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So, hier nun wie vor Ewigkeiten versprochen Teil II meines Irland Berichtes.
Nachdem ich St. Patrick's Day in Dublin gut überstanden habe mache ich mich auf in den Süden der Republik. Plan ist es, einen Teil des Dingle Ways zu laufen. Circa sieben Tage habe ich noch um sie im Süden zu verbringen, genügend Zeit um die Etappen zu laufen die die schönsten der Strecke sein sollen. Ich kann euch bereits hier verraten, dass ich den Plan so nicht in die Tat umgesetzt habe, aber das werdet ihr noch sehen.
18.03.2011 Dublin – Cloghane und noch ein Stück den Berg rauf...
Mit dem Zug geht es runter in den Süden bis Tralee, von da aus weiter mit dem Bus bis Cloghane. Es ist meine erste Zugfahrt in Irland, bisher bin ich immer nur Bus gefahren, aber ich bin begeistert. In die Gepäckablage über den Sitzen passt mein großer Rucksack ohne Probleme rein, da sollte sich die Deutsche Bahn mal ein Beispiel dran nehmen. Im Nachmittag komme ich in Cloghane an, ich habe vor noch ein Stück zu laufen, bis ich aus den Dörfern raus bin und eine Stelle finde an der ich mein Zelt aufschlagen kann. Den Berg mit dem schönen Namen „Masatiompan“ möchte ich erst am nächsten Tag in Angriff nehmen.

Ein erster Blick über die Bucht von Cloghane aus. Noch sieht es eher bewölkt aus, aber....

...das ändert sich bald. Es klart auf und ich kann nicht nur die Landschaft...

...sondern auch Kühe mit ihren Kälbern bewundern.
Die Landschaft ist wirklich schön, schon der erste Blick über die Bucht bei meiner Ankunft ist sehr sehenswert. Ich freue mich schon darauf diesen Weg und diesen Abschnitt gewählt zu haben. Jetzt kann ich nur noch darauf hoffen, dass ich in den nächsten Tagen so schönes Wetter haben werde wie in den Wicklow Mountains und in Dublin.

Der erste Teil der Strecke führt die meiste Zeit nah am Wasser entlang. Alles was man über die Strände in Dingle so hört ist wahr. Es sind wunderschöne, und zu dieser Jahreszeit weitgehend verlassene Buchten, im Sommer kann man hier mit Sicherheit wunderbar baden – allerdings fürchte ich fast, dass man sie dann teilen muss. Das Wetter spielt auch mit und ich bin zufrieden. An einer Stelle verlaufe ich mich kurz, aber das ist nicht weiter schlimm, die Aussicht ist es wert.
Abends schlage ich mein Zelt in den Ausläufern der Berge auf. Ideal ist mein Lagerplatz nicht, es ist leicht abschüssig und die Schafe gucken auch etwas verdutzt als ich anfange meine Sachen auszupacken, aber es fängt schon an zu dämmern und ich weiß nicht, ob ich noch ein Stück weiter einen besseren finden würde.

So langsam wird es dunkel...

...und ich sollte mir wohl ein Plätzchen für die Nacht suchen.

19.03.2011 ein paar km hinter Cloghane – Feohanagh
Der nächste Morgen beginnt mit Schafblöken. Über Nacht sind sie mutig geworden und haben sich nah herangetraut, sie verschwinden aber schnell wieder als ich aus dem Zelt krieche und anfange mein Frühstück zuzubereiten und zusammen zu packen. Das Wetter sieht ganz in Ordnung aus, ein bisschen bewölkt zwar, aber da es heute vermutlich recht anstrengend wird macht das gar nix.

Richtig schreckhaft sind die Schafe hier zwar nicht, aber richtig nah ran wollen sie mich auch nicht lassen.

Ich habe den Eindruck, dass man hier von überall irgendwie das Meer sieht. Naja, ich bin ja auch auf einer Halbinsel...
Eine halbe Stunde bis Stunde nachdem ich los gelaufen bin entdecke ich aus der Ferne eine Art Schutzhütte. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich am Abend noch etwas weiter gegangen und hätte dort geschlafen, so wirklich komfortabel war die Stelle an der ich geblieben bin nicht. Aber naja, was solls. Ich dokumentiere die Hütte mit ein paar Fotos (extra für euch
) und mache mich an den Aufstieg.

Vermutlich dient die Hütte...

...normalerweise Schäfern oder Scherern...

...Unterschlupf.
Der Boden ist tief, ich versinke an einigen Stellen bis zu den Knöcheln im Schlamm. Ich bin froh über meine hohen Schuhe, in Halbschuhen hätte ich jetzt schon klatschnasse Füße. Stellenweise liegt noch Schnee, auch hier war es wohl uncharakteristisch kalt und nass im Winter. Ich rutsche an einigen Stellen ganz schön, ich hätte die Regenhose anziehen sollen. Was solls, über den Berg rüber, danach brauche ich keine mehr. Und es gibt hier auch nicht wirklich eine Stelle, die dazu einlädt den Rucksack abzusetzen und die Hose rauszukramen. Also, einfach gucken ob sich eine solche Stelle nicht doch noch findet. Aber es regnet ja nicht, daher ist es nicht so dringend.




Naja, ihr könnt euch sicher denken wie es kam. Ich fand keine Stelle an der ich den Rucksack vernünftig hätte absetzen können, hoffte gleichzeitig noch dass sich das Wetter bessert und bis ich wieder vom Masatiompan runter bin ist meine Hose klatschnass. Und obwohl sich meine Schuhe tapfer schlagen haben auch sie der Dauerbelastung nur bis zu einem bestimmten Punkt etwas entgegen zu setzen – zumal auch an meinen Beinen entlang von oben Wasser in sie rein fließt.

Es hört nicht auf zu regnen. Und der Weg zieht sich. Ich habe am Tag vorher in etwa 7 oder 8 Kilometer der Etappe gemacht die für einen Tag im Wanderführer ausgezeichnet ist und insgesamt 24 Kilometer umfasst. Also sind es eigentlich nur 16 oder so die ich für heute geplant habe. Es kommt mir vor wie 32. Ich werde nur mürrisch und knatschig wenn es mir zu anstrengend wird und ich an meine Leistungsgrenze komme. Aber ich bin nicht zimperlich. Und ich heule nicht leicht. Aber heute? Heute habe ich die Tränen in den Augen stehen. Ich werde ganz sicher nirgendwo mein Zelt aufbauen heute. Nein, ich werde mir in Feohanagh ein B&B nehmen.
Die Frau die mir den Weg zum nächsten B&B weist hat ganz offensichtlich Mitleid mit mir. Ich auch. Sie sagt es sei ein nettes B&B, aber auch etwas teurer, ob ich mir das leisten könne? Es gebe noch eins etwas weiter weg, das sei billiger. Aber heute ist mir das wurscht. Und wenn ich dort 100 Euro für die Übernachtung zahle. Ich bewege mich keinen Schritt weiter als ich muss.
Ab B&B angekommen geht die Tür auf und ich denke nur „Verdammt!“. Es ist warm. Und sauber. Und heimelig. Und ich würde jemanden in meinem Aufzug da nicht rein lassen. Aber die Wirtin sagt nur „We certainly do!“ auf meine Frage ob sie noch ein Zimmer für mich frei haben. Sie bittet mich rein, will mir auch direkt meinen Rucksack abnehmen (was ich ablehne weil er klaschnass ist) und zeigt mir sofort mein Zimmer. Während ich mich ausbreite und dusche um warm zu werden macht sie Tee und Kuchen für mich zurecht... Meine Schuhe hat sie mit Zeitung ausgestopft und in die Nähe des Kamins gestellt... Ich bin im Himmel. Und so langsam geht es mir auch wieder besser.
Ich mache noch die Bekanntschaft eines amerikanischen Pärchens die ebenfalls im B&B bleiben, gucke Rugby mit der Familie und gehe früh schlafen um am nächsten Tag wieder fit zu sein.

Die Besitzer des B&B betreiben auch einen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb und haben seit ein paar Stunden tierischen Nachwuchs...

...der sich allerdings ein wenig ziert.
20.03.2011 Feohanagh – Dunquin
Obwohl ich schon gefürchtet hatte, dass der heutige Tag nicht besser wird als der gestrige klart der morgentliche Nebel sehr schnell auf. Nach einem fabulösen Frühstück breche ich auf in Richtung Dunquin. Ich weiß, dass mich heute viel Meer und Strand erwarten und ich freue mich schon unheimlich darauf. Nachdem ich schon ein ganzes Stück gelaufen bin merke ich, dass etwas fehlt – verdammt, meine Stöcke. Die stehen noch im Ständer im B&B! Verflixt, also zurück, Stöcke holen und wieder los.

Die ersten ein oder zwei Kilometer ziehen sich an der Straße entlang und sind entsprechend unspektakulär. Noch laufe ich auch nicht direkt an der Küste, aber da das Wetter immer schöner wird kann ich mich nicht beklagen. In Ballydavid, dem nächsten Ort treffe ich meine Reisebegleiterin für diesen Tag. Sie hat vier Beine und ist braun/weiß – und eigentlich fühle ich mich nach den ersten Kilometern sehr unwohl weil sie mir die ganze Zeit folgt. Aber sie ließ sich einfach nicht abschütteln, obwohl ich mein bestes tat sie zu ignorieren!


Sie scheinen zu schmecken, meine Stöcke!
Nachdem ich das Dorf hinter mir gelassen habe geht es an den Strand. Es ist ein richtig toller Tag und ich bin sehr versucht direkt die erste Pause zu machen und ein bisschen mit den Füßen ins Wasser zu gehen, aber ich bin noch nicht lange unterwegs – und wer weiß wie lange das Wetter hält. So ganz kurz ist die für heute geplante Strecke auch nicht (20 km) und ich bin eh ein wenig spät aufgebrochen... Nee, nee, lieber noch was laufen. Zeit für ein paar Fotos muss aber sein!



Die Stecke die ich heute laufe ist wirklich wunderschön. Die Sandstrände in Dingle sind wirklich nicht zu verachten und für diejenigen unter euch die zwar auch mal Strandurlaub machen wollen aber keine Lust auf große Hitze haben wäre das mit Sicherheit ein tolles Reiseziel! Vor allem, weil man hier Strand und Wandern miteinander verbinden kann! Der Weg führt abwechselnd direkt unten am Strand und ein Stückchen oberhalb im Gras vorbei. Meine vierbeinige Begleitung lässt sich nicht beirren, hin und wieder läuft sie ein Stückchen voraus, kommt aber auch immer wieder zu mir. Würde sie doch nur an Herrchen und Frauchen hängen wie an mir!

Meine Begleiterin.


Irgendwann mache ich Pause an einem grünen Flecken. Ein scheinbar herrenloses Pony läuft hier rum – ist das eines der vielen Besitzerlosen Pferde von denen ich gehört habe? Viele Leute die sich in den Hochzeiten Pferde und Ponys gekauft haben setzen diese jetzt aus weil sie sie sich nicht mehr leisten können. Eine Schande, aber hier in der Gegend finden die Tiere wenigstens genügend zu Fressen. In den Gebieten um die Großstädte soll das schon zu riesigen Problemen führen, mit halb verhungerten Pferden und Ponys.

Eins vor, eins hinterm Zaun!

Auch nach meiner Pause folgt mir der Hund weiterhin. Eigentlich ist sie echt lieb, deswegen erstaunt es mich umso mehr als sie ohne für mich ersichtlichen Anlass auf einen kleinen, angeleinten Hund losgeht. Gott sei Dank ist das Problem schnell gelöst, der Junge nimmt seinen Hund auf den Arm, ich zerre „meinen“ am Nackenfell weg während ich mich tausend mal entschuldige und betone dass es nicht meiner ist... Ob er mir wohl glaubt?
In der Ferne kann ich schon die „Three Sisters“ erkennen. Ich hoffe an irgend einer Stelle noch eine bessere Möglichkeit zum fotografieren zu finden, das ist aber leider nicht der Fall.

Die drei Schwestern.
Es geht noch ein Stückchen durchs Grüne und dann folgt Straße. Nix als Straße, fünf Kilometer lang. Der Hund ist entweder in selbstmörderischer Mission unterwegs oder etwas blöd, jedenfalls muss ich ihn mehr als einmal vor einem herannahenden Auto retten indem ich ihn zu mir rufe. Irgendwann merke ich dass ihn die Kräfte so langsam verlassen. Kein Wunder, der ist auch schon 10 Kilometer oder so mit mir unterwegs. Verdammt, an jeder anderen Stelle würde ich ihn einfach sitzen lassen, aber hier so mitten auf der Straße? Als sie wieder fast überfahren wird entschließe ich mich – gegen besseres Wissen – sie ein Stück zu tragen.


Ich bin echt froh als ich wieder von der Straße weg bin. Der Weg schlängelt sich jetzt an Klippen entlang, die unten in einem Sandstrand, Clogher Beach, münden. Es hat ein wenig zugezogen und ich weiß nicht wie lange sich das gute Wetter noch halten wird, daher entscheide ich mich gegen einen Abstecher an den Strand samt Pause, sondern pausiere nur oberhalb der Klippen lang genug um einen Snack zu essen und etwas zu trinken und folge dann dem Weg weiter.

Clogher Beach...

...so verlockend er ist, ich gehe weiter!

Mein Etappenziel kann nicht mehr weit sein. Es geht noch einmal ein Stück an einer Straße entlang, dann ein Stück durch Weideland und vorbei an Ginsterbüschen... Et voilà, ich bin in Dunquin. Da ich immer noch mit Hund unterwegs bin, suche ich erst einmal den nächsten Pub auf. Vielleicht wissen die ja was ich mit ihr anstellen soll. Möglicherweise findet sich ja jemand, der bereit ist sie dorthin zurück zu bringen wo ich sie aufgelesen habe. Oder vielleicht ist sie ja als Streunerin bekannt... Und siehe da, was ich selbst nicht geglaubt hätte trifft ein. Sie gehört einem kleinen Mädchen das gerade mit ihrer Familie im Pub ist. Und offensichtlich ist es nicht das erste Mal dass sie mit fremden Leuten mitläuft, so wird es mir jedenfalls berichtet. Nur wie weit weg ich sie aufgelesen habe wundert das Mädchen... Aber was solls, ich bin glücklich weil der Hund wieder dort ist wo er hingehört, sie weil sie ihn wieder hat.

Krugers Pub, aufgenommen am nächsten Morgen.
Inzwischen nieselt es immer stärker. Ich erkundige mich noch wo ich mein Zelt aufschlagen kann und werde zu einem Stückchen Land ganz am Ende des Dorfes geschickt. Dort würde sich niemand daran stören, es sei eh ungenutzt. Zwar gucken alle etwas schräg – wie kann man nur auf die Idee kommen um diese Jahreszeit zu zelten – aber mehr auch nicht. Da ich nicht weiß, wie das Wetter am nächsten Tag aussehen wird erkundige ich mich direkt auch nach dem Bus. Dieser fährt am nächsten Vormittag und man zeigt mir auch wo genau er hält.
Danach verziehe ich mich zu meinem „Zeltplatz“, einem Stückchen Wiese direkt an den Klippen wo ich mein Zelt aufbaue, noch zu Abend esse und mich dann nach kurzer Zeitungslektüre schlafen lege.

Rasch das Zelt aufbauen...

...und zusehen dass man was in den Magen bekommt!
21.03.2011 Dunquin – Dingle
Der Blick morgens aus dem Zelt verrät nichts gutes, es ist grau und diesig. Ein Blick auf meine Füße hebt meine Stimmung auch nicht. Meine Schuhe die am Tag vorher noch leicht feucht waren von den Strapazen des Tages davor, haben mir eine nette Blase gescheuert dort, wo der Große- und der „Zeige“zeh zusammenwachsen. All das macht wenig Lust die Strecke von Dunquin nach Dingle in Angriff zu nehmen.

Besonders einladend sieht das Wetter...

...von meinem Zelt aus leider nicht aus.
Was also tun? Ich entscheide mich dafür, den Bus nach Dingle zu nehmen und spontan zu entscheiden, ob ich in Dingle bleibe oder weiter nach Killarney fahre.

Noch ein paar Bilder machen vor der Abfahrt...


...und weiter gehts.
Auch rückblickend war das wohl eine ganz gute Entscheidung, denn meine Laune hebt sich gewaltig während der Busfahrt. Ich bin einer von nur einer handvoll Fahrgästen und der Busfahrer unterhält sich fast die gesamte Fahrt mit mir und macht mich auf die schönsten landschaftlichen Besonderheiten aufmerksam.
Dingle erweist sich als ein nettes Städtchen. Eine Mischung an Tourismus und Fischfang, die gerade noch erträglich ist. Trotzdem gibt es außer Bootstouren nicht wahnsinnig viel was man von hier aus unternehmen könnte. Wild zelten ist auch nicht und die Campingplätze haben noch geschlossen.

Fischerboote und...

...Netze im...

...Hafen von Dingle.

Auch das Stadtbild ist sehr...

...pittoresk bis (stellenweise) kitschig.
Daher entschließe ich mich dazu den Bus am späten Nachmittag zu nehmen und weiter nach Killarney zu fahren. Ein halber Tag in Dingle reicht mir – und irgendwie freue ich mich auch darauf eine Radtour durch den Nationalpark zu machen.
Die Fotos und der Bericht aus Killarney folgen morgen. Ich hoffe es hat euch bis hierher gefallen...
Die Gegend ist jedenfalls zum Wandern nahe der Zivilisation sehr geeignet! Aber Achtung, nicht in jedem Dorf gibt es einen Lebensmittelladen oder einen Pub. Wenn ihr also nicht in Hotels oder B&Bs bleibt müsst ihr euch vorher informieren wo ihr Lebensmittel nachkaufen könnt!
Nachdem ich St. Patrick's Day in Dublin gut überstanden habe mache ich mich auf in den Süden der Republik. Plan ist es, einen Teil des Dingle Ways zu laufen. Circa sieben Tage habe ich noch um sie im Süden zu verbringen, genügend Zeit um die Etappen zu laufen die die schönsten der Strecke sein sollen. Ich kann euch bereits hier verraten, dass ich den Plan so nicht in die Tat umgesetzt habe, aber das werdet ihr noch sehen.
18.03.2011 Dublin – Cloghane und noch ein Stück den Berg rauf...
Mit dem Zug geht es runter in den Süden bis Tralee, von da aus weiter mit dem Bus bis Cloghane. Es ist meine erste Zugfahrt in Irland, bisher bin ich immer nur Bus gefahren, aber ich bin begeistert. In die Gepäckablage über den Sitzen passt mein großer Rucksack ohne Probleme rein, da sollte sich die Deutsche Bahn mal ein Beispiel dran nehmen. Im Nachmittag komme ich in Cloghane an, ich habe vor noch ein Stück zu laufen, bis ich aus den Dörfern raus bin und eine Stelle finde an der ich mein Zelt aufschlagen kann. Den Berg mit dem schönen Namen „Masatiompan“ möchte ich erst am nächsten Tag in Angriff nehmen.

Ein erster Blick über die Bucht von Cloghane aus. Noch sieht es eher bewölkt aus, aber....

...das ändert sich bald. Es klart auf und ich kann nicht nur die Landschaft...

...sondern auch Kühe mit ihren Kälbern bewundern.
Die Landschaft ist wirklich schön, schon der erste Blick über die Bucht bei meiner Ankunft ist sehr sehenswert. Ich freue mich schon darauf diesen Weg und diesen Abschnitt gewählt zu haben. Jetzt kann ich nur noch darauf hoffen, dass ich in den nächsten Tagen so schönes Wetter haben werde wie in den Wicklow Mountains und in Dublin.

Der erste Teil der Strecke führt die meiste Zeit nah am Wasser entlang. Alles was man über die Strände in Dingle so hört ist wahr. Es sind wunderschöne, und zu dieser Jahreszeit weitgehend verlassene Buchten, im Sommer kann man hier mit Sicherheit wunderbar baden – allerdings fürchte ich fast, dass man sie dann teilen muss. Das Wetter spielt auch mit und ich bin zufrieden. An einer Stelle verlaufe ich mich kurz, aber das ist nicht weiter schlimm, die Aussicht ist es wert.
Abends schlage ich mein Zelt in den Ausläufern der Berge auf. Ideal ist mein Lagerplatz nicht, es ist leicht abschüssig und die Schafe gucken auch etwas verdutzt als ich anfange meine Sachen auszupacken, aber es fängt schon an zu dämmern und ich weiß nicht, ob ich noch ein Stück weiter einen besseren finden würde.

So langsam wird es dunkel...

...und ich sollte mir wohl ein Plätzchen für die Nacht suchen.

19.03.2011 ein paar km hinter Cloghane – Feohanagh
Der nächste Morgen beginnt mit Schafblöken. Über Nacht sind sie mutig geworden und haben sich nah herangetraut, sie verschwinden aber schnell wieder als ich aus dem Zelt krieche und anfange mein Frühstück zuzubereiten und zusammen zu packen. Das Wetter sieht ganz in Ordnung aus, ein bisschen bewölkt zwar, aber da es heute vermutlich recht anstrengend wird macht das gar nix.

Richtig schreckhaft sind die Schafe hier zwar nicht, aber richtig nah ran wollen sie mich auch nicht lassen.

Ich habe den Eindruck, dass man hier von überall irgendwie das Meer sieht. Naja, ich bin ja auch auf einer Halbinsel...
Eine halbe Stunde bis Stunde nachdem ich los gelaufen bin entdecke ich aus der Ferne eine Art Schutzhütte. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich am Abend noch etwas weiter gegangen und hätte dort geschlafen, so wirklich komfortabel war die Stelle an der ich geblieben bin nicht. Aber naja, was solls. Ich dokumentiere die Hütte mit ein paar Fotos (extra für euch


Vermutlich dient die Hütte...

...normalerweise Schäfern oder Scherern...

...Unterschlupf.
Der Boden ist tief, ich versinke an einigen Stellen bis zu den Knöcheln im Schlamm. Ich bin froh über meine hohen Schuhe, in Halbschuhen hätte ich jetzt schon klatschnasse Füße. Stellenweise liegt noch Schnee, auch hier war es wohl uncharakteristisch kalt und nass im Winter. Ich rutsche an einigen Stellen ganz schön, ich hätte die Regenhose anziehen sollen. Was solls, über den Berg rüber, danach brauche ich keine mehr. Und es gibt hier auch nicht wirklich eine Stelle, die dazu einlädt den Rucksack abzusetzen und die Hose rauszukramen. Also, einfach gucken ob sich eine solche Stelle nicht doch noch findet. Aber es regnet ja nicht, daher ist es nicht so dringend.




Naja, ihr könnt euch sicher denken wie es kam. Ich fand keine Stelle an der ich den Rucksack vernünftig hätte absetzen können, hoffte gleichzeitig noch dass sich das Wetter bessert und bis ich wieder vom Masatiompan runter bin ist meine Hose klatschnass. Und obwohl sich meine Schuhe tapfer schlagen haben auch sie der Dauerbelastung nur bis zu einem bestimmten Punkt etwas entgegen zu setzen – zumal auch an meinen Beinen entlang von oben Wasser in sie rein fließt.

Es hört nicht auf zu regnen. Und der Weg zieht sich. Ich habe am Tag vorher in etwa 7 oder 8 Kilometer der Etappe gemacht die für einen Tag im Wanderführer ausgezeichnet ist und insgesamt 24 Kilometer umfasst. Also sind es eigentlich nur 16 oder so die ich für heute geplant habe. Es kommt mir vor wie 32. Ich werde nur mürrisch und knatschig wenn es mir zu anstrengend wird und ich an meine Leistungsgrenze komme. Aber ich bin nicht zimperlich. Und ich heule nicht leicht. Aber heute? Heute habe ich die Tränen in den Augen stehen. Ich werde ganz sicher nirgendwo mein Zelt aufbauen heute. Nein, ich werde mir in Feohanagh ein B&B nehmen.
Die Frau die mir den Weg zum nächsten B&B weist hat ganz offensichtlich Mitleid mit mir. Ich auch. Sie sagt es sei ein nettes B&B, aber auch etwas teurer, ob ich mir das leisten könne? Es gebe noch eins etwas weiter weg, das sei billiger. Aber heute ist mir das wurscht. Und wenn ich dort 100 Euro für die Übernachtung zahle. Ich bewege mich keinen Schritt weiter als ich muss.
Ab B&B angekommen geht die Tür auf und ich denke nur „Verdammt!“. Es ist warm. Und sauber. Und heimelig. Und ich würde jemanden in meinem Aufzug da nicht rein lassen. Aber die Wirtin sagt nur „We certainly do!“ auf meine Frage ob sie noch ein Zimmer für mich frei haben. Sie bittet mich rein, will mir auch direkt meinen Rucksack abnehmen (was ich ablehne weil er klaschnass ist) und zeigt mir sofort mein Zimmer. Während ich mich ausbreite und dusche um warm zu werden macht sie Tee und Kuchen für mich zurecht... Meine Schuhe hat sie mit Zeitung ausgestopft und in die Nähe des Kamins gestellt... Ich bin im Himmel. Und so langsam geht es mir auch wieder besser.
Ich mache noch die Bekanntschaft eines amerikanischen Pärchens die ebenfalls im B&B bleiben, gucke Rugby mit der Familie und gehe früh schlafen um am nächsten Tag wieder fit zu sein.

Die Besitzer des B&B betreiben auch einen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb und haben seit ein paar Stunden tierischen Nachwuchs...

...der sich allerdings ein wenig ziert.
20.03.2011 Feohanagh – Dunquin
Obwohl ich schon gefürchtet hatte, dass der heutige Tag nicht besser wird als der gestrige klart der morgentliche Nebel sehr schnell auf. Nach einem fabulösen Frühstück breche ich auf in Richtung Dunquin. Ich weiß, dass mich heute viel Meer und Strand erwarten und ich freue mich schon unheimlich darauf. Nachdem ich schon ein ganzes Stück gelaufen bin merke ich, dass etwas fehlt – verdammt, meine Stöcke. Die stehen noch im Ständer im B&B! Verflixt, also zurück, Stöcke holen und wieder los.

Die ersten ein oder zwei Kilometer ziehen sich an der Straße entlang und sind entsprechend unspektakulär. Noch laufe ich auch nicht direkt an der Küste, aber da das Wetter immer schöner wird kann ich mich nicht beklagen. In Ballydavid, dem nächsten Ort treffe ich meine Reisebegleiterin für diesen Tag. Sie hat vier Beine und ist braun/weiß – und eigentlich fühle ich mich nach den ersten Kilometern sehr unwohl weil sie mir die ganze Zeit folgt. Aber sie ließ sich einfach nicht abschütteln, obwohl ich mein bestes tat sie zu ignorieren!


Sie scheinen zu schmecken, meine Stöcke!
Nachdem ich das Dorf hinter mir gelassen habe geht es an den Strand. Es ist ein richtig toller Tag und ich bin sehr versucht direkt die erste Pause zu machen und ein bisschen mit den Füßen ins Wasser zu gehen, aber ich bin noch nicht lange unterwegs – und wer weiß wie lange das Wetter hält. So ganz kurz ist die für heute geplante Strecke auch nicht (20 km) und ich bin eh ein wenig spät aufgebrochen... Nee, nee, lieber noch was laufen. Zeit für ein paar Fotos muss aber sein!



Die Stecke die ich heute laufe ist wirklich wunderschön. Die Sandstrände in Dingle sind wirklich nicht zu verachten und für diejenigen unter euch die zwar auch mal Strandurlaub machen wollen aber keine Lust auf große Hitze haben wäre das mit Sicherheit ein tolles Reiseziel! Vor allem, weil man hier Strand und Wandern miteinander verbinden kann! Der Weg führt abwechselnd direkt unten am Strand und ein Stückchen oberhalb im Gras vorbei. Meine vierbeinige Begleitung lässt sich nicht beirren, hin und wieder läuft sie ein Stückchen voraus, kommt aber auch immer wieder zu mir. Würde sie doch nur an Herrchen und Frauchen hängen wie an mir!

Meine Begleiterin.


Irgendwann mache ich Pause an einem grünen Flecken. Ein scheinbar herrenloses Pony läuft hier rum – ist das eines der vielen Besitzerlosen Pferde von denen ich gehört habe? Viele Leute die sich in den Hochzeiten Pferde und Ponys gekauft haben setzen diese jetzt aus weil sie sie sich nicht mehr leisten können. Eine Schande, aber hier in der Gegend finden die Tiere wenigstens genügend zu Fressen. In den Gebieten um die Großstädte soll das schon zu riesigen Problemen führen, mit halb verhungerten Pferden und Ponys.

Eins vor, eins hinterm Zaun!

Auch nach meiner Pause folgt mir der Hund weiterhin. Eigentlich ist sie echt lieb, deswegen erstaunt es mich umso mehr als sie ohne für mich ersichtlichen Anlass auf einen kleinen, angeleinten Hund losgeht. Gott sei Dank ist das Problem schnell gelöst, der Junge nimmt seinen Hund auf den Arm, ich zerre „meinen“ am Nackenfell weg während ich mich tausend mal entschuldige und betone dass es nicht meiner ist... Ob er mir wohl glaubt?
In der Ferne kann ich schon die „Three Sisters“ erkennen. Ich hoffe an irgend einer Stelle noch eine bessere Möglichkeit zum fotografieren zu finden, das ist aber leider nicht der Fall.

Die drei Schwestern.
Es geht noch ein Stückchen durchs Grüne und dann folgt Straße. Nix als Straße, fünf Kilometer lang. Der Hund ist entweder in selbstmörderischer Mission unterwegs oder etwas blöd, jedenfalls muss ich ihn mehr als einmal vor einem herannahenden Auto retten indem ich ihn zu mir rufe. Irgendwann merke ich dass ihn die Kräfte so langsam verlassen. Kein Wunder, der ist auch schon 10 Kilometer oder so mit mir unterwegs. Verdammt, an jeder anderen Stelle würde ich ihn einfach sitzen lassen, aber hier so mitten auf der Straße? Als sie wieder fast überfahren wird entschließe ich mich – gegen besseres Wissen – sie ein Stück zu tragen.


Ich bin echt froh als ich wieder von der Straße weg bin. Der Weg schlängelt sich jetzt an Klippen entlang, die unten in einem Sandstrand, Clogher Beach, münden. Es hat ein wenig zugezogen und ich weiß nicht wie lange sich das gute Wetter noch halten wird, daher entscheide ich mich gegen einen Abstecher an den Strand samt Pause, sondern pausiere nur oberhalb der Klippen lang genug um einen Snack zu essen und etwas zu trinken und folge dann dem Weg weiter.

Clogher Beach...

...so verlockend er ist, ich gehe weiter!

Mein Etappenziel kann nicht mehr weit sein. Es geht noch einmal ein Stück an einer Straße entlang, dann ein Stück durch Weideland und vorbei an Ginsterbüschen... Et voilà, ich bin in Dunquin. Da ich immer noch mit Hund unterwegs bin, suche ich erst einmal den nächsten Pub auf. Vielleicht wissen die ja was ich mit ihr anstellen soll. Möglicherweise findet sich ja jemand, der bereit ist sie dorthin zurück zu bringen wo ich sie aufgelesen habe. Oder vielleicht ist sie ja als Streunerin bekannt... Und siehe da, was ich selbst nicht geglaubt hätte trifft ein. Sie gehört einem kleinen Mädchen das gerade mit ihrer Familie im Pub ist. Und offensichtlich ist es nicht das erste Mal dass sie mit fremden Leuten mitläuft, so wird es mir jedenfalls berichtet. Nur wie weit weg ich sie aufgelesen habe wundert das Mädchen... Aber was solls, ich bin glücklich weil der Hund wieder dort ist wo er hingehört, sie weil sie ihn wieder hat.

Krugers Pub, aufgenommen am nächsten Morgen.
Inzwischen nieselt es immer stärker. Ich erkundige mich noch wo ich mein Zelt aufschlagen kann und werde zu einem Stückchen Land ganz am Ende des Dorfes geschickt. Dort würde sich niemand daran stören, es sei eh ungenutzt. Zwar gucken alle etwas schräg – wie kann man nur auf die Idee kommen um diese Jahreszeit zu zelten – aber mehr auch nicht. Da ich nicht weiß, wie das Wetter am nächsten Tag aussehen wird erkundige ich mich direkt auch nach dem Bus. Dieser fährt am nächsten Vormittag und man zeigt mir auch wo genau er hält.
Danach verziehe ich mich zu meinem „Zeltplatz“, einem Stückchen Wiese direkt an den Klippen wo ich mein Zelt aufbaue, noch zu Abend esse und mich dann nach kurzer Zeitungslektüre schlafen lege.

Rasch das Zelt aufbauen...

...und zusehen dass man was in den Magen bekommt!
21.03.2011 Dunquin – Dingle
Der Blick morgens aus dem Zelt verrät nichts gutes, es ist grau und diesig. Ein Blick auf meine Füße hebt meine Stimmung auch nicht. Meine Schuhe die am Tag vorher noch leicht feucht waren von den Strapazen des Tages davor, haben mir eine nette Blase gescheuert dort, wo der Große- und der „Zeige“zeh zusammenwachsen. All das macht wenig Lust die Strecke von Dunquin nach Dingle in Angriff zu nehmen.

Besonders einladend sieht das Wetter...

...von meinem Zelt aus leider nicht aus.
Was also tun? Ich entscheide mich dafür, den Bus nach Dingle zu nehmen und spontan zu entscheiden, ob ich in Dingle bleibe oder weiter nach Killarney fahre.

Noch ein paar Bilder machen vor der Abfahrt...


...und weiter gehts.
Auch rückblickend war das wohl eine ganz gute Entscheidung, denn meine Laune hebt sich gewaltig während der Busfahrt. Ich bin einer von nur einer handvoll Fahrgästen und der Busfahrer unterhält sich fast die gesamte Fahrt mit mir und macht mich auf die schönsten landschaftlichen Besonderheiten aufmerksam.
Dingle erweist sich als ein nettes Städtchen. Eine Mischung an Tourismus und Fischfang, die gerade noch erträglich ist. Trotzdem gibt es außer Bootstouren nicht wahnsinnig viel was man von hier aus unternehmen könnte. Wild zelten ist auch nicht und die Campingplätze haben noch geschlossen.

Fischerboote und...

...Netze im...

...Hafen von Dingle.

Auch das Stadtbild ist sehr...

...pittoresk bis (stellenweise) kitschig.
Daher entschließe ich mich dazu den Bus am späten Nachmittag zu nehmen und weiter nach Killarney zu fahren. Ein halber Tag in Dingle reicht mir – und irgendwie freue ich mich auch darauf eine Radtour durch den Nationalpark zu machen.
Die Fotos und der Bericht aus Killarney folgen morgen. Ich hoffe es hat euch bis hierher gefallen...

Die Gegend ist jedenfalls zum Wandern nahe der Zivilisation sehr geeignet! Aber Achtung, nicht in jedem Dorf gibt es einen Lebensmittelladen oder einen Pub. Wenn ihr also nicht in Hotels oder B&Bs bleibt müsst ihr euch vorher informieren wo ihr Lebensmittel nachkaufen könnt!
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