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Das Schwarzwasser ist ein 210km langer Wald- und Wiesenfluss in Pommerellen, Nord-Polen, südwestlich von Danzig. Bis 1920, bis zur Wegnahme des Weichselkorridors, war das Gebiet Teil Preußens und damit des Deutsches Reiches. Entgegen meiner Gewohnheit werde ich wohl den deutschen Namen hier nicht weiter groß verwenden, da er mir zu unspezifisch klingt. Die Wikipedia listet alleine 15 Bäche und Flüsschen auf, die den Namen Schwarzwasser tragen. Immerhin war das westpreußische Schwarzwasser wohl der größte Fluss unter den 15. Der polnische Name Wda spricht sich zwar für die deutsche Zunge nicht besonders angenehm, aber die Bezeichnung ist wenigstens eindeutig und zudem kurz zu schreiben.
Natürlich stand auch dieser Fluss bereits lange auf meiner Liste der paddelbaren Wunschflüsse. Spätestens seit 2018 habe ich mich auf den Fluss vorbereitet, wie ich an der Versionsgeschichte des Faltboot-Wiki-Artikels über die Wda erkenne.
Verschiedene Gründe sprachen bisher gegen eine mögliche Tour. Der Fluss ist klein und reicht nur für eine, für die gesamte befahrbare Strecke auch knapp zwei Wochen Paddeltour, also zu kurz für die langen Sommerferien. Für die kurzen Osterferien lohnt die lange Anfahrt nicht. Dieses Jahr hatte ich aber noch genügend Urlaubstage übrig für die zweiwöchigen Herbstferien, die ein ausreichendes Zeitfenster boten.
Viel vorbereitet habe ich diesmal nicht. Neben der OSM in Form von Openandromaps habe ich nur die Google-Luftbilder heruntergeladen und ein File “Spływ Wdą.kml” in Locus importiert, welches ich auf meiner Festplatte gefunden habe. Darin sind einige POIs entlang des Flusses mit Kilometerangaben enthalten. Hier habe ich das vor 2½ Jahren herunterladen können.
Eine eigene Kilometrierung erstelle ich diesmal nicht.
Außerdem habe ich die Verkehrsverbindungen studiert. So stellte sich heraus, dass der Startpunkt Olpuch im Vergleich zu Lippusch/Lipusz wohl günstigster sein wird, dorthin war es gut möglich, mit ÖPNV wieder zum Auto zurückzukommen. Außerdem ersparen wir uns ein paar sehr flache, schnellströmende Bereiche mit Baumhindernissen.
Und so machen wir uns am Samstag auf nach Osten.
Berlin - Wałcz - Wissulke
Sa, 19.10.2024, 🚗280km
Wie immer zieht es sich, bis wir endlich loskommen. Um 3 Uhr nachmittags machen wir uns auf den Weg. Wir legen es nicht unbedingt darauf an, bereits heute am Startpunkt der Paddeltour anzukommen. Ich hätte wohl um ½9 an der Drage Schluss gemacht und dort das Zelt aufgeschlagen. Aber Andrea will noch einmal trocken schlafen und sucht während der Fahrt durch die Nacht eine Unterkunft auf Booking.com. Sie findet schließlich ein Zimmer 64km weiter in der Nähe von Deutsch Krone/Wałcz. Kurz nach ½10 kommen wir nach 280km in Wissulke/Wiesiółka an der “Agroturystyka Hotel Noclegi Pałac Camping Wiesiółka” an.
Eine Rezeption gibt es nicht, wir müssen am Privatapartment der Vermieterin klopfen. Sie begrüßt uns in Plüschanzug und Plüschsandalen und hatte vorher noch nichts von ihren neuen Gästen mitbekommen. Sie schaut auf Booking.com, kontrolliert, ob die Zahlung eingegangen ist, fragt zweimal nach, ob wir nur eine Nacht bleiben wollen, und übergibt uns einen Zimmerschlüssel. Im oberen Stockwerk finden wir dieses einfach ausgestattete Zimmer vor:
Mich erinnert es eher an eine Arbeiterunterkunft. Ok, für heute Nacht reicht es. Bei mehrtägigen Aufenthalten gibt es vielleicht hübschere Zimmer. Neben Bad mit Dusche und Fernseher gibt es einen Kühlschrank, einen Wasserkocher, 2 Tassen, Teebeutel sowie Pulverkaffee und Zucker auf dem Zimmer zur freien Verwendung.
Wissulke - Olpuch - Weit-See
So, 20.10.2024, 🚗151km, 🛶7km
Am nächsten Tag besehen wir uns erst einmal, wo wir da eigentlich gelandet sind. Das größere Herrenhaus und der Park wurden in den 1870er Jahren im neoklassizistischen Stil gestaltet:
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es 4 Jahrzehnte Kommunismus, die dem Bau im Besitz eines landwirtschaftlichen Staatsgutes ziemlich zusetzten. Nach der Privatisierung versucht der neue Besitzer nach und nach alles instand zu setzen.
Äußerlich macht der Bau noch nicht viel her. Zum Beispiel ist der Anschluss der Wärmepumpen/Klimaanlagen noch nicht so recht gelungen:
Im Inneren ist er schon ein Stück weiter.
Dieser opulente Stil zieht sich durch. Wir sind übrigens nicht die einzigen Gäste. Ein älteres Paar aus dem Westharz wohnt hier für ein paar Tage mit ihrem Jagdhund. Abends geht es auf geführte Jagdausflüge. Ziel ist es, einen kapitalen Hirsch zu erlegen.
Auf einem Infoblatt wird eine Paddelrunde im Kajak um Deutsch Krone angeboten:
Wegweiser zu unserer Unterkunft bei Tageslicht:
Heute fahren wir noch 3h über kleiner werdende Landstraßen und kommen kurz vor 2 an unserem Aufbauplatz am Jezioro Gołuń an. Er ist mit den Seen Radolne, Wdzydze, Jelenie und Słupinek verbunden und bildet ein Gewässer von 15km² Fläche, welches das “Kaschubische Meer” genannt wird. Wir sind hier im pommerellischen Teil der Kaschubischen Schweiz, der zentralen Region der Kaschubischen Seenplatte. Der Wasserspiegel des Sees liegt bei 133müNN. Die Mündung der Wda in Schwetz/Świecie 161 Fliess-km weiter liegt 22müNN.
Von der Straße aus geht es noch 400m über schlechte Waldwege. Unten am See befindet sich ein offizieller, im Sommer bewirtschafteter Biwakplatz.
Preisliste:
Im lockeren Sand unten am Seeufer fahre ich mich prompt fest. Der Cuore mit seinen kleinen schmalen Rädern ist dafür irgendwie besonders anfällig.
Wir entladen ihn an Ort und Stelle, packen ein paar Zweige unter die Räder, und schon lässt er sich wieder aus dem Sand fahren:
Zur Not hätte ich aber auch die Schneeketten dabei gehabt.
Wir bauen das Boot auf und setzen es am Steg ins Wasser. Während Andrea das Boot belädt, fahre ich das Auto ins nächste Dorf, nach Olpuch. Dort soll es am Straßenrand neben dem Friedhof stehen bleiben. So ganz wohl ist mir dabei nicht, wie ein Parkplatz sieht der Fleck eigentlich nicht aus:
Zurück müsste ich 2½km laufen, aber der erste Daumen, den ich hebe, bringt einen jungen Mann dazu, mich das Stück auf der Landstraße mitzunehmen. So bin ich schon nach 20min zurück am Boot.
Alles ist abfahrbereit:
Um ½4 sind wir dann auf dem Wasser des Jezioro Gołuń und paddeln Richtung Westen:
Am Nordufer liegt der Ort Sanddorf/Wdzidzen mit dem 22ha großen Kaschubischen Ethnographischen Park (Map).
Der Jezioro Gołuń erstreckt sich 5½km von Ost nach West, wo er in den Weitsee/Jezioro Wdzydze übergeht.
Dort befindet sich dieser Aussichtsturm:
Blick um die Ecke, 6km nach Süden, über den Weit-See:
Interessant finde ich, dass der See noch auf den deutschen Messtischblättern von 1874, als das Gebiet eindeutig Deutsches Reich war, immer noch als Wdzydze-See bezeichnet wurde, also für Deutsche eigentlich unaussprechbar. Wir sind hier in der Kaschubei, dem Kerngebiet einer slawischen Volksgruppe, die seit ~1200 Jahren hier in Pommerellen siedelt und vor 120 Jahren ~174000 Sprecher der kaschubischen Sprache umfasste. Sie leben also als ethnische Minderheit in Pommern, ähnlich den Sorben in Brandenburg. “Trotz Germanisierungs- und Polonisierungsprozessen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, die das Kaschubentum allenfalls als Folklore bestehen lassen wollten, verloren die kaschubische Sprache und Kultur jedoch nicht ihre identitätsbestimmende Bedeutung”. Schon auf der Herfahrt sind uns die zweisprachigen Ortsschilder aufgefallen.
Fun Fact am Rande: einer meiner Großväter hat einen kaschubischen Nachnamen, wie ich aus der Verbreitungskarte seines relativ seltenen Namens im Jahr 1890 klar erkennen kann.
Wir sehen uns weder das Freilichtmuseum noch den Aussichtsturm näher an, vermutlich ist das Museum sowieso geschlossen, sondern paddeln gleich weiter jetzt nach Süden, auf den Weit-See. Dieser ist ein ziemlich großer See, wird aber durch etliche Inseln in kleinere Seebecken gegliedert.
Die Karte mit “Spływ Wdą.kml” zeigt uns auf den nächsten 1½km drei mögliche inoffizielle Biwakplätze an. Zwei davon schauen wir uns an, und zwar die an den Ostufern zum einen der Halbinsel Koslowitz/Wdzydze Kiszewskie und zum zweiten auf der Großen Insel/Ostrów Wielki.
Beide bieten einen Zeltwiese direkt am Ufer, Lagerfeuerstellen und Kiefernwald im Hinterland.
Wir beenden die Tour heute kurz nach 5 auf der Großen Insel. Das Zelt wird unter Laubbäumen aufgebaut, wovon wir uns weniger Tauwasser am Morgen versprechen. Ich suche im Kiefernwald nach Feuerholz und werde bei einem langen dünnen toten Kiefernbaum von etwa Oberarmstärke fündig. Nach etwas hin- und herrütteln fällt der Stamm. Einmal in der Mitte durchgesägt, kann ich die 7m langen Teilstücke zur Feuerstelle schleifen. Dort werden sie soweit wie möglich zwischen zwei engstehenden Bäumen kleiner gebrochen (zum Sägen bin ich idR zu faul). Das Holz ist trotz der vorangegangenen Regenfälle sehr schön trocken und brennt wunderbar. Später am Abend geht der Mond auf.
Blick vom Rastplatz auf der Großen Insel nach Norden in die schön gegliederte Seenlandschaft, am Ostufer erröten die Baumkronen im letzte Rest der Abendsonne:
Das Schwarzwasser ist ein 210km langer Wald- und Wiesenfluss in Pommerellen, Nord-Polen, südwestlich von Danzig. Bis 1920, bis zur Wegnahme des Weichselkorridors, war das Gebiet Teil Preußens und damit des Deutsches Reiches. Entgegen meiner Gewohnheit werde ich wohl den deutschen Namen hier nicht weiter groß verwenden, da er mir zu unspezifisch klingt. Die Wikipedia listet alleine 15 Bäche und Flüsschen auf, die den Namen Schwarzwasser tragen. Immerhin war das westpreußische Schwarzwasser wohl der größte Fluss unter den 15. Der polnische Name Wda spricht sich zwar für die deutsche Zunge nicht besonders angenehm, aber die Bezeichnung ist wenigstens eindeutig und zudem kurz zu schreiben.
Natürlich stand auch dieser Fluss bereits lange auf meiner Liste der paddelbaren Wunschflüsse. Spätestens seit 2018 habe ich mich auf den Fluss vorbereitet, wie ich an der Versionsgeschichte des Faltboot-Wiki-Artikels über die Wda erkenne.
Verschiedene Gründe sprachen bisher gegen eine mögliche Tour. Der Fluss ist klein und reicht nur für eine, für die gesamte befahrbare Strecke auch knapp zwei Wochen Paddeltour, also zu kurz für die langen Sommerferien. Für die kurzen Osterferien lohnt die lange Anfahrt nicht. Dieses Jahr hatte ich aber noch genügend Urlaubstage übrig für die zweiwöchigen Herbstferien, die ein ausreichendes Zeitfenster boten.
Viel vorbereitet habe ich diesmal nicht. Neben der OSM in Form von Openandromaps habe ich nur die Google-Luftbilder heruntergeladen und ein File “Spływ Wdą.kml” in Locus importiert, welches ich auf meiner Festplatte gefunden habe. Darin sind einige POIs entlang des Flusses mit Kilometerangaben enthalten. Hier habe ich das vor 2½ Jahren herunterladen können.
Eine eigene Kilometrierung erstelle ich diesmal nicht.
Außerdem habe ich die Verkehrsverbindungen studiert. So stellte sich heraus, dass der Startpunkt Olpuch im Vergleich zu Lippusch/Lipusz wohl günstigster sein wird, dorthin war es gut möglich, mit ÖPNV wieder zum Auto zurückzukommen. Außerdem ersparen wir uns ein paar sehr flache, schnellströmende Bereiche mit Baumhindernissen.
Und so machen wir uns am Samstag auf nach Osten.
Berlin - Wałcz - Wissulke
Sa, 19.10.2024, 🚗280km
Wie immer zieht es sich, bis wir endlich loskommen. Um 3 Uhr nachmittags machen wir uns auf den Weg. Wir legen es nicht unbedingt darauf an, bereits heute am Startpunkt der Paddeltour anzukommen. Ich hätte wohl um ½9 an der Drage Schluss gemacht und dort das Zelt aufgeschlagen. Aber Andrea will noch einmal trocken schlafen und sucht während der Fahrt durch die Nacht eine Unterkunft auf Booking.com. Sie findet schließlich ein Zimmer 64km weiter in der Nähe von Deutsch Krone/Wałcz. Kurz nach ½10 kommen wir nach 280km in Wissulke/Wiesiółka an der “Agroturystyka Hotel Noclegi Pałac Camping Wiesiółka” an.
Eine Rezeption gibt es nicht, wir müssen am Privatapartment der Vermieterin klopfen. Sie begrüßt uns in Plüschanzug und Plüschsandalen und hatte vorher noch nichts von ihren neuen Gästen mitbekommen. Sie schaut auf Booking.com, kontrolliert, ob die Zahlung eingegangen ist, fragt zweimal nach, ob wir nur eine Nacht bleiben wollen, und übergibt uns einen Zimmerschlüssel. Im oberen Stockwerk finden wir dieses einfach ausgestattete Zimmer vor:
Mich erinnert es eher an eine Arbeiterunterkunft. Ok, für heute Nacht reicht es. Bei mehrtägigen Aufenthalten gibt es vielleicht hübschere Zimmer. Neben Bad mit Dusche und Fernseher gibt es einen Kühlschrank, einen Wasserkocher, 2 Tassen, Teebeutel sowie Pulverkaffee und Zucker auf dem Zimmer zur freien Verwendung.
Wissulke - Olpuch - Weit-See
So, 20.10.2024, 🚗151km, 🛶7km
Am nächsten Tag besehen wir uns erst einmal, wo wir da eigentlich gelandet sind. Das größere Herrenhaus und der Park wurden in den 1870er Jahren im neoklassizistischen Stil gestaltet:
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es 4 Jahrzehnte Kommunismus, die dem Bau im Besitz eines landwirtschaftlichen Staatsgutes ziemlich zusetzten. Nach der Privatisierung versucht der neue Besitzer nach und nach alles instand zu setzen.
Äußerlich macht der Bau noch nicht viel her. Zum Beispiel ist der Anschluss der Wärmepumpen/Klimaanlagen noch nicht so recht gelungen:
Im Inneren ist er schon ein Stück weiter.
Dieser opulente Stil zieht sich durch. Wir sind übrigens nicht die einzigen Gäste. Ein älteres Paar aus dem Westharz wohnt hier für ein paar Tage mit ihrem Jagdhund. Abends geht es auf geführte Jagdausflüge. Ziel ist es, einen kapitalen Hirsch zu erlegen.
Auf einem Infoblatt wird eine Paddelrunde im Kajak um Deutsch Krone angeboten:
Wegweiser zu unserer Unterkunft bei Tageslicht:
Heute fahren wir noch 3h über kleiner werdende Landstraßen und kommen kurz vor 2 an unserem Aufbauplatz am Jezioro Gołuń an. Er ist mit den Seen Radolne, Wdzydze, Jelenie und Słupinek verbunden und bildet ein Gewässer von 15km² Fläche, welches das “Kaschubische Meer” genannt wird. Wir sind hier im pommerellischen Teil der Kaschubischen Schweiz, der zentralen Region der Kaschubischen Seenplatte. Der Wasserspiegel des Sees liegt bei 133müNN. Die Mündung der Wda in Schwetz/Świecie 161 Fliess-km weiter liegt 22müNN.
Von der Straße aus geht es noch 400m über schlechte Waldwege. Unten am See befindet sich ein offizieller, im Sommer bewirtschafteter Biwakplatz.
Preisliste:
Im lockeren Sand unten am Seeufer fahre ich mich prompt fest. Der Cuore mit seinen kleinen schmalen Rädern ist dafür irgendwie besonders anfällig.
Wir entladen ihn an Ort und Stelle, packen ein paar Zweige unter die Räder, und schon lässt er sich wieder aus dem Sand fahren:
Zur Not hätte ich aber auch die Schneeketten dabei gehabt.
Wir bauen das Boot auf und setzen es am Steg ins Wasser. Während Andrea das Boot belädt, fahre ich das Auto ins nächste Dorf, nach Olpuch. Dort soll es am Straßenrand neben dem Friedhof stehen bleiben. So ganz wohl ist mir dabei nicht, wie ein Parkplatz sieht der Fleck eigentlich nicht aus:
Zurück müsste ich 2½km laufen, aber der erste Daumen, den ich hebe, bringt einen jungen Mann dazu, mich das Stück auf der Landstraße mitzunehmen. So bin ich schon nach 20min zurück am Boot.
Alles ist abfahrbereit:
Um ½4 sind wir dann auf dem Wasser des Jezioro Gołuń und paddeln Richtung Westen:
Am Nordufer liegt der Ort Sanddorf/Wdzidzen mit dem 22ha großen Kaschubischen Ethnographischen Park (Map).
Der Jezioro Gołuń erstreckt sich 5½km von Ost nach West, wo er in den Weitsee/Jezioro Wdzydze übergeht.
Dort befindet sich dieser Aussichtsturm:
Blick um die Ecke, 6km nach Süden, über den Weit-See:
Interessant finde ich, dass der See noch auf den deutschen Messtischblättern von 1874, als das Gebiet eindeutig Deutsches Reich war, immer noch als Wdzydze-See bezeichnet wurde, also für Deutsche eigentlich unaussprechbar. Wir sind hier in der Kaschubei, dem Kerngebiet einer slawischen Volksgruppe, die seit ~1200 Jahren hier in Pommerellen siedelt und vor 120 Jahren ~174000 Sprecher der kaschubischen Sprache umfasste. Sie leben also als ethnische Minderheit in Pommern, ähnlich den Sorben in Brandenburg. “Trotz Germanisierungs- und Polonisierungsprozessen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, die das Kaschubentum allenfalls als Folklore bestehen lassen wollten, verloren die kaschubische Sprache und Kultur jedoch nicht ihre identitätsbestimmende Bedeutung”. Schon auf der Herfahrt sind uns die zweisprachigen Ortsschilder aufgefallen.
Fun Fact am Rande: einer meiner Großväter hat einen kaschubischen Nachnamen, wie ich aus der Verbreitungskarte seines relativ seltenen Namens im Jahr 1890 klar erkennen kann.
Wir sehen uns weder das Freilichtmuseum noch den Aussichtsturm näher an, vermutlich ist das Museum sowieso geschlossen, sondern paddeln gleich weiter jetzt nach Süden, auf den Weit-See. Dieser ist ein ziemlich großer See, wird aber durch etliche Inseln in kleinere Seebecken gegliedert.
Die Karte mit “Spływ Wdą.kml” zeigt uns auf den nächsten 1½km drei mögliche inoffizielle Biwakplätze an. Zwei davon schauen wir uns an, und zwar die an den Ostufern zum einen der Halbinsel Koslowitz/Wdzydze Kiszewskie und zum zweiten auf der Großen Insel/Ostrów Wielki.
Beide bieten einen Zeltwiese direkt am Ufer, Lagerfeuerstellen und Kiefernwald im Hinterland.
Wir beenden die Tour heute kurz nach 5 auf der Großen Insel. Das Zelt wird unter Laubbäumen aufgebaut, wovon wir uns weniger Tauwasser am Morgen versprechen. Ich suche im Kiefernwald nach Feuerholz und werde bei einem langen dünnen toten Kiefernbaum von etwa Oberarmstärke fündig. Nach etwas hin- und herrütteln fällt der Stamm. Einmal in der Mitte durchgesägt, kann ich die 7m langen Teilstücke zur Feuerstelle schleifen. Dort werden sie soweit wie möglich zwischen zwei engstehenden Bäumen kleiner gebrochen (zum Sägen bin ich idR zu faul). Das Holz ist trotz der vorangegangenen Regenfälle sehr schön trocken und brennt wunderbar. Später am Abend geht der Mond auf.
Blick vom Rastplatz auf der Großen Insel nach Norden in die schön gegliederte Seenlandschaft, am Ostufer erröten die Baumkronen im letzte Rest der Abendsonne:
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