[FR][IT][CH] Tour du Mont Blanc (TMB) 2024: You’ll never walk alone

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    [FR][IT][CH] Tour du Mont Blanc (TMB) 2024: You’ll never walk alone

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    Bereits in 2022 bin ich den TMB gelaufen, oder zumindest in Teilen gelaufen, damals Mitte September (Bericht). Dieses Jahr 2024 bestand die schöne Gelegenheit, dies mit der Tochter nochmals zu machen. Wir hatten eine Woche Zeit für die Vorbereitung und suchten daher keine komplizierten Planungen. Wir fanden zudem nicht viel in den Alpen, insbesondere keine Runde, die man mit Zelt bestreiten kann. Und im August noch Hütten oder andere Unterkünfte zu finden, war illusorisch, wie wir schnell feststellten. Der TMB blieb dann irgendwie übrig. Und wir wählten ihn auch, weil das Tal von Chamonix für uns an einem Tag mit dem Auto erreichbar ist.
    Also Zelt und loswandern ohne Reservierung. Im Internet kann man, wenn man früher im Jahr dran ist, auch recht einfach seine Tour des TMB individuell zusammenstellen und in Echtzeit sehen, welche Unterkünfte noch etwas frei haben. Da war aber nichts mehr zu machen.

    Schwedische Einsamkeit würden wir auf dem TMB nicht finden, das war uns klar. Was dann dort aber im August los war, überstieg doch unsere Vorstellungen: Schon in Chamonix nur noch Stop-and-Go durch die Stadt. Die ersten vier Campingplätze im Tal alle „complet“. Wir landeten dann auf meinem Geheimtipp „Camping Bellevue“, der auf einer Schipiste liegt und die Sanitäranlagen in einem Betonhaus neben den Schneeraupen untergebracht hat. Aber eine Empfehlung, und viele TMB Wanderer sind dort.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: PXL_20240806_172547908.jpg Ansichten: 227 Größe: 3,59 MB ID: 3276336

    In Les Houches (südwestlich von Chamonix) ist der offizielle Startpunkt des TMB, dann geht es in einer Runde etwa 170 km durch Frankreich, Italien und die Schweiz um das Mont Blanc Massiv, mit immerhin über 10.000 Höhenmetern (und wieder hinab).

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: PXL_20240806_124050924.jpg Ansichten: 227 Größe: 3,33 MB ID: 3276335

    (Die Entfernungen im folgenden Text beziehen sich auf die von uns tatsächlich gelaufenen Strecken. Der TMB hat eine offizielle Route mit diesen 170km, die an einigen Stellen aber auch Alternativen zulässt. Dazu sage ich dann jeweils etwas. Die Höhenmeter bei mir beziehen sich nur auf den niedrigsten Punkt des Tages (meist der Start), die Differenz zum höchsten Punkt (meist irgendeine Passhöhe) und den niedrigsten Punkt (meist wieder der Camping). Dazwischen kann es noch ordentlich in Wellen auf und ab gehen. Die tatsächlichen Höhenmeter sind an einigen Tagen vermutlich um einiges ausgeprägter als meine Angabe).

    Es gibt zudem zahlreiche Wanderführer zum TMB. Beinahe jeder andere Wanderer hatte Bücher und Papierkarten dabei. Ich hatte weder Papierkarten, noch vorher etwas gelesen. Unterwegs habe ich mir aus einem Spender eine der DIN A4-Wanderkarten des Tourismusverbandes gezogen. Mit einer guten App reichte das zur Orientierung vollständig aus.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: PXL_20240814_053013578.jpg Ansichten: 229 Größe: 3,47 MB ID: 3276334
    Zuletzt geändert von Belge; 28.08.2024, 13:08.

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    #2
    Tag 1
    Les Houches – Les Contamines (Camping Du Pontet)
    19k ǀ ↑780m ǀ ↓610m


    Man kann die Runde natürlich überall beginnen, nicht unbedingt am „offiziellen“ Tor in Les Houches im Zentrum des kleinen Ortes. Man kann zudem auch jede Richtung nehmen („clockwise“, „counterclockwise“). Der Vorteil von Les Houches ist, dass es dort Parkplätze gibt, die gesondert für TMB-Wanderer ausgeschildert sind und zwar 10 Tage ohne Gebühren (wird meines Wissens nicht kontrolliert, man kann dort auch 11 oder 12 Tage stehen, vermute ich).

    Der Parkplatz ist recht voll
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    Außerdem ist die erste Etappe nach Les Contamines (also „counterclockwise“) nicht extrem hart. (Alternativen: Der Wanderparkplatz Le Village des Glaciers ist im Sommer bspw. für öffentliches Verkehr nicht erreichbar. Die Passhöhe Forclaz hat nur wenige Parkplätze und liegt genau zwischen zwei klassischen Etappen, was evtl. ungünstig ist. Trient hat ein paar Parkplätze und böte sich an, Böerne hingegen hat nur einen Parkplatz direkt an der Straße, wo Mehrtagesparken evtl. nicht gestattet ist).

    Noch eine Bemerkung zu Van-Life. Man sieht es im Netz, hört es überall, aber was dort im Tal los ist, übersteigt doch die Vorstellungen. Nicht hunderte, sondern tausende alte Lieferwagen stehen dort herum, mal ein Fenster hineingeschnitten, mal einfach nur den Schlafsack hinein geworfen. Jeder Feldweg, jede Seilbahnstation, jeder Straßenrand ist bis auf den letzten Zentimeter zugeparkt. Dass Locals da etwas unbehaglich zumute wird, scheint verständlich. Das ist kein Trend mehr, sondern eine Lawine.
    Der TMB-Parkplatz ist ebenfalls komplett überfüllt und zugeparkt. Es ist im Prinzip der Parkplatz der Seilbahnstation Prarion, der sich einige Serpentinen mit steilem Schotter den Hang hinauf zieht (bei Google Maps gut erkennbar). An einer Stelle ist ein Tor, über 2 Meter Höhe ist dort also nicht möglich. Die Autos stehen im Staub und in der prallen Hitze (falls das jemanden an seinem guten Auto stört). Mit viel Glück ergatterten wir morgens um 9 Uhr (an einem Mittwoch) den letzten Stellplatz am Ende des Schotters, nahmen die Rucksäcke und los ging es.

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    Hochmotiviert machten wir uns von Les Houches an den ersten Aufstieg aus dem Tal. Es geht durch eine dicht besiedelte Region, Ferienhäuser im Alpenstil, meist auch auf Asphalt. Die Sonne brannte von einem absolut blauen Himmel, die Temperaturen stiegen rasch. Aber gute Blicke auf die Berge.

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    Der Weg verlässt die Straße und mündet auf eine staubige Fahrstraße. Bäume oder Schatten gab es bald keine mehr und die Luft stand still. Es ging sofort extrem steil bergauf, und wir kämpften uns weiter, Schritt für Schritt, mit den Wanderstöcken noch schiebend. So ging es die nächsten acht Tage. Für mich ist weiterhin vollkommen unbegreiflich, wie Spitzensportler den UTMB in weniger als 24 komplett laufen können.

    Wer steile Fahrwege nicht mag, der sollte den TMB meiden. Natürlich gibt es an einigen Stellen auch „Single Track“ (wenn auch kaum am ersten Tag), aber man darf nicht vergessen, dass jedes Jahr im August mehrere tausend Läufer auf dem Weg unterwegs sind, um den UTMB zu laufen, sozusagen das bedeutsamste Rennen des Ultralaufens weltweit. Zu enge Wege sind bei solchen Mengen an Läuferinnen und Läufern eher gefährlich. Zudem sollte man wissen, dass UTMB und TMB nicht immer deckungsgleich sind. Wer sich also den UTMB als gpx lädt, läuft eine etwas andere (längere) Strecke. Ich würde für Wanderer jedoch den TMB empfehlen, da dieser alle Highlights abdeckt.

    Gpx der Trail-Runde zum Laufen (UTMB)
    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.


    GPX unserer Runde
    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.


    Die Orientierung ist einfach: Immer den Anderen hinterher. Das ist kein Witz, vielmehr führen die mehr oder weniger fest planbaren Etappen dazu, dass die an ihren Zeltrucksäcken erkennbaren TMB Wanderer immer um einen herum sind. Sollte es dennoch mal keinen Sichtkontakt geben, sollte man eine App dabei haben. Die Ausschilderung ist zwar zahlreich, aber nicht flächendeckend.

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    Die erste Passüberquerung ist der Col de Voza auf 1650 Meter, alles noch sehr bewohnt und wenig einsam. Dort oben steht ein großes Hotel (geöffnet im August, geschlossen Mitte September) und die Kinderbetreuung war in full swing. Kinder mit Katzenmasken rannten begeistert ihren Betreuern hinterher, die wiederum um die Tische herum kurvten. Wer möchte, kann dort etwas trinken oder auch essen.

    Aber es gibt auch öffentliche Toiletten, Sitzbänke und einen Wasserhahn an der Bahnstation (Zahnradbahn). Wasserhahn und Toilette waren das bevorzugte Ziel aller Wanderer, sehr praktisch. In der Tat kamen wir trotz der enormen Hitze immer mit etwa einem Liter Wasser aus. Es gibt immer wieder Brunnen oder vergleichsweise gute Bäche. Zur Sicherheit hatte ich auch einen Wasserfilter dabei.

    Wir machten dann noch einen kleinen Abstecher vom TMB den Berg Richtung Westen hinauf nach La Charme. Das ist empfehlenswert. Dort hat man hinter dem ersten Waldstück eine hervorragende Sicht auf die Täler und Berge im Westen. Sehr sehenswert. Und leer. Sobald man den TMB auch nur 10 Meter verlässt, herrscht absolute Ruhe und Einsamkeit.

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    Wir stiegen dann steil durch den Wald hinab nach Tete du Chene (Bahnstation) und weiter nach Bionnassay und waren wieder auf dem TMB. In Bionnassay ist eine kleine Pension, wo man auch tags einkehren kann, gegenüber eine Wasserstelle.

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    Auf einem kleinen Stück gibt es dann wirklich einen schmalen Pfad, um einen tosenden Bach zu queren (schön kühl dort, aber laut) und es geht hinein in das Tal, das breit bis Les Contamines führt. Mal rechts der Straße, mal links, mal etwas ansteigend, nichts dramatisches. Nicht aufregend, Kulturlandschaft, Holzhäuser, wohlhabende Ferienorte.

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    Bei uns regnete es etwas, Donnergrollen, Blitze, aber nach 2 Stunden war der Himmel wieder frei. In Les Contamines gibt es zwei Supermärkte, die auch Sonntags geöffnet haben (8 bis 8, soweit ich weiß). Man muss also nicht mit vielen Lebensmitteln auf dem Rücken los. Meist reichten uns Vorräte für einen Tag, maximal 1,5 Tage. Dann kam die nächste Möglichkeit zum Einkauf.

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    Les Contamines ist ziemlich voll im August. Auch wenn das Tal eine Sackgasse ist, herrscht reger Autoverkehr, viele Tagesbesucher. Es gibt eine hübsche Kirche, Sportgeschäfte (bei Bedarf).

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    Am ersten Tag erreichten wir durchaus erschöpft den Camping du Pontet. Drumherum ist eine größere Sportanlage (Langlauf, BMX-Fahren und so weiter) und etwas naiv hatte ich Sorge, ob wir überhaupt noch einen „Stellplatz“ bekommen würden. Sehr naiv.

    Der TMB funktioniert so, dass faktisch die immer gleichen Etappen erreicht werden (klar gibt es Wonder-Hiker, die weitaus mehr schaffen). Die Campingplätze wissen das, die Gastronomie weiß das. Es gibt also jeden Abend eine große Wiese (oder zwei. Oder drei), man bezahlt und stellt irgendwo sein Zelt auf. Alles Routine. Als Wanderer bekommt man immer einen Platz.

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    Wir erlebten jedoch am ersten Nachmittag recht verblüfft, wie nach und nach um uns herum rund 60 Zelte aufgebaut wurden (ich habe gezählt). In einigen Zelten kamen zwei Personen unter und diese 80 Wanderer waren fortan „unsere“ Welle (oder eher Flut), die uns die nächsten Tage um den Mont Blanc herum spülte.
    Wie gesagt sind wir nicht samstags gestartet, mit einer besonders großen Welle. Wir sind mitten in der Woche losgelaufen. Man sah sich immer wieder: junge Damengruppen aus Frankreich, etwas militärisch anmutende Jungs mit Muskel-Körpern, wenige Familien, keine Skandinavier. Jeder zweite hatte an seinen Knie bereits etwas mit buntem Tape abgeklebt oder mit engen Bandagen herum gedoktert.

    Anfangs sahen wir auch große Gruppen Asiaten (teilweise auch mit Zelt), später verblüffend viele Amerikaner („Life is amazing! Great!“ schrie ein Amerikaner jedem ins Ohr, wie eine Art Wanderprediger) und viele Engländer (die es tatsächlich am letzten Tag in Böerne mit viel Fingerfertigkeit schafften, Baguettescheiben in einen Toaster zu fummeln).

    Und hinein gestreut immer sehr viele Osteuropäer, die als Erkennungszeichen abends ihre Wertsachen in Hüfttaschen mit sich führten. Erst ganz am Ende der Tour landeten wir in einer Gruppe Deutscher. Die meisten Wanderer waren 25 bis 40 Jahre alt, also ein eher niedrigerer Altersschnitt als in Skandinavien.
    Der TMB, das scheint mir wichtig für das Verständnis dieses Phänomens, muss soziologisch gesehen werden, nicht geografisch. Es geht auch um die Berge, aber mindestens ebenso wichtig ist der Gedanke, Teil von etwas gewesen zu sein. Das hat der Weg mit dem Laugavegur gemein, auch mit dem Kungsleden. Oder einem Konzert von Taylor Swift (habe ich mir sagen lassen).

    Man kann sich darüber mokieren, man kann es ablehnen, aber es existiert. Und den TMB zu wandern und sich jeden Tag zu beschweren, dass andere auch dort wandern, bringt definitiv nichts. Wir waren schon sehr geflasht, aber nahmen es mit Humor (oder Sarkasmus), später auch mit einer Art Neugierde. Man muss es der Region Chamonix schon respektvoll lassen: Wie schafft man es eigentlich, eine solche Destination zu kreieren?
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      #3
      Tag 2
      Les Contamines – Chapieux (Bivouac)
      16k ǀ ↑1200m ǀ ↓870m


      Die Nacht war überraschend gut, wie alle folgenden Nächte. Die Wanderer sind müde, um 21 Uhr ist es dunkel, niemand hat eine Lampe dabei. Früher Feierabend und Ruhe. Und auch die umliegenden Camper in Wohnwagen etc. sind nicht so feierwütig, wie man es bspw. beim Strandcamping kennt.

      Am Camping du Pontet kann man sogar Frühstück buchen (was wir nicht taten). Aber einen Kaffee nahm ich dann doch, denn es ging auf den ersten ernsthaften Pass, Col de la Croix du Bonhomme, ein Aufstieg von gut 1200 Metern und danach wieder 870 Meter hinab, das alles auf 16km.

      Zunächst geht es an einer Wallfahrtskirche vorbei (Notre Dame de la Gorge), sehr katholisch barock, danach wird es steil. Es kommt noch eine Auberge Nant Borrant (wo ich vor 2 Jahren unterkam, empfehlenswert). Wer möchte, kann dort bereits wieder Pause machen und sich in die Liegestühle legen.

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ID: 3276364

      Nach einigen Metern kommt bald auch links unten im Tal ein Bivouac, also ein Naturcampingplatz mit Toilette, wo man kostenlos und erlaubt sein Zelt aufschlagen kann (ab 19 Uhr, um 8 Uhr morgens muss alles wieder abgebaut sein). Duschen gibt es dort nicht. Ein weiterer Bivouac kommt noch auf 1700 Höhenmetern, bei der nächsten Hütte. Dort sind auch öffentliche Toiletten und eine Wasserstelle. Hier machen beinahe alle eine erste ausgedehnte Pause.

      Aber es geht weiter den Berg hinauf. Wieder absolute Hitze, kein Wind. Wir hängen unsere Füße in den Bergbach, der wirklich eiskalt ist (nach 5 Sekunden kein Gefühl mehr in den Füßen. Sehr interessant. Weitaus kälter als Skandinavien).

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      Mit viel Mühe erreichen wir den Col du Bonhomme auf 2330m. Das ist aber noch nicht das Ende. Fotos, gute Sicht, aber es geht links weiter, und etwas beschwerlicher, bis auf den Col de la Croix de Bonhomme auf 2433m. Das ist einer der größten Anstiege der gesamten Tour, da man vergleichsweise im Tal startet. Wir sind echt geschafft.

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      Am Croix kann man auch links abbiegen und die Alternative Col de Fours nehmen (was ich im Sep. 2022 gemacht hatte – in dichten Wolken). Aber landschaftlich ist Col de Fours nicht empfehlenswert. Schöner ist der Weg hinab nach Chapieux. Nur wer es sehr eilig hat, sollte über den Col de Fours „abkürzen“ (der Aufstieg ist nicht mehr schwierig oder weit). Dann muss man aber auch noch mindestens bis Les Mottets laufen.
      Bald hinter dem Croix kommt die gleichnamige Hütte, sehr lässige Organisation von einer Gruppe junger Leute, sehr freundlich und hilfsbereit. Für viele ist dort oben Schluss, sie haben Betten gebucht. Draußen sind Toiletten, man kann Wasser nachfüllen, wir nahmen Spaghetti zu uns.

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      Und es ging an den doch steilen Abstieg hinab nach Chapieux. Während der Aufstieg eher steinig war, ist der Abstieg eher etwas wie ein Wiesental und angenehmer zu gehen. In der Hitze aber weiter anstrengend und Gefahr von Blasen an den Füßen. Bald kann man den Camping ganz klein unten im Tal sehen.

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ID: 3276375

      Ganz unten im Tal der "Camping"
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ID: 3276376

      Chapieux ist weniger ein Ort denn drei Häuser. Das erste Haus ist eine Art Landschulheim (ab 20 Uhr Ruhe, sehr gutes Lehrpersonal offensichtlich). Häuser Nummer 2 und 3 sind Unterkünfte (eines mit Restaurant und jemand sagte, dass man dort für 5 Euro duschen kann).

      Und das wars. Daneben steht eine öffentliche Toilette, die gleichzeitig Bushaltestelle ist. Die Toilette dient auch dem gesamten „Camping“ als Toilette und ist wenig hygienisch. Dafür muss man auch nichts bezahlen, stellt sein Zelt irgendwo auf der Wiese auf, kann sich im nahen Fluss waschen. Auf einem Teil der Wiese stehen auch reichlich Wohnmobile und Van-Lifer.

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      Es gibt noch eine Pizzeria, die aber 1,5 Stunden Wartezeit hat, wie mir der Pizzabäcker erklärt. Beinahe entschuldigend hält er mir die Liste mit den Bestellungen entgegen. Zu lang für uns. Es bleibt nur der kleine Laden, der einige abgepackte Dinge hat, aber auch fertige belegte Baguette. Er schließt um 19 Uhr. Zu lange sollte man also nicht warten.

      Neben den Toiletten ist auch ein Automat für Busfahrkarten. Man kann die Uhrzeit und Plätze buchen und der Bus fährt (am nächsten Morgen) den ersten Stück des Tales hinauf, bspw. bis Le Mottets. Kosten von 4 Euro pro Nase, Bezahlung mit Karte möglich (generell sollte man aber reichlich Euro dabei haben, nicht überall kann mit Karte bezahlt werden. Schweizer Franken benötigten wir nicht, dort werden im Zweifel auch Euro genommen).

      Wir hatten etwas Kreislaufprobleme von der Hitze und dem Aufstieg, daher wählten wir die Option Busticket für den nächsten Morgen. Und wir waren nicht allein: Der Bus war ausgebucht.

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        #4
        Chapieux – Val Ferret (Camping Grand Jorasses)
        14k ǀ ↑650m ǀ ↓840m


        Der kleine Laden hat morgens bereits geöffnet, es gibt Pain au Chocolat und Kaffee, was die Wartezeit auf den Bus sehr viel besser macht (ungefähr gegen 8 Uhr fährt der erste Bus). Wir stiegen bei Les Mottets aus, und bereuten die Wahl nicht. Der Wanderweg geht faktisch auf oder neben der Fahrstraße, landschaftlich kein Gewinn. Wer jeden Meter des Wegs gehen will, kann es natürlich machen.

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ID: 3276674

        Wir hatten aber dennoch wieder 650m Aufstieg und 840m Abstieg vor uns, über den Col de la Seigne hinüber nach Italien. Der Seigne führt erst in einigen Serpentinen bergauf, dann am Talschluss um einen flachen Berg herum und eine doch erstaunlich zähe Steigung hinaus auf das Plateau.

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        Der Weg selbst ist nicht besonders schwierig. Die ersten Mountainbiker tauchten auf. Auch Mulis, beladen mit gewaltigen Mengen an Ortlieb – Taschen, dahinter eine Gruppe Amerikaner. Ich hätte es schön und angemessen gefunden, wenn sie Gospel-Lieder gesungen hätten, was sie aber nicht taten. Wir mussten uns immer wieder klar machen, dass wir in den Alpen sind und nicht auf einer Outdoor-Messe oder auf einem Treck im Wilden Westen. Einer schrie: "Hashtag Colorado!"

        Auf der Passhöhe wurden komplette Zeremonien abgehalten, Landesfahnen, Wimpelketten in Himalaya – Optik, Hüpfen, Fäuste. Ein Foto nur von sich selbst zu machen ist unmöglich. Und scheint auch nicht das Ziel zu sein.

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        Der Abstieg führt durch ein hübsches Tal. Links der Mont Blanc im strahlenden Sonnenschein. Eine Kuhherde wurde entlang getrieben, was zu einem ziemlichen Stau der Wanderer führte.

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        Nach einer flachen Etappe liegt links am Berg die Hütte Elisabetta, etwa 100 Meter steiler Aufstieg. Elisabetta ist nicht eingebunden in das TMB-Buchungssystem und man kann dort auch nicht campen. Aber essen und trinken. Sehr italienische Organisation (allein das Bezahlen dauerte an der Kasse über 30 Minuten). Und es sind auch viele Italiener dort, die von Courmayeur aufstiegen. Espresso, ein Gläschen Rotwein, Tortellini. Passt alles an den Nebentischen.

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        Es folgt das „Italienproblem“: Wo übernachten mit Zelt? Während Frankreich und die Schweiz recht passende Etappen anbieten, hat Italien dort nur etwas Ratlosigkeit anzubieten. Von Elisabetta läuft man weiter ins Tal, sehr breite Fahrstraße, und irgendwann zweigt nach rechts der TMB steil ab hinauf auf die Berge, um dann wieder hinab nach Courmayeur zu gehen. Aufstieg und Abstieg dauern 5 Stunden laut Wegweiser. Zu lang für unseren Nachmittag (und in der weiter andauernden glühenden Hitze).

        Dort oben ist zudem kein Camping, nur so etwas wie ein Schiegebiet. Wild campen? Durchstechen? Aber auch in der Innenstadt von Courmayeur gibt es keinen erreichbaren Camping. Vielmehr sind die alle im vor uns liegenden Tal Val Veny oder im folgenden Val Ferret.

        Wir entscheiden uns zu der pragmatischen Variante: Wir liefen die wenigen Kilometer auf der Straße bis zur ersten Bushaltestelle und nahmen den kostenlosen Bus durchs Tal, um am nächsten Tag wieder mit dem Bus aus dem Tal heraus zu fahren.

        Die Busse in Italien sind kostenlos und fahren in der Hochsaison alle 20 Minuten. Ein sehr guter Service. Aber auch rappelvoll. In Courmayeur kann man an der ersten Haltestelle aussteigen (La Saxe Pontal), auf der anderen Straßenseite ist ein prima Supermarkt und dort ist auch sofort die Bushaltestelle, um ins Val Ferret weiter zu fahren, ebenfalls umsonst. So waren wir sehr elegant abends auf dem Camping Grandes Jorasses im Val Ferret.

        Auch dort wieder viele TMB Hiker. Alle hatten das Problem, wie sie das italienische Stück in 2-3 Tagen mit Zelt queren sollen. Die meisten nehmen irgendwie abends oder morgens den Bus durchs Tal. Einige liefen auch kilometerweit die die Straße entlang, um wirklich alles zu Fuß zu machen.
        Grand Jorasses ist ein kleiner Familiencamping, es gibt einen kleinen Laden in der Rezeption, auch Kaffee und abends Pizza. Die Waschräume sind vergleichsweise neu, man kann sogar waschen, wenn gewünscht.

        Zuletzt geändert von Belge; 28.08.2024, 13:24. Grund: Fotos nochmals eingestellt

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          #5
          Val Ferret – La Fouly (Camping des Glaciers)
          14k ǀ ↑840m ǀ ↓990m


          Die nächsten Etappen sind dann wieder mehr oder weniger vorgegeben. Es geht am Morgen über den Grand Col Ferret (mit 2590m die höchste Stelle der Tour, 840m Anstieg, 990m Abstieg). Erfreulich, dass der Aufstieg zunächst im Schatten liegt. Beklemmend, dass man einen sehr guten Blick auf die Gletscher hat, die kaum noch vorhanden sind.

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          Der Weg über den Col Ferret gilt als eine Königsetappe des UTMB, hier entscheidet sich oft das Rennen. Das ist verständlich. Es geht in vielen Serpentinen auf schmalem Pfad bergauf. Wir rätselten weiter, weshalb wir so schlapp waren, schoben es auf Rucksäcke und dünne Luft. Und die gnadenlose Hitze.

          Oben wieder der übliche Tumult aus Selfies, Fähnchen und Hunden, die in Positur gesetzt werden. Es geht hinüber in die Schweiz.

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          Ein gemäßigter Abstieg in langen Wegen mit sehr schönen Blicken bis zur ersten Farm. Die hat zwar Toiletten (die sogar jeder nutzen darf) und Wasser, aber auch eine Art Party mit Live-Musik, was trotz der vorherigen Fülle an Menschen auf dem Weg etwas irritierend ist. Die Schotterstraße zur Hütte ist denn auch komplett zugeparkt.

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          Die Schweiz empfängt uns mit properen Häusern und hohen Preisen. Der Camping in La Fouly ist mit 22 Franken der mit Abstand teuerste der gesamten Runde. Die Sanitäranlagen sind auch gut, es gibt auch eine Art Aufenthaltsraum, aber dennoch ist die Schweiz schon eine andere Nummer.

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          In La Fouly gibt es auch einen Supermarkt und wir kaufen ein, auch hier gesalzene Preise. Warum tun sich die vielen Wanderer das an, kaum Sanitär, Hitze, zugeparkte staubige Fahrwege und dann noch Schweizer Preise? Ich fragte einen Franco-Kanadier, der mit seiner Freundin und seiner Mutter aus Quebec angereist war („Danach geht es nach Bordeaux auf ein Weingut und dann noch Paris“). Auf meine Frage „Weshalb TMB?“ meinte er: „Es ist nun mal der berühmteste Wanderweg der Welt.“

          Das überraschte mich nun doch. Ich kenne den TMB eher als Sportevent. Aber in vielen Ländern scheint der Wanderweg perfekt vermarktet zu werden.

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          (Ausgerechnet) in La Fouly hatten wir dann etwas Pech mit der Hygiene und fingen uns einen Magen-Darm Virus ein. Später sah ich im Netz eine rege Diskussion darüber, wie man sich auf dem TMB vor dem Noro-Virus schützen kann. Das scheint eine berechtigte Sorge. So viele Menschen bei solcher Hitze mit so wenigen, rudimentären Sanitäranlagen scheint ein Problem zu sein.

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          • Belge
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            #6
            La Fouly – Champex Lac (Camping Roccailles)

            Nach einer sehr schlechten Nacht mit den Folgen der Virusinfektion mussten wir am Morgen auf den Bus zurück greifen. Wandern war nicht machbar. Glück im Unglück war, dass die Etappe von La Fouly nach Champex Lac nicht zu den Highlights gehört, sondern eher ein Verbindungsstück darstellt.

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            Und sie ist recht leicht per Bus zu überbrücken. Die Busse sind allerdings nicht wie in Italien umsonst, sondern kosten 12 SFR pro Nase, auch dies mit Abstand der höchste Preis der Tour, das dreifache dessen, was man in Frankreich zahlt. Dafür ist aber auch in der Schweiz der Busfahrer sehr freundlich und hilfsbereit. Am Umstieg in Orsières gibt es Toiletten in der Busstation (etwa 30 Minuten Aufenthalt dort), in Fußentfernung auch einen Supermarkt und ein Café.

            Danach stand uns der Sinn an dem Tag allerdings nicht. Wir waren froh, als der Bus die Serpentinen nach Champex hinauf gemeistert hatte und wir an der Endstation an der Seilbahn aussteigen konnten. Nicht weit entfernt liegt Camping Roccailles, auch dies eine klassische Etappe des TMB.

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            Es gibt ein Zelt bzw. Dach, wo man sich vor der Hitze oder Regen schützen kann, die Waschräume sind okay. Am besten aber eine richtige Batterie Steckdosen und Ablagen, wo man das Handy laden kann. Sehr nutzerfreundlich, sonst rannten immer alle sofort in die Waschräume, um nach den Steckdosen neben den Spiegeln zu suchen.


            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: PXL_20240811_141010382.jpg Ansichten: 138 Größe: 2,64 MB ID: 3276404

            Der Camping besteht eigentlich nur aus Dauercampern in festen Hütten und den TMB-Wanderern, die auf drei Terrassen ihr Zelt aufschlagen können. Ich begann an diesem langen Nachmittag, mich für das Geschäftsmodell dahinter zu interessieren. Bei 80 Personen pro Nacht und 15 Euro pro Nase kommt man in der dreimonatigen Sommersaison auf einen Umsatz von gut über 100.000 Euro Umsatz. Nicht schlecht. Aber es sollte am nächsten Tag noch besser kommen.

            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: PXL_20240811_165557418.jpg Ansichten: 139 Größe: 1,58 MB ID: 3276405
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            Angehängte Dateien
            Zuletzt geändert von Belge; 28.08.2024, 13:01. Grund: Hoffentlich Fotos nun erkennbar

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            • Belge
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              #7
              Champex Lac – Trient (Camping Le Peuty)
              15k ǀ ↑560m ǀ ↓730m


              Wir hatten uns überraschend gut erholt und konnten morgens doch wieder weiter wandern. Im Jahr 2022 hatte ich von Champex aus die Alternative über die Fenêtre d'Arpette genommen. Ein sehr starker Anstieg, einige Blockfelder. Mit Rucksack würde ich das nicht mehr empfehlen.

              So dass wir dieses Mal die Standardroute nahmen über den Col de Portalo, nicht so exponiert, und insbesondere viel mehr Wald und damit Schatten. Der erste Teil war auch sehr angenehm, schattig, kühl. Dann ging es in engen Serpentinen und in der Hitze den Berg hinauf. Highlight ist sicher der Panoramaweg oben, mit freiem Blick auf die Berge im Osten und Martigny weit unten im Tal. Sehr beeindruckend, empfehlenswert.

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              Und voll. Unglaubliche Mengen an Tageswanderern, die kleine Hütte Alpage de Bovine nutze das sofort, um Personen ohne Verzehr auch nicht auf die Toiletten zu lassen. Da bin ich etwas störrisch. In einer Großstadt kann man das machen, denke ich, dort gibt es Bezahltoiletten. Aber wenn auf einer Tagesetappe keine einzige öffentliche Toilette kommt, und das bei tausenden von Wanderern pro Tag, sollte man sich etwas anderes überlegen. Man kann nicht Geschäfte machen und vor den Folgen des Tourismus einfach die Augen verschließen.

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              Noch recht unterhaltsam waren die Bergkühe, die sich einen Spaß daraus machten, die Horden an Wanderern mit wilden Sprüngen vor sich her zu treiben. Flucht oder Foto? Vor der Entscheidung standen jeweils die Hälfte der Gäste: die einen filmten, die anderen rannten. Ich vermute, dass mehr Menschen durch wilde Kühe verletzt werden als durch Bären.

              Hinterm Zaun macht man gute Fotos
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              Schattig und leicht gehbar gehjt es erst hinab zum Col de Forclaz (den man mit dem Auto überquert, wenn man aus der Schweiz nach Chamonix anreist). Dort Ausflugsgastronomie mit ebenfalls Schweizer Preisen (wir gönnten uns Nudeln mit einer Limo zu 70 Euro). Aber dort auf der Passhöhe gibt es auch gute öffentliche Toiletten.

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              Und ein letzter Abstieg hinab nach Trient, einem kleinen Ort ohne Läden. Es gibt eine kleine Auberge, die von jungen Leuten betrieben wird, ganz charmant mit Jurte und lässigem Café.

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              Nebenan ist der „Camping“, wenn man es so nennen möchte, es ist aber eine einfache Wiese mit öffentlichen Toiletten. Während die einfachen Bivouac-Wiesen in Frankreich kostenlos sind (und ebenfalls öffentliche Sanitäranlagen haben), sieht die Schweiz das offenbar etwas anders: Neben die Wiese wird ein Container gestellt, wo jeder Hiker für 12 Euro ein Stück rot-weißes Baustellenband bekommt, das er oder sie sich ans Zelt knoten muss. Bei 80 Personen und 15 Euro macht die Schweiz mit einer simplen Wiese und einem öffentlichen WC rund 36.000 Euro Umsatz im Monat, während Frankreich nobel darauf verzichtet.

              Diese 36.000 Euro werden dann nicht etwa in eine Dusche investiert. Die Duschen kosten im Schweizer Trient 2 Euro extra und sind in einem Baucontainer untergebracht. Davor hat ein Blockwart sein Auto geparkt und kommandiert die wartenden Leute herum („Erst 2 Euro bezahlen, dann hier in die Reihe auf den Baumstamm setzen. Setzen bitte! Und immer aufrutschen! Nicht die Reihenfolge ändern!“) Wenn man ihm zu langsam ist, hämmert er gegen die Tür der Dusche und schreit etwas wie „Die Zeit ist herum!“. Ich bin kein langsamer Duscher, aber bei mir hämmerte er bereits zwei mal. Einige Männer humpelten nass und nur halb angezogen wieder aus den Duschen. Dort ist Zeit im wahrsten Sinne des Wortes Geld. Der Mann muss möglichst viele Leute durch seine drei Duschen schleusen. Um 19 Uhr steigt er in sein Auto, vorher schließt er natürlich sorgfältig seine Duschen ab.

              Wie man es charmant macht, zeigte auch wieder Frankreich: Aus kleinen Lautsprechern wurde in einer Endlosschleife Frank-Sinatra-Musik exakt so laut gespielt, dass man es unmöglich länger als 5 Minuten ertragen konnte. Kein Hämmern, kein Blockwart: Jeder beeilte sich, so hurtig wie möglich die Flucht zu ergreifen und diesen Ort wieder frei zu geben.

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              So sieht ein Stein aus, der eine Saison zum Einklopfen der Heringe genutzt wurde.
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              Immerhin ein abkühlendes Gewitter abends in Trient mit einem tollen Regenbogen, ganz kostenlos.

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                #8
                Trient – Böerne (Bivouac)
                13k ǀ ↑860m ǀ ↓790m


                Von Trient geht es den Col de Balme hinauf und man ist wieder in Frankreich. Ein schöner Weg, erst durch herrlich schattigen Wald, dann ein letztes Stück am Hang entlang zur Gastronomie auf dem Plateau.
                Bei kühleren Temperaturen zu gehen ist der entscheidende Punkt. Wir merken, dass die Höhenmeter dann viel leichter zu schaffen sind. Es kommt mithin nicht auf die Länge der Etappen an, sondern auf die Tagestemperatur. 40 Grad in der Sonne, null Wind, das schlaucht ungeheuer.

                Oben auf dem Pass eine Art Lager, jeder liegt herum und schaut. Von dort oben hat man einen hervorragenden Blick auf das Tal von Chamonix, den Mont Blanc – und auch die Etappe des nächsten Tages auf der anderen Talseite.

                Dieses Panorama wird genutzt, um es sich gemütlich zu machen. Fähnchen und Gruppenfoto sind nun durch und im Kasten. Etwas Neues muss her. Jetzt stehen Yoga-Übungen oder am besten irgendwie komplett nackt auf dem Plan. Letzte Hemmungen und Gedanken an Zivilisation oder Scham sind auf jeden Fall störendes Beiwerk.

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ID: 3276435

                Die Toiletten frei zugänglich, keine militanten Zugangsbeschränkungen zur Gastronomie: Wir nähern uns Frankreich. Der Abstieg nach Böerne ist nochmals mit schönem Panorama gesegnet, auch wenn es viel unter oder neben Liftanlagen entlang geht (und entsprechend viele Tageswanderer vorbei schauen).

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ID: 3276438

                Es geht irgendwann in den Wald, wieder eine Erlösung und hinein in das kleine Dörfchen an der Passstraße. Wir hatten den Tipp bekommen, neben dem einem kleinen Restaurant zu zelten. Der camping ist in Frankreich wieder umsonst, es wurde aber erwartet, dass für 35 Euro Abendessen (4 Gänge, „aber vegetarisch“, wie sich ein sehr netter Pole am Tisch mokierte) und Frühstück dazu gebucht werden, was wir sehr, sehr gerne taten. Duschen sind auch inbegriffen. Böerne ist eine klare Empfehlung, finden wir.

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ID: 3276439

                Allerdings durften Zelte, wegen Beschwerden der Nachbarn, erst ab 19 Uhr aufgebaut werden. Was passierte? Die jungen Italiener bauten sofort nach Ankunft auf und begannen eine Diskussion mit dem Wirt. Zwei äußerst energische Damen aus Polen bauten ebenfalls sofort auf und waren dann verschwunden. Die Deutschen saßen brav auf Plastikstühlen neben ihren Rucksäcken und warteten, dass es 19 Uhr wurde. Auf dem TMB kann man sehr viel über Europa lernen.

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ID: 3276440

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                • Belge
                  Dauerbesucher
                  • 23.02.2021
                  • 533
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  Böerne – Station Flégère (1900m)
                  7k ǀ ↑720m ǀ ↓220m


                  Am letzten Tag erlebten wir nochmals Herzrasen, nachdem wir drei Personen befragt hatten, welcher Weg über den La Tete aux Vente führt, OHNE dass man die berüchtigten Eisenleitern hinauf steigen muss. Wir bekamen die Auskunft, dass der untere Weg save sei – bis wir dann am späten Vormittag vor den rund zehn Eisenleitern standen, die ohne weitere Sicherung senkrecht die Felswände hinauf gingen. Also: der untere Weg ist genau nicht save. Wer Eisenleitern vermeiden will, geht den oberen Weg (also die Via Alpina Rot R113).

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ID: 3276442

                  Am Himmel zogen Gewitter auf, es donnerte bereits. Dann mit einem großen Rucksack diese etwa 10 Leitern Meter für Meter am Fels hinauf zu steigen war ein Erlebnis, das nicht wiederholt werden muss. Die Beine wurden recht weich und oben setzten wir uns erstmal. Fotos gibt es von der Aktion nicht. Etwas seltsam, dass nirgendwo Schilder darauf hinweisen, dass man bald diese Leitern nehmen muss.

                  Der restliche weg zum La Tete aux Vente ist ein leichter Aufstieg, danach geht es mehr oder weniger parallel zum Hang zur Seilbahnstation. Gruppen von Läufern, Dutzende geführte Wanderungen. Die ersten Personen in Stadionmänteln, ein sicheres Zeichen, dass die Bergstation nicht mehr weit sein kann.

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ID: 3276443

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ID: 3276444

                  Viele schauen sich wohl auch noch die Seen dort oben an (Lacs des Cheserys, gibt wohl auch ein Bivouac dort). Wir hatten nach den Leitern allerdings genug. Der nette nicht-vegetarische Pole vom Vorabend hatte zudem bereits Fotos von den Seen auf seinem Handy (er ging „clockwise“ und beschwerte sich ebenso bitterlich über die Eisenleitern, die er hinab steigen musste, noch gruseliger als hinauf zu steigen. Dennoch gab auch er uns den falschen Tipp, den unteren Weg zu nehmen). Für ihn waren das die schönsten Seen, die er in seinem gesamten Leben je gesehen hatte (er kam aus Katowice). Wir kommen aus Norddeutschland. Da haben wir ganz andere Seen. Der Verzicht fiel uns also leicht. (dies ist ein Scherz).

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ID: 3276445

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ID: 3276446

                  Die Seilbahnstation hat auch Gastronomie, Toiletten („Kein Trinkwasser“, steht in handgemalten Zetteln am Waschbecken, vermutlich hat der Wirt hier Sorge vor Umsatzeinbrüchen) und man kann etwas verschnaufen. Mit Karte kann man sich schnell das Ticket ziehen (18 Euro pro Kopf) und in die Gondeln springen. Es sind 10er Gondeln, die alle paar Sekunden anrauschen, keine Wartezeit.

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ID: 3276447

                  Viele haben die Seilbahn sogar genutzt, um nachmittags hinab nach Chamonix zu fahren, dort in einem Hotel mit Dusche zu nächtigen und am nächsten Tag wieder hinauf um die Wanderung fortzusetzen (der Abstieg nach Les Houches).

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ID: 3276448

                  Wir nicht. Für uns war Feierabend. Unten im Tal empfing uns extreme Hitze, nach Nieselregen oben am Berg. Wenige hundert Meter von der Station La Flegere (und zwar im Kreisverkehr von Lez Praz de Chamonix) startet auch der Bus Linie 1, der ohne Umsteigen exakt bis zum TMB-Parkplatz fährt (ebenfalls Endstation dort). Wie praktisch. Und das Ganze für 2 Euro pro Kopf.

                  Das Ende der Wanderung. Auto war noch da (und durch die Gewitter am letzten Tag schön sauber), wir kurvten wieder zum Camping Bellevue, waren glücklich und zufrieden. Hatten wir den Alptraum des Tourismus erlebt oder die Zukunft, oder beides? Irgendwie war alles durchorganisiert, aber dennoch ein Hauch von Abenteuer (verglichen mit zwei Wochen Malle). Irgendwie richtig anstrengend, aber für Menschen im Fitness-Trend zu schaffen. Irgendwie war überall ein völlig bunt gemischtes, internationales Publikum, aber alle völlig gleichförmig mit Instagram, Kreditkarte und Handy, auf der Suche nach der nächsten Steckdose. Und abends stiegen die Drohnen auf.

                  Ist die Tour empfehlenswert? Sicherlich ja, aber nicht (nur) wegen der Berge (anderswo gibt es sicher ähnliche Panoramen (und Seen)), sondern mehr noch wegen der soziologischen Komponente. ​

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                  • Belge
                    Dauerbesucher
                    • 23.02.2021
                    • 533
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Empfehlungen?
                    • Wer Hitze nicht abkann, sollte besser in Portugal wandern oder an der Adria. Die Alpen sind weitaus heißer, da kein Wind und kein kühlendes Meer in der Nähe ist. Die Thermometer an den Hütten zeigte Tag für Tag 40 Grad, wolkenlos.
                    • Vorplanen muss man nicht wirklich. Einfach der Menge hinterher und die üblichen Übernachtungsstationen nehmen. Da kann man nicht viel falsch machen. Für Wanderer ist immer ein Platz frei.
                    • Bargeld ist empfehlenswert, nur eine Kreditkarte reicht nicht.
                    • Viel Handdesinfektionsmittel einplanen. Klopapier auch (ist häufig leer). Dafür kein Mückenmittel erforderlich.
                    • Gitarre, Quetschkommode, Mundharmonika und JBL-Box können zuhause bleiben. Das alles ist in Frankreich offenbar unüblich.
                    Ausrüstung: Wir hatten jeder rund 11 Kilo (inklusive Zelt, Wasser und 1-Tages-Ration) in 60l-Säcken. Der Trend scheint eher zu kleineren Rucksäcken zu gehen (etwa 40l) und der Ambition, einfach alles außen mehr oder weniger baumelnd dran zu hängen (Zelt, Schlafsack, Matte, Handtuch, Pool-Slides).

                    Die Leute mit sehr kleinen Rucksäcken sparten nach meinem Eindruck weniger an der Sicherheit (wozu eine Regenjacke?), sondern an der Hygiene (keine Wechselkleidung, keine lange Hose, kein Handtuch). Kann man machen, aber wir waren ganz zufrieden.

                    Nachts wurde es nicht unter 10 Grad, auch nicht in der Höhe. Unsere warmen Schlafsäcke waren eindeutig überdimensioniert. Um 21 Uhr ist es dunkel, um 5 Uhr wird es langsam hell. Aufbruch ist in den Alpen weitaus früher als in Schweden.

                    Interessant, dass Decathlon (also Forclaz, Quechua) rd. die Hälfte der Zelte und Ausrüstung ausmachte. Zelte ansonsten von Nature-Hike (das auch wir hatten, sehr zufrieden damit) und MSR. Kein einziges Hilleberg. Zwei Leute hatten ein Tarp dabei.

                    Bei Schuhen galt: Je weiter die Anreise (etwa aus den USA), desto höher und fester die Schuhe. Etwa die Hälfte der Leute war in flachen Turnschuhen unterwegs, meist Hoka, Scarpa (die Italiener) und Salomon (die Franzosen). Eine Person war komplett barfuß unterwegs.

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                    • ronaldo
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                      Liebt das Forum
                      • 24.01.2011
                      • 12911
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      Vielen Dank fürs Mitnehmen! Das war mal ein Bericht schön gegen den Strich gebürstet...

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                      • Spartaner
                        Lebt im Forum
                        • 24.01.2011
                        • 5327
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Ja, schöner Bericht. Ich habe viel gelacht und gestaunt.

                        Was es so alles gibt!

                        Nach "Stadionmantel" musste ich erst mal Googeln. "Stil" und so ...

                        Ach so, in #4 werden überhaupt keine und in #6 ein Teil der Bilder nicht angezeigt.

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                        • Flachlandtiroler
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                          Liebt das Forum
                          • 14.03.2003
                          • 30278
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Ich glaube ja mittlerweile, Du reist und wanderst nur noch, um Sozial-Studien zu betreiben!
                          Die lesen sich klasse.

                          Solltest Du noch ein weiteres Mal den TMB machen wollen: Nicht in Visaille im Val Veny in den Bus steigen, sondern den wunderwollen Arvenwald auf der anderen Flußseite durchwandern zum CP "Sorgente". Den Kopf in den Nacken legen und Freneypfeiler, Aiguille Noire und die anderen Riesen anstaunen.
                          Das Gleiche im italienischen Val Ferret.
                          Und die beiden Schlenker über Courmayeurs Hausberge lohnen sich ebenso für die Aussicht, aber ich verstehe dass die Geografie sie als reine Schikanen erscheinen lässt...

                          Wozu geht man sonst solche Wanderwege? (Ach ja, um lesenswerte Forumsberichte drüber schreiben zu können )
                          Meine Reisen (Karte)

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                          • Flachlandtiroler
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                            Liebt das Forum
                            • 14.03.2003
                            • 30278
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Ach ja, dass das sozusagen "Dekatlon-Land" ist dürfte bei der Analyse der Markennamen klar werden... Forclaz, Bionassay, ...
                            Meine Reisen (Karte)

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                            • zeitungleser
                              Gerne im Forum
                              • 30.12.2021
                              • 88
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              & danke.

                              "Noch eine Bemerkung zu Van-Life. Man sieht es im Netz, hört es überall, aber was dort im Tal los ist, übersteigt doch die Vorstellungen. Nicht hunderte, sondern tausende alte Lieferwagen stehen dort herum, mal ein Fenster hineingeschnitten, mal einfach nur den Schlafsack hinein geworfen. Jeder Feldweg, jede Seilbahnstation, jeder Straßenrand ist bis auf den letzten Zentimeter zugeparkt. Dass Locals da etwas unbehaglich zumute wird, scheint verständlich. Das ist kein Trend mehr, sondern eine Lawine.
                              Der TMB-Parkplatz ist ebenfalls komplett überfüllt und zugeparkt.​"
                              Mehr Menschen als Kühe sowieso. Mehr Vans als Kühe. Komische Vorstellungen vom einfachen Leben.

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                              • Pielinen
                                Fuchs
                                • 29.08.2009
                                • 1371
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Krass!
                                Wir waren 2001 im September dort, (9/11 15.15Uhr an der schönen Kirche) und es war einsam, es hat geschneit, und vieles hatte gerade noch auf.
                                Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                                • Belge
                                  Dauerbesucher
                                  • 23.02.2021
                                  • 533
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  ronaldo, Spartaner , Flachlandtiroler, zeitungleser

                                  Freut mich, dass der Bericht euch gefallen hat. Bei mir werden die Fotos alle angezeigt, evtl. ein Problem beim Laden der Seite?

                                  Flachlandtiroler : Das wäre wirklich eine schöne Ergänzung, hier das "Italien-Problem" fachkundig mit passenden Übernachtungsplätzen zu beschreiben. Alle anderen Etappen drängen sich mehr oder weniger für den normalen Wanderer auf, da muss nicht gerätselt werden. Und nein, ich werde dort wohl nicht nochmals wandern, aber viele andere Leserinnen und Leser würden sich sicher freuen.

                                  Kommentar


                                  • Belge
                                    Dauerbesucher
                                    • 23.02.2021
                                    • 533
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    Pielinen: Ja, meine erste Tour war ja auch Mitte September. Die Campingplätze machten am nächsten Tag zu, an einem Morgen lag bis ins Tal Neuschnee. In Champex waren es morgens 4 Grad Frost. Und voll, aber nicht sehr voll auf den Wegen (also mehr als Skandinavien, aber weniger als am Everest). Daher mein Flash, dass es sooooo voll ist im August.

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                                    • Spartaner
                                      Lebt im Forum
                                      • 24.01.2011
                                      • 5327
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Nur die letzten 2 Bilder des Beitrags #6 werden angezeigt, alle davor sind nicht sichtbar.
                                      Abhand der Links zu den Bildern kannst du sehen, dass die unsichtbaren Bilder nur mit irgendetwas Temporären verlinkt sind.
                                      Beispiel "temp_103809_1724699398407_229". Du siehst die Bilder, aber alle anderen nicht. Ich glaube, wenn du deinen Browser-Cache leerst, siehst du sie auch nicht mehr.

                                      Beispiel:
                                      Zitat von Belge Beitrag anzeigen
                                      ... Am besten aber eine richtige Batterie Steckdosen und Ablagen, wo man das Handy laden kann. Sehr nutzerfreundlich, sonst rannten immer alle sofort in die Waschräume, um nach den Steckdosen neben den Spiegeln zu suchen.

                                      Das erste Bild nur temporär verlinkt:
                                      [ ATTACH=JSON]{ "data-align":"none","data-size":"full","data-tempid":"temp_103809_1724699398407_229","title":"PXL_20240811_141001889.jpg"}[ /ATTACH][ IMG2=JSON]{"data-align":"none","data-size":"full","src":"https:\/\/www.outdoorseiten.net\/vb5\/core\/image\/gif;base64,R0lGODlhAQABAPABAP\/\/\/wAAACH5BAEKAAAALAAAAAABAAEAAAICRAEAOw=="}[ /IMG2]​

                                      Beim nächste Bild lief alles korrekt, es wird angezeigt und der Link sieht so aus:
                                      [ ATTACH=JSON]{ "alt":"Klicke auf die Grafik f\u00fcr eine vergr\u00f6\u00dferte Ansicht Name: PXL_20240811_141010382.jpg Ansichten: 32 Gr\u00f6\u00dfe: 2,64 MB ID: 3276404","data-align":"none","data-attachmentid":"3276404","data-size":"full","title":"PXL_20240811_141010382.jpg"}[ /ATTACH]

                                      Darin wird auch der korrekte Bildname angezeigt "PXL_20240811_141010382.jpg".

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: PXL_20240811_141010382.jpg Ansichten: 32 Größe: 2,64 MB ID: 3276404

                                      Der Camping besteht eigentlich nur aus Dauercampern in festen Hütten ...

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                                      • Flachlandtiroler
                                        Freak
                                        Moderator
                                        Liebt das Forum
                                        • 14.03.2003
                                        • 30278
                                        • Privat

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                                        #20
                                        Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                                        Ach so, in #4 werden überhaupt keine und in #6 ein Teil der Bilder nicht angezeigt.
                                        Geht mir auch so.
                                        Meine Reisen (Karte)

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