[DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • LuckyLukeAUT
    Gerne im Forum
    • 03.03.2013
    • 73
    • Privat

    • Meine Reisen

    [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

    alle Fotos auf SkyDrive: http://sdrv.ms/Kx1Rt6


    München-Venedig 2013: Zu Fuß über die Alpen

    Datum: 26.08.2013 Tag: 0 Distanz: 145 km ↑ 0 hm ↓ 0 hm
    Start: Salzburg Hauptbahnhof Ziel: München Hauptbahnhof

    Nach 25 Minuten Verspätung fährt der Zug nach München endlich ein. Im Zug esse ich meine restlichen Gold-Fischli auf und durchblättere die Zeitschrift „ÖSTERREICH“ in der ich das Kreuzworträtsel und das Sudoku ausfülle. Obwohl ich schon etwas müde bin, freue ich mich schon sehr auf das Losgehen am morgigen Tag. Der Wecker ist auf 6:15 gestellt. Das Abenteuer kann beginnen…

    Datum: 27.08.2013 Tag: 0/1 Distanz: 43 km ↑ 220 hm ↓ 150 hm
    Start: Marienplatz München Ziel: Siedlung Gartenberg

    Um ca. 23 Uhr komme ich am Münchner Hauptbahnhof an. Voller Vorfreude auf eine letzte Nacht in einem richtigen Bett gehe ich zu meiner vorreservierten Jugendherberge. Doch leider habe ich meinen Reisepass in Österreich vergessen und so kann mich die nette Rezeptionistin auf keinen Fall einchecken. Doch sie schickt mich zu drei nebeneinanderliegenden Jugendherbergen um mein Glück dort zu versuchen. Leider sind 2 davon bereits voll belegt und im dritten wollen sie mich ohne Reisepass auch nicht nehmen. Jetzt muss schnell ein Plan B her und so entscheide ich mich spontan um 23:30 sofort mit dem Traumpfad zu beginnen. Meine Freude ist riesengroß wie ich um 23:45 am nächtlichen Marienplatz stehe. Rund umher das Münchner Nachtleben und ich mit einem großen Rucksack, bereit dafür nach Venedig loszugehen. Nach einem letzten Abschiedsfoto von mir am Marienplatz mache ich mich auf den Weg zum „Deutschen Museum“ und von dort an der Isar entlang flussaufwärts hinaus aus den Stadtmauern von München. Nachdem mich auch die letzten Stadtlichter verlassen haben, ist mir meine neue Stirnlampe auf dem Weg durch die Isarauen gleich von Nutzen. Nach etwa 1,5h reicht es mir fürs Erste und ich suche mir bei einer Wohnsiedlung einen Schlafplatz im Holzhaus eines Spielplatzes. Auf der Isomatte und in den Schlafsack gewickelt mit voller Wandermontur schlafe ich gegen 1:30 ein. Die Nacht ist eher unruhig und mir ist immer wieder kalt.
    Bereits um 6 Uhr treibt mich mein Harndrang aus dem Schlafsack und wegen 15 Minuten lohnt sich das weiterschlafen nicht. Also zusammenpacken und weiter Richtung Süden. Durch die nebligen Isarauen immer in der Ebene entlang des Flusses. Steigungen suche ich vergeblich. Immer weiter durch ein Waldstück bis zum Kloster Schäftlarn welches ich um ca. 11 Uhr erreiche.
    Im Klosterbräu fülle ich meine Wasservorräte wieder auf und erreiche nach weiteren 2,5h das erste Etappenziel Wolfratshausen. Bei der S-Bahnstation mache ich Rast auf einer Parkbank. Doch Ruhe findet man hier aufgrund der vielen öffentlichen Busse nicht. Also entscheide ich mich mit Etappe 2 zu beginnen und mir außerhalb von Wolfratshausen ein ruhiges Rastplätzchen zu suchen. Nach etwa 100 Metern merke ich, dass ich meine Digitalkamera auf der Parkbank liegen lassen haben. Also laufe ich schnell zurück, doch die Kamera ist weg. Ein älterer Mann beobachtet mich beim Suchen und sagt mir dann, dass er die Kamera zur Bahnhofsaufsicht gebracht hat. Ich hole sie mir ab und der alte Mann fragt mich ob ich ihn als Belohnung zum Essen bei McDonalds einlade. Kein Problem also rein in die Filiale am Bahnhof und 2x Burger und 2x Cola bestellt. Ich tausche ein paar Worte mit dem Mann und dann trennen sich unsere Wege wieder. Ich gehe weiter laut Wegbeschreibung Richtung Bad Tölz. Auf einer Parkbank mache ich etwa 1h Pause und versuche ein bisschen zu schlafen. Dann packe ich mein Zeug wieder ein und gehe noch ca. 1,5h bis zur Wohnsiedlung Gartenberg außerhalb von Wolfratshausen weiter. Ein freundlicher Mann füllt mir meine Trinkflasche auf und ich gehe gestärkt nochmal ca. 1h weiter bis ich in den Isarauen am erhöhten Ufer ein geeignetes Schlafplätzchen für mich finde. Nach einer kalten Ganzkörpererfrischung in der Isar beginnt es zu tröpfeln und ich baue schnell mein Zelt auf. Kurz nachdem ich im Zelt liege, beginnt es heftig zu regnen. Dank Ohropax und warmen Schlafsack kann ich dennoch um ca. 19 Uhr gut einschlafen. Der anhaltende Regen weckt mich um etwa halb elf nochmal auf. Ich liege ca. 1h wach und schlafe dann bis um 5:30 weiter.

    Datum: 28.08.2013 Tag: 2 Distanz: 34 km ↑ 1100 hm ↓ 170 hm
    Start: Siedlung Gartenberg Ziel: Brauneck Gipfelhaus

    Da es immer noch regnet, beschließe ich all mein Zeug regenfest zu verpacken um möglichst bald loszugehen. Nachdem im Zelt alles verstaut ist, gehe ich nach draußen um das Zelt abzubauen.
    Genau in diesem Moment hört es zum Regnen auf. Also kann ich das Zelt in Ruhe abbauen und gehe um 6:15 weiter Richtung Bad Tölz.
    Der Weg verläuft weiter durch die Isarauen und aufgrund des nächtlichen Regens sind viele der Wege überflutet und gleichen kleinen Bächen. Meine Hose wird ziemlich nass. Nach etwa 2h erreiche ich das Seidlkreuz. Von hier aus geht es nur noch auf Asphaltstraßen bis nach Bad Tölz. Nach 10km auf hartem Asphalt durch kleine Bauerndörfer erreiche ich die Hauptstraße ca. 2km vor Bad Tölz. Da ich meine Füße schon sehr schmerzen und zufällig gerade der Bus nach Bad Tölz vorbeifährt entscheide ich mich nach kurzem Zögern die letzten 2km an der Asphaltstraße mit dem Bus zu fahren. Um etwa 10:30 erreiche ich das Stadtzentrum. Dort spaziere ich durch die Innenstadt und kaufe mir beim Konditor einen Bienenstich. Ich überlege ob ich eine längere Pause in der Therme AlpaMare machen soll. Ich suche die Therme und laufe zweimal im Kreis bis ich sie endlich finde. Die 2 Buskilometer hab ich dabei sicher wieder gut gemacht. Als ich dort bin, sehe ich, dass der Saunabereich sehr klein ist und der Eintritt 29€ kostet. Das ist es mir nicht und wert und so entscheide ich mich weiterzugehen.
    Also zurück ans Isarufer und weiter Richtung Süden nach Lenggries. Kurz nach Bad Tölz treffe ich Caro aus München. Sie ist auf dem Weg von München nach Pfunders in Südtirol. Wir gehen gemeinsam weiter zur Talstation der Brauneckbahn.
    Caro telefoniert davor noch 2x mit dem Hüttenwirt und er sagt seinen Termin im Tal ab um für uns da zu sein obwohl wir die einzigen zwei Gäste sind. Nach 2h erreichen wir die Talstation und weitere 2h später über den steilen Anstieg entlang der Skipiste das Brauneck-Gipfelhaus welches wir um 17:45 erreichen. Der Hüttenwirt empfängt uns sehr freundlich und während er für uns Kasnocken mit Salat kocht beziehen wir unser Lager und hängen das verschwitzte Zeug und das nasse Zelt im Trockenraum auf.
    Das Abendessen und 2 Radler genieße ich sehr und nach einer kurzen Abendtoilette fallen wir beide bereits um 19:30 todmüde und gut gesättigt ins Bett.

    Datum: 29.08.2013 Tag: 3 Distanz: 19 km ↑ 830 hm ↓ 1260 hm
    Start: Brauneck Gipfelhaus Ziel: Lainer Alm (Jachenau)

    Die Nacht verläuft trotz zu kurzem und quitschendem Bett sehr ruhig und ich kann fast durchschlafen. Um 6:15 wache ich zum ersten Mal auf, döse dann aber noch bis zum Wecker um 6:30 weiter. Nach der Morgentoilette und einer Tasse heißem Tee, starten wir um 8 Uhr los Richtung Bendiktenwand. Der Weg geht erst eine Stunde an einem wunderschönen Grat entlang und dann über die Achselköpfe die teilweise ausgesetzt und verseilt sind nach weiteren 2h auf den Gipfel der Benediktenwand.
    Am Gipfel machen wir dann eine halbe Stunde Pause, jausnen ein bisschen und beginnen dann mit dem steilen Abstieg bis nach Jachenau. Der Weg zieht sich und nur eine erfrischende Badegumpe am Weg hebt meine Motivation zum Weitergehen. Von Caro verabschiede ich mich etwa 2km vor Jachenau weil ich wieder mein eigenes Tempo gehen möchte und anders als sie noch weiter als bis Jachenau gehen möchte welches ich um 18 Uhr erreiche. Von dort gehe ich noch weiter Richtung morgiges Etappenziel Vorderriss welches mit 3h angeschrieben ist. Nach 1,5h erreiche ich die Lainer-Alm und entscheide mich nach ca. 10 Gehstunden meinen heutigen Wandertag hier zu beenden. Vor der Hütte stehen 2 Autos. Die Hütte selbst ist jedoch leider zugesperrt also setze ich mich erst auf die Bank, ziehe meine Schuhe aus und warte auf die Hüttenbesitzer. Ein Mann und eine Frau kommen nach kurzer Zeit und ich frage sie, ob ich bei ihnen übernachten kann. Die Frau ist die Hüttenwirtin und bietet mir sofort einen Matratzenplatz in der warm geheizten Stube an. Da die beiden noch für 3h ins Tal nach Vorderriss müssen, zeigt sie mir wo Speck und Käse und Brot und Bier zu finden ist. Sie sagt ich soll vorübergehend auf die Hütte aufpassen bis sie wieder zurück sind. Soviel Freundlichkeit und Gastfreundschaft findet man wo anders wohl kaum. Ich fühle mich wie im Paradies und heize den Ofen in meiner „eigenen“ Hütte erst mal nach. Dann mache ich mir ein Speck- und ein Käsebrot und genieße die Idylle. Die Hüttenwirtin kommt dann schon nach 20 Minuten wieder zurück weil sie ihre 4 vermissten Kühe gesucht hatte. Wir plaudern ein bisschen und etwas später kommen ihre beiden Freunde vom Tal zurück. Julia kocht dann noch leckeren Heidelbeerschmarrn und nach einer Runde „Kuhhandel“ kommen wir erst um Mitternacht ins Bett. Es war eine sehr nette Runde und ich bin echt froh so ein Glück gehabt zu haben. Der Wecker für den morgigen Tag ist auf 8 Uhr gestellt.

    Datum: 30.08.2013 Tag: 4 Distanz: 29 km ↑ 1120 hm ↓ 450 hm
    Start: Lainer Alm (Jachenau) Ziel: Karwendelhaus

    In der warmen Stube auf einer richtigen Matratze kann ich sehr gut schlafen. Erst um 6:30 werde ich von der Fliegenplage und den Kuhglocken geweckt. Da die anderen drei noch schlafen, packe ich inzwischen meine Sachen und warte bis sie aufwachen. Zum Frühstück gibt’s dann noch 2 Stück Kuchen und um 8:30 starte ich los zum Karwendelhaus. Hinunter nach Vorderriss über den Rißsattel geht es sehr schnell. Doch nun warten 10,5km entlang der stark befahrenen Asphaltstraße. Meine Motivation sinkt und der Weg bis Hinterriss zieht sich. In der kleinen Ortschaft angekommen gönne ich mir beim Wirten ein Wiener Schnitzel mit selbstgemachtem Kartoffelsalat und einem Radler. Nach ca. 1h Rast beginne ich mit meinem letzten Aufstieg für den heutigen Tag. Der Weg zum Karwendelhaus ist mit 4,5 Stunden angeschrieben und geht über kleine Pfade, breite Forststraßen und Almenwege. Nach 4 Stunden erreiche ich die Alpenvereinshütte und kann noch einen Schlafplatz im Lager ergattern den ich sogleich beziehe. Da es erst 17 Uhr ist, beschließe ich erst eine Stunde zu schlafen bevor ich zum Abendessen gehe. Aus der Stunde werden 1,5h und so sitze ich um halb 8 beim Abendessen und esse eine große Portion Bergsteigeressen (Gulasch mit Brot). Um halb 9 gehe ich ins Lager, mach meine Abendtoilette, gehe um 21:00 Uhr ins Bett und schlafe schnell ein.

    Datum: 31.08.2013 Tag: 5 Distanz: 21 km ↑ 1770 hm ↓ 2260 hm
    Start: Karwendelhaus Ziel: St. Magdalena (Absam)

    In dieser Nacht schlafe ich sehr gut, weil ich mich mit Ohropax gegen Schnarchnasen gewappnet habe. Um 7 Uhr gehe ich mit gepacktem Rucksack zum Frühstück. Für heute steht die laut Wanderführer anstrengendste Königsetappe auf dem Plan. Die Überquerung des Karwendels über das Schlauchkar. Der Aufstieg erweist sich tatsächlich als sehr schlauchend, ist jedoch nach gut 2h schon wieder vorbei. Am Schlauchkarsattel lasse ich meinen Rucksack stehen und gehe erleichtert auf die Birkkarspitze die ich schon nach 10 Minuten statt wie im Wanderführer angegebenen 30 Minuten erreiche. Oben bin ich ganz alleine und genieße den strahlenden Sonnenschein und die traumhafte Ruhe. Nach einem Eintrag ins Gipfelbuch und ein paar Panoramafotos gehe ich wieder runter zum Rucksack und dann weiter Richtung Tal zur Kastenalm. Der anstrengende 3-stündige Abstieg will kein Ende nehmen und so bin sehr froh als ich um 13 Uhr bei der Kastenalm ankomme und mich mit einer Speck- und Käseplatte stärken kann. Nach einer Stunde Rast geht es wieder weiter über einen gemütlichen Wanderweg in 1,5h zum Hallerangerhaus. Dort stärke ich mich noch ein letztes Mal für den heutigen Tag bevor ich mich weiter Richtung Hall über das Lafatscherjoch begebe.
    Nach 2h erreiche ich das geschlossene Gasthaus St. Magdalena und da es nach Regen aussieht, beschließe ich hier in einem überdachten Traktorparkplatz mein Nachtlager aufzuschlagen. Beim Haus gibt es einen Brunnen und ein Plumpsklo, also sehr empfehlenswert für Wanderer die ebenfalls Wildcampen wollen. Um 20 Uhr leg ich mich in meinen Schlafsack und schlafe nach dieser langen und anstrengenden Etappe bald ein.

    Datum: 01.09.2013 Tag: 6 Distanz: 7 km ↑ 10 hm ↓ 710 hm
    Start: St. Magdalena (Absam) Ziel: Hall in. Tirol

    Um 6:30 wache ich auf und gehe um 7 Uhr die letzten 2 Stunden hinunter ins Tal nach Hall i. Tirol. Nachdem ich ein Zimmer im „Hotel Schatz“ gefunden habe, hole ich meine Freundin vom Bahnhof ab und lege meinen ersten „Rasttag“ ein.

    Datum: 02.09.2013 Tag: 7 Distanz: 4 km ↑ 600 hm ↓ 0 hm
    Start: Hall in Tirol Ziel: Glungezerhütte

    Mein Schlafrhythmus ist von den Bergen schon so geprägt, dass ich im Hotelzimmer schon um 7:30 wach im Bett liege. Ich beginne meinen Rucksack zu packen und sortiere sehr viele Sachen aus. Der Sack mit den aussortierten Gegenständen ist schwer und ich bin froh, ab nun weniger Gewicht tragen zu müssen. Das Frühstücksbuffet ist sehr einfach aber ausgiebig und sehr gut. Um 10 sind wir abmarschbereit und ich bring‘ meine Freundin zurück zum Bahnhof. Danach gehe ich ins Stadtzentrum zur Bushaltestelle „Unterer Stadtplatz“. Mit dem Bus geht’s zur Talstation der Glungezerbahn. Um überteuerte 10,50€ kauf ich ein Ticket und gelange so nach ca. 20 Minuten und 1x umsteigen zur Bergstation. Von dort sind es noch 1,5h zur Glungezerhütte. Kurz vor der Hütte lass ich meinen Rucksack stehen und laufe noch schnell auf den Glungezer-Gipfel. Danach runter zum Rucksack und in weiteren 10 Minuten zur Glungezerhütte.
    Dort checke ich erstmal ins Bettenlager ein und lasse meinen Rucksack dort um dann noch auf den naheliegenden „Sonnenspitz“ raufzugehen um mich dort ins Gipfelbuch einzutragen. Danach wieder runter zur Hütte und weil es erst Nachmittag ist, sitzen wir bis zum Abendessen gemütlich in der warmen Gaststube. Das Abendessen ist wie in einem Luxushotel. Es gibt Gerstlsuppe, Gselchtes it Kraut und Kartoffeln und als Dessert Apfelstrudel, Mouse au Chocolat und Panna Cotta. Nach dem Abendessen sitzeun wir noch gemütlich beisammen und gehen dann etwa um 21 Uhr schlafen.

    Datum: 03.09.2013 Tag: 8 Distanz: 38 km ↑ 2430 hm ↓ 2720 hm
    Start: Glungezerhütte Ziel: Tuxer Joch Haus

    Die Nacht ist leider sehr unruhig weil mein Lagerplatzbettnachbar mich immer wieder zur Seite schiebt. Nach dem dritten Mal wird es mir zu blöd und ich wandere mit meinem Schlafsack ins nebenstehende Notbett. Dort kann ich noch bis 6 Uhr gut weiterschlafen. Das Frühstück um 6:30 ist so wie bereits das Abendessen ausgezeichnet. Es gibt frische Croissants, Schinken, Marmelade, Wurst, Müsli, Ciabatta und Trockenfrüchte. Ich schlage mir noch den Bauch voll bevor ich um 7:15 zur Glungezer- und Geiergratwanderung aufbreche. Der Pfad verläuft in stetigem Auf- und Ab an insgesamt 7 Gipfelkreuzen vorbei. Bei jedem Gipfel mache ich ein Erinnerungsfoto und trage mich ins Gipfelbuch ein. Das Wetter ist traumhauft und auch die Kondition spielt gut mit. Um 14 Uhr erreiche ich bereits das erste Tagesziel die Lizumerhütte. Doch da es mir noch zu früh zum Aufhören ist, stärke ich mich nur kurz mit Kasnudeln (Bergsteigeressen) und einem Skiwasser und gehe um 14:45 weiter zum mit 6 Stunden angeschriebene Tuxer-Joch Haus.
    Der Weg steigt erst steil zum Geierjoch auf und zieht sich dahinter über steile Serpentinen hinab ins Weitental. Von dort geht es nochmal die letzten 300 Höhenmetern zur Hütte bei der ich um 18:45 ankomme. Gerade noch rechtzeitig um meinen Lagerplatz zu beziehen und kurz vor Küchenschluss um 19 Uhr einen Kaiserschmarrn mit Apfelmus zu bestellen. Danach unterhalte ich ich noch kurz mit anderen München-Venedig Wanderer und gehe um 20:15 schlafen.

    Datum: 04.09.2013 Tag: 9 Distanz: 21 km ↑ 1730 hm ↓ 1770 hm
    Start: Tuxer Joch Haus Ziel: Pfitscherjoch Haus

    Um 6:30 stehe ich auf, packe meine Sachen und gehe nach Zähneputzen und Frühstücken um 7:30 zu meinem heutigen Tagesziel dem Pfitscherjoch Haus los. Anstatt der im rother-Wanderfüher beschriebenen Route, entscheide ich mich für die vom Hüttenwirt empfohlene, zwar anstrengendere aber landschaftlich schönere Route über das Steinerne Lamm zur Geraerhütte und dann zwar bei traumhaft strahlendblauen Sonnenschein auf anstrengendem Pfad hinauf zum fast höchsten Punkt dieser Tour. Der Alpeinerscharte mit 2959hm. Von hier aus geht’s über Schiefergeröll hinunter ins Tal wo ich mir nach einem anstrengenden Abstieg einen Sprung in den eiskalten Gletscherbach gönne.
    Die restlichen 2 Gehstunden zum Pfitscherjoch Haus sind dann fast nur noch ein Spaziergang. Kurz vor der Hütte und der Überschreitung der österreichischen Grenze nach Italien treffe ich 3 Mädels aus dem Berchtesgadener Land mit denen ich die letzten 100 Meter für heute gemeinsam gehe. Beim Grenzstein schießen wir zuvor noch ein paar Fotos.
    In der Hütte beziehe ich mein Lagerbett in einem 5-Bett Zimmer in dem ich mit 2 Briten und 1 Schotten übernachte. Da es eine privat geführte Hütte ist, ist hier vieles anders als auf den bisherigen AV-Hütten. Es gibt unbegrenzt, kostenloses warmes Wasser und statt in 30-40 Personen Lagern schläft man hier in 4-5 Bettzimmern. Im Haus gäbe es auch eine Sauna, doch die ist leider schon ausgeschalten. Darum gehe ich erst mal lang und warm duschen. Danach wasche ich mein verschwitztes Gewand und die schon ekelhaft stinkenden Wandersocken ordentlich mit Seife aus. Getrocknet wird das Ganze im Hauseigenen Wäschetrockner. Während dieser läuft, gehe ich zum Abendessen (Würstel mit Pommes, 1 Radler). Nach dem Essen spiel ich mit den Mädels noch eine Runde „Watten“. Ein bestimmt lustiges Spiel wenn ich die Regeln verstehen würde und nicht schon so müde wäre. Nach 4 Runden lassen wir es bleiben und gehen um 21 Uhr ins Bett.

    Datum: 05.09.2013 Tag: 10 Distanz: 23 km ↑ 2010 hm ↓ 1400 hm
    Start: Pfitscherjoch Haus Ziel: Roner Hütte

    Der Tag beginnt um 6:30 mit dem Wecker von meinem Handy. Die 3 Herren die mit mir im Zimmer geschlafen haben sind auch schon wach und ich packe meinen Rucksack. Nach dem Zähneputzen gehe ich zum Frühstücksraum. Dieser hat jedoch erst ab 7 Uhr offen also gehe ich noch für 10 Minuten vors Haus und fotografiere die tolle Morgenstimmung in den Bergen. Um 7:15 kommen dann auch die Mädels zum Frühstück und wir sitzen noch 30 Minuten gemeinsam am Tisch. Um 8 Uhr geht es dann los Richtung Gliederschartl. Da ich mich über Gesellschaft freue, entschließe ich mich dazu, die erste Tageshälfte mit den 3 Mädels zu gehen. Erst geht es ein bisschen bergab und dann langsam bergauf bis es später immer steiler zum Gliederschartl ansteigt. Oben kommen wir alle sehr verschwitzt an und entscheiden uns im bereits ersichtlichen, nahe gelegenen Grindlbergersee abzukühlen und unsere Mittagsrast einzulegen. Gesagt getan, packen wir nochmal unsere 7 Sachen und gehen 5 Minuten rüber zum See. Zur Abkühlung spring ich gleich mal in den eiskalten See. Da niemand ein Beweisfoto gemacht hat, muss ich ein zweites Mal hinein. Dann nach 1h Rast geht’s wieder weiter und schon kurz darauf trennen sich unsere Wege da die Mädels zu einem anderen Tagesziel als ich unterwegs sind. Ich steige also alleine weiter hinab ins Tal, kehre bei der oberen Engbergalm noch auf einen Himbeer- und einen Hollersaft ein. Weiter geht’s talabwärts Richtung Pfunders. Nach einem anstrengenden Hatscher entlang der Asphaltstraße bleibt kurz vor Pfunders ein Taxibus mit deutschen Touristen an und fragt, ob ich mitfahren möchte. Da es sowieso nur auf harten Asphaltstraßen abwärts geht und ich mir keine Aufwärtshöhenmeter erfahre, entscheide ich mich dazu mitzufahren. Der Taxifahrer fährt mich dann nicht nur nach Pfunders sondern gleich weiter bis nach Niedervintl. Dort warte ich 10 Minuten bis um 15 Uhr der Supermarkt aufsperrt. Ich decke mich mit Obst, Gemüse, Brot, Wurst und Keksen ein. Danach behebe ich noch etwas Geld am Bankomat in der Ortschaft und spaziere dann aus dem Zentrum hinaus. Auf dem Weg erreiche ich nach ca. 30 Minuten ein schattiges Plätzchen am Waldrand und entscheide mich dazu, hier meine Jause zu essen und mein Nachtlager aufzuschlagen. Nach ca. 1h ist es 17 Uhr und ich beginne damit mein Zelt aufzubauen. Doch der Boden ist sehr hart und die Heringe halten überhaupt nicht. Also bleibt mir nichts anderes übrig als alle meine Sachen wieder zu packen und weiter zu gehen auf der Suche nach einem geeigneten Platz. Um ca. 19:30 erreiche ich einen verlassenen Stall und da meine Energiereserven am Ende sind, entscheide ich mich, hier endgültig zu bleiben.
    Wieder blase ich meine Isomatte auf, roll meinen Schlafsack aus und beobachte den wunderschönen Sonnenuntergang. Wie ich mich dann um ca. 20 Uhr in meinen Schlafsack kuscheln möchte, beginnen mich innerhalb weniger Sekunden, tausende Mücken zu stechen. Schnell wird mir klar, dass ich auch hier keine ruhige Nacht verbringen kann. Also die ganze Prozedur nochmal, alles packen und weitergehen. Einziges Problem ist, dass mein Wasservorrat zum ersten Mal auf dieser Wanderung zur Gänze aufgebraucht ist und ich vom anstrengenden Aufstieg durch den Wald sehr durstig bin.
    Darum beschließe ich nun auf jeden Fall bis zur bewirtschafteten Roner Hütte die mit 1h 20min angegeben ist weiter zu gehen. Es wird schon leicht dunkel als ich mit Stirnlampe ausgerüstet losgehe. Zum Glück erreiche ich nach wenigen Metern dann doch eine kleine Quelle im Wald an der ich mein 1,5l Wasserflasche auffüllen kann und die Hälfte davon gleich mal trinken kann. So sehr habe ich mich über Wasser schon lange nicht mehr gefreut. Nach kanpp 1h erreiche ich zwei verlassene Bauernhäuser (Hirschleiten Alm). Da ich nun Wasser habe, möchte ich hier nächtigen und gehe in den offenen ersten Stock eines der verlassenen Häuser. Die Türe quietscht und der Boden knarrt. Ich komme mir vor wie in einem Horrorfilm. In den Räumen liegen alte Schuhe, rostige Sensen und alte Ölfässer. An diesem schaurigen Ort würde ich wohl auch kein Auge zumachen können. Also gehe ich die letzten 5 Minuten bis zur Roner Hütte und freue mich schon, als ich hinter den Hügeln die ersten Lichter in der Dunkelheit sehe. Die Leute in der Gaststube schauen ganz verblüfft als ich um ca. 21:30 Uhr verschwitzt und mit Stirnlampe die Gaststube betrete. Draußen ist es mittlerweile stockdunkel.
    Anstatt mal wieder im Zelt zu schlafen, übernachte ich zum zweiten Mal hintereinander in einem „Luxus“-Bett. Diesmal sogar ein eigenes Zimmer für mich ganz allein. Ich gehe gleich mal duschen und setz mich dann noch auf einen Radler in die Gaststube um meine Route für die nächsten Tage durchzuplanen.
    Um 22:00 gehe ich auf mein Zimmer und um 22:30 nach dem Zähneputzen und ein bisschen Tagebuch schreiben leg‘ ich mich schlafen.

    Datum: 06.09.2013 Tag: 11 Distanz: 28 km ↑ 1190 hm ↓ 730 hm
    Start: Roner Hütte Ziel: Schlütterhütte

    In der Nacht genieße ich mein eigenes Zimmer und stelle mir den Wecker auf 9:00 Uhr, wache jedoch schon um 7:00 Uhr auf. Da es erst um 7:30 Frühstück gibt, packe ich erst meinen Rucksack und schreib noch ein bisschen weiter im Tagebuch. Danach gehe ich zum Frühstück mit Brot, Marmelade, Nutella, Schinken, Käse, Orangensaft und Kakao. Um 8:30 gehe ich los Richtung Etappenziel Schlütterhütte. Der erste Teil des Tages ist sehr mühsam. Nicht nur, dass ich mich einmal verlaufe, ich habe heute auch kaum Motivation und meine Energiereserven fühlen sich trotz ausgiebigem Frühstück verbraucht an. Die meiste Zeit geht es über Forst- und Waldwege leicht bergauf und bergab. Da ich nicht wirklich motiviert bin, mache ich viele Pausen. Bei der Maurerberghütte mache ich eine längere Mittagsrast, esse Gulasch und Apfelstrudel und gehe um 14:15 weiter Richtung Etappenziel, welches laut Wirtin noch ca. 3h in Anspruch nimmt. Bis kurz vor dem Würzjoch geht der Weg nur über schottrige Serpentinen talabwärts und steigt ab dort dann steil bergan. Man spürt, dass man den Dolomiten immer näher kommt. Meine Motivation und meine Kräfte sind wieder voll da und so geht es recht zügig hinauf zur Peitlerscharte. Oben angekommen sind es dann nur noch 20 Minuten fast immer geradeaus und um ca. 17 Uhr erreiche ich die Hütte.
    Ich stärke mich nach langem mal wieder mit einem Bier und beziehe dann mein Bett im Lager. Ich habe Glück und erwische das einzige Bett ohne Fußende. Also optimale Vorraussetzungen für eine angenehme Nacht. Da es erst um 18:30 Abendessen gibt, lege ich mich erstmal für eine halbe Stunde aufs Ohr. Da mein Lager sich langsam füllt, wird es aber eher lauter als leiser. Um 18:25 gehe ich in den Essensraum und setze mich zu zwei meiner Zimmergenossen. Zum Essen bestelle ich das Bergsteigeressen das diesmal aus einer Backerbsensuppe, Spiegelei mit Speck und Kartoffeln und Kompott besteht. An meinem Tisch setzen sich dann auch noch 4 andere die alle ebenfalls Teile der München-Venedig Tour machen. Wir unterhalten und noch ein bisschen und weil ich richtig müde bin, gehe ich bald nach dem Essen um 20:30 schlafen.

    Datum: 07.09.2013 Tag: 12 Distanz: 19 km ↑ 940 hm ↓ 1120 hm
    Start: Schlütterhütte Ziel: Grödner Joch (Zelt)

    Um 6:30 wache ich auf. Die Prozedur bin ich nun schon gewohnt. Schlafsack stopfen, Rucksack packen, Zähne putzen, frühstücken gehen. Da draußen ein dichter Frühneben vorbeizieht, lasse ich mir viel Zeit und gehe erst um 8:30 bei nur noch leichtem Nebel los. Hinüber zur Puezhütte dem eigentlichen Etappenziel des heutigen Tages geht es fast nur in der Ebene. Ausnahme bildet ein ca. 20 minütiger steiler Anstieg hinauf zur Roa-Scharte und die Durchquerung eines ca. 15-minütigen Klettersteigst über verseilte Steige und eine 9-sprossige Leiter hinauf zur Nives-Scharte.
    Bereits um 11:30 komme ich bei der Hütte an und mache Mittagsrast mit Spaghetti aglio olio und Radler bis 12:30. Als nächstes Ziel und endgültiges Ziel des eher kurzen Wandertages nehme ich mir das Grödner-Joch, welches mit 3 Gehstunden angeschrieben ist vor. Nach ca. 2,5h erreiche ich das sehr touristische Joch. Hunderte Autos, Mountainbiker und noch viel mehr Motorräder geben sich hier die Ehre.
    Eigentlich würde ich in so einem Touristenzentrum nicht bleiben, doch weil das Grödner-Joch im Winter ein Ski-Gebiet ist, gibt es viele grüne Wiesen auf denen ich mein Zelt aufbauen kann. Nach einer kurzen Rast auf der Wiese, schlendere ich nun mit den Vivo Barefoot-Schuhen an den Souvenierläden vorbei und beobachte das gesellige Treiben und die Mountainbiker die sich die letzen Höhenmeter zum Grödner-Joch hinaufquälen.
    Dann setze ich mich ins Hotel Frara und esse einen hausgemachten Apfelstrudel mit eigenartiger Vanillesauce. Da es erst 16 Uhr ist und es erst ab 18 Uhr warme Küche gibt, schaue ich mir noch die Touristenmassen von einer etwas entfernten Position an und such mir dann ein ruhiges Plätzchen abseits des Rummels um die letzten Sonnenstrahlen des heutigen Tages zu genießen.
    Zum Abendessen um 18 Uhr bestelle ich Würstel mit Pommes. Danach suche ich mir einen geeigneten Platz für mein Zelt, baue es auf und leg mich um 19:45 schlafen.

    Datum: 08.09.2013 Tag: 13 Distanz: 9 km ↑ 1250 hm ↓ 270 hm
    Start: Grödner Joch (Zelt) Ziel: Piz Boè (Capanna Fassa)

    Der Tag beginnt sehr früh. Bereits um 3:45 rüttelt der Wind mein Zelt so stark durch, dass ich aufwache. Nach mehreren Versuchen doch noch weiterzuschlafen, entscheide ich mich, das Zelt abzubauen und mir einen windstilleren Platz zu suchen. Gesagt getan, baue ich das Zelt ab, packe alles im Schein der Stirnlampe zusammen.
    Ganz in der Nähe finde ich in der Hausecke des wegen Renovierung geschlossenen „Hotel Cir“ ein windstilles Plätzchen auf dem ich meine Isomatte wieder aufblase und in meinem Schlafsack noch sehr gut von 4:30-6:30 weiterschlafe. Um 6:45 ist dann schon wieder alles gepackt und ich kann das noch schlafende Grödner-Joch verlassen. Der Weg geht bald steil hinauf und dann auch durch verseiltes Gebiet bis ich um ca. 8 Uhr am Rifugio Pisciadu ankomme. Auf der Terasse hat man ein wunderbares Panaroma und die Sonne scheint her. Um den bereits losgestarteten Touristenmassen etwas Vorsprung zu geben, bestell ich ein Frühstück, welches ich auf der Terrasse genieße.
    Ich hätte wohl vorher nach dem Preis fragen sollen. Dann hätte ich gewusst, dass ich hier mein wohl teuerstes Frühstück auf der ganzer Tour zu mir nehme. Für die 3 Scheiben Weißbrot, 1 Honig, 1 Marmelade, 2 Butter und ein kleines Kännchen Kakao zahle ich stolze 8 Euro. Doch man zahl wohl für das Panorama und die angenehme Bergluft mit. Nachdem ich mich von dem Schock erholt habe, steige ich ab zum Luch di Piscadiu um von dort wieder steil und wieder seilversichert Richtung Rifugio Boe und dem höchsten Punkt zwischen München und Venedig aufzusteigen. Nach etwa 1h ist es soweit und ich stehe auf dem offiziell höchsten Punkt (2962 hm) der gesamten Route. Doch für mich geht es noch weiter hinauf. Erst etwas abwärts zum Rifugio Boe und von dort nochmals 30 Minuten steil bergauf zum heutigen Tagesziel dem Piz Boe mit dem Rifugio Capanna Fassa welches ich bereits um 11 Uhr erreiche. Rund um mich zieht immer mehr der Nebel hoch und 10 Minuten nachdem ich die Hütte betreten habe, beginnt es draußen richtig stark zu regnen. Ich bin froh für den restlichen Tag hier bleiben zu können und nicht mehr hinaus zu müssen. Zu meinem Mittagstisch (Penne Arabiata) setzt sich ein Pärchen aus Kärnten. Man muss also auf den höchsten Punkt gehen um Österreicher zu treffen? Bisher habe ich nur Deutsche und Bayern getroffen. Ich plaudere ein bisschen mit ihnen und als sie um kurz vor 12 Uhr weitergehen, beziehe ich mein Bett im Lager und leg‘ mich für 3 Stunden aufs Ohr. So schön, erlebnisreich und abwechslungsreich die Alpenüberquerung bis jetzt auch war, merke ich doch, dass ich mich nun nach 13 Tagen langsam wieder auf zuhause aber vorher auf Venedig freue.
    Schon in wenigen Tagen werde ich in Belluno sein und ab da geht’s dann fast nur noch eben dahin. Die restliche Zeit bis zum Abendessen verbringe ich mit Lesen in Bergsteigerzeitschriften und einem Apfelstrudel und einer heißen Schokolade. Am Abend kommen dann noch 4 Münchner auf die Hütte und wir sitzen bis 22 Uhr zusammen und plaudern ein bisschen. Danach geht’s schnell ins Lager. Am nächsten Tag möchte ich früh aufstehen um vom Nebel schnell zu fliehen und runter Richtung Pordoi-Joch kommen.


    Datum: 09.09.2013 Tag: 14 Distanz: 43 km ↑ 1310 hm ↓ 2860 hm
    Start: Piz Boè (Capanna Fassa) Ziel: Rifugio Tissi

    Der Wecker wäre auf 6:30 gestellt doch ich werde schon wieder mal 15 Minuten früher wach. In der Nacht höre ich oft den Wind über das Dach der Hütte pfeifen. Draußen ist es noch dunkel und ich beginne meine Sachen zu packen. Nachdem ich fertig bin, gehe ich ins untere Stockwerk Richtung Ausgang und Schuhlager. Bei einem Blick hinaus aus dem Fenster bekomme ich einen leichten Schock. Draußen liegt Schnee und der Wind pfeift sehr stark. Zum Glück ist der Hüttenwirt gerade wach und kann bei ihm ein Paar Handschuhe um 10€ erwerben. Ich packe mich und mein Zeug mit allen nur möglichen Schichten schneefest ein und gehe vor die Türe. Es ist harmloser als es ausgesehen hat. Der Wind hat fast komplett nachgelassen und das Thermometer zeigt angenehme 0 Grad Celsius an.
    Über Stahlseile und Trittbügel steige ich ab und verliere schnell an Höhe. Schon nach ca. 100 hm ist der Schnee auch schon wieder weg und es wird deutlich wärmer. An der Pordoischarte ziehe ich all mein warmes Zeug wieder aus und laufe wortwörtlich über die Geröllrinne schnell hinab zum noch schlafenden Pordoi-Joch.
    Von dort geht es in schnellen Schritten weiter zum ersten Tagesetappenziel, dem „Rifugio Viel dal Pan“ bei dem ich um 10 Uhr ankomme. Natürlich starte ich sofort weiter mit der zweiten Tagesetappe. Das Ziel dieses Mal ist Alleghe.
    Vom Rifugio Viel dal Pan geht es fast nur abwärts, immer mit Aussicht zur beeindruckenden Marmolada, erst zum Lago di Fedáia und dann weiter zum Passo di Fedáia. Ab hier geht es über die grünen Skipisten steil bergab.
    Beim Durchschreiten der Schlucht „Serrai di Sottoguda“ treffe ich wieder auf den Diplombraumeister Stefan aus München den ich bereits auf der Schlüterhütte getroffen habe. Gemeinsam gehen wir weiter bis Alleghe. Die letzten 1,5h entlang eines Flusses ziehen sich dahin und da ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe, merke ich, dass ich Schritt für Schritt hungriger werde. Um 14:00 Uhr erreichen wir endlich die Stadt und nach kurzer Suche finde ich ein offenes Restaurant. Da Stefan nicht zu spät auf dem Rifugio Tissi ankommen möchte, fährt er schon mal mit der Gondel nach oben um mit dem etwa 3-stündigen Wegstück zu beginnen.
    Ich hingegen bestelle ein Cola und das Menü und fülle meinen leeren Magen mit Risotto, Fleisch, Kartoffeln und Erbsen aus der Dose. Mein Hunger ist so groß, dass ich jegliche Qualitätsansprüche außer Acht lasse. Nach dem Essen behebe ich dann nochmal etwas Geld beim Bankomaten und kaufe mir dann das Ticket für die Gondel. Zwei Gondelfahrten später bin ich bei der Bergstation beim Col dei Baldi.
    Von hier geht der Weg anfangs auf breitem Wanderweg und dann etwas steiler zum Rifugio Coldai. Dort fülle ich meine Wasserflasche auf und gehe sogleich weiter. Auf dem Weg komme ich am Lago Coldai vorbei und weil es gerade noch sonnig ist und ich sehr verschwitzt bin, hüpfe ich kurzerhand in den gar nicht allzu kalten Bergsee. Gut erfrischt gehe ich in etwa 1h entlang der mächtigen Civetta-Westwand hinauf zum Rifugio Tissi welches ich ein paar Minuten nach Stefan erreiche.
    Vor dem Abendessen gehen wir noch auf den ca. 50 Meter entfernten Gipfel und genießen die herrliche Aussicht und die letzten warmen Sonnenstrahlen dieses Tages.
    Zu Abend essen wir Spaghetti Bolognese und trinken das bisher teuerste Bier um 5,50€ für 0,4l. Da ich sehr müde bin, gehe ich bald darauf schlafen. 3 Tagesetappen an einem Tag haben mir sehr fertig gemacht.

    Datum: 10.09.2013 Tag: 15 Distanz: 25 km ↑ 1110 hm ↓ 1530 hm
    Start: Rifugio Tissi Ziel: Malga Moschesin (Notunterkunft)

    Aufstehen um 6:30 fällt mir nach einer ruhigen Nacht und 2 Wichen Übung nun schon sehr leicht. Auch das Rucksackpacken geht schon fast von alleine. Nach dem Frühstück verabschiede ich mich von Stefan und gehe wieder mein eigenes Tempo bergab zum Tagesetappenziel Rifugio Bruto Carestiato. Dort komme ich um 14 Uhr an, esse was und weil ich endlich mal in einer richtigen Notunterkunft schlafen möchte, gehe ich noch weiter und erreiche 2h später um 17 Uhr die Notunterkunft bei Malga Moschesin.
    Die Hütte ist genauso wie ich es mir gewünscht und vorgestellt habe. In der Ecke gibt es eine offene Feuerstelle und ich hacke mir mit der vorhandenen Axt ein bisschen Kleinholz. Ich fühle mich ein bisschen wie ein kanadischer Holzfäller in der Wildnis. Schon bald lodert das Feuer in der Hütte und füllt sie mit angenehmer Wärme.
    Leider ist das Holz etwas feucht und so qualmt es mir die ganze Hütte voll und ich muss Rauch und Wärme durch öffnen von Fenster und Türen rauslassen. Meiner Idylle tut das keinen Abbruch und als es 10 Minuten später zu regnen beginnt ist das Szenario perfekt. Vom Brunnen der vor der Hütte ist, hole ich einen Topf mit Wasser, bastle mir aus einem Stück Draht einen Haken und hänge den Wasserkessel über das Feuer. Beim Kombinieren der einzelnen Gegenstände komm ich mir vor wie in einem Point and Click Computerspiel. Als es zum Regnen aufhört, kehre ich die Hütte ein bisschen aus und mit der Sense mähe ich das Gras rund um der Hütte.
    Mit einem Teil des heißen Wassers gieße ich mir einen Instant-Tee aus der Notfallbox die in der Hütte steht in einem aus meiner Trinkflasche gebastelten Plastikbecher auf. McGyver hätte es nicht besser hinbekommen.
    Mit dem Rest des warmen Wassers wasche ich mich draußen beim Brunnen. Sich mit Wasser zu waschen, das man über selbst erzeugtem Feuer selbst erwärmt hat ist ein geiles Gefühl. Da für den nächsten Tag schlechtes Wetter angesagt ist, beschließe ich am nächsten Tag nach Forno di Zoldo ins Tal abzusteigen und um 7:45 mit dem Bus nach Belluno zu fahren. Vor dem Schlafen gehen, packe ich schon all mein Zeug, stell meinen Wecker auf 5:00 und leg mich auf dem Metall-Lattenrost auf dem meine Isomatte liegt in den Schlafsack.

    Datum: 11.09.2013 Tag: 16 Distanz: 50 km ↑ 1905 hm ↓ 3065 hm
    Start: Malga Moschesin (Notunterkunft) Ziel: Tarzo (Zelt)

    Der Wecker läutet, doch ich schlafe gerade so gut, dass ich ihn noch 2x wegdrücke und erst um 5:10 aus dem Schlafsack krieche. Dann packe ich meine Schlafutensilien ein, lege eine volle Röhre Magnesium-Brausetabletten als Austausch mit dem Instant-Tee in die Notfallbox und gehe um 5:30 mit Stirnlampe hinaus in die Dunkelheit. Der Weg ist gut markiert und nach ein paar Höhenmetern und etwa 30 Minuten beginne ich mit dem Abstieg ins Tal.
    Trotz flotten Schrittes erreiche ich die Malga Pramperhütte erst um 7 Uhr. Von hier ist Forno di Zoldo mit 1h 45min angeschrieben. Selbst wenn diese Zeiten oft länger angeschrieben sind als ich tatsächlich brauche, schwinden meine Hoffnungen das Tal in 45 Minuten zu erreichen. Also gehe ich weiter und komme um 8:10 an der Bushaltestelle des Dolomitibus an.
    Der nächste Bus nach Belluno geht erst um 13:05 und so beschließe ich Auto zu stoppen. Davor kaufe ich zum Frühstück noch die beste Apfeltasche und das beste Schokoladecroissant meines Lebens, gehe zum Supermarkt, kaufe noch eine Schokolade und stelle mich vor dem Supermarkt an die Straße und halte meinen Daumen nach draußen. Es dauert nicht lange bis das erste Auto anhält und mich zumindest die erste Hälfte des Weges mitnehmen kann.
    Ich kann es kaum glauben als mir der italienische Fahrer erzählt, dass er seit 40 Jahren eine Eisdiele in Wien in der Meidlinger Hauptstraße hat. Er ist jeden Sommer dort und spricht sehr gut Deutsch. Wir unterhalten uns gut und am Ende der Fahrt lässt er es sich nicht nehmen mich in der Ortschaft noch auf Kakao und Croissant einzuladen. Er zeigt mir auch noch wo ich am schnellsten jemanden finde der nach Belluno fährt und wir verabschieden uns.
    Nachdem ich meinen heißen Kakao ausgetrunken habe, stelle ich mich an die empfohlene Stelle und schon wenige Autos später hält ein gelber Smart an der mich bis nach Belluno mitnehmen kann.
    Während der Fahrt erzähle ich dem Italiener mit den wenigen englischen Worten die er versteht, dass ich von Belluno auf den Col Visentin aufsteigen möchte. Er meint er kenne einen Ort von dem aus es etwas kürzer ist. Er fährt mich also an Belluno vorbei und hält dann an einer Teerstraße und meint ich solle dieser Straße immer Richtung „Nevegal“ folgen. Ich bedanke mich und steige aus. Völlig orientierungslos gehe ich los. Keine Ahnung wo ich bin, sehe ich plötzlich rechts der Straße in der Entfernung den Gipfel des Col Visentin. Kurzerhand richte ich meinen Kompass nach Süden aus und gehe querfeldein Richtung Gipfel los.
    Diese Entscheidung bereue ich schon bald denn nach wenigen Metern stehe ich inmitten von Privathäusern und kläffende Hunde ohne zu wissen wo ich bin. Mit meinem kaum vorhandenen Italienischvokabular frage ich mich durch und bin nach ca. 1h wieder an einem Punkt von dem aus ich mich orientieren kann.
    Nun geht es steil aufwärts über die Skipisten des Skigebiets „Nevegal“ auf den allerletzten Berg dieser Alpenüberquerung. Je weiter ich nach oben komme umso nebliger wird es und auch hinter mir fällt der Nebel wie ein Vorhang über die Alpen. Ein grandioser Abschluss einer großartigen Reise. Doch noch ist sie nicht ganz vorbei. Der letzte Berg fordert mit 1600hm im Anstieg nochmal alle meine Kräfte. Nach ca. 2,5h erreiche ich den Gipfel des Col Visentin mit dem Rifugio Visentin und seinen etwa hundert Antennen und Satelittenschüsseln.
    Zur Stärkung gibt es in der Gaststube halb aufgewärmte Pasta vom Vortag mit Tomatensauce. Um 15:30 setze ich meine Reise fort und beginne mit dem Abstieg ins Tal. Eigentlich möchte ich nur etwas runter vom Gipfel um raus aus dem Nebel zu kommen und weiter unten einen Schlafplatz zu finden. Doch meine Füße wollen jetzt nicht mehr stehen bleiben und so erreiche ich nach einem 4 stündigen Abstieg erreiche ich um 20 Uhr bereits das nächste Etappenziel Tarzo.
    In meinem rother-Wanderführer ist eine gute Pizzeria empfohlen zu der ich gehe. Weil im Innenbereich kein Platz mehr frei ist, setze ich mich als einziger Gast in den Außenbereich. Da ich nach diesem langen und weiten Wandertag endlich meine Schuhe ausziehe, war das wohl auch die bessere Idee.
    Die Pizza ist super lecker, als Nachspeise esse ich noch ein Panna Cotta und zahle am Ende nur 16€. Sehr ungewohnt nach den teuren Speisen auf den Berghütten.
    Nun bin ich sehr gut gesättigt, einen Schlafplatz hab ich aber immer noch nicht. Obwohl es schon dunkel ist gehe ich los Richtung nächstes Etappenziel. Im Ort treffe ich noch auf 2 italienische alte Damen bei denen ich versuche einen Schlafplatz zu ergattern. Doch da mein italienisch quasi nicht vorhanden und deren Englisch ebenfalls nicht vorhanden ist glaub ich eher, das sie glauben ich bin ein Krimineller und beobachten mich mit prüfendem und leicht ängstlichem Blick und sind sichtbar froh als ich den Weg hinaus aus der Ortschaft antrete.
    Nach etwa 30 Minuten bin ich am Ende der Ortschaft angekommen und finde kurz danach auf einer kleinen Anhöhe vor einem Wald einen guten Platz für mein Zelt. Dieses ist schnell aufgebaut und schnell lieg ich im Schlafsack.

    Datum: 12.09.2013 Tag: 17 Distanz: 29 km ↑ 600 hm ↓ 800 hm
    Start: Tarzo (Zelt) Ziel: Ponte della Priulà

    Ohne Wecker wache ich um etwa halb 7 auf, packe mein Zeug und los geht’s. Die letzten Höhenmeter durch die italienischen Hügel hindurch versüße ich mir mit frischen Feigen, Trauben und Zwetschken die überall am Wegrand wachsen. An einer kleinen Mühle (Molinetta della croda) vorbei bis nach Ponte della Priulà. Dort überquere ich den Fluß Piave auf der verkehrsreichen Autobrücke und ein paar hundert Meter weiter finde ich am Ufer ein nettes Plätzchen zum Baden gehen. Doch gerade als ich sprungbereit bin, ziehen dunkle Gewitterwolken auf. Da ich noch keinen wetterfesten Schlafplatz habe, kühle ich nur schnell meine Füße ab und gehe danach weiter. Nach ca. 30 Minuten komme ich zu einem Kieswerk vor dem große Betonröhren mit fast 2 Metern Durchmesser liegen. Hier möchte ich bleiben. Da die dunklen Wolken wieder verzogen sind und nur noch in der Ferne zu sehen sind, setze ich mich auf die Betonröhre und genieße die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Um 8 leg‘ ich mich schlafen, werde aber schon wieder um 9 vom Donner des herannahenden Gewitters geweckt. Obwohl es rund um mich blitzt und donnert, zieht das richtige Gewitter an mir vorbei und es regnet nur ca. 10 Minuten. Durch die Sogwirkung zieht der Regen auch ein bisschen durch meine Betonröhre. Danach schlafe ich gut weiter bis zum nächsten Tag.


    Datum: 13.09.2013 Tag: 18 Distanz: 59 km ↑ 0 hm ↓ 260 hm
    Start: Ponte della Priulà Ziel: Musile di Piave

    Nach langem kann ich mal wieder richtig gut durchschlafen und wache erst um 8 ausgeschlafen auf. Höhenmeter gibt es mittlerweile keine mehr und so laufe ich Großteils auf Asphaltstraßen oder dem Piave-Hochwasserdamm entlang. Immer wieder komme ich durch kleine italienische Orte hindurch und in jedem zweiten Garten bellen mich mindestens zwei kleine Hunde wie wild an. Ich komme beim Etappenziel San Bartolomeo um etwa 13 Uhr an, gehe dann noch weiter Richtung Jesolo. Am Nachmittag mache ich kurze Rast in einem Bistro, esse was und gehe dann weiter bis Musile di Piave. Dort esse ich noch eine Pizza, trinke 2 Bier und schlecke 3 Kugeln Eis. Mit gefülltem Magen gehe ich eine 2km längere Umgehung der stark befahrenen Autostraße. An einem Nebenfluss des Piave baue ich in der Dämmerung an einem Fischerplätzchen mein Zelt auf und lege mich schlafen.

    Datum: 14.09.2013 Tag: 19 Distanz: 37 km ↑ 10 hm ↓ 10 hm
    Start: Musile di Piave Ziel: Venedig, Markusplatz

    Bereits um 6:30 wache ich auf und gehe um 7:00 Uhr los. Der heutige Tag ist ebenso wenig spannend wie abwechslungsreich. Als ich um 11 Uhr nach Jesolo komme, fühle ich mich etwas überrumpelt. Die Menschenmassen und die Geschwindigkeit in der sie leben ist eine ganz andere als ich sie von den Alpen gewohnt bin. Auf den Schock hin brauch ich erstmal eine Kugel Eis und entferne mich damit möglichst schnell aus dem Touristenzentrum. Bei einem großen „Coop“-Supermarkt kauf‘ ich nochmal was zum Trinken und gehe nach einer längeren Pause weiter. Eigentlich wollte ich heute nur bis zum Strand von Jesolo gehen um dort einen Badetag einzulegen. Doch weil ich das Ende und damit den Höhepunkt der Reise nicht länger hinauszögern möchte, beschließe ich bis zum Markusplatz weiterzugehen.
    Doch davor kommt noch ein weiteres Highlight auf mich zu. Etwa 12km vor Punta Sabbioni nach über 500 gewanderten Kilometern und 20.000 Höhenmeter stehe ich zum ersten Mal im feinen Adriasand am Meer. Die nächsten 2km laufe ich barfuß am Strand entlang und werde zweimal auch von badenden Touristen auf meine Tour angesprochen. Beide Male sind die Leute begeistert und sprechen ihre Bewunderung aus. Auch die verwunderten Blicke der restlichen Badegäste genieße ich. Spätestens jetzt sind alle Anstrengungen und Strapazen vergessen. Ich lege meinen Rucksack ab und laufe mit der Unterhose ins Wasser. Allein für diesen Moment haben sich die letzten 19 Tage gelohnt.
    Bevor ich mich für die letzten 8 km wieder zurück auf die Asphaltstraße begebe, stärke ich mich nochmal an einer Strandbar mit Pommes und Pasta.
    Nun geht es zurück an die Via Fausta an der ich die letzten Kilometer anhand von Kilometerschildern entlang der Straße wie einen Countdown herunterzählen kann.
    Um 16:30 ist es dann endgültig geschafft. Ich erreiche Punta Sabbioni und damit das Ende der Festlandstraße. Ich kaufe ein Hin- und Retourticket (14€) und fahre um 17 Uhr mit der Fähre los. Ich habe einen Platz direkt am Vorderdeck und während wir uns langsam auf die Lagunen von Venedig zubewegen, genieße ich die Ruhe und lasse im Kopf die letzten 19 Tage nochmal Revue passieren. Erst langsam realisiere ich, dass ich nun endgültig am Ziel meiner Reise angekommen bin. Vom Schiff runter, quetsche ich mich durch die Touristenmassen hindurch Richtung Markusplatz. Dort fallen nun endgültig alle Strapazen und Lasten von mir ab. Ich lasse ein paar Foto von mir machen und genieße einfach den Moment.
    Ein Traum(pfad) geht zu Ende.


    Datum: 26.08. - 14.09.2013 Tage: 19 Distanz: 538 km ↑ 19145 hm ↓ 21535 hm
    Zuletzt geändert von LuckyLukeAUT; 06.01.2014, 21:23.

  • theslayer
    Dauerbesucher
    • 13.11.2013
    • 586
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

    Schön geschrieben, vielen Dank.
    Kommen da noch die Fotos aus der nichtverlorengegangenen Digitalkamera dazu?

    Grüße
    Daniel
    Auf meinem Blog Longing for the Horizon:
    Pamir Highway 2019 / Sarek 2018 / Padjelantaleden 2017 / 4500km Radtour Berlin-Nordkapp 2017 / Kungsleden 2015 / Kungsleden 2014 / Israel-Hike 2014 und viele kleinere Radtouren (Berlin - Kopenhagen / Prag - Berlin etc.)

    Kommentar


    • LuckyLukeAUT
      Gerne im Forum
      • 03.03.2013
      • 73
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

      Bin dabei mit den Fotos

      Zitat von theslayer Beitrag anzeigen
      Schön geschrieben, vielen Dank.
      Kommen da noch die Fotos aus der nichtverlorengegangenen Digitalkamera dazu?

      Grüße
      Daniel

      Kommentar


      • LuckyLukeAUT
        Gerne im Forum
        • 03.03.2013
        • 73
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

        Vorwort:

        Verrückte Ideen zu spinnen ist die eine Sache. Sie auch in die Tat umzusetzen das andere. In ersterem war ich immer schon gut, jedoch haben wenige meiner Ideen ihren Weg in die Realität gefunden. An der Umsetzung ist es meist gescheitert.
        Als ich im Sommer 2012 mit einer Wandergruppe für 5 Tage in den Krimmler Tauern unterwegs bin, kommt mir zum ersten Mal die Idee, für einen „längeren Zeitraum“ in den Bergen unterwegs zu sein. Bis zur Realisierung war es dann aber noch ein längerer Weg. Im Internet suchte ich nach Weitwanderwegen und bald schon fand ich verschiedene Varianten einer Alpenüberquerung.
        Mehr und mehr reifte nun der Gedanken die Alpen überqueren zu wollen wie es bereits Hannibal 218 v. Christus gemacht hat.
        Als ich dann auf den „Traumpfad“ gestoßen bin, wurde ich neugierig. Der Name gefiel mir von Anfang an und so entschied ich, auch meinen Traum(pfad) zu verwirklichen. Der Winter zog ins Land und erstmal schneite einiges an Schnee über meine Idee.
        Ende Jänner begann ich dann mein Auslandssemester in Holland – das flachste Land der Erde. Nach ein paar Monaten Bergabstinenz kam mein Wunsch nach Erhöhungen wieder hervor und so begann ich Anfang März mit der konkreten Planung.
        Genaue Route, Übernachtungsvarianten, Zelt oder Hütten, Proviant, Dauer, Startdatum,… mussten überlegt werden.
        Am Ende ist diese vorliegende Route herausgekommen.
        Wenn mich jemand fragt, warum genau diese Route, so könnte ich es gar nicht mehr genau sagen. Auch wenn man zuvor einen Plan macht, so wird man auf dem Weg immer wieder spontan andere Entscheidungen treffen und seinen ganz persönlichen Traumpfad gestalten.
        Dabei trifft man auf viele andere die ebenfalls auf dem Weg ihres ganz eigenen Traumpfads sind.
        Da waren die Damen aus Oberösterreich die nur eine Teiletappe für 10 Tage gingen, die zwei Puristenbrüder aus Sachsen die, die gesamte Route ohne technische Hilfsmittel beschreiten, der Diplombrauer aus München der es gemütlich angeht und auch Teile des Weges mit Autos oder öffentlichen Verkehrsmittel zurücklegt. Am Ende wird jeder einmal in Venedig ankommen und glücklich sein wenn er auf seinen Weg zurückblickt.
        Die von mir gegangenen Etappen sind sicher eher für ambitionierte Geher. Ich hatte auch das Glück, dass ich fast durchgehend strahlendes Sonnenscheinwetter hatte. Wichtig ist es, sich keine Eile zu machen und bei Lust und Laune auch mal einen Pausetag oder einen gemütlichen Tag mit weniger Kilometer einlegt. Bezüglich Übernachtungen würde ich in den Bergen aufgrund der niedrigen Temperaturen in der Nacht die Berghütten empfehlen. Ein Zelt für die bayrische und italienische Ebene lohnen sich aber allemal um ein paar Nächtigungen einzusparen. Ich habe für die 19 Tage mit allen Übernachtungen, Proviant und Verkehrsmittel (Zug, Gondeln, Fähre) ca. 500€ benötigt. Aber das könnte man natürlich noch verringern wenn man nur im Zelt schlaft und öfters eigenen Proviant mitnimmt.
        Am Ende soll man mit seinen Entscheidungen und mit dem Weg glücklich und zufrieden sein.

        Dieses Tagebuch soll einen kleinen Einblick in meinen Tagesablauf zeigen. Vermutlich ist nicht alles spannend wenn man nicht dabei war. Dennoch hoffe ich, damit dem einen oder anderen ein bisschen Lust auf sein ganz eigenes Alpenabenteuer zu machen. Ich verspreche euch – es lohnt sich!

        Kommentar


        • Stefan1210
          Erfahren
          • 29.08.2012
          • 149
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

          Da ist er ja...Ein klasse Bericht...der einfach nur Lust auf mehr macht..... Die Bilder sind einfach Super toll.
          Danke für dein Bericht..

          LG aus Lemgo
          Stefan

          Kommentar


          • india
            Dauerbesucher
            • 10.04.2010
            • 806
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

            Super Bericht!
            Ich muss gestehen, dass ich die meisten Reiseberichte nur "anlese" aber nicht fertig lese. Deinen habe ich von der ersten bis zur letzten Zeile gelesen. Zwar bin ich solche langen Touren noch nicht selbst gegangen, erkenne mich aber zum Teil wieder, was die ambitionierten Tagesetappe angeht :-)
            Viel Spaß für die kommenden Touren!

            Kommentar


            • gast3202010119
              GELÖSCHT
              Erfahren
              • 03.10.2008
              • 225
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

              Moin Lucky Luke,
              joo, wenn man solch schöne Touren macht, Berichte schreibt und Fotos anbietet, das macht schon lucky. Der sky-- öffnete sich bei mir erst beim 2. Mal, vlt hat er sich verschluckt an den vielen Bildern. Tipp:die Doubletten rauswerfen, z. B. 5 gleiche per 3.9., 10:57 Uhr, das schafft Ordnung und spart Zeit beim Flippern.
              Zum Fernwanderweg "Traumpfad" gibt es auch eine etwas zivilere Version, den "Goetheweg", gleiche Strecke, nur eher untenrum als obendrüber. Er berührt den Brenner, igitt, Bozen, Lago di Garda ... und Verona und ist auch für ältere und/oder konditionsschwächere bzw. Komfort liebende Fernwanderer zu empfehlen. Man/n-Frau schläft immer in einem Bett (wenn er/sie eins findet) mit Frühstück und isst meist "a la carte". Wer's mag. Nach 2 - 3 eher langweiligen Etappen gegen Ende durch die "Polentaebene" (Maisfelder) mit Quartierproblemen kommt man aber auch nach ...
              Wen's interessiert; die Tour steht hier . Für all Deine Touren viel Spass und immer eine gesunde Heimkehr!
              PS: "I' spül' höchstens noch in GRAZ, Sinablkirchn und Stinaz"
              Nachtrag: hier ist noch das Bild, das mich auf meinem "Maximiliansweg", 2008, auf der Tutzinger Hütte, links vom Küchenschalter an der Wand hängend, zum GOETHEWEG gebracht hat. Das Passbild unten links war dort nicht dabei;
              Zuletzt geändert von gast3202010119; 09.01.2014, 10:25. Grund: Nachtrag-Bild eingefügt

              Kommentar


              • LuckyLukeAUT
                Gerne im Forum
                • 03.03.2013
                • 73
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                Danke, freut mich wenn er euch gefällt. Hab jetzt ein paar doppelte Fotos gelöscht und gesehen, dass da ja auch meine unzensierten, unbearbeiteten Videotagebücher drauf sind
                Viel Spaß damit

                Kommentar


                • Nita
                  Fuchs
                  • 11.07.2008
                  • 1722
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                  Hey, freut mich dass alles so gut geklappt hat! Und auch noch bei DEN Etappen, Respekt. Die restlichen ein paar km nach Belluno sind wir damals auch gefahren, die Straße kann man sich mm ruhig sparen.

                  Fotos sehe ich leider keine, vllt. später am PC.
                  Reiseberichte

                  Kommentar


                  • Wafer

                    Lebt im Forum
                    • 06.03.2011
                    • 8833
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                    Hallo.

                    Liest sich sehr gut! Tolle Tour! Mich fasziniert auch immer die Strecke die man zu Fuß zurücklegen kann und die wechselnden Kulturen, die man so hautnah mitbekommt.
                    Leider habe ich ab den letzten Hügeln keine Bilder mehr zu sehen bekommen. Lag's an mir? Und wenn ich deinen Zahlen traue liegt München 2.390 Meter höher als Venedig. Mir war bekannt, das Venedig tiefer liegt, aber das es so "unterirdisch" liegt, war mir nicht klar! Ist das auf die Bahnfahrten zurück zu führen?

                    Berg Heil

                    Wafer

                    Kommentar


                    • LuckyLukeAUT
                      Gerne im Forum
                      • 03.03.2013
                      • 73
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                      Hi!

                      Nein, das liegt an der Berechnung der Wegstrecken. Hab mir die Höhenmeter auf komoot.de für die einzelnen Etappen berechnen lassen und kam zu diesem Endergebnis. War mir dann nicht mehr wichtig, alle Etappen nachzukontrollieren. So in etwa wirds schon stimmen

                      Kommentar


                      • FreeMountain
                        Anfänger im Forum
                        • 12.04.2014
                        • 22
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                        Hallo LuckyLukeAUT

                        Erst einmal Danke für deinen schönen und sehr informativen Bericht.
                        Wir wollen am 1.September losgehen.
                        Eine Frage:
                        An wieviel Etappen konntest du deine Vorräte auffüllen?
                        Wir werden oft auf Hütten Essen aber es wäre schön zu wissen ob und wie oft es die Möglichkeit zu normalen Einkäufen bietet.
                        Danke schonmal
                        FreeMountain

                        Kommentar


                        • mistifyme
                          Anfänger im Forum
                          • 12.05.2009
                          • 27
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                          Wow - eine Route der Superlative das klingt anstrengend aber sehr schön und sehr guter ausführlicher Reisebericht, schön, da werde ich schon etwas neidisch würde auch gerne mal wieder so ein Vorhaben haben!

                          Kommentar


                          • Pabsto
                            Gerne im Forum
                            • 20.03.2014
                            • 58
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                            Toller Reisebericht!
                            Danke für die Mühe und auch für die Fotos. Werden Ende Juli los laufen und dein Bericht macht mir die Tour gleich noch schmackhafter ;)

                            Kommentar


                            • 1motoerhead
                              Gerne im Forum
                              • 15.03.2012
                              • 77
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                              Hi, echt ein super Bericht. Und das sogar ohne Bilder direkt im Text.

                              Schön ist auch wie du das trennst
                              Bisher habe ich nur Deutsche und Bayern getroffen.
                              Was hattest du an Gepäck dabei ? Und wie schwer war dein gepackter Rucksack ?

                              Kommentar


                              • Pabsto
                                Gerne im Forum
                                • 20.03.2014
                                • 58
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                                @1motoerhead: Im Reiseplanungsforum gibt's seinen thread zu dieser Reise. Ich bin mal so frei und verlink den thread:Klickst du hier

                                Achja und zwischen Deutschen und manchen Bayern muss man einfach unterscheiden :P

                                Kommentar


                                • 1motoerhead
                                  Gerne im Forum
                                  • 15.03.2012
                                  • 77
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                                  Ahh cool,
                                  vielen dank

                                  Kommentar


                                  • ShortBrini
                                    Erfahren
                                    • 25.08.2009
                                    • 423
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                                    Hey,

                                    weißt du zufällig noch, was du für die Übernachtung auf der Piz Boe Gipfelhütte (Capanna Fassa) bezahlt hast?
                                    http://karategurus.wordpress.com/

                                    Kommentar


                                    • LuckyLukeAUT
                                      Gerne im Forum
                                      • 03.03.2013
                                      • 73
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      AW: [DE][AT][IT] Am Traumpfad von München nach Venedig

                                      Ein herzliches Hallo an alle die hier Fragen gestellt haben und keine Antwort von mir bekommen haben. Irgendwie hab ich keine E-Mail Benachrichtigungen mehr bekommen. Ich hoffe ihr hattet alle eine tolle Alpenüberquerung.

                                      Bin nun seit 2 Monaten wieder "on the roads" und nach 3 Wochen Türkei, 6 Wochen Indien nun seit 10 Tagen in Indonesien. Wer noch Fragen zum Traumpfad hat am liebsten per E-Mail an lukasainedter@gmail.com
                                      Wer sich für meine aktuelle Reise interessiert die noch bis ca. Ende Mai/Juni dauern wird, kann gerne meiner FB-Seite folgen:
                                      https://www.facebook.com/luckyontheroads

                                      Liebe Grüße aus dem entfernten Asien!
                                      Lukas

                                      Kommentar

                                      Lädt...
                                      X