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  • Moltebaer
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    #21
    Die Dusche tat gut, denn es war Sommer und ich schon gut eine Woche lang unterwegs. Von der Einfahrt zum Campingplatz lief ich etwa 500 m der Straße entlang nach Norden, bis ich nach wenigen Minuten aufgesammelt wurde und bis zur "Swiss Bar" nördlich von Suwalki gebracht wurde. Dieser Ort schien wie gemacht für Anhalter, denn die Straße war von der Einfahrt gut einsehbar, potentielle Mitnehmer könnten auf dem Parkplatz, in der Einfahrt oder auf dem Seitenstreifen anhalten und nicht zuletzt kamen ja auch Besucher aus der Swiss Bar raus, die wieder fortfuhren. Trotzdem sollte ich hier die längste "Daumen-raus-Pause" meiner Tour einlegen: gut eineinhalb Stunden stand ich hier, bis ich den nächsten Lift ins idyllische Szypliszki erhielt, wo ich ein bißchen Gemüse fürs Abendessen einkaufte.
    Meine nächste Teilstrecke ging über die litauische Grenze bis zu einer Tankstelle bei Kalvarija, an der ich eine Zeitlang stand und unter anderem auch die Fahrer eines VW-T3-WoMos fragte. Diese wollten mich leider nicht mitnehmen, aber ich sollte sie später wieder treffen.
    Der nächste Lift führte mich zu einer Tankstelle nördlich von Marijampolé, von wo ich nach kurzem Warten in der Sonne auch schon zur Autobahnraststätte nordwestlich von Kaunas mitgenommen wurde. Ich fand es gewaltig, wie flach das Gelände hier ist. Keinerlei Erhebung, kilometerweite Sicht bis zum Horizont, schon irgendwie unheimlich.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6284b.jpg Ansichten: 0 Größe: 379,6 KB ID: 3115672
    Hier fragte ich wieder herum, bis Alexander und Julia aus Karelien der Meinung waren, daß mich mit dem großen Rucksack niemand mitnehmen würde und sie nun die Initiative ergreifen müßten
    Also packten wir meinen großen Rucksack geschickt in ihren Kofferraum und ich erhielt eine angenehme Fahrt von ihnen über die Lettische Grenze bis ans Autobahnkreuz (Kreisverkehr) südlich von Riga. Hier war es schon finstere Nacht und meine Mitnehmer fragten besorgt, ob ich auch wirklich hier raus wollte. Ich bejahte und baute mein Zelt nach kurzer Suche auf der Wiese neben dem Autobahnkreuz auf. Es war einfach zu spät und ich zu müde um noch länger zu suchen, allerdings dröhnten nachts die LKWs auf der nahen Straße.
    Zuletzt geändert von Moltebaer; 19.02.2022, 14:18.
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    • maahinen
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      • 01.02.2014
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      #22
      Hei, dein Bericht ist so spannend. Schreib bitte ganz schnell weiter. Bitte, bitteeeee!

      Terveisin, maahinen

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      • Moltebaer
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        #23
        Die Nacht war anstrengend dank des konstanten Motorenlärms und ich stand erst auf, als es schon schön warm geworden war. Brennende Mittagssommersonne. Als nächstes folgte mein kürzester Anhalterstop und zwar genau -1 Minute. Wie kommt sowas zustande? Nun ja, ich lief so in der prallen Sonne und hatte 100 m vor mir schon den schattenspendenden Waldrand vor Augen, wo ich mich hinstellen und den Daumen raushalten wollte, als bereits jemand an den Straßenrand fuhr und drohte, mich mitzunehmen. Da sagt der Baer nicht nein und steigt ins Auto ein. Die Fahrt war zwar nur relativ kurz, bis ans Autobahndreieck bei Salaspils, aber durchaus angenehm trotz Sprachbarriere.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image_46160.jpg Ansichten: 0 Größe: 347,9 KB ID: 3115809
        Hier hielt nun ein VW-Bus mit großem Kajakanhänger und drin saß Panu aus Finland, ein wirklich netter Kerl. Ehemals Polizist in einem Sondereinsatzkommando aber weil er sich mittlerweile zu alt für den Scheiß fühlt, macht er nur noch den Job als Personenschützer eines finnischen Politikers. Und wenn er diesem Kerl nicht gerade das Leben rettet, unterstützt er die finnische Kajaknationalmannschaft, indem er bspw. ihre Kajaks von einem Wettkampf wieder heimfährt. Wir hatten eine sehr kommunikative Fahrt und Panu bot an, mich unterwegs aufzunehmen und am nächsten Tag kostenlos mit der Fähre nach Helsiniki zu bringen. Ein wirklich verlockendes Angebot, das ich vielleicht hätte annehmen sollen, genau so wie Ritas Angebot mit der Weiterfahrt nach Vilnius. Aber ich wollte mein Glück versuchen, noch am selben Tag mit der Fähre überzusetzen und ließ mich von Panu in Pärnu downtown in Estland absetzen.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: image_46161.jpg Ansichten: 0 Größe: 460,1 KB ID: 3115810
        Hier im Stadtzentrum lief ich erstmal zu einem Einkaufszentrum, in dessen Keller sich ein Supermarkt befand und kaufte mir ein paar frische Vitamine und mehr zu essen. Anschließend lud ich noch mein Handy während ich ein paar frisch erstandene Backwaren vertilgte.
        Daraufhin ging ich ein paar Meter zu Fuß bis zur nächsten Bushaltestelle und nahm dort den nächsten Bus Richtung Norden, bis sich die Fahrbahn verjüngte und sich eine gute Möglichkeit zum Anhaltern ergab. Mitten in der Stadt ist nämlich nicht so praktisch. Die Autofahrer sollten einen bereits frühzeitig wahrnehmen und reagieren können und natürlich die Möglichkeit haben, rechts ranzufahren.
        Meine nächste Mitfahrgelegenheit ließ nicht lange auf sich warten und trumpfte mit einem kleinen Kuriosum auf: es war ein Rechtslenker aus England mit estnischem Fahrer, der quer über den Kontinent fuhr um seine Mutter in der Heimat zu besuchen. Er erzählte mir ein paar nette Stories vom damaligen Leben und Studium zu Sowjetzeiten. Bspw. mußte jeder Studienanfänger bei einem ziemlich kleinen Institut mit unscheinbar anmutendem Namen vorsprechen, was natürlich die lokale KGB-Filiale war. Jeder wußte das aber niemand sprach öffentlich darüber. Außerdem zeigte er mir den russischen Zeichentrickfilm „Die Abenteuer der Bremer Stadtmusikanten“ von 1969, eine wirklich lustige Animation aufgrund derer dieses Grimm-Märchen in Rußland sehr berühmt ist (ganz unten im Artikel ist das Video auf Youtube verlinkt).
        Die Fahrt war äußert angenehm und ich machte mir gelegentlich den Jux, auf dem linken Sitz irgendwelche Faxen zu machen, also ob ich schlafen würde oder mir eben erst aufgefallen ist, daß ich kein Lenkrad habe oder solche Sachen um die anderen Verkehrsteilnehmer ein wenig zu foppen
        Unterwegs studierte ich die Fährpläne und hoffte, noch rechtzeitig am Kai anzukommen. Doch diesmal hatte ich etwas Pech, wir kamen gegen 19:30 an und die Fähre fuhr bereits eine halbe Stunde vorher ab. Tjo, aber gegen 23:00 sollte die letzte Fähre des Tages von einem anderen Terminal aus starten auf die ich hoffte.
        Während ich so am glücklosen Terminal wartete wurde ich unvermittelt von einer Dame auf estnisch angesprochen...
        Zuletzt geändert von Moltebaer; 19.02.2022, 22:43.
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        • maahinen
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          • 01.02.2014
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          • Meine Reisen

          #24
          …und es wird immer spannender

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          • Moltebaer
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            • Meine Reisen

            #25
            Jedenfalls sprach mich eine Mitarbeiterin des Fährbetriebs auf estnisch an - dachte ich zumindest. Denn es stellte sich heraus, daß sie einfach nur eine betrunkene Finnin war. Doch halt! Das wäre zu einfach gewesen. Sie war eine betrunkene Finnin, die mit ihrer Tochter einen Tagesausflug nach Tallinn unternahm. Aber da die Mutter als Alkoholikerin in Tallinn das Trinken begann und die Tochter darauf nicht gerade steht, wurde die Mutter von der Tochter verlassen und betrank sich alleine in irgendwelchen Tallinner Bars. Leider jedoch verlor die Mutter irgendwann ihr Handy und kam, wie ich, zu spät zur Fähre mit der die Tochter bereits nach Helsiniki übersetzte.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6288.JPG Ansichten: 0 Größe: 373,3 KB ID: 3116133
            Ich bot der Betrunkenen also eine stützende Hand an, während wir gemeinsam Richtung D-Terminal liefen (einmal stolperte sie, was ich nicht aufhalten konnte). Dort angekommen kauften wir Tickets für die Nachtfähre, setzten uns auf die kostenpflichtigen Massagesessel im verlassenen Terminal und diskutierten über den Alkoholismus - sie war dafür. Irgendwann verlangte sie nach einem Bier, ich war jedoch der Meinung, daß ein Kaffee besser wäre. Sie willigte zögernd ein und ich suchte nach einem Kaffeeautomaten. Es gab jedoch keinen. Also fragte ich die Schalterdamen, die mir prompt (wohl aus Mitleid mit meiner Gesellschaft) zwei große Kaffees von ihrer Mitarbeitermaschine gaben - gratis! Yay!
            So tranken wir also Kaffee und warteten auf den Massagestühlen auf die nächste Fähre. Zwischendrin suchte die Mutter auf meinem Handy die Tochter im Fratzenbuch, ich verlangte die Fratzenbuchfreundschaft, mailte ihr meine Handynummer und mit dem so hergestellten Kontakt konnten Mutter und Tochter sich gegenseitig anrufen und die Sache klären. Die Fähre kam und wir gingen an Bord. Wohin genau? Richtig, an die Bar und ich bekam ein Bier ausgegeben. Und danach noch eines. Freibier ist das beste Bier!
            In Helsinki angekommen bot mir meine Begleitung an, gratis mit dem Taxi vom Fährhafen zum Hauptbahnhof mitgenommen zu werden, was ich selbstverständlich nicht ausschlug, denn es war nach zwei Uhr in der Nacht und der Fährhafen kein gemütlicher Übernachtungsort. Am Bahnhof trennten sich unsere Wege und ich hielt auf der OpenTopoMap Ausschau nach der nächsten, abgelegenen Parkanlage, steuert sie an und klemmte schließlich mein Akto hier zwischen die Bank und den Zaun - der Hund war selbstverständlich nicht mehr da. Und so konnte ich mich gegen drei Uhr ziemlich müde und einigermaßen ruhig schlafen legen.
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            • maahinen
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              • 01.02.2014
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              • Meine Reisen

              #26
              Mann, da hast du aber gleich einen tollen Eindruck von meinen lieben Landsleuten…

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              • Moltebaer
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                • Meine Reisen

                #27
                Ach, ich fand's witzig
                Sie meinte noch, daß die estnischen Taxifahrer wirklich unfreundlich gewesen wären. Aber das lag vermutlich an ihrem Alkoholpegel und der Tatsache, daß (wie mir mein voriger, estnischer Fahrer erklärte) die Esten finnisch verstehen können aber andersrum die Finnen nicht estisch.
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                • qwertzui
                  Alter Hase
                  • 17.07.2013
                  • 3146
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                  • Meine Reisen

                  #28
                  Hast du die Filmrechte schon an Jim Jarmusch verkauft?

                  Ernsthaft möchtest du nicht Vorträge halten? Ganz großes Kino

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                  • Moltebaer
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                    • 21.06.2006
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                    • Meine Reisen

                    #29
                    In dieser Nacht hatte ich nur mit leichten Hafengeräuschen zu kämpfen und stand gegen 10 Uhr auf. Obwohl mitten in der Stadt, kam hier niemand vorbei und nach einem kleinen Frühstück baute ich mein Zelt unentdeckt wieder ab.
                    Zunächst suchte ich in der finnischen Hauptstadt nach einem Supermarkt und besorgte ein wenig frischen Proviant. In der nahegelegenen Universitätsbibliothek ging ich kurz auf die Toilette und versuchte, mich in der Stadt und vor allem, wie ich aus ihr herauskäme, zu orientieren. Mein Gedanke war, auf der E75 an Lahti vorbei Richtung Norden weiterzutrampen. Also nahm ich die nächste Straßenbahn in den nördlichen Stadtteil Arabianranta und versuchte dort mein Glück an der großen, viel befahrenen Straße, die später als E75 aus der Stadt herausführen sollte. Doch hier hatte ich gut eine Stunde lang an verschiedenen Stadtorten nicht das geringste Quentchen Glück. Irgendwann sah ich ein, daß man hier schnurstracks vorbeifuhr und niemanden mitnehmen wollte. Ich machte mich also wieder auf den Weg in die Innenstadt und suchte während der Straßenbahnfahrt bereits auf dem Handy nach dem nächsten Bus nach Lahti, mit dem ich gegen 17 Uhr dort ankommen sollte.
                    Hier am Busbahnhof orientierte ich mich wieder und suchte nach einer entspannten Möglichkeit, weiter nach Norden oder zumindest aus der Stadt heraus zu kommen. Es fand sich jedoch kein Stadtbus in meiner Richtung aber ich entdeckte auf der OpenTopoMap einen kleinen Rastplatz am Merrasjärvi, dem kleinen See nördlich der Stadt. Hier wollte ich die Nacht verbringen, also lief ich die 5 km kurzerhand.
                    Dort angekommen, entpuppten sich die auf der Karte eingezeichneten Wege als Joggingpfade aus Bohlen über das sumpfige Gelände. Ich war im lokalen Naherholungsgebiet gelandet. Aber der Rastplatz war tatsächlich mit einer kleinen Grillstelle und genügend Platz für mehrere Zelte ausgestattet, also sah ich die Sache ganz entspannt und verbrachte eine ruhige Nacht im Wald.
                    Am nächsten Morgen (ich stehe gerne spät auf...) lief ich ein paar hundert Meter bis zum Nordende des Sees und wartete an der dortigen Straßenkreuzung. Es verging nicht viel Zeit, bis ich auch schon nach Vääksy mitgenommen wurde. Hier lief ich etwa 1,5 km die Straße entlang, immer wieder den Daumen raushaltend, bis ich einen vernünftigen Spot zum Warten gefunden hatte. Ich stand hier etwa eine halbe Stunde, in der auch eine ältere Dame auf dem Rad vorbeifuhr und mir eine kleine Flasche Wasser schenkte, denn es sei ja so heiß heute. Wir unterhielten uns ein wenig und ich erfuhr, daß sie früher auch öfters per Anhalter unterwegs war. Sie kennt also meine Situation nur zu gut.
                    Schließlich hielt jemand an und brachte mich zur großen ABC-Tankstelle an der Kreuzung bei Padasjoki, wo ich mal wieder ein paar Kleinigkeiten nachkaufte und herumfragte. Damit hatte ich jedoch keinen sofortigen Erfolg, also lief ich lieber die Straße einen Kilometer weiter nach Norden, bis ich außerorts war und eine günstige Stelle fand, an der man mich frühzeitig sehen und dort halten konnte.
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_6289.jpg Ansichten: 0 Größe: 273,8 KB ID: 3116408
                    Und nun zog ich den Jackpot!
                    Samuli hielt und brachte mich noch am selben Tag die 450 km bis nach Oulo!
                    Wir hatten eine sehr angenehme Fahrt, auf der wir viel quatschten und Kontakte austauschten. Besser geht's nicht! Er neckte mich ein wenig wegen der Tankstellenhamburger, die ich aß. Aber fünf kleine, abgepackte Hamburger mit Haltbarkeitsrabatt, eine Tomate und ein wenig Schmelzkäse sind nicht zu verachten!
                    Weit im Norden angekommen, setzte er mich strategisch optimal an einer Tankstelle mit einem kleinem Badesee ab, wo ich im umgebenden Wald mein Zelt aufstellen konnte. Nachts ging ich noch eine Runde im See baden und konnte mich endlich mal wieder ausgiebig waschen, juchu!
                    Zuletzt geändert von Moltebaer; 21.02.2022, 21:16.
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                      • 18.06.2014
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                      #30
                      Ich merke jetzt erst, dass ich vor lauter staunender Bewunderung bisher völlig sprachlos mitgelesen habe! Da sitzt der Moltebaer still und bescheiden am Karlsruher Stammtisch und streift mit durch die Pfalz und verliert dabei kein Sterbenswörtchen über die Knüllerreisen, die er schon unternommen hat! Das nächste Mal gibt es Quizverbot und Erzählpflicht!

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                      • Moltebaer
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                        #31
                        :duckundweg:
                        Ich möchte von meinem Recht zu schweigen Gebrauch machen.
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                          #32
                          Am nächsten Morgen regnet es und will nicht aufhören. Nachdem ich endlich aufgestanden bin, packe ich schnell mein Zelt in den Rucksack und flitze zur Tankstelle. Hier setze ich mich im großen Speisesaal der Tankstelle schön ans Fenster mit Blick auf den naßgeregneten See und hole mir etwas zum Frühstück. Gebäck mit einem großen Kaffee, lecker. Und da es so schön regnet und ich so faul und verfressen bin: Ring frei für Runde zwei!
                          Ich frage ein paar Leute, ob sie vielleicht nach Norden fahren, doch ich habe kein Glück. Also kaufe ich im Tankstellenshop noch ein paar abgepackte Hamburger mit Haltbarkeitsproblem und mache ich auf den Weg zur Autobahnauffahrt. Zum Glück regnet es nicht mehr so stark wie vorhin. Mein nächster Lift läßt nicht lange auf sich warten und bringt mich nach Ii. Ja, das heißt so. Am zentralen Kreisverkehr werde ich rausgelassen und laufe über die Friedhofsinsel bis zum Nordende des Städtchens, das dauert nicht lange. Von hier werde ich bis Keminmaa mitgenommen und warte mal wieder an einer Autobahnauffahrt, diesmal neben einem großen Einkaufszentrum. Und weiter geht die wilde Fahrt bis ins schwedische Haparanda, schön am Torneälv gelegen. Das Wasser des Torneträsk bei Abisko fließt hier in den Bottnischen Meerbusen und teilt dabei Haparanda und Tornio auf der finnischen Seite des Flußes. Aber es ist ein bißchen trübe und direkt in Sichtweite ist ein riesengroßer Maxi ICA, also statte ich diesem einen Besuch ab und besorge mir wieder etwas frisches. Gut beladen stelle ich mich bei der Ausfahrt des Einkaufszentrums auf der grünen Wiese an eine Bushaltestelle mit Fahrtrichtung Westen und warte. Angesichts der vielen Fahrzeuge dauert es hier doch recht lange, bis Christopher mit aufsammelt. Auch wieder ein sehr angenehmer Zeitgenosse mit dem ich Kontakte austausche. Er setzt mich im beschaulichen Töre, doch zuvor wir drehen noch eine kleine Runde durchs "Stadtzentrum"
                          Es wird bereits dunkel und ich setze mir die Stirnlampe mit Rotlicht auf um auf mich aufmerksam zu machen, außerdem leuchte ich mir mit der Taschenlampe ins Gesicht, um mich besser erkennen zu geben wenn ich um die Uhrzeit noch mitgenommen werden will. Doch es klappt schließlich, trotz des geringen Verkehrsaufkommens, und so werde ich vom Friedhof in Töre bis an die Eisenbahnbrücke in Morjärv mitgenommen.
                          Hier ist es nun endgültig dunkel und ich will mir einen Schlafplatz suchen. Wieder orientiere ich mich mit der OpenTopoMap, laufe nach Norden aus der Ortschaft heraus und biege nach Westen in ein Waldstück ein, folge einer Forststraße an einem Hof vorbei und gelange schließlich zu einer schönen, großen Wiese zwischen den Bäumen. Hier baue ich mein Zelt am hangoberen Waldrand auf und krieche wohlverdient in meinen Schlafsack.
                          Wandern auf Ísland?
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                          • agricolina
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                            #33
                            Zitat von Moltebaer Beitrag anzeigen
                            :duckundweg:
                            Ich möchte von meinem Recht zu schweigen Gebrauch machen.
                            Abgelehnt! Ich schließe mich Blahakes Einlassung uneingeschränkt an und plädiere auf baldigen Vollzug. So was am Stammtisch zu erzählen, fände ich auch sehr spannend.
                            Was für ein Anreiseweg! Ging die Planung zeitlich mit open end oder warst du sicher, dass du irgendwie einigermaßen schnell durchkommst?

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                              #34
                              Ich habe grob kalkuliert und bin dann mal so drauflos getrampt. Wäre ich später angekommen, wäre die Trekkingtour eben kürzer ausgefallen. Aber im Prinzip lief es wie am Schnürchen und ich kam "rechtzeitig" an.
                              Wandern auf Ísland?
                              ICE-SAR: Ekki týnast!

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                              • Moltebaer
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                                • 21.06.2006
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                                #35
                                Gegen Mittag stehe ich auf, frühstücke und mache mich auf den weiteren Weg nach Norden. Ich möchte mal schlau sein und nicht denselben Weg zurückgehen, sondern ein wenig Strecke abkürzen und entlang einer Stromtrasse durch den Wald in Richtung Straße laufen. Man sieht die Schneise ganz gut auf Satellitenbildern. Ganz eben war der Boden dort natürlich nicht und zwischendrin mußte ich noch einen kleinen Wassergraben überqueren aber schließlich kam ich an der Straße an und hatte für die 900 Meter bloß 20 Minuten gebraucht
                                Hier stand ich nun und dachte mal wieder, einen günstigen Platz gefunden zu haben. Eine langgezogene Kurve mit freier Sicht auf mich und die kleine Einfahrt zum Anhalten. Doch falsch gedacht: über eine Stunde lang stand ich hier und es wollte niemand anhalten. Schließlich machte ich mich wieder auf den Weg nach downtown Morjärv und stellte mich an die zentrale Kreuzung südlich der Eisenbahnbrücke und wartete wieder dort, wo ich gestern ausstieg. Einige Autos fuhren vorbei, ebenso ein VW T3-WoMo mit deutschem Kennzeichen. Doch halt! Dieses hielt unter der Brücke doch noch an! Euphorisch packte ich meinen Rucksack und rannte, so gut es eben ging, zu meiner Rettung. Tobias lud mich ein, bei ihm mitzufahren
                                Wieder mal eine ganz sympathische Mitfahrgelegenheit, mit der ich zusätzlich schnell zu meinem Ziel kommen sollte. Denn Tobias fuhr nach Narvik und kurz davor liegt bekanntlich Abisko, der Startpunkt meiner Trekkingtour. Unterwegs unterhielten wir uns fabelhaft und legten die üblichen Touristops ein:
                                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

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ID: 3116970
                                In Kiruna ging es zur Tankstelle, dort holte ich mir ein paar Kleinigkeiten und Tobias tanke den Bus auf. Da es schon bald drohte, dunkel zu werden, wollte Tobias nicht mehr allzu weit fahren und so suchten wir in der Umgebung von Kiruna nach einem ruhigen Stellplatz, den wir abseits einer Seitenstraße fanden. Doch hier waren viele Mücken unterwegs, also aßen wir im geschlossenen Bus zu Abend und tranken noch ein Bier, ehe ich mich raus in mein Zelt verkrümelte.
                                Tagsdrauf fuhr mich Tobias nach Abisko an die Turiststation und ich genehmigte mir ein paar Kaffee in der Lobby, ehe ich mich daran schickte, mich auf meine Wanderung zu begeben. Vor drei Jahren hatte ich die Tour bereits einmal anvisiert und mir dabei ein Außenband lädiert, doch ich wollte es nochmal wissen. Bedeutend leichter war mein Rucksack zwar nicht, dafür hatte ich neubesohlte Stiefel, eine dichte Regenjacke und grenzenlose Zuversicht, daß es diesmal schon klappen würde.
                                Wandern auf Ísland?
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                                  • 21.06.2006
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                                  #36
                                  Ausreichend koffeiniert begab ich mich nun auf meinen Weg, der mich über den Mårmapass, den Jojoleden und auf den Kebnekaise führe sollte. Der Bericht über diese Trekkingtour geht hier weiter, während ich hier im Thread nach der geglückten Tour bereits mit dem Nachtzug nach Stockholm fahre und dort kurz bei einem Bekannten unterkomme. Mein Gastgeber ist eigentlich Vegetarier aber Rentier aus artgerechtester Haltung ißt er, also flitze ich zum nächsten Rentierhändler und besorge ein Paar Entrecôtes, die wir daheim braten und genießen.
                                  Am nächsten Tag laufe ich zum Cityterminalen und fahre mit dem Schnellbus nach Malmö, wo ich spät in der Nacht ankomme und mir ein ruhiges Plätzchen in den Dünen direkt am Strand suche.
                                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_7145.JPG Ansichten: 0 Größe: 346,2 KB ID: 3117225
                                  Am nächsten Morgen geht es wieder zurück zum Bahnhof und in den nächsten Fernbus nach Hamburg. Dort am ZOB angekommen genehmige ich mir etwas von der lokalen Döneria um nicht vom Aufpasser von den heißbegehrten Sitzgelegenheiten verscheucht werden zu können - und natürlich weil ich Hunger hatte. Der Aufpasser scheint machtlos, immer wieder setzt sich jemand ohne Döner von ihm hin und alle paar Minuten muß er Leute vertreiben, eine Sisyphusarbeit.
                                  Der nächste Bus bringt mit zum Frankfurter Hauptbahnhof und die S-Bahn nach Aschaffenburg, wo ich dankenswerterweise von Lobo abgeholt und es so noch rechtzeitig zum nahen ODS-Treffen in Gailbach schaffe. Es folgte ein angenehmer Abend mit den üblichen Verdächtigen am Lagerfeuer und am folgenden Tag wurde ich von Lobo wieder zum Bahnhof kutschiert. Hier hüpfte ich in den nächsten Zug nach Karlsruhe und kam dank Tram wieder daheim an.

                                  Insgesamt eine aufregende, spannende und geniale Tour auf der ich viele nette Leute getroffen hatte und von vielen hilfsbereiten Menschen mitgenommen und aufgenommen wurde.
                                  Ein paar Tips für Nachahmer:
                                  • kein einziger LKW hielt an, versucht es aber trotzdem!
                                  • versorgt Euch gut mit Wasser und Essen
                                  • an den Tankstellen bekommt man einiges, aber für frisches lohnt der Gang in den Supermarkt
                                  • seid spontan und flexibel in Eurer Reiseplanung
                                  • wißt immer wo Euer Handtuch ist!
                                  Zuletzt geändert von Moltebaer; 10.08.2024, 04:04. Grund: +geber
                                  Wandern auf Ísland?
                                  ICE-SAR: Ekki týnast!

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                                    • 24.01.2011
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                                    #37
                                    Große Klasse!

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                                      • 24.03.2014
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                                      #38
                                      Zitat von Moltebaer Beitrag anzeigen
                                      [*]wißt immer wo Euer Handtuch ist![/LIST]
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                                      Vielen Dank für den schönen Bericht!

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