[DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

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    [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

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    Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda
    2006/2014

    Land: Deutschland
    Reisezeit: August 2006 / Oktober 2014
    Region/Kontinent: Mitteleuropa


    2006
    Für diesen kleinen Bericht möchte ich etwas alten Trödel hervorkramen und dann mit neuem, aktuellem Trödel ergänzen. Der alte Kram datiert acht runde Jahre zurück und spielt im Sommer 2006, kurz nach der WM. Die Fotos sind jämmerlich, aber mehr hat leider nicht überlebt; an manches kann ich mich auch nur noch halbwegs erinnern. Ich war noch Student, im letzten Semester, da schlug mir ein Freund, nennen wir ihn Sossi, im Frühjahr vor, zusammen Pilgern zu gehen. Ihm als bekennenden Neopaganen hätte ich das mit dem Pilgern so nicht zugetraut, ehrlich gesagt, aber Überraschungen erlebt man ja auch bei Liberalen immer wieder.
    „Bei mir um die Ecke haben sie letztes Jahr einen Pilgerweg eröffnet“, berichtete er. „Wie wär’s? Als alter Jakobsweg-Veteran ... hast du Lust?“
    Ich dachte kurz nach. „Was’n das da bei dir genau?“
    „Ein mittelalterlicher Verbindungsweg der Zisterzienser-Klöster Loccum und Volkenroda. Den hat die Klosterkammer oder wer auch immer wieder reaktiviert und ausgeschildert. Geil, oder? Die Zisterzienser, die 1163 das Kloster Loccum gegründet haben, benutzten diesen Weg als Marschroute von ihrem Mutterkloster Volkenroda zur Tochterabtei. Und wir laufen den quasi verkehrt herum, nach Osten rein. Und der weg beginnt direkt bei mir umme Ecke! Geil, wa?“
    Ich zuckte mit den Schultern. „... warum nicht? Wann geht’s los?“

    Es ging leider nicht sofort, auch nicht – wie geplant - an Pfingsten, aber wir schaufelten uns dann im August eine Woche frei. Mein lieber Sossie besorgte uns Pilgerpässe, kaufte den nagelneuen Führer (also ... ihr wisst schon, das Buch. Also das zum Wandern, ja?), wichste seine alten Kampstiefel und packte seinen alten Bundeswehr-Rucksack mit einer astreinen NATO-Rolle.
    Er war so engagiert, dass er sogar unseren Kumpel, nennen wir ihn Hank, zum Mitwandern anregte. Hank war bei der Marine gewesen, ein bodenständiger, ruhiger Typ und hielt nicht viel von NATO-Rollen.
    „Normal packen geht auch“, knurrte er und nahm gefühlte sieben Herren-Oberhemden mit.

    Sossie tat noch mehr und wurde Blogger. Soll ja jeder sehen, was wir so treiben (und außerdem war’s 2006 gerade modern, zu bloggen). Er schrieb:

    Im Kontext des „Niedersächsischen Forschungskreises Klöster“ gerieten wir damit in Berührung: Zwei Studenten der Neueren Geschichte, einer davon mit der Erfahrung einer Wanderung nach Santiago de Compostelas und dadurch ein erprobter Pilger; der andere als leitender Kopf des Vorhabens und historisch versierter Zisterzienser-Kenner. Hinzu stieß ein dritter Geschichtsstudent mit Faible fürs Abenteuer: Fertig war unser Trio - auf den Spuren der Zisterzienser und des Weges Loccum-Volkenroda.

    Ich packte also als „erprobter Pilger“ mein geliebtes 65l Monstrum, setzte den abgetragenen Pilgerhut auf, nahm den alten Stab und los ging es. Die erste Übernachtung fand bei Sossie zu Hause statt und wird seine Eltern gefreut haben. Wir soffen den Schnaps fast leer, plünderten das Bier, killten einen ganzen Mettklumpen (rund 500 g, genannt „Manfred, der Mettkopf“) und hatten Mühe, am nächsten Morgen aufrecht aus dem Haus zu kommen.

    Nach einem Katerfrühstück starteten wir im Kloster Loccum und rissen uns zusammen, denn unser Professor stieß zu uns. Den hatte das Unternehmen so richtig interessiert, denn als Kloster-Fan und Leiter des Forschungskreises war er begeistert, dass junge Leute so was machten. Hank und ich sahen uns vielsagend an, während Sossie mit ihm die Klostergeschichte durchging. Irgendwann kamen wir dann aber doch noch in die Gänge und trotteten durch den schönen, weiten Schaumburger Wald, der bis heute noch jede Reise wert ist. Sossie schrieb:

    Durch den schönen Klosterforst führte dann unserer Weg weiter fort. Der nächste Abschnitt Richtung Pollhagen durch den Wald war von unterschiedlicher Qualität. Mal gut gehbar, mal unwirkliche Natur. Ein Wunder, dass wir nicht versunken sind in dem tiefen Morast des Waldes. Am Wegesrand fanden wir dann einen Apfelbaum, der uns mit seinen roten Äpfeln einen Vitaminschub gab. In Pollhagen folgte dann ein etwas unerfreuliche Abschnitt. Wir mussten die nächsten Orte direkt an der Straße entlang gehen. Als wir uns endlich mal wieder eine Pause in einem Bushaltestellenhäuschen gönnten, prasselte auch schon der Regen nieder. Glück. Nach einer Viertelstunden konnten wir dann weiter. Über Nordsehl Richtung Lüdersfelde und dann schließlich Richtung Stadthagen führte uns nun der Weg. Zwischendurch hatte ich die Befürchtung wir würden Prof. H. verlieren. Er hatte den Tag nichts getrunken und nur ein lausiges Croissant zu sich genommen.

    Wir verloren ihn nicht, das wäre auch zu einfach gewesen. Aber er blieb nur bis Stadthagen bei uns, dann ließ er sich abholen und überließ uns unserem Schicksal, das da hieß: Unterkunft!
    Wir hatten dafür eine einfache Lösung und klingelten den Pastor raus, der zuerst völlig verwirrt war, denn wir schienen die ersten Pilger überhaupt zu sein und er kam gerade mit Kind und Kegel aus dem Urlaub zurück. Aber ich bin bis heute noch beeindruckt und habe Respekt davor, wie schnell, kurzentschlossen und freundlich der gute Mann uns kurzerhand im Jugendbüro einquartierte, uns den Schlüssel gab und bat, den einfach morgens rumzubringen. Das Abendessen gab es dann in einer Kneipe mit Schaumburger Pils (keiner will’s) und viel guter Laune. So konnte es doch weitergehen!


    Gruppenbild mit Professor (2.v.l.)

    Ich notierte in mein Tagebüchlein:

    Sonntag Morgen, 27.08.2006
    Sind gestern Abend in Stadthagen angekommen. Die Eingeborenen sind herzlich und liebenswert; wir beschlossen, diese Stadt zu mögen und suchten Kontakt zu den Einheimischen. Wurden wunderbar vom Pastor aufgenommen und im Jugendbüro der Pfarre untergebracht. Schlafen zu dritt in einem kleinen Raum auf dem Boden, was leichte Schmerzen in den strapazierten Körpern regt. Hank hat genau wie Sossie wenig geschlafen, wogegen ich bis morgens durchschlafen hätte können. Bin aber ständig geweckt worden - entweder haben die beiden geschnarcht wie die Spanier oder ich wurde unsanft geweckt, weil ausgerechnet mir dasselbe vorgeworfen wurde - wo soll das bloß enden? Werde sie beide nachher im Wald unauffällig beseitigen müssen.




    Trotz meiner Monita begann der zweite Tag verheißungsvoll. Sossie berichtete:

    Aus Stadthagen heraus nach Wendthagen führte nun der Weg. In Wendthagen schnell noch eine kleine Pause eingelegt bevor der Anstieg zum Bückberge folgte. Dieser zog sich dann auch einige Zeit hin. Nach 2/3 des Aufstiegs sagte ich dann zu Lucius: "Hey. Hier müsste eigentlich eine Schutzhütte kommen." Dann sah ich links in Gebüsch. Und was lag da abseits des Weges hinter Hecken auf einer kleinen Anhöhe? Richtig. Die Schutzhütte. Wir beschlossen hier erst einmal eine Rast einzulegen. Gepäck abgelegt, Revier markiert und dann gabs lecker Brot, Käse, Wurst und Wasser. Eine zünftige Brotzeit also. Was könnte es für einen Pilgersmann besseres geben?!



    Gesunde Beine, was sonst. Ab hier begann nämlich das Leiden (zumindest für Sossie), das unserem guten Werk schnell ein Ende bereiten sollte. In seinen Worten:

    So langsam machten sich dann meine Beine bemerkbar. Ich hatte mir einige Tage vorher einen mächtigen Sonnenbrand auf den Beinen geholt. Jetzt machten sich meine Schuhe daran, diesen ordentlich abzurubbeln. Jeder Schritt wurde zur Qual. Hinzu lief ich mir zwei riesen Blasen. (...) Wir kamen dann zu der Überzeugung, dass sich der weitere Weg nicht lohnt, da meine Beine mehr und mehr anschwollen und Auflösungserscheinungen auftraten. Ich rief dann meinen Erzeuger an und nach gut einer Stunde kam dieser dann auch und fuhr uns nach Hause. Dort angekommen nahm jeder von uns eine heiße Dusche und es wurde abends wieder fürstlich gespeist und getrunken.


    Als Abschluß tranken wir noch schnell den Tütenwein, während wir (stilecht)
    unter der Autobahnbrücke Rehren auf den "Erzeuger" warteten


    So endete 2006 unser kurzes, etwas wirres Abenteuer (auch aufgrund überschätzter Bundeswehr-Ausrüstung) recht kläglich. Hank dagegen hat übrigens nur zwei seiner Hemden benötigt und ist den Weg locker in Beinahe-Bugatti Segelschuhen getrottet. Die Frisur saß danach noch vorbildlich.
    Das muss das Boot abkönnen!

  • lina
    Freak

    Vorstand
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    • 12.07.2008
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    #2
    AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

    Klasse

    Schreib, schreib ....
    (Bin extra gespannt, weil ich da im Moment auch ab und zu entlang tappe, wenn mir die E1-Anschlussstelle zu weit weg ist, bin inzwischen bis Hameln gekommen und fand den Weg bisher wirklich sehr schön )

    OT: Aber "Pastor" und "Kegel" – bist Du sicher?
    (... scnr )

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    • codenascher

      Alter Hase
      • 30.06.2009
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

      sehr sehr unterhaltsam bisher. Bin ja mal auf die Neuauflage/Weiterführung gespannt


      gesendet vom Schmatfon

      Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

      meine Weltkarte

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      • Lookas
        Erfahren
        • 01.11.2011
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

        2014
        Der Entschluss war so spontan, dass ich nicht mal genügend frische Wandersocken einpacken konnte (Unterhosen dagegen schon). Was ich am Wochenende vorhätte, fragte meine Freundin am Donnerstag Abend beim Grillen, sie führe ja morgen nach Hause – ob ich denn nun mitkäme oder nicht? Ich entschied in bierseliger Spontaneität, den Pilgerweg aufzugreifen: „Ich komm mit und geh Wandern!“ Warum? Keine Ahnung. Das war das erste, was mir einfiel; vielleicht, weil sie zufällig aus Stadthagen kam, wo wir damals so prächtig residiert hatten? In den letzten acht Jahren war aber viel Wasser die Weser hinuntergeflossen und Hank trieb sich nun in Hamburg rum und war seriös (und fülliger) geworden, Sossie forschte über Zisterzienser irgendwo in Mannheim, nur ich war noch an Ort und Stelle. Also musste ich alleine los – ohne Karte, ohne Führer (ihr wisst schon!), ohne Plan. Wird schon, dachte ich mir, führe ich mich eben selber an. Daher packte ich morgens verkatert meinen Rucksack und fuhr mit meiner Freundin nach Stadthagen zu ihren Eltern.

        03.10.
        Ihr Vater fand die Idee wohl gar nicht so verkehrt, war er doch selber in seiner blühenden Jugend einmal Pfadfinder gewesen und freute sich ob des guten Wetters, mich mit seiner roten Moto Guzzi im Beiwagen zur Schaumburger Brauerei zu fahren – da wollte ich den Weg nämlich wieder aufnehmen. Wir Pötterten über die Landstraße, dass es eine Freude war - und dann musste ich auch schon raus aus der tiefen Kiste. Ein letzter Händedruck, ein mitleidiges Lächeln (oder mitfühlend?) und los ging es; hinter mir wendete er das Motorrad und knatterte davon.



        Was für ein Bombenwetter! Da hatte der Sommer doch noch einmal abgewartet und dann mit aller Gewalt zugeschlagen. Der Weg lag im warmen Sonnenschein leer vor mir, um mich zwitscherten die Vögel, flatterten die Falter und zirpten ein paar Grillen. Aus Stadthagen ging es hinauf über Wendthagen zum Bückeberg; aber das kannte ich noch, auch die Schutzhütte fand ich unverändert vor.


        Vergleichsbild

        Was sich verändert hatte, waren die touristischen Highlights. Der alte Bremsschacht des Bergbaus war zu einer Erinnerungsstätte umgebaut und etwas weiter im Obernkirchner Steinbruch eine riesige Platte mit Dinosaurierspuren freigelegt und touristisch erschlossen worden. Überall gab es nun im Wald Informationstafeln mit Vogelkunde, Biosphären-Erklärungen und Dinosaurierinfos. Und es war rappelvoll – bei dem guten Wetter tummelte sich halb Bückeburg hier oben. Ich tummelte mich auch – und zwar schnell!



        Oberhalb des Talabstiegs bog der Weg plötzlich Richtung Kathrinhagen ab und daher stand ich etwas später mitten im Wald vor einer Köhlerhütte. Hier ging es nicht weiter.
        „He, hallo! Sie da!“ Ein Einheimischer stapfte den Hügel herauf durchs tiefe Laub und wies mir dann den Weg. „Ich hab denen das schon öfters gesagt, dass sie endlich den Wegweiser freischneiden sollen!“
        Ich danke ihm ganz herzlich und dachte im Stillen, dass dies nicht der einzige Wegweiser sei, der fehlte bzw. nicht sichtbar war. Wer den Pilgerweg geht, muss sich darauf einstellen, an jeder Kreuzung gut zu schauen, denn oft verbirgt sich der Hinweis sonst wo, der Aufkleber ist völlig verblichen und kaum noch erkennbar oder es ist schlicht mit verblassender Farbe ein L+V mit Pfeil auf einen Baum etwas abseits gesprüht. Gut, das ist alles ausreichend, aber mehr mit Sicherheit auch nicht. Und dass Hinweise nur an Kreuzungen oder Abzweigungen zu finden sind, wo es auch tatsächlich seitab geht, muss man erst einmal bemerken. Ich bin es eher gewöhnt, dass nach einer Kreuzung zur Beruhigung zumindest ein Hinweis irgendwo hängt und signalisiert: Ja, es geht hier weiter. Auf dem Weg nach Volkenroda ist dies jedoch nicht der Fall, in Städten übrigens schon gar nicht.


        Einmal längs durchs Auetal

        Jedenfalls genoss ich Kathrinhagen mit der uralten Kirche, tankte Wasser am Friedhofsbrunnen (ich brauchte das dringender als die Toten), stand staunend vor der riesigen, uralten Friedhofslinde und erreichte etwas später Rehden, wo ich grinsend auf alte Zeiten ein Feierabendbier in der Tanke an der Autobahnbrücke kaufte. Ab jetzt betrat ich Neuland – ohne Hanks gebügelte Hemden und Sossies klappernde Stöckchen, ohne billigen Rotwein aus der Tüte („Wein ist besonders gut und hat Tradition. Rotwein war der Isotonic-Drink des Mittelalters! So wie die den getrunken haben, glaube ich nicht, dass man wegen Wein schlechter wandert ...“, hatte ich damals groß getönt.).


        Blick over Bückeburger Land

        Über einen Höhenzug musste ich noch hinüber, dann würde das breite Wesertal vor mir liegen. Aber – ich hatte weder eine Karte noch einen Plan. Es wurde bereits spät, als ich in Rannenberg eine der vielen, löblichen und hilfreichen Wanderkarten in der Dorfmitte aufgestellt fand und dort zu meiner Freude im nächsten Dorf (hinter der Höhe) eine Schutzhütte eingezeichnet sah! „Glück muss der Mensch haben“, sagte ich laut und nickte in die Runde. Das Dorf schwieg dazu.


        Ramontisch, ramontisch ...

        Die Hütte lag abseits in Rohden, hinter dem Waldfreibad. Hier gab es nichts, keine Jugendlichen, kein Wasser im Freibad, nur ein einzelner, einsamer Junge bolzte lustlos auf dem nahen Fußballplatz mit Pike den Ball ins leere Tor, holte ihn wieder heraus und bolzte erneut: ... pock ... Stille ... pock. Ich inspizierte derweil die Hütte und konnte es nicht glauben: Ein klarer Bach plätscherte nebenan (darüber ein Schild: Wasserschutzzone) und die Hütte bot gerade etwas Platz für mich – fast perfekt! Ich simste meiner Freundin: „Hotel Garni mit fließend Wasser – für umme!“ Sie darauf: „Bist du betrunken?“


        Zimmerblick Hotel Garni

        Es wäre zu perfekt gewesen – mitten in der Nacht weckte mich ein lautes, hartes Knappern am Holz der Hüttenwand, direkt neben meinem Kopf. Sofort saß ich mit gesträubten Haaren aufrecht: Ratten! Viehzeug! Licht!
        Es war nichts. Keine noch so kleine Maus zeigte sich und ich schaffte es nach etwa einer halben Stunde, das Adrenalin zu besiegen, mich an das Knabbern zu gewöhnen und wieder einzuschlafen. Hotel Garni, ja klar!
        Das muss das Boot abkönnen!

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        • Igelstroem
          Fuchs
          • 30.01.2013
          • 1888
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          #5
          AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

          Habe gerade aus diesem Anlass und voller Staunen Deinen X11-Reisebericht gelesen, den ich noch nicht kannte, und werde umgehend einen Fanclub oder so was in der Art gründen.
          Lebe Deine Albträume und irre umher

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            • 01.11.2011
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            #6
            AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

            Schön, dass es euch gefällt! Ich befürchte aber, dass mein kleines aktuelles Abenteuer nicht an die Lustige Fahrt mit den beiden Spezis rankommt. Ich würde gerne mit beiden noch mal los und das Projekt zu Ende wandern - aber das wird wohl nichts mehr.
            @Lina: Ich unterstelle dem guten Mann ja nichts. Ich plappere doch bloß Sprichwörter nach ... Und du weißt doch: Pastoren- und Lehrerkinder sind die schlimmsten, sagt man ... bei Lehrerkindern weiß ich, was ich da sage!
            @Igelstroem: Wir sind ziemlich ähnlich unterwegs, oder? Ich les dich auch sehr gerne und hab deshalb selber schon überlegt, wann ich mal in die Ostmark reisen könnte. Nächstes Jahr, vielleicht. Ich werde es dann größer aufziehen und mehrere Bücher dazu schreiben. "Wanderungen durch die Mark Mecklenburg" oder so schwebt mir vor. Klingt gut, oder? Dass da noch keiner drauf gekommen ist, wundert mich ja schon etwas.
            Das muss das Boot abkönnen!

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            • Lookas
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

              04.10.
              Der Weckdienst des Hotels ließ mich bis halb sieben schlafen, dann zwitscherte er mich wach. Ich grummelte mich müde aus den Daunen und genoss erst einmal in aller Seelenruhe das reichhaltige Frühstücksbüffet auf der Terrasse: eine Tasse heißen, schwarzen Instantkaffee und als Nachtisch einen (so wies es die Trangia-Tischkarte aus) deutschen Qualitätsapfel, beinahe frisch gepflückt. Na, so konnte der Tag weitergehen! Ich verließ mein Zimmer gegen viertel vor acht, damit das Zimmermädchen ihr heute Nacht so lautstark begonnenes Werk der Säuberung in Ruhe fortsetzen konnte.


              Frühstücksbüffet auf der Panorama-Terrasse

              Durch das schlafende, kalt-feuchte Tal stapfte ich an Gärten entlang, wurde von einem Hundemenschen kritisch beäugt und von seinen Vierbeinern wild angeblafft (was aufgrund des schmalen Pfades eine ... spannende Erfahrung war!), dann füllte ich mein Wasser am Friedhof und trat unter den Bäumen hinaus ins Freie. So schön der taukalte, goldene Morgen auch war, so sehr ärgerte ich mich, dass ich eine Abzweigung verpasste und einige Zeit ins Nichts lief. Wieder ein verblichener Aufkleber, Teufel auch! Aber ich erreichte Hessisch Oldendorf trotz dieser Unannehmlichkeit, frühstückte auf einer Bank an der Kirche und suchte schnell das Weite – man mag das Örtchen mögen können, ich fand es jedoch wenig einladend und einnehmend.


              Lichtblick: Sonnenspiel am jüdischen Friedhof hinter Hessisch Oldendorf

              Unter ein paar Apfelbäumen erspähte ich dann einen Rucksack (mein Modell, nur etwas größer) – und daneben einen schmalen, freundlich grüßenden Mann, der sich bediente.
              „Guten Morgen!“ rief er lachend.
              Ich grüßte zurück und setzte mich auf die nahe Mauer eines Brückleins, gespannt abwartend, wer da in mein Wanderleben treten würde.
              Er erntete in aller Ruhe zu Ende, dann trat er heran. „Möchtest du auch einen Apfel? Wenn man es mag, dass sie noch nicht ganz reif sind, schmecken sie gut.“
              Ich dankte und nahm einen. „Auch am Pilgern?“
              „Ja, bis Montag“, lächelte er. „Und du?“
              „Nur übers Wochenende“, erwiderte ich. „Mehr Freizeit war nicht drin.“
              Er nickte. „Ich geh’ bis Montag, soweit ich komme. Dann habe ich noch den Rest der Woche in Volkenroda im Kloster gebucht, zum Aussteigen. Ich glaube, die Wanderung vorweg war eine gute Idee.“
              Da musste ich zustimmen. Ich war zwar noch nie längere Zeit zur inneren Einkehr in ein Kloster gegangen, aber: „Ich genieße es, alleine zu wandern. Das bring mich und meinen Kopf wieder zueinander“, grinste ich. „Pilgern sowieso, aber ich bin diesmal sozusagen privat hier – rein abenteuerlich, weißt du?“
              „Das ist doch auch gut! Wir haben so was früher von der Kirchenjugend aus oft gemacht. Aber mit dem Alter und dem Beruf wird es dann weniger ...“
              „Wem sagst du das!“ Wir lachten beide darüber, dass es nicht nur uns so ging.
              Wir beschlossen einfach, vorerst gemeinsam weiter zu gehen; man mochte sich auf Anhieb und etwas Unterhaltung tat gut. Leider war einen Kilometer weiter an der nächsten Kreuzung bereits Schluss, weil er gerne die Kirche im nächsten Ort besehen wollte, die noch etwas links ab lag. Ich dagegen freute mich aufs nahe Fischbeck und zog daher rechts weiter. Wir waren uns ohnehin darin einig, dass wir uns (hoffentlich!) ständig wieder über den Weg laufen würden.



              Fischbeck genoss ich. Das alte Kloster ist ruhig, ehrwürdig, etwas verbaut, einfach schön und die Kirche ein wahres Schmuckstück. Ich saß fast eine Viertelstunde darin, betrachtete die Ausstattung und entschlüsselte in aller Ruhe die Bauphasen und Überarbeitungen. Dabei erlebte ich, wie zwei ältere Damen und zwei Herren die bunte, pflanzliche Ausstattung für den Erntedank-Gottesdienst vornahmen.
              „Entschuldigen Sie bitte, dass Sie so nicht zur Einkehr kommen“, wandte sich einer der Herren an mich.
              „Kein Problem“, lächelte ich. „Ich sitze und genieße. Lassen Sie sich nicht stören!“
              „Eigentlich sollte ich das sagen, oder?“ grinste er und wandte sich wieder dem Treiben der anderen zu.
              Als ich glücklich und zufrieden wieder ins Freie trat, erschien mein Pilgerkumpan auf dem Platz und lachte mir entgegen. Wir fachsimpelten kurz über Romanik und Kirchen, dann ging er hinein und ich trödelte im warmen Sonnenschein die Straßen entlang, über einen duftenden Feldweg in den kühlen Wald hinein.



              Hameln war nicht mehr weit und durch Vorstadtstraßen, dann an der Bundesstraße neben der Weser entlang erreichte ich die Altstadt. Wie schön hatte ich hier alles in Erinnerung! Und Hameln enttäuschte mich nicht – es ist und bleibt eine fachwerkene Perle am Weserrand, geheimnisvoll, verwinkelt und alt.
              Aber ich hielt es trotzdem keine halbe Stunde aus, weil die Altstadt aus allen Nähten platzte! Der große Bauernmarkt fand statt und wegen des Wetters tummelte sich alles, was Beine hatte, in den engen Gassen. Es war furchtbar, ständig sprang mir wer vor die Füße, rannte ohne hinzusehen quer über den Weg oder rempelte mich an. Ich kaufte nur noch schnell zwei Mettwürste am Galloway-Stand meines Vertrauens (dass die auch hier verkauften! Irre!) und nahm dann die Wanderstiefel in die Hand. Bloß raus hier!
              Aber ich hatte den Weg verloren, keine Karte und wusste nicht, wo es nun weiterging. Also fragte ich in der Tourist-Info nach, wo ein bemerkenswert freundlicher und eifriger junger Mann sich redlich bemühte, mir helfen zu können – aber nicht konnte. Mir tat es beinahe schon leid, gefragt zu haben, denn er zog einen älteren Herrn hinzu, der offenbar irgendwie dazu gehörte und mir haufenweise Stadtpläne und Broschüren in die Hände drückte und ununterbrochen nachdenkend redete. Sein einziger hilfreicher Hinweis war, dass es an der Münsterkirche einen Stempel gebe. Da könne mir doch bestimmt geholfen werden: „Und wenn nicht, ... ach, klingeln Sie einfach die Pastorin raus, die wohnt da vorne gegenüber.“ Oha. Die freut sich bestimmt ...
              Ich füllte schnell auf dem Klo Wasser nach und flüchtete vor noch mehr Prospekten und gut gemeinten Ratschlägen zur Münsterkirche an der Weser, wo ich auch sofort die Schildchen wiederfand.

              Es war warm geworden, die Sonne kitzelte und ich schwitzte langsam, obwohl ich mir ab nun Zeit ließ. Der Weg war noch weit, der Tag noch jung. So schlenderte ich am Wasser entlang, verpasste eine Abzweigung und stand plötzlich mitten in Tündern, obwohl ich mich erinnerte, dass die letzte Karte am Wegesrand die Route an Tündern vorbei legte. Egal, im Supermarkt bekam ich ein Bierchen (fürs Abendbrot) und fragte einen herumirrenden älteren, rüstig wirkenden Herrn nach dem Weg an die Weser.
              „Ach, ihr müsst euch schon orientieren!“ rief der und wies auf einen Berg. „Das ist der Klüt“ – er wies in die andere Richtung – „und das der Bückeberg. Und immer dazwischen her fließt? Na, die Weser! Und da müsst ihr hin. Immer die Straße runter, dann rechts, nicht zu verfehlen.“ Zufrieden sah er mich an.
              „Vielen Dank“, erwiderte ich artig und fragte mich im Fortgehen, wie viele von mir der wohl sah ... wahrscheinlich sogar mehr als die drei in meinem Kopf, von denen ich zufällig sogar zuverlässig weiß.

              Ab nun ging es mehrere Stunden an der schönen, ruhig fließenden Weser entlang. Das Kraftwerk Grohnde schob sich mächtig ins Blickfeld, türmte seine weißen Wolken auf und beherrschte nun die Gegend. Ich hatte nicht gerade das beste Gefühl, als ich zwischen den beiden langen Schatten der Türme hindurchwanderte und das Monstrum langsam hinter mir ließ. Auch sank nun die Sonne, wurde goldener und die Schatten länger. Ich überlegte, wo ich heut noch hinwolle – und legte erschöpft eine Pause bei Latferde ein, döste im Gras und sah dann auf der dort ausgestellten Wanderkarte, dass es in Hajen eine Schutzhütte gebe!



              Die Hütte stand herrlich gelegen weit vor dem Dorf, wo ein schmaler Teerweg die Weser erreichte und ein kleiner, gemauerter Stufen-Anleger für Boote den Zugang zum Wasser erleichterte. Das Dorf in Sichtweite war das nahezu ideal, auch, weil die Hütte sauber und groß ist und man bequem auf den Sitzbänken an der Wand schlafen kann. Vorerst setzte ich mich draußen auf die Bank an den Tisch und schlug Zeit tot. Eine Einheimische schlenderte den Weserpfad entlang, kam hoch zur Hütte, blickte kurz hinein, lächelte mir zu und sagte: „Dann noch gut Wanderung weiterhin!“
              „Vielen Dank“, lächelte ich zurück. Mit einem weiteren Blick verschwand sie wieder Richtung Dorf.
              Ich kochte nun mein Abendessen, grüßte fleißig die letzten Radler und bewunderte die Skulptur der miauenden Hüossen, deren Ausdrucksstärke und Grimassen mir gefielen. Ich ahmte sie nach und fand, dass der Künstler ziemlich witzig war – mein Katzenjammer mag vielleicht dämlich ausgesehen haben, die Figuren aber sind spitze!



              Das Bier wurde leer, der Himmel dunkelblau, die Nacht kam. Als ich gerade ins Bett – äh – in den Sack gehen wollte, hörte ich draußen das charakteristische Kreischen einer mangelhaft eingestellten Fahrradbremse und trat schnell aus der Hütte, um Überraschungen vorzubeugen. Eine hohe, hagere Gestalt mit einer gigantischen Mähne schob ein Fahrrad heran, stutzte, als ich herbeitrat und hielt.
              Ich sah sofort: Der ist auch unterwegs. Hinten auf dem Rad befand sich ein Klappkorb mit Getränken, zwei Seitentaschen hingen da und der Typ ... ein Franzose würde sagen: er roch nach longue durée.
              „Hallo!“ sagte ich. „Na, willst du auch hier pennen?“
              Er stutzte und antwortete mit schwerem Akzent. „Ja, ich schlafe hier öfter.“
              „Oh, okay. Dann sind wir ja schon zu zweit. Woher kommst du?“
              „Von überall, ich bin in ganz Europa. Eigentlich Tscheche, aber ich bin überall – jetzt hier.“
              Er war eine Art Tippelbruder, reiste mit einem süßen, weißen Hündchen durch die Welt und lebte auf der Straße. Seine Haare wirkten in der Dunkelheit unfassbar voluminös, dagegen fielen seine dünnen Beine in der kurzen Hose kläglich ab. Er trug Rasta-Locken, was ich erst sah, als er seinen Kocher anwarf und eine Dose billiges Ravioli aufwärmte. Sein Hündchen beachtete mich nicht und rollte sich sofort zu seinen Füßen zusammen. Ich wollte nicht weiter stören, wer Hunger hat, soll erst mal essen. Er erzählte, dass er momentan zwischen Hameln und Bodenwerder pendele und häufig hier sein, wies mich dann noch darauf hin, dass er draußen unter dem Baum schlafen würde und dann zog ich mich zurück – ich war hundemüde. Während ich im Sack lag, langsam hinfort dämmerte und ins wirre Reich meines erstaunlich vielseitigen und einfallsreichen Unterbewusstseins driftete, klang das gedämpftes Hantieren und Werkeln des Tschechen in die Hütte herüber.

              Dann saß ich kerzengerade.
              Ein schweres Krad stand vor der Hütte und jaulte röhrend auf. Einmal, zweimal ... ich nestelte mich aus dem Schlafsack und griff nach der Hose, in der mein Messer war. Der grelle Lichtkegel schwenkte herum, traf den Tschechen, der ruhig unter dem Baum lag und sich nicht um den Lärm und das Licht kümmerte.
              Dann riss der Fahrer das Krad herum, röhrte davon und jagte den Uferweg in Richtung Dorf hinab. Ich blieb verwirrt und überrascht stehen, die Hose in der Hand, halbnackt in der dunklen Hütte. Das Motorrad verklang in der Ferne und ich atmete durch. Da es mir nun an den nackten Füßen kalt wurde, kroch ich in den Schlafsack zurück und schlief verwirrt ein.
              Das muss das Boot abkönnen!

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              • Wafer

                Lebt im Forum
                • 06.03.2011
                • 8804
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                #8
                AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

                Hallo Lookas.

                Sehr schön zu lesen. Vielen Dank für den Bericht!

                Gruß Wafer

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                • Lookas
                  Erfahren
                  • 01.11.2011
                  • 129
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

                  05.10.
                  Ich kam mir vor wie in einem billigen Film, als ich die Augen öffnete. Gegen den orange-grauen Himmel zeichnete sich die Silhouette des Tschechen ab, der in kurzer Hose und wilder Lockenpracht (die ihm bis über die Schultern reichte) als dünnes Männchen neben dem Baum stand, unter dem er geschlafen hatte. Er grummelte und brummte etwas, reckte sich, dann hob er plötzlich ein Bein und pupste. Ich musste mir das Lachen verkneifen, während er brummelnd wieder in die Horizontale ging und die Decken über sich schlug.
                  „Alles raus, was keine Miete zahlt“, dachte ich und stand leise auf, stopfte den Schlafsack und trug meine Ausrüstung aus der Hütte hinaus. Unten am Anleger breitete ich dann die Thermarest aus, setzte Kaffeewasser auf und wusch mir schnell mit Weserwasser den mittlerweile nicht mehr ignorierbaren Schweiß vom Oberkörper. Zum Zähneputzen benutzte ich dann doch lieber meinen Trinkwasservorrat, denn es müffelte sanft von der eisigen Wasseroberfläche herauf – ich dürfte durch die Wäsche dennoch eine bedeutende Steigerung meiner Gesellschaftskompatibilität erzielt haben!



                  Etwa eine Stunde genoss ich das herrliche, goldene Morgenlicht, den nebligen Dunst, zwei Tassen Kaffee und das ständige Ratschen der Gänse, die sich gegenüber tummelten. Dann packte ich zusammen und brach auf – der Tscheche lag noch immer lang und schlummerte weiter. So trottete ich in aller Ruhe durch das Kühl des Morgens, begutachtete Hajen (hübsches Dorf!) und bummelte den Radweg immer weiter Richtung Bodenwerder. Gegen neun Uhr tauchten dann auch pünktlich die ersten Radwanderer auf, kurbelten kräftig an mir vorüber und grüßten knapp.



                  Viel bleibt für diesen Morgen nicht zu erzählen, befürchte ich, denn in Bodenwerder war die geplante (vorläufige) Endstation meiner Wanderung. Was mich nur etwas traurig stimmte, war der landschaftliche Aspekt – das Wesertal ist bis Bodenwerder einfach weit, flach und halt ein breites Urstromtal. Der Radweg am Ufer ist bisweilen etwas eintönig, besonders, wenn die Felder sich weit ausbreiten und man mutterseelenallein auf weiter Flur dahinzieht. Ich liebe es aber, durch steile Flusstäler zu tapern, und da wird es ja erst ab Bodenwerder spannend. Na, so konnte ich noch Schloß Hehlen bewundern, Hundemenschen beim Gassi beobachten und die hübschen Ferienhäuser am Nordhang bewundern. So eins hätte ich ja auch gerne! Wenn jemand da eins zu verschenken wüsste ... PN genügt!



                  Um elf erreichte ich die Bundesstraßen-Brücke am Yachthafen und sah als ersten Einwohner Bodenwerders einen zauseligen Vogel mit Plastiktüte, speckiger Jeans und ’nem Bier in der Hand. Ein gelungener Abschluss, dachte ich und überholte ihn zügig. Bodenwerder ist übrigens einen Stopp wert, denn es ist auch eine jener hübschen Fachwerkperlen, die man hier überall findet. Zwar steht in jeder Ecke Münchhausen herum, aber davon lebt der Ort halt auch. Mich hat’s nicht gestört, und während ich auf den Bus nach Hameln wartete, zischte ich noch flugs zwei Kaffee an der Weser.



                  Der Weg biegt kurz vor Bodenwerder am Yachthafen nach Osten ab, führt über Stadtoldendorf in den Solling und südlich von Göttingen dann nach Osten. Das wird beizeiten einmal eine der nächsten Herausforderungen, aber das muss nun warten. Wer abwechslungsreiche Wanderungen und Stadt-Land-Fluß liebt, wird sich auf dem Loccum-Volkenrodaer Weg vermutlich wohlfühlen. Leider ist die Ausschilderung nur gerade so ausreichend (mein Pilgerkollege war auch enttäuscht davon), was aber daran liegen mag, dass die Route offenbar nur andere, bereits bestehende Wanderstrecken mitbenutzt, also Abschnitte kombiniert und sich auf deren Ausweisung verlässt. Die Karten am Wegesrand sind jedoch vorbildlich und hilfreich, aber ich würde dennoch nicht noch einmal ohne eigene Karte loslaufen.
                  Wer möchte, kann auch in Loccum einen Pilgerpass bekommen, überall stempeln gehen und (möglichst nach Anfrage) in Pfarrämtern etc. schlafen. Infos dazu gibt es hier; eine Variante, die echten Pilgern sicherlich gut gefällt und etwas komfortabler ist als mein Trip.

                  Am Tag der Deutschen Einheit von West nach Ost zu laufen ist übrigens auch etwas feines. Ich hab Thüringen zwar nicht erreicht, aber das darf man bitte nicht symbolisch verstehen. Man hat sich immerhin stets bemüht und in guter Absicht gehandelt – und wer das nicht glaubt, soll’s besser machen.
                  Das muss das Boot abkönnen!

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                  • blauloke

                    Lebt im Forum
                    • 22.08.2008
                    • 8354
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

                    Mit Freude deinen vergnüglichen Bericht gelesen, freue mich auf dieFortsetzung.
                    Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                    • ranunkelruebe

                      Fuchs
                      • 16.09.2008
                      • 2211
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

                      Vielen Dank für diese sehr vergnügliche Lektüre!

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                      • Lookas
                        Erfahren
                        • 01.11.2011
                        • 129
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                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

                        Danke für die Blumen! Wobei - Blumen gibt es bei lina zu sehen, richtig hübsche sogar. Das ergänzt sich teilweise sogar richtig gut mit meiner Tour!
                        Das muss das Boot abkönnen!

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                        • Prachttaucher
                          Freak

                          Liebt das Forum
                          • 21.01.2008
                          • 11905
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                          #13
                          AW: [DE] Unterwegs auf dem Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda

                          Mir hat´s auch sehr gut gefallen. Kein GPS, kein Zelt... mein Respekt !

                          Bei den Dinos in den Bückebergen war ich auch - allerdings hatte ich die am Spätnachmittag ganz für mich alleine.

                          Der nächste Abschnitt im Solling wird bestimmt schön.

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