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UL-Trekking auf Langlauf-Ski und im Winter - kann das funktionieren?
Diese Frage schwirrte mir schon länger im Kopf herum und lies sich letztlich nur empririsch beantworten.
Seit fast 30 Jahren gibt es einen Winter-Overnighter; früher meist in Boofen in der Sächsischen Schweiz, später mit dem MTB auf dem Erzgebirgskamm oder im Lausitzer Gebirge. Die Plätze lagen meist geschützt, selten war es richtig kalt, oft loderte ein wärmendes Feuer.
Kurzfristig bot sich ein Wochenende an, mit Schnee, Kälte, Sonne und wieder freigeräumten Wegen (nachdem pappnasser Schnee Bäume wie Streichhölzer umknicken ließ).
Sa, 19.01.2019
Es geht in Zinnwald los und nach wenigen Minuten bin ich auf der Kammloipe Richtung Vitiška · Wittichhaus. Mit einem Rucksack-Kampfgewicht von gut 8 kg lässt es sich ganz ordentlich skifahren.
Schicht für Schicht der Kleidung wandert in den Rucksack, so gut meint es die Sonne.
Der Blick schweift über das dunstgefüllte Böhmische Becken Richtung České středohoří · Böhmisches Mittelgebirge, wo der Milešovka · Milleschauer markant hervorragt:

Im Strom der Skiläufer ziehe ich meine Bahn nach Dlouhá Louka · Lange Wiese.
Baumeister Natur formt gar sonderbare Skulpturen:

Aus der Rast im Gasthof in Dlouhá Louka · Lange Wiese wird nichts - ist jeder Sitzplatz besetzt! So mampfe ich draußen auf einer Bank meinen Riegel und erklimme anschließend die Aussichtsplattform des Funkturms auf dem Vlčí hora · Wolfsberg.
Meine Ausrüstung:

Eine ausgewiesene Loipe zweigt nun zum Tagesziel ab, erweist sich im letzten Teil jedoch als wellige Steilpiste, welche ich mühselig in der Treppenstufentechnik erklimme:

Auf dem Plaetau des Loučná · Wieselsteins treffe ich auf Ausflügler, die ebenso wie ich den Sonnenuntergang bewundern:

Blick ins Böhmische Becken:

Mein Billighandy meistert sogar eine Gegenlichtaufnahme:

Der eigentliche Gipfel befindet sich in einem Wildgehege. Das touristische Ziel ist ein markanter Felsaufbau unweit des Geheges, der sogar mit Gipfelkreuz und Gipfelbuch aufwarten kann:

Felsen, Schnee und Eis:

Die Sonne ist nun weg und es wird ordentlich kalt. Der permanent wehende Wind tut sein Übriges. Das unterwegs aus einem offenen Bachlauf geschöpfte Wasser mutiert zu Crushed Ice

Mein Tarp spanne ich zwischen zwei Stützen des Daches vom Rastplatz, wo sich auch der einzige einigermaßen ebene Platz in der Umgebung befindet. Den eigentlichen Liegeplatz muss ich erstmal festtrampeln und etwas begradigen, bevor das Tarp abgespannt wird.
Das erste Mal schlafe ich direkt auf einem Meter Schnee - wie bekomme ich denn nun die Tarpschnüre befestigt? Eine Schnur wird an einen Ski geknotet, zwei eilends geschnitzte kurze Stöcke dienen als weitere Heringe. Damit habe ich erstmal die Windseite gesichert, die Leeseite kann ich an den Gegebenheiten des Rasplatzes knoten.
Mein Fire Bucket Kocher schlägt sich ganz wacker angesichts der Temperaturen. Der Dosenkocher lässt sich mittels Sturmstreichhölzer tatsächlich entzünden und so kann ich heißes Wasser für Tee und Instant-Nudeln gewinnen. Eine weitere Dosenkocher-Füllung wird zum Erhitzen der Edelstahlflasche genutzt, in die ich das noch flüssige Wasser aus dem Wasserbeutel schütte.

Später kommt die Flasche (mit Isohülle) in den Fußbereich des Deckenschlafsacks, ein super Tipp vermutlich hier aus dem Forum
Dumm nur, dass sich das Bodenblech aus 0,1 mm Edelstahl als äußerst rutschig erweist. Das Rost für den Hobo-Modus und darunter mein (dann leicht angekokelter) Spüllappen schaffen Abhilfe als improvisierte Anti-Rutsch-Unterlage.
Zeitig, sehr zeitig geht es diesmal ins Bett - nach weiteren Aktivitäten ist mir angesichts der Witterung nicht zumute. Dummerweise erweist sich mein aus einem preiswerten KuFa-Schlafsack umgenähter Quilt als ungenügend windfest, es will nicht so recht kuschelig darinnen werden.
Also muss ich nochmal raus aus dem Tarp, und häufe Schnee auf der Windseite auf, bis jede Ritze dicht ist. Ein kleiner Wall schützt nun auch den Eingang. So geht es schon besser und ich finde einige Stunden Schlaf.
Mein Schlafsetup hat hier natürlich die maximale Ausbaustufe: lange Unterwäsche, Fleecehose und Hoodie, PL-Jacke mit 130er Fülllung, darüber die Weste mit 60er PL-Füllung, PL-Booties über Merinosocken, Schlafmütze (aus dem Kopfteil eines Sommerschlafsackes gefertigt) über der Hoodiekapuze. Ab und an werden ich wach, weil es doch tüchtig kalt ist und spanne alle möglichen Muskeln an, um Wärme zu erzeugen.
So, 20.01.2019
Entgegen meines Naturells als Langschläfer bin ich gegen Sechs sehr motiviert, die Nachtruhe zu beenden und beginne das Camp rückzubauen.
Mit klammen Händen muss noch ein Foto vom Tarp gemacht werden:

Der dekorative Rauhreif am Ski-Hering:

Nachdem alles wieder verstaut ist, marschiere ich los und laufe erstmal den Berg herunter, bis ich auf eine frisch gespurte Loipe treffe. Ich bin noch fast so dick eingepackt, wie ich geschlafen habe und will mich erstmal warm laufen, bevor es Frühstück gibt.
Durch zähen Hochnebel laufe ich im Prinzip fast den gleichen Weg zurück. Der Windbruch hält sich auf dem böhmischen Teil in Grenzen, so dass dem Vorankommen nichts im Wege steht.
Als ich an einer Wegkreuzung anhalte, um mich zu orientieren, trifft mich die Stille fast wie ein Schlag

Die ganze Nacht hat der Wind Geräusche gemacht, und seit dem Aufstehen war ich unentwegt aktiv um nicht zu sehr auszukühlen. Dann begleitet einen in der Loipe das Schaben und Schleifen der Ski. Plötzlich schluckt der Hochnebel im schützenden niedrigen Wald fast auch die letzten Geräusche aus der Ferne, man meint das Blut in den Ohren rauschen zu hören so still ist es auf einmal.
Das ist neben dem gediegenen Sundowner vom Vorabend der Moment, den ich mit nach Hause nehme!
Die ersten Sportler tauchen auf: Mit Mützen und Buffs hart an der Grenze zum Vermummungsverbot eingemummelt, kündet die kleine Hüfttasche von einer sportlich-schnellen Skaterunde.
In der Schutzhütte Pod vrchem Tří pánů · Am Dreiherrenberg wird nun Frühstück gemacht:

In das Bio-Porridge kommt eine gefrorene Minibanane, die ich wie eine Kiwi schäle! Nur auftauen von Banane #2 gelingt nicht so recht
Die Wasserflasche wird erhitzt zwecks Teebeutel baden:

Dann geht es zurück, diesmal nach Altenberg und gegen Mittag sitze ich auch schon im Zug heimwärts. Genug ausgetobt!
Fazit:
DAS war schon ein spezielles Erlebnis - so mitten auf dem ungeschützen Kamm auf einem Meter Schnee zu nächtigen! Klar war es kalt (Kachelmann sagte was von -9°C) , aber es hat prinzipiell funktioniert. Das wollte ich ganz bewußt so, und die Erfahrungen waren dann auch sehr markant

Das Gepäck war letztlich gar nicht sooo viel schwerer als im Sommer und so klappte aus der Kalten heraus auch das Laufen in der Loipe ganz gut.
Im Detail gibt es an der Ausrüstung noch einiges zu optimieren, da habe ich mir gleich zu Hause eine lange Liste aufgeschrieben.
Das im Winter zelten im Tarp speziell ist, muss ich wohl kaum erwähnen. Aber es geht, nur muss dabei der Schlafsack mehr Schutz bieten. Da muss ich noch ne tüchitge Schippe drauflegen, schließlich ist das Ziel eine kuschelig-warme Nacht! Ich mache kein Survivel, sondern will mich wohlfühlen, das ist das Ziel. Da bin ich auch gerade dran, der Schlafsack (in Form der Schlafdecke bei mir) ist der Dreh- und Angelpunkt beim Winterbiwak.
Schneeheringe werden ebenso bald gefertigt und irgendwas zum Schneeschaufeln muss auch das nächste Mal mit.
Ich würde es mal als Level-1-Abenteuer bezeichnen, mit Tendenz zum Level-2-Abenteuer (#1: fun to do, fun to tell, #2: no Fun to do, but fun to tell).
Ich hoffe ich konnte Euch etwas mitnehmen ... und unterschätzt bitte nicht das Erzgebirge aufgrund der harmlos scheinenden Gipfelhöhen!!
Ahoj sagt veloziped
Diese Frage schwirrte mir schon länger im Kopf herum und lies sich letztlich nur empririsch beantworten.
Seit fast 30 Jahren gibt es einen Winter-Overnighter; früher meist in Boofen in der Sächsischen Schweiz, später mit dem MTB auf dem Erzgebirgskamm oder im Lausitzer Gebirge. Die Plätze lagen meist geschützt, selten war es richtig kalt, oft loderte ein wärmendes Feuer.
Kurzfristig bot sich ein Wochenende an, mit Schnee, Kälte, Sonne und wieder freigeräumten Wegen (nachdem pappnasser Schnee Bäume wie Streichhölzer umknicken ließ).
Sa, 19.01.2019
Es geht in Zinnwald los und nach wenigen Minuten bin ich auf der Kammloipe Richtung Vitiška · Wittichhaus. Mit einem Rucksack-Kampfgewicht von gut 8 kg lässt es sich ganz ordentlich skifahren.
Schicht für Schicht der Kleidung wandert in den Rucksack, so gut meint es die Sonne.
Der Blick schweift über das dunstgefüllte Böhmische Becken Richtung České středohoří · Böhmisches Mittelgebirge, wo der Milešovka · Milleschauer markant hervorragt:

Im Strom der Skiläufer ziehe ich meine Bahn nach Dlouhá Louka · Lange Wiese.
Baumeister Natur formt gar sonderbare Skulpturen:

Aus der Rast im Gasthof in Dlouhá Louka · Lange Wiese wird nichts - ist jeder Sitzplatz besetzt! So mampfe ich draußen auf einer Bank meinen Riegel und erklimme anschließend die Aussichtsplattform des Funkturms auf dem Vlčí hora · Wolfsberg.
Meine Ausrüstung:

Eine ausgewiesene Loipe zweigt nun zum Tagesziel ab, erweist sich im letzten Teil jedoch als wellige Steilpiste, welche ich mühselig in der Treppenstufentechnik erklimme:

Auf dem Plaetau des Loučná · Wieselsteins treffe ich auf Ausflügler, die ebenso wie ich den Sonnenuntergang bewundern:

Blick ins Böhmische Becken:

Mein Billighandy meistert sogar eine Gegenlichtaufnahme:

Der eigentliche Gipfel befindet sich in einem Wildgehege. Das touristische Ziel ist ein markanter Felsaufbau unweit des Geheges, der sogar mit Gipfelkreuz und Gipfelbuch aufwarten kann:

Felsen, Schnee und Eis:

Die Sonne ist nun weg und es wird ordentlich kalt. Der permanent wehende Wind tut sein Übriges. Das unterwegs aus einem offenen Bachlauf geschöpfte Wasser mutiert zu Crushed Ice


Mein Tarp spanne ich zwischen zwei Stützen des Daches vom Rastplatz, wo sich auch der einzige einigermaßen ebene Platz in der Umgebung befindet. Den eigentlichen Liegeplatz muss ich erstmal festtrampeln und etwas begradigen, bevor das Tarp abgespannt wird.
Das erste Mal schlafe ich direkt auf einem Meter Schnee - wie bekomme ich denn nun die Tarpschnüre befestigt? Eine Schnur wird an einen Ski geknotet, zwei eilends geschnitzte kurze Stöcke dienen als weitere Heringe. Damit habe ich erstmal die Windseite gesichert, die Leeseite kann ich an den Gegebenheiten des Rasplatzes knoten.
Mein Fire Bucket Kocher schlägt sich ganz wacker angesichts der Temperaturen. Der Dosenkocher lässt sich mittels Sturmstreichhölzer tatsächlich entzünden und so kann ich heißes Wasser für Tee und Instant-Nudeln gewinnen. Eine weitere Dosenkocher-Füllung wird zum Erhitzen der Edelstahlflasche genutzt, in die ich das noch flüssige Wasser aus dem Wasserbeutel schütte.

Später kommt die Flasche (mit Isohülle) in den Fußbereich des Deckenschlafsacks, ein super Tipp vermutlich hier aus dem Forum

Dumm nur, dass sich das Bodenblech aus 0,1 mm Edelstahl als äußerst rutschig erweist. Das Rost für den Hobo-Modus und darunter mein (dann leicht angekokelter) Spüllappen schaffen Abhilfe als improvisierte Anti-Rutsch-Unterlage.
Zeitig, sehr zeitig geht es diesmal ins Bett - nach weiteren Aktivitäten ist mir angesichts der Witterung nicht zumute. Dummerweise erweist sich mein aus einem preiswerten KuFa-Schlafsack umgenähter Quilt als ungenügend windfest, es will nicht so recht kuschelig darinnen werden.
Also muss ich nochmal raus aus dem Tarp, und häufe Schnee auf der Windseite auf, bis jede Ritze dicht ist. Ein kleiner Wall schützt nun auch den Eingang. So geht es schon besser und ich finde einige Stunden Schlaf.
Mein Schlafsetup hat hier natürlich die maximale Ausbaustufe: lange Unterwäsche, Fleecehose und Hoodie, PL-Jacke mit 130er Fülllung, darüber die Weste mit 60er PL-Füllung, PL-Booties über Merinosocken, Schlafmütze (aus dem Kopfteil eines Sommerschlafsackes gefertigt) über der Hoodiekapuze. Ab und an werden ich wach, weil es doch tüchtig kalt ist und spanne alle möglichen Muskeln an, um Wärme zu erzeugen.
So, 20.01.2019
Entgegen meines Naturells als Langschläfer bin ich gegen Sechs sehr motiviert, die Nachtruhe zu beenden und beginne das Camp rückzubauen.
Mit klammen Händen muss noch ein Foto vom Tarp gemacht werden:

Der dekorative Rauhreif am Ski-Hering:

Nachdem alles wieder verstaut ist, marschiere ich los und laufe erstmal den Berg herunter, bis ich auf eine frisch gespurte Loipe treffe. Ich bin noch fast so dick eingepackt, wie ich geschlafen habe und will mich erstmal warm laufen, bevor es Frühstück gibt.
Durch zähen Hochnebel laufe ich im Prinzip fast den gleichen Weg zurück. Der Windbruch hält sich auf dem böhmischen Teil in Grenzen, so dass dem Vorankommen nichts im Wege steht.
Als ich an einer Wegkreuzung anhalte, um mich zu orientieren, trifft mich die Stille fast wie ein Schlag


Die ganze Nacht hat der Wind Geräusche gemacht, und seit dem Aufstehen war ich unentwegt aktiv um nicht zu sehr auszukühlen. Dann begleitet einen in der Loipe das Schaben und Schleifen der Ski. Plötzlich schluckt der Hochnebel im schützenden niedrigen Wald fast auch die letzten Geräusche aus der Ferne, man meint das Blut in den Ohren rauschen zu hören so still ist es auf einmal.
Das ist neben dem gediegenen Sundowner vom Vorabend der Moment, den ich mit nach Hause nehme!
Die ersten Sportler tauchen auf: Mit Mützen und Buffs hart an der Grenze zum Vermummungsverbot eingemummelt, kündet die kleine Hüfttasche von einer sportlich-schnellen Skaterunde.
In der Schutzhütte Pod vrchem Tří pánů · Am Dreiherrenberg wird nun Frühstück gemacht:

In das Bio-Porridge kommt eine gefrorene Minibanane, die ich wie eine Kiwi schäle! Nur auftauen von Banane #2 gelingt nicht so recht

Die Wasserflasche wird erhitzt zwecks Teebeutel baden:

Dann geht es zurück, diesmal nach Altenberg und gegen Mittag sitze ich auch schon im Zug heimwärts. Genug ausgetobt!
Fazit:
DAS war schon ein spezielles Erlebnis - so mitten auf dem ungeschützen Kamm auf einem Meter Schnee zu nächtigen! Klar war es kalt (Kachelmann sagte was von -9°C) , aber es hat prinzipiell funktioniert. Das wollte ich ganz bewußt so, und die Erfahrungen waren dann auch sehr markant


Das Gepäck war letztlich gar nicht sooo viel schwerer als im Sommer und so klappte aus der Kalten heraus auch das Laufen in der Loipe ganz gut.
Im Detail gibt es an der Ausrüstung noch einiges zu optimieren, da habe ich mir gleich zu Hause eine lange Liste aufgeschrieben.
Das im Winter zelten im Tarp speziell ist, muss ich wohl kaum erwähnen. Aber es geht, nur muss dabei der Schlafsack mehr Schutz bieten. Da muss ich noch ne tüchitge Schippe drauflegen, schließlich ist das Ziel eine kuschelig-warme Nacht! Ich mache kein Survivel, sondern will mich wohlfühlen, das ist das Ziel. Da bin ich auch gerade dran, der Schlafsack (in Form der Schlafdecke bei mir) ist der Dreh- und Angelpunkt beim Winterbiwak.
Schneeheringe werden ebenso bald gefertigt und irgendwas zum Schneeschaufeln muss auch das nächste Mal mit.
Ich würde es mal als Level-1-Abenteuer bezeichnen, mit Tendenz zum Level-2-Abenteuer (#1: fun to do, fun to tell, #2: no Fun to do, but fun to tell).
Ich hoffe ich konnte Euch etwas mitnehmen ... und unterschätzt bitte nicht das Erzgebirge aufgrund der harmlos scheinenden Gipfelhöhen!!
Ahoj sagt veloziped
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