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Reise nach Südfrankreich, September 2009
Fortbewegungsmittel: Motorrad
Zelt: Mountain Equipment Dragonfly 3 XT
Wetter: Regen, Nebel, Sonne, Hitze, Sturm
Länge der Fahrstrecke: ca. 5000 km
Mi 2. September:
9.00 Uhr Packen und Installation des neuen Navis Garmin 60Cx am Motorrad (Wunderlich Halterung). Erste Station soll Wuppertal werden. 16.00 Uhr fertig mit Packen, Wuppertal in weiter Ferne. Soll ich losfahren und bei Hannover einen Campingplatz suchen? Ich entscheide mich, nach Norden (!) nach Nordstrand zu fahren und die Ausrüstung auszuprobieren. 126 km in die falsche Richtung, aber egal. Lerne das Navi kennen, das Zelt ist sturmfest, vergessen habe ich auch nichts, alles findet seinen Platz, die Nachbar im Zelt sabbeln die halbe Nacht, aber ich schlafe trotzdem gut.
Do, 3. September
Fahrt über Wischhafen Richtung Wuppertal. Tierischer Seitenwind, überlege, ob ich nicht doch besser das Auto genommen hätte. Nach 9 Stunden Ankunft bei Freunden, Zelt wird im Keller getrocknet, dann französische Küche und echte Zeltegespräche. Gestehe, dass ich 20 Packungen Kartoffelpürre und Fertigsuppen mithabe. Die französischstämmige Gastgeberin ist entsetzt: "Du fährrst in die Land des Esens....!
Fr, 4. September
Nach Aachen zu Touratech West, da gestörte Beziehung zu Touratech Nord und meine Wunderlich Halterung wackelt. Netter Berater. Stelle fest, dass ich für meine Halterung eine Hülse brauche, also Fahrt zum Schraubenhändler. Es regnet in Strömen, alle schauen mich mitleidig an. Befestige Halterung neu und ersetze meine Sonnenbrille (Bügel abgebrochen). Fühle mich für den Urlaub gerüstet. Man empfiehlt mir einen Campingplatz in Aachen, aber ich will Strecke machen. Lande bei Nieselregen in Belgien, Haute Fanges = Hohe Venn. Beeindruckende Landschaft, die Autos fahren wie die Schweine. Mein Navi findet Campingplatz La Plage in Robertville, Holländer an der Rezeption. Erkunde die Umgebung, ohne Regen sicherlich schön, großer See. Gute Wandermöglichkeiten, unten am Platz sammeln sich Fahrradrennfahrer und Motorradfahrer fürs Wochenende. Nettes Gespräch mit einem Holländer über Navis. Öffne die erste Packung Kartoffelpürre, dazu gibt es Tomatensuppe.
Sa, 5.September
Der Regen wird weniger, ab und zu kommt die Sonne raus. Erkunde Luxemburg und finde wunderschöne Straßen. Zelttrocknen auf einem Parkplatz in der Sonne, kann Sonne schön sein! Fahre durch Clervaux, steige aber nicht ab, obwohl ich gerne fotografieren würde. Nachmittags stelle ich fest, dass ich Südfrankreich nie erreiche, wenn ich so weiterfahre. Stelle also kürzeste Strecke beim Navi ein und gurke auf Nebenstraße immer weiter. Suche eine Tankstelle, finde aber immer nur eine mit Bankkarte. Den Aldi markt ignoriere ich auch, mein Gott, ich denke, ich bin in Frankreich! In einer Ortschaft fahre ich 30 und halte den Verkehr auf, weil ich nach Tankstellen gucke, am Straßenrand steht die Polizei und lasert und eine Polizistin schaut mich genervt an, nach dem Motto: Was ist denn das für ein Volltrottel. Finde durch Zufall eine offene Tankstelle in der Nähe von Corny-sur-Moselle. Das bessert meine Laune und ich sehe, dass dort ein Campingplatz ist. Der Stellplatz kostet 6,00 €, für eine Tüte Mirabellen zahle ich 0,50 c. Der Platz ist nicht so prickelnd, wo es gemütlich ist, ist es zu nah am Wasser, d.h. das Zelt wird klitschnaß von Kondens. Stelle mich auf eine Freifläche mit Blick auf entfernt liegendes Hochhaus (sozialer Wohnungsbau?) zu den Wohnmobilen. Schlafe wie ein Stein.
So, 6. September
Alles in Nebel, hätte also auch an der Mosel stehen können. Die Wohnmobilisten aus NL neben mir packen ihr Rennrad aus, wir fachsimpeln über Fahrräder und sie kochen mir einen Tee und versorgen mich mit Vollkornbrot. Im Ort dann eine offene Boulangerie, ich kaufe Apfeltörtchen und Vollkornbaguette (Pain complet). Dann fahre ich auf die Autobahn, die Autobahnmaut ist mir Schnurz. Ich will voran kommen. Auf einer Autobahnraststätte treffe ich einen Iren, der nach Grenoble will. Ich spreche ihn an, denn Iren fahren selten Motorrad, weil die Versicherung so teuer ist. Nach einer halben Stunde weiß ich alles über seinen Job, die Auswirkungen der Finanzkrise, seine Familie und die Hypothenbelastung seines Hauses sowie wo es steht. Er empfielt mir ein Buch übers Motorradfahrer, er ist Ausbilder für Motorradfahrer.
Abends komme ich durch Vienne und finde den Ort sehr ansprechend. Entschließe mich, den nächsten Campingplatz aufzusuchen. Der ist in Condrieu an der Rhone.
Der Platz selbst ist nicht so dolle, aber es ist warm und der Blick auf die Weinberge ist schön.
Das erste Mal kommt Urlaubsstimmung auf und ich gönne mir eine halbe Flasche Rotwein.
Mo, 7. September
Keine Lust, Motorrad zu fahren.
Beschließe, die Bahn zu nehmen. Eine Französin komabodschanischer Abstammung hilft mir beim Ticketkauf (5,40 € hin und zurück) und wir quatschen eine Stunde lang (auf Englisch), weil der Zug nicht kommt. Es ist sehr heiß und ich laufe durch Vienne.
Später setze ich mich in einen Park, kaufe etwas Gemüse und dann geht es problemlos zurück mit der Bahn zum Campingplatz.
Di, 8. September
Fahre zuerst in die falsche Richtung und komme wieder in Vienne raus, weil ich das Navi nicht anhatte. Versuche es dann mit kleinen Straßen, aber das dauert einfach zu lange. Fahre wieder auf die Autobahn. Knalle mir auf einer Raststätte bei McDonals 1000 Kalorien rein und stelle fest, noch nie soviele übergewichtige Franzosen gesehen zu haben, wie hier. Das gibt mir zu denken! Treffe einen Kölner mit Kennzeichen K-FC, Bundeligastand weiß er aber nicht. Grimmige Motorradfahrer im harten Piratenlook aus FR grüßen begeistert als sie mein Gepäck sehen und hupen, als sie mich überholen. Entscheide mich in die Camarque zu fahren, nach Le Grau du Roi (Tipp eines NL). Das Navi zeigt zwei Campingplätze, der erste ist mir zu Schicki Micki, suche den zweiten, L´Espiguette auf. Sicherheitsschleuse, Wachmann, Pass wird einkassiert. 14,50 €. Naja. Suche einen Platz, das Ding ist riesig, sehe viele Deutsche. Finde einen in der Mitte, nette Nachbarn, Sonnenschutzs fürs Zelt, lasse mich nieder, fachsimpel mit Franzosen über Motorräder, obwohl ich kein Französisch kann. Ein Schweizer zeigt mir die Wege zum Strand und zum Supermarkt.
Mi, 9. September
Eine Ameisenstraße läuft durchs Zelt. Ich kaufe frisches Pain complet und die letzte (!) Badehose in in meiner Größe, der Verkäufer entschuldigt sich, und ich ignoriere die Ameisen. Gehe den beschriebenen Weg zum Port und zum Beach und sehe dies:
Am Strand stehen die Angler, es ist noch früh. Lege mich in die Sonne und lese. Die ersten Franzosen kommen, alle mir lustigen Sonnenstühlen und Schirm. Das Wasser ist warm, der Sand sehr fein, die Sonne strahlt, am Horizont schaukeln Jachten und Segelboote, der Strand scheint unendlich - ich bin rundum glücklich.
Nachts schlafe ich schlecht, weil ich einen Sonnenbrand an der Hüfte habe. Die Synmat kommt mir plötzlich wie ein Nadelkissen vor.
Do, 10. September
Morgens beschneidet der Gärtner meinen Sonnenschutz, ich verteidige die abgestorbenen dickeren Äste und er lässt noch was dran. Wieder an den Beach, vorsichtiger mit Sonne. Schreibe Kindheitserinnerungen auf. Leichte Brise, wenig Menschen, St. Peter-Ording von seiner schönsten Sorte. Abends erhitze ich Scampis und Froschschenkel (cuisse de grenouille) auf dem Trangia. Spontane Weinfete mit den Nachbarn. Sonnenbrand ist schlimmer geworden.
Fr. 11.September
Am Morgen etwas zerstochen von den Moskitos am Abend. Fühle innere Unruhe. Überlege, ob ich wirklich die restlichen Tage mit beachen verbringen will oder noch etwas sehen will. Bei Frühstücken krabbeln Ameisen auf meinen Sonnenbrand. Es reicht. Springe auf und packe, zur Enttäuschung meiner Nachbarn. Will nach Menton, Lina hatte mir einen schönen Campingplatz dort empfohlen. Fahre Richtung St.Marie de la Mer und kaufe an der Straße roten Reis aus der Camarque. Nehme die falsche Abzweigung, habe keine Lust zu korrigieren und fahre idyllisch nach St. Gilles. Programmiere Frejus ein, um die Küstenroute zu fahren. Viel Betrieb, es ist Freitag. Hinter Agay lächelt mich in Antheór ein Campingplatz an, ich ringe mit mir, aber fahre bis Cannes und dann auf der Autobahn. Komme total erschöpft in Menton an, Berufsverkehr, italienische Roller, die rücksichtslos und völlig schmerzfrei überholen, die Grenznähe zu Italien ist spürbar. Es ist heiß, ich fahre zur Touristen Info, um den Campingplatz zu finden. Sie schicken mit zu St.Michel auf dem Plateu, mein Gehirn streikt, als ich die kurvenreiche Straße auf dem Plan sehe. Aber ich brauche eine Pause, also quäle ich mich die Straße hoch. Direkt am Anfang kommen mir Autos entgegen, es ist kaum Platz für Autos und Motorrad, ich schiebe mein Motorrad mit schleifender Kupplung und Fußunterstützung um die steilen Serpentinen. Oben ein Campingplatz mit Festivalathmosphäre, fast nur Zelte, weil große Wohmobile und Autos mit Wohwagen die Zufahrtsstraße nicht hochfahren können, es riecht nach Pizza und ich bekomme einen Platz mit Asphaltparkplatz fürs Motorrad.
Supermarkt gibt es nicht, also gibt es Kartoffelpüree, ein Brite auf dem Fahrrad klagt über sein Vango Storm - tagsüber zu heiß, morgens friert er -, es zeigen sich Gewitterwölkchen, aber der Blick ins Tal ist wunderschön.
Der Platz kommt nicht zur Ruhe, viele Italiener da, ich denke an die Kurven und schlafe unruhig.
Samstag, 12.September
Mach noch ein paar Fotos,
aber die Entscheidung steht fest: Ich fahre zurück zu dem Campingplatz, den ich an der Küstenroute gesehen habe. Nehme die Küstenroute, fahre durch das kühle, hanseatische Monaco, durch Nizza und kürze erst bei Antibes ab. Fahre durch Cannes und finde den Campingplatz in Antheór wieder. Es ist kurz vor eins, ich checke ein und bekomme den vorletzten Platz, ich bezahle 18,00 € für den Zeltplatz. Der Platz ist schattig, nebenan sind französische Zelter, mit denen ich mit Händen und Füße redend ins Gespräch komme. Mittags gehe ich sofort an den Beach, der hinter Viadukt und Küstenstraße liegt. Der Strand ist etwas gröber, an der Wasserlinie liegen Kieselsteine, es tut etwas weh, ins Wasser zu gehen, aber das Wasser ist herrlich. Ich bin wieder glücklich und schlafe wunderbar.
Fortbewegungsmittel: Motorrad
Zelt: Mountain Equipment Dragonfly 3 XT
Wetter: Regen, Nebel, Sonne, Hitze, Sturm
Länge der Fahrstrecke: ca. 5000 km
Mi 2. September:
9.00 Uhr Packen und Installation des neuen Navis Garmin 60Cx am Motorrad (Wunderlich Halterung). Erste Station soll Wuppertal werden. 16.00 Uhr fertig mit Packen, Wuppertal in weiter Ferne. Soll ich losfahren und bei Hannover einen Campingplatz suchen? Ich entscheide mich, nach Norden (!) nach Nordstrand zu fahren und die Ausrüstung auszuprobieren. 126 km in die falsche Richtung, aber egal. Lerne das Navi kennen, das Zelt ist sturmfest, vergessen habe ich auch nichts, alles findet seinen Platz, die Nachbar im Zelt sabbeln die halbe Nacht, aber ich schlafe trotzdem gut.
Do, 3. September
Fahrt über Wischhafen Richtung Wuppertal. Tierischer Seitenwind, überlege, ob ich nicht doch besser das Auto genommen hätte. Nach 9 Stunden Ankunft bei Freunden, Zelt wird im Keller getrocknet, dann französische Küche und echte Zeltegespräche. Gestehe, dass ich 20 Packungen Kartoffelpürre und Fertigsuppen mithabe. Die französischstämmige Gastgeberin ist entsetzt: "Du fährrst in die Land des Esens....!
Fr, 4. September
Nach Aachen zu Touratech West, da gestörte Beziehung zu Touratech Nord und meine Wunderlich Halterung wackelt. Netter Berater. Stelle fest, dass ich für meine Halterung eine Hülse brauche, also Fahrt zum Schraubenhändler. Es regnet in Strömen, alle schauen mich mitleidig an. Befestige Halterung neu und ersetze meine Sonnenbrille (Bügel abgebrochen). Fühle mich für den Urlaub gerüstet. Man empfiehlt mir einen Campingplatz in Aachen, aber ich will Strecke machen. Lande bei Nieselregen in Belgien, Haute Fanges = Hohe Venn. Beeindruckende Landschaft, die Autos fahren wie die Schweine. Mein Navi findet Campingplatz La Plage in Robertville, Holländer an der Rezeption. Erkunde die Umgebung, ohne Regen sicherlich schön, großer See. Gute Wandermöglichkeiten, unten am Platz sammeln sich Fahrradrennfahrer und Motorradfahrer fürs Wochenende. Nettes Gespräch mit einem Holländer über Navis. Öffne die erste Packung Kartoffelpürre, dazu gibt es Tomatensuppe.
Sa, 5.September
Der Regen wird weniger, ab und zu kommt die Sonne raus. Erkunde Luxemburg und finde wunderschöne Straßen. Zelttrocknen auf einem Parkplatz in der Sonne, kann Sonne schön sein! Fahre durch Clervaux, steige aber nicht ab, obwohl ich gerne fotografieren würde. Nachmittags stelle ich fest, dass ich Südfrankreich nie erreiche, wenn ich so weiterfahre. Stelle also kürzeste Strecke beim Navi ein und gurke auf Nebenstraße immer weiter. Suche eine Tankstelle, finde aber immer nur eine mit Bankkarte. Den Aldi markt ignoriere ich auch, mein Gott, ich denke, ich bin in Frankreich! In einer Ortschaft fahre ich 30 und halte den Verkehr auf, weil ich nach Tankstellen gucke, am Straßenrand steht die Polizei und lasert und eine Polizistin schaut mich genervt an, nach dem Motto: Was ist denn das für ein Volltrottel. Finde durch Zufall eine offene Tankstelle in der Nähe von Corny-sur-Moselle. Das bessert meine Laune und ich sehe, dass dort ein Campingplatz ist. Der Stellplatz kostet 6,00 €, für eine Tüte Mirabellen zahle ich 0,50 c. Der Platz ist nicht so prickelnd, wo es gemütlich ist, ist es zu nah am Wasser, d.h. das Zelt wird klitschnaß von Kondens. Stelle mich auf eine Freifläche mit Blick auf entfernt liegendes Hochhaus (sozialer Wohnungsbau?) zu den Wohnmobilen. Schlafe wie ein Stein.
So, 6. September
Alles in Nebel, hätte also auch an der Mosel stehen können. Die Wohnmobilisten aus NL neben mir packen ihr Rennrad aus, wir fachsimpeln über Fahrräder und sie kochen mir einen Tee und versorgen mich mit Vollkornbrot. Im Ort dann eine offene Boulangerie, ich kaufe Apfeltörtchen und Vollkornbaguette (Pain complet). Dann fahre ich auf die Autobahn, die Autobahnmaut ist mir Schnurz. Ich will voran kommen. Auf einer Autobahnraststätte treffe ich einen Iren, der nach Grenoble will. Ich spreche ihn an, denn Iren fahren selten Motorrad, weil die Versicherung so teuer ist. Nach einer halben Stunde weiß ich alles über seinen Job, die Auswirkungen der Finanzkrise, seine Familie und die Hypothenbelastung seines Hauses sowie wo es steht. Er empfielt mir ein Buch übers Motorradfahrer, er ist Ausbilder für Motorradfahrer.
Abends komme ich durch Vienne und finde den Ort sehr ansprechend. Entschließe mich, den nächsten Campingplatz aufzusuchen. Der ist in Condrieu an der Rhone.
Der Platz selbst ist nicht so dolle, aber es ist warm und der Blick auf die Weinberge ist schön.
Das erste Mal kommt Urlaubsstimmung auf und ich gönne mir eine halbe Flasche Rotwein.
Mo, 7. September
Keine Lust, Motorrad zu fahren.
Beschließe, die Bahn zu nehmen. Eine Französin komabodschanischer Abstammung hilft mir beim Ticketkauf (5,40 € hin und zurück) und wir quatschen eine Stunde lang (auf Englisch), weil der Zug nicht kommt. Es ist sehr heiß und ich laufe durch Vienne.
Später setze ich mich in einen Park, kaufe etwas Gemüse und dann geht es problemlos zurück mit der Bahn zum Campingplatz.
Di, 8. September
Fahre zuerst in die falsche Richtung und komme wieder in Vienne raus, weil ich das Navi nicht anhatte. Versuche es dann mit kleinen Straßen, aber das dauert einfach zu lange. Fahre wieder auf die Autobahn. Knalle mir auf einer Raststätte bei McDonals 1000 Kalorien rein und stelle fest, noch nie soviele übergewichtige Franzosen gesehen zu haben, wie hier. Das gibt mir zu denken! Treffe einen Kölner mit Kennzeichen K-FC, Bundeligastand weiß er aber nicht. Grimmige Motorradfahrer im harten Piratenlook aus FR grüßen begeistert als sie mein Gepäck sehen und hupen, als sie mich überholen. Entscheide mich in die Camarque zu fahren, nach Le Grau du Roi (Tipp eines NL). Das Navi zeigt zwei Campingplätze, der erste ist mir zu Schicki Micki, suche den zweiten, L´Espiguette auf. Sicherheitsschleuse, Wachmann, Pass wird einkassiert. 14,50 €. Naja. Suche einen Platz, das Ding ist riesig, sehe viele Deutsche. Finde einen in der Mitte, nette Nachbarn, Sonnenschutzs fürs Zelt, lasse mich nieder, fachsimpel mit Franzosen über Motorräder, obwohl ich kein Französisch kann. Ein Schweizer zeigt mir die Wege zum Strand und zum Supermarkt.
Mi, 9. September
Eine Ameisenstraße läuft durchs Zelt. Ich kaufe frisches Pain complet und die letzte (!) Badehose in in meiner Größe, der Verkäufer entschuldigt sich, und ich ignoriere die Ameisen. Gehe den beschriebenen Weg zum Port und zum Beach und sehe dies:
Am Strand stehen die Angler, es ist noch früh. Lege mich in die Sonne und lese. Die ersten Franzosen kommen, alle mir lustigen Sonnenstühlen und Schirm. Das Wasser ist warm, der Sand sehr fein, die Sonne strahlt, am Horizont schaukeln Jachten und Segelboote, der Strand scheint unendlich - ich bin rundum glücklich.
Nachts schlafe ich schlecht, weil ich einen Sonnenbrand an der Hüfte habe. Die Synmat kommt mir plötzlich wie ein Nadelkissen vor.
Do, 10. September
Morgens beschneidet der Gärtner meinen Sonnenschutz, ich verteidige die abgestorbenen dickeren Äste und er lässt noch was dran. Wieder an den Beach, vorsichtiger mit Sonne. Schreibe Kindheitserinnerungen auf. Leichte Brise, wenig Menschen, St. Peter-Ording von seiner schönsten Sorte. Abends erhitze ich Scampis und Froschschenkel (cuisse de grenouille) auf dem Trangia. Spontane Weinfete mit den Nachbarn. Sonnenbrand ist schlimmer geworden.
Fr. 11.September
Am Morgen etwas zerstochen von den Moskitos am Abend. Fühle innere Unruhe. Überlege, ob ich wirklich die restlichen Tage mit beachen verbringen will oder noch etwas sehen will. Bei Frühstücken krabbeln Ameisen auf meinen Sonnenbrand. Es reicht. Springe auf und packe, zur Enttäuschung meiner Nachbarn. Will nach Menton, Lina hatte mir einen schönen Campingplatz dort empfohlen. Fahre Richtung St.Marie de la Mer und kaufe an der Straße roten Reis aus der Camarque. Nehme die falsche Abzweigung, habe keine Lust zu korrigieren und fahre idyllisch nach St. Gilles. Programmiere Frejus ein, um die Küstenroute zu fahren. Viel Betrieb, es ist Freitag. Hinter Agay lächelt mich in Antheór ein Campingplatz an, ich ringe mit mir, aber fahre bis Cannes und dann auf der Autobahn. Komme total erschöpft in Menton an, Berufsverkehr, italienische Roller, die rücksichtslos und völlig schmerzfrei überholen, die Grenznähe zu Italien ist spürbar. Es ist heiß, ich fahre zur Touristen Info, um den Campingplatz zu finden. Sie schicken mit zu St.Michel auf dem Plateu, mein Gehirn streikt, als ich die kurvenreiche Straße auf dem Plan sehe. Aber ich brauche eine Pause, also quäle ich mich die Straße hoch. Direkt am Anfang kommen mir Autos entgegen, es ist kaum Platz für Autos und Motorrad, ich schiebe mein Motorrad mit schleifender Kupplung und Fußunterstützung um die steilen Serpentinen. Oben ein Campingplatz mit Festivalathmosphäre, fast nur Zelte, weil große Wohmobile und Autos mit Wohwagen die Zufahrtsstraße nicht hochfahren können, es riecht nach Pizza und ich bekomme einen Platz mit Asphaltparkplatz fürs Motorrad.
Supermarkt gibt es nicht, also gibt es Kartoffelpüree, ein Brite auf dem Fahrrad klagt über sein Vango Storm - tagsüber zu heiß, morgens friert er -, es zeigen sich Gewitterwölkchen, aber der Blick ins Tal ist wunderschön.
Der Platz kommt nicht zur Ruhe, viele Italiener da, ich denke an die Kurven und schlafe unruhig.
Samstag, 12.September
Mach noch ein paar Fotos,
aber die Entscheidung steht fest: Ich fahre zurück zu dem Campingplatz, den ich an der Küstenroute gesehen habe. Nehme die Küstenroute, fahre durch das kühle, hanseatische Monaco, durch Nizza und kürze erst bei Antibes ab. Fahre durch Cannes und finde den Campingplatz in Antheór wieder. Es ist kurz vor eins, ich checke ein und bekomme den vorletzten Platz, ich bezahle 18,00 € für den Zeltplatz. Der Platz ist schattig, nebenan sind französische Zelter, mit denen ich mit Händen und Füße redend ins Gespräch komme. Mittags gehe ich sofort an den Beach, der hinter Viadukt und Küstenstraße liegt. Der Strand ist etwas gröber, an der Wasserlinie liegen Kieselsteine, es tut etwas weh, ins Wasser zu gehen, aber das Wasser ist herrlich. Ich bin wieder glücklich und schlafe wunderbar.
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