[DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

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  • ronaldo
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    • 24.01.2011
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

    @ hungerast: Bingo!

    Kauf ich, das Opus...

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    • AlfBerlin
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      • 16.09.2013
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

      Hab' ich was verpasst?

      Wo gibt's das?

      Und wie krieg ich 'nen ODS-Rabatt und 'ne Signatur?

      Bei den Rezensionen muss ich auch eins haben!

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      • hungerast
        Erfahren
        • 25.09.2013
        • 365
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

        Vielleicht hat der Autor ja ein paar Frei-Exemplare für die ODS-Füchse ... Mist, davon bin ich meilenweit weg
        Take a load of your feet Pete
        You better watch out what you eat
        Better take care of your life
        'Cause nobody else will

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        • Igelstroem
          Fuchs
          • 30.01.2013
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

          Zitat von AlfBerlin Beitrag anzeigen
          Hab' ich was verpasst?
          Du hast vor allem verpasst, dass ich Dir am Ende des Berichts eine konkrete Aufgabe gestellt habe: Du solltest ein Fazit im Alf-Stil schreiben (kabarettistische Zusammenfassung in einem Satz), weil mir gerade nix mehr eingefallen ist.


          Der Extra-Like von hungerast ist fast ein bisschen beschämend, nachdem ich zuletzt durch ›mindestens umstrittene‹ Kritik an anderen Reiseberichten aufgefallen bin.

          Wenn man die Idee eines Buches für einen Augenblick ernst nimmt, müsste man aus einer Lektoratssichtweise außerdem ungefähr Folgendes anmerken: Der Stil meiner Reiseberichte ist ja eigentlich ziemlich stark auf das Medium zugeschnitten, das heißt der Text soll einerseits aus kurzweiligen Szenen bestehen, die sozusagen zwischen zwei Ausrüstungsthreads gelesen werden können, andererseits soll die Route und die Logistik nachvollziehbar sein, falls doch mal jemand auf die Idee kommt, sich in dieser Gegend auf ähnliche Weise zu vergnügen. Dazwischen dann noch ein bisschen psychologische Landeskunde und Befindlichkeitsselbstbespiegelung. Diese verschiedenen Anforderungen gehen aber zu Lasten des narrativen Spannungsbogens. Es ist ein bisschen so, als ob man Bauklötzchen verschiedener Farbe aneinandergereiht und dabei vor allem darauf geachtet hätte, dass es insgesamt farbig genug ist. So liest es sich jedenfalls für mich. Wenn man ein Buch schreiben will, das ja dann unter Umständen im Urlaub ›bei schlechtem Wetter mit Blick auf die Ostsee‹ gelesen wird, muss man einen weniger kurzatmigen, weniger zwischen verschiedenen Ebenen springenden Ton finden.


          Das Stichwort ›Wilder Osten‹ gibt noch Anlass zu einer anderen Bemerkung: Ich mache eigentlich Werbung für die Region, wenn auch im Bewusstsein, dass das vergeblich ist. Das nordostdeutsche Flachland ist als relativ dünn besiedelte und logistisch gut ›handhabbare‹ Wanderregion vollkommen unterschätzt, und das wird deshalb so bleiben, weil eine bestimmte Schwelle der ›Erlebnisintensität‹ unterschritten wird. Manchmal steht man aber an irgendeiner Stelle allein in der Landschaft und denkt: »Schade eigentlich – bin der Einzige, der das hier jetzt wirklich als Geschenk nimmt.«
          Bei der Suche nach einer Wanderregion stößt man im Internet außerhalb des Forums sehr oft auf Texte, die von professionellen Tourismusmarketingschwätzern geschrieben worden sind. Das Elend dieser Textgattung besteht darin, dass sie eben keine Wirklichkeitserfahrung wiedergibt (die ja immer differenziert und auch ambivalent wäre), sondern stattdessen nur Gefühlsschaum schlägt. Man spürt die Professionalität und fühlt sich desinformiert. Vor diesem Hintergrund dienen die Berichte eigentlich dazu, eine andere Art von Bekenntnis abzulegen. Zwischen den Zeilen könnte einerseits sichtbar werden, dass dies hier tatsächlich in mancher Hinsicht ›meine Gegend‹ ist; ein solches Bekenntnis kommt mir andererseits aber nur glaubwürdig vor, wenn die Darstellung des Erlebten subjektiv einigermaßen vollständig ist. Es kann daher leicht passieren, dass irgendeine Anekdote irgendeines der Vorurteile bestätigt, die man in Berlin oder im Westen über diese Landstriche hat. Aber den Gedanken »Tolle Gegend – wenn nur die Menschen nicht wären« werde ich selbst zum Beispiel nicht denken, solange ich halbwegs bei Verstand bin.
          Zuletzt geändert von Igelstroem; 11.07.2015, 02:46.
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          • AlfBerlin
            Lebt im Forum
            • 16.09.2013
            • 5073
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            • Meine Reisen

            #25
            AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

            Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
            Du solltest ein Fazit im Alf-Stil schreiben ..., weil mir gerade nix mehr eingefallen ist.
            Wenn ich damit anfange, will bald jeder ein Fazit im Alf-Stil zu seinen Reiseberichten haben.


            Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
            Das nordostdeutsche Flachland ist als relativ dünn besiedelte und logistisch gut ›handhabbare‹ Wanderregion vollkommen unterschätzt, und das wird deshalb so bleiben, weil eine bestimmte Schwelle der ›Erlebnisintensität‹ unterschritten wird.
            Nicht nur, dass die Schwelle unterschritten wird, sondern auch die Art der Erlebnisse passt nicht: Erst wanderst Du stundenlang durch kaum unterscheidbare Landschaften und dann besteht das Erlebnis darin, dass Dich ein Hund anfällt oder dass die einzige Kneipe in zig Kilometern Umkreis geschlossen hat.

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            • Cewhren
              Gerne im Forum
              • 06.12.2013
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              #26
              AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

              Zitat von AlfBerlin Beitrag anzeigen
              Wenn ich damit anfange, will bald jeder ein Fazit im Alf-Stil zu seinen Reiseberichten haben.




              Nicht nur, dass die Schwelle unterschritten wird, sondern auch die Art der Erlebnisse passt nicht: Erst wanderst Du stundenlang durch kaum unterscheidbare Landschaften und dann besteht das Erlebnis darin, dass Dich ein Hund anfällt oder dass die einzige Kneipe in zig Kilometern Umkreis geschlossen hat.
              Da hast du dein Fazit!

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              • Torres
                Freak

                Liebt das Forum
                • 16.08.2008
                • 30728
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                • Meine Reisen

                #27
                AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                Der Stil meiner Reiseberichte ist ja eigentlich ziemlich stark auf das Medium zugeschnitten, das heißt der Text soll einerseits aus kurzweiligen Szenen bestehen, die sozusagen zwischen zwei Ausrüstungsthreads gelesen werden können, andererseits soll die Route und die Logistik nachvollziehbar sein, falls doch mal jemand auf die Idee kommt, sich in dieser Gegend auf ähnliche Weise zu vergnügen. Dazwischen dann noch ein bisschen psychologische Landeskunde und Befindlichkeitsselbstbespiegelung. Diese verschiedenen Anforderungen gehen aber zu Lasten des narrativen Spannungsbogens. Es ist ein bisschen so, als ob man Bauklötzchen verschiedener Farbe aneinandergereiht und dabei vor allem darauf geachtet hätte, dass es insgesamt farbig genug ist. So liest es sich jedenfalls für mich. Wenn man ein Buch schreiben will, das ja dann unter Umständen im Urlaub ›bei schlechtem Wetter mit Blick auf die Ostsee‹ gelesen wird, muss man einen weniger kurzatmigen, weniger zwischen verschiedenen Ebenen springenden Ton finden.
                Das sehe ich ähnlich. Auch meine Reiseberichte sind dadurch gekennzeichnet, dass sich ein Teil des Geschriebenen nur dadurch erschließt, dass man a) die Diskussionen auf ods verfolgt und b) sich mit den Outdoorerdasein bereits ausführlich auseinandergesetzt hat. Die Anleitung zur Essbarmachung von Schnellkochreis dürfte folglich dem Ostseetouristen nicht unbedingt Begeisterungsstürme entlocken, da dieser mit dieser Situation wohl seltenst konfrontiert ist. Auch die Differenzierung zwischen Tau und Kondens im Kampf gegen die weitverbreitenen Legendenbildung, ein nasses Zelt wäre undicht, oder ein nasses Zelt habe etwas mit der Marke zu tun, ist zwar sehr nützlich, aber hat nicht unbedingt den einer konventionellen Urlaubslektüre innewohnenden eigenen Spannungsbogen. Mal abgesehen davon, dass eindeutig sowohl der romantische Teil (Herzschmerz), als auch der darwinistische Teil (Kampf, Action, Survival) fehlt. Die Begegnung mit den Hunden hast Du an anderer Stelle dramatischer geschildert.


                Das Stichwort ›Wilder Osten‹ gibt noch Anlass zu einer anderen Bemerkung: Ich mache eigentlich Werbung für die Region, wenn auch im Bewusstsein, dass das vergeblich ist. Das nordostdeutsche Flachland ist als relativ dünn besiedelte und logistisch gut ›handhabbare‹ Wanderregion vollkommen unterschätzt, und das wird deshalb so bleiben, weil eine bestimmte Schwelle der ›Erlebnisintensität‹ unterschritten wird. Manchmal steht man aber an irgendeiner Stelle allein in der Landschaft und denkt: »Schade eigentlich – bin der Einzige, der das hier jetzt wirklich als Geschenk nimmt.«
                Das ist wohl so. Du bist allerdings nicht der einzige, der das Geschenk annimmt. Wer sich - wie ich - oft in diesem Landstrich aufhält, genießt seinen Reiz. Da muss es nicht einmal die Wanderung sein. Es reicht, vor einem sanften Hügel zu stehen oder eine Pause am Straßenrand zu machen, und die Landschaft nimmt einen gefangen. Und nach dem nächsten Hügel steht man wieder da und sieht die Landschaft zum ersten Mal. Eigentlich könnte man dort auch bleiben, man würde sich nie satt sehen.

                Bei der Suche nach einer Wanderregion stößt man im Internet außerhalb des Forums sehr oft auf Texte, die von professionellen Tourismusmarketingschwätzern geschrieben worden sind. Das Elend dieser Textgattung besteht darin, dass sie eben keine Wirklichkeitserfahrung wiedergibt (die ja immer differenziert und auch ambivalent wäre), sondern stattdessen nur Gefühlsschaum schlägt. Man spürt die Professionalität und fühlt sich desinformiert.
                Da stellt sich aber die Frage: Wie sollte man das stille "Nichts" denn beschreiben? Man will einen Menschen in die Region locken, der seine eigenen Bilder, um nicht so sagen Archetypen, im Kopf hat. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass in Amerika viele Landschaftsbilder, die zu Werbezwecken eingesetzt werden, im Sauerland entstanden sind. Weil das Sauerland die richtige Mischung aus nicht zu hoch und nicht zu flach darstellt und mit dem entsprechenden Sonnenuntergang + Nebel als romatisch, heimelig, Sehnsuchtsort empfunden wird. Überregional und international, wohlgemerkt.

                Vor diesem Hintergrund ist es kaum möglich, die ruhige, eher flache Region des Nordostens durch realistische Beschreibungen anzupreisen und Gefühle zu wecken. Bilder von Wasser, paddelbaren Flüssen und Seen oder Strände mögen Begehrlichkeiten wecken und die üblichen "Da will ich mal Urlaub machen"-Reflexe auslösen. Aber dem Fremden (und hier speziell dem erholungssuchenden Urlauber) das Erleben der eigentlichen Landschaft zu vermitteln, die sich meilenweit erstreckt und nichts anderes bietet, als Ewigkeit, ist meiner Meinung nach ein Ding der Unmöglichkeit. Dann könnte man auch amerikanische Monokulturen mit eingestreutem Hügelland zur Wanderzone erklären. Das kleinteilige, überschaubare, haltgebende Gefühl des schmalen Trittes an der Gebirgskante fehlt nun einmal völlig. Ebenso der spektakulär Gefühle auslösende Kontrast. Schaut man Bilder von Reiseberichten über die Wanderautobahnen Skandinaviens an, so fehlt selten das Motiv: Flacher Weg, stiller See, im Hintergrund (schneebedeckte) Berge. Und die Hütte am Endpunkt der Etappe dient als zuverlässiges backup für den, der es nutzen möchte. Noch nicht einmal das bietet die von Dir beschriebene Region.

                Wer also im Nordosten (Wander)Urlaub macht (denn in gewisser Weise gilt das auch für den Fahrradurlaub), muss sich auf sich selbst einlassen und die Sehnsucht nach dem "am Stammtisch Erzählbaren" hinter sich lassen. Hier kann man sich lediglich entschleunigen. Gegenüber der hektischen Tourismuserschlossenheit weiter Teile Schleswig-Holsteins ist Mecklenburg-Vorpommern fast schon das Fjäll und der brandenburgische Wald erinnert an Finnland. Ein Angebot, das ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, wo man doch lieber "5 Tage Wellness mit Wettergarantie" oder "Naturerleben in der Einsamkeit mit Workshop und Scootertouren, das Essen kochen wir selbst" bucht.


                Vor diesem Hintergrund dienen die Berichte eigentlich dazu, eine andere Art von Bekenntnis abzulegen. Zwischen den Zeilen könnte einerseits sichtbar werden, dass dies hier tatsächlich in mancher Hinsicht ›meine Gegend‹ ist; ein solches Bekenntnis kommt mir andererseits aber nur glaubwürdig vor, wenn die Darstellung des Erlebten subjektiv einigermaßen vollständig ist. Es kann daher leicht passieren, dass irgendeine Anekdote irgendeines der Vorurteile bestätigt, die man in Berlin oder im Westen über diese Landstriche hat.
                Welche: Dass dort tote Hose ist? Dass die Leute von freundlich über wortkarg bis abweisend sind? Dass Vergangenheit immer noch spürbar ist? Für mich öffnet das immer wieder die Frage, ob man eine Landschaft, zu der auch die Menschen gehören, überhaupt erfassen kann, wenn man sie "nur" durchwandert, durchfahren oder im Urlaub kennengelernt hat und nicht mindestens ein paar Jahre dort gelebt und seinen Alltag gestaltet hat. Ein stationärer Aufenthalt verändert doch stark die Beurteilungskriterien. Ich bin nun seit vielen Jahren zumindest ein paar Wochen kurzzeitintegriert und ein Teil der Region ist mittlerweile ein kleines bisschen Heimat geworden. Es ist also auch meine Gegend, und die von Dir angedeutete Vielschichtigkeit der Wahrnehmung, die sich aufdrängt, ist mir zwar immer noch nicht fremd, aber immer häufiger erklärbar. Dem Außenstehenden mag insofern tatsächlich Äußeres ins Auge springen, was Vorurteile verstärken kann, in Wirklichkeit aber untrennbar mit der Landschaft verbunden ist.

                Aber den Gedanken »Tolle Gegend – wenn nur die Menschen nicht wären« werde ich selbst zum Beispiel nicht denken, solange ich halbwegs bei Verstand bin.
                Ich würde daher gerne hungerasts Liste durch:

                "Wie das Land, so die Menschen" (Jever?) ergänzen. Einfach, um auch klarzustellen, dass man sich mit bestimmten Dingen abfinden sollte, da es Teil der Ursprünglichkeit und "Echtheit" ist, deren Verlust wir sonst so gerne betrauern.
                Oha.
                (Norddeutsche Panikattacke)

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                  #28
                  AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März


                  Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                  ... Da... könnte man auch amerikanische Monokulturen mit eingestreutem Hügelland zur Wanderzone erklären. ...

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                  • AlfBerlin
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                    #29
                    AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                    Zitat von Igelstroem Beitrag anzeigen
                    Du solltest ein Fazit im Alf-Stil schreiben (kabarettistische Zusammenfassung in einem Satz), weil mir gerade nix mehr eingefallen ist.
                    Ich schreib lieber eine ausführliche Rezension für den Buchdeckel:

                    Wir wissen nicht, wer sich hinter dem Pseudonym Igelstroem verbirgt. Aber es ist zweifellos einer unserer geistreichsten und wortgewaltigsten Autoren. Der Titel seines neuen Werkes lässt aufhorchen. Und nachdem ich es in einem Anlauf gelesen habe, kann ich bestätigen, dass meine Erwartungen mehr als erfüllt wurden. Ich möchte dieses Werk besonders denjenigen ans Herz legen, die sich noch überlegen, ob sie die nordostdeutschen Gebiete bereisen möchten.

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                    • Torres
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                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                      Alf, da fehlen aber noch klangvolle Worte:

                      schonungslose Offenheit
                      unheimliche Begegungen
                      Wildnis
                      am Ende der Welt
                      Kreisen der Adler
                      karge Nahrung
                      Wassersuche
                      Abenteuer
                      Deutschland
                      Natur


                      z.B. So:

                      "Wir wissen nicht, wer sich hinter dem Pseudonym Igelstroem verbirgt. Aber es ist zweifellos einer unserer geistreichsten und wortgewaltigsten Autoren. Der Titel seines neuen Werkes lässt aufhorchen."(Zitat Alf). In schonungsloser Offenheit schildert er unheimliche Begegnungen in einer Wildnis, die so nah ist und doch am Ende der Welt zu sein scheint, wenn über ihm Adler kreisen, während er seine karge Nahrung zu sich nimmt oder sich auf Suche nach Wasser begibt. Ein Abenteuer mitten in Deutschland, besser gesagt im Nordosten Deutschlands. Ein Buch für Aussteiger, Sinnsucher, aber auch für den Wanderer, der die eingefahrenen Wege scheut und sich der Natur nahe fühlen will.

                      TATA
                      Oha.
                      (Norddeutsche Panikattacke)

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                        #31
                        AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                        Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                        Welche: Dass dort tote Hose ist? Dass die Leute von freundlich über wortkarg bis abweisend sind? Dass Vergangenheit immer noch spürbar ist? Für mich öffnet das immer wieder die Frage, ob man eine Landschaft, zu der auch die Menschen gehören, überhaupt erfassen kann, wenn man sie "nur" durchwandert, durchfahren oder im Urlaub kennengelernt hat und nicht mindestens ein paar Jahre dort gelebt und seinen Alltag gestaltet hat. Ein stationärer Aufenthalt verändert doch stark die Beurteilungskriterien. Ich bin nun seit vielen Jahren zumindest ein paar Wochen kurzzeitintegriert und ein Teil der Region ist mittlerweile ein kleines bisschen Heimat geworden. Es ist also auch meine Gegend, und die von Dir angedeutete Vielschichtigkeit der Wahrnehmung, die sich aufdrängt, ist mir zwar immer noch nicht fremd, aber immer häufiger erklärbar. Dem Außenstehenden mag insofern tatsächlich Äußeres ins Auge springen, was Vorurteile verstärken kann, in Wirklichkeit aber untrennbar mit der Landschaft verbunden ist.
                        Na ja, ich denke zum Beispiel an die Vorstellung, dass hinter der Idylle die rechtsextreme Parallelgesellschaft lauert. Neo-artamanische Siedlerbewegung in einigen Dörfern südlich von Güstrow, nur wenige Kilometer von Langhagen. Oder Jamel und Lübtheen im westlichen Mecklenburg. Und wenn man auf der anderen Seite in Vorpommern über Jatznick hinauswandert, kommt man in die Wahlbezirke mit dem höchsten NPD-Anteil im Bundesland. Diesem Wissen ist man zunächst einmal ausgeliefert, d.h. man hat vor dem Wandern gar keine und beim Wandern, wie Du schon feststelltest, nur begrenzte Möglichkeiten, es irgendwie zu relationieren, d.h. sich ein differenziertes Bild von der regionalen oder lokalen Zivilgesellschaft zu verschaffen.
                        Dann kommt man irgendwo ins Gespräch und bekommt unaufgefordert etwas darüber erzählt, dass sich hier nebenan auf dem Friedhof die Schwarzen einmal im Jahr zu ihrem Gottesdienst an dem Soldatengrab treffen. ›Die Schwarzen‹ ist erst mal unverständlich, es stellt sich aber heraus, dass Rechtsextreme gemeint sind. Und derselbe Gesprächspartner erzählt dann noch: »Es werden zu viele Fremde ins Land gelassen. Auf dem Marktplatz in Strasburg [in der Uckermark] stehen immer ein paar junge Männer herum, schwarz wie die Nacht, mit ’nem Tableau um den Hals [gemeint ist ein Smartphone mit Ohrstecker]. Die wollen aber natürlich hier weg, weil es in den Großstädten interessanter ist. Dann ritzen die sich gegenseitig den Unterarm auf und erzählen, dass sie angegriffen worden sind; hinterher hat sich aber herausgestellt, dass sie das selber gemacht haben.«
                        Dieses Gespräch gehört eben zu dem, was unterwegs (nicht diesmal, sondern bei anderer Gelegenheit) tatsächlich passiert ist. Es macht irgendwie keinen Sinn, es in einem Reisebericht zu verschweigen, aber was es für die Charakterisierung der bereisten Gegend bedeutet, steht doch völlig in den Sternen, solange man nicht selbst dort lebt und es einordnen kann.
                        Lebe Deine Albträume und irre umher

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                          #32
                          AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                          Ich hatte in der von Dir zitierten Stelle das Politische zunächst formuliert und dann doch ausgeklammert, da es in der bereisten Gegend nicht nur eine Parallelgesellschaft gibt. Das ließe sich jetzt natürlich stammtischartig vertiefen, aber davor scheue ich mich, denn es gehört a) nicht hierher und b) müsste da doch eine wissenschaftliche Analyse Grundlage sein, über die ich nicht verfüge.

                          Wie Du richtig sagst: Zur Charakterisierung einer bereisten Gegend taugt das nicht. Es sind Wahrnehmungsfetzen durch Gespräche, die ein Bild entstehen lassen, das durch Wahlergebnisse oder Medienberichte verstärkt wird. Dabei ist aber immer zu berücksichtigen, dass derjenige wahrgenommen wird, der redet und derjenige, der handelt. Welche Substanz tatsächlich vorhanden ist, die sich jenseits von nachplappern, anpassen, wichtig sein bewegt, kann schwer überprüft werden. Damit bleiben es Fragmente.

                          Der Verdacht liegt immerhin nahe, dass Idylle, die in einer hochindustrialisierten, hochspezialisierten, mittlerweile digitalisierten und durch Konkurrenzdenken geprägten Welt ja ein Auslaufmodell ist, bestimmte politische Strömungen anzieht. Die netten Finnen, die mich in Lappland mit Bratwurst versorgt haben, waren - wie ich später erfuhr - Wahlkämpfer der rechtspopulistischen Partei (ich habe dem Spitzenkandidat sogar die Hand geschüttelt), die jetzt drittstärkste Partei ist. Auch einzelne Gespräche mit Schweizern, Österreichern oder Franzosen haben mich aufgrund der Unfassbarkeit der Argumentation bereits der Sprache beraubt (anfangs dachte ich noch an ein Missverständnis). Dass es Parallelgesellschaften in Großstädten gibt, ist auch keine unbekannte Information. Die Frage schließt sich an, ob es eine Lösung ist, derartige Gebiete dann zu meiden, wie es gerne reflexartig vorgeschlagen wird, oder eben nun gerade zu bevölkern, zu bereisen und dadurch vielleicht ein wenig zu verändern.

                          Immerhin können solche Überlegungen dann noch zu der Selbsterkenntnis führen, dass es der Luxus des Outdoorers ist, sich von politischen Überlegungen und Zwängen entkleidet, frei durch die Landschaft bewegen zu können. Alleine durch die Planung der Strecke kann er entscheiden, ob ihm die Natur wichtiger ist oder das gesellschaftliche Umfeld/die politische Realität. Würde die Reiseplanung die politische Frage in den Vordergrund stellen, wären wohl einige Reiseziele für immer verloren.
                          Oha.
                          (Norddeutsche Panikattacke)

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                          • ronaldo
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                            • 24.01.2011
                            • 11972
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                            #33
                            AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                            Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                            ...Immerhin können solche Überlegungen dann noch zu der Selbsterkenntnis führen, dass es der Luxus des Outdoorers ist, sich von politischen Überlegungen und Zwängen entkleidet, frei durch die Landschaft bewegen zu können. Alleine durch die Planung der Strecke kann er entscheiden, ob ihm die Natur wichtiger ist oder das gesellschaftliche Umfeld/die politische Realität. Würde die Reiseplanung die politische Frage in den Vordergrund stellen, wären wohl einige Reiseziele für immer verloren.
                            Ohne etwas "stammtischartig" vertiefen zu wollen: Wie, bitte, kann man politische Überlegungen, gesellschaftliches Umfeld, politische Realität ausklammern, wenn man sich durch die Landschaft bewegt? In der Nullarbor oder der Gobi oder in der Antarktis meinetwegen, aber doch nirgends wo Menschen leben.
                            Was du hier anreißt, Torres, riecht mir ein bisschen nach Idylle. Und das Prinzip einer Polarität "Natur oder gesellschaftliches Umfeld" geht doch an der Realität irgendwie vorbei.

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                            • lina
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                              • 12.07.2008
                              • 42968
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                              #34
                              AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                              Das geht eigentlich ganz einfach – durch so eine Art Wander-Trance, in die man geraten kann, wenn man nur wenig genug Leute trifft

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                              • Sternenstaub
                                Alter Hase
                                • 14.03.2012
                                • 3377
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                                #35
                                AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                                aber will man das? Aus meiner Sicht sollte man nicht nur wegen der Natur mit offenen Augen, Ohren und anderen Sinnen unterwegs sein. Letztlich sehe ich das wie Ronaldo. Ich müsste mich schon ein Stück weit verbiegen, um das menschliche und gesellschaftliche Umfeld mit Absicht auszublenden. Und das mache ich aus Prinzip nie!
                                Two roads diverged in a wood, and I—
                                I took the one less traveled by,
                                And that has made all the difference (Robert Frost)

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                                • lina
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                                  • 12.07.2008
                                  • 42968
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                                  #36
                                  AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                                  Von Absicht ist (jedenfalls meinerseits) keine Rede.

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                                  • ronaldo
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                                    • 24.01.2011
                                    • 11972
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                                    #37
                                    AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                                    Moooment... zeitweise ausblenden durch Wandertrance ist ja doch was anderes. Ich muss ja beim Laufen oder Paddeln nicht dauernd die Probleme der Menschheit bewältigen...

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                                    • Sternenstaub
                                      Alter Hase
                                      • 14.03.2012
                                      • 3377
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                                      #38
                                      AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                                      oh, das wollte ich auch keineswegs unterstellen, Lina.
                                      Und wer glaubt, er könne die Probleme der Menschheit lösen, leidet offensichtlich unter Realitätsverlust.
                                      aber sich des Gesamtkontextes bewusst sein, schadet nicht wirklich.
                                      Two roads diverged in a wood, and I—
                                      I took the one less traveled by,
                                      And that has made all the difference (Robert Frost)

                                      Kommentar


                                      • Torres
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                                        • 16.08.2008
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                                        #39
                                        AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                                        Was du hier anreißt, Torres, riecht mir ein bisschen nach Idylle. Und das Prinzip einer Polarität "Natur oder gesellschaftliches Umfeld" geht doch an der Realität irgendwie vorbei.
                                        Nun, dass den Dingen eine gewisse Polarität innewohnen kann (nicht muss), ist nicht von der Hand zu weisen. Mir ging es eher um eine grundsätzliche Reflexion in Form einer philosophische Überlegung, die sich an sich jeder Reisende stellen kann (sollte?), wenn er sich im Feld zwischen Entdecken wollen und Positionieren wollen bewegt. Das Ergebnis kann zu einer Polarität führen, muss es aber nicht. Die Schlüsse, die sich aus den Überlegungen ergeben können, muss jeder selbst ziehen, und wir sollten uns an dieser Stelle vor einer moralischen Wertung hüten.

                                        Nehmen wir mal das Beispiel Italien, weil es politisch etwas unverfänglicher ist, und ich das Land liebe. Genauer: Neapel und Umgebung, Sizilien. a) Hinfahren, obwohl jedes Kind weiß, dass das im Tourismus erwirtschaftete Geld zu einem nicht unerheblichen Teil in dunklen Kanälen landet und diesen Staat im Staat stützt, mit allen Konsequenzen, die das hat? b) Hinfahren, weil das, was Italien in der Flüchtlingsrettung leistet, unterstützenswert ist, und die italienische Wirtschaft (die kleinen Leute) sowieso jede Hilfe benötigt?
                                        Der Outdoorer kann nun theoretisch mit gepacktem Rucksack und Zelt die Gegend bereisen, ohne a) zu unterstützen und ohne b) zu bewirken. In gewisser Weise bewegt er sich literarisch gesprochen in einem eigenen Raum-Zeit-Kontinuum, da er die Fähigkeit hat, sich weitgehend autark in der Natur zu bewegen, was in letzter Konsequenz zur Folge hat, dass er sich weder mit a) noch mit b) auseinandersetzen muss, wenn er es nicht will. Das kann man jetzt beliebig Land für Land und Region für Region weiterspinnen (Donauradweg etc.)
                                        Oha.
                                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                                        • ronaldo
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                                          #40
                                          AW: [DE] »Mich schudderts schon bei dem Gedanken« – Mecklenburg im März

                                          Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                                          ...
                                          Und wer glaubt, er könne die Probleme der Menschheit lösen, leidet offensichtlich unter Realitätsverlust...
                                          Och... lass es mich wenigstens versuchen...

                                          Zitat von Torres Beitrag anzeigen
                                          Nun, dass den Dingen eine gewisse Polarität innewohnen kann (nicht muss), ist nicht von der Hand zu weisen. Mir ging es eher um eine grundsätzliche Reflexion in Form einer philosophische Überlegung, die sich an sich jeder Reisende stellen kann (sollte?), wenn er sich im Feld zwischen Entdecken wollen und Positionieren wollen bewegt. Das Ergebnis kann zu einer Polarität führen, muss es aber nicht. Die Schlüsse, die sich aus den Überlegungen ergeben können, muss jeder selbst ziehen, und wir sollten uns an dieser Stelle vor einer moralischen Wertung hüten...
                                          Ok. Vielleicht liegt der Unterschied darin, inwieweit man ein "homo politicus" ist. Ich selbst habe diese von dir geforderte Reflexion hinter mir (unter anderem anlässlich von Reisen nach z.B. Israel, afrikanische Länder, USA usw.) und das Ergebnis ist, dass die erwähnte Polarität für mich nicht machbar ist. Übrigens egal, ob ich grad mal ein Stück Amper im Kanu fahr oder in einer weiter entfernten Ecke der Welt unterwegs bin.

                                          Und damit wir uns recht verstehen: Natürlich werte ich moralisch, wie denn nicht? Aber nicht über andrer Leute Reisegewohnheiten (soll heißen: polarisiere, wenn du es für richtig erkannt hast), auch nicht über die Lebensgewohnheiten der Leute, in deren Ländern ich reise. Zumindest versuche ich das. Sondern einzig und allein in den Schlüssen, die ich für mich daraus gezogen habe, und auch da tu ich mich schwer.
                                          Weil das auch für mich verwirrend klingt, vielleicht noch ein Beispiel: Hätte ich Zeit und Mittel, mir für einige Wochen ein Land anzusehen, das weit oben auf meiner Liste steht - Iran -, wäre ich zwiegespalten. Ein Land bereisen, dessen Regime Andersdenkende, Minderheiten, Frauen kujoniert? Wie wäre da mein Gefühl im Alltag, inwieweit würde mich das beeinträchtigen? Kann/soll ich die negativen Seiten tolerieren? Auf der anderen Seite: Aus gesellschaftlichen/politischen Gründen darauf verzichten, interessante und freundliche Menschen aus einer der faszinierendsten Kulturnationen der Welt und die Schönheit des Landes selbst kennenzulernen?
                                          Schwer, oder?
                                          Ein anderes gutes Beispiel wäre etwa Mexiko (aber ich schreib eh schon zuviel OT und obwohl Igelstroem nicht gegen die Kaperung des Astes opponiert: sorry, Mann).

                                          Und kurz noch zum aktuellen Fall MeckPomm: Aus den hier verschiedentlich angesprochenen Gründen (erinnert sich übrigens noch einer an die Campingplatzüberfälle vor einigen Jahren?) weiß ich, ich würde mich dort extrem, untolerierbar unwohl fühlen, da hilft auch kein Seeadler am Ufer oder das Vergnügen, im deutschen Kanada zu paddeln.
                                          Nochmal: Dies ist ein subjektiv empfundenes Dilemma und keine Wertung.

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