[DE, AT] Höhen und Tiefen im Wettersteingebirge - September 2013

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    [DE, AT] Höhen und Tiefen im Wettersteingebirge - September 2013

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    Höhen und Tiefen im Wettersteingebirge (11.09.2013 – 14.09.2013)


    Mittwoch 11.09.2013
    Hier sollte eine GPX-Karte erscheinen! Wenn diese nicht nach wenigen Sekunden nachgeladen wird bitte die Seite aktualisieren.



    Die Vorfreude ist groß. Heute nur ein halber Tag Arbeit und dann ab zum Bahnhof. Während der Arbeitszeit kann ich es kaum noch erwarten und checke dauernd die Webcam der Zugspitze: Es sind zwar viele Wolken am Himmel, aber es reist immer wieder auf mit Sonne und blauem Himmel – also deutlich besser als der Wetterbericht angesagt hatte.
    Doch bereits bei Onlinekauf des Bayerntickets gibt es den ersten Dämpfer. Aus Unachtsamkeit habe ich ein Ticket für den 12.09.2013 anstatt für den 11.09.2013 gekauft. Die Hoffnung, dass die Bahn mir das Ticket umschreibt sollte sich später leider als vergebene Hoffnung herausstellen. Trotz dieses Ärgernisses verlief letztendlich die Zugfahrt nach Garmisch-Partenkirchen problemlos. Dort traf ich so gegen 18:00 Uhr bei bewölktem Himmel ein. Vom aufreißenden Himmel mit Sonnenschein, wie noch am Vormittag auf der Webcam zu sehen, war leider nichts mehr zu finden. Immerhin war es trocken.



    Nach kurzer Orientierung ging es dann auch gleich los Richtung Skisprungschanze um sich dort auf den „Wanderweg“ Richtung Partenachklamm zu begeben. Bereits zu Beginn des Weges passierte ich ein Schild mit dem Hinweis dass diese nicht geöffnet sei. In der Hoffnung, dass es trotzdem irgendwie möglich ist rein zukommen bin ich weitergegangen. An der Klamm musste ich jedoch feststellen, dass diese mit unüberwindbaren Gittern abgesperrt ist. Zum Glück gab es bei der Klamm einen Steig hoch zur Partenachalm, welcher auf meiner Karte noch nicht eingezeichnet war – eine willkommene Überraschung. Somit blieb es mir erspart 20 Minuten Rückweg zum vorherigen Abzweig zurück zu gehen. Zudem hatte man von dem Steig einen schönen Blick in die Klamm – deshalb wurde dann auch beschlossen unbedingt nochmal wiederzukommen wenn geöffnet ist.



    Auf dem Weg Richtung Partenachalm hatte es leider zu tröpfeln begonnen. Dort angekommen war das tröpfeln so stark angewachsen, dass es notwendig war die Regenkleidung auszupacken. Gut eingepackt ging es dann weiter auf dem sogenannten „Hohen Weg“, welcher sich als breiter Forstweg herausstellte. Deshalb bereitete die einsetzende Dunkelheit noch keine Probleme und ich konnte noch gut ohne Stirnlampe weitergehen. Dem „Hohen Weg“ folgte ich bis zur Abzweigung hoch zur Stuibenhütte. Mittlerweile war es fast komplett dunkel.



    Bewaffnet mit Stirnlampe ging es nochmal gut 600hm auf einem schmalen Steig durch den Wald bergauf. Geschätzte 200hm vor dem Etappenziel hörte dann auch der Regen wieder auf, was meine Stimmung erheblich aufhellte – praktisch in der Dunkelheit. 
    Gegen knapp 21:30 Uhr erreichte ich die Stuibenhütte und fühlte mich auch endlich im Urlaub angekommen. Wie angenommen war ich an der Hütte völlig alleine. Da mittlerweile der Nachhimmel über mir komplett klar war entschied ich mich meinen Schlafsack unter dem Vordach auszubreiten um vor den einschlafen noch einen Blick auf den Sternenhimmel genießen zu können. Nach einem schnellen Abendesse (Instantnudeln) legte ich mich in meinen Schlafsack und tat genau dies.



    Der klare Sternenhimmel war leider nicht von Dauer. Gegen 2:20 Uhr fing des dann doch wieder an zu tröpfeln … erst leicht und dann doch stärker. Da das Vordach unter dem ich mich platziert hatte nicht breit genug war habe ich mir für den Rest der Nacht einen notdürftigen Regenschutz aus den Biergarnituren der Hütte errichtet. Somit konnte ich den Rest der Nacht doch noch erholsam im Trockenen verbringen.

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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:48.

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    #2
    AW: [DE, AT] Höhen und Tiefen im Wettersteigebirge

    Donnerstag 12.09.2013
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    Nach mehrmaligem Umdrehen begann ich meinen Tag erst so gegen 9:00 Uhr. Ich stellte leicht betrübt fest, dass die nachts aufgezogenen Wolken leider immer noch da waren. Trotz bedecktem Himmel und tief hängenden Wolken war zumindest eine gewisse Sichtweite gegeben. Später sollte ich allerdings noch feststellen, dass diese durch die sehr schnell ziehenden Wolken innerhalb kürzester Zeit wieder genommen werden konnte. Nach der morgendlichen Schüssel Schokomüsli konnte ich meinen Weg beginnen – leider wieder nur in Regenkleidung. Der Plan für den heutigen Vormittag bestand darin auf dem Schützensteig zur Reintalangerhütte abzusteigen.
    Das erste Problem war jedoch diesen überhaupt erst einmal zu finden, da von den auf meiner Karte eingezeichneten Wegspuren nichts zu sehen war. Deshalb ging ich erst mal bergauf Richtung Stuibenkopf um einen besseren Überblick zu bekommen. Auf etwas halber Höhe konnte ich entfernt Wegspuren Richtung Mauerschartenkopf erkennen und schlug diesen Weg ein. Oben am Mauerschartenkopf abgekommen wechselte der Regen zu Schneefall. Auch wenn dieser nur leicht war schwante mir böses…





    Wenigstens bin ich dort oben kurz später auf den markierten Schützensteig zur Reintalangerhütte gestoßen. Der Schneefall war zum Glück nur von kurzer Dauer und wandelte sich zu einem leichten Nieseln. Auf dem Schützensteig ging es nun über leichte Kletterstellen abermals bergan, bis knapp über die 2000m. Während die Nässe auf den bisherigen Anstieg über Almwiesen kein Problem darstellte forderte der feuchte Fels erhöhte Vorsicht und Sorgfalt bei der Trittwahl. Nach diesem Aufstieg führte der Weg auf gleichbleibender Höhe eine Art breiten Grat entlang.
    Hier riss die Wolkenschicht auch zum ersten Mal richtig auf wie es sich kurz vorher schon angedeutet hatte. Der sich bietende Blick über das Reintal und den gegenüberliegenden schneebedeckten Höhenzug mit Hochwanner war klasse. Sogar die Sonne ließ sich blicken was natürlich gleich für eine kurze Pause genutzt wurde. Im weiteren Verlauf des Schützensteigs bis zur Reintalangerhütte wechselte das Wetter immer wieder zwischen Regen, Nebel und Sonne – ich fühlte mich fast wie auf Island so schnell waren die Wetterwechsel.





    Erst gegen 14:00 Uhr erreichte ich die Reintalangerhütte deutlich später als erwartet. Vor allem der teils schwierigere Abstieg, welcher durch feuchten Fels und glitschige Wurzeln des allanwesenden Krüppelwaldes geprägt war, hatte mehr Zeit in Anspruch genommen. Dort angekommen nutzte ich das aktuelle Wolkenloch in einem erstaunlicherweise trockenen Liegestuhl zur Mittagspause.



    Anschließend ging es weiter über Unter- und Oberanger Richtung Knorrhütte. Meinen während der Mittagspause geschmiedeten Plan im T-Shirt weiter zu gehen musste ich jedoch schon im Zustieg Richtung Brunntal aufgeben da wieder Regen eingesetzt hatte. Nach anlegen der kompletten Regenmontur ging es weiter Richtung Brunntal, wo sich die Wolkengrenze befand. Im tristen grau entschied ich mich für den Weg über den „Felsenstieg“ zur Knorrhütte, welche gegen 15:45 unmittelbar vor mir auftauchte. Knapp unterhalb der Knorrhütte endete die Wolkenschicht, jedoch gab es keine Sonne sondern eine weitere Wolkenschicht welche etwa 500m höher lag…



    Das hieß für mich keine Zeit vergeuden und direkt weiter Richtung Gatterl. Bei einsetzendem und stärker werdendem Schneeregen gepaart mit teils schlechter werdender Sicht begab ich mich also auf den Plattsteig. Inzwischen hatte sich auch noch ein kräftiger Wind dazugesellt, was dazu führte das der Schneeregen wie Nadelstiche auf dem freiliegenden Gesicht brannte. Nach zirka zwei Dritteln des Wegs zum Gatterl gibt es ein kleines Hüttchen welches allerdings leider verschlossen war und mir so eine Verschnaufpause vor dem Wetter vergönnt blieb. Am Gatterl angekommen konnte ich kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen.



    Da mir auf dem Rennrad schon einmal ähnliches (Hungerast) passiert ist wusste ich, dass der Körper dringend Energie in Form von Kohlenhydraten braucht. Mit einem Müsliriegel ließ sich die Situation entschärfen. Jedoch setzte mir das Wetter, was innerhalb der nächsten 15-20 Minuten zu einem regelrechten Schneesturm geworden war, immer stärker zu. Es war höchste Zeit einen Platz für das Zelt zu finden.
    Nach einem kurzen Blick auf das GPS entschied ich mich für eine etwas entfernte Senke mit dem Namen „Im Wannig“. Etwa 30 Minuten später kam ich dort an. Der Wind war hatte weiter an stärke zugenommen und das Wetter war einfach nur noch schrecklich.
    Glücklicherweise hatte ich währen meines Island-Urlaubs genug Erfahrung gesammelt das Zelt bei Sturm aufzustellen und war deshalb recht routiniert. Als das Zelt notdürftig stand waren meine Hände jedoch durchgefroren und auch die Regenklamotten feucht. Deshalb entschied ich mich erst einmal alles ins Zelt zu schaffen und mich im Schlafsack aufzuwärmen bevor das Zelt nochmal richtig abgespannt wird. Dazu musste ich mich anschließend regelrecht zwingen, da das Wetter extrem ungemütlich war und der Schlafsack doch so schön warm ist.



    Nachdem ich vernünftig abgespannt hatte war ich mir sicher, dass der Wind in seiner momentanen Stärke noch kein Problem ist und noch Luft nach oben da ist, jedoch hatte ich doch ein bisschen Angst eingeschneit zu werden (vor allem da ich diesbezüglich gar keine Erfahrung hatte).
    Zur Beruhigung machte ich mir erst einmal Abendessen. Leider musste ich nach einiger Zeit feststellen, dass meine Befürchtungen nicht umsonst waren und zutrafen. Außen türmte sich immer mehr Schnee am Zelt auf und verwandelte den Innenraum im Laufe der Nacht regelrecht in eine Tropfsteinhöhle. Ich war etwas überfordert und wollte bei diesem Wetter auf keinen Fall mit klammen Regenklamotten raus in den Schneesturm um das Zelt irgendwie frei zu räumen.



    Irgendwie schaffte ich es durch die Nacht, wenn auch mit sehr wenig Schlaf. Immerhin war es mir gelungen meinen Daunenschlafsack trotzen zu halten – auch dank des wasserabweisenden Außenmaterials. Eine erholsame Nacht ist anders trotz der Tatsache, dass ich ab 5:00 Uhr immerhin zwei Stunden am Stück schlief. Über die Nacht hatte sich immer mehr herauskristallisiert, dass ein Abbruch der Tour wohl unvermeidlich sein würde. Bis zum Morgen sollten sich der Schnee bis zu 60cm am Zelt auftürmen.

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    Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:48.

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      #3
      AW: [DE, AT] Höhen und Tiefen im Wettersteigebirge

      Freitag 13.09.2013

      Die zwei Stunden Schlaf hatten gut getan. Gegen 7:00 Uhr war ich jedoch wieder aufgewacht. Es war bereits wieder hell was mir wieder Mut machte. Der Sturm hatte zudem etwas nachgelassen. Jetzt war es an der Zeit das unausweichliche zu tun: Ab in die klammen Regenklamotten und raus in das Sauwetter um das Zelt irgendwie vom Schnee frei räumen! Mangels einer Schneeschaufel erwies sich die Müslischale als sehr gut zum Schaufeln geeignet. Zuerst wurde das Zelt freigelegt und dann noch eine Windschutzmauer aus Schnee errichtet – glücklicherweise war der Schnee nicht gefroren sondern sulzig und leicht zu verarbeiten. Ebenso wurde das Zelt neu abgespannt und ich konnte endlich die dringend notwendige Morgentoilette erledigen.





      Durch das frei räumen des Zelts verbesserte sich die Durchlüftung wieder merklich und alles begann langsam wieder abzutrocknen. Der Schneefall ließ leider nicht weiter nach und auch der Wind nur geringfügig. Wieder im Zelt machte ich mir erst mal das morgendliche Schokomüsli was meine Laune erheblich besserte. Es herrschten nun besser Umständen mit einem abtrocknenden Zelt und meiner Windschutzmauer was mich zur der Entscheidung erst einmal abzuwettern brachte.
      Da ich nun jede Menge Zeit im Zelt hatte entschied ich mich diesen Reisebericht zu beginnen. Mittlerweile war es fast 11:00 Uhr geworden und das Wetter war unverändert mies. Zeit für einen Pudding.



      Gegen Mittag war der Schnee kurzzeitig in Regen übergegangen, allerdings nicht von Dauer. Die Intensität des Niederschlags hatte zwar abgenommen und der Wind war nun erstmals merklich schwächer geworden, jedoch luden die Bedingungen auf keinen Fall dazu ein das sichere Lager abzubrechen und weiter zu gehen. Auch wenn die Regenhose mittlerweile relativ gut getrocknet war sprach insbesondere die noch klamme Regenjacke dagegen aufzubrechen. Daher hieß es weiter Zeit mit Kartenstudium und Smartphone Apps totschlagen.
      Während ich mir mit diversen Nickerchen, Essen und der Quiz-App „Wer wird Reich“ den Tag versüßte geschah etwas Unerwartetes: Nach fast 25 Stunden andauerndem Niederschlage hörte es gegen 16:30 Uhr plötzlich auf. Es kam mir fast vor wie ein Wunder. Auch der Wind hatte zu einer leichten Brise abgenommen und auch die Sicht war den Tag über noch kein einziges Mal annähernd so gut gewesen, was allerdings nicht viel zu heißen hatte. Außerdem war es noch fühlbar wärmer geworden. Zuerst mal ab nach draußen um menschlichen Bedürfnissen nach zu gehen.



      Staunend betrachtete ich die Schneebretter welche sich am Nachbarhang gebildet hatten. Der Sturm hatte seinen Namen also durchaus verdient.



      Nach kurzer Zeit war sie wieder da, meine innere Unruhe wieder aktiv zu werden. Sollte ich doch noch aufbrechen? Meiner Kalkulation nach würde ich nicht vor 17:15 hier weg kommen – ich hatte mich eben zu gut eingerichtet.
      Schweren Herzens entschied ich mich also zu bleiben. Die Zeit war zu knapp und ich war nicht erpicht darauf in der Dunkelheit mein Lager aufschlagen zu müssen. Außerdem hatte ich so die Möglichkeit meine Sachen komplett zu trocknen. So breitete ich meine Sachen zum Trocknen aus und genoss es bei offenem Zelt die Gegend aus meinen Schlafsack zu beobachten. Hier und dort sah man eine Gämse durch den Schnee laufen und es gab sogar nochmal kurz blauen Himmel zu sehen. Meine Stimmung lief langsam wieder zu Hochform auf.



      Für das Abendessen war es notwendig noch etwas Schnee zu schmelzen und die Wasservorräte etwas aufzufüllen. Es sollte kein langer Tag mehr werden. Das vorwiegend triste Zeitverbringen hat mich auf seine Art und Weiße ermüden lassen. Somit war die Entscheidung für ein frühes Abendessen gefallen. Gegen 19:00 Uhr war es nach einem abschließenden Blick in die Karte Zeit sich zum Schlafen im Schlafsack einzumummeln. Alles deutete an diesem Abend auf besseres Wetter für den morgigen Tag hin. Hoffentlich behält der mir noch bekannte Wetterbericht Recht und beschert mir morgen den besten Tag des Wochenendes. In Erwartung einer ruhigen Nacht schloss ich den Schlafsack – es war zwischenzeitlich wieder frischer geworden.
      Zuletzt geändert von antihero; 26.09.2013, 17:40.

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      • antihero
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        • 29.01.2011
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        #4
        AW: [DE, AT] Höhen und Tiefen im Wettersteigebirge

        Samstag 14.09.2013
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        Gegen 6:30 Uhr wurde ich langsam wach. Die Nacht war erwartungsgemäß ruhig und erholsam verlaufen. Es regnete zwar immer mal wieder und auch ein paar Böen gab es, trotzdem hatte ich sehr gut geschlafen. Als ich an diesem Morgen dann den ersten Blick aus dem Zelt wagte konnte ich Flecken mit blauem Himmel in der Wolkendecke ausmachen. Das Wetter machte als einen verhältnismäßig guten Eindruck. Deshalb war die klare Devise möglichst schnell aufzubrechen. Nach schnellem Frühstück und Schneeschmelzen machte ich mich daran das Lager abzubrechen.



        Um 7:30 war ich dann bereit aufzubrechen – die blauen Flecken am Himmel waren leider wieder verschwunden. Gerade als ich den Rucksack aufsetzte begann es wieder zu tröpfeln. Somit war der kurze Einsatz für die Softshell-Jacke wieder beendet und Dienstbeginn für das über Nacht getrocknete Regenoutfit.
        Dann konnte es von meinem Lagerplatz Richtung Wanderwege losgehen. Durch die kalte Nacht war der Schnee gefroren, was mir wegen fehlender Gamaschen sehr entgegen kam.
        Wieder auf dem Wanderweg schlug ich den Weg Richtung Rotmoosalm ein. Der Pfad führte mich über das Wannigjöchel hinab zum Steinernen Hüttl. Während es oben an der Scharte noch reichlich Schnee lag und der Wind ordentlich pfiff war der Abstieg deutlich angenehmer und das Steinerne Hüttl lag bereits knapp unterhalb der Schneegrenze, welche sich in den letzten zwei Tagen trotzdem deutlich abgesenkt hatte. Ab hier hätte man eigentlich auch den Gipfel des Hochwanner sehen sollen – eines der geplanten Ziele für heute. Leider behinderten die Wolken die Sichtlinie zum Gipfel, wenn auch wenigstens der Regen wieder aufgehört hatte und auch vereinzelnde schnell ziehende Wolkenlöcher zu beobachten waren. Ich kam bisher relativ zügig voran, da der Wanderweg problemlos zu finden war und entgegen meiner Erwartung auch nicht sonderlich rutschig war. Kurz nach dem Steinernen Hüttl ging es wieder bergauf Richtung Mitterjöchl.



        Dort oben war auch der Abzweig Richtung Hochwanner. Kaum hatte ich jedoch die Scharte erreicht frischte der Wind wieder auf und leichter aber stetiger Regen setzte ein. Der Gipfel des Hochwanner hing tief in den Wolken und auch die kleinen Wolkenlöcher waren allesamt verschwunden. Trotzdem war ich entschlossen den Aufstieg in Angriff zu nehmen.



        Also abbiegen nach links. Im weglosen schneebedeckten Gelände musste ich natürlich spuren. Der Anstieg führte zu Anfang über einen breiten Graskamm, welcher sich unter dem Schnee als extrem rutschig herausstellte. Etwa 200hm später ging es über ebenfalls schneebedeckte Geröllfelder weiter. Hier waren jedoch zumindest teilweise sichtbare Steinmännchen vorhanden, welche es ermöglichten sich in etwa auf dem vorgesehen Weg zu halten. Dies vereinfachte den Aufstieg deutlich. Das Wetter war nach wie vor von starkem Seitenwund und leichten Regen geprägt, was mir psychisch irgendwie zusetzte. Hinzu kam, dass ich mich mittlerweile in der Wolkendecke befand und die Sichtweite somit sehr eingeschränkt war. Obwohl ich mich körperlich noch in einem sehr guten Zustand befand spielte ich mehrfach mit dem Gedanken umzukehren. Währen mein Kopf noch mit solchen Gedanken beschäftigt war ging mein Körper einfach Schritt für Schritt weiter bergan. Die äußeren Bedingungen gekoppelt mit den Wetterumständen und der Tatsache, dass ich völlig auf mich allein gestellt war wirkten wie eine Blockade. Mein Kopf sagte mir eigentlich, dass ich umkehren sollte … ich ging jedoch einfach unentschlossen immer weiter bis ich an der Rinne angelangte, welche die eigentliche Schlüsselstelle des Aufstiegs sein sollte. Ab hier war Schluss mit Gehgelände.



        Mir war klar, dass ich jetzt eine Entscheidung fällen musste. Die eingeschneite und leicht vereiste Rinne sah von unten relativ bedrohlich aus. Mir war bewusst, dass ich technisch und körperlich eigentlich problemlos hoch und auch wieder runter kommen müsste. Was mich wie auch schon vorher zurückhielt war als nicht unbedingt physischer Art sondern eher psychischen Ursprings. Ich fühlte mich unschlüssig was ich machen sollte … der knapp 15kg schwere Rucksack am Rücken wirkte auch nicht gerade bestärkend.
        Nachdem ich ein paar Meter geklettert war fühlte sich der Abschnitt gar nicht mehr so bedrohlich an und ich kletterte einfach weiter. Ehe ich es versah hatte ich die Rinne überwunden. Plötzlich merkte ich, dass ich nun das ich jetzt zum ersten Mal wirklich davon überzeugt war den Gipfel doch erreichen zu können. Die psychische Blockade war überwunden – Bergsteigen ist also mehr Kopfsache als man gemeinhin denkt.
        Während des restlichen Aufstiegs über schneebedeckte Geröllfelder und Felsen orientierte ich mich vorwiegend mit dem GPS und einzelnen sichtbaren Steinmännchen. Allein alles zu Spuren gekoppelt mit der Wegfindung war durchaus anspruchsvoll aber nicht überfordernd. Schnell unterwegs war ich zwar nicht unbedingt aber ich fühlte mich gut und sicher.
        Gegen 11:45 erreichte ich den ersehnten Gipfel bei Regen (während des Aufstiegs gab es immer mal wieder Regenpausen) und fühlte mich großartig endlich hier oben zu stehen. Damit war das deutsche Triple (Zugspitze – Hochwanner –Watzmann) endlich komplett. Aufgrund der mangelnden Aussicht, des widrigen Wetters und in Erwartung eines fordernden Abstiegs fiel die Gipfelrast nur ganz kurz aus.



        Entgegen meiner Erwartungen stellte sich da Abstieg dann als relativ angenehm heraus und ich war zügig unterwegs – beim Abstieg war der Schnee vor allem auf den Geröllfeldern von Vorteil. Für mich absolut überraschend kamen mir kurz oberhalb der schon genannten Rinne noch drei Bergsteiger entgegen welche noch zum Gipfel wollten. Bei diesem Wetter hatte ich absolut nicht damit gerechnet hier oben noch jemand anderen zu treffen. Nach ein paar Ratschlägen meinerseits zur Spur und zu Aufstieg setzte ich meinen Abstieg zum Mitterjöchl fort.



        Dort weiter unten wurde das Wetter deutlich besser, so dass ich erst mal eine kurze Mittagspause einlegte bevor es weiter Richtung Rotmoosalm ging. Meine Stiefel waren mittlerweile leider komplett durchnässt – das üblich Problem mit GoreTex an der Knickfalte des Schuhs, wobei das Fehlen von Gamaschen sicherlich auch nicht ganz unschuldig war.





        Spontan beschloss ich noch den Predigtstein als Gipfel mit zu nehmen. Dieser ist ein Aussichtsgipfel, welcher fast direkt auf dem Weg zur Rotmoosalm liegt. Schließlich wollte ich noch ein Gipfelfoto mir Aussicht. Das Wetter hatte sich inzwischen deutlich gebessert und so spitzte sogar immer mal wieder die Sonne durch – auch oben am Gipfel des Predigtstein. Am Gipfel war ich nicht allein und erfuhr so, dass für Morgen deutlich schlechteres Wetter angesagt war.



        Aufgrund dieser Aussichten und meiner nassen Schuhe war mein Entschluss schnell gefasst: Lieber heute noch ab nach Hause! Meiner Uhr sagte mir 14:00 Uhr an und nach Mittenwald zum Bahnhof waren es laut GPS fast 19km Luftlinie – keine guten Aussichten vor allem, da ich nicht sicher war ob es nach 19:00 Uhr noch eine Zugverbindung nach Hause gab. Egal, der Entschluss war gefasst.
        Somit ging es im Eiltempo an der Abstieg Richtung Hämmermoosalm und weiter nach Leutasch.





        Unglücklicherweise fuhr kein Bus mehr nach Mittenwald und laut Uhr würde ich es auf keinen Fall vor 19:30 bis zum Bahnhof schaffen. Deshalb viel die Entscheidung ab Leutasch entlang der Bundesstraße nach Mittenwald zu laufen und per Anhalter mein Glück zu versuchen.



        Ehrlich gesagt rechnete ich nicht mit Erfolg: Wer würde schon einen schlammverspritzten Typen mit großem Trekkingrucksack vom Straßenrand mitnehmen? Meine Vermutung schien sich zu bewahrheiten. Wenigstens wurde das Wetter noch besser und ich hatte während meines Marschs eine gute Aussicht auf die umliegende Bergketten und vor allem keinen Regen.



        Doch etwa 7km vor Mittenwald hatte ich Glück und wurde von einer netten Dame und Ihrer Tochter mitgenommen bis zum Bahnhof nach Mittenwald mitgenommen. So erwischte ich sogar noch eine gute Verbindung mit nur zwei Mal Umsteigen.



        Gegen 23:30 Uhr stand ich dann vor meiner Haustür. Die Kilometer des Tages merkte ich doch etwas in meinen Beinen. Jetzt war die Strapaze jedoch endgültig überstanden und ich freute mich auf eine Dusche und mein Bett.
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        Zuletzt geändert von Wafer; 28.11.2020, 23:48.

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        • Elorrr
          Dauerbesucher
          • 12.02.2013
          • 536
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          #5
          AW: [DE, AT] Höhen und Tiefen im Wettersteingebirge - September 2013

          Danke für den schönen Bericht. Solotouren sind für mich auch immer was ganz Besonderes. Und mit Hillebergzelt und Reactor machts nochmal besonders viel Spaß
          All generalizations are false, including this one.

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          • Nita
            Fuchs
            • 11.07.2008
            • 1751
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            #6
            AW: [DE, AT] Höhen und Tiefen im Wettersteingebirge - September 2013

            Tja, das mit dem Wetter geht auch anders

            Musste ehrlich gesagt ein paar Mal die Luft anhalten. Du konntest die Lage natürlich besser einschätzen, die "red flags" waren aber schon reichlich vorhanden... Erstens ist es doof eingeschneit zu werden. Je nach Schneemenge sind Lawinen nicht zu vernachlässigen, gerade auf Grashängen (=> steht das Zelt lawinensicher?). Da war die Entscheidung einen Tag abzuwarten sicher richtig. Zweitens ist das Gehen auf schneebedecktem steilem Gras nicht ohne. Solange es einen Pfad gibt, ist ja alles ok, ohne - sehr ungern, dann lieber schon Geröll. Drittens nasse, angeschneite Felsen - zwar muss man gerade etwas höher immer wieder durch, das sind aber immer 100%-Konzentration-Situationen. Alleine und bei schlechter Sicht? Ich - nicht.

            Gut aber, dass alles gut gelaufen ist und Du trotzdem etwas Spaß hattest. Schöne Fotos! Angezuckerte Berge in Sonnenlicht sind immer faszinierend!
            Reiseberichte

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            • elcom
              Gerne im Forum
              • 08.08.2013
              • 99
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE, AT] Höhen und Tiefen im Wettersteingebirge - September 2013

              Schöner Reisebericht! Besonders gefällt mir deine Regenschutzkonstruktion an der Stuiberhütte
              One says to me, "I wonder that you do not lay up money; you love to travel; you might take the cars and go to Fitchburg today and see the country." But I am wiser than that. I have learned that the swiftest traveller is he that goes afoot. ― Henry David Thoreau
              Mein Blog: http://cheeseburgerhikes.blogspot.com/

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              • Flachlandtiroler
                Freak
                Moderator
                Liebt das Forum
                • 14.03.2003
                • 30230
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [DE, AT] Höhen und Tiefen im Wettersteingebirge - September 2013

                Interessanter Reisebericht
                Zitat von antihero Beitrag anzeigen
                [...] checke dauernd die Webcam der Zugspitze: Es sind zwar viele Wolken am Himmel, aber es reist immer wieder auf mit Sonne und blauem Himmel – also deutlich besser als der Wetterbericht angesagt hatte.
                Ich würde bei der Planung für eine mehrtägige (Sommer-) Tour mehr Gewicht auf die Vorhersage legen als auf Webcams (edit: zumal wenn 'ne Front gemeldet ist -- die verpieseln sich für gewöhnlich nicht einfach...)
                Ist sicherlich durch den kleinen Wintereinbruch eine spannende Tour geworden und wie Du schriebst war es ja für Dich auch immer im grünen Bereich; aber rein methodisch und falls Du Dich mal enger an Deine Leistungsgrenze heranwagen solltest...

                Ich habe vor vielen vielen Jahren auch mal so'ne kleine Zelttour durch den Wetterstein gedreht, deren "Würze" (also jetzt das, was in der Erinnerung kleben bleibt) letzten Endes die fetten Sommergewitter waren. Aber damals gab's auch keine App mit Gewitteralarm...
                Meine Reisen (Karte)

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                • antihero
                  Erfahren
                  • 29.01.2011
                  • 116
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE, AT] Höhen und Tiefen im Wettersteingebirge - September 2013

                  Zitat von Nita Beitrag anzeigen
                  Tja, das mit dem Wetter geht auch anders

                  Musste ehrlich gesagt ein paar Mal die Luft anhalten. Du konntest die Lage natürlich besser einschätzen, die "red flags" waren aber schon reichlich vorhanden... Erstens ist es doof eingeschneit zu werden. Je nach Schneemenge sind Lawinen nicht zu vernachlässigen, gerade auf Grashängen (=> steht das Zelt lawinensicher?). Da war die Entscheidung einen Tag abzuwarten sicher richtig. Zweitens ist das Gehen auf schneebedecktem steilem Gras nicht ohne. Solange es einen Pfad gibt, ist ja alles ok, ohne - sehr ungern, dann lieber schon Geröll. Drittens nasse, angeschneite Felsen - zwar muss man gerade etwas höher immer wieder durch, das sind aber immer 100%-Konzentration-Situationen. Alleine und bei schlechter Sicht? Ich - nicht.

                  Gut aber, dass alles gut gelaufen ist und Du trotzdem etwas Spaß hattest. Schöne Fotos! Angezuckerte Berge in Sonnenlicht sind immer faszinierend!
                  Für Lawinengefahr war der Schneefall zu wenig und das Zelt stand auch an einem relativ sicheren Punkt. Abzuwarten war auf jeden Fall die richtige Entscheidung.
                  Mit den schneebedeckten Grashängen gebe ich dir recht. Das Gelände war jedoch nicht so steil und auch nicht ausgesetzt (es ging auf einem relativ breiten Rücken nach oben). Meist war auch die Schneeschicht dick genug um nicht bis zum rutschigen Gras durchzukommen.

                  Am Beginn der "Kletterpassage" habe ich mir auch reichlich Zeit zum abwägen genommen da die Entscheidung natürlich nicht so trivial war.

                  Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                  Interessanter Reisebericht

                  Ich würde bei der Planung für eine mehrtägige (Sommer-) Tour mehr Gewicht auf die Vorhersage legen als auf Webcams (edit: zumal wenn 'ne Front gemeldet ist -- die verpieseln sich für gewöhnlich nicht einfach...)
                  Mir war der Wetterbericht (leichter Schneefall bis 1800) natürlich bekannt und hatte deswegen auch die entsprechende Ausrüstung mitgenommen. Positiv war ich eben von den Webcams überrascht, da ich eigentlich schon mit schlechterem Wetter gerechnet hatte.

                  Zitat von Flachlandtiroler Beitrag anzeigen
                  Ist sicherlich durch den kleinen Wintereinbruch eine spannende Tour geworden und wie Du schriebst war es ja für Dich auch immer im grünen Bereich; aber rein methodisch und falls Du Dich mal enger an Deine Leistungsgrenze heranwagen solltest...
                  Wenn es enger an die Leistungsgrenze geht bin ich eigentlich nicht alleine unterwegs, aber ich weis was du meinst

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                  • virtanen
                    Gerne im Forum
                    • 18.10.2011
                    • 87
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE, AT] Höhen und Tiefen im Wettersteingebirge - September 2013

                    Oh mann, heftig! Ich war zur gleichen Zeit in Italien und Frankreich unterwegs, größtenteils auf der GTA und hatte fast nur bestes Wetter (einer von acht Tagen mies, da hatte es so auf 2500/3000m etwas Schnee)... Der Wintereinbruch ist doch recht früh dieses Jahr...

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