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[IT] GTA - Grande Traversata delle Alpi (Teil Nord)
Danke, Klaus, für deine zeitnahe Antwort und die sicher wichtigen Hinweise!
Bis zu unserem evtl. Start im August ja noch etwas Zeit, die Entwicklung zu beobachten.
Der Hintergrund: Falls möglich, möchte ich einige wenige Etappen im Norden mit meiner Frau wiederholen, die ich vor 4 Jahren alleine unternommen habe. Allerdings ganz anders, als du unterwegs warst/bist.
Bewegte Grüße
Uwe
Überlegungen und Sehnsucht nach dem bergigen Piemont inkl. der GTA gibt es immer. Ich plane nicht, in diesem Jahr wieder dort zu laufen.
Grundsätzlich gibt es, wie in fast jedem anderem Ausland auch, Einreisebedingungen und evtl. globale und/oder lokale Beschränkungen, die sich von Woche zu Woche ändern können. Via Internet kann man gut auf dem Laufenden bleiben.
Auch ist mir die aktuelle (und evtl. bestimmt auch veränderte) Situation bzgl. Übernachtungs- und GastroAngeboten entlang der GTA nicht bekannt. Da lassen sich bestimmt vorab Erkundigungen einholen, doch verlassen würde ich mich darauf auch nicht zu hundert Prozent.
Wenn ich die GTA in diesem Jahr laufen würde, dann würde ich damit rechnen dass es Versorgungslücken (Hütten, Ristorante, Lebensmittelläden) gibt und nicht alle Posti tappe geöffnet haben, evtl. sogar dauerhaft geschlossen sind. So hätte ich Zelt, Matte, Schlafsack im Rucksack und zusätzlich Proviant für ca. 2-3 Tage. Das müsste reichen, um die Versorgungslücken zu schließen. Natürlich leidet die Tourqualität etwas darunter, da das super Essen und Trinken und die abendliche Gemeinsamkeit in den Posti tappe nicht voll genutzt werden kann.
Auch würde ich dafür sorgen, dass ich nur in Italien laufe und einen Länderwechsel (z.B. zum GR52 nach Frankreich) vermeiden, insbesondere wenn ich mich dort irgendwie anmelden/ausweisen muss. In Frankreich ist nach meinem Kenntnisstand derzeit noch ein zertifizierter PCR-Test bei jeglicher Einreise (auch zu Fuß über die "grüne Grenze") notwendig.
Nur die andere Natur hat unter der Pandemie nicht gelitten und hat sich sogar noch etwas erholt. Sie kann weiterhin in vollen Zügen genossen werden ... Viel Freunde und Genuss dabei !!!
... und die Kälte der Nacht ließ sich auch überstehen?
Es war nicht wirklich kalt in der Nacht, zum einen weil Sommer war und zu anderen weil die Zeltplätze meist nicht am Wasser (See, Bach) (hohe Luftfeuchtigkeit -> höheres Kälteempfinden) und meist unter 2000hm waren.
Danke. Ja das war wirklich mal eine etwas andere Bergwanderung. Insbesondere mit dem zusätzlichen Hintergrundwissen von Werner Bätzing über die Entstehung und das allmähliche Verschwinden der alpigen Kulturlandschaft. Das konnte ich wirklich jeden Wandertag hautnah erfahren.
AW: [IT] GTA - Grande Traversata delle Alpi (Teil Nord)
Was für eine tolle Tour! Ich habe atemlos mitgelesen und die schönen Fotos bewundert. Es war ja anscheinend auch sehr gutes Wetter und die Kälte der Nacht ließ sich auch überstehen?
Vielen Dank für den lesenswerten Bericht und das Mitnehmen,
Babs
AW: [IT] GTA - Grande Traversata delle Alpi (Teil Nord)
Tag 36, Sonntag, 4.8.2019: vom Rifugio Vulpot auf den Rocciamelone, 3538m
Für italienische Verhältnisse starteten wir früh (8:15 Uhr) von unserer Unterkunft.
Rifugio Vulpot (1805m)
Erst an einem kuriosen, wilden Wochenendzeltplatz vorbei. Dabei habe ich mich gefragt, wie die Menschen bei der Hanglage darin übernachtet haben, ohne ans untere Ende des Zeltes gekullert zu sein.
Vorbei an dreisten Autofahrenden, die ihr Fahrzeug so sehr lieben, dass sie es bis in den Flusskies mitnehmen müssen. Echt schrill.
Dann ging es bergauf und schon nahm der Wochenendmenschenstrom exponentiell zur erreichten Höhenmeterzahl ab.
Nach 2 Std. Aufstieg und 750 hm, am Colle Croce di Ferro (2558m), bemerkte ich es dann:
Mein mobiltel ist nicht im Rucksack , sondern liegt noch unter dem Kopfkissen meines Nachtlagers im Rifugio Vulpot! Schöne Sch...
Damit war der gemeinsame Gipfelgang auf den Rocciamelone mit Jörg&Elke wohl erledigt. Immer lagen noch einige Kilometer und über 1000hm vor uns. Ich musste erst wieder 750m runter, das Telefon suchen/finden, dann wieder rauf und danach wäre ich erst wieder da wo ich jetzt stehe.
Also: Verabschiedung und Verabredung für ein Wiedersehen in Susa, meinem Endpunkt dieses GTA-Abschnittes.
So ähnlich muss ich ausgesehen haben,
als ich bemerkt habe, dass mein mobiltel ca. 750hm tiefer unter einem Kopfkissen schlummert.
Zurück zum Rifugio in ca. 1:15 Std. Die Gastwirtin hatte das Telefon beim Aufräumen bereits sichergestellt. WemAuchImmerSeiDank. Schnell noch eine Cola und ein Eis als Doping und wieder hinauf zum Colle in 1:30 Std. Persönliche Rekordzeit.
Oben angekommen empfing mich eine wunderbare und motivierende Sicht auf die Cottischen Alpen und den Monviso.
Ein Blick auf die Uhr. 14 Uhr. Wenn ich jetzt zügig gehe, brauche ich noch 5 Std. bis zum Rocciamelone. Dort müsste am Abend eine phantastische Sicht sein. Also los.
Zunächst schlängelt sich der Weg schmal und unwirtlich für fast 2 Std. auf gleicher Höhe an Wiesen- und Schotterhängen entlang, überquert steile Bachbette, die ich bei höherem Wasserstand nicht überqueren möchte. Dann ein Schlussanstieg und ich erreiche um 17 Uhr das Rifugio Ca d'Asti auf 2854m.
Noch 2 Std. Aufstieg liegen vor mir. Ich kaufe zusätzliche 3 Liter Wasser, damit ich genügend Flüssigkeit für Abendessen und Frühstück habe. Weiter geht's.
Wenn ich auf das Rifugio und das darunter liegende Wolkenmeer zurückschaue, ahne ich, was mich oben Wundervolles erwartet.
Rifugio Ca d'Asti an Wolkenmeer
Da der Rocciamelone auch von Wallfahrenden erklommen wird, ist der Aufstieg nicht schwierig und an exponierten Stellen mit Seilgeländern entschärft. Doch die Höhe und mein Tagespensum lassen mich langsamer werden.
Aufstieg zum Rocciamelone
Um 19 Uhr bin ich dann endlich oben, auf 3538m, nach 11 Std. Gehzeit und 2700hm Aufstieg und ca. 1000hm Abstieg (selbst versemmelt). Nicht nur die Luft hier oben macht atemlos, auch die Fernsicht sorgt für Stille und fast für Tränen in den Augen (nicht wegen des Windes sondern der Gefühle wegen).
Jörg&Elke sind seit längerem schon da und haben es sich im Bivacco, dass einige Meter unterhalb des Gipfels liegt, den Umständen entsprechend gemütlich gemacht. Es wird kalt (ca. 0°) und alle warmen Sachen werden eingesetzt. Der Raum ist mit Tisch, Bank, Matratzen und Decken ausgestattet. Ich koche Kartoffelpürree mit Thunfisch. Reicht aus. Das wunderbare Schauspiel findet draußen statt.
Blick vom Gipfel des Rocciamelone,
davor das Dach des Bivacco,
das auch eine kleine Kapelle beherbergt.
Zum guten Schluss schießt Jörg noch
ein zur Stimmung passendes Foto.
Dopamin und Serontonin sind in Überdosis ausgeschüttet.
Danke für Alles und an Alles.
Tag 36: ~11 Std. ~22km /~2700m \~1000m (inkl. versemmelter Zusatzstrecke)
Tag 37, der letzte (schluchz), Montag, 5.8.2019: vom Rocciamelone hinab nach Susa
5:45 Uhr: über den Lautsprecher meines mobiltel erschallt eine liebliche Melodie. Wir werden geweckt.
Ich habe, wahrscheinlich wg. der Höhe, nicht so gut geschlafen und bin gespannt, wie wir hier oben den Sonnenaufgang erleben...
Die Bilder sprechen eine eigene Sprache ...
Emotional und asthetisch gesättigt gibt es danach noch Kaffee, Brot, Käse, Schinken und Marmelade im Bivacco.
Kurz vor dem Abstieg statte ich der Gipfelkapelle noch einen Besuch ab, obwohl das so gar nicht mein Ding ist.
An den Wänden hängen unzählige Danksagungen von Menschen, denen unerwartet besonders Positives widerfahren ist. Auch die Wallfahrt hier herauf hatte für viele bestimmt positive Nachwirkungen. Es gibt viel menschliche Aktivitäten, die weniger Sinn haben und allgemein schädlicher sind.
Schließlich ging es zunächst auf dem gleichen Weg wieder runter.
Freie Sicht bis zum ...
nur das Mittelmeer fehlt noch.
Wir wollten direkt bis Susa durchlaufen, was in Summe ~3000hm Abstieg, und zwar ziemlich steil, bedeutete.
Ah, jetzt kommen sie, die Lanzotäler. Mit prominentem Hinweis.
Eine wirklich schöne Landschaft! Danke Dir für Deinen netten Bericht. Vielleicht im nächsten Sommer? Und danke auch von mir für die Links zum Thema zelten. Bei uns würde es wohl auf eine Kombination aus Zelt und Rifugio hinauslaufen.
AW: [IT] GTA - Grande Traversata delle Alpi (Teil Nord)
Am Lago di Malciaussia (Rifugio Vulpot) sind die Lanzotäler leider fast schon wieder vorbei. Folgt nur noch der Übergang nach Susa. Und ich kann nur bestätigen: Die Essensqualität ist (fast) überall ausgezeichnet! Auch, wenn man gerade in den Lanzotälern in manchen Speisesälen möglicherweise alleine sitzt.
AW: [IT] GTA - Grande Traversata delle Alpi (Teil Nord)
Ah, jetzt kommen sie, die Lanzotäler. Mit prominentem Hinweis.
Eine wirklich schöne Landschaft! Danke Dir für Deinen netten Bericht. Vielleicht im nächsten Sommer? Und danke auch von mir für die Links zum Thema zelten. Bei uns würde es wohl auf eine Kombination aus Zelt und Rifugio hinauslaufen.
AW: [IT] GTA - Grande Traversata delle Alpi (Teil Nord)
Tag 35, Samstag, 3.8.2019:
von Balme zum Rifugio Vulpot am Ende des Val di Viù (das letzte Lanzotal)
Nach dem Ruhetag fiel der Abschied von Villa Tejas ein wenig schwer.
Die GTA-Familie ist auf Jörg, Elke und mich zusammen geschrumpft.
Rückblick auf Frazione Fré, einem Ortsteil von Balme. So schön es liegt, leben möchte ich da nicht. Meine Phantasien dazu: Wenig Kultur und hohe soziale Kontrolle.
An einer Felswand erprobt sich eine Blütenseilschaft im im "Freegrowing".
Talschluss von Balme, der wegen Pian della Mussa, einem weitläufigen Plateau, mit abschließenden 3600ern, zu einem nochmaligen Besuch einlädt. Gemerkt!
Nach einem angenehm schattigen Aufstieg erreichte ich nach ca. 2 Std. den Lago Verde, der seinem Namen alle Ehre machte.
Er verführte zwar nicht zum Bad, - dafür war es noch zu frisch -, sondern zu BildFesthalteVersuchen.
Jörg übt schon mal für die kommende Passüberschreitung .
Das ist der Pass, den es heute zu überschreiten galt. Nichts wildes, sondern eher gemächliches.
Bevor es zum Steilabstieg kommt geht es noch über eine Hochebene mit unendlichen vielen Möglichkeiten, Zelte aufzustellen.
Vom etwas herausfordernden Abstieg gibt es mal wieder keine Bilder, da ich mich lieber auf die Schritte und meine Füße konzentriere als auf meine Umgebung.
In Usseglio begegnet man alter Turiner SommerfrischAtmosphäre in Form von Grand Hotels und Flaniergärten. Alles ein bisschen in die Jahre gekommen.
Außer einem kleinen Lebensmittelladen mit angeschlossener Bar und Trattoria.
Ein MehrBrauchtManNicht-Laden.
Chefin ist eine Mathematik-Professorin, die mir mit Stolz ihre selbstgebaute Binäruhr vorführt.
Kein Wunder, dass der Laden "Il Bivacco Matematiko" heißt.
Die letzten 8,5 Straßenkilometer überwinden wir mit einem 30 Jahre alten Toyota-Pickup, indem uns der Hüttenwirt zum Rifugio Vulvot kutschiert.
Es liegt an einem gut besuchten und gelegenen Stausee, der nicht nur Strom sondern auch eine prima Abendabschlussstimmung erzeugt.
Kann ich gut verstehen.
Zwischen abendlicher Stille und wundervoller (oder voller Wunder?) Naturkulisse auf der einen Seite und zivilisatorischer und kommunikativer Annehmlichkeit auf der anderen Seite schwanke ich oft hin und her und habe mich im Piemont oft für die andere Seite entschieden.
AW: [IT] GTA - Grande Traversata delle Alpi (Teil Nord)
Hallo lieber Klaus!
Herzlichen Dank für deine sehr ausführliche Antwort und Einschätzung.
Ich muss gestehen, die Frage kam mir spontan beim Lesen deines Berichtes und ich habe sie dir einfach gestellt, weil ich weiß, dass wir aus den Pyrenäen gleiche Erfahrungen haben und du weißt, wovon ich rede. :-)
Ich habe mich gar nicht nach anderen Berichten oder Infos nach GTA+Zelt umgesehen. Vielen Dank für deine Links daher, die werde ich mir die Tage einmal ansehen!
Ich liebe ja nachts eher die Naturkulisse, kann mir aber prima vorstellen, in den Dörfern unterwegs eine Mittagspause mit Jause einzulegen.
Was meinst du, wäre die Tour auch rein mit Zelt machbar (wie die Pyrenäen, also mit Möglichkeiten, das Zelt auf Wiese an Wasser aufzustellen)?
Das bedarf einer etwas ausführlicheren Antwort.
Die GTA ist lt. den vorhandenen Beschreibungen von Werner Bätzing oder Iris Kürschner, bis auf einige wenige Ausnahmen, so konzipiert, dass die offiziellen Etappenziele meist in kleinen Orten am Ende tief eingeschnittenen Täler liegen.
Nun kann man das Ganze natürlich auch umdrehen und sich Etappenziele (=Zeltmöglichkeiten) so aussuchen, dass sie entweder in der Nähe der zu überschreitenden Pässe oder kurz vor oder nach den Zielorten liegen. Dazu eignen sich z.B. die verlassenen Alpgelände, die es dort in großer Anzahl gibt. Manchmal, aber lange nicht so oft wie in den Pyrenäen, gibt es auch ein passendes Wasser (See oder Bach) dazu. Insgesamt sind die Auf und Abs auf der GTA etwas gedrängter und meist steiler als in den Pyrenäen, so dass die Auswahlmöglichkeit für Zeltplätze etwas mehr eingeschränkt ist. Mit ein bisschen Herumkniffeln wird man aber immer einen finden. Natürlich gibt es auch offizielle Einschränkungen fürs Zelten in Naturschutzgebieten und Nationalparks, die von Gebiet zu Gebiet verschieden sind. Wenn ich mal mein Zelt aufgebaut habe, so habe ich dies in der Abenddämmerung gemacht und auch am Morgen recht früh wieder abgebaut. Aber das kennst du ja.
Was dir dadurch natürlich evtl. entgeht, ist das wirklich meist wunderbare Essen an den Etappenzielen, das aus meiner Sicht zusätzlich zur Qualität des Weges beiträgt. Auch empfand ich die abendliche Gemeinschaft mit den anderen Wandernden auf der GTA meist als Bereicherung. Aber das ist ja Geschmacksache.
Eine andere Möglichkeit ist, sich ein Zeltplätzchen in der Nähe des Etappenzieles im Tal zu suchen (stilles Fleckchen am Ortsrand oder Anfrage beim Posto Tappa) und ansonsten die gastronomischen Vorteile mit zu nutzen. Ist häufig auch gut möglich.
Hier im Forum gibt es bereits einen weiteren Bericht zu GTA mit Zelt.
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