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Wieder einmal habe ich die Heimat besucht. Die Großmutter wird nicht jünger und das Haus in Brașov fällt auch immer mehr auseinander, es gab also recht viel zu tun.
Wenn ich aber schon da war wollte ich den Besuch wenigstens mit einer guten Tour abschließen und hatte mir wieder eine interessante Route im Făgăraș ausgesucht.
Wie oft war ich nicht schon in diesem Gebirge, doch es gibt noch so viel neues zu entdecken. Nebenkämme, Routen und Täler in denen ich noch nicht gewesen bin. Auch diesesmal wollte ich einige wegelose Täler erkunden, so das Wetter dies denn zulassen würde, denn die Bedingungen müssen schon stimmen.
Ich nahm dieses mal meinen Reisekumpan Fabian mit, denn wir haben im Winter noch wasrecht umfangreiches vor und der feine Herr hat es sich den Sommer über etwas zu gut gehen lassen und ist fett geworden, also sollte diese Tour ihn wieder etwas in Form bringen und ihm in den Hintern treten.
Über Făgăraș reisten wir nach Voila an, wo wir eine Nacht am Olt übernachteten. Es waren noch paar rumänische Camper an der Stelle und ich ging abends noch was rum zum quatschen und wurde natürlich mit Țuică und Hauswein abgefüllt. Dieser Zustand sollte noch oft genug auf dieser Tour auftreten. Es ist schwer dieses Land nüchtern und ohne schlechte Leberwerte zu verlassen.
Voila
Von Voila aus bekamen wir recht schnell einen Lift nach Breaza and den Fuß des Gebirges. Fabian, der auf den Geschmack gekommen war, ließ mich doch mal bei unserem Fahrer, Vasile nachfragen ob wir in Breaza nicht noch den einen oder anderen Liter Țuică bekommen könnten.
Vasile, welcher mit seiner Familie nach Breaza unterwegs war und sich dort ein Haus eigenhändig baut, telefonierte schnell und es kam raus der, Nachbar hatte noch ein paar Hektoliter von der letzjährigen Produktion. Wenn die Großmutter nicht da war sollen wir einfach über den Zaun klettern und uns nehmen so viel wir brauchen und die ich glaube es waren 30 Lei, pro Liter einfach auf den Tisch legen.
Gesagt getan, kamen wir an und fanden im Keller neben allerlei "Muraturi" - eingelegten Gurken und Gemüse, die Bottiche mit dem Schnaps.
Eigentlich sollten wir den Schlauch zum ansaugen benutzen, aber offenbar war der Höhenunterschied zu klein und nach mehreren erfolglosen Versuchen und schon halb betrunken, beschloss ich, dass wir lieber direkt schütten, was auch funktionierte.
Fast so einfach wie Benzin klauen
Glücklich mit 2 l Țuică beladen konnten wir nun endlich in die Berge.
Vasiles Frau gab uns noch einen Haufen Tomaten, Gurken und Himbeeren aus dem Garten mit. Mit dem Brot, den Zweibeln, der Salami und dem Käse, welches wir ohnehin schon dabei hatten war unser Essensplan ein Alptraum für jeden Ultraleicht Wanderer.
Vasile ist ein glücklicher Mann
Vasile fuhr uns noch bis an den Waldrand, von wo es durch das Valea Pojoartei über die nicht mehr existente Cabana Urlea bis ins Hochgebirge ging.
Dieses Tal ist auch eines der weniger begangenen mit Urwald gesäumten Täler auf der Nordseite. Es verfügt aber über einen kleinen markierten Pfad, ist also nicht völlig wegelos, wie andere Täler, welche wir erkunden wollten.
Als Einstieg ist es aber besser nicht zu übertreiben, gerade für meinen noch etwas zu fülligen Freund.
Pârâul Pojorta
Im Nadelwald ging es dann richtig los mit den Steinpilzen. Natürlich kann der Rumäne nicht einfach daran vorbei rennen und so schulterte ich mir noch mal 2 Kilo Steinpilze auf dem Weg über die Baumgrenze auf.
UL-Wanderer müssen jetzt sehr stark sein
Ende August/Anfang September ist einer der Hauptgründe für schlechtes Vorankommen in diesen Bergen, nicht etwa schlimmes Wetter, früher Wintereinbruch oder ähnliches sondern die Menge an Pilzen und Früchten die hier aus dem Boden kommen. Kaum verlässt man die Pilz und Himbeerzone, kommt man auch schon in die Heidel und Preiselbeerzone, über der Baumgrenze, wo sie dieses Jahr in unvorstellbaren Mengen vorkamen.
Wieder standen wir hier rum und machten uns die Bäuche voll mit Früchten. Na zum Glück hatten wir kein all zu weites Ziel.
An einem recht ramschigen Refugiu, schlugen wir unser Lager auf. Drinnen kann man unmöglich schlafen, aber immerhin windgeschützt kochen.
Schön wenn man mal keinen Lichtsmog hat.
Der weitere Verlauf der Wanderung sollte am Urlea See vorbei auf die Hauptkamm Route treffen und von dort, dem roten Band bis zum Bâlea See folgen. Also die übliche Kammwanderung. Die Tour habe ich schon oft gemacht und es gab nichts außergewöhnliches zu berichten.
Es ging hoch und runter und zum Glück gibt es hier weit oben keine Früchte mehr, so dass man halbwegs Strecke machen kann und nicht dauernd anhalten muss.
Schöne Fernsicht auf dem Hauptkamm
Camp direkt beim dreieckigen See unterhalb des Moldoveanu
Und nachts
Natürlich durfte der Abstecher auf den Moldoveanu nicht fehlen
Blick nach Westen
Weiter also über die Cabana Podragu, wo wir zelteten und Fabian von ein paar Rumänen das "romanian Sushi" - Brot- Speck- Zwiebel, kennenlernte.
Lacul Podragu
Und sein kleiner Bruder Podragel
Das Wetter änderte sich am nächsten Tag und im Dauerregen und Nebel kamen wir am Bâlea-See an.
Nach ein wenig ausfwärmen in der Cabana und dem Kauf weiterer fleischiger Leckereien an einem der Stände stiegen wir ins benachbarte Valea Doamnei.
Hier war ich zuletzt vor vier Jahren mit meinem Vater und der Plan war es wieder in das riesige Valea Laiței abzusteigen. Dem längsten und wohl wildesten von allen Wildnistälern im Făgăraș.
Hier wollte ich diesesmal aber dem Talgrund aufwärts folgen und über die Caldera am Ende am Lacul Calțun herauskommen.
Allerdings machte das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung, denn sowohl von den Hirten als auch auf Mountain-Forecast waren schwere Regenfälle mit Überschwemmung angekündigt und so sah der Wetterwechsel hier auch aus.
Das Valea Laiței ist schon bei guten Konditionen, sehr schwierig zu begehen, doch bei so einem Wetter gerät man ganz schnell in einer Todesfalle.
Schade drum. Nun ich war schon zwei mal dort also war es zu verkraften. Wir entschlossen uns also zur Transfăgărașan abzusteigen und erstmal nach Sibiu zu kommen und das schlechte Wetter auszusitzen.
Natürlich musste in der letzten Nacht noch etwas passieren.
Ein ausgesprochen schlauer Fuchs stahl doch einfach das Essen aus meinem Zelt indem er das Innenzelt mit den Zähnen aufschnitt und den Beutel mit nahm. Im letzten Moment hörten wir im Schlaf das Geräusch und entdeckten ihn. Fabian bewarf ihn mit seinem Croc mit dem er in der Dunkelheit verschwand und welcher nie wieder auftauchte.
Das Essen konnten wir retten, aber jetzt habe ich ein ordentlich Loch im Innenzelt. Als das passierte, schmiedete ich schon Rachepläne und überlegte mir tausend und eine Falle um den Fuchs zu fangen und zu erledigen, aber mit etwas Distanz muss ich ihm meine Achtung aussprechen. Er war doch tatsächlich schlauer als wir.
Abstieg mit den Schafen
Nach dem sich das Wetter gebessert hatte beschlossen wir einen weiteren Anlauf zu starten und stiegen diesesmal von Turnu Roșu abermals aufs Făgăraș.
Den Kamm betraten wir dieses mal mehr als Mittel zum Zweck, denn ich hatte es auf das ebenfalls wegelose Urwaldtal Boia Mica auf der Südseite des Gebirges abgesehen.
Zugang zu diesen Tälern erlangt man am besten immer von oben nach unten und steigt von über der Baumgrenze hinein, anstatt umgekehrt hinauf zu krabbeln.
Neu erbautes Kloster von Turnu Roșu
Auf dieser Alm übernachteten wir in einer leeren Hirtenhütte. Etwas später kam ein Jeep an und zwei Leute stiegen aus. Es waren keine Förster sondern nur zwei Leute aus Turnu Roșu, welche ein bischen spazieren fahren wollten, Pilze sammeln und ihren selbst gemachten Weinbrand genießen wollten.
Natürlich wurden wir eingeladen und bekamen ordentlich etwas ausgeschenkt.
Ich muss glaub ich nicht mehr erwähnen, dass ich hier in den Wäldern wieder Spitzenklasse Steinpilze fand.
Da köcheln sie, die Steinpilze
Über den Hauptkamm und am Varful Suru vorbei, ging es auf unser eigentliches Ziel zu. Wir verließen den markierten Weg und gingen entlang eines Nebenkammes auf das Boia Mica Tal zu.
Ein bisschen Mittelerde Feeling
Das Boia Mica Tal wir von zwei Bächen gespeist. Dies ist einer der Quellbäche
Es war mal wieder schwer voran zu kommen...
Vom Tal konnte man anhand starken Nebels und vieler Wolken leider kaum etwas sehen. Es wäre für uns natürlich deutlich einfacher gewesen, wenn wir mehr Überblick gehabt hätten, aber so mussten wir halt anhand der Höhenlinien auf der Karte uns an den sanftesten Abstieg entlang eines Nebenkammes halten.
Ein wenig vom Tal
Der weitere Abstieg erfolgte über eine tundraähnliche Hochebene. Gerade an der Waldgrenze wurde das Vorankommen durch sehr dichten Wacholder und Krüppelkiefenr erschwert. Hier kommen niemals Schafe hin und das sieht man auch. Anstatt kurz gefressenen Grases gibt es mannshohe Grasfelder, Heidelbeerbüsche und Wacholdergestrüpp.
Könnte auch in Lappland sein
Erst ab einer geschlossenen Baumschicht konnte man wieder einfacher vorankommen. Durch stillen, flechtenverhangenen Fichtenwald ging es nun also nach unten.
Im Nebelwald
Der Abstieg war mehr ein Rutschen und Schliddern als gehen. Es war sehr steil und nass, aber immerhin weit weniger felsig und zerklüftet als das Laița Tal.
Felsen und Klettereinlagen fingen dann immer mehr in Richtung Talgrund an als der Laubwald langsam den Nadelwald ablöste.
Hier hat man noch die Möglichkeit, die vollkommen natürlich gewachsenen Vegetationszonen vom baumfreien Hochgebirge, über den Nadel, Buchen und Eichenwald zu sehen und wie sie natürlich in einander übergehen.
Nie wurden hier Wege gebaut, nie Bäume gefällt.
Diese uralten Wälder konnten sich hier völlig unbeeinflusst vom Menschen seit der letzten Eiszeit entwickeln.
Nur sehr wenige Menschen kommen hier vorbei, vielleicht Hirten, die verirrte Schafe suchen, Jäger oder Partisanen vergangener Zeitalter.
An etlichen Stellen war bestimmt noch niemand. Bei der Begehung solcher Täler, wird natürlich direkt der Entdeckertrieb geweckt. Was wartet wohl hinter der nächsten Ecke? Wie kommt man hier weiter? Alles muss man sich selbst erarbeiten. Es gibt keine Wege oder Hilfestellungen menschlicher Art.
Selbst in den lappländischen Urwäldern finden sich immer wieder alte Spuren der Sami und auch wenn diese sehr viel größer sind, sind sie deutlich einfacher zu durchqueren.
Diese Wälder sind eher das europäische Pendant zu den peruanischen Nebelwäldern.
Immer näher in Richtung Fluss arbeiteten wir uns an nassen Felsen und über umgestürzte Urwaldriesen nach unten.
Unsere Priorität war es jetzt eine Lagerstelle zu finden, denn es wurde langsam dunkel.
Kein einfaches Unterfangen in diesem extrem steilen Gelände.
Im Urwald
Es wird immer felsiger
An einem winzigen Fleck fanden wir eine Fläche die gerade, flach genug war, für Zelt und Tarp.
Wir waren nah am Bach, hatten Wasser, Țuică, natürlich wieder Steinpilze und das Privileg hier an diesem abgelegenen und magischen Ort zu campen, wo vielleicht noch nie jemand vor uns übernachtete.
Es war also eine mehr als gute Nacht.
Gerade genug für ein Zelt
Am nächsten Tage sollten wir also dem Bach weiter nach unten folgen. Das bedeutete am Bach entlang gehen, soweit es ging und immer wieder auf den Hang auszuweichen und dort an Felsen und Baumstämmen herum zu kraxeln.
Waldgekraxel
Und wieder am Talgrund
Es ist hier zwar kein Hochgebirge aber das Gelände ist durchaus als sehr schwierig zu bezeichnen, was vor allem an der Nässe und und dem rutschigen Laubboden liegt. Auch umgestürzte Bäume sind immer wieder schwierige Hindernisse.
Man kann durchaus schwer stürzen und Verbindung zur Aussenwelt hat man hier nur über ein Inreach oder ähnliches.
Auch der Fluss muss mehrere mal gequert werden, weshalb klar ist, dass man so eine Durchqerung nur in einem Schönwetter-Fenster durchführen kann.
Auch wir entdeckten Spuren des letzten Starkregens und kamen an einen frischen Erdrutsch.
Das Stativ mitzuschleppen hat sich gelohnt
Flussquerung manchmal was knifflig
Und Krabbelei
Die ließ ich ausnahmsweise mal stehen
Eine kleine Bärenhöhle
Bären haben wir hier nicht angetroffen, aber ihre Pfade waren uns sehr hilfreich. Natürlich nehmen auch die Tiere den Weg des geringsten Widerstandes und, so ist es Schlau sich die Ortskenntnis der Tiere zu Nutzen zu machen um voran zu kommen.
Allerdings haben Tiere andere Ziele und so verlaufen sich die Pfade auch oft oder gehen in Richtungen die man nicht will und so muss man sich zwischen zwei sinnvollen Tierpfaden auch immer seinen eigenen Weg suchen.
Letztendlich mussten wir das Bachbett endgültig verlassen, denn gegen den Talausgang wird das Tal immer mehr zum Canyon. Wir mussten also hoch aufsteigen bis wir einen Bärenpfad entdeckten, der parallel mit dem Tal verlief und auf dem wir durchgehend weiter marschieren konnten.
Hoch über dem Tal
Letzlich kamen wir an einem Felsen an, welcher den Blick auf das gesamte Tal frei gibt. Hier kommen wieder Menschen hin, was man an den in die Bäume geritzten Namen sehen kann. Es ist auch ein wniziger Pfade erkennbar welcher nach unten führt.
Bis zum Treffen auf den Forstweg war es von hier nur noch ein Katzensprung.
Tal erfolgreich durchquert
Über den linken Sattel kamen wir am Tag zuvor in den Wald
Alte Baumriesen
Jetzt hieß es noch ca. 15 km. auf dem Forstweg schrubben. Von jetzt auf gleich erkannte man den Unterschied im Wald. Hier an den Hängen wuchs viel junger Wald und Birken, die nach einem Kahlschlag hochgekommen sind.
Weiter unten trafen wir auch auf Forstarbeiten.
Leider wird immer noch viel zu viel Holz illegal und brachial aus diesen Wäldern geschafft und leider helfen auch Schutzgebiete nur bedingt. (Es ist allerdings besser geworden in den letzten Jahren)
Das Boia Mica, Laița und all die weiteren, noch wegelosen Täler werden im Moment in erster Linie durch ihre Unzugänglichkeit geschützt.
Noch überwiegen die Kosten, die Nutzen, dort Straßen in den Berg zu sprengen und baggern. Noch. Doch es muss langfristig sehr viel mehr passieren, bevor die Gier, auch vor diesen letzten Paradiesen keinen Halt mehr kennt.
Abends erreichten wir das Dörfchen Greblești. Hier im tiefsten Oltenien und fern ab von den Hauptwanderrouten kommen Wanderer äusserst selten vorbei, also wurden wir von der ersten Frau, welche uns bemerkte direkt zur obligatorischen Țuică eingeladen.
Neulich in Oltenia
Greblești
So ging diese kleine Reise also zu Ende. Wieder habe ich ein neues Urwaldtal entdeckt und es warten noch einige weitere erkundet zu werden.
Einen Youtube Film dazu wird es in Kürze auch geben.
Wenn ich aber schon da war wollte ich den Besuch wenigstens mit einer guten Tour abschließen und hatte mir wieder eine interessante Route im Făgăraș ausgesucht.
Wie oft war ich nicht schon in diesem Gebirge, doch es gibt noch so viel neues zu entdecken. Nebenkämme, Routen und Täler in denen ich noch nicht gewesen bin. Auch diesesmal wollte ich einige wegelose Täler erkunden, so das Wetter dies denn zulassen würde, denn die Bedingungen müssen schon stimmen.
Ich nahm dieses mal meinen Reisekumpan Fabian mit, denn wir haben im Winter noch wasrecht umfangreiches vor und der feine Herr hat es sich den Sommer über etwas zu gut gehen lassen und ist fett geworden, also sollte diese Tour ihn wieder etwas in Form bringen und ihm in den Hintern treten.
Über Făgăraș reisten wir nach Voila an, wo wir eine Nacht am Olt übernachteten. Es waren noch paar rumänische Camper an der Stelle und ich ging abends noch was rum zum quatschen und wurde natürlich mit Țuică und Hauswein abgefüllt. Dieser Zustand sollte noch oft genug auf dieser Tour auftreten. Es ist schwer dieses Land nüchtern und ohne schlechte Leberwerte zu verlassen.
Voila
Von Voila aus bekamen wir recht schnell einen Lift nach Breaza and den Fuß des Gebirges. Fabian, der auf den Geschmack gekommen war, ließ mich doch mal bei unserem Fahrer, Vasile nachfragen ob wir in Breaza nicht noch den einen oder anderen Liter Țuică bekommen könnten.
Vasile, welcher mit seiner Familie nach Breaza unterwegs war und sich dort ein Haus eigenhändig baut, telefonierte schnell und es kam raus der, Nachbar hatte noch ein paar Hektoliter von der letzjährigen Produktion. Wenn die Großmutter nicht da war sollen wir einfach über den Zaun klettern und uns nehmen so viel wir brauchen und die ich glaube es waren 30 Lei, pro Liter einfach auf den Tisch legen.
Gesagt getan, kamen wir an und fanden im Keller neben allerlei "Muraturi" - eingelegten Gurken und Gemüse, die Bottiche mit dem Schnaps.
Eigentlich sollten wir den Schlauch zum ansaugen benutzen, aber offenbar war der Höhenunterschied zu klein und nach mehreren erfolglosen Versuchen und schon halb betrunken, beschloss ich, dass wir lieber direkt schütten, was auch funktionierte.
Fast so einfach wie Benzin klauen
Glücklich mit 2 l Țuică beladen konnten wir nun endlich in die Berge.
Vasiles Frau gab uns noch einen Haufen Tomaten, Gurken und Himbeeren aus dem Garten mit. Mit dem Brot, den Zweibeln, der Salami und dem Käse, welches wir ohnehin schon dabei hatten war unser Essensplan ein Alptraum für jeden Ultraleicht Wanderer.
Vasile ist ein glücklicher Mann
Vasile fuhr uns noch bis an den Waldrand, von wo es durch das Valea Pojoartei über die nicht mehr existente Cabana Urlea bis ins Hochgebirge ging.
Dieses Tal ist auch eines der weniger begangenen mit Urwald gesäumten Täler auf der Nordseite. Es verfügt aber über einen kleinen markierten Pfad, ist also nicht völlig wegelos, wie andere Täler, welche wir erkunden wollten.
Als Einstieg ist es aber besser nicht zu übertreiben, gerade für meinen noch etwas zu fülligen Freund.
Pârâul Pojorta
Im Nadelwald ging es dann richtig los mit den Steinpilzen. Natürlich kann der Rumäne nicht einfach daran vorbei rennen und so schulterte ich mir noch mal 2 Kilo Steinpilze auf dem Weg über die Baumgrenze auf.
UL-Wanderer müssen jetzt sehr stark sein
Ende August/Anfang September ist einer der Hauptgründe für schlechtes Vorankommen in diesen Bergen, nicht etwa schlimmes Wetter, früher Wintereinbruch oder ähnliches sondern die Menge an Pilzen und Früchten die hier aus dem Boden kommen. Kaum verlässt man die Pilz und Himbeerzone, kommt man auch schon in die Heidel und Preiselbeerzone, über der Baumgrenze, wo sie dieses Jahr in unvorstellbaren Mengen vorkamen.
Wieder standen wir hier rum und machten uns die Bäuche voll mit Früchten. Na zum Glück hatten wir kein all zu weites Ziel.
An einem recht ramschigen Refugiu, schlugen wir unser Lager auf. Drinnen kann man unmöglich schlafen, aber immerhin windgeschützt kochen.
Schön wenn man mal keinen Lichtsmog hat.
Der weitere Verlauf der Wanderung sollte am Urlea See vorbei auf die Hauptkamm Route treffen und von dort, dem roten Band bis zum Bâlea See folgen. Also die übliche Kammwanderung. Die Tour habe ich schon oft gemacht und es gab nichts außergewöhnliches zu berichten.
Es ging hoch und runter und zum Glück gibt es hier weit oben keine Früchte mehr, so dass man halbwegs Strecke machen kann und nicht dauernd anhalten muss.
Schöne Fernsicht auf dem Hauptkamm
Camp direkt beim dreieckigen See unterhalb des Moldoveanu
Und nachts
Natürlich durfte der Abstecher auf den Moldoveanu nicht fehlen
Blick nach Westen
Weiter also über die Cabana Podragu, wo wir zelteten und Fabian von ein paar Rumänen das "romanian Sushi" - Brot- Speck- Zwiebel, kennenlernte.
Lacul Podragu
Und sein kleiner Bruder Podragel
Das Wetter änderte sich am nächsten Tag und im Dauerregen und Nebel kamen wir am Bâlea-See an.
Nach ein wenig ausfwärmen in der Cabana und dem Kauf weiterer fleischiger Leckereien an einem der Stände stiegen wir ins benachbarte Valea Doamnei.
Hier war ich zuletzt vor vier Jahren mit meinem Vater und der Plan war es wieder in das riesige Valea Laiței abzusteigen. Dem längsten und wohl wildesten von allen Wildnistälern im Făgăraș.
Hier wollte ich diesesmal aber dem Talgrund aufwärts folgen und über die Caldera am Ende am Lacul Calțun herauskommen.
Allerdings machte das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung, denn sowohl von den Hirten als auch auf Mountain-Forecast waren schwere Regenfälle mit Überschwemmung angekündigt und so sah der Wetterwechsel hier auch aus.
Das Valea Laiței ist schon bei guten Konditionen, sehr schwierig zu begehen, doch bei so einem Wetter gerät man ganz schnell in einer Todesfalle.
Schade drum. Nun ich war schon zwei mal dort also war es zu verkraften. Wir entschlossen uns also zur Transfăgărașan abzusteigen und erstmal nach Sibiu zu kommen und das schlechte Wetter auszusitzen.
Natürlich musste in der letzten Nacht noch etwas passieren.
Ein ausgesprochen schlauer Fuchs stahl doch einfach das Essen aus meinem Zelt indem er das Innenzelt mit den Zähnen aufschnitt und den Beutel mit nahm. Im letzten Moment hörten wir im Schlaf das Geräusch und entdeckten ihn. Fabian bewarf ihn mit seinem Croc mit dem er in der Dunkelheit verschwand und welcher nie wieder auftauchte.
Das Essen konnten wir retten, aber jetzt habe ich ein ordentlich Loch im Innenzelt. Als das passierte, schmiedete ich schon Rachepläne und überlegte mir tausend und eine Falle um den Fuchs zu fangen und zu erledigen, aber mit etwas Distanz muss ich ihm meine Achtung aussprechen. Er war doch tatsächlich schlauer als wir.
Abstieg mit den Schafen
Nach dem sich das Wetter gebessert hatte beschlossen wir einen weiteren Anlauf zu starten und stiegen diesesmal von Turnu Roșu abermals aufs Făgăraș.
Den Kamm betraten wir dieses mal mehr als Mittel zum Zweck, denn ich hatte es auf das ebenfalls wegelose Urwaldtal Boia Mica auf der Südseite des Gebirges abgesehen.
Zugang zu diesen Tälern erlangt man am besten immer von oben nach unten und steigt von über der Baumgrenze hinein, anstatt umgekehrt hinauf zu krabbeln.
Neu erbautes Kloster von Turnu Roșu
Auf dieser Alm übernachteten wir in einer leeren Hirtenhütte. Etwas später kam ein Jeep an und zwei Leute stiegen aus. Es waren keine Förster sondern nur zwei Leute aus Turnu Roșu, welche ein bischen spazieren fahren wollten, Pilze sammeln und ihren selbst gemachten Weinbrand genießen wollten.
Natürlich wurden wir eingeladen und bekamen ordentlich etwas ausgeschenkt.
Ich muss glaub ich nicht mehr erwähnen, dass ich hier in den Wäldern wieder Spitzenklasse Steinpilze fand.
Da köcheln sie, die Steinpilze
Über den Hauptkamm und am Varful Suru vorbei, ging es auf unser eigentliches Ziel zu. Wir verließen den markierten Weg und gingen entlang eines Nebenkammes auf das Boia Mica Tal zu.
Ein bisschen Mittelerde Feeling
Das Boia Mica Tal wir von zwei Bächen gespeist. Dies ist einer der Quellbäche
Es war mal wieder schwer voran zu kommen...
Vom Tal konnte man anhand starken Nebels und vieler Wolken leider kaum etwas sehen. Es wäre für uns natürlich deutlich einfacher gewesen, wenn wir mehr Überblick gehabt hätten, aber so mussten wir halt anhand der Höhenlinien auf der Karte uns an den sanftesten Abstieg entlang eines Nebenkammes halten.
Ein wenig vom Tal
Der weitere Abstieg erfolgte über eine tundraähnliche Hochebene. Gerade an der Waldgrenze wurde das Vorankommen durch sehr dichten Wacholder und Krüppelkiefenr erschwert. Hier kommen niemals Schafe hin und das sieht man auch. Anstatt kurz gefressenen Grases gibt es mannshohe Grasfelder, Heidelbeerbüsche und Wacholdergestrüpp.
Könnte auch in Lappland sein
Erst ab einer geschlossenen Baumschicht konnte man wieder einfacher vorankommen. Durch stillen, flechtenverhangenen Fichtenwald ging es nun also nach unten.
Im Nebelwald
Der Abstieg war mehr ein Rutschen und Schliddern als gehen. Es war sehr steil und nass, aber immerhin weit weniger felsig und zerklüftet als das Laița Tal.
Felsen und Klettereinlagen fingen dann immer mehr in Richtung Talgrund an als der Laubwald langsam den Nadelwald ablöste.
Hier hat man noch die Möglichkeit, die vollkommen natürlich gewachsenen Vegetationszonen vom baumfreien Hochgebirge, über den Nadel, Buchen und Eichenwald zu sehen und wie sie natürlich in einander übergehen.
Nie wurden hier Wege gebaut, nie Bäume gefällt.
Diese uralten Wälder konnten sich hier völlig unbeeinflusst vom Menschen seit der letzten Eiszeit entwickeln.
Nur sehr wenige Menschen kommen hier vorbei, vielleicht Hirten, die verirrte Schafe suchen, Jäger oder Partisanen vergangener Zeitalter.
An etlichen Stellen war bestimmt noch niemand. Bei der Begehung solcher Täler, wird natürlich direkt der Entdeckertrieb geweckt. Was wartet wohl hinter der nächsten Ecke? Wie kommt man hier weiter? Alles muss man sich selbst erarbeiten. Es gibt keine Wege oder Hilfestellungen menschlicher Art.
Selbst in den lappländischen Urwäldern finden sich immer wieder alte Spuren der Sami und auch wenn diese sehr viel größer sind, sind sie deutlich einfacher zu durchqueren.
Diese Wälder sind eher das europäische Pendant zu den peruanischen Nebelwäldern.
Immer näher in Richtung Fluss arbeiteten wir uns an nassen Felsen und über umgestürzte Urwaldriesen nach unten.
Unsere Priorität war es jetzt eine Lagerstelle zu finden, denn es wurde langsam dunkel.
Kein einfaches Unterfangen in diesem extrem steilen Gelände.
Im Urwald
Es wird immer felsiger
An einem winzigen Fleck fanden wir eine Fläche die gerade, flach genug war, für Zelt und Tarp.
Wir waren nah am Bach, hatten Wasser, Țuică, natürlich wieder Steinpilze und das Privileg hier an diesem abgelegenen und magischen Ort zu campen, wo vielleicht noch nie jemand vor uns übernachtete.
Es war also eine mehr als gute Nacht.
Gerade genug für ein Zelt
Am nächsten Tage sollten wir also dem Bach weiter nach unten folgen. Das bedeutete am Bach entlang gehen, soweit es ging und immer wieder auf den Hang auszuweichen und dort an Felsen und Baumstämmen herum zu kraxeln.
Waldgekraxel
Und wieder am Talgrund
Es ist hier zwar kein Hochgebirge aber das Gelände ist durchaus als sehr schwierig zu bezeichnen, was vor allem an der Nässe und und dem rutschigen Laubboden liegt. Auch umgestürzte Bäume sind immer wieder schwierige Hindernisse.
Man kann durchaus schwer stürzen und Verbindung zur Aussenwelt hat man hier nur über ein Inreach oder ähnliches.
Auch der Fluss muss mehrere mal gequert werden, weshalb klar ist, dass man so eine Durchqerung nur in einem Schönwetter-Fenster durchführen kann.
Auch wir entdeckten Spuren des letzten Starkregens und kamen an einen frischen Erdrutsch.
Das Stativ mitzuschleppen hat sich gelohnt
Flussquerung manchmal was knifflig
Und Krabbelei
Die ließ ich ausnahmsweise mal stehen
Eine kleine Bärenhöhle
Bären haben wir hier nicht angetroffen, aber ihre Pfade waren uns sehr hilfreich. Natürlich nehmen auch die Tiere den Weg des geringsten Widerstandes und, so ist es Schlau sich die Ortskenntnis der Tiere zu Nutzen zu machen um voran zu kommen.
Allerdings haben Tiere andere Ziele und so verlaufen sich die Pfade auch oft oder gehen in Richtungen die man nicht will und so muss man sich zwischen zwei sinnvollen Tierpfaden auch immer seinen eigenen Weg suchen.
Letztendlich mussten wir das Bachbett endgültig verlassen, denn gegen den Talausgang wird das Tal immer mehr zum Canyon. Wir mussten also hoch aufsteigen bis wir einen Bärenpfad entdeckten, der parallel mit dem Tal verlief und auf dem wir durchgehend weiter marschieren konnten.
Hoch über dem Tal
Letzlich kamen wir an einem Felsen an, welcher den Blick auf das gesamte Tal frei gibt. Hier kommen wieder Menschen hin, was man an den in die Bäume geritzten Namen sehen kann. Es ist auch ein wniziger Pfade erkennbar welcher nach unten führt.
Bis zum Treffen auf den Forstweg war es von hier nur noch ein Katzensprung.
Tal erfolgreich durchquert
Über den linken Sattel kamen wir am Tag zuvor in den Wald
Alte Baumriesen
Jetzt hieß es noch ca. 15 km. auf dem Forstweg schrubben. Von jetzt auf gleich erkannte man den Unterschied im Wald. Hier an den Hängen wuchs viel junger Wald und Birken, die nach einem Kahlschlag hochgekommen sind.
Weiter unten trafen wir auch auf Forstarbeiten.
Leider wird immer noch viel zu viel Holz illegal und brachial aus diesen Wäldern geschafft und leider helfen auch Schutzgebiete nur bedingt. (Es ist allerdings besser geworden in den letzten Jahren)
Das Boia Mica, Laița und all die weiteren, noch wegelosen Täler werden im Moment in erster Linie durch ihre Unzugänglichkeit geschützt.
Noch überwiegen die Kosten, die Nutzen, dort Straßen in den Berg zu sprengen und baggern. Noch. Doch es muss langfristig sehr viel mehr passieren, bevor die Gier, auch vor diesen letzten Paradiesen keinen Halt mehr kennt.
Abends erreichten wir das Dörfchen Greblești. Hier im tiefsten Oltenien und fern ab von den Hauptwanderrouten kommen Wanderer äusserst selten vorbei, also wurden wir von der ersten Frau, welche uns bemerkte direkt zur obligatorischen Țuică eingeladen.
Neulich in Oltenia
Greblești
So ging diese kleine Reise also zu Ende. Wieder habe ich ein neues Urwaldtal entdeckt und es warten noch einige weitere erkundet zu werden.
Einen Youtube Film dazu wird es in Kürze auch geben.
Kommentar