Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Wie man richtig mit der Eisenbahn fährt und anderes
Geschrieben zu einer Bergfahrt von 1974 August / September
Vom Piringebirge im Südwesten Bulgariens hatte ich Freunde immer wieder mit leuchtenden Augen erzählen hören, ….Dort sollte es ganz oben so einen mörderischen Berggrat geben über den man unbedingt gehen muss....
Und bei gutem Wetter soll man von dort aus sogar den Olymp sehen können.
Kurzum, nach einigem Herumfragen hatte ich einen Kollegen aus meinem Umfeld im Stahlwerk gewonnen mitzukommen zu dieser Fahrt.
Unser Ziel war das Piringebirge, uns ist klar das liegt in Bulgarien.
Der Panonia-Express, für den wir Platzkarten haben, soll uns dorthin tragen. Und das in noch nicht mal zwei Tagen. Das fatale: unser Zug hat keine Wagen-Nummerierung. Erst viel später in Prag, als wir Bier nachfassen entdecken wir die auf der anderen Wagenseite. Zug fahren ist schön. Die ersten Stunden zumindest. Dann geht es noch. Dann geht es gerade noch. Dann nicht mehr. Scheiß Zugfahrerei. Alles enge.
Es ist Sommer, Hauptreisezeit und wir stellen spätestens jetzt erstaunt fest, dass wir nicht die einzigen sind, die sich auf den Weg gemacht haben. Wo woll'n den die bloß alle hin?
Ausrüstung? Pü. Vorher hatte ich Sklettis, Kletterschuhe für den Sandstein. Dann waren Tramperschuhe groß in Mode, Aber im Jahr vorher hatte ich schlimme Erfahrungen mit deren dünnen Sohlen in der Tatra sammeln dürfen. Und festgestellt, dass die überhaupt nicht fürs Gebirge geeignet sind.
Und so hatte ich noch Kohle locker gemacht, und mal paar ordentliche schwere Bergschuhe an Land gezogen als es die gerade in der SpoWa gab.
Als Rucksack diente ein großer grauer aus Segeltuch in den voll 45 l reingehen. Zum Beispiel der Schlafsack, damit ist das Ding schon fast voll. Den Rest brachte ich in zwei Umhängetaschen irgend wie unter.
Andere haben zusätzlich kühne Eigenkonstruktionen und Aufbauten an Ihren Rucksäcken vorgenommen. Die verklemmen sich aber oft an den Türen und schmalen Durchgängen. Die Rucksackträger, derart festgeklemmt, mutieren schnell zu hilflosen Krabbelkäfern. Ganz besonders wenn Frauen darin stehen, die dem Schlankheitswahn noch nicht verfallen sind. Die den Sinn eines Durchganges aber noch nicht erfasst haben, freunlich gucken und mir zuwinken und sich nun versuchen schlanker zu machen als sie sind. Ach ja. Bahnfahren ist schön.
Unverständlich. Ob die sich täglich im Zerrspiegel betrachten?
Die ersten Taschen fallen ab. Fotoapparate gehen zu Boden und lösen Tränen aus. Fahrgäste murren. Bahnfahren ist schön
Um zu einem vermutlich freien Platz vorzudringen, hatten wir schon am Abfahrtsbahnhof beobachtet, dass es da die unterschiedlichsten Einstiegsvarianten gab. Einige wechselten zu diesem Zweck kurz vor Einfahrt des Zuges auf die andere Bahnsteigseite und stiegen von dort zu. Das schlanke, klettertechnisch gut gerüstete Klientel schaffte es aber auch, durch die herunter gekippten Fenster, den Zug und damit Plätze zu entern.
Irgendwie steigt jemand, charmant eskortiert von Leuten in Uniform an einer der Grenzen aus, und wir wittern Morgenluft und erste Hoffnungskeime einer Chance auf deren Plätze. Hach! Wir sitzen. Das ändert sich dann aber. Denn in Brünn finden gerade WM- Rennen in was weiß ich für einer Formel statt und es steigen ganz viele aus. Wunderbar.
Nicht so wunderbar die Toiletten und Waschgelegenheiten im Zug. Die Kloake ergibt sich bald wegen Verstopfung und ein Teil des übel riechenden Inhaltes schiebt sich um den Tempel der Erleichterung herum über den Gang. Ach, Zugfahren ist schön.
Mit den anderen im Abteil haben wir inzwischen Freundschaft geschlossen.
Brüderschaft nicht, denn Brüder kann man sich nicht aussuchen, aber Freunde. Sie ist Deutsche, er ist Ungar. Der Bruder studiert in Bratislava.
Wir sind auf der Rückreise eingeladen, sie in Bratislava zu besuchen.
Dann an der ungarischen Grenze. Ein Mensch liegt ganz oben im Nachbarabteil und verschläft völlig besoffen die Kontrolle. Die Grenzer sind nicht besoffen, schlafen aber auch und fauchen ihn an, als er sich meldet.
In Budapest steigt ein älterer Herr zu uns, zwängt sich so auf einen der Plätze dazwischen. Er spricht deutsch. Er spricht ungarisch, mit Tschechen spricht er tschechisch, in Rumänien spricht er rumänisch. Na, unsere Frage,-russisch und ukrainisch kann er natürlich auch. Ein absolutes Sprachtalent, der seinen Nutzen als Dolmetscher im Krieg davon hatte. Sprachkenntnis hatte Vorteile. Man muss ja nicht in der Ersten Reihe anstehen. Andere hatten diese Option nicht. Der Fremde steigt aber in Brasov aus und will zur Kur nach Baile Tusnad .
In Bukarest haben wir einige Zeit Aufenthalt. Eine furchtbare Stadt. Warm schwül, dreckig. Zigeuner. Ich habe von der rumänischen Sprache keine Ahnung. Wir verjagen paar mal Bettler und sind genervt. Endlich passieren wir die letzte Grenze und Bulgarien strahlt für mich Sicherheit aus. Denn hier war ich schon einmal vorher als Tramper unterwegs, kann mich russisch wenigstens etwas verständigen. Wir fahren langsam durch den Iskra-Durchbruch, sehen weiße Felsen, verschwinden mit dem Zug in Höhlen...phantastisch. Wir können kaum noch sitzen, der Rücken tut weh. Nach fast zwei Tagen und Nächten erreichen wir früh Sofia. Hurra!
Ich gebe noch etwas bei einer Bekannten ab, dann schlagen wir uns mit der Straßenbahn zur Ausfallstraße durch. Eine Bäuerin steigt zu, hat zwei lebende Hühner an den Beinen mit Strick zusammengebunden. Die flattern nun, kacken vor Angst und Schmerz. Verteilen Kot auf die herum sitzenden Passagiere. Mein Kumpel ist begeistert, als er eine volle Ladung abbekommt.
Entschuldigend reicht die Frau zwei ungekochte Eier. Bestechungsversuch?
Meistbegünstigung?. Am Stadtring beginnt das Abenteuer. Melnik ist unser Ziel. Melnik ist eine winzige Stadt, kurz vor der griechischen Grenze.
Wir trampen getrennt, um unsere Chancen zu erhöhen.
Ob man das Trekken nennen darf?
Meine Mutter sagt dazu.... du verdreckst.
Endlich, das Gefühl von Freiheit, Weite und Süden. Die Automobilflotille sieht hier anders aus. Hier fahren andere Arten von Automobilen herum. Ich werde von einem alten Sil aufgelesen. Einer der Fahrer erklärt mir ununterbrochen etwas von der Gegend, was ich aber nicht alles verstehe. Von Früher, vom Befreiungskrieg gegen die Türken, Von ersten. Dann von zweiten. Dann vom Balkankrieg gegen Griechenland und der Selbstbeweihräucherung der bulgarischen Geschichtsschreibung. Er war Lehrer, dann inhaftiert. Jetzt arbeitet er als Fahrer, Buchhalter und sonst was alles. Von hier hat er Ahnung

Im Engtal des Struma-Flusses begeistern mich die hohen Wände bei Kresna. Ich werde zum Essen eingeladen in eine Folklorekneipe am Wege. Die Leute verdienen 85 Leva. Im Monat. Und laden mich ein.
Die netten Fahrer setzen mich in Sandanski ab, wo ich schon Felsen aus Kies und Lehm sehen kann. Ein alter klapprigen PKW nimmt mich weiter mit bis Gara Damjanitza. Dort werde ich von einer Polizeistreife kontrolliert, die dann einfach ein Auto anhält und den Fahrer beauftragt, mich bis Melnik mitzunehmen und dort abzusetzen.

Melnik schmiegt sich malerisch in eine Sandsteinfelskulisse. Hier wird ein berühmter Wein angebaut. Der Ort scheint schon fest in deutscher Hand zu sein, denn überall begegnen mir „Kunden“ mit abgeschnittenen Jeans, Römern und langen Haaren. Also ein Eldorado neben Budapest und dem Schwarzem Meer. Kurze Zeit später begegne ich auch Günther, meinem Kumpel. Wir sind fast gleichzeitig hier aufgeschlagen und hören erst mal, wo es ein Schlaflager gibt.

Hotel ist nicht so teuer und abends schauen wir mal um die Ecken, wo es was feines bulgarisches zu essen gibt. Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug zum Dorf Rozen. Solche Bruchbuden. Ich hab gedacht, das gibt es nicht mehr im Sozialismus.

Die Leute sind arm aber sehr freundlich, wir werden mal da und mal dort eingeladen. Die Häuser sind derart baufällig, dass es die Sau graust.Das Rozenkloster war zu dieser Zeit in einer scheinbaren endlosen Bauphase und hatte mich nicht weiter interessiert, genauso wie der Glauben und die Kultur. Da ist inzwischen eine gewaltige Wandlung in mir vor sich gegangen. Danach durchstreifen natürlich noch den Canyon zwischen Melnik und Rozen, sehen hinunter zur Grenze nach Griechenland.



Wir besuchen das Museum zur Geschichte, den Weinkeller (Izbata) oberhalb Melnik's. Es ist schlicht ein schöner Flecken Erde. Wir kommen auch mit anderen in Kontakt und erfahren, dass es sehr früh am Morgen einen LKW oder Bus für die Waldarbeiter geben soll, mit dem man bis kurz vor die Pirinhütte fahren kann.
Auch andere wollen von hier hoch ins Pirin und so rüsten wir dann früh zum Aufbruch, denn die 35km zu laufen verspürt nicht wirklich jemand Lust.
Das ist schon ein rechtes Knattergefährt, was uns da früh unten an der riesigen Plantane in Melnik aufsammelt und mit dem wir dann Serpentine um Serpentine nehmend hinauf zuckeln. Immer wieder wird das Vehikel in den ersten Gang gezwungen. Schalten ist schließlich ein spanabhender Vorgang! Irgendwann endet die Fahrt an einer idyllisch gelegenen Bergwiese. Es ist merklich kühler hier oben und der Regen hat in der Nacht für Frische gesorgt. Ein Feuersalamander versucht in Deckung zu kommen, ein Junge will ihn zertreten, aber den können wir gerade noch zurückhalten.
Reinhardt hat sich uns angeschlossen, ist fortan unser dritter Mann.

Die Pirinhütte liegt nur etwa drei Kilometer entfernt in 1620m Höhe. Wir sehen uns erst einmal etwas um und bleiben hier. Die Touristenküche besteht aus einen Gemeinschaftsraum zum Kochen auf einen gusseisernem Herd mit Holzfeuerung.


Das Kar der Kremenske Ezero
Diese Geschichte habe ich für die Leser aufgeschrieben. Sie unterliegt jedoch bei komerziellen Verwendungsinteressen anderswo meinen Urheberrechten genauso wie die Bilder, die ich hier eingestellt habe. Das bitte ich zu beachten Alibotusch
Geschrieben zu einer Bergfahrt von 1974 August / September
Vom Piringebirge im Südwesten Bulgariens hatte ich Freunde immer wieder mit leuchtenden Augen erzählen hören, ….Dort sollte es ganz oben so einen mörderischen Berggrat geben über den man unbedingt gehen muss....
Und bei gutem Wetter soll man von dort aus sogar den Olymp sehen können.
Kurzum, nach einigem Herumfragen hatte ich einen Kollegen aus meinem Umfeld im Stahlwerk gewonnen mitzukommen zu dieser Fahrt.
Unser Ziel war das Piringebirge, uns ist klar das liegt in Bulgarien.
Der Panonia-Express, für den wir Platzkarten haben, soll uns dorthin tragen. Und das in noch nicht mal zwei Tagen. Das fatale: unser Zug hat keine Wagen-Nummerierung. Erst viel später in Prag, als wir Bier nachfassen entdecken wir die auf der anderen Wagenseite. Zug fahren ist schön. Die ersten Stunden zumindest. Dann geht es noch. Dann geht es gerade noch. Dann nicht mehr. Scheiß Zugfahrerei. Alles enge.
Es ist Sommer, Hauptreisezeit und wir stellen spätestens jetzt erstaunt fest, dass wir nicht die einzigen sind, die sich auf den Weg gemacht haben. Wo woll'n den die bloß alle hin?
Ausrüstung? Pü. Vorher hatte ich Sklettis, Kletterschuhe für den Sandstein. Dann waren Tramperschuhe groß in Mode, Aber im Jahr vorher hatte ich schlimme Erfahrungen mit deren dünnen Sohlen in der Tatra sammeln dürfen. Und festgestellt, dass die überhaupt nicht fürs Gebirge geeignet sind.
Und so hatte ich noch Kohle locker gemacht, und mal paar ordentliche schwere Bergschuhe an Land gezogen als es die gerade in der SpoWa gab.
Als Rucksack diente ein großer grauer aus Segeltuch in den voll 45 l reingehen. Zum Beispiel der Schlafsack, damit ist das Ding schon fast voll. Den Rest brachte ich in zwei Umhängetaschen irgend wie unter.
Andere haben zusätzlich kühne Eigenkonstruktionen und Aufbauten an Ihren Rucksäcken vorgenommen. Die verklemmen sich aber oft an den Türen und schmalen Durchgängen. Die Rucksackträger, derart festgeklemmt, mutieren schnell zu hilflosen Krabbelkäfern. Ganz besonders wenn Frauen darin stehen, die dem Schlankheitswahn noch nicht verfallen sind. Die den Sinn eines Durchganges aber noch nicht erfasst haben, freunlich gucken und mir zuwinken und sich nun versuchen schlanker zu machen als sie sind. Ach ja. Bahnfahren ist schön.
Unverständlich. Ob die sich täglich im Zerrspiegel betrachten?
Die ersten Taschen fallen ab. Fotoapparate gehen zu Boden und lösen Tränen aus. Fahrgäste murren. Bahnfahren ist schön
Um zu einem vermutlich freien Platz vorzudringen, hatten wir schon am Abfahrtsbahnhof beobachtet, dass es da die unterschiedlichsten Einstiegsvarianten gab. Einige wechselten zu diesem Zweck kurz vor Einfahrt des Zuges auf die andere Bahnsteigseite und stiegen von dort zu. Das schlanke, klettertechnisch gut gerüstete Klientel schaffte es aber auch, durch die herunter gekippten Fenster, den Zug und damit Plätze zu entern.
Irgendwie steigt jemand, charmant eskortiert von Leuten in Uniform an einer der Grenzen aus, und wir wittern Morgenluft und erste Hoffnungskeime einer Chance auf deren Plätze. Hach! Wir sitzen. Das ändert sich dann aber. Denn in Brünn finden gerade WM- Rennen in was weiß ich für einer Formel statt und es steigen ganz viele aus. Wunderbar.
Nicht so wunderbar die Toiletten und Waschgelegenheiten im Zug. Die Kloake ergibt sich bald wegen Verstopfung und ein Teil des übel riechenden Inhaltes schiebt sich um den Tempel der Erleichterung herum über den Gang. Ach, Zugfahren ist schön.
Mit den anderen im Abteil haben wir inzwischen Freundschaft geschlossen.
Brüderschaft nicht, denn Brüder kann man sich nicht aussuchen, aber Freunde. Sie ist Deutsche, er ist Ungar. Der Bruder studiert in Bratislava.
Wir sind auf der Rückreise eingeladen, sie in Bratislava zu besuchen.
Dann an der ungarischen Grenze. Ein Mensch liegt ganz oben im Nachbarabteil und verschläft völlig besoffen die Kontrolle. Die Grenzer sind nicht besoffen, schlafen aber auch und fauchen ihn an, als er sich meldet.
In Budapest steigt ein älterer Herr zu uns, zwängt sich so auf einen der Plätze dazwischen. Er spricht deutsch. Er spricht ungarisch, mit Tschechen spricht er tschechisch, in Rumänien spricht er rumänisch. Na, unsere Frage,-russisch und ukrainisch kann er natürlich auch. Ein absolutes Sprachtalent, der seinen Nutzen als Dolmetscher im Krieg davon hatte. Sprachkenntnis hatte Vorteile. Man muss ja nicht in der Ersten Reihe anstehen. Andere hatten diese Option nicht. Der Fremde steigt aber in Brasov aus und will zur Kur nach Baile Tusnad .
In Bukarest haben wir einige Zeit Aufenthalt. Eine furchtbare Stadt. Warm schwül, dreckig. Zigeuner. Ich habe von der rumänischen Sprache keine Ahnung. Wir verjagen paar mal Bettler und sind genervt. Endlich passieren wir die letzte Grenze und Bulgarien strahlt für mich Sicherheit aus. Denn hier war ich schon einmal vorher als Tramper unterwegs, kann mich russisch wenigstens etwas verständigen. Wir fahren langsam durch den Iskra-Durchbruch, sehen weiße Felsen, verschwinden mit dem Zug in Höhlen...phantastisch. Wir können kaum noch sitzen, der Rücken tut weh. Nach fast zwei Tagen und Nächten erreichen wir früh Sofia. Hurra!
Ich gebe noch etwas bei einer Bekannten ab, dann schlagen wir uns mit der Straßenbahn zur Ausfallstraße durch. Eine Bäuerin steigt zu, hat zwei lebende Hühner an den Beinen mit Strick zusammengebunden. Die flattern nun, kacken vor Angst und Schmerz. Verteilen Kot auf die herum sitzenden Passagiere. Mein Kumpel ist begeistert, als er eine volle Ladung abbekommt.
Entschuldigend reicht die Frau zwei ungekochte Eier. Bestechungsversuch?
Meistbegünstigung?. Am Stadtring beginnt das Abenteuer. Melnik ist unser Ziel. Melnik ist eine winzige Stadt, kurz vor der griechischen Grenze.
Wir trampen getrennt, um unsere Chancen zu erhöhen.
Ob man das Trekken nennen darf?
Meine Mutter sagt dazu.... du verdreckst.
Endlich, das Gefühl von Freiheit, Weite und Süden. Die Automobilflotille sieht hier anders aus. Hier fahren andere Arten von Automobilen herum. Ich werde von einem alten Sil aufgelesen. Einer der Fahrer erklärt mir ununterbrochen etwas von der Gegend, was ich aber nicht alles verstehe. Von Früher, vom Befreiungskrieg gegen die Türken, Von ersten. Dann von zweiten. Dann vom Balkankrieg gegen Griechenland und der Selbstbeweihräucherung der bulgarischen Geschichtsschreibung. Er war Lehrer, dann inhaftiert. Jetzt arbeitet er als Fahrer, Buchhalter und sonst was alles. Von hier hat er Ahnung

Im Engtal des Struma-Flusses begeistern mich die hohen Wände bei Kresna. Ich werde zum Essen eingeladen in eine Folklorekneipe am Wege. Die Leute verdienen 85 Leva. Im Monat. Und laden mich ein.
Die netten Fahrer setzen mich in Sandanski ab, wo ich schon Felsen aus Kies und Lehm sehen kann. Ein alter klapprigen PKW nimmt mich weiter mit bis Gara Damjanitza. Dort werde ich von einer Polizeistreife kontrolliert, die dann einfach ein Auto anhält und den Fahrer beauftragt, mich bis Melnik mitzunehmen und dort abzusetzen.
Melnik schmiegt sich malerisch in eine Sandsteinfelskulisse. Hier wird ein berühmter Wein angebaut. Der Ort scheint schon fest in deutscher Hand zu sein, denn überall begegnen mir „Kunden“ mit abgeschnittenen Jeans, Römern und langen Haaren. Also ein Eldorado neben Budapest und dem Schwarzem Meer. Kurze Zeit später begegne ich auch Günther, meinem Kumpel. Wir sind fast gleichzeitig hier aufgeschlagen und hören erst mal, wo es ein Schlaflager gibt.
Hotel ist nicht so teuer und abends schauen wir mal um die Ecken, wo es was feines bulgarisches zu essen gibt. Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug zum Dorf Rozen. Solche Bruchbuden. Ich hab gedacht, das gibt es nicht mehr im Sozialismus.
Die Leute sind arm aber sehr freundlich, wir werden mal da und mal dort eingeladen. Die Häuser sind derart baufällig, dass es die Sau graust.Das Rozenkloster war zu dieser Zeit in einer scheinbaren endlosen Bauphase und hatte mich nicht weiter interessiert, genauso wie der Glauben und die Kultur. Da ist inzwischen eine gewaltige Wandlung in mir vor sich gegangen. Danach durchstreifen natürlich noch den Canyon zwischen Melnik und Rozen, sehen hinunter zur Grenze nach Griechenland.
Wir besuchen das Museum zur Geschichte, den Weinkeller (Izbata) oberhalb Melnik's. Es ist schlicht ein schöner Flecken Erde. Wir kommen auch mit anderen in Kontakt und erfahren, dass es sehr früh am Morgen einen LKW oder Bus für die Waldarbeiter geben soll, mit dem man bis kurz vor die Pirinhütte fahren kann.
Auch andere wollen von hier hoch ins Pirin und so rüsten wir dann früh zum Aufbruch, denn die 35km zu laufen verspürt nicht wirklich jemand Lust.
Das ist schon ein rechtes Knattergefährt, was uns da früh unten an der riesigen Plantane in Melnik aufsammelt und mit dem wir dann Serpentine um Serpentine nehmend hinauf zuckeln. Immer wieder wird das Vehikel in den ersten Gang gezwungen. Schalten ist schließlich ein spanabhender Vorgang! Irgendwann endet die Fahrt an einer idyllisch gelegenen Bergwiese. Es ist merklich kühler hier oben und der Regen hat in der Nacht für Frische gesorgt. Ein Feuersalamander versucht in Deckung zu kommen, ein Junge will ihn zertreten, aber den können wir gerade noch zurückhalten.
Reinhardt hat sich uns angeschlossen, ist fortan unser dritter Mann.

Die Pirinhütte liegt nur etwa drei Kilometer entfernt in 1620m Höhe. Wir sehen uns erst einmal etwas um und bleiben hier. Die Touristenküche besteht aus einen Gemeinschaftsraum zum Kochen auf einen gusseisernem Herd mit Holzfeuerung.


Das Kar der Kremenske Ezero
Diese Geschichte habe ich für die Leser aufgeschrieben. Sie unterliegt jedoch bei komerziellen Verwendungsinteressen anderswo meinen Urheberrechten genauso wie die Bilder, die ich hier eingestellt habe. Das bitte ich zu beachten Alibotusch
Kommentar