Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Land: Tschechien
Reisezeit: Kurz vor Pfingsten 2012
Region/Kontinent: Mitteleuropa
Gebirge: Böhmische Schweiz, Kreibitzer Gebirge, Lausitzer Gebirge, Zittauer Gebirge, Jeschkengebirge
Dauer: 23,5h
Länge: 92km
bergauf: 3750m
bergab: 2850m
"Der Neue Kammweg Vom Jeschken Zum Rosenberge" ist der Titel eines Reisebuches von A. Paudler aus dem Jahre 1904. Im Jahre 1902 beschlossen nordböhmische und lausitzer Gebirgsvereine die Einrichtung eines einheitlich markierten Weges vom Jeschken zum Rosenberg. Dieser Kammweg ist das erste Teilstück des einst längsten Höhenwanderweges im deutschsprachigen Raum, der vom Hainberg bei Asch bis zum Altvater führt(e). Den blauen vierzinkiger Kamm in weißem Feld als Markierung sucht man heute leider vergeblich. Der Weg existiert aber noch (EB/E3) und im Jeschkengebirge erinnert ein blauer vierzinkiger Kamm auf rotem Grund an alte Zeiten. Die Strecke vom Rosenberg zum Jeschken hat mich bereits fasziniert, da wusste ich noch nichts vom Kammweg. Bereits 1998 war ich mit einem Freund unterwegs, um bis ins Riesengebirge zu wandern (Link). Im Jahre 2005 musste mein Sohn mit auf diese Strecke(Link).
Anfahrt nach Hřensko
Bei schönstem Wetter starte ich Freitag Mittag. Guter Stimmung laufe ich gleich zum Bahnhof. Dort muss ich leider Feststellen, dass es zwischen Pirna und Bad Schandau einen tollen Schienenersatzverkehr gibt. Nun ja, kostet halt etwas Zeit. Irgendwann stehe ich genervt auf dem Bahnsteig in Bad Schandau und warte auf den Zug nach Schöna. Rechts und links halten Züge voll mit Skodas.
Fährverbindung Schöna-Hřensko (Herrns-kretschen). Hier ist der tiefst gelegene Ort Tschechiens (112,5m über NN).
Am Schwersten ist der Weg zu Anfang. Im Bereich der Böhmischen Schweiz komme ich bestimmt an 100 Kneipen vorbei. Eine der Besten ist das U Raka(Zum Krebs). Jedoch, ich darf nicht einkehren.
Dank der Deutschen ist der Ort nur halb so schön. Zahlreiche Verkaufsbuden für irgendwelchen Plunder verschandeln den Ort.
Am ehemaligen Potraviny biege ich rechts in ein Seitental ab. Nach Jonsdorf laufe ich einen unmarkierten Weg, der wenig begangen ist.
Der alte Friedhof braucht mal wieder eine Entbaumungsaktion.
Die ersten steilen Anstiege liegen vor mir. Ich überquere die Straße nach Jonsdorf(Janov) und schraube mich enge Serpentinen den Berg hinauf. Die Knie tun weh. Jetzt schon! Das kann ja was werden. Gleichzeitig fällt mir ein, Trekkingstöcke wären auch nicht schlecht gewesen.
Aussichtspunkt über Hřensko.
In Jonsdorf treffe ich auf den regulären gelben Wanderweg zum Rosenberg. Ich mag diese böhmischen Dörfer.
Die Sicht ist hervorragend. Deutlich kann man den Hohen Schneeberg erkennen. Über ihn führt der Kammweg, der vom Erzgebirge kommt.
Mein erstes Gipfelziel, der Rosenberg(Růžovský vrch, 619m). Die platte Wiese ist der Golfplatz von Jonsdorf.
Der Wanderweg führt direkt über den Golfplatz. Auf dem kann man einige dickbäuchige Golfer bewundern. Sie ziehen seltsame Wägelchen hinter sich her. Auf Ideen kommen die Leute.
Ein böhmischer Wassermann.
Umgebindehaus in Rosendorf(Růžová).
Das ist nicht die einzige offene Kneipe in Rosendorf.
Der Rosenberg ist jetzt zum Greifen nahe.
Was für eine Idylle. Leider bin ich 100 Jahre zu spät. Die Bergbaude ist schon lange nicht mehr. Auf Grund der hohen Bäume sieht man auch nicht viel. Der letzte Aussichtsturm hielt nur bis 1936.
Neuerdings gibt es an den alten Turmfundamenten sogar ein Gipfelkreuz.
Ich gehe ungern den selben Weg zurück. Deshalb verlasse ich den Gipfel auf der anderen Seite und hoffe, über einen unmarkierten Weg wieder auf die richtige Route Richtung Grundmühle zu kommen. Leider war alles zugewachsen (oder ich war blind ). Immerhin gerät mein nächstes Ziel, der Kaltenberg, ins Blickfeld. Deutlich sind die großen Blockhalden zu erkennen.
Auf der Straße nach Dittersbach(Jetřichovice) locken wieder zahlreiche Kneipe. Entspannte Menschen lassen es sich in Biergärten gut gehen. Meine Disziplin wird auf eine harte Probe gestellt.
Die geänderte Route hat den Vorteil, dass ich von Hinten an den Zeltplatz von Jetřichovice herankommen kann. Deshalb biege ich mit dem Flusslauf von der Straße ab. Durchs Wasser furten wollte ich eigentlich nicht. Es gilt, nasse Schuhe zu vermeiden. Allerdings bin ich zu faul, sie auszuziehen. Ganz trocken schaffe ich die Überquerung nicht.
Der Zeltplatz von Jetřichovice aus einer ungewohnten Perspektive.
Der Zeltplatz ist wirklich schön gelegen. Ich vermerke ihn auf meiner virtuellen Liste für eine zukünftige Familientour. Nur mit den sanitären Anlagen werden sie nicht zufrieden sein.
Sogar das Schwimmbecken ist in Betrieb.
Nach dem Zeltplatz treffe ich auf den E3/EB, der durch den herrlichen Paulinengrund zum Kaltenberg führt. Der originale Kammweg tat das übrigens nicht, sondern führte über Limpach(Limpach) und Hasel(Líska) zum Kaltenberg.
Im Paulinengrund.
Es sollte nicht das letzte Hindernis sein.
Bereits zum vierten Mal durchquere ich Kaltenbach(Studený).
Am Fuße des Kaltenberges liegt die Pension Kamzik. Normal wäre es, ein Zimmer zu nehmen und den Abend bei einem ordentlichen Essen und Bier ausklingen zu lassen.
Leider führt der Weg nicht direkt über den Kaltenberg(Studenec, 736m). Ein kleiner Extraaufstieg ist fällig.
Mindestens genauso idyllisch wie auf dem Rosenberg.
Für die Kinsky-Baude bin ich zu spät, aber der Turm wurde von 2007-2009 zum Glück rekonstruiert.
Oben musste ich feststellen, dass ich ich nicht alleine bin. Ein Tscheche hatte sich für die Nacht vorbereitet. Ganz schön dünn der Schlafsack. Nachts soll die Temperatur immerhin auf 6 Grad fallen. Das ist aber nicht mein Problem.
Das nächste Ziel, der Hochwald im Zittauer Gebirge.
Blick zum Rosenberg.
Leider kann ich nicht warten, bis die Sonne komplett untergeht.
Blick über die Blockfelder zum Kleis.
Sehr beeindruckend auf der Tour war der Wildwechsel. Unglaublich was Nachts los ist. Nach dem Kaltenberg(ca. 21:30Uhr) wurde es langsam dunkel. Plötzlich querten Hirsche meinen Weg. Zu spät hatte ich die Kamera im Anschlag.
Eine der zahlreichen Schutzhütten am Weg.
Eine Übernachtung im Heu wäre doch was. Diese Futterkrippe scheint ideal dafür zu sein. Rechts davon leuchten mich plötzlich zwei Augen aus der Dunkelheit an. Wie unheimlich! Ich will nicht wissen wer das ist.
Schon wieder versperrt ein umgestürzter Baum den Weg.
Und noch einer.
Es ist dunkel. Der Weg bekannt. Den Tannenberg spare ich mir diesmal. Auch den im Dunkeln liegenden Tollenstein. Um Mitternacht hat es alles zu. Beim steilen Abstieg ins Tal denke ich voller Wehmut an meine Trekkingstöcke. Auf der anderen Seite beginne ich endlich damit, das Zittauer Gebirge abzuarbeiten. Am Fuße der Lausche sitzt jemand im Unterholz. Glühend leuchten die Augen. Hoffentlich nur ein Hund. Ein Wolf würde ja wohl kaum so ruhig sitzen. Oder? Im Sturm nehme ich den Gipfel(793m).
Still und ruhig ist es hier. Hat Atze nicht neulich was von Sturm geschrieben?
Ich laufe weiter vorbei an der Rübezahlbaude(Wie kommt eigentlich Rübezahl ins Zittauer Gebirge?) Richtung Nonnenfelsen. Ich weiß, jetzt kommt bald eine Schutzhütte. Da muss ich mich unbedingt mal austrecken.
Endlich. Für 10-15min strecke ich mich auf der Bank aus. Arrggh, mein Rücken!
Danach verpasse ich den Abzweig Richtung Nonnenfelsen. Ich laufe bergauf zum Nonnenfelsen und auf der anderen Seite wieder hinab nach Jonsdorf. Bei Jonsdorf laufe ich noch einmal falsch. Im Dämmerzustand schaue ich nicht auf den Wegweiser und laufe einfach weiter. Da mir die Straße mit Häusern unbekannt war, rätselte ich, warum ich nicht auf den Wegweiser geschaut habe. Zum Glück kehrte ich um. Es war in der Tat der falsche Weg.
Immer wieder angenehm, der lange Aufstieg zum Hochwald(749m). Inzwischen ist es nach 3:30 Uhr und es wird langsam hell.
Bald geschafft, der Jeschken(1012m) im Morgengrauen. Nur noch 33km.
Ohne Kommentar.
Am Abzweig zum Falkenberg(Sokol) gibt es eine Quelle, die leider nicht nutzbar ist. Auf der Rastbank bin ich wahrscheinlich im Sitzen für ein paar Minuten eingeschlafen. Jetzt rächt sich der Schlafmagel. Bereits die Nacht vorher habe ich nur 5h geschlafen. Beim Laufen sehe ich immer wieder irgendwelche Leute, die sich beim herankommen in Bäume und Geäst auflösen. Hilfe, ich halluziniere! Ich kann mir gut vorstellen, dass man auch im Gehen einschlafen kann.
Horní Sedlo(Pass) ist mir wohl bekannt vor. Dort ist man schon fast im Jeschkengebirge.
Ich werde noch erfahren, dass das mit den 33km vom Hochwald zum Jeschken nicht klappt.
Noch bin ich im Lausitzer Gebirge. Man fühlt sich aber wie in der Böhmischen Schweiz.
Ich bin richtig. Erstes Kammwegzeichen. Vor 2 Jahre gab es das noch nicht.
Kurz vor dem Jeschkengebirge erlebe ich eine Überraschung. Die E3-Wegführung wurde mal wieder geändert. Der Weg führt jetzt über die Elefantensteine(Bílé kameny). Ein Umweg von 2,5km der nicht in den 33km enthalten ist! Da ich dort noch nicht war, nehme ich den Extraweg in Kauf.
An den Elefantsteinen. Auch hier gibt es das blaue Kammwegzeichen. Der historische Kammweg führte hier aber nicht entlang.
Und so sieht der Elefant aus.
Nicht weit ist die Straße nach Liberec. 100mal bin ich dort lang gefahren, ohne mir die Elefantensteine anzuschauen. Unglaublich! Von der Straße sieht man die Steine allerdings nicht.
Rechts hört das Lausitzer Gebirge auf und links beginnt der Jeschkenkamm. Der ursprüngliche markierte Weg führte genau dort lang. Wer wenig Zeit hat, sollte diesen auch nehmen.
Eine Vorteil der geänderten Wegführung. Man kann Nachtanken.
Weniger schön ist die Wegführung an der Fernverkehrsstraße Richtung Liberec. Hätte ich mir mal die Zeit genommen, wenigstens einmal auf die Karte zu schauen, dann hätte ich hier einen anderen Weg gewählt.
Im Jeschkengebirge müssen die vernichteten Höhenmeter wieder hergestellt werden. Schön schattig ist es hier. Ich war schon erschöpfter auf dieser Strecke.
Die einzige benutzbare Quelle auf der Tour. Das Wasser kann man bedenkenlos trinken(Selbstversuch ).
Die Lust auf Extragipfel ist mir gründlich vergangen. Ich kürze fette 500m über den gelben Weg ab.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war ich auf dem Hochwald.
Am Anfang ist der Weg noch recht homogen. Später zeigt der Kamm aber, was er drauf hat. Hoch und runter! Ein Gipfel nach dem anderen. Bei jedem schmerzhaften Abstieg bedauere ich die verlorenen Höhenmeter. Warum musste ich mir ausgerechnet diese beschwerliche Strecke für den Schluss aufheben? Ich werde immer langsamer und mache immer öfter Trinkpausen.
Immerhin, das Raumschiff der Jeschken naht.
Noch 6,5km.
Ein weiterer steiler Aufstieg.
Endlich, das Raumschiff naht.
Da mir an den Steigungen die Füße so weh taten, hatte ich eigentlich die Idee, ab dem Pass die Straße hinauf zu laufen. Allerdings war der Verkehr so stark, das ich davon Abstand nahm und die steile Variante wählte. Immerhin hatte ich noch soviel Ehrgeiz, dass ich mich nicht von Sonntagsausflüglern überholen ließ.
Oben! Das Garmin zeigte 111km! (Die schrumpften später auf 92km.) 23,5h sind seit meinem Start vergangen. Hätte nicht gedacht, dass ich so lange brauche.
Was für ein Blick. Sehr schön sieht man den von mir begangenen Jeschkenkamm.
Natürlich waren bei dem schönen Wetter auch viele Leute oben. Diese nahm ich aber kaum war.
Ich hatte versprochen, Nachtmittags zur Erdbeertorte wieder zu Hause zu sein. Deshalb ging ich schnurstracks zur Seilbahnstation.
Leider geht es zwischen Talstation der Seilbahn und der Endhaltestelle der Straßenbahn noch mal eine ordentliche Strecke bergab. Aber auch das habe ich offensichtlich überlebt.
(Fazit folgt ...)
Reisezeit: Kurz vor Pfingsten 2012
Region/Kontinent: Mitteleuropa
Gebirge: Böhmische Schweiz, Kreibitzer Gebirge, Lausitzer Gebirge, Zittauer Gebirge, Jeschkengebirge
Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.
Dauer: 23,5h
Länge: 92km
bergauf: 3750m
bergab: 2850m
"Der Neue Kammweg Vom Jeschken Zum Rosenberge" ist der Titel eines Reisebuches von A. Paudler aus dem Jahre 1904. Im Jahre 1902 beschlossen nordböhmische und lausitzer Gebirgsvereine die Einrichtung eines einheitlich markierten Weges vom Jeschken zum Rosenberg. Dieser Kammweg ist das erste Teilstück des einst längsten Höhenwanderweges im deutschsprachigen Raum, der vom Hainberg bei Asch bis zum Altvater führt(e). Den blauen vierzinkiger Kamm in weißem Feld als Markierung sucht man heute leider vergeblich. Der Weg existiert aber noch (EB/E3) und im Jeschkengebirge erinnert ein blauer vierzinkiger Kamm auf rotem Grund an alte Zeiten. Die Strecke vom Rosenberg zum Jeschken hat mich bereits fasziniert, da wusste ich noch nichts vom Kammweg. Bereits 1998 war ich mit einem Freund unterwegs, um bis ins Riesengebirge zu wandern (Link). Im Jahre 2005 musste mein Sohn mit auf diese Strecke(Link).
Anfahrt nach Hřensko
Bei schönstem Wetter starte ich Freitag Mittag. Guter Stimmung laufe ich gleich zum Bahnhof. Dort muss ich leider Feststellen, dass es zwischen Pirna und Bad Schandau einen tollen Schienenersatzverkehr gibt. Nun ja, kostet halt etwas Zeit. Irgendwann stehe ich genervt auf dem Bahnsteig in Bad Schandau und warte auf den Zug nach Schöna. Rechts und links halten Züge voll mit Skodas.
Fährverbindung Schöna-Hřensko (Herrns-kretschen). Hier ist der tiefst gelegene Ort Tschechiens (112,5m über NN).
Am Schwersten ist der Weg zu Anfang. Im Bereich der Böhmischen Schweiz komme ich bestimmt an 100 Kneipen vorbei. Eine der Besten ist das U Raka(Zum Krebs). Jedoch, ich darf nicht einkehren.
Dank der Deutschen ist der Ort nur halb so schön. Zahlreiche Verkaufsbuden für irgendwelchen Plunder verschandeln den Ort.
Am ehemaligen Potraviny biege ich rechts in ein Seitental ab. Nach Jonsdorf laufe ich einen unmarkierten Weg, der wenig begangen ist.
Der alte Friedhof braucht mal wieder eine Entbaumungsaktion.
Die ersten steilen Anstiege liegen vor mir. Ich überquere die Straße nach Jonsdorf(Janov) und schraube mich enge Serpentinen den Berg hinauf. Die Knie tun weh. Jetzt schon! Das kann ja was werden. Gleichzeitig fällt mir ein, Trekkingstöcke wären auch nicht schlecht gewesen.
Aussichtspunkt über Hřensko.
In Jonsdorf treffe ich auf den regulären gelben Wanderweg zum Rosenberg. Ich mag diese böhmischen Dörfer.
Die Sicht ist hervorragend. Deutlich kann man den Hohen Schneeberg erkennen. Über ihn führt der Kammweg, der vom Erzgebirge kommt.
Mein erstes Gipfelziel, der Rosenberg(Růžovský vrch, 619m). Die platte Wiese ist der Golfplatz von Jonsdorf.
Der Wanderweg führt direkt über den Golfplatz. Auf dem kann man einige dickbäuchige Golfer bewundern. Sie ziehen seltsame Wägelchen hinter sich her. Auf Ideen kommen die Leute.
Ein böhmischer Wassermann.
Umgebindehaus in Rosendorf(Růžová).
Das ist nicht die einzige offene Kneipe in Rosendorf.
Der Rosenberg ist jetzt zum Greifen nahe.
Was für eine Idylle. Leider bin ich 100 Jahre zu spät. Die Bergbaude ist schon lange nicht mehr. Auf Grund der hohen Bäume sieht man auch nicht viel. Der letzte Aussichtsturm hielt nur bis 1936.
Neuerdings gibt es an den alten Turmfundamenten sogar ein Gipfelkreuz.
Ich gehe ungern den selben Weg zurück. Deshalb verlasse ich den Gipfel auf der anderen Seite und hoffe, über einen unmarkierten Weg wieder auf die richtige Route Richtung Grundmühle zu kommen. Leider war alles zugewachsen (oder ich war blind ). Immerhin gerät mein nächstes Ziel, der Kaltenberg, ins Blickfeld. Deutlich sind die großen Blockhalden zu erkennen.
Auf der Straße nach Dittersbach(Jetřichovice) locken wieder zahlreiche Kneipe. Entspannte Menschen lassen es sich in Biergärten gut gehen. Meine Disziplin wird auf eine harte Probe gestellt.
Die geänderte Route hat den Vorteil, dass ich von Hinten an den Zeltplatz von Jetřichovice herankommen kann. Deshalb biege ich mit dem Flusslauf von der Straße ab. Durchs Wasser furten wollte ich eigentlich nicht. Es gilt, nasse Schuhe zu vermeiden. Allerdings bin ich zu faul, sie auszuziehen. Ganz trocken schaffe ich die Überquerung nicht.
Der Zeltplatz von Jetřichovice aus einer ungewohnten Perspektive.
Der Zeltplatz ist wirklich schön gelegen. Ich vermerke ihn auf meiner virtuellen Liste für eine zukünftige Familientour. Nur mit den sanitären Anlagen werden sie nicht zufrieden sein.
Sogar das Schwimmbecken ist in Betrieb.
Nach dem Zeltplatz treffe ich auf den E3/EB, der durch den herrlichen Paulinengrund zum Kaltenberg führt. Der originale Kammweg tat das übrigens nicht, sondern führte über Limpach(Limpach) und Hasel(Líska) zum Kaltenberg.
Im Paulinengrund.
Es sollte nicht das letzte Hindernis sein.
Bereits zum vierten Mal durchquere ich Kaltenbach(Studený).
Am Fuße des Kaltenberges liegt die Pension Kamzik. Normal wäre es, ein Zimmer zu nehmen und den Abend bei einem ordentlichen Essen und Bier ausklingen zu lassen.
Leider führt der Weg nicht direkt über den Kaltenberg(Studenec, 736m). Ein kleiner Extraaufstieg ist fällig.
Mindestens genauso idyllisch wie auf dem Rosenberg.
Für die Kinsky-Baude bin ich zu spät, aber der Turm wurde von 2007-2009 zum Glück rekonstruiert.
Oben musste ich feststellen, dass ich ich nicht alleine bin. Ein Tscheche hatte sich für die Nacht vorbereitet. Ganz schön dünn der Schlafsack. Nachts soll die Temperatur immerhin auf 6 Grad fallen. Das ist aber nicht mein Problem.
Das nächste Ziel, der Hochwald im Zittauer Gebirge.
Blick zum Rosenberg.
Leider kann ich nicht warten, bis die Sonne komplett untergeht.
Blick über die Blockfelder zum Kleis.
Sehr beeindruckend auf der Tour war der Wildwechsel. Unglaublich was Nachts los ist. Nach dem Kaltenberg(ca. 21:30Uhr) wurde es langsam dunkel. Plötzlich querten Hirsche meinen Weg. Zu spät hatte ich die Kamera im Anschlag.
Eine der zahlreichen Schutzhütten am Weg.
Eine Übernachtung im Heu wäre doch was. Diese Futterkrippe scheint ideal dafür zu sein. Rechts davon leuchten mich plötzlich zwei Augen aus der Dunkelheit an. Wie unheimlich! Ich will nicht wissen wer das ist.
Schon wieder versperrt ein umgestürzter Baum den Weg.
Und noch einer.
Es ist dunkel. Der Weg bekannt. Den Tannenberg spare ich mir diesmal. Auch den im Dunkeln liegenden Tollenstein. Um Mitternacht hat es alles zu. Beim steilen Abstieg ins Tal denke ich voller Wehmut an meine Trekkingstöcke. Auf der anderen Seite beginne ich endlich damit, das Zittauer Gebirge abzuarbeiten. Am Fuße der Lausche sitzt jemand im Unterholz. Glühend leuchten die Augen. Hoffentlich nur ein Hund. Ein Wolf würde ja wohl kaum so ruhig sitzen. Oder? Im Sturm nehme ich den Gipfel(793m).
Still und ruhig ist es hier. Hat Atze nicht neulich was von Sturm geschrieben?
Ich laufe weiter vorbei an der Rübezahlbaude(Wie kommt eigentlich Rübezahl ins Zittauer Gebirge?) Richtung Nonnenfelsen. Ich weiß, jetzt kommt bald eine Schutzhütte. Da muss ich mich unbedingt mal austrecken.
Endlich. Für 10-15min strecke ich mich auf der Bank aus. Arrggh, mein Rücken!
Danach verpasse ich den Abzweig Richtung Nonnenfelsen. Ich laufe bergauf zum Nonnenfelsen und auf der anderen Seite wieder hinab nach Jonsdorf. Bei Jonsdorf laufe ich noch einmal falsch. Im Dämmerzustand schaue ich nicht auf den Wegweiser und laufe einfach weiter. Da mir die Straße mit Häusern unbekannt war, rätselte ich, warum ich nicht auf den Wegweiser geschaut habe. Zum Glück kehrte ich um. Es war in der Tat der falsche Weg.
Immer wieder angenehm, der lange Aufstieg zum Hochwald(749m). Inzwischen ist es nach 3:30 Uhr und es wird langsam hell.
Bald geschafft, der Jeschken(1012m) im Morgengrauen. Nur noch 33km.
Ohne Kommentar.
Am Abzweig zum Falkenberg(Sokol) gibt es eine Quelle, die leider nicht nutzbar ist. Auf der Rastbank bin ich wahrscheinlich im Sitzen für ein paar Minuten eingeschlafen. Jetzt rächt sich der Schlafmagel. Bereits die Nacht vorher habe ich nur 5h geschlafen. Beim Laufen sehe ich immer wieder irgendwelche Leute, die sich beim herankommen in Bäume und Geäst auflösen. Hilfe, ich halluziniere! Ich kann mir gut vorstellen, dass man auch im Gehen einschlafen kann.
Horní Sedlo(Pass) ist mir wohl bekannt vor. Dort ist man schon fast im Jeschkengebirge.
Ich werde noch erfahren, dass das mit den 33km vom Hochwald zum Jeschken nicht klappt.
Noch bin ich im Lausitzer Gebirge. Man fühlt sich aber wie in der Böhmischen Schweiz.
Ich bin richtig. Erstes Kammwegzeichen. Vor 2 Jahre gab es das noch nicht.
Kurz vor dem Jeschkengebirge erlebe ich eine Überraschung. Die E3-Wegführung wurde mal wieder geändert. Der Weg führt jetzt über die Elefantensteine(Bílé kameny). Ein Umweg von 2,5km der nicht in den 33km enthalten ist! Da ich dort noch nicht war, nehme ich den Extraweg in Kauf.
An den Elefantsteinen. Auch hier gibt es das blaue Kammwegzeichen. Der historische Kammweg führte hier aber nicht entlang.
Und so sieht der Elefant aus.
Nicht weit ist die Straße nach Liberec. 100mal bin ich dort lang gefahren, ohne mir die Elefantensteine anzuschauen. Unglaublich! Von der Straße sieht man die Steine allerdings nicht.
Rechts hört das Lausitzer Gebirge auf und links beginnt der Jeschkenkamm. Der ursprüngliche markierte Weg führte genau dort lang. Wer wenig Zeit hat, sollte diesen auch nehmen.
Eine Vorteil der geänderten Wegführung. Man kann Nachtanken.
Weniger schön ist die Wegführung an der Fernverkehrsstraße Richtung Liberec. Hätte ich mir mal die Zeit genommen, wenigstens einmal auf die Karte zu schauen, dann hätte ich hier einen anderen Weg gewählt.
Im Jeschkengebirge müssen die vernichteten Höhenmeter wieder hergestellt werden. Schön schattig ist es hier. Ich war schon erschöpfter auf dieser Strecke.
Die einzige benutzbare Quelle auf der Tour. Das Wasser kann man bedenkenlos trinken(Selbstversuch ).
Die Lust auf Extragipfel ist mir gründlich vergangen. Ich kürze fette 500m über den gelben Weg ab.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war ich auf dem Hochwald.
Am Anfang ist der Weg noch recht homogen. Später zeigt der Kamm aber, was er drauf hat. Hoch und runter! Ein Gipfel nach dem anderen. Bei jedem schmerzhaften Abstieg bedauere ich die verlorenen Höhenmeter. Warum musste ich mir ausgerechnet diese beschwerliche Strecke für den Schluss aufheben? Ich werde immer langsamer und mache immer öfter Trinkpausen.
Immerhin, das Raumschiff der Jeschken naht.
Noch 6,5km.
Ein weiterer steiler Aufstieg.
Endlich, das Raumschiff naht.
Da mir an den Steigungen die Füße so weh taten, hatte ich eigentlich die Idee, ab dem Pass die Straße hinauf zu laufen. Allerdings war der Verkehr so stark, das ich davon Abstand nahm und die steile Variante wählte. Immerhin hatte ich noch soviel Ehrgeiz, dass ich mich nicht von Sonntagsausflüglern überholen ließ.
Oben! Das Garmin zeigte 111km! (Die schrumpften später auf 92km.) 23,5h sind seit meinem Start vergangen. Hätte nicht gedacht, dass ich so lange brauche.
Was für ein Blick. Sehr schön sieht man den von mir begangenen Jeschkenkamm.
Natürlich waren bei dem schönen Wetter auch viele Leute oben. Diese nahm ich aber kaum war.
Ich hatte versprochen, Nachtmittags zur Erdbeertorte wieder zu Hause zu sein. Deshalb ging ich schnurstracks zur Seilbahnstation.
Leider geht es zwischen Talstation der Seilbahn und der Endhaltestelle der Straßenbahn noch mal eine ordentliche Strecke bergab. Aber auch das habe ich offensichtlich überlebt.
(Fazit folgt ...)
Kommentar