[PT] Flores, Azoren

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  • baha
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    AW: [PT] Flores, Azoren

    Hallo Moosmann, wunderschöne Bilder. Bei all dem Grün und den Steinmauern habe ich mich auch ein wenig an Irland erinnert gefühlt - und bei der Hilfbereitschaft und Gelassenheit an Irland vor 20 Jahren. Bin schon gespannt auf die Fortsetzung.

    Hallo hannibal, wir sind von Frankfurt nach Sao Miguel geflogen und von dort am nächsten Tag auf direktem Weg nach Flores. Bei uns lief es planmäßig (auch der Rückflug). Den Flug haben wir in einem gebucht - das war günstiger. Vor Ort sagte man uns, das es auch so etwas wie "Inselhopping" per Flieger gibt; Du gibst den Startflughafen, Zwischenstopp(s) (die können auch mehrere Tage betragen!) und den Endpunkt an und zahlst dafür einen stark reduzierten Flugpreis. Voraussetzung ist, dass der Weg mit Stopps bei Beginn der Flugstrecke festgelegt wird (zeitliche Abweichungen sind dann aber noch möglich). Das Fliegen selbst (Propellermaschinen) empfand ich als angenehm (sonst nicht so mein Fall).

    Barbara

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  • hannibal
    antwortet
    AW: [PT] Flores, Azoren

    Zitat von Moosmann Beitrag anzeigen
    ...danke. So wie es uns erklärt wurde, ist es wohl vor allem der Flughafen auf Faial, der mit seiner kurzen Piste und hohem Windaufkommen die Probleme verursacht - bloß die meisten Flüge nach Flores gehen über Faial.

    Gruß,
    Moosmann.
    Danke!

    Gut zu wissen, ich wollte nämlich über Lissabon nach Faial, von dort mit den Fähren nach Pico und Sao Jorge und dann mit dem Flieger/Fähre nach Flores.

    Vielleicht doch lieber Frankfurt nach Sao Miguel und dann alles mit den Fähren? Bin nicht so der Gerne-Flieger.

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  • Moosmann
    antwortet
    AW: [PT] Flores, Azoren

    ...danke. So wie es uns erklärt wurde, ist es wohl vor allem der Flughafen auf Faial, der mit seiner kurzen Piste und hohem Windaufkommen die Probleme verursacht - bloß die meisten Flüge nach Flores gehen über Faial.

    Gruß,
    Moosmann.

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  • hannibal
    antwortet
    AW: [PT] Flores, Azoren

    Hi,

    super Bericht und schöne Fotos! Weiter so, bitte!

    Ich wollte Flores ja eigentlich wegen der Schwierigkeit hinzukommen (Anfälligkeit des Flughafens für Seitenwinde; Fähre nur einmal die Woche) aussparen, aber ich sehe schon, dass neben Pico, Sao Jorge und Faial auch unbedingt Flores bereist werden muss.

    Ich liebe bergige Steilküstenwanderungen!

    Gruß Alex

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  • Moosmann
    antwortet
    AW: [PT] Flores, Azoren

    ...so, etwas weiter im Text:


    4. Von der Kunst der Parallelkonversation

    Am nächsten Tag ist bestes Sonnenwetter und wir nehmen den Nordküstentrail nach Faja Grande in Angriff. Wie immer geht es bergauf und da die blauen Reiseführerhortensien noch nicht blühen, hat die Landschaft einen recht irischen Flair.

    Ein Schild bestätigt, was uns die Frau im Lädchen bereits gesagt hatte – der Trail ist aus wettertechnischen Gründen geschlossen. Soll uns nicht weiter stören, wir stiefeln eine bequeme Straße bergauf, biegen irgendwann rechts in einen Hohlweg ab und nachdem wir eine mobile Melkmaschine passiert haben, die auch gut als Requisite eines japanischen Sci-Fi-Trash-Pornos hätte dienen können, erreichen wir irgendwann die Hochebene, an deren Rand wir dem Küstenverlauf weiter folgen.





    An der Klippe geht es steil bergab, an manchen stellen ist der untere Teil der Klippe weggebrochen, so dass es an der Kante direkt mehrere hundert Meter senkrecht bergab geht. In Deutschland fänden sich hier die obligatorischen, verzinkten und sauber einbetonierten Geländerkonstruktionen, auf den Azoren dafür eine ungehinderte Aussicht.









    Wir treffen (als einen von 2 Wanderern an diesem Tag) einen Festlandportugiesen, der Geologe ist und die Unwetterschäden an der Nordküste dokumentiert, der sagt uns auch, dass der Weg problemlos passierbar sei. Stimmt auch, an einigen Stellen sind wohl im Winter etwa 50-80 Meter breite Schlammlawinen abgegangen, das Geröll ist aber gut zu übersteigen, insbesondere, da es an besagten Stellen nicht senkrecht runtergeht. Wenn man hier stürzen würde, würde man mit ziemlicher Sicherheit zwar trotzdem als unförmiger Fleischmatsch im Atlantik landen, aber die gute Psyche…
    Bald sehen wir Faja Grande sich auf einer flachen Landzunge dem Meer entgegenstrecken und erreichen nach einigen glitschigen und mit dicken Polstern aus Brunnenkresse gesäumten Serpentinen den kleinen Vorort Ponta.





    Ein schon leicht hinfälliger nordwesteuropäischer Wohlstandsopa mit winzigem Rucksack und leichten Schühchen kommt uns entgegen und fragt, ob der Trail nach Ponta Delgada passierbar sei. Wir bejahen dies, sind uns beide aber ziemlich sicher, dass er draufgehen wird. Naja, gut fürs finnische (oder schwedische) Rentensystem…
    Zwischen Ponta und Faja Grande beginnen wir mit der Lagerplatzsuche und nach einigen Fehlabstechern gen Küste finden wir ein kleines, terrassenförmiges Hügelchen, dessen Segmente mit Waldstreifen separiert sind und an dessen anderem Ende einer der aus der Nähe betrachtet doch recht majestätischen Wasserfälle wohlige Badeorgien á la Vergil´schem Idyll verspricht. Wir bauen das Zelt auf und waschen uns und unser Zeug in den kleinen Pools unter dem Wasserfall. Vor meinem inneren Auge sehe ich sepiagetonte, pummelige Mädchen in langer Unterwäsche Hand in Hand im Kreis hüpfen…





    Frisch gereinigt und gesättigt, beschließen wir auszugehen. Ich ernenne eins meiner beiden T-Shirts zum Ausgehshirt, wir packen Fotokrempel und Wertsachen ein und schlendern zum etwa 2km entfernten Ort. Wir laufen etwas herum, die im Reiseführer ausgezeichnete Campingmög-lichkeit hinter einem Restaurant finden wir – bei oberflächlicher Suche – nicht, sind uns aber sicher, dass eine Übernachtung hier deutlich weniger gemütlich wäre als auf unserem Hügelchen. (Interessant erschien mir diese Anlaufstelle im Vorfeld vor allem deshalb, weil von dem Restaurant aus angeblich Hasenjagden für 20 Euro die Stunde gebucht werden können aber nun gut, diesmal haben die kleinen Opfertiere nochmal Glück gehabt...) Irgendwann landen wir in der Dorfbar, wo einige Herrschaften mittleren Alters den Abend verbringen. Ein recht leut- wie trinkseliger Fischer namens Fernando schließt mich bald in sein Herz und wir unterhalten uns etwa eine halbe Stunde lang angeregt. Dies mag verwunderlich erscheinen, da ich so gut wie kein portugiesisch, und in noch viel geringerem Maße Azoren-Nuschel-Portugiesisch spreche oder verstehe und Fernando ausschließlich letzteres. Da mein - trotz gutem Willen - ziemlich absolutes Unverständnis den Guten aber kein bisschen bremst und seine wilden, alkoholseligen Gesten auch nicht unbedingt zum besseren Verständnis beitragen, beginne ich einfach auf deutsch irgendetwas zu antworten. So reden wir ambitioniert aneinander vorbei - wenn ich so was wie „ja genau, so ist das bei uns mit den Frauen auch“ oder „also ich finde das kannst du aber total vergessen“ formuliere, reagiert Fernando in passender Intonation und mit bestätigender Geste und manchmal glaube ich auch fast, dass wir von derselben Sache reden. Er ist davon sowieso überzeugt. Wir geben uns gegenseitig ein paar Bier aus und Sally beobachtet das Ganze kopfschüttelnd und grinsend. Aber die holde Eintracht des Männergesprächs wird gestört. Denn neben Fernando sitzt Super Mario (den wir aufgrund seines schönen Schnurrbartes so getauft haben) und der ist böse mit Fernando, weil er denkt, dass jener uns belästige. Deshalb schimpft er den alten Trunkenbold und auch meine Beteuerungen, dass alles in Ordnung sei, beruhigen ihn nur etwas. Wir fragen ihn zur Ablenkung, ob morgen (Ostern) Geschäfte aufhaben und er versteht es so, dass wir jetzt einkaufen wollen. Es ist etwa halb Zwölf Uhr abends, aber er sagt dass seine Schwester den Dorfladen führe und springt auf um uns hinzubringen. Mühsam überzeugen wir ihn, dass es völlig ausreicht, wenn wir morgen einkaufen werden.
    Der Abend endet friedlich und wir wanken dem Lager entgegen. Das Geklettere über vollkommen zugewucherte Mauern und Steilstrecken des Terassenhügels war schon tags und nüchtern etwas tricky und wir sind recht stolz und auch überrascht, dass wir problemlos zum und ins Zelt zurückfinden.

    5. „You shall not pass!“

    Morgens gegen sechs erwache ich durch Laute, die in etwa so klingen, als ob ein Höhlentroll versucht ein Schlauchboot aufzublasen, beim schläfrigen Blick in die Apsis zeigt sich eine etwa untertellergroße, undefinierbare und schwarze Fläche die das Außenzelt nach innen drückt. Als ich unter dem Rand hervorluge, sehe ich einen stattlichen Bullen davonspringen, offenbar von meinem morgenzotteligen Anblick erschreckt. Er bleibt etwa fünf Meter vom Zelt entfernt stehen und starrt mich blöde, aber nicht bösartig an, daher entscheide ich mich, weiterzuschlafen. Beim nächsten Erwachen hat er schon seine Familie nachgeholt und ein buntgewürfelter Haufen von etwa 8 Kälbern, Kühen und Rindern grast im Halbkreis ums Zelt gruppiert.
    Nach dem Aufstehen stellen wir fest, dass wir am Vortag durchaus nicht den leichtesten Weg auf den Hügel gewählt haben, die Viecher offenbar schon. Und sie bewachen ihn ehrgeizig. Als Sally auf dem Kuhpfad zum Wasserfall gehen will, macht ihr der Alphabulle (wenn das so heißt) stoisch aber unmissverständlich klar, dass dies sein Weg ist - „You shall not pass!“
    Da wir aber ja schon einen alternativen Zugang haben und wir uns im Übrigen, was etwa die speisetechnischen Präferenzen betrifft, nicht in die Quere kommen, verbringen wir den Vormittag in friedlicher Koexistenz.




    Unsre und der Wiederkäuer Weide...

    Es ist schwül und bewölkt und nach einem Auffrischen unserer Nahrungsreserven im Lädchen von Supermarios burschikosem Schwesterlein wandern wir einige Kilometer den Küstenwanderweg entlang bis Fajazinha. Wir sind recht matt und da wir von hier einige Touren zu den Seen im Hinterland unternehmen wollen, suchen wir uns recht bald einen Lagerplatz an der etwa 12 Meter hohen Böschung, die zum Meer hinabführt.
    Vormals eine Weidefläche, die von Natursteinmauern gesäumt war, hat ein kleiner Bachlauf zur Erosion geführt und sie teilweise in eine sumpfige Brachfläche verwandelt. Im Windschatten der Mauer wird das Zelt aufgebaut und von gelegentlichen Regenschauern unterbrochen sammeln wir einige der zahlreich vorkommenden Wildkräuter und -gemüse und bereiten eine schmackhafte Suppe.







    Zuletzt geändert von Moosmann; 25.04.2016, 10:55.

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  • Moosmann
    antwortet
    AW: [PT] Flores, Azoren

    ...danke, werde aber wohl frühestens am Wochenende dazu kommen.

    Gruß,
    Moosmann.

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  • hannibal
    antwortet
    AW: [PT] Flores, Azoren

    Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
    Sehr schöner Bericht. Bitte schnell weiter schreiben
    Ich schließe mich an!
    Gerade Bilder von der Westküste wären hoch willkommen!
    Danke im voraus!

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  • Mika Hautamaeki
    antwortet
    AW: [PT] Flores, Azoren

    Sehr schöner Bericht. Bitte schnell weiter schreiben

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  • baha
    antwortet
    AW: [PT] Flores, Azoren

    Hallo Moosmann,

    bin gespannt, wie es Euch weiter erging; toller Bericht. Wir waren die Woche 23. - 30.05.11 auf Flores. Allerdings ohne Zelt (Ferienhaus in Faja Grande) und nur per Tagestouren unterwegs. So ist es natürlich interessant zu lesen, wie Ihr weiter vorangekommen seid (insbesondere auch die feuchten Passagen mit Rucksack).

    Gruß Baha
    Zuletzt geändert von baha; 07.06.2011, 10:35.

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  • Flachzange
    antwortet
    AW: [PT] Flores, Azoren

    Super Bericht, fix weiter

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  • Moosmann
    hat ein Thema erstellt [PT] Flores, Azoren.

    [PT] Flores, Azoren

    1. The Atlantic and you

    Sao Miguel, Ponta Delgada Airport, 13.00 Ortszeit, Wetter: bewölkt und windig. Hinter uns liegt eine problemlose Anreise über Ffm, ein kurzer Sonntagabend in der, jetzt in der Nebensaison, wie ausgestorben scheinenden Hauptstadt und eine laute Nacht in der leider ganz und gar nicht wie ausgestorben wirkenden Jugendherberge. Um selbige sollte man tunlichst einen Bogen machen und für weniger Geld stilvoll in einem der vielen Privatzimmerchen nächtigen.
    Unser innerinsularer Flug nach Flores ist bis jetzt zum zweiten Mal aus wettertechnischen Gründen verschoben worden, doch wir sind guter Dinge. Denn zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass bis fünf Uhr abends sechs weitere Aufschübe auf uns warten, die Neuzuteilung eines Mehretappenfluges quer über die Inseln, die Umleitung desselben nach Terceira, nachdem der ursprüngliche Zwischenhalt Faial dann doch nicht anfliegbar war, weitere Wartezeit dort und schließlich der Rückflug nach Ponta Delgada, da wir bei einer Übernachtung auf Terceira unseren Anschußflug von Faial nach Flores am nächsten Tag zeitlich nicht erreicht hätten. Klingt kompliziert, war es auch. Da die Flores-Problematik nur uns beide betrifft, finden wir uns zusammen mit einem einheimischen Schüler als einzige Passagiere in der Maschine wieder, was uns recht lustig erscheint. Deutlich weniger lustig ist der Landeanflug auf Ponta Delgada, wo der Sturm mittlerweile auch angekommen ist. Kurz vor dem Aufsetzen reißt eine Böe das Flugzeug weit zur Seite, der Pilot muß noch mal hochziehen und den stark verkürzten Bremsweg durch eine Vollbremsung ausgleichen. Auch die Stewards haben nach der Landung gar nicht mehr ihr professionelles Maskenlächeln sondern wirken ganz menschlich und ziemlich erleichtert und machen untereinander Gesten im Sinne von „gerade noch mal gutgegangen“.
    Zumindest uns ist die marketingtechnisch nicht unbedingt geglückte Doppeldeutigkeit des Fluglinienslogans ziemlich bewusst geworden: „SATA – The Atlantic and you.“
    SATA Air sorgt dann aber gut für uns und wir kommen in ein Riesenloft im Sternehotel mit Hafenblick, dürfen zum chinesischen Diner und auch die Taxifahrten werden anstandslos bezahlt.
    Am nächsten Tag klappt dann alles doch noch und wir sitzen mittags um halb zwei in Santa Cruz am Hafen, trinken Wein und essen die erste einer langen Reihe salzig-fettiger, griebendurchsetzter Gichtchorizos.


    Santa Cruz Hafen


    Blick nach Corvo

    Gestärkt aber auch leicht angesäuselt wandern wir von der Hauptstadt südlich an der Ostküste entlang, etwa 9 Kilometer bis Caveira, wo wir unterhalb einer Art Aussichtspunkt auf kleinen, terassenförmig zur Steilküste abfallenden Weideparzellen einen Premiumzeltplatz finden.






    Caveira


    Später kommt der Besitzer der Weiden, ein rüstiger Mittsiebziger, mit einem holländischen Paar vorbei, welches überlegt, das Grundstück zu kaufen. Der alte Schlingel versucht umgehend, uns in die Verkaufsverhandlungen mit einzubeziehen, um so Konkurrenzdruck zu erzeugen. Uns reicht aber erstmal der Übernachtungsplatz und nachdem der Alte mehrfach seiner Besorgnis Ausdruck verliehen hat, wie waghalsig es doch sei, in einem Zelt bei Wind und Regen draußen zu übernachten, ziehen die drei ihrer Wege, zumindest einer von Ihnen überzeugt, dass wir mindestens dem Tod geweiht sind.




    2. Nie den Kanal verlassen

    Wir entscheiden uns am nächsten Tag wieder gen Norden zu ziehen, decken uns in Santa Cruz mit Lebensmitteln ein und folgen einer Route aus unserem Wanderführer.









    Wir biegen gelegentlich falsch ab, folgen aber im Großen und Ganzen der skizzierten Route, die nördlich von Santa Cruz ins Inland führt und von dort durch die Fazenda de Santa Cruz bis nach Baia de Alagoa.
    Der Weg führt zwischen Weideflächen und Bauerngärten entlang, gesäumt von Mauern, Lorbeerbäumen und kleineren Bächen.
    In den steilen Schluchten wird die bukolische Atmosphäre eher zum Dschungelfeeling und nachdem wir schon eine Weile den teilweise kaum existenten Wartungspfad neben einem etwa meterbreiten Wasserkanal entlang gelaufen sind, müssen wir langsam einsehen, dass der schon seit längerem genährte Verdacht, sich keineswegs mehr auf der beschriebenen Wanderroute zu befinden, wohl gerechtfertigt war. (Eine Erfahrung die wir auf dieser Reise nicht zum letzten Mal gemacht haben werden.) Ist aber nicht weiter schlimm, oben sind die Berge, unten der Atlantik und der Kanal führt mit mildem Gefälle talwärts. Wir passieren verwilderte Gärten, die mit großen Orangenbäumen bestanden sind. Die geernteten Früchte riechen und schmecken köstlich. Ich lege mir einige der Schalen in meinen Wassersack, wo sie eine dezent erfrischende Note erzeugen - zumindest solange, bis sie nach einigen Tagen zu gären anfangen. Nach kurzer Überlegung habe ich sie dann trotzdem entsorgt…
    Irgendwann verlassen wir den uns mittlerweile lieb gewordenen Kanal und folgen der Küstenstraße. Der Himmel zieht sich mehr und mehr zu, der Wind wird stärker und nach einem steilen Abstieg, der uns ziemlich klar macht, das wir am nächsten Morgen schon recht früh wieder ins Schwitzen kommen werden, erreichen wir Baia de Alagoa, eine kleine Bucht mit bizarren Felsenfingern im Wasser und einem Picknickareal mit Sanitäranlagen und Grillstellen am Ufer.



    Dieses ist natürlich menschenleer, da es außer uns und einem anderen, sporadisch unseren Weg kreuzenden Trekkerpärchen zur Zeit anscheinend keine Touristen auf der Insel gibt.

    3. Enter Arkadia

    Dem schon gefasst entgegengeblickten Aufstieg zur Straße fügt sich dann noch ein mindestens ebensolcher hoch nach Cedros hinzu, doch das Wetter ist uns wohlgesonnen und versucht, uns mit Wind und immer stärkeren Regenböen abzukühlen. Die Ansammlung der Handvoll verteilter und nur teilweise bewohnter Häuser, die man sich nicht gescheut hat, mit einem Ortsnamen zu versehen, ist infrastrukturell entsprechend schwach aufgestellt, kein Laden, kein Café, nur eine Bushaltestelle ohne Fahrplan. In der versuchen wir, im strömenden Regen mittlerweile ziemlich naß und missmutig geworden, uns aufzuwärmen. Wir beschließen, erstmal per Anhalter weiter zu reisen, aber leider kommen nur sehr selten Autos vorbei, so dass es eine Weile dauert. Am späten Nachmittag hat uns ein netter Arbeiter durch die Regenhölle bis nach Ponta Delgada (sic - da man allem, was aus mehr als drei Häusern besteht, einen Ortsnamen gibt, sind diese ziemlich knapp, daher verwendet man sie gerne doppelt oder dreifach auf den Inseln…) mitgenommen. Dort gibt es eine kleine Bar und einen Supermercado. Bis der wieder aufmacht, orientieren wir uns an den einheimischen Herren in der Bar und frönen der Tradition des nachmittäglichen Herrengedecks, bestehend aus einem Espresso und einem Whiskey (zusammen für 2,50€). Rückblickend muß man sagen, dass wir uns diesbezüglich ganz vorbildlich assimilierten und nachdem wir diese Praktik durch stetige Übung noch etwas verfestigt hatten, erschien es uns schon nach kurzer Zeit ganz natürlich, als erstes nachdem man in einen Ort kommt, die Bar aufzusuchen.

    So gegen fünf brechen wir wieder auf, fast ganz getrocknet und die Rucksäcke mit Lebensmitteln für die nächsten Tage gefüllt. Wir haben vor, an der Nordküste entlang nach Faja Grande zu wandern und der gesamte nördliche Teil der Insel ist unbewohnt. Wir suchen bald nach einem geeigneten Lagerplatz und da wir mittlerweile trocken sind, fängt es noch einmal energisch an zu regnen, und hört dann entsprechend - kurz nachdem wir das Zelt auf einer Schafsweide unter einem großen Feigenbaum aufgebaut haben - sofort wieder auf. Ich überlege kurz, ob es sinnvoll war, nur eine Hose mitzunehmen…



    Wir erkunden noch ein wenig die Umgebung - neben einem recht breiten Bach findet sich die Ruine einer alten Wassermühle und die Hirtenidylle erscheint uns angesichts der taugesäumten Weidelandschaft noch ein bisschen idyllischer.







    Sodann wird gekocht und eine nicht unerhebliche Menge des lokal üblichen Aguardientes verkonsumiert.
    Zuletzt geändert von Moosmann; 25.04.2016, 10:56.
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