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Land:Irland
Reisezeit: April 2011
Region/Kontinent: Mitteleuropa
Endlich wieder nach Irland. Der Gedanke kam im Januar und wurde schnell in die Tat umgesetzt. Ich wollte zum Auftakt meines persönlichen Superwanderjahres 2011 mal wieder die grüne Insel unsicher machen. Der Beara Way sah reizvoll aus, insbesondere die Seilbahn nach Dursey Island hatte es mir sehr angetan.
Schnell wurden Flüge, Zug und Busverbindungen überprüft und gebucht. Das stellte sich für Ostern mal wieder etwas schwierig dar, aber am Ende ergaben die Teile ein Ganzes und der Plan stand. Sehr gut, endlich wieder raus in die weite grüne Welt
Tag 0 Mittwoch 20.04.11 Packen
Routiniert packe ich mittlerweile meinen Rucksack. Alles passt wie immer gut rein. Nur die Frotzeleien der Kumpels machen mir doch ein wenig zu schaffen. Ich Depp habe beim Buchen des Urlaubes leider nicht auf den BuLi Spielplan geschaut bzw. leider nicht damit gerechnet, dass der ruhmreiche Ballspielverein aus Dortmund mitten in meinem Urlaub die Deutsche Meisterschaft erringen könnte.
Tja, was soll’s. Ist halt wer anderes für mich dann im Stadion gegen Nürnberg. Oder sie werden es schon in Gladbach schaffen, dann muss ich mir halt einen Pub suchen zum Feiern. Meinen Frust darüber lass ich mir nicht anmerken, aber es wäre schon echt blöd wenn es in meinem Urlaub passieren würde. Wenigstens hab ich einen BVB Aufnäher auf meinem Rucksack
Tag 1 Donnerstag 21.04.11 Iserlohn – Dublin
Der Flug geht abends erst gegen 21:00 Uhr. Mein Vater bringt mich nach Düsseldorf. Der Rucksack ist schnell eingecheckt und ich trinke zur Einstimmung noch zwei leckere Weizenbiere, bevor ich den Flieger gen Irland besteige. Endlich Urlaub. Der Flug vergeht wie im selbigen und schon bin ich im regnerischen Dublin. Mit dem Airlink Bus fahre ich in die Stadt bis zur Central Bus Station und laufe dann die paar Meter rüber zum Globetrotters Hostel.

Es ist spät geworden, schnell das Hostel klar gemacht und ab in den Keller zum Zimmer. Na super, 16 Bett gemischtes Dormitory. Mein Bett liegt am Fenster zum Küchenhof, direkt am Flur zur Toilette. Jackpot würd ich mal sagen, schlimmer hätte es ja kaum kommen können. Egal, es ist Urlaub und die Nacht wird eh kurz, der Zug nach Cork wartet morgen früh um 9:00 Uhr.
Tag 2 Freitag 22.04.11 Dublin – Cork – Glengarriff
Die Nacht war wie zu erwarten schrecklich, um es mal mit Untertreibung zu sagen. Völlig gerädert verlasse ich morgens in aller Frühe das Zimmer und widme mich dem Full Irish Breakfast im Frühstücksraum. Es geht doch nichts über Frittiertes zum Frühstück. Ein Lichtblick, man ist satt bis in den Nachmittag hinein. Dann geht es rüber zur Conolly Station und ich fahre mit der Luas Straßenbahn rüber zur Heuston Station. Es ist Karfreitag und ganz Irland ist geschlossen und alles ist hochgeklappt.
Das Zugticket hab ich von zu Hause aus bereits geordert. Total bequem, ich brauche nur meine Kreditkarte in den Automaten in der Heuston Station stecken und bekomme es ausgehändigt. Ich hole mir noch schnell einen Kaffee und etwas zu trinken und besteige dann den Zug in Richtung Cork. Die Zugfahrt ist recht kurzweilig und gegen 11:50 Uhr bin ich in Cork. Jetzt muss ich noch schnell in den örtlichen Outdoorladen und mir eine Gaskartusche besorgen. Der ist direkt am Busbahnhof, sollte also zügig klappen. Der Bus nach Glengariff ist auch schon im Voraus gebucht, allerdings könnte ich einen Bus eher nehmen. Gesagt getan, allerdings wird es dann alles ziemlich knäpplich, aber nach kurzem Sprint in den Outdoorladen wird auch diese Hürde übersprungen. Ich sitze im Bus und schon geht es los. Die Busfahrt dauert noch mal etwas über 3,5h Stunden. Allerdings gibt es noch einen längeren Stopp in Bantry.

Mir egal, es gibt einen Flohmarkt und das Städtchen ist echt nett. Also mache ich einen kleinen Stadtbummel, trinke einen Kaffee und dann geht es auch schon weiter. Der Bus hält in Glengarriff direkt am Hostel.

Der Check In ist wie so oft etwas anders. Ich muss in den Touriladen auf der anderen Straßenseite und treffe dort auf die Verwalterin. Ich entrichte meinen Obolus und beziehe mein Zimmer. Ich bin alleine und habe das ganze Hostel quasi für mich alleine. Das Hostel ist Irland typisch würd ich mal sagen. Anschließend mache ich einen kleinen Spaziergang, gehe ins Dorf, esse Fish and Chips und vertreibe mir die Zeit. Karfreitag ist wirklich rein gar nichts los. Man wird quasi Zwangsentschleunigt. Ist auch mal gut. Dann noch etwas Lesen, Cider, Feierabend für heute.
Tag 3 Samstag 23.04.11 Glengarriff – Adrigole
So, nach ausgiebigem Schlaf wird gefrühstückt und der Rucksack gepackt. Die Wasserflasche ist Randvollmit diesem eklig süßem irischem Apfelschorlenderivat. Ich verlasse das Hostel und will dann mal meine Stöcke wanderfertig machen.

Fluchend und wild gestikulierend stehe ich am Straßenrand und schimpfe wie eins Rohrspatz. Auf der letzten Tour bin ich auf den Stock gefallen, hab ihn leicht verbogen. Dann wieder zusammengeschoben und vor der Tour nicht wieder ausprobiert. Jetzt bewegt sich das Mistding nicht einen Millimeter und ich gebe auf. Na dann, muss es halt ohne Stöcke gehen.


Los geht es dann, zuerst der Straße, dem Ring of Beara, folgend. Nach kurzer Strecke ist der Weg etwas merkwürdig ausgeschildert, nach kurzer Suche finde ich ihn dann doch und es geht leicht über eine Teerstraße bergan.


Dann wechselt der Weg auf einen schmaleren Fußweg und es geht in das Coomarkane Valley. Zwar immer auf der Straße entlang, aber trotzdem schön. Bis hierhin hat es schon ganz gut gedauert und es ist warm geworden.


Der Schweiß rinnt, der Sugarloaf Mountain wartet. Nun denn, ein nettes Schild warnt vor dem, was nun auf mich zukommt. Schöne Aussichten. Aber vom Rumstehen wird es auch nicht besser, los geht’s. Zu Anfange ist es recht steil, jedenfalls für mich, der hier ohne große konditionelle Vorbereitung läuft. Ich quäle mich den Anstieg hoch, unfassbar wie schwer es mir heute fällt. Egal, wenn alles gut läuft bin ich heute Abend in Adrigole Deutscher Meister.

Das Wetter ist echt gut, der Weg eigentlich auch, aber heute ist es eine einzige Qual. Dann wird der Weg auch noch fies matschig. Was ein Mist. Ich fluche vor mich hin und mache unendlich viele Pausen.


Mühsam ernährt sich der Wanderer und irgendwann stehe ich dann oben. Unfucking unfassbar würde Ray Garvey jetzt sagen. Aber der Ausblick ist echt toll und entschädigt doch mal wieder für den Aufstieg.

Dann geht es wieder abwärts, vorbei am See Toberavanaha. Hier mache ich kurz eine weitere Pause und dann geht es weiter.

Das Wetter wird zugiger ich komme zu einer Art Notausstieg für Wanderer, die keinen Bock mehr haben. Hier kann man zu einer Autostraße abbiegen. Aber gerade als ich das Schild sehe, versinke ich mit einem Bein bis übers Knie im Schlamm. Halleluja, das ist jetzt aber gerade mal unschön. Ich befrei mich aus der Umklammerung des Torfbodens und schon geht es weiter, natürlich ohne den Notausstieg zu benutzen. Jetzt geht es immer entlang eines Weidezaunes bergab.



Ein Weg ist nur schwer auszumachen, die Aussicht aber top. Das Geläuf weiß irgendwie nicht so zu gefallen, aber da muss ich jetzt durch.

Am Ende komme ich wieder auf eine kleine Straße. Ich bin total am Ende, das Ganze war anstrengender als gedacht, die mangelnde Vorbereitung rächt sich.



Ich folge der Straße und den Wegweisern und stehe dann bald schon in Adrigole, wo die Straße zu bekannten Healy Pass vom Ring of Beara abzweigt.

Als erstes geht es dann ins Pub. Ich habe extra den ganzen Tag das Handy ausgelassen, wollte nicht den ganzen Tag darauf warten wie das Spiel in Gladbach ausgegangen ist. Jetzt aber will ich es wissen. Die Jungs im Pub wissen es leider auch nicht, also doch Handy. Tja, leider heute nichts, Dortmund hat es heute noch nicht geschafft. Egal, dann halt nächste Woche. Darauf ein Apple Cider


Ich schlage mein Zelt auf und gehe Duschen. Danach schlendere ich noch kurz zum Food Store die Straße runter und dann gibt es was zu Essen. Abends bin ich dann noch ins Pub und schreibe Tagebuch. Dann gute Nacht.
Tag 4 Sonntag 24.04.11 Adrigole – Casteltownbere
Das Wetter ist heute nicht besonders. Schnell wird gefrühstückt und das Gerödel wandert wieder in den Rucksack. Mal sehen ob ich es heute bis Castletownbere schaffe. Es geht wieder ein ganzes Stück an der Straße entlang. So richtig Spaß macht es nicht. Allerdings sieht man die ganze Zeit den Hungry Hill, der macht schon Eindruck.

Dann zweigt der Weg von der Straße ab und es geht wieder ab in den Matsch. Endlich wieder Wandermatschwege. Meine Form ist unverändert schlecht, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Der Weg ist schwierig und nervt.


Dann geht es über Felsplatten den Bergrücken hoch. Die Aussicht ist dann echt toll und bald kommt man auf eine Green Road.


Der muss man folgen, immer zu Fuße des Hungry Hills. Ich laufe auf eine Gruppe älterer Deutscher auf.



Die Herren sind auf ihrem jährlichen Wanderausflug. Wir unterhalten uns nett und gehen ein Stück gemeinsam. Das Wetter ist langsam echt gut und die Landschaft weiß durchaus zu gefallen.




Ich mache Pause, gehe dann weiter und dann noch einmal Pause. Ich werfe einen Blick auf meinen Rucksack und mich trifft der Schlag. Der Schultergurt ist direkt an der Befestigung am Rucksack eingerissen. Das blöde Plastikteil kann jeden Augenblick komplett reißen und dann stehe ich hier am Arsch der Welt ziemlich blöd da. Meine Stimmung ist echt dahin. Ich sammle mich kurz und überlege was zu tun ist. Wenn das Teil ganz kaputt geht, komme ich kaum weiter, zu reparieren ist es vermutlich eher nicht. Also gut, ich beschließe die heutige Etappe abzukürzen und die nächste Straße zu suchen. Vielleicht hab ich ja Glück und jemand nimmt mich mit. In Castletownbere kann ich dann ja überlegen was weiter zu tun ist.
Gesagt getan. Ich schleiche mich und komme bald auch auf eine Art Straße. Ich folge ihr und bald kommt auch schon das erste Auto. Es hält, total super, ich erkläre kurz meine Situation und werde bis Castletownbere mitgenommen. Ein Stein fällt mir vom Herzen. Ich komme in die Stadt und überlege wie es weiter geht. Einen Zeltplatz und ein Hostel gibt es nicht. Also mache ich mich auf die Suche nach einem Bed and Breakfast. Ich frage im Supermarkt nach, ich erhalte einen Tipp, aber das erste Bed and Breakfast ist ausgebucht. Beim zweiten habe ich mehr Glück. Es ist echt nett und das Zimmer ist auch gut. Ich gehe erst mal duschen und dann will überlegen was zu tun ist. Mit dem Wirt überlege, ob ich es reparieren kann. Wir haben keine Lösung.

Leider ist Ostern, und kein Laden hat offen, auch kein Outdoor oder Sportladen. Der nächst größre wäre wahrscheinlich der in Killarney, Kenmare oder Cork. Ratlosigkeit macht sich bei mir breit. Der Bus fährt auch nur sehr selten und wenn dann nur in Richtung Cork. Was nun was nun. Selbst wenn ich noch nen Laden finde, müsste der ja auch einen Rucksack haben, der mir passt. Auf einen teuren Kompromiss hab ich keinen Bock, dazu noch das hin und hergefahre und überhaupt. Irgendwie finde ich keine zufriedenstellende Lösung. Da hat man sich so lange auf eine schöne Tour gefreut und dann so etwas. Was soll ich bloß machen? Auch die Option abzubrechen kommt mir in den Sinn.
Ich bräuchte dann aber einen neuen, wenn möglich günstigen Flug und eine Verbindung per Bus oder Zug zurück nach Dublin. Ratlos rufe ich mal zu Hause an und bitte meine Schwester nur mal so auf gut Glück nach einem möglichen Flug zu suchen.
Ich bin zunehmend frustriert. Erst die Vorfreude auf den Trip, dann das Missgeschick mit dem Termin und dann so etwas. Ich überlege hin und her, vor und zurück, aber irgendwie hab ich echt keinen Bock mehr. Die mangelnde Fitness kommt noch hinzu. Ich konferiere mit zu Hause und checke die Busfahrpläne. Am Ende mache ich Tabularasa.
Meine Schwester hat einen Flug für Dienstag gefunden, er wird gebucht, die Busfahrt nach Dublin sollte auch morgen funktionieren, auch wenn sie wohl so um die 6 Stunden dauern wird. Irgendwie fühle ich mich mit der Entscheidung besser. Mal sehen ob ich es irgendwann bereuen werde. Den Rest des Tages verbringe ich mit Faulenzen, Essen und Biertrinken. Slainte
Tag 5 Montag 25.04.11 Castletownbere – Dublin
Was soll ich sagen. Die Würfel sind gefallen. Ich werde mittags wieder zurück nach Cork fahren und von da aus weiter nach Dublin. Die Busverbindung ist in Ordnung, es sollte diesmal einfach nicht sein. Ich beschließe den schönen morgen zu nutzen und etwas mich außerhalb von Castletownbere etwas umzusehen.
















Gegen Mittag hole ich dann den Rucksack ab und mache mich auf zum Bus. Das wird auf jeden Fall ein langer Ritt. Aber ich habe einige Leidensgenossen und noch ein dickes Buch dabei. Also auf. Bis Cork sitzt ein Ire neben mir, der mir unablässig von Deutschland und Frankfurter Würstchen vorschwärmt. Nun gut. Ab Cork wird es ruhiger und ich widme mich meinem Buch. Die Fahrt zieht sich wie Kaugummi, aber irgendwann sind wir dann da. Ich trotte wieder ins Hostel, bekomme noch ein diesmal tolles Zimmer und geh dann noch bei Burgers King einen Trippledoublerealirishangusbeefburger essen. Gute Nacht
Tag 6 Dienstag 26.04.11 Dublin – Köln/Bonn – Iserlohn
Die Nacht war zur Abwechslung mal richtig gut. Ich hatte ja das ganze 12er Zimmer für mich alleine. So konnte ich mich ausbreiten und die Ruhe genießen.

Ich gehe frühstücken, auf Shopping etc. hab ich keinen Bock. Ich nehm den Bus zum Flughafen und sitze kurz darauf wieder im Flieger zurück gen Heimat. Das war ja mal ein Schuss in den Ofen. Aber vielleicht schaffe ich es ja, die schon verliehen Dauerkarte für Samstag zurück zu bekommen, dann hätte der ganze Mist dennoch ein einigermaßen gutes Ende gefunden. Wir werden sehen
Nachtrag
Alles ist gut gegangen, keine Ahnung ob es richtig war abzubrechen oder ob ich hätte weiter machen sollen. Weichei oder Mann? Vermutlich oder vielleicht hätte der Rucksack doch noch gehalten, aber erfahren werde ich das nie. Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich denke es lang zum einen auch an der mangelnden Fitness und auch am leidigen Fußball, dass ich schlussendlich diese Entscheidung getroffen habe. Nun hab ich halt nen Grund zurück zu kommen. Am Ende hab ich damit meinen Frieden gemacht, auch weil ich dann am Tag der Tage im Stadion war, und nur das zählte am Ende
Aber keine Frage, ich komme wieder. Und der neue Deuter Rucksack den ich seitdem habe, ist auch echt ne Wucht!
Reisezeit: April 2011
Region/Kontinent: Mitteleuropa
Prolog:
Endlich wieder nach Irland. Der Gedanke kam im Januar und wurde schnell in die Tat umgesetzt. Ich wollte zum Auftakt meines persönlichen Superwanderjahres 2011 mal wieder die grüne Insel unsicher machen. Der Beara Way sah reizvoll aus, insbesondere die Seilbahn nach Dursey Island hatte es mir sehr angetan.
Schnell wurden Flüge, Zug und Busverbindungen überprüft und gebucht. Das stellte sich für Ostern mal wieder etwas schwierig dar, aber am Ende ergaben die Teile ein Ganzes und der Plan stand. Sehr gut, endlich wieder raus in die weite grüne Welt
Tag 0 Mittwoch 20.04.11 Packen
Routiniert packe ich mittlerweile meinen Rucksack. Alles passt wie immer gut rein. Nur die Frotzeleien der Kumpels machen mir doch ein wenig zu schaffen. Ich Depp habe beim Buchen des Urlaubes leider nicht auf den BuLi Spielplan geschaut bzw. leider nicht damit gerechnet, dass der ruhmreiche Ballspielverein aus Dortmund mitten in meinem Urlaub die Deutsche Meisterschaft erringen könnte.
Tja, was soll’s. Ist halt wer anderes für mich dann im Stadion gegen Nürnberg. Oder sie werden es schon in Gladbach schaffen, dann muss ich mir halt einen Pub suchen zum Feiern. Meinen Frust darüber lass ich mir nicht anmerken, aber es wäre schon echt blöd wenn es in meinem Urlaub passieren würde. Wenigstens hab ich einen BVB Aufnäher auf meinem Rucksack
Tag 1 Donnerstag 21.04.11 Iserlohn – Dublin
Der Flug geht abends erst gegen 21:00 Uhr. Mein Vater bringt mich nach Düsseldorf. Der Rucksack ist schnell eingecheckt und ich trinke zur Einstimmung noch zwei leckere Weizenbiere, bevor ich den Flieger gen Irland besteige. Endlich Urlaub. Der Flug vergeht wie im selbigen und schon bin ich im regnerischen Dublin. Mit dem Airlink Bus fahre ich in die Stadt bis zur Central Bus Station und laufe dann die paar Meter rüber zum Globetrotters Hostel.
Es ist spät geworden, schnell das Hostel klar gemacht und ab in den Keller zum Zimmer. Na super, 16 Bett gemischtes Dormitory. Mein Bett liegt am Fenster zum Küchenhof, direkt am Flur zur Toilette. Jackpot würd ich mal sagen, schlimmer hätte es ja kaum kommen können. Egal, es ist Urlaub und die Nacht wird eh kurz, der Zug nach Cork wartet morgen früh um 9:00 Uhr.
Tag 2 Freitag 22.04.11 Dublin – Cork – Glengarriff
Die Nacht war wie zu erwarten schrecklich, um es mal mit Untertreibung zu sagen. Völlig gerädert verlasse ich morgens in aller Frühe das Zimmer und widme mich dem Full Irish Breakfast im Frühstücksraum. Es geht doch nichts über Frittiertes zum Frühstück. Ein Lichtblick, man ist satt bis in den Nachmittag hinein. Dann geht es rüber zur Conolly Station und ich fahre mit der Luas Straßenbahn rüber zur Heuston Station. Es ist Karfreitag und ganz Irland ist geschlossen und alles ist hochgeklappt.
Das Zugticket hab ich von zu Hause aus bereits geordert. Total bequem, ich brauche nur meine Kreditkarte in den Automaten in der Heuston Station stecken und bekomme es ausgehändigt. Ich hole mir noch schnell einen Kaffee und etwas zu trinken und besteige dann den Zug in Richtung Cork. Die Zugfahrt ist recht kurzweilig und gegen 11:50 Uhr bin ich in Cork. Jetzt muss ich noch schnell in den örtlichen Outdoorladen und mir eine Gaskartusche besorgen. Der ist direkt am Busbahnhof, sollte also zügig klappen. Der Bus nach Glengariff ist auch schon im Voraus gebucht, allerdings könnte ich einen Bus eher nehmen. Gesagt getan, allerdings wird es dann alles ziemlich knäpplich, aber nach kurzem Sprint in den Outdoorladen wird auch diese Hürde übersprungen. Ich sitze im Bus und schon geht es los. Die Busfahrt dauert noch mal etwas über 3,5h Stunden. Allerdings gibt es noch einen längeren Stopp in Bantry.
Mir egal, es gibt einen Flohmarkt und das Städtchen ist echt nett. Also mache ich einen kleinen Stadtbummel, trinke einen Kaffee und dann geht es auch schon weiter. Der Bus hält in Glengarriff direkt am Hostel.
Der Check In ist wie so oft etwas anders. Ich muss in den Touriladen auf der anderen Straßenseite und treffe dort auf die Verwalterin. Ich entrichte meinen Obolus und beziehe mein Zimmer. Ich bin alleine und habe das ganze Hostel quasi für mich alleine. Das Hostel ist Irland typisch würd ich mal sagen. Anschließend mache ich einen kleinen Spaziergang, gehe ins Dorf, esse Fish and Chips und vertreibe mir die Zeit. Karfreitag ist wirklich rein gar nichts los. Man wird quasi Zwangsentschleunigt. Ist auch mal gut. Dann noch etwas Lesen, Cider, Feierabend für heute.
Tag 3 Samstag 23.04.11 Glengarriff – Adrigole
So, nach ausgiebigem Schlaf wird gefrühstückt und der Rucksack gepackt. Die Wasserflasche ist Randvollmit diesem eklig süßem irischem Apfelschorlenderivat. Ich verlasse das Hostel und will dann mal meine Stöcke wanderfertig machen.
Fluchend und wild gestikulierend stehe ich am Straßenrand und schimpfe wie eins Rohrspatz. Auf der letzten Tour bin ich auf den Stock gefallen, hab ihn leicht verbogen. Dann wieder zusammengeschoben und vor der Tour nicht wieder ausprobiert. Jetzt bewegt sich das Mistding nicht einen Millimeter und ich gebe auf. Na dann, muss es halt ohne Stöcke gehen.
Los geht es dann, zuerst der Straße, dem Ring of Beara, folgend. Nach kurzer Strecke ist der Weg etwas merkwürdig ausgeschildert, nach kurzer Suche finde ich ihn dann doch und es geht leicht über eine Teerstraße bergan.
Dann wechselt der Weg auf einen schmaleren Fußweg und es geht in das Coomarkane Valley. Zwar immer auf der Straße entlang, aber trotzdem schön. Bis hierhin hat es schon ganz gut gedauert und es ist warm geworden.
Der Schweiß rinnt, der Sugarloaf Mountain wartet. Nun denn, ein nettes Schild warnt vor dem, was nun auf mich zukommt. Schöne Aussichten. Aber vom Rumstehen wird es auch nicht besser, los geht’s. Zu Anfange ist es recht steil, jedenfalls für mich, der hier ohne große konditionelle Vorbereitung läuft. Ich quäle mich den Anstieg hoch, unfassbar wie schwer es mir heute fällt. Egal, wenn alles gut läuft bin ich heute Abend in Adrigole Deutscher Meister.
Das Wetter ist echt gut, der Weg eigentlich auch, aber heute ist es eine einzige Qual. Dann wird der Weg auch noch fies matschig. Was ein Mist. Ich fluche vor mich hin und mache unendlich viele Pausen.
Mühsam ernährt sich der Wanderer und irgendwann stehe ich dann oben. Unfucking unfassbar würde Ray Garvey jetzt sagen. Aber der Ausblick ist echt toll und entschädigt doch mal wieder für den Aufstieg.
Dann geht es wieder abwärts, vorbei am See Toberavanaha. Hier mache ich kurz eine weitere Pause und dann geht es weiter.
Das Wetter wird zugiger ich komme zu einer Art Notausstieg für Wanderer, die keinen Bock mehr haben. Hier kann man zu einer Autostraße abbiegen. Aber gerade als ich das Schild sehe, versinke ich mit einem Bein bis übers Knie im Schlamm. Halleluja, das ist jetzt aber gerade mal unschön. Ich befrei mich aus der Umklammerung des Torfbodens und schon geht es weiter, natürlich ohne den Notausstieg zu benutzen. Jetzt geht es immer entlang eines Weidezaunes bergab.
Ein Weg ist nur schwer auszumachen, die Aussicht aber top. Das Geläuf weiß irgendwie nicht so zu gefallen, aber da muss ich jetzt durch.
Am Ende komme ich wieder auf eine kleine Straße. Ich bin total am Ende, das Ganze war anstrengender als gedacht, die mangelnde Vorbereitung rächt sich.
Ich folge der Straße und den Wegweisern und stehe dann bald schon in Adrigole, wo die Straße zu bekannten Healy Pass vom Ring of Beara abzweigt.
Als erstes geht es dann ins Pub. Ich habe extra den ganzen Tag das Handy ausgelassen, wollte nicht den ganzen Tag darauf warten wie das Spiel in Gladbach ausgegangen ist. Jetzt aber will ich es wissen. Die Jungs im Pub wissen es leider auch nicht, also doch Handy. Tja, leider heute nichts, Dortmund hat es heute noch nicht geschafft. Egal, dann halt nächste Woche. Darauf ein Apple Cider
Ich schlage mein Zelt auf und gehe Duschen. Danach schlendere ich noch kurz zum Food Store die Straße runter und dann gibt es was zu Essen. Abends bin ich dann noch ins Pub und schreibe Tagebuch. Dann gute Nacht.
Tag 4 Sonntag 24.04.11 Adrigole – Casteltownbere
Das Wetter ist heute nicht besonders. Schnell wird gefrühstückt und das Gerödel wandert wieder in den Rucksack. Mal sehen ob ich es heute bis Castletownbere schaffe. Es geht wieder ein ganzes Stück an der Straße entlang. So richtig Spaß macht es nicht. Allerdings sieht man die ganze Zeit den Hungry Hill, der macht schon Eindruck.
Dann zweigt der Weg von der Straße ab und es geht wieder ab in den Matsch. Endlich wieder Wandermatschwege. Meine Form ist unverändert schlecht, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Der Weg ist schwierig und nervt.
Dann geht es über Felsplatten den Bergrücken hoch. Die Aussicht ist dann echt toll und bald kommt man auf eine Green Road.
Der muss man folgen, immer zu Fuße des Hungry Hills. Ich laufe auf eine Gruppe älterer Deutscher auf.
Die Herren sind auf ihrem jährlichen Wanderausflug. Wir unterhalten uns nett und gehen ein Stück gemeinsam. Das Wetter ist langsam echt gut und die Landschaft weiß durchaus zu gefallen.
Ich mache Pause, gehe dann weiter und dann noch einmal Pause. Ich werfe einen Blick auf meinen Rucksack und mich trifft der Schlag. Der Schultergurt ist direkt an der Befestigung am Rucksack eingerissen. Das blöde Plastikteil kann jeden Augenblick komplett reißen und dann stehe ich hier am Arsch der Welt ziemlich blöd da. Meine Stimmung ist echt dahin. Ich sammle mich kurz und überlege was zu tun ist. Wenn das Teil ganz kaputt geht, komme ich kaum weiter, zu reparieren ist es vermutlich eher nicht. Also gut, ich beschließe die heutige Etappe abzukürzen und die nächste Straße zu suchen. Vielleicht hab ich ja Glück und jemand nimmt mich mit. In Castletownbere kann ich dann ja überlegen was weiter zu tun ist.
Gesagt getan. Ich schleiche mich und komme bald auch auf eine Art Straße. Ich folge ihr und bald kommt auch schon das erste Auto. Es hält, total super, ich erkläre kurz meine Situation und werde bis Castletownbere mitgenommen. Ein Stein fällt mir vom Herzen. Ich komme in die Stadt und überlege wie es weiter geht. Einen Zeltplatz und ein Hostel gibt es nicht. Also mache ich mich auf die Suche nach einem Bed and Breakfast. Ich frage im Supermarkt nach, ich erhalte einen Tipp, aber das erste Bed and Breakfast ist ausgebucht. Beim zweiten habe ich mehr Glück. Es ist echt nett und das Zimmer ist auch gut. Ich gehe erst mal duschen und dann will überlegen was zu tun ist. Mit dem Wirt überlege, ob ich es reparieren kann. Wir haben keine Lösung.
Leider ist Ostern, und kein Laden hat offen, auch kein Outdoor oder Sportladen. Der nächst größre wäre wahrscheinlich der in Killarney, Kenmare oder Cork. Ratlosigkeit macht sich bei mir breit. Der Bus fährt auch nur sehr selten und wenn dann nur in Richtung Cork. Was nun was nun. Selbst wenn ich noch nen Laden finde, müsste der ja auch einen Rucksack haben, der mir passt. Auf einen teuren Kompromiss hab ich keinen Bock, dazu noch das hin und hergefahre und überhaupt. Irgendwie finde ich keine zufriedenstellende Lösung. Da hat man sich so lange auf eine schöne Tour gefreut und dann so etwas. Was soll ich bloß machen? Auch die Option abzubrechen kommt mir in den Sinn.
Ich bräuchte dann aber einen neuen, wenn möglich günstigen Flug und eine Verbindung per Bus oder Zug zurück nach Dublin. Ratlos rufe ich mal zu Hause an und bitte meine Schwester nur mal so auf gut Glück nach einem möglichen Flug zu suchen.
Ich bin zunehmend frustriert. Erst die Vorfreude auf den Trip, dann das Missgeschick mit dem Termin und dann so etwas. Ich überlege hin und her, vor und zurück, aber irgendwie hab ich echt keinen Bock mehr. Die mangelnde Fitness kommt noch hinzu. Ich konferiere mit zu Hause und checke die Busfahrpläne. Am Ende mache ich Tabularasa.
Meine Schwester hat einen Flug für Dienstag gefunden, er wird gebucht, die Busfahrt nach Dublin sollte auch morgen funktionieren, auch wenn sie wohl so um die 6 Stunden dauern wird. Irgendwie fühle ich mich mit der Entscheidung besser. Mal sehen ob ich es irgendwann bereuen werde. Den Rest des Tages verbringe ich mit Faulenzen, Essen und Biertrinken. Slainte
Tag 5 Montag 25.04.11 Castletownbere – Dublin
Was soll ich sagen. Die Würfel sind gefallen. Ich werde mittags wieder zurück nach Cork fahren und von da aus weiter nach Dublin. Die Busverbindung ist in Ordnung, es sollte diesmal einfach nicht sein. Ich beschließe den schönen morgen zu nutzen und etwas mich außerhalb von Castletownbere etwas umzusehen.
Gegen Mittag hole ich dann den Rucksack ab und mache mich auf zum Bus. Das wird auf jeden Fall ein langer Ritt. Aber ich habe einige Leidensgenossen und noch ein dickes Buch dabei. Also auf. Bis Cork sitzt ein Ire neben mir, der mir unablässig von Deutschland und Frankfurter Würstchen vorschwärmt. Nun gut. Ab Cork wird es ruhiger und ich widme mich meinem Buch. Die Fahrt zieht sich wie Kaugummi, aber irgendwann sind wir dann da. Ich trotte wieder ins Hostel, bekomme noch ein diesmal tolles Zimmer und geh dann noch bei Burgers King einen Trippledoublerealirishangusbeefburger essen. Gute Nacht
Tag 6 Dienstag 26.04.11 Dublin – Köln/Bonn – Iserlohn
Die Nacht war zur Abwechslung mal richtig gut. Ich hatte ja das ganze 12er Zimmer für mich alleine. So konnte ich mich ausbreiten und die Ruhe genießen.
Ich gehe frühstücken, auf Shopping etc. hab ich keinen Bock. Ich nehm den Bus zum Flughafen und sitze kurz darauf wieder im Flieger zurück gen Heimat. Das war ja mal ein Schuss in den Ofen. Aber vielleicht schaffe ich es ja, die schon verliehen Dauerkarte für Samstag zurück zu bekommen, dann hätte der ganze Mist dennoch ein einigermaßen gutes Ende gefunden. Wir werden sehen
Nachtrag
Alles ist gut gegangen, keine Ahnung ob es richtig war abzubrechen oder ob ich hätte weiter machen sollen. Weichei oder Mann? Vermutlich oder vielleicht hätte der Rucksack doch noch gehalten, aber erfahren werde ich das nie. Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich denke es lang zum einen auch an der mangelnden Fitness und auch am leidigen Fußball, dass ich schlussendlich diese Entscheidung getroffen habe. Nun hab ich halt nen Grund zurück zu kommen. Am Ende hab ich damit meinen Frieden gemacht, auch weil ich dann am Tag der Tage im Stadion war, und nur das zählte am Ende
Aber keine Frage, ich komme wieder. Und der neue Deuter Rucksack den ich seitdem habe, ist auch echt ne Wucht!
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