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Brenta – Es grüßen Gustavo Vidi und Claudio Costanzi
Ein kurzer Bericht und viele Bilder (m)einer straffen Tagestour in der Brenta Mitte September 2021.
Ich parke mein Auto an der Albergo Genzianella, hier werde ich heute Abend wieder die Straße betreten. Per Anhalter kürze ich das kurze Stück Richtung Bergbahn Grostè No 2 bei Madonna di Campiglio ab.
Die Bahn fährt ab neun Uhr zum Passo del Grostè auf. 15 Minuten vorher scharren rund 30 weitere Wanderer bereits mit den Hufen, eh um fünf vor halb die Türen aufgehen. Die Bahn fährt zum Passo del Grostè auf gut 2450 Meter hinauf. Die Sonne scheint und ich bin guter Dinge, dass heute ein großartiger Tag in den Bergen wird.
Am Passo del Grostè wende ich mich Richtung Pietra Grande zum Ausgangspunkt meiner Wanderung. Über den "Sentiero Gustavo Vidi" zur Bocchetta dei Tre Sassi laufe ich die nächsten zwei Stunden im Schatten der Westseite des nördlichen Brentakamms. Der Sentiero Gustavo Vidi wird auch als Via Ferrata geführt, an zwei Stellen gibt es etwas Stahlseil und drei Leitern zu überwinden, also kaum der Rede wert. Hier im Schatten ist es angenehm kühl, auf der Ostseite der Brenta ballert die Sonne mit rund 25°C auf den Fels.
Pietra Grande
Gerne wäre ich über die Pietra Grande gekraxelt, leider laufen keine weiteren Mitstreiter, die in meine Richtung unterwegs sind und alleine ist mir das da drüber doch ne Nummer zu ungewiss (mangelnde Vorbereitung)… Mein Weg führt unterhalb der Pietra Grande immer am Fels, oder über Schutt nach Norden.
Es geht oberhalb des Felsbands gen Norden
Auf einem Sattel vor der Bocchetta dei Tre Sassi steht ein grünes Hilleberg. Die beiden Bewohner sitzen allerdings wortkarg mit Ihren Daunenschlafsäcken über dem Schoß vor Ihrem Gaskochern. War sicherlich kalt die Nacht auf 2700 Metern Mitte September.
netter Spot für ne Nacht
Ab der Bocchetta dei Tre Sassi (2613 m) geht es dann über den "Sentiero Claudio Costanzi" weiter! Der Sentiero Claudio Costanzi ist dann schon eher ein anspruchsvollerer Klettersteig, deutlich ausgesetzter als der erste Weg des Tages und an vielen Stellen mit Drahtseilen versichert. Ich habe zwar Klettersteiggeraffel mit, dieses bleibt aber den gesamten Tag im Rucksack.
Es geht auf und ab, auf und ab, auf und ab; Zwischen dem Sasso Alto und dem Cima Sassara mache ich meine Mittagspause. Ich habe keinen Handyempfang und die Stille um mich herum ist schon beinahe beängstigend, bis es ein erstes Mal knallt. Ein Gewehrschuss! Ich höre ein wenig Geröll ein Schuttfeld herabrollen. Ein zweiter Schuss und weiteres Geröll poltert das Schuttfeld hinab. Schwarze Punkte bewegen sich über das Schuttfeld, ich zähle gut 30 Gämse in der Ferne.
26 Gämse
Die Wolken prallen auf die Pietra Grande
Durch dieses Schuttfeld aufwärts war wahrscheinlich der anstrengendste Teil des gesamten Tages
Hier kippt das Wetter etwas und die wohl Brenta typischen Wolken ziehen auf, die mich das ein oder andere Mal verschlucken werden, aber auch immer wieder für eine spannende Atmosphäre sorgen.
Weiter geht es unterhalb des Gipfels des Cima Sassara. Hier biege ich kurz vom Weg ab und erklimme den Gipfel des Cima Sassara (2894 m). Der Rother KS-Führer erwähnt hier extra ein Gipfelkreuz aus Metall, stimmt es ist das einzige des Tages.
Kurz danach sehe ich endlich das "Bivacco Fratelli Bonvecchio". Ursprünglich habe ich meine heutige Runde als 2-Tagestour geplant und wollte die Nacht in dieser schönen Biwakschachtel verbringen. Diese Tour fiel aber aus, da ich ohne Wanderstiefel im Auto bei meiner ersten Anreise den Tränen nahe war und wieder zurück an den Lago di Caldonazzo gefahren bin (beinahe 2h pro Richtung!)…
Welch geiler Ort für eine Biwakschachtel
und zurückgeschaut
Vor und nach dem Biwak steht doch recht viel Edelweiß auf den Hängen, ich bin entzückt und erfreut, dass so spät im Jahr noch so viel davon stehen geblieben ist.
Die Wolken erlauben mir einen Blick hinab zum Lago Di Tovel, davor ein geiler Grat:
Lago di Tovel
Edelweiß
Weiter geht es über die Cima Paradiso, wieder auf und ab, auf und ab, vorbei an dem Cima Rocca, auf und ab, auf und ab, hoch Richtung Cima del Vento, auf und ab…. Ein wenig Wandern auf dem Grat, dann wieder über eine Scharte in Richtung eines Gipfels, auf und ab. Die letzten Stunden und die noch folgende merke die für mich ungewohnte Höhe (~2800 Meter) doch erheblich. Sobald es aufwärts geht, muss ich nach fünf bis spätestens 10 Höhenmetern pausieren. Das habe ich bisher nur einmal in der Schweiz erlebt und bei unserer Tour in Kirgistan 2013. Ich bin da doch sehr anfällig.
hier ging es knackig runter
und wieder hinauf
Auf dem Weg Richtung Cima Benon habe ich keine Lust mehr, bin dann auch sehr froh, dass mein Weg links an dem Cima Benon vorbeizieht. Ich bin mittlerweile echt geschafft. Interessanterweise ändert sich hier die Farbe des Geröllschutts! Das graue Brenta Dolomit mischt sich mit einem roten Farbton, Streifen zeigen sich im Abbruch.
Sasso Rosso
Und vor mir steht dann der Sasso Rosso, ein Prachtstück aus rotem Gestein (roter Kalkmergel) und davor kann ich einen kleinen Wegweiser erkennen! Dieser steht am Passo di Pra Castron, von hier geht es dann in Richtung Malga Scale abwärts – Kategorie Kniekiller. Einige Male den steilen Taleinschnitt traversierend und dann auf und ab dem Weg 355 hinterher. Nach annähernd 10 Stunden Tour erreiche ich gut fertig mein Auto.
Eine schöne anstrengende Runde, danke Gustavo und Claudio!
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