[ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

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  • kameldame
    Anfänger im Forum
    • 20.02.2012
    • 17
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    • Meine Reisen

    [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

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    Mitreisende
    Seit Monaten lese ich nun schon in diesem Forum mit – Zeltberatung, Schlafsackberatung, Isomattenberatung, Rucksackberatung, Schuhberatung... das alles habe ich auch gebraucht – und mir quasi heimlich hier abgezwackt. Nun möchte ich mich mit einem kleinen Reisebericht revanchieren: über meine allererste Tour!

    Eigentlich wollte ich schon vor 1,5 Jahren zusammen mit M den WHW in Angriff nehmen, ein jobbedingter Umzug kam mir aber dazwischen und so durfte das neu gekaufte Zelt ohne mich auf die erste Tour – und ich hatte eine finanzielle Gnadenfrist für den Kauf der restlichen Ausrüstung. Auch im letzten Jahr ist es dann mit der Trekkingtour für mich nichts geworden, ABER in diesem Jahr gibt es KEIN ABER – wir fliegen im Sommer nach Island und ich will vorher unbedingt noch auf Trainingstour! Und genau deshalb kommt hier nun dieser Bericht...

    Zwei Wochen Urlaub Ende Januar – ein bisschen wärmer als in Deutschland sollte es sein und die Anreise nicht allzu teuer. M’s Schwester, die in Sevilla lebt, haben wir auch schon lange nicht mehr gesehen. Außerdem reizt mich Andalusien schon lange – das Ziel steht. Bleibt die Entscheidung für eine Strecke...

    Nach langer Suche und vielem Hin und Her haben wir uns für einen (ganz kleinen) Teil des GR7 / E4 entschieden. Geführt hat uns (mehr oder weniger gut) das kleine Büchlein „Walking the GR7 in Andalucia“ aus dem Cicerone-Verlag.

    Und jetzt geht’s los

  • nicki1005
    Erfahren
    • 30.04.2011
    • 374
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

    Super, freu mich auf deinen Bericht noch jemand mit der "allerersten Tour"! Willkommen im Club

    lg Nicki

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    • kameldame
      Anfänger im Forum
      • 20.02.2012
      • 17
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

      Ich hoffe, es wird es nicht zu lang(weilig), eine Kurzgeschichtenautorin ist an mir nicht verloren gegangen

      21./22. Januar 2012 – Gut geplant ist halb gewonnen

      Sonntagfrüh 8Uhr geht unser Flug ab Stuttgart. M darf sich an diesem Samstag noch ausbilden lassen – mit Sack und Pack geht es für ihn schon früh nach Erfurt zum Ausbildungsinstitut und abends mit dem Zug weiter. In Mannheim springe ich dann auf und wir übernachten bei einer Kollegin in Stuttgart. So weit der Plan.

      Den ganzen Tag sitze ich wie auf glühenden Kohlen – Aufgeregtheit macht sich breit: Vorfreude gepaart mit Sorge („Schaffe ich das? – Jo, ich schaffe das!“). Die Bahn verlängert meine Vorfreude: eine Stunde Verspätung. Und jetzt fängt es draußen auch noch an schütten. Also verpacke ich mich und meinen Rucksack wasserdicht und stiefele los. Nein – diese ersten Kilometer lasse ich mir nicht nehmen! Beschwingt „wandere“ ich im Regen durch die Quadrate. Ich freue mich auf M und auf unseren Urlaub – zwei gemeinsame Wochen, welch Luxus, und ein Abenteuer dazu (okay, ein kleines).

      Gegen Mitternacht sind wir in Stuttgart. Mit Rotwein und netten Gesprächen lassen wir den Tag ausklingen und kommen viel zu spät ins Bett. Nach 3 Stunden Schlaf klingelt schon der Wecker. Wir verlassen auf leisen Sohlen unser Nachtquartier und machen uns auf zum Flughafen. Die Rucksäcke sind schnell eingecheckt und schon kurz nach 11Uhr stehen wir bei strahlendem Sonnenschein vor dem Flughafen in Malaga. Alles ist „perfekt“ geplant – mit dem Bus in die Stadt, schnell beim El Corte Inglés Gas und ein paar frische Lebensmittel kaufen und dann am Nachmittag weiter mit dem Bus nach Ronda. Auf dem Weg in die Stadt entdeckt M den Planungsfehler: es ist Sonntag... Ich erleichtere mich also um die Google-Maps-Wegebeschreibung zum Supermarkt und wir werden um einen Nachmittag in Ronda beschenkt. Der Bus bringt uns vorbei an endlosen Hotelbunkern und rotgefärbten kurzhosigen Touristen – weg von der Küste hinauf nach Ronda. Wir beziehen unser für diese Nacht vorgebuchtes Zimmer und schlendern anschließend durch die Gassen und entlang der Abgründe dieser schönen Stadt.





      Bleibt eine Frage: Wo bekommen wir morgen Gas her? Wir beschließen, einen Ausflug zum Campingplatz etwas außerhalb der Stadt zu machen – vielleicht haben wir da Glück? Auf der einsamen Straße stadtauswärts treffen wir zwei Österreicher mit gleichem Ziel – sie haben Gas, das sie nicht mehr brauchen, vielleicht passt die Kartusche ja? Wir begleiten sie zu ihrem Camper und bekommen dort die Gaskartuschensuchzeit mit bestem Marillenschnaps, Radler und Urlaubsgeschichten versüßt. Die Kartuschen selber passen leider nicht (an dieser Einschätzung kommen M später Zweifel, aber das steht auf einem anderen Blatt). Wir verabschieden uns herzlich und schauen noch schnell im Campingshop vorbei. Der Betreiber ist äußerst nett und hilfsbereit, hat aber nur Stechkartuschen im Angebot. Er zeichnet uns auf, wo wir morgen früh eine Ferreteria finden – dort könnten wir Glück haben. Zuversichtlich schlendern wir zurück in die Stadt und genießen den Sonnenuntergang über der Landschaft, die wir ab morgen durchwandern wollen. In der Einkaufsstraße sehen wir dann einen Intersport und einen Army-Shop, der sogar die richtigen Kartuschen im Schaufenster hat – juhu! Jetzt noch schnell irgendwo zu Abend essen und dann ab ins Bett. Es ist 19.30Uhr – okay, wir sind Andalusien-Neulinge, da haben wir wohl die Essenszeiten der Andalusier nicht ausreichend in unsere Planung einbezogen... Was ich vorher kategorisch ausgeschlossen hätte, passiert. Wir landen bei McDonalds. Na dann, gute Nacht!
      Zuletzt geändert von kameldame; 20.02.2012, 22:33.

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      • kameldame
        Anfänger im Forum
        • 20.02.2012
        • 17
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

        23. Januar 2012 – Lektionen

        Der Wecker klingelt. Normalerweise komme ich nicht so gut aus dem Bett, aber heute ist alles anders, heute beginnt meine erste Tour! Wir machen uns tourbereit und verlassen unsere Unterkunft. Beim Bezahlen werden wir von der reizenden Tochter der Besitzer bedient, sie gibt uns 10Euro zu viel raus – Nein, 25Euro war uns günstig genug! Wir klären sie über ihren Fehler auf und verlassen schmunzelnd das Hostal. Die Geschäfte haben noch geschlossen, also geht’s vorm Gaskauf frühstücken. Wir halten es wie immer im Urlaub und suchen uns ein unscheinbares Café, in dem auch Einheimische sitzen. Für kleines Geld bekommen wir leckere Tostadas und Kaffee. Ja, so hab ich mir das vorgestellt

        10Uhr – der Armyshop hat immer noch geschlossen, also in den Intersport, und siehe da: hier gibt’s auch Gas. In Deutschland haben wir uns noch beraten lassen und extra einen Adapter gekauft. Der scheint aber nun doch nicht nötig. Der nette Verkäufer schraubt probehalber unseren Jetboil auf eine Kartusche – passt. Und eine Karte für die Sierra de Grazalema gibt’s hier auch. Im Supermarkt werden dann noch schnell Brot, Käse und andere Leckereien gekauft. Eine Fanta Limón auf die Hand und kurz zur Touristeninformation – wir wissen noch nicht, wie wir aus Ronda rauskommen. Nur wenig schlauer verlassen wir die Touristeninfo mit einem groben Stadtplan in den Händen wieder. Naja, laufen wir halt mal los – prompt in eine Sackgasse, die uns aber wunderschöne Ausblicke gewährt.



        Schließlich geht es unspektakulär die Straße entlang raus aus der Stadt. Wir erreichen einen Pfad, der aus der Stadt nach unten führt, aber weit und breit kein Wegweiser. Ich finde, der Weg „sieht gut aus.“ – „Meinst du?“ – „Naja, ich weiß nicht. Ja?“ – „Also die Karte von der Touriinfo führt uns noch an dieser Tankstelle da hinten vorbei“ – „Okay.“
        Also weiter die Straße entlang. Nach etwa 20 Minuten verlassen wir Ronda und auch den Fußweg.



        Also ob das so richtig ist? Bevor wir planlos auf der Straße weiterlaufen, ringe ich mich durch, jemanden zu fragen. Wir erfahren, dass die Straße hier neu gebaut wurde (Ah, das erklärt einiges). Aber der nette Mann kennt einen Weg – und bringt uns. Wow! Über Stock und Stein werden wir schnellen Schrittes aus Ronda geführt und landen schließlich auf, ähm ja genau, auf dem Weg, den wir vorhin ausgeschlossen hatten. Nach etwa 20 Minuten ist er dann da: unser erster GR7/E4-Wegweiser. Es ist inzwischen schon Mittag und wir haben gerade erst den Anfang der Etappe erreicht...

        Wir könnten jetzt allein weitergehen, aber unser Helfer scheint nur auf uns gewartet haben und führt uns weiter. Ich bin euphorisch und glücklich – die Sonne lacht und wir sind on Tour – da lerne ich Lektion 1: wenn du rutschst, dann fällst du. Rucksack und Schwerkraft entpuppen sich als Verbündete: Im Bruchteil einer Sekunde liege ich auf dem Boden. Meine Hände sind leicht aufgeschürft und ich bin staubig von oben bis unten, sonst ist nichts passiert. (Denke ich zumindest...)

        Unser Weg führt uns schnell wieder auf Asphalt und beim Blick in den Wanderführer dämmert uns Lektion 2: auch eine Stunde Asphaltstraße lässt sich im Wanderführer in einem Nebensatz verpacken. (Das wird uns im Lauf unserer Wanderung noch Nerven kosten!)

        Nach etwa 1,5 Stunden gemeinsamer Wanderung verabschiedet sich unser Helfer - er muss zurück nach Ronda. Wir bekommen noch kurz erklärt, wie es für uns weitergeht und dann sind wir auf „unserem Weg“ allein. Wir nutzen die Pause, um ein paar Klamotten im Rucksack verschwinden zu lassen und laufen weiter, da wartet auch schon Lektion 3: bloß weil es rot-weiß ist, bist du nicht auf dem richtigen Weg. Direkt hinter einem Bahnübergang erspähen wir ein rot-weißes Kreuz. Irgendetwas in mir regt sich – als ich die Zeichenerklärungen im Internet gelesen habe, erschien mir das so logisch, dass ich es nicht aufgeschrieben habe. Was hieß jetzt noch mal das Kreuz? Nach etwa 15 Minuten bergauf kommen Zweifel auf (bei M – ich geb’s zu). Karte raus, Kompass raus – ja, wir laufen in die falsche Richtung. Also zurück. So langsam dämmert es mir: Kreuz = falscher Weg. Nur fünf Minuten neben dem ersten liegt ein zweiter Bahnübergang und da ist auch ein ganz großes Schild. Hier sind wir richtig! Jetzt geht es stetig bergauf, um uns herum blüht und grünt alles. Wir machen eine Pause unter alten Olivenbäumen zwischen blühendem Ginster und genießen den Blick auf Ronda. SUPER



        Jetzt aber weiter, wir haben noch viel vor. Es geht über Wiesen und vorbei an blühenden Mandelbäumen über den Berg.





        Schon bald liegt uns zu Füßen unser Zwischenziel Montejaque, eines der weißen Dörfer Andalusiens. Unten angekommen erwartet uns Lektion 4: Siesta – „Zwischen etwa zwei Uhr und fünf Uhr nachmittags hat Spanien geschlossen, Andalusien erst recht“ (wie der Andalusien-Reiseführer vom Michael Müller Verlag zu berichten weiß)

        An der Plaza Constitution finden wir aber eine geöffnete Kneipe und trinken (natürlich) eine Fanta Limón. Es ist 15.30 und wir wollen schnell weiter. Also im Laden um Wasser bitten (wir bekommen die Wasserflaschen persönlich gefüllt - wie überall auf dieser Tour) und nach dem Weg fragen. Ungläubige Blicke liegen auf mir und eine unsichere Nachfrage folgt: Schon mit dem Auto, oder? – Ich: ähm nein, zu Fuß. Die anwesenden Dorfältesten verfallen in eine lautstarke Diskussion, so wirklich helfen kann uns leider niemand. Also einfach drauf los (hat ja heute in Ronda schon prima geklappt). Wir steigen schmale Gassen hinauf, genießen den Ausblick und steigen wieder hinab – Sackgasse, Sackgasse, Sackgasse. Höchste Zeit für Lektion 5: reinzukommen ist nicht schwer, rauszukommen aber sehr! Die Etappenbeschreibungen (und nach unserer Schätzung auch die Kilometerangaben) schließen die Ortschaften nicht ein sondern starten und enden am Ortsrand. Dass wir die Etappen andersherum laufen, als im Wanderführer beschrieben, ist dabei auch nicht gerade hilfreich.



        Wir laufen noch einmal im Ort zurück und entdecken auf einem Schild auf der der Straße (und nicht dem Fußweg) zugewandten Seite eine grobe Wegbeschreibung mit Straßennamen. Es ist lachhaft, wie nah wir dran waren. Aber raus führt eben wirklich nur diese eine Straße... Direkt außerhalb des Ortes schockieren uns dann die Massen an zusammengezimmerten, überfüllten Hundezwingern. Von überall kläfft und bellt es zu uns herüber. Der Kontrast zu dem zurechtgemachten weißen Dorf nur 10 Minuten hinter uns macht mich sprachlos und traurig. Gut, dass wir schnell weiter müssen. M kompensiert den Wegesuchfrust mit einer Dose Irn Bru (fragt nicht!).

        Dann geht es stramm voran, denn so langsam wird uns klar: Lektion 6: wenn die Sonne um 8.30Uhr auf und um 18.30Uhr untergeht, scheint sie nur 10 Stunden...
        Wir laufen dem Sonnenuntergang entgegen. Im Licht der Dämmerung erwartet uns eine (für uns spektakuläre) Wildlife-Sichtung: zwei große Gruppen Gänsegeier.





        Schnell ist es 18.30 – wir sollten bald einen Platz zum Zelten finden. Bis zur anvisierten Herberge mit Campingmöglichkeit werden wir es wohl nicht mehr schaffen, da taucht ein Schild auf: Casa Rural Refugio de Libar: 3 km. Wir legen noch einen Zahn zu und ich merke, dass ich mich bei meinem Sturz wohl doch leicht verletzt habe – meine linke Hüfte fängt an, schmerzhaft zu ziehen und zu brennen. Ich lockere meinen Hüftgurt und spurte M hinterher. Als es langsam dunkler wird, entdecken wir am Wegesrand eine Picknickbank mit Feuerstelle. Hier können wir campen! Geschafft aber glücklich bauen wir das Zelt auf. Jetzt noch schnell was Warmes essen und dann ab in den Schlafsack – herrlich. Aber irgendwas stimmt nicht und wir lernen die bitterste Lektion des Tages (7): ohne Gas kein Spaß - Der Jetboil lässt sich prima auf die Gaskartusche drehen, aber Gas kommt keins raus. Der Adapter nützt auch nichts. Da hilft kein Fluchen – das funktioniert einfach nicht. Also gibt’s irgendeinen Schokoriegel zum Abendbrot und gegen 20Uhr liegen wir schon im Zelt. Genug Zeit für Lektion 8: wenn die Sonne 10 Stunden scheint, scheint sie 14 Stunden nicht.
        Gute (lange) Nacht!

        Wen es interessiert: wegen der vielen Umwege und der fehlenden Kilometerangaben in den Ortschaften, wissen wir nicht genau, wie viele Kilometer wie jeweils gelaufen sind. Wir schätzen für heute: 25km
        Zuletzt geändert von kameldame; 20.02.2012, 23:10.

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        • Atze1407
          Fuchs
          • 02.07.2009
          • 2425
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          #5
          AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

          Weiter !!
          Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
          Abraham Lincoln

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          • Juno234
            Erfahren
            • 03.08.2007
            • 397

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            #6
            AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

            Schön, noch ein Bericht aus dem Süden Ich freue mich auf mehr

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            • nicki1005
              Erfahren
              • 30.04.2011
              • 374
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

              das mit den Lektionen find ich lustig

              das mit den Hundezwingern nicht so...

              und das mit dem Gas sehr ärgerlich, wenn man sich schon auf warmes Abendessen freut...

              Hoffentlich gehts bald weiter

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              • kameldame
                Anfänger im Forum
                • 20.02.2012
                • 17
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                #8
                AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

                Freut mich, dass hier jemand mitliest und dass es euch gefällt (Mir hat's auch gefallen, deshalb will ich euch ja teilhaben lassen )

                @Nicki: danke für das Willkommen im "Club"!

                Dann will ich euch mal nicht länger auf die Folter spannen...

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                • kameldame
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                  #9
                  AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

                  24. Januar 2012 – Rom und seine Wege

                  Als ich aufwache ist es feucht, kühl und stockdunkel. Ich verkrieche mich noch einmal tiefer im Schlafsack aber um 8Uhr kann ich einfach nicht mehr liegen. Als ich den Kopf aus dem Zelt strecke, wundere ich mich nicht mehr über mein Frösteln – die Wiese rings um uns ist mit Raureif überzogen, die Pfützen sind gefroren und auch unser Zelt hat sich ein weißes Mäntelchen zugelegt. Ich bin begeistert! Ich streife ein bisschen über die Wiesen und warte darauf, dass M sich auch aus dem Zelt schält.

                  Dummerweise sind unsere Klamotten nass und kalt – ich ziehe mir alles an, was ich trocken in meinem Rucksack finde, aber so langsam kriecht mir die Kälte in die Knochen und ob fehlendem Cappuccino oder sonstiger Heißgetränke werde ich ungemütlich (nur ein kleines bisschen, wirklich ). Der steinharte Müsliriegel, den ich mir reinzwänge, hebt meine Laune nicht gerade. M erträgt mich tapfer und packt mit klammen Fingern das angefrorene Zelt ein. Ich fange mich wieder, verarzte mit steifen Händen meine Füße und dann geht es los – der Sonne entgegen, die sich langsam über die Berge schiebt. Beim Aufbruch raten wir, wie weit wir noch vom Refugio entfernt sind. Etwa 1,5km dürften es sein. Umso erstaunter sind wir, als das Gebäude nach nur 150m hinter der nächsten Kurve auftaucht...







                  Jetzt geht es über Wiesen und Weideland, der Weg wird schnell schöner und wir sind froh, endlich die breite Schotterstraße zu verlassen. Als wir dann auch noch die Sonne erreichen und uns ihre wärmenden Strahlen treffen, bin ich zutiefst glücklich und zufrieden. Schlechte Laune? Ich? Niemals!

                  Jetzt geht es steil über kleine Pfade auf den Berg. Nach einer kurzen Sonnentankpause erreichen wir den Pass und sind fasziniert von der Aussicht. Genauso steil wie eben rauf geht es auf der anderen Seite wieder runter. Der Weg gefällt uns – ein kleiner Pfad über Stock und Stein. M ist so begeistert, dass er direkt mal näheren Kontakt sucht – ja die Farbe des Bodens harmoniert mit der Hose

                  Wir treffen einen Landarbeiter (keine Ahnung, was der hier eigentlich macht) und halten einen kleinen Plausch. Er wünscht uns eine schöne Wanderung – die Leute hier sind wirklich nett. Weiter unten treffen wir tatsächlich sogar auf andere Wanderer – eine Gruppe junger Männer auf einem Tagesausflug. Wir tauschen freundliche Holas, schon sind wir wieder allein. Der Weg wandelt sich wieder in Schotterpiste, wir machen noch eine Pause in der Sonne und gehen dann weiter in Richtung Villaluenga del Rosario, wo wir Mittagessen möchten. Die Strecke dorthin ist landschaftlich reizvoll, leider führt der Weg bergauf über eine betonierte Straße. Das macht nicht wirklich Spaß und meine Sturzverletzung von gestern macht sich immer wieder schmerzhaft bemerkbar. Ich brauche häufig kurze Pausen, um meine linke Hüfte zu entlasten und dem Brennen und Stechen unter der Haut entgegenzuwirken. Natürlich findet sich im Erste-Hilfe-Set nichts, was für diesen Fall herhalten könnte – das ändert sich bei der nächsten Tour auf alle Fälle! Auf diese Art kommen wir langsamer voran als gedacht und es wird klar, dass wir Villaluenga del Rosario erst nach Beginn der Siesta erreichen werden.







                  Wir haben aber Glück und finden sofort eine kleine Gaststätte, die geöffnet hat. Wir sind die einzigen Gäste und die Preise sind recht hoch – aber wir werden nett bedient und bewirtet. Suppe, Salat und Hauptgang (Patatas con Huevo – Pommes mit Spiegelei – einfach aber LECKER). Fanta Limón gibt es nicht - aber Schweppes Limón - auch gut! Dann noch ein heißer Kaffee... Satt und zufrieden bekommen wir anschließend unsere Wasserflaschen aufgefüllt und fragen nach einem Supermarkt – ja, den gibt’s, aber der macht erst 17Uhr wieder auf. Ah, da war ja was!

                  Heute noch, wie irgendwann mal geplant, bis hinter Ubrique zu kommen und dort zu zelten, schminken wir uns ab. Den Weg und die (für uns) machbaren Kilometer haben wir falsch eingeschätzt. Was später noch auf uns wartet, gibt uns mehr als Recht.

                  Etwa 15.30Uhr machen wir uns wieder auf den Weg – vor uns liegen 8km bis Ubrique, aber erst müssen wir aus Villaluenga del Rosario rausfinden.
                  Es geht ein Stück am Straßenrand entlang, eine Abzweigung erweist sich als Sackgasse, irgendwann finden wir aber einen schönen Pfad unterhalb der Straße über Schafweiden und stückweise immer wieder über altes römisches Kopfsteinpflaster. Davon schreibt der Wanderführer nichts aber nach etwa einer Stunde überqueren wir die Straße und treffen plötzlich wieder auf einen Wegweiser. Wir umgehen Benacoaz auf schönen Pfaden und erreichen recht schnell den Sendero Calzada Romana – eine 3,5km lange römische „Straße“, die uns heute an den Rand des Machbaren bringt. Es geht bergab – die Füße schmerzen, die Knie werden weich, jeder Schritt erfordert Konzentration. Nein, weiter als Ubrique geht heute keiner von uns beiden!









                  In der Altstadt stehen wir dann unschlüssig vor einer Karte für Radfahrer als uns ein etwa 11jähriger Junge anspricht – ob wir etwas suchen? Wir fragen nach einer Pension und bereitwillig führt er uns zwei Straßen weiter. Sein Blick fällt neugierig auf meine Stöcke meine Frage, ob er sie mal ausprobieren möchte, quittiert er mit eifrigem Nicken. Stolz stapft er mit meinen viel zu großen Stöcken durch die Gassen von Ubrique.

                  Vor dem Casa Rural verkündet ein Schild: Dienstag Ruhetag. Wieder Ratlosigkeit. Ich spreche eine Fußgängerin an, ob es noch eine andere Pension gibt, da ertönt über unseren Köpfen eine freundlichen Stimme: Ja – hier! Geschlossen hat nur die Gaststätte, die zur Pension gehört, wir standen vor der falschen Tür... Für 45Euro bekommen wir ein sehr schönes Zimmer mit eigenem Bad und Wellnessdusche. Es ist etwa 17Uhr und wir raffen uns auf, noch ein bisschen die Stadt zu erkunden. Wir stürmen einen kleinen Laden, decken uns mit allem Nötigen für ein Picknick im Bett ein und genießen die lebendige Atmosphäre eines weißen Dorfes außerhalb der Siesta. 18.30Uhr sind wir wieder in unserem Zimmer. Gemütlich picknicken wir und trinken ein Bierchen. Als ich meine Strümpfe ausziehe, trifft mich der Schlag – solche Blasen habe ich noch nie gesehen! M wird kleinlaut und wagt nicht mehr, über seine Bläschen zu jammern. Wir verkriechen uns ins Bett, lesen noch ein bisschen im Reiseführer und schlafen recht früh ein. Buenas noches...

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                  • kameldame
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                    #10
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                    Ach ja, die geschätzten Kilometer: 18

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                      #11
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                      25. Januar 2012 – Wer rastet, der rostet

                      Der nächsten Morgen beschert uns Lachtränen – wir sind über Nacht eingerostet! In gebückter Haltung und wie auf rohen Eiern schleichen wir durch unser Zimmer. Ich muss lachen, ich weiß auch nicht warum – aber irgendwie tut es gut, den eigenen Körper zu spüren und M sieht einfach zu witzig aus, wie er da den Greis mimt.

                      Aber so langsam ruckeln sich die Körper wieder ein, mit warmem Wasser aus der Leitung mache ich uns Cappuccino und M zaubert sich sogar einen süßen Moment. Dann (wir haben es gestern einfach nicht mehr hinbekommen...) testen wir die Wellnessdusche – danach fühle ich mich wie neugeboren und gehe beschwingt den neuen Tag an. M hat Halsweh (ich habe meines gerade überwunden, die Halstabletten, die ich noch in Ronda in der Apotheke gekauft hatte, wechseln die Hosentasche). Wir haben uns Zeit gelassen und verlassen erst gegen 10Uhr unser Zimmer. Wir treffen noch auf die Betreiberin, sie hat ein Geschenk für uns vorbereitet – einen Kalender mit Werbung für ihr Casa Rural. Den habe ich tatsächlich den restlichen Urlaub mitgetragen und nun schmückt er meine Küche

                      Im Laden um die Ecke kaufen wir noch Brot, Käse, Fanta Limón und Wasser, dann verlassen wir die Altstadt. In der Neustadt fragen wir in der Touristeninformation (die wir eher zufällig streifen) nach dem Weg. Auf Englisch werden wir perfekt beraten und bekommen sogar eine Broschüre mit, die uns den Weg (hier mal wieder ein regionaler Sendero) beschreibt. Außerdem gibt es hier einen Intersport – wir kaufen einen Kocher, der auf unsere Kartusche passt UND mit dieser funktioniert. M ärgert sich über die 20Euro, aber warme Getränke und Kartoffelbrei sind uns wichtiger. Eine Apotheke nehmen wir auch noch mit, ich brauche etwas für meine Lippen (die Sonne knallt ganz schön...) – ich bin stolz auf meine Weitsicht, die erste Tour so zivilisationsnah geplant zu haben


                      hinter Ubrique auf dem GR7

                      Problemlos finden wir aus dem Ort und sind bald wieder allein. Der erste Teil der heutigen Etappe führt uns über Feldwege, Wiesen und Weiden, es wird richtig warm und wir genießen das Beisammensein und die Natur.




                      Sendero Molón de la Vilbora - GR7 bei Ubrique

                      An der Venta Molón de la Vilbora genehmigen wir uns eine – na, wer errät’s? und bekommen unsere Wasserflaschen aufgefüllt (wir haben noch reichlich Wasser dabei, werden aber erst morgen Abend wieder an Nachschub kommen).

                      Frohen Mutes geht es weiter. Was im Wanderführer wie 10 Minuten entlang der Straße klingt, raubt uns in der Mittagshitze den letzten Nerv. LKW donnern an uns vorbei und wir schieben über 3km lang am Straßenrand den Berg hinauf. Die vielen Schilder, die uns einen Parque Natural gleich hinter dem Zaun verheißen, scheinen uns zu verhöhnen. Wie gern wären wir bei den Ziegen auf der anderen Zaunseite! Da kommt uns die anschließende Schotterstraße schon wie der Trekkinghimmel vor...





                      Meine Verletzung vom ersten Tag macht mir immer noch leicht zu schaffen, es wird aber besser - Zeit für was Neues! Ich bekomme Schmerzen in der linken Achillessehne, mal schauen, was das noch gibt...

                      Landschaftlich ist die Strecke wirklich reizvoll: Es geht jetzt durch Korkeichenwald, und immer wieder eröffnen sich schöne Ausblicke über die Landschaft.


                      Los Alcornocales

                      Gegen 17Uhr erreichen wir unser Tagesziel, die Albuerge la Calderone. Wir stellen unser Zelt auf, genießen die Sonne und kochen (!) – herrlich! Später fahren in der untergehenden Sonne zwei Laster mit geerntetem Kork in der Nähe vorbei – dann sind wir allein und liegen gegen 20Uhr auch schon zwischen den Daunen.



                      Als M kurz aufsteht, ist es noch dunkel (er schwärmt vom Sternenhimmel). Wir sind beide putzmunter und schätzen die Uhrzeit auf etwa 6, das heißt wir können den Tag bald beginnen. Doch dann höre ich M fluchen – es ist erst 1.30Uhr!

                      Ja, so ist das mit den langen andalusischen Nächten...

                      Tagesetappe (wie immer nur eine grobe Schätzung): 18km

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                      • kameldame
                        Anfänger im Forum
                        • 20.02.2012
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                        #12
                        AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

                        26. Januar 2012 – Katzenjammer

                        Irgendwann wird es dann aber doch hell, ich stehe früh auf und genieße den Sonnenaufgang und die Ruhe. Während M noch im Zelt liegt, sitze auf ein paar Felsen in der Nähe und esse die Schokoladenreste, die ich gerade in meiner Jackentasche gefunden habe. Als es dann auch noch (endlich) heißen Cappuccino zum Frühstück gibt, bin ich seelig. Wir trocknen das Zelt in der Morgensonne und ich streune ein bisschen durch die Gegend. Meine Achillesferse macht Probleme, aber es wird (muss ja auch) gehen.

                        Gegen 10Uhr brechen wir schließlich auf. Ein Schild verheißt: 5.45h bis Jimena de la Frontera, das nächste Schild nach etwa 20 Minuten verkündet aber 6h. Nun – wir werden sehen.
                        Der Weg führt weiter über Schotterpiste, geht dann aber in breitere Waldwege über. Die Landschaft ist abwechslungsreich, nach einer Abzweigung wechseln wir von Korkeichen- in Pinienwald, es blüht und grünt um uns herum. Leicht aber stetig geht es bergauf und uns eröffnen sich immer wieder schöne Ausblicke über Los Alcornocales.





                        Hier treffen wir neben den rotweißen Markierungen zum ersten Mal auch auf Steinhäufchen, entscheiden uns aber mit Hilfe von Kompass und unserer groben Karte gegen den so markierten Weg und behalten damit Recht. Wir kommen an immer mehr Steinmännchen vorbei, die ab hier aber stimmen (wir gehen ja auch „andersrum“). Da hat sich jemand verwirklicht, denn eigentlich ist der Weg hier gut markiert . Es geht jetzt über viele kleine Pfade durch Wald und Wildnis, ein paarmal queren wir einen kleinen Bach – wir sehen Wildschweine und die Vögel zwitschern. Genauso habe ich mir das vorgestellt!


                        Natur pur – und ein bisschen Religion mitten im Nirgendwo

                        Als wir den Wald verlassen, gelangen wir wieder auf eine Schotterpiste und anschließend durch ein Gatter auf einen Pfad, der uns stetig bergauf führt. Oben genießen wir die grandiose Aussicht und begeben uns dann auf den deutlich ausgeschilderten Weg bergab. Irgendwie verlieren wir aber in der nächsten halben Stunde irgendwo den Weg. Im Nachhinein sind wir sicher, dass er verlegt wurde, die Wegweiser aber noch nicht vollständig verändert wurden. Wir suchen verschiedene mögliche Strecken ab, keine Wegweiser. Der Kompass deutet auf einen Weg auf der anderen Seite des Weidezauns, an dem wir uns befinden also laufen wir ein Stück zurück, bis zu einem Gatter, das uns auf den parallelen Weg auf der anderen Seite führt. Hier entdecken wir ein weiß-rotes Kreuz. Aha, wer den Weg „richtigrum“ geht, der soll hier nicht durch. Aber: der sieht auch dieses Kreuz, wir wägen uns richtig und treffen kurze Zeit später auch wieder auf (neuaussehende) Wegmarkierungen. Der Umweg hat uns mindestens 3km gekostet – aber wir haben Urlaub und Zeit und die Sonne scheint

                        Über schöne Wege geht es weiter und dann taucht Jimena de la Frontera in der Ferne vor uns auf. Ein steiler Abstieg trennt uns von unserem Tagesziel. Der Weg ist wunderschön, aber unsere Füße machen sich bemerkbar und die Knie fühlen sich steil bergab an gestern erinnert...


                        Jimena de la Frontera liegt vor uns

                        Als wir den örtlichen Campingplatz erreichen, sind wir glücklich und zu geschafft, um noch in den Ort zu gehen. Wir suchen den Betreiber und bekommen für 18Euro ein Stück Wiesenparkplatz zugewiesen. So richtig gefällt es uns das nicht, aber für eine Nacht ist es okay. Für Abendessen in der Campinggaststätte ist es noch zu früh, also kochen wir gemütlich (und ziehen den Zorn der Campingplatzkatzen auf uns, indem wir vom Kartoffelbrei aber auch gar nichts teilen). Den Tag lassen wir bei (preiswertem und leckerem) Tinto de Verano ausklingen. Wir erfahren, dass wir morgen früh auch im Campingplatzrestaurant frühstücken können und gehen gegen 20.30Uhr schlafen. (Unser Zelt wurde in der Zwischenzeit durch die Katzen markiert... Na dann, gute Nacht!)

                        Tagesetappe, geschätzt (mit Umwegen): 21km

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                        • Werner Hohn
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                          • 05.08.2005
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                          #13
                          AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

                          Tztz ... da interpretieren die doch glatt die genialste Erfindung in Sachen Wegmarkierung, nämlich das Auskreuzen falscher Wege, komplett anders rum.

                          Bist du sicher, dass ihr Wildschweine gesehen habt? In Spanien dürfen die Schweine, die als Jamón Ibérico (das ist ein paar Preisstufen über dem Serrano Schinken) enden werden, ihr Leben in umzäunter Freiheit verbringen. Hinzu kommt, dass die in der Regel nicht in Schweinchenrosa daherkommen, sondern dem Wetter angemessen in Andalusischschwarz. Nicht selten ist kaum zu erkennen, dass man sich in einem umzäunten Bereich aufhält, so groß sind die Areale.

                          Werner
                          .

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                          • kameldame
                            Anfänger im Forum
                            • 20.02.2012
                            • 17
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                            #14
                            AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

                            Lieber Werner,

                            hatte ich geschrieben, dass das meine erste Tour war? Eins ist sicher, wofür dir Kreuze stehen, vergesse ich nie mehr Früher, bei der Schnitzeljagd im Wald lag unterm Kreuz immer der Schatz, was soll ich sagen...

                            Aber mit den Wildschweinen bin ich gaaaaanz sicher. Klar haben wir die schwarzen Iberico-Schweine auch gesehen, aber die im Wald, das waren Wildschweine. Nicht so große dunkle, wie es bei uns gibt, sondern kleinere rötlich-braune (auch kleiner als die Iberico-Schweine oder unsere Hausschweine). Es waren vier oder fünf Tiere. Als wir in die Nähe kamen, liefen sie recht schnell weg, zu schnell für ein Foto...

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                            • Juno234
                              Erfahren
                              • 03.08.2007
                              • 397

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

                              Oh, noch eine Liebhaberin des Tinto de Verano Aber ich glaube, wir sind die großen Ausnahmen

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                              • kameldame
                                Anfänger im Forum
                                • 20.02.2012
                                • 17
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

                                27. Januar 2012 – Das Meer sehen ...und ankommen

                                Heute begrüßt uns die Sonne nicht, es ist bewölkt. M hat Hals- und Kopfschmerzen, meine Achillessehne macht den Gang zu den Duschen zur Tortur, M verzichtet gleich ganz. Wir packen unsere sieben Sachen und gehen frühstücken. Für 3,60Euro (zusammen!) genießen wir Tostadas mit Tomaten und Olivenöl und zwei gute Kaffee. So gestärkt erwachen unsere Energien neu und ich probiere gleich mal die EU-geförderten Sportgeräte am Ortseingang direkt neben dem Campingplatz. M lacht ob meiner Energie. Als wir dann auch noch direkt einen kleinen Laden treffen und uns mit Brot, Käse, Süßgebäck und – HA! Schweppes Limón – eindecken, stören die wenigen Regentropfen kaum. Auf dem Weg raus aus der Stadt verlaufen wir uns dann auch nur 3mal, Verstand und Kompass bewahren uns aber vor größeren Umwegen. Jetzt kommt auch die Sonne raus, um uns ein wenig zu begleiten.


                                Jimena de la Frontera

                                Die Strecke heute führt durch subtropischen Wald und lange über Felder, Wiesen und Weiden an der Bahnlinie entlang. Mitunter ist die Strecke sehr schlammig und wir sauen uns heute mal so richtig ein. Wir sind beide gesundheitlich nicht auf der Höhe – M ist erkältet, ich habe ernsthafte Probleme mit der Achillessehne. Trotzdem sind wir gut gelaunt und genießen die Einsamkeit und den über weite Strecken schönen Weg. (Einzig das Laufen auf der Trecker-Spur eines frisch geackerten Feldes ist uns auf Dauer zu anstrengend.)


                                auf dem Weg nach Castillo de Castillar - entlang der Bahnlinie

                                Am frühen Nachmittag überqueren wir die Bahnschienen und begeben uns zum Aufstieg nach Castillo de Castellar. Auch hier ist ein neuer Sendero angelegt und verheißt uns 7km Strecke bis zum Ziel. Lange geht es markierungslos auf einem Schotterweg zwischen zwei Zäunen vorbei. Wir treffen zwei Männer an einem einsamen Hof und fragen zur Sicherheit nach, ob wir noch richtig sind. Ja – alles prima.

                                Im Schutz zweier Bäume machen wir am Wegesrand eine Pause – es hat sich abgekühlt und es weht ein frischer Wind. Kurze Zeit später ändert sich die Wegbeschaffenheit, wir gehen durch einen Wald auf einem stark ausgewaschenen Weg. Ich bin froh, dass es in letzter Zeit nicht so viel Regen gab, dass hier das Wasser runterrauscht. Der Weg sieht aus, als würde er manchmal zum reißenden Bach. Ich finde diesen Weg wunderschön, auch wenn er uns steil nach oben führt. Ich bin fasziniert vom (leider komplett abgezäunten) Wald und der Stille um uns herum.



                                Nach einer kleinen Endlosigkeit erreichen wir wieder Asphalt, diese Straße führt uns den letzten Kilometer nach Castillo de Castellar, das wir natürlich in der Siesta erreichen werden. Als wir um die letzte Kurve biegen, erlebe ich ein unglaubliches Hochgefühl – da vor uns in der Ferne liegt das Meer und der Felsen von Gibraltar strahlt in der Sonne, wir können bis nach Afrika sehen! Seit Tagen erzähle ich M von meiner Vorstellung, über einen Berg zu kommen und das Meer zu sehen. Ich war ein wenig traurig, weil ich glaubte, dies auf dieser Tour nicht erleben zu können – bis nach Tarifa kommen wir im Rahmen unseres Zeitlimits nicht. Und jetzt, ganz unverhofft, ist es passiert – wow!


                                GIBRALTAR und das Meer sehen...

                                Glücklich und gelöst schlendern wir durch die leeren Gassen von Castellar und begraben die Idee, hier jemanden nach einer Zeltmöglichkeit zu fragen. Am Hauptplatz füllen wir die Wasserflaschen an einem Trinkbrunnen und machen uns gegen 17Uhr auf den Weg bergab. Die Möglichkeit, dass es den im Wanderführer erwähnten Campingplatz noch gibt, haben wir nach Vorrecherchen bereits ausgeschlossen, aber irgendwo wird sich schon ein Plätzchen finden.

                                Der Weg aus Castellar raus ist schön – und römisch gepflastert...


                                Castillo de Castellar

                                Für unseren Geschmack ziehen sich die Pflastersteinserpentinen etwas zu lang, aber irgendwann ist auch das geschafft. Ein kleiner Pfad führt anschließend zu einem Gasthaus. Wir wundern uns, dass wir uns nicht reinsetzen dürfen, bestellen aber trotzdem eine Fanta Limón und fragen nach einer Campingmöglichkeit. Zum ersten Mal auf unserer Reise werden wir recht unwirsch abgefertigt. Dies sei ein Naturpark, in dem Zelten verboten sei (okay, das war uns schon klar, deshalb fragen wir ja) und nein, auf diesem wunderschönen Stück Rasen neben der Gaststätte können wir auf gar keinen Fall bleiben (okay, das hätte uns auch überrascht, aber wer nicht fragt...) und sonst kann sie uns auch nicht helfen. (Ms Schwester erklärt uns später, dass sich viele dieser Gasthäuser an den Straßen eher durch anderweitige Geschäfte finanzieren, ah ja, das erklärt die griechischen Statuen und dass wir nicht rein durften und überhaupt...).

                                Laut Wanderführer führt bald ein „pretty path through the trees“. Wir hoffen, hier ein Plätzchen für unser Zelt zu finden. Leider entpuppt sich der schöne Pfad als Straße in Sichtabstand zur Hauptstraße (wahrscheinlich früher mal als jene genutzt). Es gibt weit und breit keine Möglichkeit, unser Zelt aufzustellen und als uns auch noch ein Auto mit Jugendlichen entgegenkommt, verwerfen wir diese Möglichkeit vollständig. Es ist 18Uhr, bald wird es dunkel und der Weg in den nächsten Ort führt entlang der Straße. Aber: an genau dieser Straße liegt ein zum Hotel umgebautes Kloster, mit dem ich schon in Deutschland geliebäugelt habe – ich habe nichts gegen diese Option. Als es leicht zu regnen anfängt, verzichten wir auf das Einpacken von Mensch und Rucksack – wir müssten ja gleich da sein. Im Licht der Dämmerung laufen wir auf dem Seitenstreifen einer doch recht befahrenen Straße unserem Ziel entgegen. Auf einer Lichtung (natürlich hinter Zaun) sehen wir ein paar Rehe – sogar für das Wildlife haben wir noch ein Auge

                                Als der Regen stärker und das Licht weniger wird, erblicken wir das hell erleuchtete Casa Convento de Almoraima. Da es hier aber kein Hinweisschild gibt und die davor liegenden Gebäude nach Privatbesitz aussehen, gehen wir davon aus, dass der Eingang weiter unten liegt. Nach etwa 500m erreichen wir dann auch ein Tor mit einem dahinter liegenden Parkplatz. Verschlossen! Was nun? Wir beschließen, zurück zu gehen und den Weg über das Privatland zu versuchen.

                                Im inzwischen strömenden Regen (und klitschnass) geht es also auf der Straße 500m zurück und 200m über die Privatstraße bis zum nächsten Tor: Betreten verboten! Nur kurz hinter den hohen Gitterstäben sehen wir die Türme des Hotels und hören sogar Stimmen – das kann doch nicht wahr sein! Vor allem Ms Laune erreicht den Tiefpunkt - wir müssen eine Lösung finden (ich bin natürlich die Ruhe selbst )...

                                Wir überlegen kurz, einfach hier und jetzt unser Zelt aufzustellen – aber ich will in dieses Hotel!!! Also legen wir wenigstens den Rucksäcken die Regenhüllen an und machen uns wieder auf den Weg nach unten. Im letzten Licht erreichen wir schließlich das Ende der Straße und einen großen Kreisverkehr – am Hotel sind wir jetzt ca. 1km vorbei. Etwas unentschlossen stehen wir im Regen und beschließen dann, nach links in Richtung Nuevo Castellar zu laufen. Nach 50m dann das Unerwartete: Der Eingang (okay, es ist deutlich eine Autoeinfahrt) zum Hotelgelände. Nach kurzer Diskussion (M will doch tatsächlich weitersuchen) setze ich mich durch – ich will da hin!

                                Inzwischen ist es dunkel, wir kramen die Stirnlampe raus und laufen die 1km lange Hotelanfahrt hinauf. Topdreckig (der viele Regen ist unseren schlammigen Schuhen nicht Herr geworden), klitschnass (wenigstens die Regenjacken wurden geschont) und fix und fertig kommen wir gegen 19.30 am Hotel an – und stapfen tapfer durch schick gekleidete Abendgäste.

                                Während wir an der Rezeption stehen, bilden sich große Pfützen um uns herum, was mir irgendwie peinlich ist. Na, wenigstens ist hier alles gefliest. Eine junge Frau kommt an die Rezeption und ich frage nach einem freien Zimmer für eine Nacht. Sie schaut uns an und – schüttelt den Kopf! Wir stehen wie angewurzelt in dieser Nobelrezeption, ich spiele die Möglichkeiten durch – Zelten im Klostergarten? Taxi? Sich schreiend auf den Boden werfen?

                                Wir müssen sehr mitleiderregend ausgesehen haben. Auf Englisch fragt sie uns: „Only one night?“ – „Yes, only one night“. Sie klickt am Computer rum, bange Millisekunden, sie nickt. Durch einen wunderschönen Patio werden wir zu unserem Zimmer geführt. Als wir die Tür öffnen, müssen wir lachen. Ob wir uns dieses Zimmer gegeben hätten? – wir sind unsicher. Schierer Luxus erwartet uns und unter Lachen trauen wir uns nicht, das wenige Zentimeter große, geflieste Stück Fußboden im Eingangsbereich zu verlassen. Wir schaffen es dann aber doch, nicht das ganze Zimmer in ein Schlammloch zu verwandeln, nehmen später ein warmes Schaumbad und gönnen uns ein Bier aus der Minibar. Der Schlaf kommt dann auch ganz schnell – gute Nacht!

                                Kilometer heute (mit allem Auf und Ab): etwa 25

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                                • kameldame
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                                  • 20.02.2012
                                  • 17
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                                  #17
                                  AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

                                  Zitat von Juno234 Beitrag anzeigen
                                  Oh, noch eine Liebhaberin des Tinto de Verano Aber ich glaube, wir sind die großen Ausnahmen
                                  Oh ja - wir machen uns den im Sommer sogar in Deutschland Und wenn man unterwegs ist, ist es einfach die perfekte Erfrischung!

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                                  • kameldame
                                    Anfänger im Forum
                                    • 20.02.2012
                                    • 17
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                                    #18
                                    AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

                                    28. Januar 2012 – dahin, wo alles begann

                                    Schon gestern Abend stand fest, dass wir die nächste Etappe nicht gehen werden. Sogar der Reiseführer schreibt von „a long road walk“ – nein, die nächsten Kilometer im Regen an der Straße weiterzulaufen, kommt für uns nicht in Frage. Wir haben noch zwei Tage Zeit und überlegen, nach Tarifa zu fahren und von dort die erste Etappe bis Los Barrios richtig herum zu laufen. Gegen 9.30Uhr stehen wir (diesmal regenfest verpackt) wieder in der Rezeption und fragen nach öffentlichen Verkehrsmitteln. Hmm, da wäre ein Zug nach Algeciras (das würde uns passen, von dort fahren Busse nach Tarifa) – um 18Uhr... Und dann wäre da noch einer nach Ronda, um 12Uhr. Ah ja... Ohne irgendwie auch nur annähernd eine Entscheidung zu treffen, stapfen wir los und im Regen die 1km lange Auffahrt runter. An der Tankstelle von Almoraima kaufen wir uns dann erstmal einen Schokoriegel und eine Fanta Limón. Dort fragen wir auch nach einem Bus – ja, sowas gibt’s hier, aber wann die fahren???

                                    Wir laufen in Richtung „Zentrum“ und als wir am Straßenrand eine Bar entdecken, beschließen wir, erst mal zu frühstücken. Für 4 Euro gibt’s Tostadas und Café con leche. Als wir die Bar verlassen, wird sogar der Regen etwas weniger. Wir erkunden den Ort – komisch, niemand zu sehen, dabei ist doch noch gar keine Siesta! Wir finden sogar die Bushaltestelle, aber so ganz ohne Fahrpläne ist uns das dann doch zu heiß. Also zum Bahnhof. Inzwischen ist es 10.30Uhr – und tatsächlich: der Fahrplan verheißt einen Zug nach Granada um 12 und einen nach Algeciras um 18Uhr. Granada? – Hmm, nach Granada wollten wir Ende nächster Woche eh... Die Entscheidung steht: keine Etappe mehr, wir fahren nach Granada! In der Zeit, die uns noch bleibt, schlendern wir noch mal durch den Ort und fragen in einem kleinen Laden, wie wir an Zugtickets kommen. Wie so oft, sind die Leute supernett und erklären uns, dass der Zug hier nur bei Bedarf hält, wir sollen uns also gut sichtbar positionieren und im Zweifel winken, wenn der Zug einfährt (Wichtige Info – nicht auszumalen, wenn der Zug an uns vorbei fahren würde ). Tickets gibt’s dann beim Schaffner. Nach einer Weile fällt uns ein, dass es gut wäre, zu wissen, auf welchem Gleis der Zug hält. Wie gerufen schlendert eine Frau in Hausschlappen und rosa Bademantel über den Bahnsteig – ja, wirklich! Ich spreche sie an und auch sie ist sehr nett, erklärt uns, dass wir richtig stehen und dass wir uns bemerkbar machen sollen, wenn der Zug einfährt. Sie meint aber, der Zug fährt nach Ronda (das haben die im Laden auch schon behauptet, genau wie heute früh im Hotel...). Ich checke noch mal den Fahrplan – abgelaufen... Naja, wie dem auch sei, dann entscheiden wir halt in Ronda wie es weitergeht. Der Zug kommt, alles klappt. Der Schaffner ist sehr freundlich – und verkauft uns Tickets nach Granada ☺. M kuriert schlafend seine Erkältung, ich genieße die spektakuläre Zugfahrt entlang unserer gesamten Wanderstrecke und weiter durch grandiose Landschaften bis nach Granada...


                                    Bahnhof von Almoraima



                                    28. Januar 2012 bis 05. Februar 2012

                                    Wir verbringen 2 Tage in Granada, erklimmen die Alhambra und die Gassen des Albicin. Anschließend bewundern wir in Cordoba die Mezquita-Kathedrale und fahren dann weiter nach Sevilla. Von hier machen wir Ausflüge nach El Rocío und in den Doñana Nationalpark. Und schließlich begutachten wir Gibraltar mitsamt Affen auch noch aus der Nähe. Zum Abschluss ein nächtlicher Bummel durch Malaga und dann heißt es: alles anziehen, was im Rucksack steckt – in Deutschland sind -20°C...

                                    Schön war’s!

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                                    • Juno234
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                                      • 03.08.2007
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                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [ES] GR7 / E4 - von Ronda gen Süden

                                      Schön war’s! Auch dein Bericht!

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