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Mitreisende | |
Land: Italien
Reisezeit: 1.-4.10.2007
Region/Kontinent: Südeuropa
Sonntag, 30.September 2007 (Prolog):
Mit sorgenvollem Blick blicken Anne und ich durch Nebelschwaden hinauf zu den weißen Gipfeln der Berge, die das Val Bedretto (Schweiz) umgeben. Und auch ein Anruf beim Hüttenwirt der Capanna Cristallina bestätigt unsere Befürchtungen: Auf Höhen über 1500 Metern liegt ca. 50 cm Schnee, der die Wege ohne Schneeschuhe unbegehbar macht. Man kann es drehen und wenden wie man möchte, diesen Fehler haben wir uns selbst anzukreiden. So früh hatten wir einfach noch nicht mit Schnee gerechnet. Auch wenn viele Wanderer sogar später im Jahr noch schneefreie Wege hatten, beweist das ein Mal mehr, dass das Wetter keine Konstante ist, mit der man planen kann.
Uns bleibt nichts anderes übrig, als ein alternatives Ziel für unsere geplante Trekkingtour zu suchen. Zum Glück hatte ich kurz vor Abfahrt, als wir schon fast zu Türe draußen waren, einem Bauchgefühl folgend noch den „Walking in Italy“-Reiseführer von Lonely Planet eingepackt. Nur für den Fall der Fälle… Doch mehrtägige Zelttouren sind in den meisten europäischen Ländern nicht so einfach zu finden. Überall werden längere Touren nur mit Hütten- oder Pensionsunterkünften angeboten. Über die Möglichkeit von Zeltübernachtungen wird oftmals kein Wort verloren. Am großen Outdoor-Trend möchten halt so viele wie möglich verdienen.
Beim Durchblättern des Wanderführers stoße ich auf den Via Dei Monti Lariani, ein 125 km langer Wanderweg am westlichen Ufer des Comer Sees. Der Weg folgt zwischen 800 und 1000 Höhenmetern Pfaden, Fahrwegen sowie manchmal auch kleineren Straßen und dient als Verbindung kleiner Bergdörfer. Viele der Dörfer sind heutzutage verlassen, doch dienen ihre Almen auch heute noch in den Sommermonaten den Bauern der Küstendörfer für ihre Viehhaltung.
Wir beschließen, den Weg auszuprobieren und planen, am nächsten Tag nach Menaggio ins Tourismusbüro zu fahren, um Kartenmaterial und Infobroschüren über den Weg zu besorgen.
Montag, 1.Oktober 2007:
Da das Wetter immer noch nass und kalt ist, fällt es uns nicht schwer das Val Bedretto hinter uns zu lassen und zu versuchen, im milden Klima Italiens noch ein paar Sonnentage zu ergattern.
Am späten Vormittag erreichen wir Menaggio und finden nach kurzer Suche das Tourismusbüro. Vorrangig interessiert uns, wie es mit Zelten auf dem Via aussieht. Doch wissen wir noch nicht so genau, wie wir am geschicktesten diese Informationen einholen sollen, ohne gleich unsere Absichten bezüglich des Wildzeltens preiszugeben. Wie erwarten nicht besonders viel Verständnis von einer Institution, die dazu beitragen soll, den Tourismus in der Region zu Geld zu machen. Umso mehr sind wir überrascht, als uns die nette Mitarbeiterin des Tourismusbüros gleich fragt, ob wir denn auch ein Zelt dabei hätten, um bei den Streckenabschnitten flexibler zu sein. Am Wegrand fänden sich immer ein paar Plätze, auf denen man ein Zelt aufschlagen könne. Wir fragen nicht nach, ob dies in der Hauptsaison auch so locker gesehen wird. Über die Wasserversorgung bräuchten wir uns ebenfalls überhaupt keine Sorgen zu machen, da in regelmäßigen Abständen trinkwasserspendende Brunnen zu finden seien. Sie meint, dass wir es in vier Tage bis nach Sorico schaffen könnten, dem Ende des Via Dei Monti Lariani. Mit dem gesuchten Kartenmaterial und den gewünschten Antworten auf unsere Fragen als Beute verlassen wir das Tourismusbüro und fahren mit dem Auto nach Breglia, unseren auserkorenen Startpunkt.
Als gegen 13:00 Uhr die Rücksäcke gepackt und geschultert sind, stapfen Anne, ich und unser Hund Avari los und folgen einem Wegweiser, der ganz eindeutig „geradeaus“ zeigt. Schon nach einigen Minuten werden wir stutzig. Die Dame im Tourismusbüro hatte uns gesagt, dass Wegmarkierungen in regelmäßigen Abständen zu finden seien. Falls wir länger an keiner vorbeikämen, sollten wir lieber zurückgehen und die Abzweigungen überprüfen. So ganz passt die eingeschlagene Richtung auch nicht mit der geplanten Route überein. Und tatsächlich finden wir ca. 25 Meter rechts des Geradeauspfeils eine weitere Wegmarkierung. Auch der Lonely Planet deutete schon an, dass die Wegmarkierungen nicht die besten seien. Das kann ja heiter werden.

Nach wenigen Minuten führt der Weg aus Breglia in einen wunderschönen Kastanienwald. Die Sonne scheint, die Bäume leuchten in goldenen Farben und auf dem Weg liegen getrocknete Kastanienblätter, die jeden Schritt mit einem sanften Geräusch vertonen. Wir sind sofort von dieser traumhaften Herbststimmung gefangen.


Immer weiter hinauf schlängelt sich der Weg, von einem malerischen Bergdorf zum nächsten. Die rustikalen, teilweise bereits zerfallenen Steinhäuser, versprühen ihren ganz eigenen Charme. Begleitete uns nicht ein so strahlender Sonnenschein, könnten die ausgestorbenen Dörfer einem das eine oder andere Mal gewiss einen leichten Schauer über den Rücken jagen.
Leider verbringen wir relativ viel Zeit damit, Wegmarkierungen zu suchen, da diese an vielen Stellen, hauptsächlich Abzweigungen und Kreuzungen, fehlen oder äußerst versteckt angebracht sind. Doch kann auch dieser kleine Makel unseren Spaß an der tollen Tagesetappe nicht schmälern, denn allzu friedlich und ruhig lässt uns der Weg in der milden Herbstsonne dahin wandern. Die einzigen Lebewesen, die wir anfangs auf unserer Wanderung treffen, sind Kühe und Schweine, denen der Begriff „Massentierhaltung“ zum Glück gänzlich unbekannt sein dürfte.

Als wir gerade an einem Brunnen eine Trinkpause einlegen, hören wir plötzlich einige Meter unter uns einen lauten Pfiff. „Da sucht wohl jemand seinen Hund“ vermuten wir. Doch einige Sekunden später wird uns durch lautes Glockengeläute und Getrampel klar, dass es wohl nicht nur ein Hund ist, der da den Befehl zum Kommen erhalten hat. Avari blickt sich ängstlich um. Als ihr Blick in Richtung Berg schweift, weiten sich ihre Augen in Panik. Ungefähr 20 Kühe stürzen bergab auf uns zu. Schnell verschwindet Avari hinter einem Steinhaus. Wenige Augenblicke später sind wir von Kühen umringt, die uns mit misstrauischem Blick beäugen. Doch der Durst ist dann wohl doch größer als die Vorsicht und nacheinander treten die Kühe an den Brunnen, um sich mit dem köstlichen Nass zu erfrischen.

Nachdem die Kühe weitergezogen sind, traut sich auch Avari wieder aus ihrem Versteck hervor, und wir setzen unseren Weg fort. Wir beschließen, uns langsam einen schönen Lagerplatz zu suchen, da die Dämmerung auch schon einsetzt. Wir verlieren bei dem Dörfchen Bracco noch einmal kurz den Weg, da wieder einmal die Markierung an einer wichtigen Abzweigung hinter einem Busch versteckt angebracht ist.
Etwas oberhalb einer kleinen Kapelle namens S. Domenico finden wir einen geeigneten Zeltplatz, in dessen Nähe sich auch ein Brunnen befindet, mit herrlichem Blick auf den See. Wir schlagen unser Lager auf und genießen noch ein bisschen die Stille der Umgebung und die letzten Sonnenstrahlen auf unserer Haut, bevor wir das Abendessen zubereiten und uns anschließend in unsere Schlafsäcke kuscheln.
Beim Studieren der Karte wird uns schnell bewusst, dass wir es in den zwei Tagen und zwei halben Tagen niemals bis Sorico schaffen werden. Wir beschließen, einfach so weit zu laufen, wie wir in der uns zur Verfügung stehenden Zeit kommen.


Tagesübersicht:

Strecke: 8,53 km
Reisezeit: 1.-4.10.2007
Region/Kontinent: Südeuropa
Sonntag, 30.September 2007 (Prolog):
Mit sorgenvollem Blick blicken Anne und ich durch Nebelschwaden hinauf zu den weißen Gipfeln der Berge, die das Val Bedretto (Schweiz) umgeben. Und auch ein Anruf beim Hüttenwirt der Capanna Cristallina bestätigt unsere Befürchtungen: Auf Höhen über 1500 Metern liegt ca. 50 cm Schnee, der die Wege ohne Schneeschuhe unbegehbar macht. Man kann es drehen und wenden wie man möchte, diesen Fehler haben wir uns selbst anzukreiden. So früh hatten wir einfach noch nicht mit Schnee gerechnet. Auch wenn viele Wanderer sogar später im Jahr noch schneefreie Wege hatten, beweist das ein Mal mehr, dass das Wetter keine Konstante ist, mit der man planen kann.
Uns bleibt nichts anderes übrig, als ein alternatives Ziel für unsere geplante Trekkingtour zu suchen. Zum Glück hatte ich kurz vor Abfahrt, als wir schon fast zu Türe draußen waren, einem Bauchgefühl folgend noch den „Walking in Italy“-Reiseführer von Lonely Planet eingepackt. Nur für den Fall der Fälle… Doch mehrtägige Zelttouren sind in den meisten europäischen Ländern nicht so einfach zu finden. Überall werden längere Touren nur mit Hütten- oder Pensionsunterkünften angeboten. Über die Möglichkeit von Zeltübernachtungen wird oftmals kein Wort verloren. Am großen Outdoor-Trend möchten halt so viele wie möglich verdienen.
Beim Durchblättern des Wanderführers stoße ich auf den Via Dei Monti Lariani, ein 125 km langer Wanderweg am westlichen Ufer des Comer Sees. Der Weg folgt zwischen 800 und 1000 Höhenmetern Pfaden, Fahrwegen sowie manchmal auch kleineren Straßen und dient als Verbindung kleiner Bergdörfer. Viele der Dörfer sind heutzutage verlassen, doch dienen ihre Almen auch heute noch in den Sommermonaten den Bauern der Küstendörfer für ihre Viehhaltung.
Wir beschließen, den Weg auszuprobieren und planen, am nächsten Tag nach Menaggio ins Tourismusbüro zu fahren, um Kartenmaterial und Infobroschüren über den Weg zu besorgen.
Montag, 1.Oktober 2007:
Da das Wetter immer noch nass und kalt ist, fällt es uns nicht schwer das Val Bedretto hinter uns zu lassen und zu versuchen, im milden Klima Italiens noch ein paar Sonnentage zu ergattern.
Am späten Vormittag erreichen wir Menaggio und finden nach kurzer Suche das Tourismusbüro. Vorrangig interessiert uns, wie es mit Zelten auf dem Via aussieht. Doch wissen wir noch nicht so genau, wie wir am geschicktesten diese Informationen einholen sollen, ohne gleich unsere Absichten bezüglich des Wildzeltens preiszugeben. Wie erwarten nicht besonders viel Verständnis von einer Institution, die dazu beitragen soll, den Tourismus in der Region zu Geld zu machen. Umso mehr sind wir überrascht, als uns die nette Mitarbeiterin des Tourismusbüros gleich fragt, ob wir denn auch ein Zelt dabei hätten, um bei den Streckenabschnitten flexibler zu sein. Am Wegrand fänden sich immer ein paar Plätze, auf denen man ein Zelt aufschlagen könne. Wir fragen nicht nach, ob dies in der Hauptsaison auch so locker gesehen wird. Über die Wasserversorgung bräuchten wir uns ebenfalls überhaupt keine Sorgen zu machen, da in regelmäßigen Abständen trinkwasserspendende Brunnen zu finden seien. Sie meint, dass wir es in vier Tage bis nach Sorico schaffen könnten, dem Ende des Via Dei Monti Lariani. Mit dem gesuchten Kartenmaterial und den gewünschten Antworten auf unsere Fragen als Beute verlassen wir das Tourismusbüro und fahren mit dem Auto nach Breglia, unseren auserkorenen Startpunkt.
Als gegen 13:00 Uhr die Rücksäcke gepackt und geschultert sind, stapfen Anne, ich und unser Hund Avari los und folgen einem Wegweiser, der ganz eindeutig „geradeaus“ zeigt. Schon nach einigen Minuten werden wir stutzig. Die Dame im Tourismusbüro hatte uns gesagt, dass Wegmarkierungen in regelmäßigen Abständen zu finden seien. Falls wir länger an keiner vorbeikämen, sollten wir lieber zurückgehen und die Abzweigungen überprüfen. So ganz passt die eingeschlagene Richtung auch nicht mit der geplanten Route überein. Und tatsächlich finden wir ca. 25 Meter rechts des Geradeauspfeils eine weitere Wegmarkierung. Auch der Lonely Planet deutete schon an, dass die Wegmarkierungen nicht die besten seien. Das kann ja heiter werden.

Nach wenigen Minuten führt der Weg aus Breglia in einen wunderschönen Kastanienwald. Die Sonne scheint, die Bäume leuchten in goldenen Farben und auf dem Weg liegen getrocknete Kastanienblätter, die jeden Schritt mit einem sanften Geräusch vertonen. Wir sind sofort von dieser traumhaften Herbststimmung gefangen.


Immer weiter hinauf schlängelt sich der Weg, von einem malerischen Bergdorf zum nächsten. Die rustikalen, teilweise bereits zerfallenen Steinhäuser, versprühen ihren ganz eigenen Charme. Begleitete uns nicht ein so strahlender Sonnenschein, könnten die ausgestorbenen Dörfer einem das eine oder andere Mal gewiss einen leichten Schauer über den Rücken jagen.
Leider verbringen wir relativ viel Zeit damit, Wegmarkierungen zu suchen, da diese an vielen Stellen, hauptsächlich Abzweigungen und Kreuzungen, fehlen oder äußerst versteckt angebracht sind. Doch kann auch dieser kleine Makel unseren Spaß an der tollen Tagesetappe nicht schmälern, denn allzu friedlich und ruhig lässt uns der Weg in der milden Herbstsonne dahin wandern. Die einzigen Lebewesen, die wir anfangs auf unserer Wanderung treffen, sind Kühe und Schweine, denen der Begriff „Massentierhaltung“ zum Glück gänzlich unbekannt sein dürfte.

Als wir gerade an einem Brunnen eine Trinkpause einlegen, hören wir plötzlich einige Meter unter uns einen lauten Pfiff. „Da sucht wohl jemand seinen Hund“ vermuten wir. Doch einige Sekunden später wird uns durch lautes Glockengeläute und Getrampel klar, dass es wohl nicht nur ein Hund ist, der da den Befehl zum Kommen erhalten hat. Avari blickt sich ängstlich um. Als ihr Blick in Richtung Berg schweift, weiten sich ihre Augen in Panik. Ungefähr 20 Kühe stürzen bergab auf uns zu. Schnell verschwindet Avari hinter einem Steinhaus. Wenige Augenblicke später sind wir von Kühen umringt, die uns mit misstrauischem Blick beäugen. Doch der Durst ist dann wohl doch größer als die Vorsicht und nacheinander treten die Kühe an den Brunnen, um sich mit dem köstlichen Nass zu erfrischen.

Nachdem die Kühe weitergezogen sind, traut sich auch Avari wieder aus ihrem Versteck hervor, und wir setzen unseren Weg fort. Wir beschließen, uns langsam einen schönen Lagerplatz zu suchen, da die Dämmerung auch schon einsetzt. Wir verlieren bei dem Dörfchen Bracco noch einmal kurz den Weg, da wieder einmal die Markierung an einer wichtigen Abzweigung hinter einem Busch versteckt angebracht ist.
Etwas oberhalb einer kleinen Kapelle namens S. Domenico finden wir einen geeigneten Zeltplatz, in dessen Nähe sich auch ein Brunnen befindet, mit herrlichem Blick auf den See. Wir schlagen unser Lager auf und genießen noch ein bisschen die Stille der Umgebung und die letzten Sonnenstrahlen auf unserer Haut, bevor wir das Abendessen zubereiten und uns anschließend in unsere Schlafsäcke kuscheln.
Beim Studieren der Karte wird uns schnell bewusst, dass wir es in den zwei Tagen und zwei halben Tagen niemals bis Sorico schaffen werden. Wir beschließen, einfach so weit zu laufen, wie wir in der uns zur Verfügung stehenden Zeit kommen.


Tagesübersicht:

Strecke: 8,53 km
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