[DE] Die allererste Tour

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Kaesehobler
    Fuchs
    • 16.02.2013
    • 1202
    • Privat

    • Meine Reisen

    [DE] Die allererste Tour

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende


    Die erste Tour

    Ich möchte hier mal von der ersten, größeren Wandertour erzählen, die ich mit zwei guten Freunden durchs hessische Mittelgebirge unternommen habe. Zunächst muss ich die Leute enttäuschen, die einen komplett selbstkritischen Bericht erwarten. Natürlich werde ich auf Fehler eingehen, aber die halten sich wirklich in Grenzen. Das lag am relativ einfachen Schwierigkeitsgrad, am guten Wetter und an der ausreichenden Vorbereitung.
    Natürlich hat sich dieser Wochenend-Trip wirklich tief in mein Gedächtnis eingebrannt, da er einen ersten Hauch von Abenteuer hatte. Für uns drei war es wirklich etwas Besonderes.

    Los ging es an einem Ferien-Freitag. Wir hatten gut gefrühstückt und trafen uns vor meinem Haus. Da ich praktisch schon in der Rhön wohne und wir ohne große Anreise starten wollten, ging es direkt von dort los. Dabei hatten wir alles mögliche, über Zelt (extrem schwer), Isomatten, Schlafsack, bis hin zu Nudeln und Dosenravioli (auch extrem schwer, hat aber noch eine wichtige Rolle eingenommen). Das Einzige, was wir nicht hatten war ein richtiger Kocher. Viele werden sich bestimmt denken, dass diese naiven Kinder bestimmt ein Osterfeuer im Wald entzünden, um Nudeln zu kochen, aber dem wird nicht so sein. Die ersten Kilometer gingen ganz gut, da ich mich noch dank Fahrradfahren und Hund-Gehen ganz gut auskannte.

    Das Wetter war wirklich prima: Es war sonnig, aber nicht allzu warm. Während zwei von uns angenehm zu tragende und neue Rucksäcke dabei hatten, führte der Dritte im Bunde (Wortspiel ) einen alten Bundeswehr-Rucksack (wirklich alt; mit Stahlrückenträgern und einfachstem Hüftgurt) mit sich. Laut seiner Heimwaage drückte sich das Gestänge mit fast 20 Kilo auf die Hüften. Da er aber sehr sportlich ist, fiel das zunächst nicht so auf.

    Wir liefen also durch herrliche Auen und Wälder, machten eine erste Pause mit schweizer "Schokri". Zwischendurch hatten wir uns, (meiner Meinung nach) wegen der schlechten Karte verlaufen. Das war aber kein Problem, da man in der Rhön schnell wieder auf Zivilisation trifft. Außerdem liefen wir durch einen wunderschönen Waldpfad, auf dem es herrlich nach Thymian und Holz duftete. Jedenfalls schienen uns die Wanderwege danach zu langweilen und wir beschlossen abzukürzen. Also bei der nächsten Gelegenheit links auf den Berg. Hier merkten wir das erste Mal, wie alpin die Rhön sein kann: Es ging sehr lange, sehr steil bergauf. Der Kampfrucksack machte sich auch erstmalig bemerkbar. Zwischendurch gabs aber kleine Pausen mit wilden Brombeeren.


    Querfeldein, mit wilden Brombeeren...


    Querfeldein, die Zweite...

    In der Nähe der "großen Nalle" machten wir aber eine wirklich schöne Entdeckung: Mitten im Wald auf einem Berg stand ein kleines Fachwerkhäusschen mit gegenüberliegender Scheune. Ein Hund rannte bellend auf uns zu, wir nahmen reflexartig unsere (Holz-)Wanderstöcke wie Steinzeitmenschen in Kampfstellung, also mit der Spitze nach vorne. Ein Mann, der in Latzhose und Flanell-Hemd gerade Holz hackte, rief den Hund zurück. Wir liefen also, erstaunt durch diesen ungewohnten Anblick, durch eine Herde Gänse, die sich gerade auf den Weg in den, vor Gemüse und Blumen bunten Vorgarten machte. Außerdem roch es wirklich gut nach frisch geschlagenem Holz. Ich bedauer es sehr, dass ich kein Foto gemacht habe und werde das garantiert noch nachholen.


    Ausblick von der großen Nalle zur Wasserkuppe

    Irgendwann gingen dann auch die Wasservorräte zu neige, auf der (schlechten) Karte waren Brunnen eingezeichnet, die schlichtweg nicht existierten. Wir hatten zwar nicht allzu wenig Wasservorräte eingepackt, waren aber trotzdem froh, zurück in der Zivilisation, in einem kleinen Supermarkt Mineralwasser in überdimensional großen Wasserflaschen zu kaufen.
    Unser Ziel war im Übrigen ein kleiner Camping-Platz. Wir schleppten uns also noch die restlichen Kilometer. Zwischendurch und auch im Supermarkt trafen wir immer wieder Leute, die uns seltsam anschauten (etwa so ähnlich: ). Bis eine Seniorin mal aussprach, was Viele wahrscheinlich dachten: "Das ist aber ungewöhnlich, dass so junge Leute wandern gehen."

    Auf dem Camping-Platz angekommen, zahlten wir ein stolzes Sümmchen für unseren Zeltplatz. Wir hatten außerdem gehofft, wenigstens eine kleine Feuerstelle zu finden. Dies sei aber wegen dem Titel "Biosphärenreservat" leider nicht möglich. Dazu muss man noch sagen, dass der Camping-Platz mitten in einem Dorf liegt. Wir haben dann also, hochmotiviert, das nächste mal wild zu zelten ( Scheeerz ), unser Zelt aufgeschlagen. Leider mitten in einem Nest roter Ameisen. Der Abend wurde also, vorallem an den Beinen, schmerzhaft. Die zwei Dosen Ravioli wurden in einem Topf der österreichischen Armee mithilfe eines Esbit Notkochers warm gemacht.



    Dann zauberte der Weinkenner unter uns plötzlich eine Flasche Wein hervor, die er im nahen Supermarkt erstanden hatte. Auf dem Etikett war "Ein stilvoller Begleiter für gutes Essen" vermerkt. Bei dem Preis und aus Emaille-Tassen getrunken, dazu Dosenravioli, schwer nachzuvollziehen .



    Jedenfalls ließen wir den ersten Abend dann beim Sonneruntergang und auf einer Wiesenterasse ausklingen. Leider ohne Lagerfeuer . Trotzdem waren wir glücklich über unsere Leistung und waren hochmotiviert, die Wasserkuppe am nächsten Tag zu "stürmen".

    (Für den zweiten Tag brauche ich aber erstmal eine kleine Schaffenspause )
    Zuletzt geändert von Kaesehobler; 23.04.2013, 08:02.

  • Atze1407
    Fuchs
    • 02.07.2009
    • 2425
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Die allererste Tour

    Nur zu, jeder Reisebericht ist hier gern gesehen.

    Danke.

    LG
    Atze
    Wenn du den Charakter eines Menschen kennenlernen willst, gib ihm Macht.
    Abraham Lincoln

    Kommentar


    • Benzodiazepin
      Fuchs
      • 12.03.2012
      • 1322
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: Die allererste Tour

      unterhaltsam geschrieben, danke!
      experience is simply the name we give to our mistakes

      meine reiseberichte

      Kommentar


      • pittysun
        Anfänger im Forum
        • 16.04.2013
        • 22
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: Die allererste Tour

        Hallo,

        vielen Dank, für den wunderschön geschriebenen Bericht!
        Gerne mehr

        LG
        Pittysun

        Kommentar


        • Sabine38

          Lebt im Forum
          • 07.06.2010
          • 5368
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: Die allererste Tour

          Na wenn bei der ersten Tour alles oder zumindest das Meiste gut läuft braucht man ja auch nicht nur um besonders reflektiert zu wirken rummeckern. Sich auch selbstkritisch betrachten zu können ist wichtig, aber das sollte m.E. nicht zum Selbstzweck werden.

          Was ich aber nicht verstehe: Warum schleppt ihr ewig schwere Dosenravioli mit wenn ihr eh in einem Dorf mit Supermarkt übernachtet? Das würde ich an eurer Stelle beim nächsten Mal anders machen...

          Ansonsten gebe ich Atze recht: Jede* Art von Bericht ist hier gerne gesehen.

          OT: *Naja "jede" ist so natürlich nicht ganz korrekt, aber im Sinne von auf jedem Niveau, in jeder Gegend (in der man sich legal aufhalten darf), ob Tageswanderung oder Mehrwochentrek...
          Uuuups... ;-)

          Kommentar


          • Kaesehobler
            Fuchs
            • 16.02.2013
            • 1202
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: Die allererste Tour

            Zitat von Sabine38 Beitrag anzeigen
            Was ich aber nicht verstehe: Warum schleppt ihr ewig schwere Dosenravioli mit wenn ihr eh in einem Dorf mit Supermarkt übernachtet? Das würde ich an eurer Stelle beim nächsten Mal anders machen... [/OT]
            Also eigentlich wollten wir ja autark bleiben. Wenigstens das Gefühl von Trekking haben. Das ging, wie man sieht und liest, nicht ganz

            Weils so schön war, schreib ich aber erstmal vom zweiten Tag. Es ist echt blöd, wenn man von seinem Zimmer aus die Berge sieht. Man bekommt immer Lust, einfach mal loszuwandern ...

            Kommentar


            • Sarekmaniac
              Freak

              Liebt das Forum
              • 19.11.2008
              • 10958
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: Die allererste Tour

              Zitat von Kaesehobler Beitrag anzeigen
              Also eigentlich wollten wir ja autark bleiben. Wenigstens das Gefühl von Trekking haben. Das ging, wie man sieht und liest, nicht ganz
              Also ich finde, das "Gefühl von Trekking" kommt ganz gut durch. Regen hat gefehlt, aber vielleicht das nächste Mal.

              Es ist echt blöd, wenn man von seinem Zimmer aus die Berge sieht. Man bekommt immer Lust, einfach mal loszuwandern
              Und ein voller Erfolg war es auch.
              Eshche odin zhitel' Ekaterinburga zabralsja na stolb, chtoby dokazat' odnoklassnice svoju bespoleznost'.
              (@neural_meduza)

              Kommentar


              • Torres
                Freak

                Liebt das Forum
                • 16.08.2008
                • 30675
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: Die allererste Tour

                Wenn ich das so lese, werde ich ganz wehmütig. Vielleicht sollte man mal wieder von vorne anfangen. Die Dose Ravioli kommt mir verdammt bekannt vor Lass Dich also nicht von Leuten verunsichern, die darin einen logischen Bruch sehen

                Bin schon gespannt, wie es weiter geht.
                Oha.
                (Norddeutsche Panikattacke)

                Kommentar


                • Kaesehobler
                  Fuchs
                  • 16.02.2013
                  • 1202
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: Die allererste Tour

                  Zweiter Tag

                  Der zweite Tag fing wirklich gut an (keine Ironie ). Wir sind alle zur fast selben Zeit aufgewacht und während sich der Eine schon mal zum Waschraum begab, der Andere das restliche Geschirr am Wasserhahn von Essenresten befreite (was die Ameisen davon übrig ließen) und die Ravioli-Dose für ihren späteren Zweck vorbereitete, stellte ich den Espressokocher auf den kleinen Trockenbrennstoff-Kocher. Wir waren drei Leute, der Espresso war (erschreckend) schnell gekocht und der Espressokocher war so groß, dass jeder bestimmt über 4 Espressotassen hatte . Der peruanische (oder bolivianisch?) Wild-Espresso sorgte dann auch dafür, dass man eigentlich nichts Festes mehr frühstücken musste.



                  Danach wurde dann alles zusammengepackt, noch mal einen Blick auf die Karte geworfen und bei nur leichter Bewölkung und (wieder) angenehmen Temperaturen in Richtung der Zwischenetappe „Rotes Moor“ gelaufen. Nachdem wir dann aber auf der Karte feststellten, dass wir viel zuviel Hauptstraße laufen müssten und irgendwie vom ganzen „Querfeldein“ so begeistert waren, beschlossen wir ,anhand der Karte, mal wieder quer über eine Wiese zu laufen. So würden wir dann bestimmt 2 Kilometer auf Asphalt sparen.

                  Was wir nicht wussten: Die Wiese war eine abfällige, doppelt bezäunte Kuhwiese (mit Stacheldraht und Strom). Mit Geschick, Müh und Not den oberen Zaun überwunden, an ein paar Kühen vorbei die 30% Gefälle bergab gestolpert um dann wieder über Strom und Stacheldraht zu klettern, nur dass diesmal direkt hinter dem Zaun ein Graben lag. Jedes Bataillon hätte uns nach dem Durchqueren dieses Hindernisparcours sicher mit Handkuss genommen. Jedenfalls, immer um „den Nachwuchs“ im Schritt wegen des Stroms besorgt , schafften wir es auf die Straße. Dann ging es aber idyllisch weiter und im nächsten Dorf gab’s erstmal eine gute Brotzeit mit lecker Käse, Bauernwurst und Brot aus dem Rucksack.

                  Das war auch bitter nötig, denn die „Kaskadenschlucht“ ist mit schwerem Gepäck sehr fordernd. Auch wenn es jetzt hier nach Regen aussah (der aber ausblieb) und nachdem wir uns am plätschernden Bach sattgesehen haben, erreichten wir das Infohaus am Roten Moor. Da wir aber so geschlaucht vom Aufstieg waren, konnten wir die Naturvielfalt links und rechts des Bohlenwegs nicht wirklich genießen. Am Turm ließen wir dann aber die Rucksäcke fallen und starteten eine erneute Brotzeit. Außerdem machten wir uns Gedanken, wo wir das Mittagessen einnehmen könnten. Nach der Pause ging es dann schnurstracks in Richtung Nudeln mit Pesto aus dem Glas (schon wieder eine Gewichtssünde).



                  Die zum Hobo-Ofen umgebaute Ravioli-Dose wurde auf einen großen Stein gestellt und angeheizt. Da aber nach einer Viertelstunde das Wasser im Topf immer noch nicht Anstalten machte, zu sprudeln, haben wir die Nudeln einfach dazugegeben.



                  Nun taten sich zwei kleine Probleme:
                  Das Wasser wollte einfach nicht wirklich heiß werden. Irgendwann, es waren gefühlte anderthalb Stunden, stiegen die ersten Blässchen hoch. Außerdem hatten wir Salz vergessen. Die Stärke löste sich schon aus den Nudeln und wir beschlossen, wenigstens Zucker dazuzugeben. Das Produkt waren süße Nudeln mit Pesto. Wobei viele Nudeln, die beim Abschütten daneben gefallen waren, zusammen mit dem Moos wieder in den Topf geworfen wurden. Deswegen war das wahrscheinlich kein reines Pesto mehr, wie es ursprünglich mal im Glas war .



                  Mit fortgeschrittener Zeit brachen wir dann auf, es war nicht mehr weit bis zum höchsten Punkt Hessens. Oben angekommen, erstmal den langverwahrten „Gipfelschnaps“. Am Fliegerdenkmal dann noch schnell ein Gruppenbild. "Schnell" deswegen, weil die Sonne bereits relativ tief stand und wir uns nicht so gut auskannten, dass wir den Weg auch im Dunkeln finden würden.



                  Weiter ging’s. Für das Kristalle-suchen blieb aber noch Zeit: Rund um die Wasserkuppe gibt es den sogenannten Augit. Glänzt schön, muss auch nicht zu wenig wert sein, ist aber schnell mit gewöhnlichem Schiefer zu verwechseln.

                  Gegen halb neun kamen wir an der DAV-Hütte an, genossen das gute Kreuzbergbier (sollte jeder mal probiert haben, der sich was aus Bier macht ) mit Holzfällersteak. Mitternachts ging’s dann ins (noch leere) Bettenlager. Die Polizei ließ es sich an dem Abend bei einem Ausflug auch „gut gehen“ und sorgte für eine sehr unruhige, erlebnisreiche Nacht.


                  Kreuzbergbier mit Steak

                  Einen kleinen Teil vom dritten Tag gibt es natürlich auch noch irgendwann

                  Kommentar


                  • Rattus
                    Lebt im Forum
                    • 15.09.2011
                    • 5177
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: Die allererste Tour

                    Schön schön geschrieben Von süßen Nudeln mit Pesto kann man nur träumen
                    Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

                    Kommentar


                    • Windflüsterer
                      Dauerbesucher
                      • 01.06.2007
                      • 629
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: Die allererste Tour

                      Achjaaaa (seufz), ich würd auch gern nochmal "von vorne" beginnen und DIE ERSTE TOUR laufen.
                      Um das Abenteuergefühl (von dem du zu Anfang gesprochen hast) beneide ich dich wirklich.

                      DAS SOLLTET IHR UNBEDINGT GENIEßEN.

                      Nicht das mir Touren jetzt keinen Spaß mehr machen... ganz im Gegenteil... aber man ist doch irgendwie
                      "gefasster" wenns los geht.

                      Auf jedenfall ein schöner Bericht... mehr davon bitte :-)
                      Willst du wissen wie der Charakter eines Menschen ist ? - Dann gib Ihm Macht

                      Kommentar

                      Lädt...
                      X