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Prolog:
Der Plan einen Teil des Moselsteigs zu laufen war vielleicht 2 Wochen zuvor gekommen. Im Monat davor war ich mit Kind+Kegel in der Region und war sehr davon begeistert. Da ich zudem über keine Erfahrung mit Mehrtageswanderungen hatte und eine günstige Anreise brauchte, kam die Idee den Moselsteig zu erkunden sehr gelegen. Kurz einen Tag darüber nach gedacht und dann schnell bevor ich meine Meinung ändern sollte für Hin+Zurück Bahntickets zu günstigen Kursen geholt. Nun hatte ich also noch ein paar Tage Zeit mich um eine etwas genauere Vorbereitung zu kümmern, angefangen von der Einschätzung wie viele km kann ich laufen, was will ich essen und welche Ausrüstung brauche ich noch und wie schwer soll der Rucksack maximal wiegen? Fragen über Fragen, welche langsam aber sicher abgearbeitet wurden. Ich kam zu der Einschätzung, auch wenn meine persönlichen Erfahrungswerte da gegen Null tendierten, dass ca. 20km/Tag gut machbar sein sollten ohne dabei in Stress zu verfallen. Das Rucksackgewicht begrenzte ich auf maximal 15kg. Ich besorgte mir, und die Gelegenheit mit der Tour war günstig, ein leichtes 1P Zelt, was eh schon seit geraumer Zeit auf meiner Liste stand. Die Wahr fiel auf ein Terra Nova Laser Competition 1. Mehr zu dieser Qualitäts-Katastrophe an späterer Stelle. Das Essen war ohne große Gedanken beschafft worden. Morgens gibt’s Porridge, zwischendurch Müsliriegel, Nüsse, Trockenobst und abends verschiedene Nudelgerichte, Kartoffelbrei und Sojageschnetzeltes. So, die Vorbereitung stand, die letzten Ausführungen wie Rucksack packen waren eher ein Desaster. Mitten in der Nacht, 8 Stunden vor Abfahrt meines Zuges, begann ich damit zu versuchen alles in meinen geplanten Rucksack zu bekommen, da ich mir für diese Tour keinen neuen anschaffen wollte. Dieses Unterfangen stellte sich als äußerst langwierig heraus und raubte mir die letzten Nerven, so dass ich nicht darum herum gekommen bin danach noch mit Freunden ein „Auf Wiedersehen – Bier“ zu trinken. Das war gut, allerdings machte es den Schlaf noch kürzer und so kam ich dann nicht auf mehr als 5 Stunden.
24.05.15 – 1. Etappe (Neef → Senheim) – ca. 18,5 km
Irgendwann zwischen acht und neun am Morgen ging es dann los. Die Zugfahrt war entspannt und so kam ich gegen 13.15 Uhr in Neef an der Mosel an. Ich sortierte noch einmal kurz meinen Kopf, was mache ich hier, wo will ich hin und warum fühlt sich der Rucksack so schwer an, obwohl ich doch meine angepeiltes Gewichtsmaximum von 15kg um wahnsinnige 100g unterschritten habe. Nach 15-minütigem Durcheinander ging es dann aber fix los und das fühlte sich dann zum Glück aber auch relativ schnell gut an und der Ort wurde verlassen.

Gerade auf dieser Etappe hatte ich mit vielen Leuten gerechnet, da die Moselschleife am Calmont durchaus touristisch bekannt ist und zudem auch noch Pfingstwochenende war. Zu meiner Freude waren die wegen bis auf ein paar versprengte Wanderer erstaunlich leer. Nach relativ entspanntem Aufstieg zum Aussichtspunkt auf die Moselschleife, bot sich dort ein gruseliges Bild. Hunderte Biergartentouristen sind mit ihren rollenden Blechkästen bis direkt dahin gerollt und haben jegliches Naturerlebnis zunichte gemacht.

Deshalb ging es auch ohne langes Zögern schleunigst weiter und die wohlverdiente Ruhe kehrte wieder ein. Der Abstieg Richtung Ediger-Eller war dann etwas ausgesetzer und erforderte ein bißchen Aufmerksamkeit. Ich verfügte bis zu dieser Tour zwar über keine Erfahrung in allein durchgeführten Mehrtages-Wandertouren, aber immerhin doch über ein wenig Bergwander- und Klettererfahrung. Von daher war dieses Stück auch nicht allzu schwer, aber trotzdem merkte ich hier deutlich das hohe Gewicht auf meinen Schultern. In Ediger-Eller angekommen, passierte ich diesen schnell und stieg durch die Weinberge wieder hinauf.

Ich hatte bis zum jetztigen Zeitpunkt keine genaue Vorstellung wie weit ich heute laufen wollte. Mein ursprünglicher Plan war es eigentlich hier und da mal in einer Hütte zu schlafen, doch dieser Plan ging nicht nur am ersten Tag in die Hose. Hütten gab es auf den ganzen nächsten Kilometern keine und auch die Weinhänge boten sich nicht gerade an, um das Zelt so aufzustellen. Von daher steuerte ich einen auf der Karte ausgemachten Campingplatz in Senheim an. Auf diese Übernachtungsoptionen lief es auch an den nächsten Tagen hinaus. Die Hütten waren so verteilt, dass sie für mich nie in Frage kamen und die Region selbst bietet auf Grund ihrer Weinhänge keine für mich ernstzunehmenden Möglichkeiten das Zelt so aufzustellen. Bestimmt hätte man mit längerem Suchen hier oder da vielleicht noch ein Plätzchen für das Zelt finden können, doch bei mir siegt dann auch gerne mal die Gemütlichkeit.
24.05.15 – 2. Etappe (Senheim → Cochem) – ca. 22km
Die Nacht war nicht so prall, das Wetter mau und der Körper müde vom Tag davor. Da viel es mir nicht wirklich leicht mich aufzuraffen. Da hat die Tasse Kaffee und Energiezufuhr durch Porridge auf jeden Fall gut gewirkt. Nachdem der morgen schon ein bißchen verstrichen war, bin ich dann so gegen 10 Uhr aufgebrochen. Wie immer wenn man unten an der Mosel ist, ging es erstmal durch Weinhänge bergauf und es bot sich schöne Blicke auf die Mosel und den Ort Senheim.

Weiter ging es ohne großartige Höhenunterschiede oberhalb der Orte Mesenich und Briedern vorbei, hin zum meiner Meinung nach interessantesten Abschnitt dieser Etappe: der Weg durch die Briedener Schweiz. Hier bot sich ein wunderschöner schmaler Waldpfad, wo es links steil runter zur Mosel ging.


Kurz nachdem das Waldstück verlassen wurde kam die Burgruine Metternich oberhalb von Beilstein in Sicht. Schicker Anblick, aber mir fehlte die Motivation hier länger auszuharren. Es ging dann zügig nach Beilstein herunter, das Wetter war immer noch scheiße, immer mal wieder Regen zwischendurch, aber na gut dafür gibt’s ja auch die passenden Klamotten, in denen allerdings sofort sturzbachartig der Schweiß herunterlief, sobald der kleinste Sonnenstrahl durch die Wolkendecke schaute. Klamottenwechsel gab es an diesem Tag auf jeden Fall öfters. Der Ort Beilstein wurde dann durch den nächsten Weinberg wieder verlassen und der Weg blieb gemütlich. Erst hinter dem Ort Bruttig-Fankel gab es dann ein steilen Aufstieg durch das Kabainer Bachtal. Der Weg schlängelte sich, immer wieder über teilweise schon leicht kaputte Holzstege,gefühlt unendlich bergauf. Oben angekommen ging es mit flacheren Abschnitten weiter, vorbei am Aussichtspunkt „Eiserner Mast“ mit schönen Blicken ins Moseltal und im weiteren Verlauf ging der Weg durch sehr schöne aber teils auch steile Abschnitte hinunter nach Cochem. Dort lief ich einen Campingplatz an der in der Nähe zum nächsten Etappeneinstig lag und da ich in diesem Ort schon mal war, wurde dieser auch schnell gefunden.



24.05.15 – 3. Etappe (Cochem → Treis Karden) – ca. 20km
Die Nächte sind einfach nicht meine Stärke, besonder nicht wenn neben mir eine konstante Geräuschquelle ist, in diesem Fall ein plätschernder Bach. An sich schön, für meinen Schlaf der blanke Horror. Für die nächste Tour werden definitiv Ohrstöpsel eingepackt. Das Aufstehen wird nicht einfacher und so bin ich diesen morgen auch erst um 11 Uhr losgekommen. Ich wollte mir aber auch keinen Stress machen und von daher war das auch völlig in Ordnung. Von Cochem aus ging der Weg steil bergauf. Andere benutzten an dieser Stelle den Sessellift. Oben am Aussichtspunkt „Pinner Kreuz“ gab es sehr guten Blick auf Cochem und Umgebung.

Der Anstieg ging danach noch ein bißchen weiter, bis man den Wild- und Freizeitpark Klotten passierte. Aus diesem schallten zu meinem Entsetzen volksmusikähnliche Töne, sprachlich zwischen deutsch und holländisch und in guter Laune Manier a la Harry Wijnvoord und Rudi Carrell. Zum Glück war der Part schnell vorbei und es ging wieder in Wald und kurze Zeit später dann bergab nach Klotten. Hier entschied ich mich dann nicht die Route des Moselsteigs zu verfolgen, sondern nahm die einfachere Variante, welche straight durch die Weinberge nur ganz knapp oberhalb der Mosel führte. Das entsprach am heutige Tag genau meiner Kräftevorstellung und so lief ich an Pommern vorbei und erreichte einige Zeit später dann meinen Schlafplatz in Treis-Karden. Weil es dort einen Supermarkt gab, habe ich mich mit ein paar Leckereien und einem schmackhaften Jever eingedeckt und den Abend an der Mosel genossen.


24.05.15 – 4. Etappe (Treis Karden → Hatzenport) – ca. 22km
Und, wer hätte es gedacht, die Nacht war schon wieder dürftig, denn diesmal haben unendlich viele Frösche vor meinem Zelt die ganze Nacht eine wilde Party gefeiert. Wie laut diese Plagegeister sein können, haben bestimmt auch schon andere erlebt. Dieser Morgen war motivationstechnisch ganz schon hart, also immer mit der Ruhe. Gegen 11.30 Uhr war es dann endlich soweit und ich war wieder on the road. Erstaunlicherweise geht es immer sehr schnell, dass man wieder in Tritt kommt und eine wahre Freude empfindet sich vorwärts zu bewegen. Dazu beigetragen hat auch der wunderschöne Weg durch traumhafte Wälder bis hin zur Burg Eltz, welche man an dieser Stelle wo sie steht, definitiv nicht erwartet. Am Fuße der Burg an einem kleinen Bach wurde ein nettes Päuschen eingelegt und die Energiereserven aufgetankt.




Der weitere Weg führte entlang des Baches Elz durch eine prächtige Waldlandschaft. Motivationstechnisch gerade voll auf der Höhe bin ich wie ein junger Hüpfer durch die Gegend gesprungen, den nächsten steilen Aufstieg mit links erklommen, über Feld und Flur geschwebt und fragte mich dabei die ganze Zeit wo dieser Energie herkam. Doch kurz vor meinem Schlafplatz merkte ich ein unangenehmes Ziehen in meiner Achillessehne. Oh, oh, hat es da wer übertrieben, weil er dachte er sei wieder 18. Am Abend legte ich entspannt mein Fuß hoch und dachte mir, das wird schon werden. Es gab lecker Essen und dann kam ich irgendwann mal zum Zeltaufbau. Ratz fatz wie immer alles zusammengesteckt, ist ja eigentlich beim Laser Competition auch nicht so schwer und dann machte es auch schon „knacks“ und eine der Carbonstangen, um die Enden abzuspannen hat den Geist aufgegeben und brach direkt an der Kante zur Hülse durch. Dummerweise hat ich mein Gaffa zuhause vergessen, was somit eine notdürftige Reparatur unmöglich machte. Das Zelt hing durch wie ein nasser Sack und hing mir während des Schlafens mehr im Gesicht als irgendwo anders.
24.05-26.05.15 – 5. Etappe (Hatzenport → Kattenes) – ca. 10km
Erstaunlicherweise war die Nacht besser als alle anderes zuvor, am gestiegenen Komfort innerhalb des Zeltes kann das auf jeden Fall nicht gelegen haben. Weil der Schlafplatz aber soweit sehr nett war und ein noch ein Schwätzchen mit ein paar Leuten hielt, so ist die Zeit des Loslaufens wie jeden immer ein bißchen weiter nach hinten gerückt. Um 12 Uhr war dann alles verstaut und es ging los. Ich versuchte gleich am Anfang auf mein gestriges Leiden zu achten, doch das schien vorerst weg zu sein. Und so ging es an Feldern und Wiesen vorbei mit einem weiten Blick über diese hinaus.



Doch nach 5km stellte sich heraus, dass dies ein Irrtum war. Da war auf einmal wieder dieses Zwicken und Ziehen. Ich dachte mir, Tempo verlangsamen und versuchen den Fuß bei Auf- und Abstiegen etwas anders zu belasten würde vielleicht etwas helfen. Leider Fehlanzeige. Nach 8-9km wurde das Ziehen zu einem konstanten Schmerz und mein sonst einigermaßen flüssiger Gang wurde zu einem krampfhaften Humpeln. So fasste ich letztendlich den Entschluss diese Tour an dieser Stelle abzubrechen, denn Fortbewegung auf diese Art und Weise macht weder Spaß noch macht sie aus gesundheitlicher Perspektive irgendeinen Sinn. Also bin ich nach Kattenes abgestiegen und bin nach Koblenz gefahren, weil von dort auch am Samstag mein Zug nach Hause fahren sollte. Mein Schlafplatz war organisiert und so hatte ich die 1 ½ noch offenen 1 ½ Tage Zeit dafür Sachen zu lesen, mich ausführlich meinem restlichen Essen zu widmen und einen kurzen Spaziergang durch die Stadt ohne Gepäck zu machen. Doch leider war auch das kein Vergnügen. Denn auch ohne jegliches Gepäck und im langsamen Schlendergang machte die Achillessehne Probleme. Ohne Schuhe war laufen jedoch die ganze Zeit ok. Half also alles nicht viel, es war bis der Zug mich am Samstagmorgen nach Hause brachte Ruhe angesagt. Bei der vielen Zeit inspizierte ich mal genauer das Zelt, reparierte die Stange mit aufgetriebenem Gaffa und stellte dann mit Erschrecken fest, dass dieses Zelt dermaßen viele Mängel hat und zerstörte Stellen aufweist, dass es ein Wunder war, dass es noch steht. Fast rund um den ganzen Reißverschluss des Innenzeltes war die Naht so genäht, falls man das so nennen kann, dass hunderte kleiner Löcher entstanden sind. Ein Phänomen was ich bis zu diesem Tage noch nie gesehen habe. Darüber hinaus war in der Spitze des Innenzeltes über dem Reißverschluss, das Material aufgerissen, so dass auch da Löcher klafften. Somit war eine der ersten Aufgaben wenn ich zuhause bin klar. Kontakt mit dem Händler aufnehmen und das Zelt schleunigst zurückschicken.


Fazit:
Als Einstieg fand ich die Tour sehr gelungen. Es hat viel Spaß gemacht und wird bestimmt nicht die letzte dieser Art gewesen sein. Mit meiner vorherigen Planung war ich eigentlich zufrieden und auch die Umsetzung passte soweit ganz gut. Bis auf Kleinigkeiten wie Gaffa und Ohrstöpsel war alles dabei. Das Essen könnte vielleicht beim nächsten Mal noch ein etwas abwechslungsreicher sein. Am wichtigsten erscheint mir für die nächste Tour am Gesamt-Rucksackgewicht zu arbeiten, aber da habe ich bei erster Betrachtung durchaus schon einiges an Potential entdeckt. Das mit dem Fuß war leider unglücklich, aber kam zum Glück erst gegen Ende der Tour. Meine Ärztin diagnostizierte eine Schleimbeutelentzündung und da hilft alles mögliche, aber nicht laufen. Wegen des Zeltes habe ich sowohl mit dem Händler als auch mit dem Hersteller Terra Nova Kontakt aufgenommen, mal schauen was die zu dieser miserablen Qualität zu sagen haben. So und jetzt ist Schluss mit Schreiberei.
Für alle die es interessieren sollte gibt es noch die Packliste von der Tour als PDF. PacklisteMoselsteig.pdf
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