[DE] Jakobsweg: Frankfurt - Mainz- Bingen - Hunsrück - Trier - Merzkirchen

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  • QOM
    Erfahren
    • 26.08.2013
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    • Meine Reisen

    #21
    [DE] Jakobsweg: Kirchberg - Haag

    5.Tag: Kirchberg - Haag
    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

    Dienstag, 21. Oktober 2014
    Strecke: 37,6km - Gesamt: 182,3km
    Gehzeit: 8:45 brutto / 7:15 netto

    Das Biest auf dem Nachttisch schafft es auch heute wieder, frühzeitig meine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Sehr früh sogar, und so stehe ich schon um kurz nach halb neun bereit auf der Straße.
    Meine Füße stehen noch leicht neben sich, die kürzere Etappe gestern hat nicht für merkliche Erholung gesorgt.
    Das gibts doch nicht! Das muß doch irgendwann nachlassen!
    Heute erwartet mich unterwegs vor allem eines: Nichts! Es wird lange geradeaus gehen, praktisch ohne Ortschaften.
    Deshalb hatte ich in Kirchberg Station gemacht.
    Auch der landschaftliche Eindruck bleibt heute recht harmonisch:


    Hier noch später Raps als Farbtupfer, aber ansonsten sieht's heute so aus, wenn der Wald etwas Sicht erlaubt

    Kurz nach Kirchberg sorgt der "Bissula-Pfad" nochmal für etwas Kurzweil - eine der vielen kleinen Geschichten und Anekdoten, die am Wegesrand lauern.
    Prompt lege ich mich vor lauter Grübelei auf ein paar glitschigen Stufen auf die Schnauze. So verdattert und total überrascht, daß ich sogar noch versuche, mich mit den Händen abzustützen statt mich abzurollen. Mann, konzentrier' Dich! Sowas kann schief gehen!

    Kurz drauf werden am Wegesrand die Segnungen des römischen Straßenbaus erläutert:


    Was haben Sie uns denn gebracht, die Römer? Im Prinzip hat sich da ja in den letzten 1.800 Jahren nicht viel verändert: Erst kommt das Militär, dann die Kaufleute - nur, daß der Landgewinn heutzutage direkt in Pepsi und Coke aufgeteilt wird...

    Von der Straße selbst ist aber weit und breit nichts zu sehen oder zu fühlen.
    Außer, daß es von nun an etwa 10km einfach geradeaus geht. Zwar bergauf und bergab, aber geradeaus. Durch wechselnden Untergrund ist es nicht ganz so eintönig, wie ich es mir ausgemalt hatte, und durch die wellige Landschaft geht der Weg nie einfach nur platt bis an den Horizont.

    Auf der Strecke versucht eine Gemeinde, Römer-Straßen-Feeling heraufzubeschwören, indem ein Turm im Gebüsch versteckt wird:


    Sieht auf den ersten Blick ganz nett aus, ist aber aus Beton gegossen. Und oben ist die Aussicht auch nicht überragend.

    Kurz drauf hat man versucht, ein wenig fußmarterndes Pflaster im romanischen Design zu verlegen. So schmal, knollig und anders als die Beschreibung der Straße im ersten Bild vermuten ließe. Also meide ich es.


    Ein Blick zurück: Seit Kirchberg ging es praktisch geradeaus...

    In der Nähe von Horbruch kommt ein großes Ereignis: Der Weg knickt einige Male schroff ab. Mit Mühe kriege ich die Kurven ohne herausgetragen zu werden und mich im Graben zu überschlagen.
    Als ich aus dem Wald herauskomme, bemerke ich eine weitere Veränderung.
    Gegenwind; die Temperatur fällt.
    In Hochscheid (17,5km) finde ich einen windgeschütztes Plätzchen für eine Pause.


    Hochscheid. Gegenwind. Die Frisur sitzt.

    Während ich in einem kurzen Waldstück bin, trübt sich der Himmel ein und der Wind in den Bäumen nimmt stark zu.
    Ich höre jetzt zudem ziemlich lange eine lästig laute Straße.
    Kurz nachdem ich sie überquert habe, kommt es etwa bei 20km zum Äußersten:
    Wasser fällt vom Himmel!
    Wenig zwar, aber ich nutze die Gelegenheit zu einer kurzen Rast und lege danach mein Regenzeug an, inklusive Hut.
    Ich bin noch recht lange im Wald unterwegs, aber schon bald läßt sich auch dort der Regen nicht mehr leugnen.
    Nach etwa 27km wird es richtig fies.
    Der Wald endet und der starke Gegenwind treibt mir den kalten Regen stramm ins Gesicht.
    Es geht auf eine Landstraße und aus den mir windgebeutelt entgegenkommenden Autos schauen neidische Augen groß heraus.
    Die Landstraße treffe ich noch öfters, und es ist ein großer Genuß.
    Bald schützt mich wieder etwas Wald, wenngleich sich dessen Knacken und Rauschen auch nicht immer so richtig komfortabel anfühlt.
    Nach etwa 31,5km - eigentlich hab' ich gerade genug und wäre jetzt bereit für einen Cappuccino vor dem offenen Kamin - darf ich trotz guter Ausschilderung nochmal navigieren.


    Das wollte ich jetzt eigentlich nicht lesen. Zwar wird da jetzt wahrscheinlich keiner mehr arbeiten, aber sicher geht anders.

    Das Navigieren mit dem Telefon ist im Regen nicht ganz so einfach, denn die von der Hutkrempe fallenden Tropfen sorgen für gelegentliche Fehlbedienungen.
    Aber die Umleitung ist nicht sonderlich schwierig zu finden und auch kein ganz großer Umweg.
    Als ich danach bei etwa 35,5km aus dem Wald komme, wird's ganz übel.
    Der Regen ist zum Wolkenbruch und der Wind zum Sturm übergegangen.
    Es kommt von vorne. Reichlich.
    Immerhin kündigt sich die nächste Siedlung durch einen Sportplatz an.
    Nach 37km taucht links kurz ein Kirchturm auf. Das muß Haag, mein Etappenziel sein.
    Ich rette mich in den Windschatten des Kircheneingangs und schaue mich um.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes ist das übliche Wirtshaus - mit vernagelten Fenstern!
    Das Telefon macht mir im Hinblick auf Unterkünfte im Umkreis von 5km keine großen Hoffnungen.
    Auch nicht beim zweiten Hinschauen. Und auch beim dritten Mal nicht.
    Ich merke langsam, wie mir die Kälte durch die Klamotten kriecht. Die Füße sind naß, aber warm.
    Also dann halt weiter, bis es irgendwo doch ein Bett gibt - oder eine Hütte oder einen Hochsitz.
    Die Hoffnung, bei dem Sauwetter auf Menschen zu treffen, habe ich aufgegeben.
    Ich setze das Telefon auf die nächste Etappe an, mummele mich wieder ein und trete hinaus ins Inferno um weiter zu trotten.
    Auf dem Weg Richtung Ortsausgang drehe ich den Kopf aus einer Böe und sehe aus dem Augenwinkel neben heruntergelassenen Rolläden ein Schild: "Ferienwohnung".
    Ich klingele - und bin gerettet!
    Zwar fühle ich mich ein wenig wie Rübezahl (oder Odin oder Shiva; die machen das alle ganz gerne), der bei Sturm durch die Dörfer zieht um die Leute zu foppen, aber die Wirtsleute glauben mir und geben mir ein Bett und reichlich zu essen. Und trocknen meine Schuhe und Regenkleider in ihrem Heizungskeller. Und kochen Kaffee. Und haben eine warme Dusche. Es dauert ziemlich lange, bis ich wieder richtig warm bin. Den Anblick meiner zurückgehenden Schrumpelfüße mag ich nicht genießen, denn die Blasenpflaster waren bei der Feuchtigkeit eine recht fruchtbare Verbindung mit den Socken eingegangen.
    Draußen geht weiter die Welt unter, und auch drinnen umfängt mich bald schon pechschwarze Nacht...

    Fazit des fünften Tages:
    Die lange Gerade war gar nicht so lang und gerade wie erwartet. Zwar habe ich an diesem Tag - ich hab' mitgezählt - nur neun Menschen getroffen (die in Autos nicht mitgezählt), aber ich habe sie auch nicht vermisst.
    Rechts und links des Weges hätte es im Abstand von weniger als zwei Kilometern immer mal wieder Unterkünfte gegeben.
    Mit Blick auf das Wetter hätte ich mir den Sturm durchaus ersparen können. Das hat am Ende echt Kraft gekostet.
    Mich aber wieder ein ordentliches Stück voran gebracht.
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:07.
    Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
    Es gibt schlechtes Wetter!
    Egal, welche Klamotten!
    Laßt Euch da nichts vormachen!

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    • QOM
      Erfahren
      • 26.08.2013
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      • Meine Reisen

      #22
      [DE] Jakobsweg: Haag - Trier

      6.Tag: Haag - Trier
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      Mittwoch, 22. Oktober 2014
      Strecke: 39,3km - Gesamt: 221,6km
      Gehzeit: 8:30 brutto / 7:00 netto

      Mitten in der Nacht werde ich kurz wach, denn draußen durchbricht ein Gewitter zuckend die absolute Dunkelheit.
      So klingelt der Wecker am nächsten Morgen noch ein wenig unbarmherziger.
      Meine Wirtsleute kriegen es offensichtlich mit, denn schon bald bekomme ich meine vorgewärmten Klamotten gebracht.
      Das Frühstück ist herzhaft und nett (aber nicht mein Fall, denn ich bin morgens ein Süßer).
      Brötchen kann's nicht geben, denn der Bäcker hält nur Dienstags, Donnerstags und Samstags kurz im Ort.
      Über den Preis der Übernachtung müssen wir noch kurz verhandeln, denn "Das machen wir normal nicht.".
      Ich komme etwas später als sonst los.
      Schon nach wenigen Metern fängt es an zu nieseln und es kommt ein sehr kalter Wind auf. Im Vergleich zu gestern ist das zwar noch harmloser Wellness-Tourismus, ich ziehe aber trotzdem meine Regenkleidung an und muckele mich dick ein. Das Thermometer an der Hauswand neben einer Sonnenbank zeigt fünf Grad.
      Die Füße? Ach, die Füße...wir werden sehen...
      Heute wird es mehrfach aufwärts und abwärts gehen; insbesondere mit "abwärts" fehlt mir jegliche belastbare Erfahrung.
      Ob ich heute bis Trier kommen werde?
      Ich nehme es mir vor, wissend, daß ich nach etwa 25km auch in Fell Unterschlupf suchen könnte, falls mir meine Füße (oder Knie oder Beinmuskeln oder Rücken oder, oder, oder) den Streik androhen.
      Nach Haag geht es erst mal ein Stück geradeaus, mit dem zwischenzeitlich gewohnten Panorama tief liegender Wolken.


      Blick zurück nach Haag


      Der rettende Weiler der letzen Nacht im schonungslosen Close-Up


      Begrenztes Panorama...


      ...und weiter geht es ähnlich spektakulär...

      Durch den im letzten Bild sichtbaren Wald führt der Weg überwiegend gemächlich bergab nach Gräfendhron. Klingt nach einem Ort, sieht aber selbst auf der Karte kaum danach aus.
      Es geht weiter, gemächlich an den Flanken der Berge entlang, immer leicht steigend oder leicht fallend.
      Der Regen hat aufgehört, und je nachdem, ob der Wind frei wehen kann oder der Wald ein wenig schützt, ist die empfundene Temperatur sehr unterschiedlich. Reißverschluß auf, Reißverschluß zu...
      Meist schützt mich der Wald ganz gut vor der Witterung, und so komme ich eigentlich ganz gut voran.
      Wenngleich ich auch mangels Aussicht oder Abwechslung kaum etwas davon spüre.
      Auch der Wald ist sich selbst sehr ähnlich. Menschen? Treffe ich wieder praktisch keine.
      Tiere? Nicht zu sehen, denn die Eichelhäher-Kommune kündigt mein Kommen stets weithin hörbar an.
      Ich laufe praktisch von selbst, finde einen Rhythmus mit kurzen Pausen. Denn heute begleitet mich der Hunger.
      Was mein Kopf derweil macht, weiß ich gar nicht mehr so genau.

      Unterwegs gibt es wieder ein paar Geschichten und Weisheiten am Rande...

      Wirklich hilfreich! Ich lasse den Alltag weiter los...

      Der Geist geht auf Reisen, denn die Ereignisdichte des gut ausgeschilderten Weges verlangt ihm ansonsten nicht viel ab.
      Der Untergrund ist etwas wechselhaft, aber nicht allzu anspruchsvoll.


      Hier war dann die Aufmerksamkeit dann doch mal gefordert, denn das Ding wackelte mehr als es auf dem Bild aussieht.

      Ich nähere mich Fell, und die Wegweisung ist wirklich vorbildlich:


      Personalisierte Wegweisung. Das ist aber nett!


      Es fehlt noch der Zebrastreifen. Bei der Verkehrsdichte hier ist der aber verzichtbar.

      Ich komme weiter gut voran. Bergauf und bergab lasse ich mir bewußt Zeit. Denn einerseits sollte ich meine Kräfte nicht überschätzen und andererseits wollen die Füße heute auch nicht so richtig schnell. Der Blick auf das GPS sagt mir, daß ich trotzdem nicht besonders langsam bin.
      Siedlungen mit Einkaufsmöglichkeiten finde ich unterwegs keine, und so bleiben Kaffeedurst und Süßhunger unbefriedigt.
      Das Brot, das ich mir von der Übernachtung mitnehmen konnte, macht zwar solala satt, aber Salami und Käse schmecken nach der benachbarten Blutwurst. Und die mochte ich definitiv nicht. Ich krame meine Notfall-Haferflocken-Riegel heraus.
      Fell kündigt sich recht früh durch einen Sportplatz mit Publikum (Schulausflug) an.
      Es dauert aber schon ein wenig, bis ich den Ort erreiche und dort in der Baustelle das Hinweisschild einer Bäckerei finde.
      Bei Cappuccino und Kuchen überlege ich, wie's mir geht.
      Erst als Koffeein und Zucker die Blutbahn erreichen, komme ich zu einer eindeutigen Tendenz: Es ist noch früh am Tag, das Wetter ist nicht total übel und ich habe eigentlich noch recht viel Kraft - jetzt wo der Zucker im Blut angekommen ist.
      Zudem wirkt das gastronomische Angebot von Fell eher überschaubar.
      Der Blick auf die Streckenplanung offenbart, daß die meisten Höhenmeter für heute gegangen sind.
      Bis Trier waren's insgesamt vier Mal runter bis zum nächsten Bach und drei Mal wieder hoch. Jetzt ist noch ein Rücken zu überqueren, danach geht's eben an der Mosel entlang nach Trier rein.

      Vor meinem geistigen Auge visualisiere ich die Porta Nigra (in der Bildversion meines ersten Latein-Buches), eine Badewanne und das reichhaltige gastronomische Angebot der ältesten Stadt Deutschlands.
      Also los!

      Der Abschnitt nun kürzt eine Schleife der Mosel (nennt man die "Traumschleife"?) ab, zählt also irgendwie wohl nicht mehr so ganz eindeutig zum Hunsrück.
      Nach Fell wird dieser Hügel zügig erklommen.

      Dort oben wird der Blick auf das Moseltal freigegeben. Soviel davon zwischen Autobahntrasse und Wolken zu sehen ist.

      Traumschleife? Na, wenigstens kommt der Wind nicht von da, also ist's nicht zu hören...

      Auch Richtung Hunsrück läßt sich ein letzter Blick auf die Ausläufer der Hochebene erhaschen.

      Der Hunsrück grüßt zum Abschied mit ein Paar Windrädern.

      Mir geht's gut. Auch, wenn die Füße meckern, ich bin mental und körperlich schon eher im Gleichgewicht...


      Und? wer hat sein Stativ vergessen und steht deshalb ohne Rucksack in der Landschaft?

      Ab hier stürzt sich der Weg zügig in die nächste Senke.
      Die Wildschweine leisten hier nächtens offensichtlich ganze Arbeit. Frische Hufabdrücke und ziemlich viele aufgewühlte Batzen zeugen davon.
      Das Gehen bergab ist anstrengend, ich muß meinen Schlappschritt aufgeben und die Füße heben. Erstmals spüre ich am linken Schienbein ein leichtes Ziehen. Naja, bald wird's ja eben...
      Der Kreis Trier begrüßt mich mit einer großen Müllverwertungsanlage, die der Weg halb umrundet.
      Gemütlich geht's weiter bis Ruwer - das erste Ortschild des Landkreises Trier.
      Und der Beginn recht heftigen Verkehrs.
      Klar, ich bin an einem Werktag zur Feierabendzeit in Richtung einer Stadt am Fluß unterwegs, wo es nicht viele Alternativen der Wegführung gibt.
      Mir kommt ein Reisebericht in den Sinn. Die hatten empfohlen, ab hier den Bus zu nehmen.
      Nein, kommt nicht in die Tüte. Es kann ja nicht mehr so weit sein. Zudem kann ich ja in der Ebene auf Asphalt das Tempo nochmal etwas anziehen.
      Trier selbst begrüßt mich mit Regen.
      Nicht stark, aber zuviel um ihn einfach zu ignorieren. Also wieder rein in die Regenklamotten.
      Ich treidele weiter durch ziemlich verlassenes Industriegebiet und erreiche die Stadt mehr oder weniger durch die Hintertür.
      Noch ein paar Winkel durch endlos scheinende Neben- und Wohnstraßen und endlich sehe ich mein Etappenziel im Nieselregen vor mir.
      Ich kann nicht anders als kurz zu jubeln und die Arme gen Himmel zu recken - keiner der Passanten stört sich dran.


      Trier. Porta Nigra. Endlich!

      Hier ein Hotel zu finden ist kein Problem.
      Schon das zweite ist gewillt, einen nassen und müden Wanderer aufzunehmen. Und hat sogar ein Zimmer mit Badewanne.
      Das Bad tut aber mal sowas von gut, und erst hier merke ich, daß ich mir wieder mal ein ganzes Stück mehr zugemutet habe als ich eigentlich verkraften kann.
      Der benachbarte Italiener macht gute, große Pizza und schenkt zügig nach - auch, wenn er kein Deutscher Meister darin ist.

      So gestärkt kommt die kurze abendliche Sighseeing-Runde um die Porta Nigra. Große Strecken laufe ich heute nicht mehr. Ich gehe es dann lieber morgen früh etwas gemütlicher an.


      Porta Nigra, von der Stadt aus gesehen. Mal wieder nicht von der Tormitte aus, sondern einen Laternenpfosten als Stütze benutzend, denn wer hat sein Stativ vergessen?


      Porta Nigra von draußen.

      Kurz nachdem ich das Hotelzimmer erreiche, wird es wie immer wieder zügig Nacht um mich...

      Fazit des sechsten Tages:
      Es war anstrengend, aber ich habe mein ursprünglich gestecktes Ziel einen Tag vor der bestenfalls für möglich gehaltenen Zeit erreicht.
      Ich bin körperlich genau genommen wohl ziemlich fertig, aber ich fühle mich gut und freue mich. Ich hatte es unterwegs sanft, ich hatte es etwas härter, und ich bin unerwartet gut durchgekommen. Der Kopf ist frei, und ich habe unterwegs recht viele Eindrücke sammlen können. Natürlich, die Gegend war nicht sonderlich aufregend, aber es war in Ordnung so. Denn bei der ersten mehrtägigen Wanderung kann der Schwerpunkt ja durchaus auch auf dem Durchkommen liegen. Bei allzu vielen Möglichkeiten zur Ablenkung hätte ich mich nur verzettelt...
      Ich habe noch Zeit. Ich habe noch Energie. Also versuche ich noch, in den nächsten Tagen möglichst weit Richtung Metz zu kommen.
      Angehängte Dateien
      Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:07.
      Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
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      • Lookas
        Erfahren
        • 01.11.2011
        • 129
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [DE] Jakobsweg: Kirchberg - Haag

        Zitat von QOM Beitrag anzeigen
        [B]Was haben Sie uns denn gebracht, die Römer?
        Das fragst du ernsthaft?????


        Sorry, das war aber auch eine zu geile Vorlage!!!!
        Das muss das Boot abkönnen!

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        • QOM
          Erfahren
          • 26.08.2013
          • 122
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [DE] Jakobsweg: Kirchberg - Haag

          Zitat von Lookas Beitrag anzeigen
          Das fragst du ernsthaft?????
          Sorry, das war aber auch eine zu geile Vorlage!!!!
          Ja, genau.
          Den Aquädukt hatten wir in Mainz schon, wenngleich der nicht mehr brauchbar war.
          Im hohen Hunsrück ist von den Segnungen der römischen Zivilisation allerdings oberflächlich nicht mehr so viel zu spüren.
          Aber, doch, ich denke schon, daß Frau sich da alleine auf die Straße trauen kann...
          Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
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          • Werner Hohn
            Freak
            Liebt das Forum
            • 05.08.2005
            • 10870
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [DE] Jakobsweg: Frankfurt - Mainz- Bingen - Hunsrück - Trier - Merzkirchen

            Na, geht doch. Endlich mal wieder ein Bericht vom Hunsrück. Danke dafür. Zuerst habe ich mich gewundert, dass aus "meinem" Ausoniusweg nun auch noch ein Jakobsweg geworden ist. Doch die Pilger im Mittelalter haben natürlich die alte Römerstraße genommen, die damals noch gut in Schuss gewesen sein muss. Kürzer und einfacher ging und geht es zu Fuß nun mal nicht übern Hunsbuckel.

            Dein Bericht beschreibt ziemlich gut das Wandern auf dem Ausoniusweg: einfach geradeaus und der Kopf bleibt frei für die wesentlichen Dinge. Meditatives Gehen.

            Dann warte ich noch auf den Rest. Trier - Tawern - Saarburg - Perl - Metz sind wir vor 8 Jahren gewandert.
            Zuletzt geändert von Werner Hohn; 25.11.2014, 23:17. Grund: Tawern schreibt sich nicht mit v!
            .

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            • QOM
              Erfahren
              • 26.08.2013
              • 122
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [DE] Jakobsweg: Frankfurt - Mainz- Bingen - Hunsrück - Trier - Merzkirchen

              Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
              Na, geht doch. Endlich mal wieder ein Bericht vom Hunsrück. Danke dafür.
              Kürzer und einfacher ging und geht es zu Fuß nun mal nicht übern Hunsbuckel.

              Dein Bericht beschreibt ziemlich gut das Wandern auf dem Ausoniusweg: einfach geradeaus und der Kopf bleibt frei für die wesentlichen Dinge. Meditatives Gehen.

              Dann warte ich noch auf den Rest. Trier - Tavern - Saarburg - Perl - Metz sind wir vor 8 Jahren gewandert.
              Danke für die Blumen!
              Ja, den Hunsrück habe ich mir genau aus der Motivation heraus gegeben - möglichst geradeaus Richtung Santiago.
              Erst Mal kein Schnickschnack. (Die meisten gehen von Mainz aus nach Süden via Speyer.)
              Wenngleich ich den Eindruck habe, daß es sich nach Trier doch noch ein wenig ziehen wird und ein wenig Ablenkung am Wegesrand ab und an durchaus willkommen sein wird.
              Aber ich wollte diese Etappe auch etwas schneller und möglichst alleine angehen und meine körperlichen Grenzen kennen lernen.
              (Der Bericht des nächsten Tages wird zeigen, daß ich sie erreicht habe und Du auf die zeitgenössische Fortsetzung bis Metz noch ein wenig wirst warten müssen...)

              Die Pilgerscharen da oben waren allerdings überschaubar und klar zählbar: Ich habe genau NIEMANDEN getroffen, auch nicht in die Gegenrichtung. Ab und an in der Nähe der Ortschaften mal ein paar Hundebesitzer oder Walker.

              So leset denn demnächst, wie mir weiland weiter widerfuhr; habe gerade die Bilder entwickelt...
              Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
              Es gibt schlechtes Wetter!
              Egal, welche Klamotten!
              Laßt Euch da nichts vormachen!

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              • QOM
                Erfahren
                • 26.08.2013
                • 122
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                [DE] Jakobsweg: Trier - Merzkirchen

                7.Tag: Trier - Merzkirchen
                Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.

                Donnerstag, 23. Oktober 2014
                Strecke: 31,8km - Gesamt: 253,4km
                Gehzeit: 8:30 brutto / 6:30 netto

                Diesen Morgen lasse ich mir mit dem Aufstehen etwas mehr Zeit.
                Denn ich will heute nur bis Merzkirchen, etwa 30km. Gestern erfuhr ich von einem Freund, daß es dort eine ganz nette Herberge geben soll.
                Herberge hatte ich noch nicht. Womöglich gibt es dort noch weitere Reisende? Kaum auszudenken!
                Außerdem möchte ich heute Morgen noch einen kurzen Blick auf die Stadt werfen.
                Das Schmuddelwetter hat sich zumindest soweit verzogen, daß es nicht mehr regnet.
                Um Neun bin ich soweit.
                Die Orientierung Richtung Dom ist einfach. Schon nach wenigen Minuten habe ich ihn erreicht. Der erste Blick ist eher schlicht:


                Huch? Da isser ja schon! Erster Blick auf den Trierer Dom

                Aber kaum kommt man näher, schon wird das Bauwerk eindrucksvoller:


                Hauptportal des Doms

                Leider darf ich aber noch nicht rein - Gottesdienst - und das Dombüro hat auch noch zu.
                Ich überlege einen Moment, ob ich der Uhr beim Weiterrücken zuschauen soll, aber mein Küchenlatein treibt mich weiter.


                Wieder mal einer dieser unglaublich ermutigenden Sprüche! Frei und etwas zynisch übersetzt: "Wir wissen nicht, wann uns die Stunde schlägt!". In Köln stünde da wahrschienlich so etwas wie "Evenit quod evenit!"

                Ich drehe eine Runde um den Dombau-Komplex und bemerke, daß der flächenmäßig sehr großzügig ist.


                Farbenspiel an einer Seitenwand...

                Den Bau halb umrundet habend, sehe ich den nächsten Sakralbau. Besichtige ihn aber nicht. Nicht verzetteln!


                Konstantin-Basilika

                Gegenüber des Dombüros bemerke ich, wie außerordentlich gut der Dom auch in Details restauriert ist:


                Seiteneingang

                Endlich dreht sich der Schlüssel im Schloß hinter mir und im Dombüro erhalte ich nach freundlichem "Woher? Wohin?" meinen nächsten Stempel:


                Pilgerstempel aus Trier

                Kurz drauf darf ich auch in den Dom.
                Mich empfängt eine historisch offensichtlich gewachsene Kirche, die es irgendwie durch die meisten Kriege geschafft zu haben scheint.


                Blick auf den Altarraum.


                Hochaltar.


                Insgesamt ein wilder Stilmix!


                Ein etwas ungewöhnliches Arrangement für die Orgel quer zum Hauptschiff. Mono von links?

                Sicher lauern hier Geschichten und Geschichten, bestimmt interessant, sich weiter zu vertiefen.
                Ich verlasse die Kirche dennoch, denn ich will noch eine weitere besuchen bevor ich die Stadt verlasse.
                Es gibt nicht viel zu orientieren, sondern geht Hunsrück-erprobt einfach weiter geradeaus bis zur Benediktinerabtei Sankt Matthias, die ich bei ungefähr 4,5km erreiche. Irgendwie läuft's heute nicht; das Ziehen im Schienbein ist wieder da, die Füße, ach, lassen wir das...
                Jedenfalls erreiche ich die Abtei.


                Benediktinerabtei Sankt Matthias

                Die Kirche hat auf und ist praktisch leer.

                Innenraum der Kirche.

                Auch diese Kirche hat es ganz gut durch die Zeit geschafft.

                Blick auf den Altarraum

                Zentraler Punkt der Kirche ist das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen.
                Das wurde überirdisch vor einiger Zeit neu gestaltet.


                Die Statue des Apostels ist der zentrale Punkt der Kirche

                Neben dem Apostel kann ich ungehindert in die Krypta hinabsteigen. Ein heimelig beleuchteter Raum. Praktisch sofort stehe ich vor einem Pult, auf dem eine aufgeschlagene Bibel liegt. Daneben ein Silbertablett mit Wein, Wasser, Hostien. Kein Mensch weit und breit.
                Ich drehe mich um und bin direkt am Apostelgrab - ich hätte nie gedacht, daß man einen solchen Ort einfach so und ganz ohne Sicherheitsgedöns erreichen kann.


                Der Schrein mit den Überresten des Apostels. Einfach so, zum Anfassen.

                Ich nehme mit einen Moment Zeit und denke über die Person nach.
                Dann verlasse ich die Krypta, nehme mir eine Kerze, zünde sie an und setze mich dahinter auf eine Bank.
                Ich beobachte, wie das Licht aufbrennt und das Wachs sich langsam verflüssigt.
                Hier und jetzt habe ich wirklich etwas verstanden. Und bin ganz ruhig.

                Das wäre jetzt so ziemlich der schönste Schluß gewesen, der mir für einen Pilgerbericht einfällt - es fehlen noch die Worte "Als die Kerze erlischt stehe ich auf und gehe nach Hause.".
                So ist es aber nicht.
                Ich stehe schon vorher auf - und gehe weiter...

                Die Mosel geizt an diesem trüben Tag mit ihren Reizen. Die Schnellstraße daneben nicht.
                Nach einer ganzen Weile nervt micht das Geziepe am Schienbein und ich wechsele meine Socken gegen die Kompressionssocken, die ich mir eigentlich für die genußvolle Rückfahrt aufheben wollte.
                Es geschieht das Unglaubliche, ja fast schon Undenkbare: Zwei Wandererinnen (oder ist der korrekte Plural "Wanderinnen"? Oder "Wanderinen"?) kommen kurz und freundlich grüßend vorbei.
                Bis ich meine Füße in die Socken gerollt habe (es fühlt sich tatsächlich so herum an und nicht umgekehrt) sind sie jedoch in weiter Ferne verschwunden.
                Jetzt geht es etwas besser, und recht zügig erreiche ich Konz.
                Dort überquere ich die Saar, deren Mündung herzhaft unspektakulär ist. (Na gut, wie könnte eine spektakuläre Flußmündung wohl aussehen?)
                Nach Konz verlasse ich die Nähe der Schnellstraße und es geht entlang einer Zubringerstraße für einen Steinbruch oder ein Betonwerk ziemlich geradeaus bis Tawern. Ich finde tatsächlich wieder einen Rhythmus. Zu sehen gibt es auf dem Stück nichts. Es vergeht einfach.

                Nach Tawern steigt der Weg kurz und herzlos an, und das geht mir schon ziemlich in die Knochen - beziehungsweise zieht im Schienbein.
                Kurz vor Erreichen der Schneegrenze wartet jedoch eine Überraschung im Wald:


                Rekonstruktion einer römischen Tempelanlage, hier im Bild der Tempel für Merkur.


                Merkurs Flügelhelm käme mir jetzt recht. Ansonsten hält sich mein Neid in Grenzen. Ich verzichte auf zotige Kommentare...

                Die Tempelanlage ist im Sommer sicher ein schöner Platz zum Rasten. In der grauen Herbststimmung mit Wind und "Soll ich regnen?" am Himmel geht's so.
                Auf einem Schild wird erklärt, daß dieser Platz seinerzeit wegen seines schönen Blicks auf Trier gewählt worden wäre.


                Im Vordergrund: Tawern. Im Hintergrund: Der schöne Blick auf Trier.

                Ich ziehe weiter durch den Wald, schon bald brauche ich eine Pause.
                Als ich so etwa bei 20km wieder aus dem Wald raus komme, ist der Ofen aus.
                Ich greife in die Reiseapotheke und schmeiße Schmerzmittel ein. Das heißt, die Reise ist vorbei.
                (Eiserne Regel: Wenn das genommen wird, geht's sofort Richtung Heimat!)


                Der Baum hat's mir gesagt...

                Weil's zwar ätzend aber nicht unbeding gefährlich scheint, beuge ich die eiserne Regel etwas und beschließe, die Tagesetappe noch bis Merzkirchen abzuschließen um mich morgen von dort aus auf den Heimweg zu machen.
                Der Weg dorthin wird nochmal richtig nett (klar, die Füße tun ja jetzt auch weniger weh).
                Landein landaus geht es weiter, durch ein paar kleine Ortschaften mit so klangvollen Namen wie Kümmern und Fisch. Gut ausgeschildert.
                Der Weg ist jetzt weich und angenehm zu gehen.


                Die Gegend zeigt sich auf dem letzten Stück nochmal von ihrer versöhnlichen Seite.

                Ein Schild bringt's auf den Punkt:


                Vorsicht! Pilgern ist mitunter eine spannende Sache!

                Dennoch muß ich bis zum Etappenziel noch ein wenig kämpfen. Es kommt wieder etwas Wind auf, natürlich von vorne und mir wird kälter.
                In Kerrig mache ich noch einen kleinen Navigationsfehler und muß das letzte Stück bis Merzkirchen an der Landstraße entlang laufen.

                Als ich an der Herberge ankomme, reicht's mal wieder...


                Die Herberge wäre auch ohne das Schild zu finden. Merzkirchen ist überschaubar.

                Das Haus ist das auffälligste im Ort.


                Meine erste Herberge.

                Im Haus werde ich etwas chaotisch empfangen. Mary, die Herbergsmutter hat mehr als einen Job. Und gerade steht der erste November vor der Tür und sie muß wie wild Kränze und Gestecke basteln.
                Immerhin hat sie auf.
                Und: Ich bin nicht der einzige! Kaum zu glauben! Es gibt noch weitere Pilger!
                Die Herberge ist sehr ordentlich und ruhig; ich nehme das erstbeste Bett und bin damit alleine im Zimmer.
                Mary ist an dem Abend nicht in der Laune für ganz große Küche, aber sie kriegt uns mit Pasta und Eis ordentlich satt.
                Die hauseigenen Brennerzeugnisse (ja, das macht sie auch, prämiert!) kommen heute nicht auf den Tisch; vielmehr verhandelt sie mit den anderen beiden Gästen ein recht spätes Frühstück. Ist mir recht, denn ich will morgen ja nur heim...

                Die anderen Beiden sind auch ziemlich platt, und so wird es wieder mal zügig Nacht um mich herum.

                Fazit des siebten Tages:
                Schluß ist, wenn's vorbei ist!
                Ob da jetzt der Körper dem Geist folgt oder umgekehrt, ist schwer zu sagen.
                Es war rückblickend betrachtet falsch, Trier zu verlassen. Ein Sighseeing-Tag dort wäre mir sicher besser bekommen.
                Jetzt - einen Monat später - weiß ich, daß mich das zwar rein streckenmäßig auch nicht weiter gebracht hätte.
                Aber an diesem Tag überschritt ich die Grenze zwischen Zielstrebigkeit und Ehrgeiz und quälte mich überwiegend weiter.
                Im Grunde nicht gefährlich, aber halt auch irgendwie nicht sonderlich weise...
                Der herausragende Moment des Tages und insgesamt eine außerordentliche Erfahrung war der Moment der Ruhe und Klarheit am Grab des Apostels. Allein der hat reichlich für die Strapazen der ganzen Reise entschädigt.
                Angehängte Dateien
                Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:07.
                Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
                Es gibt schlechtes Wetter!
                Egal, welche Klamotten!
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                  #28
                  [DE] Jakobsweg: Ab nach Hause!

                  8.Tag: Ab nach Hause!
                  Freitag, 24. Oktober 2014

                  Es empfängt mich ein herrlicher Tag.


                  Sonnenaufgang in Merzkirchen.


                  Natürlich stehen da Windräder! Ist ja auch ein Ausläufer des Hunsrücks!

                  Dennoch ist ganz klar, daß ich nicht weiter laufen werde. Das Schienbein tut jetzt schon nach ein paar Treppenstufen zum Frühstück weh und ist etwas angeschwollen.

                  Es gibt den letzten Stempel dieser Reise:

                  Ein eher weltliches Signet.

                  Gestern Abend wußte keiner so genau, wann der Bus Richtung Saarburg fahren würde. Denn einerseits gibt es morgens einen für die Werktätigen, die nach Luxemburg pendeln, andererseits sind Schulferien.
                  Mein Telefon ist schon in Luxemburg eingebucht, drum habe ich keine Datenverbindung.

                  So stelle ich mich halt einfach gegen 9:15 an die Haltestelle und warte.
                  Der Fahrplan kündigt einen Bus an, und der kommt auch mit etwas Verspätung.
                  In Saarburg ist es etwas undurchsichtig, was die optimale Verbindung nach Hause wäre und was ein Ticket kosten würde.
                  Der Fahrkartenautomat trägt auch nicht gerade zur Klärung bei, sondern möchte mir eine Karte für eine Verbindung ab 12:30 verkaufen. Jaja...
                  Um 11:15 sitze ich mit einer einfachen Karte nach Trier in der Regionalbahn.
                  In Trier das gleiche Drama. Die Demütigungsmaschine möchte mir weis machen, vor 13:30 käme ich unmöglich hier weg und sie könne mir keine Karte für eine frühere Verbindung verkaufen.
                  Mit etwas Mühe gelingt es mir am zweiten Automaten (der erste ist irgendwann einfach abgestürzt), eine Karte ohne Zugindung, Reservierung, etc. zu kaufen. Um kurz nach 12 sitze ich in der Bahn Richtung Koblenz. Dort erreiche ich nicht den Anschlußzug, sondern einen verspäteten IC, der mich Ratzfatz nach Frankfurt bringt.
                  Ab Bingen kommt mir die Strecke irgendwie bekannt vor und ich lasse die letzten Tage Revue passieren.

                  Müde und humpelnd komme ich gegen halb fünf zu Hause an.
                  Schon jetzt merke ich: Selten habe ich mich auf einer Reise so dermaßen erholt und Kraft getankt!
                  Noch nie bin ich so bewußt und genußvoll nach Hause gekommen.
                  Zuletzt geändert von QOM; 09.05.2015, 10:10.
                  Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
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                    • Meine Reisen

                    #29
                    [DE] Jakobsweg: Frankfurt - Merzkirchen - und weiter?

                    Epilog - und jetzt?

                    Und jetzt?!?

                    Naja, und jetzt ist das Ganze zwischenzeitlich einen Monat her. Das Feuer prasselt im Ofen...

                    Die Blasen an dern Füßen sind abartig langsam verheilt. Ich habe die ersten Wochen in einem neuen Job im Anzug und Nike Free angetreten. Starker Auftritt. Zwischenzeitlich trage ich wieder normales Schuhwerk.

                    Der Schmerz am Schienbein hatte nichts mit Muskeln, Knochen, Bändern zu tun. Wundrose.
                    Was ist das? Bakterien unter die Haut gerieben, die haben einen knalligen Infekt des Lymphsystems verursacht.
                    Voll die Seuche! Was es alles gibt. Zwei Wochen Antibiotikum und immer noch Spaß damit.

                    Dennoch habe ich von dieser Reise auch etwas mitgenommen, das (hoffentlich!) nicht verheilt.
                    Der Weg hat mich geprägt. Verändert. Beruhigt. Konzentriert.

                    Also werde ich ihn weiter gehen.
                    Allerdings nicht mit dieser Kombination aus Socken und Schuhen.

                    Santiago e ultreia!
                    Zuletzt geändert von QOM; 30.11.2014, 15:08.
                    Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
                    Es gibt schlechtes Wetter!
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                      #30
                      AW: [DE] Jakobsweg: Frankfurt - Mainz- Bingen - Hunsrück - Trier - Merzkirchen

                      Sehr erfreulich, dass du weiter nach Südwesten willst. Gibt es schon einen Termin?

                      Du bist ja am Matthiasgrab gewesen. Jetzt wird es OT: Erstaunlich ist (das ist nicht auf dich gemünzt), dass die meisten Pilger nach Santiago die uralte Tradition der Matthiasbruderschaften mit ihren Pilgerwanderungen quer über die Eifel nach Trier nicht kennen. Es ist schon lange her, dass ich eine Gruppe Matthiaspilger mitten in der Eifel getroffen habe, und die waren so flott unterwegs, dass ich mich sputen musste, die hinter mir zu lassen. Wer es einmal probieren will, kann hier mitgehen: Fußwallfahrt Köln-Trier im Mai 2015.
                      .

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                        #31
                        AW: [DE] Jakobsweg: Frankfurt - Mainz- Bingen - Hunsrück - Trier - Merzkirchen

                        Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                        Sehr erfreulich, dass du weiter nach Südwesten willst. Gibt es schon einen Termin?
                        Hallo Werner,

                        es gibt noch keinen ganz absolut konkreten Termin aber immerhin schon so eine Idee.
                        Es soll nach der Tag- und Nachtgleiche sein, aber vor der Hauptsaison und auch nicht an Ostern.
                        Also irgendwann im April.
                        Oder wenn das nicht klappt eben wieder im Herbst.
                        Die Füße jedenfalls jucken jetzt schon wieder...

                        Jetzt ist aber erst Mal Winter und ich teste in aller Ruhe neue Laufsocken beziehungsweise kümmere mich eventuell noch um neue Schuhe.
                        Ich bin als Ex-Ironman schon irgendwie den Umgang mit etwas Schmerz gewohnt.
                        Aber die Nummer gebe ich mir über mehrere Tage so nicht nochmal!
                        Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
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                          • 26.08.2013
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                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [DE] Jakobsweg: Frankfurt - Mainz- Bingen - Hunsrück - Trier - Merzkirchen

                          Zitat von Werner Hohn Beitrag anzeigen
                          Du bist ja am Matthiasgrab gewesen. Jetzt wird es [ot] Erstaunlich ist (das ist nicht auf dich gemünzt), dass die meisten Pilger nach Santiago die uralte Tradition der Matthiasbruderschaften mit ihren Pilgerwanderungen quer über die Eifel nach Trier nicht kennen. Es ist schon lange her, dass ich eine Gruppe Matthiaspilger mitten in der Eifel getroffen habe, und die waren so flott unterwegs, dass ich mich sputen musste, die hinter mir zu lassen.
                          Ja, ich habe in der Kirche ein paar Bilder vom Einzug der Pilger gesehen. Hat mich auch beeindruckt.
                          Das sah schon echt nach erheblicher Dynamik aus.
                          Und schon auch nach etwas Leid. Denn die machen sich allem Anschein nach nicht die hier im Forum übliche Mühe mit der grammweisen Optimierung ihrer hocheffizienten, gewichtsoptimierten Ausrüstung.
                          Sicher machen die Benediktiner an solchen Tagen auch den Hintereingang auf, damit die Jungs und Mädels nicht in den Hochaltar brettern falls sie auf dem glatten Kirchenboden nicht bremsen können.
                          Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
                          Es gibt schlechtes Wetter!
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                            • Meine Reisen

                            #33
                            [DE] Jakobsweg: Frankfurt - Mainz- Bingen - Hunsrück - Trier - Merzkirchen

                            Von dieser Art der Reise angefixt, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis es weiter ging.
                            Mein Arbeitgeber schickte mir in Form recht rigider Resturlaubs-Regelungen ein klares Signal.

                            Et voilà: Der nächste Abschnitt der Reise
                            Ein Post von QOM = Quengelige Outdoor-Memme.
                            Es gibt schlechtes Wetter!
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