[DE] Vier Tage auf dem Renchtalsteig

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  • LewisTolleni
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    • 29.09.2015
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    [DE] Vier Tage auf dem Renchtalsteig

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Hallo liebe ODS-Gemeinde,

    wie wahrscheinlich viele von euch war ich hier eine lange Zeit als eifriger Leser unterwegs, bevor ich mich dann tatsächlich irgendwann selbst auf Reisen begab. Von meiner ersten längeren Wanderung, dem Renchtalsteig vom 18.08.2015 - 21.08.2015, soll hier nun ein kleiner Bericht entstehen, der einen Eindruck geben soll von meinen Erfahrungen, vielleicht hilft er ja sogar dem einen oder anderen bei der eigenen Planung.

    Vorplanung:
    Mitte des letzten Sommersemesters, so ungefähr gegen Mitte Juni, hat mich das Trekkingfieber gepackt – urplötzlich. Ich weiß nicht mehr warum und wie es dazu kam. Zwar war ich schon seit einiger Zeit begeisterter Tagestourenwanderer im heimischen Schwarzwald und der Schweiz, mehrtägige Touren standen allerdings noch nicht in meinem Fokus. Das sollte sich jetzt ändern. Schnell waren der Weg hier in dieses Kleinod des Internets gefunden, fehlende Ausrüstung gekauft und ein erstes Objekt ins Auge gefasst. Anfang September sollte der Schluchtensteig auserkoren werden, meinen aufkeimenden Enthusiasmus nicht schon nach der ersten Erfahrung schwinden zu lassen. Zugegebenermaßen, das hat er auch nicht.
    Ende Juli brachte mir der Postbote etwas überraschend doch noch eine Zusage für einen fünfwöchigen Ferienjob und das Projekt Schluchtensteig musste fürs erste verschoben werden. Statt unvergesslicher Erfahrungen in der Natur des Südschwarzwaldes sollte ich jetzt also fünf lange Wochen bei monotoner Fließbandarbeit verbringen?

    Nach dem Ende der Klausurenphase fasste ich nach einem Wochenende in München eher spontan den Entschluss, in den letzten freien Tagen den Renchtalsteig zu laufen. Also noch flugs ins Tourismusbüro geradelt und hilfreiches Kartenmaterial besorgt (Infobroschüre „Wandern auf dem Renchtalsteig“ mit guter Beschreibung der Wegpunkte sowie eine Karte des Schwarzwaldvereins für das Renchtal). Der Renchtalsteig ist ein 100 km langer Weg und führt in fünf Etappen von Bottenau über Weinberge ins Renchtal und wieder heraus nach Oberkirch zum Endpunkt der Ruine Schauenburg

    Erster Tag: von Bottenau zur Hohlengrundhütte ca. 25km
    Der Einstieg des Renchtalsteigs am Bottenauer Rathaus liegt etwa 20 Kilometer entfernt von meinem Heimatort und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Allerdings habe ich das Angebot einer zweistündigen Anfahrt für 20 km (zu Fuß ist ja fast schneller) dankend abgelehnt und so hatte mich Taxi Mama morgens früh vor der Arbeit am Rathaus in Bottenau abgeliefert.





    Um sieben Uhr morgens wurde ich dort mit gähnender Leere und einem ersten Anstieg vorbei an gut bestückten Reben zur St. Wendelin Kapelle empfangen. Auf dem weiteren Weg ergaben sich an der Münsterblickhütte erste Blicke ins Rheintal, auch wenn das versprochene Münster und Vogesen im Dunst lagen. Das sollte auch noch lange so bleiben. Der Sonnenschein und die schönen Wege in den Weinbergen und Laubwäldchen führten mich schnell zum Schloss Staufenberg, zu dem ich einen kleinen Abstecher machte. Eine hübsche und bewirtschaftete Anlage, doch leider hatte die Weinstube noch geschlossen







    Im Folgenden ging es weiter aufwärts vorbei an der Bildeiche zur Ofenlochhütte mit Brunnen, wo ich eine erste Rast einlegte und den Ausblick auf die heimische Hornisgrinde genießen konnte. Heute auf der Speisekarte: Vollkornbrot, Käse, Müsliriegel, Nüsse. Auch das sollte so bleiben. Nach kurzer Rast ging es weiter hinauf zum Moosturm, dem höchsten Punkt der Etappe. Auf dem Weg dorthin holte ich zwei Frauen ein, die wie ich den Renchtalsteig gehen, allerdings nur die ersten beiden Etappen. Sie erzählten mir von ihren bisherigen Wanderreisen. Sie seien schon mehrfach auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen, jetzt aber erkunden sie, genau wie ich, die Heimat. Am Moosturm warteten schon die zwei männlichen Mitwanderer und nach einer kurzen Pause machten wir uns zu fünft weiter auf, die eben gewonnen Höhenmeter bis Oppenau wieder zu vernichten.



    Gegen vier Uhr erreichten wir die Sandbühlhütte, wo ich eigentlich geplant hatte, meine erste Nacht zu verbringen. Ich war mir unsicher, wie gut es funktionieren würde mit Gewicht auf dem Rücken, aber da ich mich noch gut und fit fühlte, solch nette Begleitung gefunden habe und zudem hörte, dass nur 500 Meter weiter das Hotel Kalikutt mit einem Radler und einer Schwarzwälder auf mich wartete, war schnell entschieden, weiter zu gehen. Gestärkt mit dieser Sahnebombe ging es nun mit aufgefüllten Wasservorräten (Brunnen am Hotel Kalikutt und vor dem Ortseingang Oppenau) weiter bergab Richtung Oppenau, wo meine vier Mitwanderer im Naturfreundehaus übernachten wollten und vorgeschlagen haben, dass ich auch mitkommen soll. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich aber, noch ein bisschen weiter zu wandern und den Aufstieg zu Beginn der zweiten Etappe heute noch mitzunehmen. Neues Ziel war nun die etwa 400 Meter abseits des Steigs gelegene Hohlengrundhütte. Was für ein Glücksgriff Eine neu erbaute Hütte, direkt mit davor gelegenen und üppig sprudelndem Brunnen und toller Aussicht auf Oppenau und dahinter liegende Berge. Vor lauter Freude packte ich trotz anstrengendem Anstieg erstmal das Vesper aus und schrieb nebenbei allen Besorgten zu Hause, dass noch beide Beine dran sind und ich was für die Nacht gefunden habe. Blöd, ich merkte nicht, wie ich begonnen habe, zu frieren, da ich mich nicht umgezogen hatte und noch die verschwitzten Klamotten anhatte. Trotz Körperpflege, warmer Kleidung und Schlafsack sollte sich das die Nacht über auch nicht mehr ändern.




  • LewisTolleni
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    • 29.09.2015
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    #2
    AW: [DE] Vier Tage auf dem Renchtalsteig

    Fortsetzung, der Tag 2: von der Hohlengrundhütte zum Glaswaldsee, ca. 19 km


    Wohin der wohl führt?

    Am nächsten Morgen war ich schon früh wach. Der Himmel war bewölkt, doch die Aussicht auf Oppenau konnte ich während des Frühstücks trotzdem genießen. Schnell waren meine Sachen gepackt und ich befand mich auf dem letzten Teilstück hoch zum Ibacher Holzplatz, von wo aus man nochmals einen schönen Blick auf das Renchtal hatte. Hauptsächlich auf Forststraßen ging es über Löcherbergwaßen, eine Passstraße, den Urselstein, eine Formation aus Buntsandsteinblöcken und die Hermersbergerhütte und nach kurzem Abstieg nach Bad Peterstal. Insgesamt war dies der unangenehmste Abschnitt der gesamten Tour, weder der Weg an sich noch die Strecke machten irgendeinen Reiz aus. Ich hatte stattdessen das Gefühl, dass man diese Streckenführung nur wählte, um ein paar zusätzliche Kilometer zu gewinnen, um nicht zu schnell in Bad Peterstal zu sein. Dort angekommen machte ich mich auf in den Nahkauf im Stadtkern, wo ich mir Verpflegung für die nächsten Tage kaufte, an denen man nicht mehr an Ortschaften vorbei kommt. Zudem gönnte ich mir ein Mittagessen im Engel, es gab griechischen Salat. Eine überstürzte Wahl, denn gerade als ich angefangen hatte, kam der Sohn der Wirtin, schnappte sich ein Teller und bereitete sich daran sein Mittagsessen zu: eine große Portion Pringles. Auch wenn es nicht auf der Karte stand, ich hätte es auch genommen


    Oppenau vom Ibacher Holzplatz aus, im Hintergrund links ganz klein die Hornisgrinde mit Funkturm


    Das benachbarte Harmersbachtal


    Der Urselstein

    Wohlgenährt schulterte ich wieder meinen Rucksack und wollte mich auf den weiteren Weg machen. Da aber erst ein Uhr mittags war und mit Bad Peterstal schon das offizielle Ende der zweiten Etappe erreicht war, legte ich mich erstmal ins Freibad
    Nach drei Stunden Erholung war es dann aber wirklich so weit, den nächsten Aufstieg hoch in Richtung Glaswaldsee, einem in der letzten Eiszeit aus Gletschern geformten Karsee. Zuerst führte der Weg auf schönen Pfaden und einem Wildnislehrpfad bergauf. Zwischenzeitlich kam sogar die Sonne raus und ich war definitiv entschädigt für den zähen Morgen. Nach einem kurzen Stück auf befahrener Straße machte ich nochmals eine kurze Rast am Holchenwasserfall.


    Am Holchenwasserfall

    Dort stellte ich zum Ersten mal fest, dass meine Trinkwasserplanung viel zu optimistisch war. Zwar wusste ich, dass ich am nächsten Morgen an zweien in der Karte eingezeichneten Brunnen vorbei kommen würde. Allerdings waren dazwischen noch etwa 600 Höhenmeter zu bewältigen. Zudem zogen langsam dichte, graue Wolken auf, die mich bald wieder aufbrechen ließen. Die Sonne schien mir ins Gesicht, im Rücken allerdings zogen immer dunklere Wolken auf. Bald spürte ich erste Tropfen, doch ich hatte Glück und es hörte schnell wieder auf. Pech hatte ich allerdings in einer anderen Angelegenheit, denn die in der Infobroschüre eingezeichnete Hütte gab es nicht. Oder zumindest habe ich sie nicht schneller gefunden, als dass ich die Entscheidung traf, nochmal drei Kilometer weiter zu laufen zum Glaswaldsee, um dort in der Schutzhütte zu schlafen. Eigentlich wollte ich das vermeiden, allerdings ließen mir die unverheißungsvollen Wolken und die beginnende Dämmerung keine andere Wahl. Der Aufstieg zum Wegkreuz See-Ebene, wo erstmals der Westweg touchiert wird, war richtig hart - aber auf schönen Pfaden - und bis auf 300 ml allerletzte Notration gingen auch meine Wasservorräte dem Ende entgegen. Völlig erschöpft machte ich mich an den nicht im Renchtalsteig eingeplanten Abstieg hinunter zum Glaswaldsee. Dort angekommen lag der See da in einer sanften Ruhe, die ich für mich alleine hatte – bis auf zahlreiche Mäuse in der Schutzhütte. Die dortigen Hinterlassenschaften sind wohl zu verlockend für sie. A Propos Hinterlassenschaft: Mitten in der Schutzhütte stand einsam eine ungeöffnete, 1,5 Liter Flasche stilles Wasser, die nur darauf wartete, von mir beschlagnahmt zu werden. Nachdem ich meinen Durst gelöscht habe, machte ich mich, denn es war schon gut Dunkel, daran, mein Nachtlager etwas abseits der Hütte am Ufer zu errichten. Es sollte eine Nacht unter freiem Sternenhimmel werden, denn bis ich damit fertig war, waren die dunklen Wolken schon wieder über alle sieben Berge.


    Der Glaswaldsee am Abend, deutlich erkennbar der niedrige Wasserstand


    Meine erschöpfte Wenigkeit


    Schutzhütte am Ufer des Glaswaldsees

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    • geier
      Dauerbesucher
      • 03.05.2010
      • 564
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      #3
      AW: [DE] Vier Tage auf dem Renchtalsteig

      Hallo,

      schöner Bericht aus meiner weiteren Heimat. Da sind wir uns fast begegnet: Ich war in der selben Zeit auf dem Renchtalsteig unterwegs, allerdings nut zwischen der Zuflucht und dem Sohlberg.

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      • LewisTolleni
        Gerne im Forum
        • 29.09.2015
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        #4
        AW: [DE] Vier Tage auf dem Renchtalsteig

        Hi,

        @geier: Da hast du dir mit Sicherheit eines der Sahnestücke des Renchtalsteig ausgesucht

        So, bevor es am Dienstag auf den Schluchtensteig geht, hier nun...

        Der Tag 3: Glaswaldsee – Brandhütte

        Am nächsten Morgen war ich wieder früh wach, so gegen halb sechs. Nachdem ich noch kurz der Natur lauschte machte ich mich auf und nahm meine erste Mahlzeit am See zu mir, um dann die 100 Höhenmeter wieder aufzusteigen, die ich gestern unplanmäßig abgestiegen bin. Der Weg hat sich definitiv gelohnt. Im Vergleich mit dem Mummelsee muss sich der Glaswaldsee nicht verstecken und in Puncto Ruhe hat er eindeutige Vorteile.


        Morgenstimmung am Glaswaldsee


        Spieglein, Spieglein...

        Vom Glaswaldseeblick hat man nochmal einen wunderschönen Blick auf den See und angeblich auch bis hin zur Schwäbischen Alb. Am morgen war es dafür aber noch zu neblig, auch wenn ich mit meiner meteorologischen Laienfähigkeit erkannte, dass das Wetter gut werden könnte. Gemeinsam mit dem Westweg, allerdings in Süd-Nord Richtung, ging es hoch zur Lettstädter Höhe, einem ehemaligen Grenzstein. Die Wege trennten sich wieder und über sehr schöne und teils steile Pfade ging es weiter zur Sexauer Hütte. Hier sollte sich der erste der zwei in der Karte markierten Brunnen der dritten Etappe befinden – kein Wasser. Weiter ging es die Teufelskanzel hoch, ein sehr steiles und anstrengendes Wegstück durch Sandsteinquarter. Hier sollte sich der zweite Brunnen befinden – Fehlanzeige. Somit haben sich auf der offiziellen dritten Etappe beide Möglichkeiten, sein Trinkwasser aufzufüllen, zerschlagen. Wahrscheinlich landet einfach alles Quellwasser in den Flaschen von Bad Peterstaler Mineralwasser Erst am Renchbrunnen, bei ca. Kilometer fünf der vierten Etappe fand ich wieder sprudelndes Nass. Ohne die gefundene Wasserflasche in der Hütte am Glaswaldsee wären das einige sehr trockene Kilometer geworden.


        Auf den Pfaden der roten Raute

        Nach der Teufelskanzel ging es auch wieder auf Wegen des Westwegs entlang. Nach den insgesamt drei einsamen Wanderern, die ich am Vortag gesehen habe, herrschte hier nun Rushhour. Über die Hildahütte ging es weiter zum Gleitschirmfliegerplatz am Bauernkopf mit grandioser Aussicht ins Tal. Die nächsten Kilometer hin zur Alexanderschanze sind ziemlich unspektakulär und zogen sich zäh. Die Alexanderschanze ist eine Passhöhe, die früher zu militärischen Zwecken genutzt wurde und von Herzog Karl Alexander von Württemberg ihren Namen erhielt. Heute steht dort ein stillgelegter Gebäudekomplex, den wie so viele ehemalige Hotelbauten in dieser Gegend das Schicksal des langsamen Verfalls ereilt.


        Das ehemalige Hotel Alexanderschanze


        Zum Glück keine Fata Morgana

        Hinter der Alexanderschanze wurden die Wege auch nicht schöner. Hässliche, breite Forstraßen führen zur Renchquelle mit Brunnen, wo ich wieder kühles Nass fand. Dort legte ich nur eine kurze Rast ein, denn schon bald zogen dunkle Wolken auf und es begann zu tröpfeln. Gegen drei Uhr war ich an der Brandhütte angelangt, meinem für heute auserkorenen Nachtlager. Dort ruhte ich mich erstmal auf der Bank aus und machte mich gegen sechs Uhr weiter zur Renchtalhütte, einem zum Nobelhotel Dollenberg gehörigen Wanderwirtschaft. Leider waren dort nur die Preise gesalzen und der bestellte Flammkuchen stopfte zudem kein Loch. Doch Hoffnung nahte, denn Dank bestens möglicher Handykommunikation im Schwarzwald habe ich mich für den Abend verabredet mit einem Kumpel, der mit mir ab der Renchtalhütte den Weg zurück zur Brandhütte lief und dort nahmen wir dann vor der Hütte unsere wohlverdienten Weizen zu uns Als mein Kumpel dann, bevor er sich aufmachte zurück zur Renchtalhütte ein letztes Mal umsah, dann der Schock.
        „Hier willst du wirklich schlafen?“
        „Ja klar, wieso denn nicht, ist doch nett hier?“
        „Naja, mit den Wespen…?“
        Wespen? Die gab es heute Mittag hier zwar auch schon, aber da sind die nicht in der Hütte gewesen, sondern schön draußen Auch wenn ich keine Phobien habe gegen alles, was mehr als zwei Beine und Flügel hat, wollte ich nun doch nicht unbedingt deren Zimmergenosse für eine ganze Nacht sein. Also machte ich mir Platz vor der Hütte, was kein Problem war, da der abermals sternenklare Himmel eine trockene Nacht versprach.


        Auf der Terrasse der Renchtalhütte

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        • kaltduscher
          Erfahren
          • 23.11.2009
          • 361
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          #5
          AW: [DE] Vier Tage auf dem Renchtalsteig

          Hallo
          ich kann Dich beruhigen das Hotel Alexanderschanze wurde verkauft,da soll sowas wie am Ruhestein rein vom Nationalpark.

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          • LewisTolleni
            Gerne im Forum
            • 29.09.2015
            • 56
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            #6
            AW: [DE] Vier Tage auf dem Renchtalsteig

            So, nach langer studiumsbedingter Zwangspause hier nun der letzte Teil:

            Tag 4: Brandhütte – Schauenburg, ca. 35 km
            Auch heute war ich Frühaufsteher und begann den vierten Tag mit den ersten Happen Brot und Käse und den ersten Sonnenstrahlen. Noch kurz ein paar Nüsse reingeschoben und schon war ich auf dem Weg hinauf zum Buchkopfturm. Dort war einer der magischen Momente der Tour. Alleine dort oben bei Sonnenaufgang und vollkommener Ruhe, wenn die schwächliche Sonne die ersten Hügelkuppen langsam streift. Die tolle Aussicht tat ihr Übriges.


            Morgens am Buchkopfturm



            Nachdem ich die letzten Blicke von diesem Panorama gewendet habe führte mich der Renchtalsteig über das Hotel Zuflucht und ein schönes Naturschutzgebiet auf den Panoramaweg mit ständigem Blick ins Rheintal zum Schliffkopf, mit 1054 m der höchste Punkt meiner Wanderung. Auf dem Panoramaweg traf ich einen 75-jährigen Westwegwanderer, der ebenso wie ich schon früh auf den Beinen war. Na hoffentlich bin ich in dem Alter auch noch so fit. Allerdings war er ziemlich überrascht, dass ich nicht den Westweg mache, sondern den Renchtalsteig laufe, den kenne er gar nicht. Er selbst sei den Westweg zum ersten Mal etwa in meinem Alter gelaufen. Aber gut, da gab es den Renchtalsteig auch noch nicht. Auf dem Schliffkopf habe ich mich bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel erstmal auf eine Bank gelegt – ich hatte ja genügend Zeit und keinen Stress.


            Kurz nach Zuflucht


            Auf dem Panoramaweg zum Schliffkopf



            Gegen Mittag war ich nach knackigem Abstieg bei der Klosterruine Allerheiligen angelangt. Es war viel Betrieb dort, im Café, dem Souvenirshop und den öffentlichen Toiletten. Doch sobald ich aus diesen rauskam war es plötzlich weg, das gute Wetter. Nun gut, kurz an einem Brunnen im Hof neben dem Souvenirladen das Wasser aufgefüllt und die rechte Abbiegung auf den Sagenweg genommen, auf dem man zuerst oberhalb der Wasserfälle wandert und immer wieder einen Blick darauf hat. Nachdem gestern schon die Teufelskanzel durchlaufen wurde, war heute die Engelskanzel dran. Auch dies ist ein Felsengebilde mit Blick auf die Wasserfälle und das Tal im Hintergrund. Dort fasste ich dann den Entschluss, den Renchtalsteig heute schon zu beenden. Es war erst zwei Uhr Mittags und zu meiner geplanten Unterkunft, der Knappenhütte, waren es nur noch knappe vier Kilometer. Eigentlich wollte ich den Mittag an den Wasserfällen verbringen, doch der ganze Trubel dort war eher nervig und mit meinem Rucksack passte ich nicht sonderlich ins Bild der FlipFlop-Wanderer und Gassi-Geher. Okay, in der Wirtschaft an der Klosterruine habe ich mir dann doch noch zwei Knödel gegönnt


            Die Klosterruine Allerheiligen


            Einer der Wasserfälle

            Flotten Fußes ging es nun wieder auf schönen Pfaden über den Eselsbrunnen, ein Brunnen, dessen Wurzeln laut Inschrift bis auf das zwölfte Jahrhundert zurück reichen. Immer noch auf tollen Wegen nun leicht bergab und schlussendlich zur Felsformation Rappenschrofen, die zum Kraxeln einlud und mit schöner Aussicht zur Hornisgrinde belohnte. Das Wetter zeigte sich nun wieder von seiner freundlichsten Seite. Es ging ein letztes Mal aufwärts bevor der Renchtalsteig nunmehr bergab führte zum letzten Ziel Burgruine Schauenburg. An einem Gedenkstein mit Blick auf das Städtchen zeichnete sich ab, dass ich heute noch einen wunderschönen Sonnenuntergang bestaunen werden kann. So war es dann auch, ich beeilte mich, dass ich rechtzeitig ankomme und schließlich habe ich es auch geschafft, die blutrote Sonne war noch kurz sichtbar hinter den Hügeln der Vogesen, bevor sie für heute verschwand und den Himmel in ein wunderschönes Abendrot einhüllte. Von der Ruine Schauenburg aus war nun auch das Straßburger Münster zu sehen und die Weinberge in Bottenau, in denen vor vier Tagen meine Wanderung begann.




            Fundstücke am Wegesrand

            Fazit
            Meine erste mehrtägige Wandererfahrung auf dem Renchtalsteig bin ich zwar eher spontan angegangen, bereut habe ich das allerdings nicht. Die Zeit alleine im Renchtal war sehr lehrreich und hat mich sicher motiviert, weiterhin den Wanderrucksack mit Isomatte und Schlafsack zu packen. Zum Renchtalsteig allgemein ist zu sagen (ohne auf bisherige vergleichbare Routen zurückgreifen zu können), dass er ein schöner Wanderweg ist und einige schöne Orte und Wege streift und gut geeignet ist für Anfänger wie mich. Verlaufen ist quasi unmöglich. Für Erfahrene wird es mit Sicherheit Wege geben, die mehr Reize bieten. Überrascht war ich, dass es körperlich trotz der summa summarum 13kg auf dem Rücken keinerlei Probleme gab. Lediglich nach den 35km am letzten Tag war es etwas schwerer als sonst, sich aus dem Bett zu rollen.


            Zum Ende doch noch das Straßburger Münster am Horizont

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            • geier
              Dauerbesucher
              • 03.05.2010
              • 564
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE] Vier Tage auf dem Renchtalsteig

              Hallo,

              Tolle Bilder, die mich an meine Tour erinnern.
              Ich hatte vom Buchkopfturm aus leider keine Aussicht da alle im Nebel lag.
              Dafür, wieviel Interessantes der Renchtalsteig bietet, ist er recht wenig begangen.
              Mir sind jedenfalls auf den Teilen, die nicht gleichzeitig auch Westweg sind, nur sehr wenige Menschen begegnet.

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              • LewisTolleni
                Gerne im Forum
                • 29.09.2015
                • 56
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [DE] Vier Tage auf dem Renchtalsteig

                Vielen Dank
                Der Buchkopfturm bietet wirklich eine wunderschöne Aussicht, da lohnt es sich auf jeden Fall nochmal hinzugehen, wenn du bessere Sicht hast.
                Das war auch absolut meine Erfahrung auf dem Renchtalsteig. Bis auf die vier Wandernden am ersten Tag habe ich niemanden getroffen, der auf diesem Weg unterwegs war. Ansonsten habe ich abgesehen von den Tourismusmagneten am Schliffkopf und den Allerheiligen Wasserfällen eher selten Menschen getroffen. Am zweiten Tag beispielsweise insgesamt nur zwei andere Wanderer. Es ist also im Schwarzwald an einzelnen Teilstücken doch möglich, ein wenig Ruhe genießen zu können ;)

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