[cz] Solotrekking Oktober 2021 durch die Ostsudeten

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Bennsen
    Erfahren
    • 27.06.2021
    • 190
    • Privat

    • Meine Reisen

    [cz] Solotrekking Oktober 2021 durch die Ostsudeten

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Scheixxe die 2. ;) - hoffentlich klappt es diesmal.

    Einstieg


    Krasne ist eine an einem steilen Hang gelegene Streusiedlung, die einfach nicht zu enden schien. Ich bin erst 15:30 Uhr in Sumperk losgelaufen. Ich hatte mich etwas mit dem Zugverkehr in Tschechien verheddert und bin dadurch später als geplant an meinem Tourstartpunkt angekommen. Zuerst ging es bei schönstem herbstlichen Sonnenschein über Landstraßen an lecker Apfelbäumen vorbei über die Felder zum Jeseniky-Gebirge. Kaum war ich im Wald angekommen, gingen auch schon die Steigungen los und ich ächzte. Endlich, nach über 400 Höhenmeter Anstieg ließ ich die letzten Häuser hinter mir und es wurde es flacher. Am Rand eines Holzeinschlags bot sich ein Flecken neben einem kleinen Grünschieferfelsen zum übernachten an. Höchste Zeit, weil die Sonne schon weg war und die Blaue Stunde anbrach.





    1.Tag - ab auf die Höhen

    6:30 ging der Wecker. Mein Plan war vor dem Auftauchen der Waldarbeiter den Rucksack auf dem Rücken zu haben. Pustekuchen! Gegen 6 Uhr tuckerte ein Auto auf dem nächsten Forstweg vorbei und wenig später hörte ich das Jaulen der Motorsägen. Naja sie scheinen mein Zelt nicht gesehen zu haben.
    Also Frühstück/Kaffee/Zähneputzen/Geraffel in den Rucksack und losmarschiert. Es ging weiter durch Fichtenforst bergan und ab und zu an knorrigen Gneisfelsen voller Quarzite vorbei. Nach einigen Kilometern der erste Aussichtspunkt auf dem Kameny Vrch. Auf einem Gneisfels-Plateau stand ein Holzgerüst mit Ausblick und auf diesem früh 9 Uhr ein Wanderer in blauer Jacke. Beim holprigen Gespräch auf englisch erfuhr ich, dass er It-Manager aus Zilina in der Slowakei ist, jetzt in Sumperk wohne und die Freiheiten des Homoffice nutzt, um morgens öfter einen Kurztripp in die Berge zu machen, bevor es an den Monitor geht. Wir haben uns nett unterhalten und er meinte, dass ich der erste sei, den er morgens hier getroffen habe. Wir verabschiedeten uns und es ging weiter.


    Die nächste Rast machte ich am Skritek-Pass an der Straße, denn bald darauf ging der zweite größere Anstieg los, der mich dann bis über die Waldgrenze bringen sollte. Steinig stieg der Weg durch immer uriger werdenden Wald mit herbstbunten Laubbäumen und gelbrot leuchtenden Blaubeerfeldern an einer Schutzhütte vorbei bergan. Links tat sich der Blick auf einen Felsen auf. Kurz darauf war ich oben und hatte einen super Rundblick nach Süden.









    Ein Stück weiter war ich schon in der Latschenkieferzone und hatte meinen ersten Ausblick auf dem Pecny-Felsen oberhalb 1300 MüNN. Ab hier konnte ich die Gebirgsstöcke überblicken, über die in den nächsten Tagen meine Tour gehen wird. Ab hier kannte ich auch schon in der Gegend aus, von einer früheren Tour durch die Ost-Sudeten.
    Nach ungefähr 10 mehrtägigen Wandertouren durch den Thüringer Wald 2021 wollte ich auch mal wieder woanders mich auslaufen und oberhalb der Waldgrenze den Weitblick genießen. Genau das ist im Jeseniky und dem anschließenden Glatzer Schneegebirge zu finden, ohne dass es dort so überlaufen ist wie im Riesengebirge. Also freute ich mich bei dem Ausblick auf die nächsten Tage.






    Meine nächste Pause machte ich an der Jeleny Studanka, einer kleinen robusten Steinhütte mit Quelle nebenan. Bis hierher wollte ich an diesem Tag mindestens kommen. Ab hier ging es auf dem Fernwanderweg E3 weiter, den etliche Ost-Nostalgiker auch EB nennen, weil es ursprünglich die Wegführung des "Fernwanderweg der Völkerfreundschaft Eisenach-Budapest" war. Sozusagen lief ich jetzt die nächsten Tage wieder Richtung Eisenach ​. An der Hütte waren noch einige Wandergruppen, die sich anschickten wieder in die Talorte zu laufen. Ich beschloss noch an diesem Tag mindestens bis über die Vysoka Hola (Hohe Heide 1463 MüNN) zu laufen und mir dann den nächsten Biwakplatz zu suchen.




    Also gings auf sanften Steigungen auf dem Höhenzug durch die Latschenkiefern und Wiesen zur Vysoka Hola. Auch der Praded (Altvater 1491 NüNN) als höchster Berg des Gebirges rückte mit seinem imposanten Turm immer näher. Oben auf der Vysoka Hola war nur noch Wiese, auf der eine verschlossene Finnhütte stand. Einen Moment überlegte ich, hier auf der Freifläche zu biwakieren. Ich hielt das dann doch für eine bescheuerte Idee, da hier ganz schnell Stürme aufziehen können. Es stellte ich als die richtige Entscheidung heraus.





    Beim Abstieg hinunter zu den Hotels des nächsten Skigebietes bog ich nach rechts weg zum nächsten Pass. Ich baute das Zelte nah bei den Latschenkiefern auf und stellte es mit der Schmalseite in Windrichtung. So fühlte ich mich für einen Wetterumschwung bestens vorbereitet.

    2.Tag - bei Sturm über den Praded bis ins Keprniker Bergland
    Die Nacht war aufregend. Erst brüllten um mich herum die Hirsche, dann in den frühen Morgenstunden kam Sturm auf. Der Wind hatte sich etwas gedreht und rüttelte von der Seite am Zelt. Aber alles im grünen Bereich, mein Zelt ist ziemlich windstabil und die Häringe waren gut eingeschlagen. Als ich den Kopf das erste mal rausstreckte, steckte die Gegend in schnellziehenden Wolken.



    Also Frühstück/Kaffee/Zähneputzen/Geraffel in den Rucksack und losmarschiert. Immer wieder gab es helle Lücken in den Wolkenfetzen und hin und wieder ist der Praded zu sehen. So gings bei ständig wechselnden Ausblicken hinunter zu den Hotels. Dort angekommen standen alle Parkplätze mit Autos voll. Ich glaube ich hätte mich nicht darauf verlassen können, hier kurzfristig eine Bleibe für die Nacht zu bekommen.




    Ab hier führte eine breite Straße den Praded hinauf. Ähnlich wie beim Brocken im Harz kann es einem passieren, dass man in Kolonnen von Wanderern gerät, die alle zum Gipfel laufen. Früh am Morgen waren es aber nur Einzelne, die sic hauf dem Weg machten. Kurz vor dem Gipfel führte die Straße auf die Windseite des Berges und ich bekam die volle Wucht des Sturmes zu spüren. Stellenweise wedelte es mich über die halbe Straßenbreite. Dafür hatten sich die Wolken verzogen und ich konnte das Bergland Richtung Norden nach Polen und Richtung Osten zum Glatzer Schneeberg und Keprnik überblicken.








    Weils doch ganz schön stürmte und ich hier nicht einkehren wollte, machte ich mich wieder vom Berg runter und bog wieder auf den E3 Richtung Schweizer Hütte nach rechts weg. Hier war es nicht mehr ganz so windig und irgendwann tauchte vor mir die Bergbaude auf. Drinnen saßen schon um 10 Uhr in der Frühe die ersten Tschechen beim Bier beisammen. Es scheint bei Tschechischen Männern keine Tageszeit zu geben, an der sie dem Pivo abgeneigt sind. Mir reichte Schwarzer Tee und lecker was zu essen.


    Hinter der Schweizer Hütte wurde die Gegend etwas abgelegener. Der Weg führte immer wieder über Bohlen durchs Hochmoor. Trotzdem kamen mir hier mehrmals Wandergruppen entgegen, auch mal mit größeren Rucksäcken. Ich schien nicht der Einzige zu sein, der hier eine Mehrtagestour wanderte. Das Wetter war nach wie vor windig bis stürmisch. An der nächsten Schutzhütte nutzte ich den trockenen Wind, um mein Zelt noch mal zu lüften und zu trocknen. Dabei musste ich höllisch aufpassen, dass es mir vom Wind nicht aus der Hand gerissen wurde!
    Nachmittags kam ich am nächsten Straßenpass Cervenohorske Sedlo an. Auch hier gabs wieder ein paar Hotels und ein paar Skilifte. Kein Grund für mich, länger zu bleiben. Auf der anderen Seite stieg die Weg ins Keprniker Bergland an. Ich wollte noch vor dem Keprnik den nächsten Biwakplatz finden.



    Oben auf der Höhe verließ ich kurz entschlossen den E3 und stieg der gelben Markierung folgend über den Cervena Hora (1337 MüNN. hinter dem Gipfel boten kleinere Felsen auf einer Freifläche wieder Fernsicht bis hinunter nach Jesenik, auf den nahen Keprnik und nach Norden ins nächste Gebirgsmassiv. Hier oben war es immer noch so stürmisch, dass mir das freie Stehen auf dem Felsen schwer fiel. An der nächsten Wegkreuzung ging ich die grüne Markierung hinunter zur Vresova Studanka, einer kleinen Steinkapelle mit gefasster Quelle innen.
    Eigentlich hatte ich überlegt, hier zu übernachten. Aber die kleine Kapelle bot wenig Schutz vor dem Wind und unter dem Blick der barmherzigen Jungfrau Maria, die andächtig über die Quelle wachte, wollte ich auch nicht schnarchen. Also beschloss ich vom Cervena Hora weg zum nächsten Pass zu gehen und vor dem Anstieg zum Keprnik mir eine Biwakstelle zu suchen.






    Etwas weg vom Wanderweg und auf der windabgewandten Seite fand ich einen schönen weichen Stellplatz fürs Zelt, obwohl es noch nicht mal 16 Uhr war. Egal, den Keprnik spare ich mir für morgen auf.



    3.Tag - das Wetter schlägt um
    Irgendwann in der Nacht ließ der Wind nach und es begann zu regnen, wenn auch nicht viel. Morgens schaute ich in einen von Nebelschwaden durchzogenen feuchten Wald. Also Frühstück/Kaffee/Zähneputzen/Geraffel in den Rucksack und losmarschiert.
    Der Weg auf den Keprnik (1422 MüNN) führte wieder mit einigen mäßigen Steigungen und Moorpassagen in die Waldgrenze. Die Nebelschwaden verzogen sich teilweise und der Himmel war bedeckt. Oben angekommen bot sich bei Windstille ein Rundum-Panoramablick unterhalb der Wolkendecke, während in den Tälern und an den Hängen Nebelfetzen und Nebelfelder hingen. Dazu war es gespenstisch windstill. Frühs 9 Uhr war ich komplett allein hier oben. Der Keprnik ist eine leicht gewölbte Hochfläche, die in einer niedrigen Felskanzel aus alten Glimmerschiefer gipfelt. Oberhalb der Waldgrenze schaute ich hinüber zum Glatzer Schneeberg, der gegenüber den letzten Tagen schon ziemlich näher gerückt war. Der Praded in der entgegen gesetzten Richtung steckte komplett in den Wolken. Dafür hatte ich Ausblicke nach Süden in die mährischen Niederungen und nach Norden in die schlesische Tiefebene Polens. Im Vordergrund Richtung nordwest war mein nächstes Ziel der Serak (1350 MüNN) mit bewirtschafteter Hütte zu sehen.








    Kurz bevor ich die Hütte erreichte zogen die nächsten Nebelschwaden den Hang hoch. Von links sah ich aus Richtung des Sessellifts eine größere Gruppe internationaler StudentInnen kommen. Obwohl es erst kurz nach 10 Uhr war, füllten sich die Gasträume der Wirtschaft schnell. Und natürlich saßen auch hier der nächste Trupp älterer Tschechen schon beim Bier. Kurze Zeit später kam eine weitere Gruppe StudentInnen durchgeschwitzt mit Rucksäcken hereinmarschiert. Das war dann wohl die Fraktion, die vom nahen Pass Ramzova zu Fuß hochgekommen sind. Immerhin waren das auf 5 Kilometer 500 Höhenmeter. Ich gönnte mir eine Brotzeit und machte mich dann wieder auf den Weg hinunter nach Ramzova. Beim Abstieg begann es leicht zu nieseln.





    Noch vor Mittag kam ich in Ramzova an. Hier gab es mal wieder einem Skigebiet mit Lifts, Skipisten und Hotels an der Straße zu sehen. Einen Bahnhof gab es auch. Kurz vor dem Bahnhof fing es an zu regnen. Ich zog Chaps und Regenponcho über und lief weiter. Meine Hoffnung war ja, dass es bald wieder aufhörte. Nee es regnete und nieselte die nächsten 24 Stunden durch!
    Es ging also im Regen durch das nächste Walddorf bergan und dann dem Bachlauf folgend weiter hoch. am Ende der Steigung gab es eine offene Schutzhütte mit vielen Bänken und einem gemauerten Kamin. Dort konnte ich erst mal pausieren, während es unablässig weiter tratschte. Ich tröstete mich damit dass es auf diesem Teil der Tour eh nicht viel zu sehen gab und trottete weiter. Mein nächstes Ziel war der Palas und das Hotel an demselben.


    In dem Hotel gabs noch mal leckeres Essen und einen wärmenden Kaffee, bis ich den Rest meiner Tagesetappe hinter mich bringen wollte. Gleich beim Hotel war eine kleine Holzkapelle mit bunten Heiligenbildern und einem kleinen Altar. Solche Kapellen waren öfter mal am Wegesrand zu sehen, manche noch mit deutschen Inschriften von 1910 oder 1941.




    Ich lief weiter auf Forstwegen im Regen durch den Wald Richtung Medwedi Bouda (Bärenbaude). Ab hier wollte ich mich wieder nach einem Biwakplatz umschauen. Also gings bei dem Schietwetter die nächste Steigung hoch und oben direkt an der polnischen Grenze fand ich im Wald ein nettes moosiges Stellplätzchen für mein Zelt.



    4.Tag - Bei Nebel durchs Glatzer Schneegebirge
    Die Nacht tropfte es unablässig aufs Zelt und verriet mir, dass es weiter regnete. Also Frühstück/Kaffee/Zähneputzen/Geraffel in den Rucksack und losmarschiert. Diesmal halt mit dem mulmigen Gefühl, ein komplett nasses Zelt eingepackt zu haben. Es regnete und nieselte immer noch. Nach dem nächsten Straßenpunkt stieg der Weg wieder an. Am Wegrand fand ich eine offene überdachte Futterkrippe und rastete erst mal. Denn jetzt wurde der Weg mehr als eine Stunde regelrecht eintönig bei dem Geniesel, bis die Markierung auf einmal nach rechts durchs Unterholz steil bergan wies und ich bei der nächsten Kapelle ankam. Hier konnte ich noch einmal unter dem Vordach rasten und es hörte langsam auf zu regnen. Der Nebel blieb mir aber erhalten.




    Ab der Kapelle begann der Anstieg zum Kralicky Sneznik (Glatzer Schneeberg 1423 MüNN), welcher der letzte Höhepunkt meiner Tour werden sollte. An der Adelin Schutzhütte machte ich noch mal Rast. Kurz entschlossen nutzte ich eine etwas höher gefasste Quelle, um mich nach Tagen das erste mal zu duschen, und das bei Nebel und 9°C Außentemperatur. Es gibt schlimmeres und der heiße Kaffe nebst Kartoffelbrei vom Kocher brachten mich wieder auf die richtige Temperatur. Kurz überlegte ich noch, den Rest des Tage hier zu bleiben und besseres Wetter abzuwarten. Da es jedoch noch nicht mal Mittag war, erschien mir das dann doch etwas zu langweilig.
    Ich stieg also wieder weiter berghoch und kürzte an der übernächsten Biegung den E3 auf dem Weg mit grüner Markierung etwas ab. Dafür gings wieder steil und verblockt entlang der tschechisch polnischen Grenze bergan. Hier oben auf dem Seitensattel des Kralicky Snieznik wurde es wieder stürmisch. Also blieb ich an der nächsten Wegkreuzung wieder auf dem E3, weil dieser im Windschatten des Berges hochführte. Oben an der Waldgrenze tauchten Grundmauern im Nebel rechts des Weges auf. Dahinter stand eine Elefantenplastik aus Stein auf einem hohen Sockel. Was es mit dieser Plastik auf sich hat, weiß ich nicht. Aber der Eleafant schien trotzig seinen breiten Rüssel dem Wetter entgegenzustemmen und sah dabei trotzdem irgendwie niedlich aus. Ich ging also bei stürmischen Nebel weiter berghoch. Mir war klar, dass es heute nix mit Fernsicht auf dem Gipfel werden würde. Unmittelbar vor mir tauchte die gefasste Quelle der Morava auf. Auf einmal hörte ich es unmittelbar hinter mir laut schnaufen. Erschrocken drehte ich mich um und wurde fast von einem Jogger überrannt, der hier in kurzärmeligen Dress mit Stirnband die Steigung hochschnaufte und im Nebel verschwand. Meine erste menschliche Begegnung dieses Tages! Kurz vor dem Gipfelplateau tauchte eine Gruppe Jugendlicher vor mir auf, die leichtfüßig zur Morava-Quelle hinunter marschierten und mich berghoch wieder überholten. Oben auf der Hochfläche war dicker Nebel und Sturm. Einiges hatte sich augenscheinlich seit meinem letzten Besuch hier vor 5 Jahren geändert. Die Hochfläche schien zertrampelter als damals. Und wo vorher ein meterhoher Steinhaufen war, erhob sich jetzt in den Wolken der schemenhafte Umriss eine Turmes aus Stahlstreben und Wellblech welcher pfeifende Geräusche im Sturm von sich gab.











    Bei der letzten Tour hier gabs Fernsicht satt zurück ins Jeseniky, weit nach Polen und bis hinüber ins Riesengebirge. Umgekehrt stand ich schon zweimal auf der Schneekoppe und konnte bis hierher schauen. Diesmal gab es nur Wind, Nebel und Nässe. Egal, beim letzten mal steckte der Keprnik in den Wolken und bei dieser Tour eben der Kralicky Sneznik. Beim Abstieg überlegte ich noch einen Moment, ob ich nicht doch auf der polnischen Seite zur nächsten Bergbaude gehen sollte. Ich blieb dann doch auf dem E3. Ich wollte an der Schutzhütte am nächsten Pass vor dem Aussichtsberg Klepac übernachten. Eine fünfte Nacht und in meinem nunmehr nassen Zelt würde ich schon noch hinbekommen.
    Also gings wieder runter in urige Wälder über Quellen und Bäche hinweg am Hang entlang bis nach einigen Stunden Nebelwanderung die Schutzhütte in Sicht kam. Es sollte also die nächste Nacht genau an der Staatsgrenze zu Polen werden.
    Um das Zelt innen halbwegs trocken zu kriegen, wollte ich meinen Trangia als Heizung missbrauchen. Spiritus hatte ich noch zur Genüge dabei, um mal eine komplette Füllung zu opfern. Also ab ins Zelt und einen flachen Stein in den Topf gelegt und darauf der Trangia Brenner (der Brenner kann so heiß werden, dass die Isomatte oder der Zeltboden den Aggregatzustand wechseln könnte!). Den Eingang des Innezeltes ließ ich etwas offen, da ich keine gesteigerte Lust auf eine Kohlenmonoxid-Vergiftung hatte. Der Brenner schaffte es das Zelt für 20 Minuten auf Sommertemperaturen zu heizen. Als er ausgebrannt war, wurde es schnell wieder kühl. Das innenzelt war jedoch trocken aber der Zeltboden noch weitgehend nass. Das verflüchtigte sich noch mit der Zeit und ich konnte mich endlich in den Schlafsack verkrümeln.



    Ausstieg
    Irgendwann nachts hörte es auf von den Bäumen zu tropfen und ich musste zum ersten mal den Schlafsack richtig zuziehen, weil die Temperaturen Richtung 0°C sanken. Morgens gegen 6 Uhr in der Dämmerung hörte ich auf einmal Stimmen in der Ferne, die langsam näher kamen. Ich überlegte: Waldarbeiter können das nicht sein, weil die angefahren gekommen wären. Als die Stimmen nah heran waren, zog ich mich an, knipste die Kopflampe an und ging vor auf die Wegkreuzung. Dort leuchteten mich auf einmal ca 25 Kopflampen an. Jemand fragte mich was ich rief "Nemecki" (Deutscher) herüber und deutete auf mich. "Guten Tag" kams zur Antwort. "Polska?", fragte ich und die Kopflampen nickten. "Dien Dobra" war meine Antwort. Ein älterer Mann zählte die Jugendlichen durch und weiter zog die Karawane durch die Morgendämmerung zum Klepac.
    Der Himmel war blau und es war recht frisch. Also Frühstück/Kaffee/Zähneputzen/Geraffel in den Rucksack und losmarschiert. Bei srahlender Sonne ging es den Aussichtsberg Klepac hoch, der weit in die südlichen Niederungen hineinragte. Rechts im Westen schaute ich auf ein waberndes Nebelmeer und der Blick zurück zeigte bei strahlendem Himmel einen Blick auf den Kralicky Sneznik. Wenigstens gab es wettertechnisch einen schönen Rausschmiss für mich aus dem Gebirge.
    Auf dem Klepac angekommen, stellte sich heraus, das der Holzturm wegen Baufälligkeit gesperrt war. Es gab aber auch ohne ihn genug Fernsicht. Es war noch mal richtig schön, dem Nebelmeer im Westen zuzuschauen, während im Osten nur wenige Schleier im Morava-Tal hingen. Im Süden, da wo ich hin musste, steckte alles im Nebel. Schaumermal, ob das so bleibt.










    Es ging nun vom Klepac an bergab, bis ich am Waldrand auf einer Straße landete an der die Markierung des E3 entlang führte. Der Weg führte jetzt durch kleinere Waldabschnitte und größere Wiesen mitten in den Nebel hinein. Ich hatte das Gebirge verlassen und wanderte auf dem E3 dem Städtchen Kraliky zu, dem Endpunkt meiner Wanderung. Unterwegs begegnete ich nahe einem Gehöft am Wegrand einem Kruzifix, dessen eiserner Jesus mit drei Nägeln ans (Stein)Kreuz genagelt war, wovon einer wohl in seinem Gemächt steckte. Was soll mir dies nun über das hiesige Christentum sagen?





    Langsam löste sich auch hier in den Niederungen der Nebel auf und es wurde mal in der Sonne richtig warm, mal im nächsten Nebelschwall wieder kühl. Am Waldrand machte ich noch mal Rast und aß die letzten Scheiben Brot, die ich noch hatte. Bis auf eine 5 Minutenterrine Kartoffelbrei und ein paar Gummibärchen hatte ich alles weggefuttert. Auf einmal tauchte das nächste Stimmgewirr im Nebel auf und eine Gruppe Junger Männer mit großen Rucksäcken zog an mir vorbei gen Gebirge und grüßte. Damit hatte ich hier draußen in der Pampa nicht gerechnet.
    Kurz vor Kraliky tauchten rechts des Weges Bunkeranlagen auf und dahinter ein Militärmuseum mit allerhand alten gepanzerten Fahrzeugen. Kraliky selbst fand ich, als ich so auf dem Marktplatz stand, ziemlich trist. Aber da es erst 13 Uhr mittags war und es hier eine Bahnstation gab, schaffte ich es noch von hier wieder nach hause zu kommen, auch wenn die tschechische Staatsbahn mich immer mal wieder verwirrt. Über 100 Kilometer mit ca 3500 Höhenmeter Hoch und Runter und 5 Nächte im Wald langen auch fürs erste ...





    Fazit: Es war definitv eine lohnende Tour durch das Bergland der Ostsudeten. Mit Wetterumschwüngen muss halt auch hier gerechnet werden, aber für mich war alles im grünen Bereich. Eine klare Empfehlung von mir, wer in Mitteleuropa Mehrtagestouren in schöner nicht allzu schroffer Berglandschaft machen und es nicht so überlaufen haben möchte. Gefühlt machen hier nur Tschechen und Polen Wanderurlaub. Im Riesengebirge sah das schon immer anders aus.


    Cheers
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Bennsen; 29.10.2021, 15:33.

  • Bennsen
    Erfahren
    • 27.06.2021
    • 190
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Irgendwas läuft hier mit der Forensoftware nicht ganz rund. Wenn ich eingeloggt bin, sind die Bilder da, wo ich sie platziert habe + nochmal dieselben als Monster Dateianhang! Bin ich ausgeloggt, fehlt die erste Hälfte der Bilder und der ungewollte Dateianhang existiert weiter.
    Beim erstellen des Beitrags ist zwischendurch mein Account geschlossen worden und ab da fing der Schlamassel an. Kann mir jemand sagen, was da schief läuft?

    Danke im Voraus

    Kommentar


    • Flachlandtiroler
      Freak
      Moderator
      Liebt das Forum
      • 14.03.2003
      • 29038
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Zitat von Bennsen Beitrag anzeigen
      Irgendwas läuft hier mit der Forensoftware nicht ganz rund. Wenn ich eingeloggt bin, sind die Bilder da, wo ich sie platziert habe + nochmal dieselben als Monster Dateianhang! Bin ich ausgeloggt, fehlt die erste Hälfte der Bilder und der ungewollte Dateianhang existiert weiter.
      Beim erstellen des Beitrags ist zwischendurch mein Account geschlossen worden und ab da fing der Schlamassel an. Kann mir jemand sagen, was da schief läuft?
      Die Session-Dauer ist leider offenbar ziemlich sprunghaft: Manchmal bleibt man über lange Zeit eingeloggt, manchmal fliegt man binnen Sekunden raus. Bist/wirst Du während des Schreibens ausgeloggt, werden die bereits hochgeladenen Bilder irgendwie korrumpiert.

      Es gibt einige Beschreibungen, wie man dieses Problem minimieren kann; sie stehen oben angepinnt hier:
      https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...ik/fotogalerie

      HTH, Martin
      Meine Reisen (Karte)

      Kommentar


      • November
        Freak

        Liebt das Forum
        • 17.11.2006
        • 11083
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        Oh, das ist schade.
        Ich hatte gestern nur kurz reingeschaut und wollte jetzt alles in Ruhe lesen und anschauen.
        Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

        Kommentar


        • Bennsen
          Erfahren
          • 27.06.2021
          • 190
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Zitat von November Beitrag anzeigen
          Oh, das ist schade.
          Ich hatte gestern nur kurz reingeschaut und wollte jetzt alles in Ruhe lesen und anschauen.
          Ich hab mich noch mal hingesetzt und alles neu hochgeladen. Aber diesmal habe ich vorher die Bildgrößen reduziert. Wie ich den Dateianhang unsichtbar mache, dass er nicht mehr angezeigt wird, habe ich noch nicht rausgefunden.

          Kommentar


          • Pfad-Finder
            Freak

            Liebt das Forum
            • 18.04.2008
            • 11916
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            Da ich weite Teile Deiner Strecke kenne, kann ich die Bilder auch so zuordnen. Danke für den Bericht!

            Der Elefant ist übrigens alles, was von einer Künstlerkolonie übriggeblieben ist.
            Schutzgemeinschaft Grüne Schrankwand - "Wir nehmen nur das Nötigste mit"

            Kommentar

            Lädt...
            X