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Region/Kontinent: Osteuropa
Da Osteuropa bei den Reiseberichten ziemlich unterrepräsentiert ist, stelle ich denn auch mal eine Zweitagestour aus Polen online, die vielleicht der einen oder dem anderen auf weitere Touren-Ideen bringt.
Ich hatte im vergangenen Frühjahr 5 Monate in Lodz/Polen studiert, es aber in dieser Zeit nicht geschafft, den Nationalpark Białowieża zu besuchen, der an der belarussischen Grenze liegt und in dem die größte Population des Wisents, des europäischen Bisons, heute lebt. Zum Teil in einem Reservat, das von Menschen nur mit Waldführer betreten werden darf, zum Teil jedoch auch darüber hinaus in den normalen Forstwäldern südöstlich der polnischen Stadt Białystok. Da ich in der vergangenen Woche an einer Fortbildung in der unmittelbaren Nähe teilnahm, nutzte ich die Gelegenheit, um mit einer Freundin eine Zweitagestour zum und durch das Reservat zu machen - auf der Suche nach dem Wisent.
Nachdem wir uns am Vortag eingedeckt hatten mit einer Wanderkarte und Informationen über die Gegend sowie mit genügend Nahrungsmitteln für zwei Tage Wanderung, machten wir uns am frühen Morgen von unserer Herberge in Bialystok auf zum Busbahnhof. Von dort gelangten wir in 75 Minuten mit dem Überlandbus der PKS nach Hajnówka, was der Ausgangspunkt unserer Wanderung sein sollte.
Gegen 10 Uhr erreichten wir Hajnówka und starteten angesichts einer früh einsetzenden Dämmerung im fernen Osten unserer Zeitzone sofort mit unserer Tagesstrecke. Die zu Beginn vorhandenen Orientierungsschwierigkeiten innerhalb des Ortes ließen wir nach Konsultation Einheimischer genauso wie die Häuser der Stadt hinter uns und begaben uns auf unseren grün markierten Wanderweg in Richtung Bialowieza. Einige Mitfahrer im Überlandbus hatten uns dies nicht glauben wollen und berieten uns, wo wir die Busse nach Bialowieza finden können, doch wir wollten versuchen, an diesem Tag noch so weit wie möglich zu laufen und einen Großteil der etwa 25 Kilometer des Wanderweges hinter uns zu bringen.

langweilige Fahrstraße von Hajnówka nach Bialowieza
Die ersten Meter im normalen Forstwald zeigten noch deutlich die Nähe zur Zivilisation: leere Bierdosen, Vodkaflaschen, sonstiger Abfall. Wir liefen munter los, leider verlief der nach einem Kilometer durch den Wald dann der regelmäßig befahrenen Fahrstraße nach Bialowieza entlang. Doch nach einem ehemaligen Bahnhof einer früher hier betriebenen Eisenbahnlinie ging es für mehrere Stunden in den Wald. Wir wollten versuchen, möglichst den Wanderweg nicht aus den Augen zu verlieren, da der Nebel kein bisschen Sonne durchließ und wir ohne Kompass keine Chance hätten, uns ohne festem Weg zu orientieren.
Nach etwa zwei Stunden Wanderweg, der teils sehr schön verläuft, teils jedoch auch von Forstfahrzeugen sehr in Mitleidenschaft gezogen ist, machten wir unsere erste und einzige längere Pause für diesen Tag: Brot mit Wurst und Käse, anschließend Schultern und Hüften noch angesichts der doch recht schweren Rucksäcke kurz ausruhen. Wir hatten die Hoffnung, bereits außerhalb des Reservats auf Wisente zu treffen, da diese sich in der kompletten Gegend aufhalten. Und tatsächlich: Bald nach unserer Pause trafen wir auch auf einen Haufen, der wie Wisentscheiße aussah - ein riesiger Fladen! Die Spuren, die wir sonst entdeckten, sind wohl eher auf Wildschweine zurückzuführen.

Wie schwer Orientierung bei nebligem Wetter ist, stellten wir nach einer Überquerung der Fahrstraße fest. Plötzlich waren unsere grünen Markierungen verschwunden, wir hatten nur noch blaue, die wir aber nicht wollten. Die Karte war leider auch nicht genau genug, uns zu verraten wo der blaue Wanderweg langführt und was wir denn falsch gemacht hatten. Wir vermuteten eine Querstraße, auf die wir geraten sind, die aber nicht ganz deutlich aus der Karte hervorging und liefen den knappen Kilometer wieder zurück. Und tatsächlich: Wir hatten einen blauen Pfeil als grün gedeutet, und den grünen Pfeil übersehen. Wir verpassten dann auch wieder den Einsteig in unseren grünen Wanderweg und legten dann eben gute zwei Kilometer auf der Fahrstraße zurück. Die Dämmerung begann auch bereits einzusetzen, und als wir wieder auf den Wanderweg trafen, beschlossen wir, nur noch so weit zu laufen, bis wir einen geeigneten Zeltplatz gefunden hätten. Nach etwa 17 Tageskilometern setzten wir um 15:15 Uhr unsere Rucksäcke ab und bauten unser Zelt auf. Und während wir unser Abendessen - vier Portionen Fertignudeln - kochten, übermannte die Dunkelheit uns und den Wald. Gegen 17:45 Uhr beschlossen wir dann, einzuschlafen, um einen 12-Stunden-Luxusschlaf zu erhalten - als Ausgleich für den Schlafmangel der vergangenen Tage. Doch bereits nach zwei Stunden stellten wir fest, dass unsere Winterschlafsäcke im geschlossenen Zustand viel zu warm sind und passten uns an die geschätzten 2 bis 3 Grad über Null an.
Mit starken Rückenschmerzen wachte ich auf und befürchtete, dass es noch nicht einmal 24 Uhr sei - doch der Wecker belehrte mich eines besseren: 5:30, eine halbe Stunde bis zum Signal - und nach knapp 12 Stunden liegen bekommt man eben auch auf der bequemsten Therma-Rest Rückenschmerzen! Wie schwer das Aufstehen bei den vorherrschenden Temperaturen ist, besonders wenn die Kleidung so nass-kalt wie das Wetter draußen ist, brauche ich nicht beschreiben - das kennt jede/r, wer mal zur kälteren Jahreszeit gezeltet hat. Froh waren wir, als wir gegen 7 Uhr, gestärkt mit Müsliriegel, alles zusammengepackt hatten und weiter in Richtung Bialowieza wanderten. Wir kamen an einem Reservat vorbei, das als Tierpark umfunktioniert wurde und in dem wir sicherlich Wisente hätten anschauen können, doch hielten wir es für witzlos, diese Tiere in Gefangenschaft zu sehen. Entweder frei, oder gar nicht! Hoffnung bestand noch, zumindest in dem richtigen Reservat auf Wisente zu stoßen!

Über einen Lehrpfad "Zebra Zubra", der nicht besonders vielsagend über die verschiedenen Baumarten aufklärte, dafür jedoch mit nassen Holzplatten aufwartete und so den Wanderweg in einen Geschicklichkeitspfad umwandelte, kamen wir nach Bialowieza und erreichten gegen 10 Uhr die Touristeninformation. Wie schon fast erwartet, waren wir die ersten Touristen seit Tagen, und so wurde uns angeboten, für 165 Zloty eine eigene Wandertour zu erhalten. Es dauerte dann eine halbe Stunde, bis uns unsere Waldführerin abholte. Da das Naturreservat so natürlich gehalten werden soll wie nur irgend möglich, ist das Betreten nur mit professionellen Waldführern gestattet. Wir hatten Glück, unsere Waldführerin war Deutschlehrerin und nun im Vorruhestand, sie sprach nahezu schneller Deutsch als wir verstehen konnten... Leider zeigte sich, dass ihre Wandergeschwindigkeit doch deutlich unter der unsrigen lag, doch dies kompensierte sie durch mächtig viel Informationsgehalt und das Beantworten unserer vielen interessierten Fragen.

Nach dem Durchschreiten des Königsparks und einem Kurzdurchlauf durch die Geschichte des Ortes erreichten wir den Waldeingang. Es war wie ein Schritt in eine andere Welt, ein Wald, wie wir ihn noch nie erlebt hatten: Das Gelände ziemlich flach geformt von der Eiszeit, die Bäume etwa 50 Meter hoch, unten Totholz mit vielen Moosen und Flechten und Pilzen, es kam uns vor wie eine riesige, mächtige Halle. Absolut überraschend, wie die uns bekannten Bäume Mitteleuropas aussehen, wenn sie einige hundert Jahre wachsen - ich kann mich nicht erinnern, jemals so alte und riesige Ahorne, Eschen, Birken oder Erlen gesehen zu haben! Und anders, als ich es etwa aus den Wäldern rund um Chemnitz kenne, zeigte das Laub keinerlei Krankheitserscheinungen auf. Die abgestorbenen Bäume zeigten uns, dass im Wald eine Vielzahl unterschiedlicher Spechte beheimatet ist. Abgestorbene Eichen bleiben etwa noch 100 Jahre stehen, bis sie komplett umfallen - vorher entledigt sich der tote Baum einzelner Äste, die teilweise den Umfang kompletter Bäume haben. Fichten hingegen sind Flachwurzler und fallen schon sehr schnell um - beachtliche Wurzelteller sind anschließend zu bewundern.



Wisente konnten wir leider wieder nicht sehen, jedoch hatten wir auch mittlerweile nicht mehr so riesiges Interesse daran, diesen Tieren nachzulaufen, da wir einsahen, dass dies ein Schutzgebiet ist, das der Mensch so wenig wie möglich betreten soll. Wenn man Wisente sieht, dann durch Zufall - und um den zu haben, muss man eben noch einmal in diese phantastische Gegend kommen. Und dann vielleicht zu einer anderen Jahreszeit, um den Wald auch mal voll im Laub stehend zu entdecken!

Für uns war jedenfalls nach knapp drei Stunden Führung die Rückkehr nach Deutschland angesagt, wir holten unsere abgestellten Rucksäcke aus der Touristeninformation und fuhren mit Bus und Bahn über Hajnówka und Bialystok nach Warschau, von wo aus uns der Nachtzug nach Berlin brachte.
Insgesamt gesehen war es eine schöne, relativ spontan geplante Tour. Der gewählte Wanderweg am ersten Tag war zwar die einfachste Möglichkeit, von Hajnowka nach Bialowieza zu wandern, allerdings war doch vielfach die nahe Fahrstraße zu hören. Womöglich ist es besser, abschnittweise auch auf eigene Faust mit Kompass zurückzulegen, doch einen solchen sowie die dafür notwendige Mehrzeit hatten wir nicht. Die Tour durch das Reservat ist auf alle Fälle unverzichtbar, wenn man in dieser Gegend ist. Wir wollten erst auf eigener Faust dort losziehen, ließen uns aber von einem Bekannten aus der Gegend überzeugen, dass wir uns besser führen lassen. Ein guter Entschluss, nicht nur, weil wir keinen Kompass dabei hatten, sondern auch, weil ein Reservat auch geschützt bleiben muss - und wenn wir eine Ausnahme machen und andere dies auch so tun, dann ist der Schutz dieses einzigartigen Waldes nicht mehr gewährleistet!
Da Osteuropa bei den Reiseberichten ziemlich unterrepräsentiert ist, stelle ich denn auch mal eine Zweitagestour aus Polen online, die vielleicht der einen oder dem anderen auf weitere Touren-Ideen bringt.
Ich hatte im vergangenen Frühjahr 5 Monate in Lodz/Polen studiert, es aber in dieser Zeit nicht geschafft, den Nationalpark Białowieża zu besuchen, der an der belarussischen Grenze liegt und in dem die größte Population des Wisents, des europäischen Bisons, heute lebt. Zum Teil in einem Reservat, das von Menschen nur mit Waldführer betreten werden darf, zum Teil jedoch auch darüber hinaus in den normalen Forstwäldern südöstlich der polnischen Stadt Białystok. Da ich in der vergangenen Woche an einer Fortbildung in der unmittelbaren Nähe teilnahm, nutzte ich die Gelegenheit, um mit einer Freundin eine Zweitagestour zum und durch das Reservat zu machen - auf der Suche nach dem Wisent.
Nachdem wir uns am Vortag eingedeckt hatten mit einer Wanderkarte und Informationen über die Gegend sowie mit genügend Nahrungsmitteln für zwei Tage Wanderung, machten wir uns am frühen Morgen von unserer Herberge in Bialystok auf zum Busbahnhof. Von dort gelangten wir in 75 Minuten mit dem Überlandbus der PKS nach Hajnówka, was der Ausgangspunkt unserer Wanderung sein sollte.
Gegen 10 Uhr erreichten wir Hajnówka und starteten angesichts einer früh einsetzenden Dämmerung im fernen Osten unserer Zeitzone sofort mit unserer Tagesstrecke. Die zu Beginn vorhandenen Orientierungsschwierigkeiten innerhalb des Ortes ließen wir nach Konsultation Einheimischer genauso wie die Häuser der Stadt hinter uns und begaben uns auf unseren grün markierten Wanderweg in Richtung Bialowieza. Einige Mitfahrer im Überlandbus hatten uns dies nicht glauben wollen und berieten uns, wo wir die Busse nach Bialowieza finden können, doch wir wollten versuchen, an diesem Tag noch so weit wie möglich zu laufen und einen Großteil der etwa 25 Kilometer des Wanderweges hinter uns zu bringen.

langweilige Fahrstraße von Hajnówka nach Bialowieza
Die ersten Meter im normalen Forstwald zeigten noch deutlich die Nähe zur Zivilisation: leere Bierdosen, Vodkaflaschen, sonstiger Abfall. Wir liefen munter los, leider verlief der nach einem Kilometer durch den Wald dann der regelmäßig befahrenen Fahrstraße nach Bialowieza entlang. Doch nach einem ehemaligen Bahnhof einer früher hier betriebenen Eisenbahnlinie ging es für mehrere Stunden in den Wald. Wir wollten versuchen, möglichst den Wanderweg nicht aus den Augen zu verlieren, da der Nebel kein bisschen Sonne durchließ und wir ohne Kompass keine Chance hätten, uns ohne festem Weg zu orientieren.
Nach etwa zwei Stunden Wanderweg, der teils sehr schön verläuft, teils jedoch auch von Forstfahrzeugen sehr in Mitleidenschaft gezogen ist, machten wir unsere erste und einzige längere Pause für diesen Tag: Brot mit Wurst und Käse, anschließend Schultern und Hüften noch angesichts der doch recht schweren Rucksäcke kurz ausruhen. Wir hatten die Hoffnung, bereits außerhalb des Reservats auf Wisente zu treffen, da diese sich in der kompletten Gegend aufhalten. Und tatsächlich: Bald nach unserer Pause trafen wir auch auf einen Haufen, der wie Wisentscheiße aussah - ein riesiger Fladen! Die Spuren, die wir sonst entdeckten, sind wohl eher auf Wildschweine zurückzuführen.

Wie schwer Orientierung bei nebligem Wetter ist, stellten wir nach einer Überquerung der Fahrstraße fest. Plötzlich waren unsere grünen Markierungen verschwunden, wir hatten nur noch blaue, die wir aber nicht wollten. Die Karte war leider auch nicht genau genug, uns zu verraten wo der blaue Wanderweg langführt und was wir denn falsch gemacht hatten. Wir vermuteten eine Querstraße, auf die wir geraten sind, die aber nicht ganz deutlich aus der Karte hervorging und liefen den knappen Kilometer wieder zurück. Und tatsächlich: Wir hatten einen blauen Pfeil als grün gedeutet, und den grünen Pfeil übersehen. Wir verpassten dann auch wieder den Einsteig in unseren grünen Wanderweg und legten dann eben gute zwei Kilometer auf der Fahrstraße zurück. Die Dämmerung begann auch bereits einzusetzen, und als wir wieder auf den Wanderweg trafen, beschlossen wir, nur noch so weit zu laufen, bis wir einen geeigneten Zeltplatz gefunden hätten. Nach etwa 17 Tageskilometern setzten wir um 15:15 Uhr unsere Rucksäcke ab und bauten unser Zelt auf. Und während wir unser Abendessen - vier Portionen Fertignudeln - kochten, übermannte die Dunkelheit uns und den Wald. Gegen 17:45 Uhr beschlossen wir dann, einzuschlafen, um einen 12-Stunden-Luxusschlaf zu erhalten - als Ausgleich für den Schlafmangel der vergangenen Tage. Doch bereits nach zwei Stunden stellten wir fest, dass unsere Winterschlafsäcke im geschlossenen Zustand viel zu warm sind und passten uns an die geschätzten 2 bis 3 Grad über Null an.
Mit starken Rückenschmerzen wachte ich auf und befürchtete, dass es noch nicht einmal 24 Uhr sei - doch der Wecker belehrte mich eines besseren: 5:30, eine halbe Stunde bis zum Signal - und nach knapp 12 Stunden liegen bekommt man eben auch auf der bequemsten Therma-Rest Rückenschmerzen! Wie schwer das Aufstehen bei den vorherrschenden Temperaturen ist, besonders wenn die Kleidung so nass-kalt wie das Wetter draußen ist, brauche ich nicht beschreiben - das kennt jede/r, wer mal zur kälteren Jahreszeit gezeltet hat. Froh waren wir, als wir gegen 7 Uhr, gestärkt mit Müsliriegel, alles zusammengepackt hatten und weiter in Richtung Bialowieza wanderten. Wir kamen an einem Reservat vorbei, das als Tierpark umfunktioniert wurde und in dem wir sicherlich Wisente hätten anschauen können, doch hielten wir es für witzlos, diese Tiere in Gefangenschaft zu sehen. Entweder frei, oder gar nicht! Hoffnung bestand noch, zumindest in dem richtigen Reservat auf Wisente zu stoßen!

Über einen Lehrpfad "Zebra Zubra", der nicht besonders vielsagend über die verschiedenen Baumarten aufklärte, dafür jedoch mit nassen Holzplatten aufwartete und so den Wanderweg in einen Geschicklichkeitspfad umwandelte, kamen wir nach Bialowieza und erreichten gegen 10 Uhr die Touristeninformation. Wie schon fast erwartet, waren wir die ersten Touristen seit Tagen, und so wurde uns angeboten, für 165 Zloty eine eigene Wandertour zu erhalten. Es dauerte dann eine halbe Stunde, bis uns unsere Waldführerin abholte. Da das Naturreservat so natürlich gehalten werden soll wie nur irgend möglich, ist das Betreten nur mit professionellen Waldführern gestattet. Wir hatten Glück, unsere Waldführerin war Deutschlehrerin und nun im Vorruhestand, sie sprach nahezu schneller Deutsch als wir verstehen konnten... Leider zeigte sich, dass ihre Wandergeschwindigkeit doch deutlich unter der unsrigen lag, doch dies kompensierte sie durch mächtig viel Informationsgehalt und das Beantworten unserer vielen interessierten Fragen.

Nach dem Durchschreiten des Königsparks und einem Kurzdurchlauf durch die Geschichte des Ortes erreichten wir den Waldeingang. Es war wie ein Schritt in eine andere Welt, ein Wald, wie wir ihn noch nie erlebt hatten: Das Gelände ziemlich flach geformt von der Eiszeit, die Bäume etwa 50 Meter hoch, unten Totholz mit vielen Moosen und Flechten und Pilzen, es kam uns vor wie eine riesige, mächtige Halle. Absolut überraschend, wie die uns bekannten Bäume Mitteleuropas aussehen, wenn sie einige hundert Jahre wachsen - ich kann mich nicht erinnern, jemals so alte und riesige Ahorne, Eschen, Birken oder Erlen gesehen zu haben! Und anders, als ich es etwa aus den Wäldern rund um Chemnitz kenne, zeigte das Laub keinerlei Krankheitserscheinungen auf. Die abgestorbenen Bäume zeigten uns, dass im Wald eine Vielzahl unterschiedlicher Spechte beheimatet ist. Abgestorbene Eichen bleiben etwa noch 100 Jahre stehen, bis sie komplett umfallen - vorher entledigt sich der tote Baum einzelner Äste, die teilweise den Umfang kompletter Bäume haben. Fichten hingegen sind Flachwurzler und fallen schon sehr schnell um - beachtliche Wurzelteller sind anschließend zu bewundern.



Wisente konnten wir leider wieder nicht sehen, jedoch hatten wir auch mittlerweile nicht mehr so riesiges Interesse daran, diesen Tieren nachzulaufen, da wir einsahen, dass dies ein Schutzgebiet ist, das der Mensch so wenig wie möglich betreten soll. Wenn man Wisente sieht, dann durch Zufall - und um den zu haben, muss man eben noch einmal in diese phantastische Gegend kommen. Und dann vielleicht zu einer anderen Jahreszeit, um den Wald auch mal voll im Laub stehend zu entdecken!

Für uns war jedenfalls nach knapp drei Stunden Führung die Rückkehr nach Deutschland angesagt, wir holten unsere abgestellten Rucksäcke aus der Touristeninformation und fuhren mit Bus und Bahn über Hajnówka und Bialystok nach Warschau, von wo aus uns der Nachtzug nach Berlin brachte.
Insgesamt gesehen war es eine schöne, relativ spontan geplante Tour. Der gewählte Wanderweg am ersten Tag war zwar die einfachste Möglichkeit, von Hajnowka nach Bialowieza zu wandern, allerdings war doch vielfach die nahe Fahrstraße zu hören. Womöglich ist es besser, abschnittweise auch auf eigene Faust mit Kompass zurückzulegen, doch einen solchen sowie die dafür notwendige Mehrzeit hatten wir nicht. Die Tour durch das Reservat ist auf alle Fälle unverzichtbar, wenn man in dieser Gegend ist. Wir wollten erst auf eigener Faust dort losziehen, ließen uns aber von einem Bekannten aus der Gegend überzeugen, dass wir uns besser führen lassen. Ein guter Entschluss, nicht nur, weil wir keinen Kompass dabei hatten, sondern auch, weil ein Reservat auch geschützt bleiben muss - und wenn wir eine Ausnahme machen und andere dies auch so tun, dann ist der Schutz dieses einzigartigen Waldes nicht mehr gewährleistet!
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