AW: [FR] [ES] [AND] Pyrenäen - HRP "light"
Sonntag, 29.7.2018 (20. Tag)
Barroude-See -> Rioumanjou-Tal
Jörns Armbanduhr-Statistik: 21 km /1300 \2075
12,5 Std. unterwegs
(Ich habe für diese Etappe keine Zahlen. Weil die Strecke überwiegend weglos war, kann ich sie mit dem Routenplaner im Locus nicht nachfahren. Unterwegs habe ich nicht getrackt.)
Mit den ersten Sonnenstrahlen springe ich aus dem Zelt.
Wow!

Die Barroude-Wand leuchtet herrlich im Sonnenaufgang!
Als Zugabe bekomme ich sogar noch Besuch von den Barroude-Schafen.
Wie gut, dass ich nicht mehr analog fotografiere.
Immer wieder ändern sich die Farben, ich muss immer wieder in alle Richtungen fotografieren.
Vor lauter Begeisterung denke ich nicht daran, auch mal ein Panorama zu machen.
Das hätte sich gelohnt!
Von zartem Dunkelrot über Granatapfel zu sattem Orange, dann langsam über Gelbtöne zu frischbuntem Steingrau.


Nicht ganz einfach bei diesem Anblick zu frühstücken.
Immer wieder muss ich aufspringen und alles nochmal ablichten - weil es wieder ganz anders aussieht.
Ein phantastischer Morgen!
Schließlich muss ich mich doch losreißen und wir steigen auf zur Port de Barroude.
Nicht, ohne unterwegs immer wieder auf den Auslöser zu drücken.


Hier nun doch ein Panorama.

Und noch einmal mit Vordergrund-Blümchen

Am Col pfeift uns ein heftiger Wind entgegen.
Und dicke, tiefe, bedrohlich schwarze Wolken ziehen auf uns zu aus dem Parzan-Tal
Oh nein! Das sah bisher sooo super aus, das Wetter, und ich habe mich so auf diese Strecke gefreut!
Und jetzt diese schwarzen Wolken! Die hohen Gipfel sind schon ganz verschluckt ...
Was jetzt?
Das sieht gar nicht mehr nach einem Wetter aus, das eine lange, weglose Gratwanderung zulässt
Eher richtig feste auf die Mütze, Sturm und Regen im Nebel.
Wir schauen auf die Karte.
Wenn wir es zur Port Vieux versuchen, können wir von da immer noch nach Parzan absteigen.
Wir wollen es versuchen.
Ein bisschen müssen wir uns schon gegen den Wind raufkämpfen.
Ein flacher Bergrücken aus nahezu botaniklosem Schotter führt über Soum de Barroude bis zum Pic de Port Vieux.
Manchmal werde ich fast umgeweht.
Blick ins Tal nach Osten, spanische Seite.

Vor uns liegt die Bergkette, über deren Grat wir nach Osten wollen.
Ganz hinten im Dunst liegt der Col de Lia, unser Zwischenziel, von dem aus es noch 1000 m ins Tal hinunter geht.
Aus dem Parzan-Tal kommen die Wolken und der Wind, über dem Grat scheinen sie sich aufzulösen.
Der Buckel hinter Jörn ist der Pic de Port Vieux.
Hier ist noch ein Pfad bis zur Port.
Der Grat ist die Grenze zwischen Frankreich und Spanien.

Als wir an der Port Vieux ankommen, hat sich das Wetter tendenziell gebessert. Es ist immer noch sehr windig, aber die Wolken sehen nicht mehr so bedrohlich aus und erscheinen lückenhafter.
Noch ein Blick auf die Karte versichert uns, dass der nächste Fluchtweg am Puerto de Forqueta sei, nicht so weit weg.
Das schaffen wir auf jeden Fall noch.
Kurz nach der Port Vieux endet der Weg.
Wir steigen über eine Wiese so hoch hinauf, bis wir oberhalb von zwei Einschnitten und Geröllfeldern sind,
und queren dann über einen Grashang nach Osten. Manchmal treffen wir auf Tierpfade, die unterschiedlich hilfreich sind.

Rückblickend sieht man hier noch gut die Barroude-Wand mit dem markanten Zipfel, ganz links den Pic Port Vieux, der Einschnitt der Port Vieux und die Wiese, über die wir nun gekommen sind.
Ein Wanderer kommt uns ganz aufgeregt entgegen.
Er hatte zum Pic de Bataillence gewollt, aber das sei so ausgesetzt, da sei er umgekehrt.
Wir sind gespannt. Da wollen wir auch lang.
Mittlerweile hat sich aber das Wetter glücklicherweise stabilisiert und der Wind ist nicht mehr ganz so heftig.
Es geht auf spanischer Seite über Wiese, dann steil durch Felsen hinauf auf den Grat.
In den Felsen gibt es ein paar Stellen, da kann man durchaus die Hände mal brauchen.
Auf dem Grat ist es sicher haarig, wenn es so weht wie am Morgen. So schlimm ist es glücklicherweise nicht mehr.
Besonders ausgesetzt finden wir die Stellen nicht. Aber doch interessant.
Da komme ich her:

Da will ich hin:

Mal geht es gleich auf dem Grat am besten, mal etwas unterhalb.
Mal meint man eine Spur zu erkennen, mal nicht. Irgendwo steht mal ein Steinmännchen herum.
Die Richtung ist aber klar. Im Nebel wäre das weniger entspannt.
Das rundere Ende dieses Schutthaufens ist der Pic de Bataillence (2600m).
Obendrauf steht ein Holzpfahl.

Über den Grat geht es nach einer Pause wieder runter.
Wieder kommt eine Kletterstelle, die wir aber leicht etwas unterhalb umgehen können.
Manchmal steht irgendwo ein Steinmännchen. Aber überwiegend geht es einfach der Nase nach.
Links unten ein noch zugefrorener See. Sollte das der sein, an dem man zur Not zelten kann?

Welches der Col de Lia ist, auf den wir zusteuern, ahnen wir mehr als es zu wissen.
Über den knubbeligen Grat da vorne steigen wir ab zur Port de Hechempy.

Dann geht es jenseits den Grat wieder ein Stück hinauf, bevor wir nach links auf einen Pfad treffen,
der anfangs gut ist, dann auch immer mal verschwindet. Wir geraten auf Schaftracks, die uns etwas zu hoch führen.
Wir laufen nördlich um den Pico de Salcorz herum, ein Stück runter, und dann wieder rauf zur Port de Moudang.
Hier sind wir überrascht, dass es am Pass einen See gibt. Naja, eher einen Teich.

Von hier geht es auf einem erkennbaren Pfad eine lange Schotterreise hinauf zum Col de Lia.

Blick zurück zur Port de Moudang mit dem kleinen See.
Im Hintergrund ist immer noch der Zipfel auf der Barroude-Wand zu erkennen, wo wir heute Morgen aufgebrochen sind.

Das Wetter hat sich prächtig entwickelt! Wie gut, dass wir die Tour durchgezogen haben!
Schließlich stehen wir am Col de Lia.
Jörn ist natürlich schon längst da, als ich angekrochen komme.
Er schaut leicht - unentspannt.
Statt einem "Juhuu, jetzt geht´s nur noch bergab!" begrüßt mich ein "Guck da mal runter!!!
"
Oh. Es sieht aus, als hätten wir das Ende der Welt erreicht. Hier ist die Kante, von der man in die Unterwelt runterfällt.
Und kein Zaun gegen Absturz.
Eine ziemlich senkrechte Schotterwand beginnt an unseren Zehenspitzen. Sie führt in messerscharfe Felsspitzen.
So ein Splitterfelsenzeug. Brrr.
Die beschriebenen orangen Punkte sind aber hier. Die meinen das wirklich, dass man hier runter soll.
Es ist mittlerweile wohl 18:00 Uhr. Unsere - oder eher meine - Beine sind schon mächtig müde.
1000 Hm sind es noch bis ins Tal. Vermutlich überwiegend weglos.
Also machen wir eine kurze Pause.
Haben wir eine andere Wahl? Nein. Also stürzen wir uns dann sehr langsam und sehr vorsichtig in die Tiefe.
Meine Kamera packe ich vorsichtshalber in den Rucksack.
Da ich runter meist ein wenig schneller bin, wage ich mich als Erste rein.
Jeder Schritt ist nur ein paar Zentimeter weit. Fuß hochheben - vorsichtig vorschieben - aufsetzen - antesten - Gewicht probehalber verlagern - hält? Hält. Gewicht ganz verlagern. Anderen Fuß ...
Schön locker in den Knien, möglichst entspannt. Atmen nicht vergessen.
Ein Ausrutscher wäre hier mindestens mit Verletzungen einher gegangen.
Das Geraffel hält aber besser als es aussieht. So langsam gewinne ich Vertrauen in das Zeug.
Für die ersten 30 Meter brauche ich gefühlt 15 Minuten.
Dann gelange ich an eine Mauer aus spitzen Steinzähnen. Die Punkte gehen rechts hinunter in eine noch steilere Rinne!

Nee!
Ich klettere durch die Felszacken hindurch, gelange auf einen ebenfalls sehr steilen Schotterhang,
der aber mit Steinplatten durchsetzt ist, und versuche mich vorsichtig in kleinen Serpentinen hinunter zu arbeiten.
Das geht ein Stückchen gut, dann wird es mir auch hier zu steil.
Ich quere wieder zurück zu der Rinne und den Zähnen.
Zwischen den Zacken klettere ich nun runter bis an den Fuß der Rinne.
Hier ist das Schlimmste geschafft! Puh!
Während ich auf Jörn warte, mache ich hier das letzte Bild des Tages.

Dieses Stück vom Col herunter hat uns gefühlt eine Stunde gekostet.
Vielleicht war es auch viel weniger, aber es war schon etwas adrenalinlastig.
Seitdem habe ich eine neue Messlatte für "steiles Schotterfeld".
Der restliche Abstieg zieht sich noch sehr lang hin.
Das liegt sicher hauptsächlich daran, dass ich schon ziemlich platt bin.
Hier gibt es zwar weiter unten auch mal Möglichkeiten zum Zelten, aber wir wollen noch runter.
Erst sind auch immer mal Schneefelder zu queren, dann ein Mix aus Gras, Fels und Schutt.
Es gibt ein paar orange Punkte, aber meist keinen Weg.
Am Ende verlaufen wir uns fast noch, weil wir einen Abzweig in ein Tal fast verpassen.
Das merken wir aber glücklicherweise bald.
Die orangen Zeichen verlieren sich.
Später treffen wir auf gelbe Striche, die dann aber in eine andere Richtung weiterführen.
Steil geht es durch ein trockenes Bachtal und etwas Gestrüpp ins Tal.
Meine Knie protestieren, aber da müssen wir jetzt noch durch.
Erst gegen 21:00 Uhr kommen wir an die Bäche, die ins Rioumanjou-Tal führen.
Zwischen den Bächen liegt eine Wiese auf einem Hügel wie eine Insel. Klein, aber ausreichend.
Völlig platt baue ich mein Zelt auf.
Jörn nimmt meinen Wasserschlauch mit an den Bach und füllt ihn auf. Danke!
Beim Essen ist es schon dunkel.
Na, das hat ja gerade noch geklappt!
Boah, bin ich fertig!
Das war ein phantastischer Tag!
Hier noch einmal ein ganz großes Dankeschön @Nicki /Folko für diese super Tour!!!
Ich bin so froh, dass das Wetter schließlich doch auf unserer Seite war und wir diese herrliche Etappe laufen konnten!
Sie war echt ein absolutes Highlight der gesamten Pyrenäentour!
Unbedingte Empfehlung!
Sonntag, 29.7.2018 (20. Tag)
Barroude-See -> Rioumanjou-Tal
Jörns Armbanduhr-Statistik: 21 km /1300 \2075
12,5 Std. unterwegs
(Ich habe für diese Etappe keine Zahlen. Weil die Strecke überwiegend weglos war, kann ich sie mit dem Routenplaner im Locus nicht nachfahren. Unterwegs habe ich nicht getrackt.)
Mit den ersten Sonnenstrahlen springe ich aus dem Zelt.
Wow!

Die Barroude-Wand leuchtet herrlich im Sonnenaufgang!
Als Zugabe bekomme ich sogar noch Besuch von den Barroude-Schafen.
Wie gut, dass ich nicht mehr analog fotografiere.
Immer wieder ändern sich die Farben, ich muss immer wieder in alle Richtungen fotografieren.
Vor lauter Begeisterung denke ich nicht daran, auch mal ein Panorama zu machen.
Das hätte sich gelohnt!
Von zartem Dunkelrot über Granatapfel zu sattem Orange, dann langsam über Gelbtöne zu frischbuntem Steingrau.


Nicht ganz einfach bei diesem Anblick zu frühstücken.
Immer wieder muss ich aufspringen und alles nochmal ablichten - weil es wieder ganz anders aussieht.
Ein phantastischer Morgen!
Schließlich muss ich mich doch losreißen und wir steigen auf zur Port de Barroude.
Nicht, ohne unterwegs immer wieder auf den Auslöser zu drücken.


Hier nun doch ein Panorama.

Und noch einmal mit Vordergrund-Blümchen


Am Col pfeift uns ein heftiger Wind entgegen.
Und dicke, tiefe, bedrohlich schwarze Wolken ziehen auf uns zu aus dem Parzan-Tal

Oh nein! Das sah bisher sooo super aus, das Wetter, und ich habe mich so auf diese Strecke gefreut!
Und jetzt diese schwarzen Wolken! Die hohen Gipfel sind schon ganz verschluckt ...
Was jetzt?
Das sieht gar nicht mehr nach einem Wetter aus, das eine lange, weglose Gratwanderung zulässt

Eher richtig feste auf die Mütze, Sturm und Regen im Nebel.
Wir schauen auf die Karte.
Wenn wir es zur Port Vieux versuchen, können wir von da immer noch nach Parzan absteigen.
Wir wollen es versuchen.
Ein bisschen müssen wir uns schon gegen den Wind raufkämpfen.
Ein flacher Bergrücken aus nahezu botaniklosem Schotter führt über Soum de Barroude bis zum Pic de Port Vieux.
Manchmal werde ich fast umgeweht.
Blick ins Tal nach Osten, spanische Seite.

Vor uns liegt die Bergkette, über deren Grat wir nach Osten wollen.
Ganz hinten im Dunst liegt der Col de Lia, unser Zwischenziel, von dem aus es noch 1000 m ins Tal hinunter geht.
Aus dem Parzan-Tal kommen die Wolken und der Wind, über dem Grat scheinen sie sich aufzulösen.
Der Buckel hinter Jörn ist der Pic de Port Vieux.
Hier ist noch ein Pfad bis zur Port.
Der Grat ist die Grenze zwischen Frankreich und Spanien.

Als wir an der Port Vieux ankommen, hat sich das Wetter tendenziell gebessert. Es ist immer noch sehr windig, aber die Wolken sehen nicht mehr so bedrohlich aus und erscheinen lückenhafter.
Noch ein Blick auf die Karte versichert uns, dass der nächste Fluchtweg am Puerto de Forqueta sei, nicht so weit weg.
Das schaffen wir auf jeden Fall noch.
Kurz nach der Port Vieux endet der Weg.
Wir steigen über eine Wiese so hoch hinauf, bis wir oberhalb von zwei Einschnitten und Geröllfeldern sind,
und queren dann über einen Grashang nach Osten. Manchmal treffen wir auf Tierpfade, die unterschiedlich hilfreich sind.

Rückblickend sieht man hier noch gut die Barroude-Wand mit dem markanten Zipfel, ganz links den Pic Port Vieux, der Einschnitt der Port Vieux und die Wiese, über die wir nun gekommen sind.
Ein Wanderer kommt uns ganz aufgeregt entgegen.
Er hatte zum Pic de Bataillence gewollt, aber das sei so ausgesetzt, da sei er umgekehrt.
Wir sind gespannt. Da wollen wir auch lang.
Mittlerweile hat sich aber das Wetter glücklicherweise stabilisiert und der Wind ist nicht mehr ganz so heftig.
Es geht auf spanischer Seite über Wiese, dann steil durch Felsen hinauf auf den Grat.
In den Felsen gibt es ein paar Stellen, da kann man durchaus die Hände mal brauchen.
Auf dem Grat ist es sicher haarig, wenn es so weht wie am Morgen. So schlimm ist es glücklicherweise nicht mehr.
Besonders ausgesetzt finden wir die Stellen nicht. Aber doch interessant.
Da komme ich her:

Da will ich hin:

Mal geht es gleich auf dem Grat am besten, mal etwas unterhalb.
Mal meint man eine Spur zu erkennen, mal nicht. Irgendwo steht mal ein Steinmännchen herum.
Die Richtung ist aber klar. Im Nebel wäre das weniger entspannt.
Das rundere Ende dieses Schutthaufens ist der Pic de Bataillence (2600m).
Obendrauf steht ein Holzpfahl.

Über den Grat geht es nach einer Pause wieder runter.
Wieder kommt eine Kletterstelle, die wir aber leicht etwas unterhalb umgehen können.
Manchmal steht irgendwo ein Steinmännchen. Aber überwiegend geht es einfach der Nase nach.
Links unten ein noch zugefrorener See. Sollte das der sein, an dem man zur Not zelten kann?


Welches der Col de Lia ist, auf den wir zusteuern, ahnen wir mehr als es zu wissen.
Über den knubbeligen Grat da vorne steigen wir ab zur Port de Hechempy.

Dann geht es jenseits den Grat wieder ein Stück hinauf, bevor wir nach links auf einen Pfad treffen,
der anfangs gut ist, dann auch immer mal verschwindet. Wir geraten auf Schaftracks, die uns etwas zu hoch führen.
Wir laufen nördlich um den Pico de Salcorz herum, ein Stück runter, und dann wieder rauf zur Port de Moudang.
Hier sind wir überrascht, dass es am Pass einen See gibt. Naja, eher einen Teich.

Von hier geht es auf einem erkennbaren Pfad eine lange Schotterreise hinauf zum Col de Lia.

Blick zurück zur Port de Moudang mit dem kleinen See.
Im Hintergrund ist immer noch der Zipfel auf der Barroude-Wand zu erkennen, wo wir heute Morgen aufgebrochen sind.

Das Wetter hat sich prächtig entwickelt! Wie gut, dass wir die Tour durchgezogen haben!
Schließlich stehen wir am Col de Lia.
Jörn ist natürlich schon längst da, als ich angekrochen komme.
Er schaut leicht - unentspannt.
Statt einem "Juhuu, jetzt geht´s nur noch bergab!" begrüßt mich ein "Guck da mal runter!!!

Oh. Es sieht aus, als hätten wir das Ende der Welt erreicht. Hier ist die Kante, von der man in die Unterwelt runterfällt.
Und kein Zaun gegen Absturz.
Eine ziemlich senkrechte Schotterwand beginnt an unseren Zehenspitzen. Sie führt in messerscharfe Felsspitzen.
So ein Splitterfelsenzeug. Brrr.
Die beschriebenen orangen Punkte sind aber hier. Die meinen das wirklich, dass man hier runter soll.
Es ist mittlerweile wohl 18:00 Uhr. Unsere - oder eher meine - Beine sind schon mächtig müde.
1000 Hm sind es noch bis ins Tal. Vermutlich überwiegend weglos.
Also machen wir eine kurze Pause.
Haben wir eine andere Wahl? Nein. Also stürzen wir uns dann sehr langsam und sehr vorsichtig in die Tiefe.
Meine Kamera packe ich vorsichtshalber in den Rucksack.
Da ich runter meist ein wenig schneller bin, wage ich mich als Erste rein.
Jeder Schritt ist nur ein paar Zentimeter weit. Fuß hochheben - vorsichtig vorschieben - aufsetzen - antesten - Gewicht probehalber verlagern - hält? Hält. Gewicht ganz verlagern. Anderen Fuß ...
Schön locker in den Knien, möglichst entspannt. Atmen nicht vergessen.
Ein Ausrutscher wäre hier mindestens mit Verletzungen einher gegangen.
Das Geraffel hält aber besser als es aussieht. So langsam gewinne ich Vertrauen in das Zeug.
Für die ersten 30 Meter brauche ich gefühlt 15 Minuten.
Dann gelange ich an eine Mauer aus spitzen Steinzähnen. Die Punkte gehen rechts hinunter in eine noch steilere Rinne!

Nee!
Ich klettere durch die Felszacken hindurch, gelange auf einen ebenfalls sehr steilen Schotterhang,
der aber mit Steinplatten durchsetzt ist, und versuche mich vorsichtig in kleinen Serpentinen hinunter zu arbeiten.
Das geht ein Stückchen gut, dann wird es mir auch hier zu steil.
Ich quere wieder zurück zu der Rinne und den Zähnen.
Zwischen den Zacken klettere ich nun runter bis an den Fuß der Rinne.
Hier ist das Schlimmste geschafft! Puh!
Während ich auf Jörn warte, mache ich hier das letzte Bild des Tages.

Dieses Stück vom Col herunter hat uns gefühlt eine Stunde gekostet.
Vielleicht war es auch viel weniger, aber es war schon etwas adrenalinlastig.
Seitdem habe ich eine neue Messlatte für "steiles Schotterfeld".

Der restliche Abstieg zieht sich noch sehr lang hin.
Das liegt sicher hauptsächlich daran, dass ich schon ziemlich platt bin.
Hier gibt es zwar weiter unten auch mal Möglichkeiten zum Zelten, aber wir wollen noch runter.
Erst sind auch immer mal Schneefelder zu queren, dann ein Mix aus Gras, Fels und Schutt.
Es gibt ein paar orange Punkte, aber meist keinen Weg.
Am Ende verlaufen wir uns fast noch, weil wir einen Abzweig in ein Tal fast verpassen.
Das merken wir aber glücklicherweise bald.
Die orangen Zeichen verlieren sich.
Später treffen wir auf gelbe Striche, die dann aber in eine andere Richtung weiterführen.
Steil geht es durch ein trockenes Bachtal und etwas Gestrüpp ins Tal.
Meine Knie protestieren, aber da müssen wir jetzt noch durch.
Erst gegen 21:00 Uhr kommen wir an die Bäche, die ins Rioumanjou-Tal führen.
Zwischen den Bächen liegt eine Wiese auf einem Hügel wie eine Insel. Klein, aber ausreichend.
Völlig platt baue ich mein Zelt auf.
Jörn nimmt meinen Wasserschlauch mit an den Bach und füllt ihn auf. Danke!
Beim Essen ist es schon dunkel.
Na, das hat ja gerade noch geklappt!
Boah, bin ich fertig!
Das war ein phantastischer Tag!
Hier noch einmal ein ganz großes Dankeschön @Nicki /Folko für diese super Tour!!!
Ich bin so froh, dass das Wetter schließlich doch auf unserer Seite war und wir diese herrliche Etappe laufen konnten!
Sie war echt ein absolutes Highlight der gesamten Pyrenäentour!
Unbedingte Empfehlung!
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