[DE] Auf vier kleinen Rollen über die Berge

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Rando
    Anfänger im Forum
    • 11.03.2015
    • 45
    • Privat

    • Meine Reisen

    [DE] Auf vier kleinen Rollen über die Berge

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    2011 Feldberg, Herzogenhorn und Belchen an einem Tag

    2012 Herzogenhorn, Feldberg und Belchen in einem Lauf

    2013 Freiburg – Feldberg – Freiburg

    2013 Nordschwarzwald von Nagold nach Achern

    2014 Mittlerer Schwarzwald von Tübingen nach Straßburg

    2015 Karwendelrunde von Mittenwald über Krün, Wallgau ins Rißtal, zur
    Eng-Alm, Falkenhütte, Karwendelhaus, Scharnitz nach Mittenwald


    2011 Feldberg, Herzogenhorn und Belchen an einem Tag

    Ich starte am 15. Oktober 2011 10:13 unterhalb der Feldbergkirche am Feldbergpass (B 317) auf Höhe 1220 m. Heute ist sonniges, windiges und kühles Herbstwetter. Ich fahre auf Skikes über die Bergstraße zum Haus der Natur. Die Rollen der Skikes haben den gleichen Durchmesser (15 cm bzw. 6 Zoll) wie meine Cross-Rollski, die als Reserve im Kofferraum liegen. Die Reifen sind mit Luft gefüllt. An den langen Skistöcken fehlt der Schneeteller, die Spitzen sind geschärft. Es geht über den ruppigen, aber asphaltierten Panoramawanderweg zum Gipfel. Nach 32 Minuten bin ich oben auf 1493 m. Die klare Fernsicht reicht heute vom Allgäu die Gipfelkette entlang bis zum Mont Blanc. Ich mache eine kurze Pause von etwa zehn Minuten.
    Dann fahre ich vorsichtig ab, vorallem die steileren Abschnitte. Beinahe wieder am Feldberger Hof, dort wo es relativ flach ist, plötzlich ein heftiger Stolperer. Ich kann gerade noch aussteuern. Die Abfahrt kostet Konzentration und Kraft, da viele Löcher, Kanten und Steine zu beachten sind. Vorsichtshalber trage ich Handprotektoren. Schwierig sind auch Wanderer zu passieren. Sie können verständlicherweise nicht recht einordnen, was ihnen da entgegen oder von hinten kommt. Meist gehen sie dort, wo man noch am besten fahren kann. Nach 59 Minuten bin ich wieder am Auto. 269 Höhenmeter und 9,5 Kilometer.

    Nach einer Pause starte ich 11:35 zum Herzogenhorn. Über den Hebelhof und weiter auf der Verbindungsloipe laufe ich rauf zum Leistungszentrum. Ich bevorzuge, wo es geht, den Schlittschuhschritt (skating) oder den Doppelstockeinsatz. Der Asphalt ist wieder sehr rauh. Oben dann Schotter. Abfahrt über die Grafenmatter Wiesen zum Leistungszentrum. Matthias Steiner hatte sich hier auf Peking vorbereitet und dort eine olympische Goldmedaille gewonnen. Ich fahre über groben Schotter, der fast die Hälfte des Jahres mit Schnee bedeckt ist. Der steile Anstieg zum Gipfel hat es in sich. Unmengen eichel- bis kastaniengroßer Schottersteine bremsen immer wieder den Vortrieb. Teilweise muss ich im Grätenschritt gehen. Rücklaufsperren, größere und breitere Räder wären jetzt hilfreich. Dann wird es noch steiler. Selbst mit dem MTB kommt mancher hier an seine Grenzen. Abschnallen will ich nicht. Nach 40 Minuten bin ich oben auf dem Horn, 1415 m. Unterm riesigen Holzkreuz trage ich mich ins Gipfelbuch und Cache-Logbuch ein. 282 Höhenmeter waren es „nur“.
    Jetzt kommt die Abfahrt. Sturzbereit rolle ich mit weichen Knien langsam den grobgeschotterten Abhang runter. Immer wieder trifften und rutschen die Räder. Plötzlich blockiert das linke Vorderrad. Ich werfe mich kontrolliert rechts zur Seite auf die Steilwiese. Ein großer Stein klemmt zwischen Rad, Fender und Rahmen. Selbst mit Werkzeug ist er nicht zu entfernen. Also muss ich das Rad ausbauen, Stein entfernen, Rad einbauen und die Spur dann irgendwie einstellen. Es geht weiter. Mit nur etwa 5-7 km/h fahre ich alle oberen Passagen, dann die Schotterpiste wieder schneller. Endlich nach dem Gegenhang und der steinigen Piste kommt das Sträßle. Aber auch hier sind Löcher, Risse, Dellen und der sehr grobe Kieselasphalt zu beachten. Nur nicht hinfallen. Nach 100 Minuten, 317 Höhenmetern und 9,9 Kilometern bin ich wieder am Parkplatz unterhalb der Feldbergkirche. Kann man die Feldbergtour noch empfehlen, so ist die Tour aufs Horn nur bis zum Leistungszentrum gut machbar. Ich kontrolliere die Reifen. Alles o.k., allein das vordere Schutzblech ist gerissen. Mit Tape stabilisiere ich es.

    Nach der Pause fahre ich mit dem Auto zum Wiedener Eck. 14:48 gehts zuerst 135 Höhenmeter bergauf der so gut wie nicht befahrenen Straße zum Hohtann 1180 m, dann die schöne lange Abfahrt nach Obermulten und rauf zum Belchengipfel, 1414m. Auch diese grobe Straße läßt sich gut fahren bis 1350 m. Zum Gipfel sind es dann nochmal 64 Höhenmeter, die allerdings grob verblockt sind mit festem und losem Felsgestein, der Weg durchzogen von tiefen, natürlich entstandenen Wasserrinnen. Nach oben fahre ich etwa nur ein drittel der Wegstrecke, dann meist mit Doppelstockschub, runter etwa 70 %, oft ein Bein anhebend wegen der Steine, mit dem anderen voll auf der Bremse. Ansonsten ist es ein Wandertrail, der zum Stolpern und Stürzen einlädt.
    Dann folgt meine Abfahrt über die Gipfelstraße. Die Oktoberkälte dringt jetzt durch den Körper. Die Kontrolle der Skates wird schwieriger. Das Dauerbremsen strengt an. Löcher, Unebenheiten und Kanten kommen auf mich zu - oft erkenne ich sie erst im letzten Moment. Dann rutschiger Sand auf der Straße. Die Kurven fahren sich schwieriger als sonst. Plötzlich eine 10 cm Abbruchkante – Vollbremsung. Der Asphalt endet hier. Grobe Schotterpiste bis zur Seilbahnstation. Weiter. Achtung Kreuzung. Bremsen. Achtung Auto. Stolper. Gleichgewicht, o.k. dann wieder 135 Höhenmeter bergauf. Aufwärmen. Nach Hohtann folgt die letzte Abfahrt. Konzentration. Wie schön eigentlich die Landschaft hier im Südschwarzwald ist, interessiert mich nicht. Müsste eigentlich essen und trinken - doch die Flasche ist leer, der Appetit nicht da. Weiter, einfach weiter. 17:48 komme ich erschöpft, fröstelnd und erleichert am Parkplatz an. Die Ausrüstung werfe ich auf die Wiese und mich dazu. Nach 585 Höhenmeter, 19.6 Kilometern und 162 Minuten habe ich auch den dritten Gipfel „gemacht“. Insgesamt waren es heute 39 Kilometer, 1171 Aufstiegsmeter in 5 Stunden, 21 Minuten inklusive der kleinen Pausen unterwegs.

    Das nächste Projekt: Alle drei Gipfel als „Überschreitung“ an einem Tag mit Skikes befahren (ohne Auto zwischendurch). Dass sich dabei die Tageskilometer erhöhen, die Aufstiegsmeter fast verdoppeln, ist zu bedenken. Die Bedingungen Wetter, Ausdauer, Kondition usw. müssen stimmen.

    Die Orientierung ist leicht. Dafür reicht eine normale Wanderkarte, beim Belchen auch die Straßenkarte. Empfehlen würde ich die Befahrung der Gipfel von Herzogenhorn und Belchen nicht nur nicht wegen der fahrtechnischen Risiken. Die organisierten Naturschützer, aber auch die Bergwacht sehen es nicht gern, wenn man in der schneefreien Zeit mit Sportgeräten diverser Art die sensiblen Ökosysteme der Gipfelregion belastet und die Wanderer erschreckt. Ein Kompromiss wäre es, dass man halt den letzten Teil zu Fuß bewältigt oder vorher schon wieder umkehrt.

    Rando

  • Rando
    Anfänger im Forum
    • 11.03.2015
    • 45
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE] Auf vier kleinen Rollen über die Berge

    2012 Herzogenhorn, Feldberg und Belchen in einem Lauf

    Wer im Südschwarzwald unterwegs ist, wird sie nicht übersehen - die drei höchsten Gipfel Herzogenhorn, Feldberg und Belchen. 2011 konnte ich alle drei mit Skikes an einem Tag befahren. Zwei davon vormittags vom Feldbergpass aus, am Nachmittag dann den Belchen vom Wiedener Eck her. Die Autofahrt dazwischen, naja. Zwei Tage später plante ich deshalb die nächste Tour:
    Es sollte doch möglich sein, diese drei Berge in einem Lauf zu überfahren. Startort wäre der Bernauer Hof südlich des Herzogenhorns (1415 m). Nach 470 Höhenmeter dann die Abfahrt zum Pass und weiter über den Feldberger Hof zum höchsten Berg (1493 m). Abfahrt über die Todtnauer Hütte und rüber nach Todtnauberg. Abfahrt nach Todtnau und weiter im Tal bis kurz vor Schönau, Heimatort von Jogi Löw. Dort wartet der Schlussanstieg mit fast 900 Höhenmeter auf sehr rauhem Asphalt. Vom Belchengipfel (1414 m) am Ende die Abfahrt nach Multen, Ziel des 100 km Rucksacklaufs - das wäre es.
    Und das wurde es ein Jahr später am 28. August 2012 auch. Die steilen Forstwege waren oft sehr grob geschottert und verlangten dann maximalen Krafteinsatz. Die mehr als 50 Kilometer und 1960 Höhenmeter in etwa 9 h mussten hart erkämpft werden. Die Abfahrten waren alle machbar. Die alten Skikes V07 können das erstaunlich gut. Die groben Anstiege aber verlangten eigentlich größere Räder und Rücklaufsperren. Mehr Bodenfreiheit hätte auch Vorteile.
    Insofern ist die Tour nicht wirklich zu empfehlen. Die Einzelbefahrung der Berge wie im letzten Jahr würde ich vorziehen. Oder eine neue Linie über den Stübenwasen, Notschrei und das Wiedener Eck.

    Kommentar


    • Rando
      Anfänger im Forum
      • 11.03.2015
      • 45
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE] Auf vier kleinen Rollen über die Berge

      2013 Freiburg – Feldberg – Freiburg

      Man kann den Feldberg erobern (2011) oder ihn in eine Kette von Gipfelüberfahrungen einbeziehen (2012). Für dieses Jahr kam mir die Idee, den Berg auch in seiner weithin sichtbaren Schönheit samt dem Schichtstufenland von der Rheinebene bis zu den Schwarzwaldhöhen zu würdigen.
      So entstand mein Plan, am Freiburger Münster auf Cross-Rollski (X-Plorer 2.0) zu starten und erst auf dem Feldberg (1493 m) umzukehren. Am 15. August Mariä Himmelfahrt geht es aufwärts. Während der Papstsekretär Gänswein unten im Münster die Messe liest, bin ich schon am Berg. Wie vermutet sind die knapp sechs Kilometer zwischen Rinken und Feldbergpass sehr anstrengend. Immer wieder muss ich kurze steile Passagen im Grätenschritt gehen, ansonsten oft mit Maximaleinsatz die Rollski über Geröll, losen Schotter und felsiges Gestein vorantreiben. Dazwischen kleine notwendige Pausen, um Kräfte zu sammeln. Noch unangenehmer ist, dass mir viele Wanderer bei meinen Bemühungen zusehen, eine ältere Dame mit einem Gesicht, als ob sie Zahnschmerzen hätte. Zweihundert Höhenmeter unterhalb des Gipfels passiert es dann. Aufgrund eines Stockeinsatzfehlers kürze ich mit der Innenkante des X-Plorers den rechten Skistock um 10 cm. Zum Glück habe ich eine Wendespitze dabei. Ich montiere sie auf das erstaunlich sauber durchtrennte Stockende mit sechs Schräuble und weiter gehts. Die Schönheit der Landschaft brauche ich nicht zu rühmen. Empfehlen für einen schönen Rollski-Ausflug kann man das Dreisamtal von Freiburg nach Kirchzarten, das Zastlerbachtal bis Oberried und weiter zum Glaserhansenhof, Schweizerhof. Dann wird es sehr steil. Erst ab dem Feldbergpass kann man das letzte Stück zum Gipfel wieder mit Genuss und freier Sicht fahren. Nach der verdienten Pause dann die Abfahrt. Sie erfordert meine ganze Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zum Winter, wo man es laufen lassen und einen Hinfaller in Kauf nehmen kann, will ich jetzt auf keinen Fall stürzen und mir so vielleicht die Tour verderben. So genieße ich bei den kleinen Stopps, während die Reifen und Bremsen abkühlen, die Natur um so mehr. Ganz allein unter Wanderern und Bikern bin ich nicht. Bei Kirchzarten sehe ich eine Gruppe junger Rollskifahrer beim Training auf asphaltierten Feldwegen.
      Am Ende sind es knapp 80 Kilometer und 1500 Höhenmeter, eine zweite Stockspitze verabschiedet sich auch noch, dazu ein platter Reifen, letzterer zum Glück nicht in der Abfahrt.

      Kommentar


      • Rando
        Anfänger im Forum
        • 11.03.2015
        • 45
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] Auf vier kleinen Rollen über die Berge

        2013 Nordschwarzwald von Nagold nach Achern

        Gebirgsdurchquerungen haben ihren Reiz. Man fährt durch langgestreckte Täler, windet sich hinauf über Bergpässe, entdeckt kaum befahrene Wege, gelangt in einsame Ecken. Vegetation und Klima ändern sich, oft auch Sprache und Kultur. Nach den Gipfelbefahrungen der letzten Jahre will ich heute am 23. August den Nordschwarzwald von Ost nach West auf Cross-Rollski durchqueren. Ausgangspunkt ist die Stadt Nagold (411 m), gelegen am östlichen Rand des Waldes, wo das Obere Gäu anschließt. Das Ziel ist Achern, eine Stadt in der Oberrheinischen Tiefebene zwischen Offenburg und Baden-Baden. Um die Sache etwas sportlicher anzugehen, soll es eine Tagestour werden.
        Auf asphaltierten Radwegen rolle ich im Nagoldtal bis Altensteig und weiter hinauf zur Talsperre, mache dort eine Pause, bevor es weiter geht am Ufer entlang bis Erzgrube. Am Ortsausgang rechts auf der wegen einer Baustelle gesperrten Straße Richtung Nagoldquelle. Durch das Pfeifle-Sägewerk nach Schorrental, dort links ab von der Straße auf den anfangs sehr steilen Weg nach Besenfeld, das auf der Hochfläche (810 m) liegt. Von Höhe 830 m rolle ich auf Forstwegen steil bergab nach Huzenbach. Ich bewege mich auf meinen Cross-Rollski X-Plorer auf Rad- und Gehwegen an der Murg entlang bis Schönmünzach (500 m). Auch hier sind die Hotels leer, die Ferienwelle schon vorbei. Ich biege ein in das Seitental und rolle an der Schönmünz entlang, dann im Langenbachtal hinauf bis zum Forsthaus Auerhahn (700 m). An einer Quelle raste ich, um Kräfte zu sammeln für den letzten Anstieg. Auf dem gesperrten Ecklessträßle geht es steil bergan zum Seibelseckle (955 m). Bei der Geißlochhütte fängt es an zu regnen. Nach dem kurzen Schauer fahre ich weiter.
        Auf Höhe 990 m nehme ich die Abfahrt ins Rheintal. Der schmale asphaltierte Weg ist teilweise feucht, dazu mit Nadeln, Steinen und Zapfen bedeckt. Weiter unten wird der Weg immer rauher. Am Wolfsbrunnen komme ich auf die Straße. Meist fahre ich auf schmalen Gehwegen, während riesige Laster vom Steinbruch her gefährlich dicht vorbeirasen. In Furschenbach, ein Dorf zwischen Weinbergen, mache ich Mittagspause am Gasthaus Rebstock. War es oben nach dem Schauer recht frisch, ist es hier sommerlich warm. Überhaupt hier unten: Sonne, Staub, Verkehr, Häuser, Badener - ziemlicher Kontrast zu den eben noch einsam schattig grünen, luftigen Schwarzwaldhöhen. Die letzten Kilometer auf teilweise tief geschotterten Radwegen gehen so. In Achern (145 m) sind es dann 85 Kilometer und 1100 Höhenmeter. Und die Rollskidurchquerung des Nordschwarzwaldes ist geschafft.
        Über Karlsruhe, Pforzheim und Calw rolle ich auf Stahlrädern wieder zum Ausgangspunkt in Nagold. Während ich aus dem Zugfenster schaue, entsteht langsam die Idee für eine neue Tour: die Durchquerung des mittleren Schwarzwaldes von Ost nach West.

        Kommentar


        • Rando
          Anfänger im Forum
          • 11.03.2015
          • 45
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [DE] Auf vier kleinen Rollen über die Berge

          2014 Mittlerer Schwarzwald von Tübingen nach Straßburg

          Den Plan für die Tour hatte ich seit vielen Monaten. Unklar war, ob und wann ich ihn in die Tat umsetzen will und was mich motiviert, das Ziel, die Strecke oder mögliche Schwierigkeiten.

          2013 durchquerte ich an einem Tag den Nordschwarzwald. Dieses Jahr soll es auf einer südlicheren Linie durch das südwestdeutsche Schichtstufenland gehen.

          Im April 2014 bin ich dann soweit, will die verbliebenen Kräfte der relativ guten Langlaufform des Winters einsetzen und den Mittleren Schwarzwald auf Cross-Rollski "überfahren".

          Ich plane die Route für zwei Tage. Sie verläuft vom mittleren Neckar Richtung Westen durch das Mittelgebirge zum Rhein.

          In der Karwoche am 16. April starte ich am geographischen Mittelpunkt Baden-Württembergs. Es ist genau 10 Uhr. Los gehts.

          Vom Mittelpunkt des Landes im "Elysium" fahre ich bergab ins Neckartal. Durch die holprigen Gassen der Tübinger Altstadt gelange ich an den Fluß.

          Hinter Rottenburg verengt sich das Tal. Obacht! Da liegt ein toter Fisch, mittelgroß, stinkend, kann gerade noch ausweichen. Die Bedingungen sind gut. Sonne, mäßiger bis frischer Wind und etwa 12 Grad.

          Ich folge dem Neckarlauf flußaufwärts bis Horb, eine Kleinstadt am Rande des Schwarzwaldes. Auf besten Radwegen gehts nach Fischingen, wo die Glatt in den Neckar mündet. Die ersten Schotterpassagen kommen. Ich folge dem Lauf der Glatt, vorbei am Wasserschloss und Hopfau bis Bettenhausen. Viele Abschnitte sind leider neu geschottert. Nur mit der Doppelstocktechnik komme ich noch voran. Größere Löcher wurden mit losen Steinchen aufgefüllt. Mehrfach bleiben die Vorderräder darin stecken und ich stolpere die nächsten Meter. Stürze zum Glück nicht.

          Ich verlasse das schöne Glatt-Tal auf der steilen Bergstraße mit max. 20%. Etwa alle zehn Meter durchziehen stählerne Wasserrinnen den schmalen Weg. Die Cross-Rollski rollen kaum darüber. Mit fehlt einfach der Schwung, zumal der Rucksack drückt.

          Hinter Dornhan kommt eine schwierige Abfahrt. Das Geröll des ausgewaschenen Waldweges hat stellenweise faustgroße lose Steine. Vorsichtig fahre ich langsam hindurch, versuche einen Hinfaller zu vermeiden und das Material zu schonen. Dann wieder Asphalt. Gut, dass ich zwei Bremsen habe. Eine würde hier nicht reichen, um die Geschwindigkeit bergab auf ein kontrollierbares Maß zu verzögern. Nach einigem Auf und Ab in kupiertem Gelände erreiche ich am frühen Abend Aichhalden (716 m), wo ich im Landgasthof Engel einkehre.

          Am nächsten Tag nehme ich die steile Abfahrt durch das Aichhalder Loch ins Schiltachtal. Die schmale Straße im dunklen Wald ist geteert. Oben hat es 22,5 %, im Durchschnitt 15,5 %. Ich stehe auf den Bremsen. In einer Ausweichbucht halte ich an. Stelle die Rollerski quer. Bin jetzt hellwach. Lasse die Reifen abkühlen. Selbst das Anfahren ist hier nicht ohne. Weiter geht’s. Plötzlich Gegenverkehr. Jetzt keinen Fehler machen. Nicht in die Bankette rollen! Der Platz muss reichen. Weiter unten entspannt sich die Fahrt. Schwarzwaldidylle pur. Nach 400 Tiefenmetern bin ich in Schiltach im schönen Kinzigtal. Auf bequemen Radwegen fahre ich über Wolfach, Hausach, Gengenbach nach Offenburg. Eine spezielle Herausforderung in jedem Ort ist das rustikale Pflaster. Zwischen den runden Steinköpfen sind breiten Fugen, in denen ab und zu große Glasscherben liegen. Hinter Offenburg wirkt die Landschaft monoton, die Wege sind schlecht. Lange Schotterpassagen, auch gröberer Art, bremsen mich ein.

          In Kehl erreiche ich den Rhein. Ich fahre über die imposante, zehn Jahre alte Passarelle des Deux Rives nach Straßburg. Der dichte, teilweise sechsspurige Feierabendverkehr verleidet mir die Fahrt ins Zentrum. Der Rhein als Ziel ist attraktiv genug, finde ich, zumal, wenn man vom Neckar kommt. Also kehre ich um, überquere den Strom ein zweites Mal, erlebe noch ein wenig das spezielle Flair der Grenzstadt Kehl, rolle an rosaroten Fachgeschäften vorbei zum Bahnhof und fahre schließlich auf Schienen von der Oberrheinischen Tiefebene über den Wald zurück ins Schwabenland.

          Kommentar


          • Rando
            Anfänger im Forum
            • 11.03.2015
            • 45
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DE] Auf vier kleinen Rollen über die Berge

            2015 Cross-Rollski-Tour durch’s Karwendelgebirge

            Im Karwendel bin ich seit langem gern unterwegs: Klettern, Wandern, Biwakieren, Biken, Langlaufen oder Skitouren.

            Doch was geht im Sommer auf den kleinen Rollen? Da wären zunächst 50 Kilometer Asphalt mit Rollski bis zur Eng-Alm. Und wie dann weiter? Mit Cross-Rollski einen der vier Gebirgskämme überschreiten und so eine Karwendelrunde von 90 Kilometern und 1800 Höhen- und ebensovielen Tiefenmetern realisieren? Auf steilen Abfahrten von der Falkenhütte (1848 m) und dem Karwendelhaus (1765 m) den Mountainbikern Konkurrenz machen?

            Vom Naturcampingpark Isarhorn rolle ich nach Krün, dann Wallgau und weiter an der Isar entlang auf der schmalen ruhigen Mautstraße nach Vorderriß. Von hier geht es aufwärts nach Österreich. Im Rißbach in Tirol sehe ich Kayaks in der Klamm auf WW IV-VI fahren. In den hohen Wänden der umliegenden Berge liegen Neuschneereste. An der Jausenstation der oberen Eng-Alm wechsle ich die Schuhe, binde die Ski auf den Rucksack und wandere mit einem Kölner Alpinisten auf die Falkenhütte. Die heikle Abfahrt am nächsten Morgen auf dem steilen Geröllweg zur Ladiz-Alpe ist kein reines Vergnügen. Die Wanderung zum kleinen Ahornboden und weiter zur Hochalm beim Karwendelhaus ist einfach. Oben eine kleine Trinkpause. Jetzt gilt es! Ich ziehe wieder die Skischuhe an und drücke sie in die Bindungen. Die Stöcke fasse ich kürzer und nehme die ersten Serpentinen, die Füße versetzt und enger zusammen, die Vorderräder entlastend. In den Kehren liegt viel Geröll. Stolpergefahr beim Umtreten.

            Mountainbiker kommen mir entgegen. Sie kurbeln langsam vorbei. Ihre freundliche Grüße, einige überraschte Reaktionen, Respekt und Anerkennung für diese seltene oder seltsame Art Bergsport motivieren mich. Die vielseitige Landschaft im wilden Karwendeltal nehme ich kaum wahr. Kurze Pause. Dann schnelle Fahrt über den Talboden. Den steinigen Gegenanstieg nehme ich mit vollem Einsatz, meist im Doppelstockschub. Dann wieder steil bergab. Aufpassen bei der letzten Steilstufe. Alles geht gut. In Scharnitz treffe ich wieder auf die Isar. Die Spannung fällt ab. Müde und zufrieden fahre ich die flachen groben Schotterwege nach Mittenwald, dann vorbei an der Edelweißkaserne, noch einige kleine Wellen bis zum Campingpark.

            Fazit: Der Plan ging auf. Die Nordic Cross Tour in alpiner Landschaft, verknüpft mit anspruchsvollen Strecken und sportlichem Einsatz wurde ein schöner Erfolg. Etwas Pioniergeist motivierte mich zusätzlich, vielleicht vergleichbar mit der Einstellung der ersten Mountainbiker vor Jahrzehnten im Karwendel. Die 50 Asphalt-Kilometer hätte ich gut mit schmalen 100 mm Gummirädern, die Geröllpisten mit breiten 8 Zoll Reifen fahren können. Insofern waren 150 mm Lufträder für diese Tour ein sinnvoller Kompromiss.

            Kommentar

            Lädt...
            X