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Mitreisende | |
Land: Lettland, Estland
Reisezeit: Sommer 2009
Region/Kontinent: Osteuropa
Vor der Reise
Nachdem ich spontan mein langjähriges Skandinavienabo gekündigt habe, suchen meine Augen die Karte mit der großen weiten Welt nach einem neuen Ziel aus. Osteuropa soll es nach vielen Jahren wieder einmal sein und da ich ja dem Norden doch sehr anhänge, fällt meine Wahl recht schnell auf die baltischen Staaten. Über diesen Namen habe ich mich schon immer ein wenig gewundert, liegen doch nicht nur diese drei, sondern noch einige andere Länder am Baltischen Meer.
Anders soll diesmal auch die Art der Fortbewegung sein; nach Jahren des Wanderns ist wieder einmal das Fahrrad an der Reihe – für das Baltikum ohnehin das Mittel der Wahl schlechthin. Nach ein paar intensiveren Blicken auf die Karte ist auch klar, daß ich maximal zwei Länder „schaffen“ kann. Litauen habe ich schnell gestrichen. Es gehört für mich von der Geschichte und Kultur her eher zu Polen als zu seinen nordöstlichen Nachbarn und so stehen Lettland und Estland als diesjährige Urlaubsziele fest.
Vorbereitet habe ich mich auf diese Reise nur wenig. Die Hin- und Rückfahrt auf der Fähre und zwei Übernachtungen in Tallin habe ich gebucht, einiges zur Geschichte der Länder gelesen und ein paar Vokabeln gelernt. Außerdem gibt es einige sehr wenige Plätze, die ich unbedingt sehen will, der Rest muß sich vor Ort ergeben. Nicht einmal mit den zu bewältigenden Entfernungen habe ich mich beschäftigt – wird schon irgendwie klappen.
Hier ein Link auf meine Reiseroute , damit ihr in etwa nachvollziehen könnt, wo ich langgefahren bin.
dunkelblau: per Rad, hellblau: per Bus und Bahn
(Da es mit der direkten Einbindung der Quickmap-Karte Probleme gibt, hab eich jetzt nur den Link gesetzt.)
Abfahrt
Sonnabend, 15. August

Bereits früh um 5 Uhr sitze ich mit meinem Rad in der Bahn nach Norden. Über Elsterwerda, Berlin und Stralsund fahre ich nach Lancken, eine Station vor Saßnitz. Hier beginnt meine erste Etappe von etwa 4 km zum Fährhafen Mukran. Nach dem üblichen Warten darf ich endlich auf die Fähre; Abfahrt 16 Uhr.
Das Wetter ist prächtig, warm und sonnig, alles andere wäre auch eine mittlere Katastrophe. Das Schiff ist alt, der Raum mit den Pullmannsitzen winzig und drückend, die Luft auf dem ganzen Schiff stickig. Einen Aufenthaltsraum außer dem ebenfalls leicht miefigen Restaurant gibt es nicht; nirgendwo ein Fleck, um meine Isomatte auszurollen.
Doch bei diesem Wetter spielt sich alles auf Deck ab. Die Sonne brennt, ich lese in meinem Reiseführer (Michael Müller Verlag: Baltische Länder), esse mein Abendrot und baue später an einer windgeschützten Ecke mein Nachtlager auf. Aus dem Schlafsack heraus beobachte ich einen wundervollen Sonnenuntergang.
Sonntag, 16. August
Klaipeda – Nida (79 km)
Im Vergleich mit anderen Linien ist diese Fährfahrt billig, so billig, daß ich mir noch einen Platz am üppigen Frühstücksbüfett gönne. Damit kommt auch ein Hauch osteuropäische, russische Exotik auf: neben den üblichen Speisen und Getränken gibt es Blinis mit saurer Sahne und quietschsüße Törtchen. Osteuropäisch ist nun auch die Zeit, die Uhr wird eine Stunde vorgestellt.

Am Vormittag schippert unsere Fähre durchs Kurische Haff, auf der rechten Seite die Nehrung, auf der linken der riesige Hafen von Klaipeda.
Um 12 Uhr Ankunft einige km südlich der Stadt. Ich verirre mich ein wenig im Hafengelände, will jemanden vom Personal nach dem Weg fragen und bin im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Der gute Mann kann außer litauisch nur russisch. Kein Problem, ich auch – dachte ich zumindest. Mir fallen die einfachsten Wörter nicht mehr ein. Ich stehe da wie ein Häufchen Unglück. Da habe ich nun Jahre lang russisch gelernt und jetzt kann ich nicht mal mehr nach dem Weg fragen.
Um es vorwegzunehmen: es wird besser, viel besser. Während der Tour tauchen die verrücktesten Wörter wieder auf, ich konjugiere und dekliniere ohne darüber nachdenken zu müssen – kurz: von perfekt bin ich weit entfernt, aber ich kann mich prima verständigen.
Der Rest des Tages ist schnell zusammengefaßt: In Klaipeda habe keinerlei Lust und keinerlei Ruhe, mir die Stadt anzusehen. Sie paßt nicht auf meine Tour, liegt noch zum falschen Land.
Also nur schnell Trinkwasser auffüllen und weiter, immer Richtung Norden, fast immer auf dem erstaunlich gut ausgebauten Küstenradweg. Noch etwa 50 km sind es bis zu lettischen Grenze – und dort will ich heute noch hin. Litauen gehört nicht zum Urlaub, ich tausche kein litauisches Geld, mache keine Photos in Litauen, sondern brause einfach nur hindurch.
Und dann ist es soweit: Am Abend stehe ich an der Grenze. Ein altes, Abfertigungsgebäude steht verlassen und halb verfallen auf der Straßenmitte. Ich rolle über die imaginäre Linie und bin in ...
Reisezeit: Sommer 2009
Region/Kontinent: Osteuropa
Vor der Reise
Nachdem ich spontan mein langjähriges Skandinavienabo gekündigt habe, suchen meine Augen die Karte mit der großen weiten Welt nach einem neuen Ziel aus. Osteuropa soll es nach vielen Jahren wieder einmal sein und da ich ja dem Norden doch sehr anhänge, fällt meine Wahl recht schnell auf die baltischen Staaten. Über diesen Namen habe ich mich schon immer ein wenig gewundert, liegen doch nicht nur diese drei, sondern noch einige andere Länder am Baltischen Meer.
Anders soll diesmal auch die Art der Fortbewegung sein; nach Jahren des Wanderns ist wieder einmal das Fahrrad an der Reihe – für das Baltikum ohnehin das Mittel der Wahl schlechthin. Nach ein paar intensiveren Blicken auf die Karte ist auch klar, daß ich maximal zwei Länder „schaffen“ kann. Litauen habe ich schnell gestrichen. Es gehört für mich von der Geschichte und Kultur her eher zu Polen als zu seinen nordöstlichen Nachbarn und so stehen Lettland und Estland als diesjährige Urlaubsziele fest.
Vorbereitet habe ich mich auf diese Reise nur wenig. Die Hin- und Rückfahrt auf der Fähre und zwei Übernachtungen in Tallin habe ich gebucht, einiges zur Geschichte der Länder gelesen und ein paar Vokabeln gelernt. Außerdem gibt es einige sehr wenige Plätze, die ich unbedingt sehen will, der Rest muß sich vor Ort ergeben. Nicht einmal mit den zu bewältigenden Entfernungen habe ich mich beschäftigt – wird schon irgendwie klappen.
Hier ein Link auf meine Reiseroute , damit ihr in etwa nachvollziehen könnt, wo ich langgefahren bin.
dunkelblau: per Rad, hellblau: per Bus und Bahn
(Da es mit der direkten Einbindung der Quickmap-Karte Probleme gibt, hab eich jetzt nur den Link gesetzt.)
Abfahrt
Sonnabend, 15. August

Bereits früh um 5 Uhr sitze ich mit meinem Rad in der Bahn nach Norden. Über Elsterwerda, Berlin und Stralsund fahre ich nach Lancken, eine Station vor Saßnitz. Hier beginnt meine erste Etappe von etwa 4 km zum Fährhafen Mukran. Nach dem üblichen Warten darf ich endlich auf die Fähre; Abfahrt 16 Uhr.

Doch bei diesem Wetter spielt sich alles auf Deck ab. Die Sonne brennt, ich lese in meinem Reiseführer (Michael Müller Verlag: Baltische Länder), esse mein Abendrot und baue später an einer windgeschützten Ecke mein Nachtlager auf. Aus dem Schlafsack heraus beobachte ich einen wundervollen Sonnenuntergang.
Sonntag, 16. August
Klaipeda – Nida (79 km)
Im Vergleich mit anderen Linien ist diese Fährfahrt billig, so billig, daß ich mir noch einen Platz am üppigen Frühstücksbüfett gönne. Damit kommt auch ein Hauch osteuropäische, russische Exotik auf: neben den üblichen Speisen und Getränken gibt es Blinis mit saurer Sahne und quietschsüße Törtchen. Osteuropäisch ist nun auch die Zeit, die Uhr wird eine Stunde vorgestellt.

Am Vormittag schippert unsere Fähre durchs Kurische Haff, auf der rechten Seite die Nehrung, auf der linken der riesige Hafen von Klaipeda.
Um 12 Uhr Ankunft einige km südlich der Stadt. Ich verirre mich ein wenig im Hafengelände, will jemanden vom Personal nach dem Weg fragen und bin im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Der gute Mann kann außer litauisch nur russisch. Kein Problem, ich auch – dachte ich zumindest. Mir fallen die einfachsten Wörter nicht mehr ein. Ich stehe da wie ein Häufchen Unglück. Da habe ich nun Jahre lang russisch gelernt und jetzt kann ich nicht mal mehr nach dem Weg fragen.
Um es vorwegzunehmen: es wird besser, viel besser. Während der Tour tauchen die verrücktesten Wörter wieder auf, ich konjugiere und dekliniere ohne darüber nachdenken zu müssen – kurz: von perfekt bin ich weit entfernt, aber ich kann mich prima verständigen.
Der Rest des Tages ist schnell zusammengefaßt: In Klaipeda habe keinerlei Lust und keinerlei Ruhe, mir die Stadt anzusehen. Sie paßt nicht auf meine Tour, liegt noch zum falschen Land.
Also nur schnell Trinkwasser auffüllen und weiter, immer Richtung Norden, fast immer auf dem erstaunlich gut ausgebauten Küstenradweg. Noch etwa 50 km sind es bis zu lettischen Grenze – und dort will ich heute noch hin. Litauen gehört nicht zum Urlaub, ich tausche kein litauisches Geld, mache keine Photos in Litauen, sondern brause einfach nur hindurch.
Und dann ist es soweit: Am Abend stehe ich an der Grenze. Ein altes, Abfertigungsgebäude steht verlassen und halb verfallen auf der Straßenmitte. Ich rolle über die imaginäre Linie und bin in ...
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