anregungen, Tipps und Erfahrungsberichte aus diesem Forum gezogen, wofür ich an dieser Stelle mal "danke" sagen möchte - und als kleines Zeichen meines Dankes einen kleinen Bericht über meine Tour auf dem WHW beitragen will, der hoffentlich für den einen oder die andere von Euch nützlich ist.
Ach ja... die Bilder im Bericht sind Links. Wenn Ihr darauf klickt, landet Ihr in meinem Flickr-Fotostream, wo man sich die Aufnahmen auch nochmals in groß ansehen kann. Ich habe dort auch ein Album mit allen Schottland-Bildern erstellt, das unter diesem Link zu finden ist:
https://secure.flickr.com/photos/herrbaer/sets/72157631551241668
Juni
Nachdem der letzte Urlaub, der länger als eine Woche lang war, doch auch schon wieder mehrere Jahre zurückliegt und das Erholungsbedürfnis im selben Maße anstieg wie das Tagesguthaben auf dem Urlaubskonto, sollte es heuer mal wieder für längere Zeit raus aus den heimischen vier Wänden gehen. Zwei Sachen gab es, die die Auswahl möglicher Ziele einschränkten: Zum einen bin ich ein großer Fan nördlicher Gefilde, zum anderen wollte ich mal eine etwas längere Wandertour machen (bisher maximal Wochenendtouren), die mich aber nicht allzu weit aus der Zivilisation führen sollte... Anfänger und so, da muss man ja nicht gleich übertreiben :-) Mit diesen Vorgaben ausgestattet machte ich mich in den Weiten des Netzes auf die Suche und bin recht schnell beim WHW gelandet. Mit ca. 150 Kilometern nicht übermäßig lang, mitten in der Natur und trotzdem nicht allzu weit von den nächsten Siedlungen und Verkehrswegen entfernt und somit geeignet als Ziel für mein Unterfangen. Geplant hatte ich ursprünglich, die Tour alleine zu machen - allerdings hatte ich im Kollegenkreis in der Kantine davon erzählt, wo sich dann gleich ein Kollege meldete und meinte, er wäre zu der Zeit auch in Schottland und würde mitkommen. Im Nachhinein betrachtet eine echt tolle Sache. Nicht nur, dass ich die Zeltfrage damit geklärt hatte (der Kollege hat eins, ich nicht) - vor Ort stellte sich heraus, dass es trotzdem einfach besser ist, wenn man nicht alleine durch die Wildnis stapft, sondern etwas Gesellschaft hat.
Juli-August
Die nächsten Monate standen ganz im Zeichen der Informations- und Materialbeschaffung. Die Münchener Filliale eines großen deutschen Outdoor-Ausrüsters dürfte ihre helle Freude an mir gehabt haben :-) : Rucksack, Schlafsack, Wanderhose und allerlei Kleinkram wanderten dort in meine Einkaufstasche und das sauer verdiente Ersparte in die andere Richtung über den Ladentisch. Für Kocher, Luftmatratze, GPS und einige weitere Ausrüstungsgegenstände waren schnell nette Leute im Freundeskreis gefunden, die mir ihre Sachen leihweise zur Verfügung stellten.
1. September
Mein mitwandernder Kollege war schon seit einer Woche in Schottland, nun schickte ich mich an, ihm zu folgen.
Mit dem Flugzeug ging's zunächst von Frankfurt nach Amsterdam (inklusive Sonderbehandlung mit Handscanner an der Sicherheitsschleuse in Frankfurt... Wanderstiefel und Zip-Off-Hose zusammen hatten wohl etwas Metall zu viel für die feinen Apparaturen dort). In Amsterdam am Flughafen traf ich auf eine Gruppe aus Deutschland/Österreich, die den WHW mit leichtem Tagesgepäck und Kurierservice für die großen Gepäckstücke in 7 Tagen wandern wollte. Da gab's schon mal eine Menge zu erzählen, was die Wartezeit auf den Anschlussflug doch um einiges angenehmer machte. Von Amsterdam aus dann weiter nach Glasgow, dort hatte mein Kollege schon ein Quartier organisiert und wir ließen meinen Anreisetag in einer netten, kleinen Kneipe in der ansonsten ziemlich desillusionierend hässlichen Stadt ausklingen. Wer mal nach Glasgow kommt - die Lucky 7 Canteen ist einen Besuch wert :-)
2. September
Im Vorfeld hatten wir uns auf den Rat einiger Leute in unserem Bekanntenkreis hin entschieden, die erste Etappe von Milngavie nach Drymen auszulassen und erst in Drymen zu starten. So stiegen wir also in aller Herrgottsfrühe in den Bus, um uns in einer laaaaaaangen Fahrt durch Vororte und Dörfer dorthin bringen zu lassen und begannen unseren Weg am Drymen Square. Gleich der allererste Eindruck vom WHW war allerdings ein bescheidener.

West Highland Way von UpperPalatine auf Flickr
Einige Kilometer hinter Drymen fanden Waldbauarbeiten im großen Stil statt, die Hauptroute des WHW war gesperrt und die Umleitung führte auf einem tieferliegenden, ziemlich matschig-schlammigem Weg entlang. Das war schon mal eine gute Vorbereitung auf die nächsten Tage, die auch des öfteren mit Schlammlöchern aller Größenklassen aufwarteten. Da wünscht man sich doch die Wegebauer der Alpenvereine nach Schottland :-)
Nach einer kurzen Mittagspause erklommen wir dann den Conic Hill und genossen von dort aus die Aussicht auf den Südteil des Loch Lomond.

First view on Loch Lomond von UpperPalatine auf Flickr
Am Conic Hill hatten wir dann die tolle Idee, vom Hauptweg abzuzweigen und einem Pfad etwas nördlich davon zu folgen, der auf einem kleinen Grat Richtung See hinunterführte. Leider existierte der Pfad in seinem weiteren Verlauf zwar noch auf der Karte, aber nicht mehr unbedingt in der Realität, was zu einem unfreiwilligen Ausflug durch ein nasses, schlammiges Waldstück führte. In Balmaha legten wir kurz Rast ein und wanderten dann doch ein Stück am See entlang nordwärts, um auf dem Campnigplatz Millarochy unser Zelt aufzuschlagen.
Den Campingplatz kann man nur wärmstens empfehlen: Freundliches Personal, ein kleiner Laden, in dem man sich mit dem Nötigsten versorgen kann und die hygienische Lage in Dusch-, Bade und Küchenräumen war absolut in Ordnung.
3. September
Die nächste Tagesetappe führte uns von Balmaha nach Rowardennan. Am Ross-Wood-Hügel jammerten wir noch über den steilen Aufstieg... nicht wissend, was uns im letzten Teil der Tour noch an wirklich steilen und langen Aufstiegen erwarten würde :-) In Rowardennan angekommen quartierten wir uns in der Jugendherberge ein, was sich im Nachhinein als nicht unbedingt klug herausstellen sollte.

Rowardennan Youth Hostel von UpperPalatine auf Flickr
Ein Freund hatte mich bereits vorher darauf hingewiesen, dass man in Schottland üblicherweise in B&Bs günstiger übernachtet als in Youth Hostels - und das bestätigte sich jetzt für uns. Über die Zustände in der JH selbst lässt sich nichts negatives sagen: Einfache Einrichtung, alles soweit sauber - aber einen Tick zu teuer für das, was geboten wurde. Nachdem wir unser Quartier in der JH bezogen hatten, unternahmen wir noch einen Versuch, den Ben Lomond über den etwas steileren Weg nördlich von Rowardennan zu erklimmen, was wir aufgrund der fortgeschrittenen Stunde und des heraufziehenden Regens abbrachen und auf den nächsten Tag verschoben. Den Abend ließen wir im ans örtliche Hotel angeschlossenen Pub ausklingen.
4. September
Nun also der Ben Lomond. Mit leichtem Gepäck ausgestattet machten wir uns am Vormittag des 4. Tages auf den Weg. Dieses Mal hatten wir beschlossen, nicht den Weg am Ben Lomond Cottage zu nehmen, sondern den Hauptweg, der am Beginn der Jugendherbergs-Privatstraße abzweigt. Wir liefen anfangs noch durch Wälder und Büsche, mit jedem Höhenmeter jedoch lichtete sich die Vegetation und bald waren wir auf einem kargen, nur mit Gras bewachsenen Grat unterwegs, der uns direkt in Richtung des Gipfels führte. Durch die exponierte Lage oberhalb des Sees war man ab diesem Grat starkem Wind ausgesetzt, der nach oben hin immer heftiger wurde und uns am Gipfel dazu nötigte, unseren Aufenhalt nicht länger als unbedingt nötig auszudehnen. Unterwegs blieben wir immer mal wieder stehen, um die faszinierende, karge und schroffe Landschaft sowie den langgestreckt unter uns liegenden See zu fotografieren.

Ascent to Ben Lomond von UpperPalatine auf Flickr

Loch Lomond as seen from the ascent to Ben Lomond von UpperPalatine auf Flickr
Am frühen Nachmittag waren wir wieder zurück im Ort, stärkten uns nochmals im Pub und wanderten dann wieder mit vollem Gepäck weiter Richtung Norden. Das Naturschutzgebiet endet ca. zwei Kilometer nördlich von Rowardennan (wird durch Schilder angezeigt) und ab diesem Punkt ist wild campen wieder erlaubt - was wir dann auch an einer besonders schönen Stelle am See taten. Leider waren die Leute, die vor uns diese Stelle zum Campen entdeckt hatten, mit den Naturschönheiten dort nicht ganz so pfleglich umgegangen... auf der als Zeltplatz genutzten Wiese entdeckten wir neben den deutlichen Spuren zweier Lagerfeuer weggeworfene Essensverpackungen, Socken (!) und sogar eine Gaskartusche (!!). Am Seeufer sah's nicht viel besser aus. Wir sammelten zumindest den gröbsten Müll auf, um ihn anderntags in Inversnaid zu entsorgen. Dreckspack, das!
Beim Saubermachen nach dem Kochen hatte ich die erste Begegnung mit den schottischen Midges. In Reiseberichten u.a. hier im Forum hatte ich bereits über diese kleinen Biester gelesen, mir aber keine großen Gedanken dazu gemacht... "die paar Mücken". Jetzt spürte ich am eigenen Leib, was es mit "den paar Mücken" auf sich hatte. Die Fleecejacke, die ich beim Geschirr saubermachen trug, hing von oben bis unten mit tausenden Midges voll, da ich mich im Gesicht und an den Händen (die einzigen freien Körperstellen) eingecremt hatte, ließen sich diese Biester tatsächlich in meinen Nasenlöchern und auf den Lippen nieder... Also, liebe Schottland-Neulinge, wenn Ihr das hier lest: Unterschätzt die Midges nicht :-)
5. September
Tags darauf begegneten wir einem englischen Paar, das eine Tageswanderung von Inversnaid aus zum Nordende des Loch Lomond machte. Der Mann erzählte uns, dass sie auf dem Weg zum "Drover's Inn" wären. "This is a very special pub." - "Special in which way?" - "Ummm... I can't explain it. You must see it for yourself." Das klang verlockend genug, sodass wir nach dem Aufstellen des Zeltes auf dem Campingplatz der Beinglas Farm gemeinsam mit den beiden deutschen Wanderinnen, die wir auf dem Weg getroffen hatten, das Drover's Inn aufsuchten. Von Beinglas Farm aus überquert man dazu einfach den River Falloch und geht dann links in Richtung Inverarnan. Das erste Gebäude des Ortes auf der linken Seite ist besagtes Drover's Inn. Ein uraltes Steinhaus, in dem sich seit über 300 Jahren eine Kneipe befindet. Im Vorraum wird man von einer Ritterrüstung und einem ausgestopften Braunbären in Angriffsstellung begrüßt und den Wänden und der Einrichtung des Gastraumes lässt sich ihre lange Geschichte auch deutlich ansehen. Ein urgemütliches Pub mit tollem Essen - kann ich wirklich nur jeder und jedem WHW-Wandernden ans Herz legen! :-)
Der einzige Wermutstropfen des Tages war die Wettervorhersage, die an der Tür des Pubs in Beinglas Farm hing und für den Folgetag "heavy rain" ankündigte. Das konnte ja heiter werden.
6. September
Am Morgen des 6. September war von dem angekündigten "heavy rain" noch nichts zu sehen. Nach einem Full Scottish Breakfast im Pub des Campingplatzes machten wir uns auf den Weg. Der Regen ließ nicht lange auf sich warten. Zwar nicht stark, aber ausdauernd fiel er den ganzen Vormittag über. Nun rächte es sich, dass unsere Regenschutzkonzepte nicht so 100%ig vollständig waren - wir beide hatten keine Regenhosen dabei - ich hatte eine G1000-Hose, die zwar schnell trocknete, aber eben auch nur dann, wenn der Regen vielleicht mal aufgehört hätte :-) und mein Kollege hatte überwiegend Baumwollkleidung an. Unter diesen Umständen entschlossen wir uns dann, die Etappe bereits in Crianlarich zu beenden und kamen dort für günstiges Geld in einem supertollen B&B unter. Wenn jemand von Euch mal dort ist - geht ins Glenardran House am östlichen Ortsausgang, ein paar Meter hinter dem Rod & Reel Pub und den Craigbank Guest House. Wunderschöne Zimmer (sodass man fast ein schlechtes Gewissen hat, wenn man dort mit der durchnässten und verdreckten Kleidung auftaucht) und sehr nette und zuvorkommende Gastgeber.
Fortsetzung folgt...
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