[CH] Sommerwandern in der Schweiz – 2012

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    [CH] Sommerwandern in der Schweiz – 2012

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Willkommen, werter Leser!
    Das hier wird kein Bericht über eine einzelne Wanderung, sondern ich packe ein paar verschiedene, die ich diesen Sommer unternommen habe, mit hinein. Aber schliesslich gibts in der Schweiz viele schöne Ecken, und nur mit der „Hauptwanderung“ wäre er dann doch etwas kurz


    Schäfler

    So richtig begonnen hat der Wandersommer an Fronleichnam. Wieder mal eine Tagestour in den Alpstein, genauer gesagt auf den Schäfler, denn da oben war ich aus unerfindlichen Gründen noch nie. Das Wetter war erst noch etwa grau, aber es versprach, besser zu werden. Zuerst gabs aber noch einen Zwischenhalt in Appenzell, denn wir wollten uns die Fronleichnamsprozession anschauen. Dabei putzen sich die Männer und Frauen mit ihren Trachten heraus und es gibt einen Umzug durch die Stadt zur Kirche. Wir waren natürlich nicht die einzigen, aber wir fanden dann doch noch ein gutes Schauplätzchen.



    Doch dann ging es weiter nach Wasserauen und ganz bequem mit der Bahn nach oben. Zuerst geht es relativ flach zur Chlus, dann wird der Aufstieg steiler. Bis wir oben auf dem Gipfel sind, scheint die Sonne mit voller Kraft und die Aussicht über das Appenzellerland und noch weiter ist toll.


    Altenalptürm


    Wir sind nicht da lang

    Während wir picknicken, kommt ein Pärchen an, beides Trailrunner, die hochgejoggt sind. Ich bin froh, dass ich mir das nicht antun muss, aber die beiden sehen recht zufrieden aus. Nach einem Kaffee auf der Terrasse der Hütte gehts wieder runter, diesmal aber ab der Chlus aber unter den Felsen entlang. Wir beobachten ein paar Kletterer, die dort rumkraxeln und kommen zum Gasthaus Äscher. Wir überlegen kurz, ob wir über die Wildkirchlihöhlen wieder zur Bahn sollen, entscheiden uns dann aber, runter Richtung Seealpsee und dann zum Auto zurückzuwandern.


    Seealpsee

    Das Strässchen runter nach Wasserauen ist zwar einfach zu gehen, aber steil ist es immer noch. Als Kind habe ich immer rumgespielt und probiert, wie man dort am bequemsten läuft – rückwärts war nur eine von vielen Optionen Als wir am Ziel sind, ist es im Talboden schon recht dunkel und ich freue mich darauf, die Füsse zu Hause hochlegen zu können. Aber eigentlich würde ich am liebsten gleich wieder losziehen, der Alpstein gehört halt doch zu meinen Lieblingsgegenden!


    Val Lumnezia

    In diesen Sommerferien wollte ich endlich mal Tourist im eigenen Land spielen, und zwar wandernderweise. Lange habe ich allerdings abgewägt, ob ich nicht doch lieber wieder nach Norwegen will, aber am Ende gewann doch die Schweiz.
    Wegen des Wetters zwar 2 Tage später als geplant, aber frisch und munter nehme ich Anfang Juli den Zug nach Ilanz. Es soll mehr oder weniger dem Alpenpässeweg entlang gehen. Das Wetter ist endlich gut, meine Stimmung steigt, als der Zug durch die Rheinschlucht fährt, und ich komme bald in Ilanz an. Erst mal den Rucksack wanderpassend machen und los geht es durch ein Stadttor hinaus und schon den ersten Anstieg hoch. Es ist heiss und stickig im Wald, aber wenigstens schattig. Nach einer Stunde und nicht sehr viel Kilometern mache ich Pause an einem Picknickplatz. Ein schönes Plätzchen, mit 400-jährigem Baum und angeketteten Wippen für die Kinder. Zum Übernachten wärs auch nicht schlecht, nur etwas nah an der Stadt.


    Ilanz


    Surselva

    Nach Luven geht es ein Stück auf der Strasse weiter, bei diesen Temperaturen nicht wirklich angenehm. Doch dafür entschädigt der weitere Weg zwischen Puoza Valla und Scansins. Im Wald ein paar Rinder, die schläfrig rumstehen, und jede Menge Blumen. Überhaupt riecht es unterwegs immer wieder betörend. Leider geht es dann wieder der Strasse entlang, es beginnt auch noch leicht zu tröpfeln. Morissen erstrahlt aber wieder im Sonnenschein. Die dunklen Holzhäuser sind alle mit kleinen Mustern bunt bemalt. Fotos mache ich aber leider keine, mein Hirn ist wohl überhitzt. Ich beschliesse, den Weg über Vella weiterzugehen. Plötzlich komme ich an einem Briefkasten mit dem Namen Blumenthal vorbei. Ach ja, stimmt, ein ehemaliger Mister Schweiz stammt doch von hier. Was man nicht alles so entdeckt!


    Puoza Valla

    Gegen 18 Uhr komme ich in Davos Munts an, einem kleinen Campingplatz mit Badesee oberhalb von Vattiz. Ich bin der einzige Gast und das Pächterpaar packt gerade zusammen, um nach Hause zu gehen. Ist halt noch nicht ganz Hochsaison. Ich zahle und spendiere mir ein Bier, dann sind die beiden weg und ich habe den ganzen Platz für mich alleine. Abgesehen von ein paar Kuhglocken, die mich die ganze Nacht begleiten, ist es still hier. Ich steige bis zur Hüfte in den Badesee, zu mehr lockt mich die Temperatur aber nicht. Gerade als ich mich an einem Holztisch zum Kochen einrichte, kommt der Regen. Und zwar richtig. Ich verziehe mich unter das riesige Sonnenschirmzelt vorne beim Kiosk und hoffe, dass es bald vorbeigeht.


    Davos Munts





    Am nächsten Morgen wache ich noch rechtzeitig auf, um einen herrlichen Sonnenaufgang zu sehen. Ich habe beschlossen, den heutigen Weg abzukürzen und das Postauto bis zur Endhaltestelle Vrin zu nehmen. Als ich einsteige, sind schon einige andere Wanderer drin. In Vrin wurde einiges getan, um dem Problem der Abwanderung entgegenzuwirken und 1998 bekam das Dorf den Wakkerpreis. Ich habe aber keine Zeit für Sightseeing und bereite mich mental auf eine gutes Stück Strassenwandern vor. Aus irgendeinem Grund komme ich gar nicht auf die Idee zu fragen, warum die ganzen Wanderer hier noch rumstehen und nicht loslaufen. Als ich 10 Minuten die Strasse weiter bin, überholt mich ein Minipostauto und ich fluche. Ich hätte mir ja denken können, dass es hier ein Bestellposti gibt. Egal, jetzt ist es zu spät und Autostopp ist ja auch eine Möglichkeit. Der Weg zieht sich, es kommt kein Auto vorbei. Das Val Lumnezia ist ja das Tal des Lichts, aber muss die Sonne deswegen so gnadenlos sein? Auf halber Strecke habe ich Glück und ein Wagen hält an. So bin ich schnell in Puzzatsch, wo es endlich richtig in die Berge geht. Es geht in Richtung Greinaebene und ich möchte beim Pass Diesrut zelten oder vielleicht auch gleich bis zur Terrihütte gehen.


    Sogn Giusep


    Blick zurück

    Zuerst geht es gemächlich hinauf, die Murmeltiere pfeifen und die Landschaft gefällt mir immer besser. Doch dann werde ich immer langsamer und vor mir sehe ich dunkle Wolken. Mein Handy sagt mir, der Wetterbericht für die kommenden Tage ist nicht gerade glorios. Meine Motivation sinkt auf den Nullpunkt. Ich mache eine längere Pause und komme zur Überzeugung, dass ich gar nicht hier hoch will. Hätte ich doch nach Norwegen reisen sollen? Oder wäre mir dort das Gleiche passiert?
    Ich befrage den Fahrplan, ob ich heute überhaupt noch hier wegkomme, und es gibt tatsächlich ein Postauto, falls es denn jemand bestellt hat. Mein Entschluss ist gefasst, ich steige den Weg wieder ab und kehre nach Puzzatsch zurück. Ich habe Glück, einige Wanderer warten auf den Bus und ich warte mit ihnen. Spät abends bin ich wieder zu Hause. Und jetzt?


    Fortsetzung folgt

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    #2
    AW: [CH] Sommerwandern in der Schweiz – 2012

    Tessin

    Als ich wieder zu Hause bin, gehts erneut ans Planen. Einen Fixpunkt habe ich - meine Mutter wollte mich von Olivone bis Airolo 2 Tage lang begleiten. Ich kann ihr ja schlecht ihren Kurzurlaub absagen, also richten wir uns als Alternative im Hotel in Brissago ein. Als wir gen Süden über den Gotthard fahren, ist der Nebel so dick, dass wir knapp das Ende der Motorhaube sehen. Das kann ja heiter werden! Wir wollen nämlich von Piotta mit der Standseilbahn zum Ritomsee und dort wandern.


    Noch unter dem Nebel

    Aber weiter unten klart es etwas auf und das erste Stück um den See ist auch noch trocken. Es geht durch den Wald und überall blühen Alpenrosen. Die Stimmung ist leicht geheimnisvoll. Doch unser Glück hält nicht an und der Regen wird immer stärker. Für die Mittagspause versuchen wir mehr schlecht als recht, unter einem Felsvorsprung dem Regen zu entkommen. Lange bleiben wir nicht und es geht weiter ein Stück den Hang hoch. Hier wachsen Thymian und andere Kräuter, aber in der Nässe riecht man leider nichts davon. Es ist trotz des Regens schön, aber dennoch sind wir froh, dass wir uns in der Alpwirtschaft einen Kaffee und eine Torta di pane genehmigen können. Viel los ist an diesem Tag nicht wirklich. Der Rest des Weges verläuft der Strasse um den See entlang, vorbei an Kühen und Ställen und einem Senn. Bald sind wir wieder an der Bergstation der Bahn. Wir müssen noch etwa 30 Minuten warten, bis sie kommt, und leider gibts keinen offenen Warteraum. Bei der Fahrt nach unten muss ich die ganze Zeit Druckausgleich machen, weil es so steil hinuntergeht.


    Ritomsee



    Die Fahrt durch die Leventina machen wir nicht auf der Autobahn, sondern auf der Landstrasse, und zum ersten Mal wird mir bewusst, wie tief und steil das Tal doch eigentlich ist. Die vielen vom Regen angeschwollenen Wasserfälle tun ihr Übriges.


    Brissago

    Nach einem anderweitig outdoorigen Tag auf dem Markt von Cannobio fahren wir am übernächsten Tag ins Verzascatal hinauf bis nach Sonogno. Wer je „Die schwarzen Brüder“ gelesen hat – das ist das Heimatdorf der Hauptfigur. Heute ist das Dorf herausgeputzt und als Ferienort beliebt, aber man kann sich dennoch vorstellen, dass früher das Leben hier kein Zuckerschlecken war.


    Sonogno



    Wir folgen dem Wanderweg am Fluss entlang und geniessen das schöne Wetter. Hier oben hat die Verzasca noch nicht ihre typischen Felsen und Farben, sondern sieht aus wie ein ganz normaler Fluss. Zwischendurch kommt man an alten verfallenen Alphütten und Höfen vorbei, die noch nicht zu Ferienrusticos ausgebaut sind. Schön, dass es das auch noch gibt. Langsam wird der Weg steiniger, zwischendurch geht er zwischen riesigen Felsblöcken hindurch. Es ist grün und feucht und irgendwie so, wie ich mir früher den Wald bei Ronja Räubertochter vorgestellt habe.









    Hinter Brione stossen wir in den Bäumen auf den Künstlerweg – verschiedene Künstler haben hier im Wald, zwischen den Steinen, mitten in der Natur Kunstwerke errichtet oder hingemalt. Einige Ideen sind ganz witzig und gelungen. Bei Motta, bevor es über die Brücke geht, kneippen wir noch etwas im kalten Wasser und genehmigen uns im Café dann ein Eis. Für heute haben wir genug und steigen ins Postauto nach Sonogno, um das Auto wieder zu holen. Auf dem Rückweg halten wir in Lavertezzo, essen was Feines im Grotto und spazieren noch zur Römerbrücke und geniessen es, dass die grossen Massen inzwischen verschwunden sind. Eine Fotogruppe nützt das Abendlicht für ihre Bilder und ein paar Leute schwimmen noch in der Verzasca. Die Stimmung ist schön.








    Lavertezzo

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    • drhyme
      Anfänger im Forum
      • 15.05.2011
      • 13
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      #3
      AW: [CH] Sommerwandern in der Schweiz – 2012

      Schöne Bilder die wieder lust auf Sommer machen!

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      • blauloke

        Lebt im Forum
        • 22.08.2008
        • 8354
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        #4
        AW: [CH] Sommerwandern in der Schweiz – 2012

        Da kommen Erinnerungen hoch an meinen Urlaub am Lago Maggiore. Da war ich dann auch mal zu einem Ausflug im Verzascatal und in Sonogno. Die Staumauer ist schon beeindruckend.
        Freue mich auf weitere Wanderungen von dir.
        Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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        • teuchter
          Gerne im Forum
          • 06.01.2012
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          #5
          AW: [CH] Sommerwandern in der Schweiz – 2012

          Danke euch beiden, und schön, dass es gefällt.
          @blauloke, Staumauern hab ich diesen Sommer einige gesehen und, ja, eindrücklich sind sie alle.
          Es gibt dann irgendwann noch mehr, aber vor dem Wochenende komm ich glaubs nicht mehr zum Schreiben.

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          • teuchter
            Gerne im Forum
            • 06.01.2012
            • 55
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            • Meine Reisen

            #6
            AW: [CH] Sommerwandern in der Schweiz – 2012

            Basodino und Cristallina

            Für meine zweite Ferienwoche habe ich mich inzwischen für eine geführte fünftägige Wanderung im Basodino-Cristallina-Gebiet angemeldet. Dort wäre ich sowieso auch durchgekommen, wenn ich noch weiter alleine unterwegs wäre, also passt das doch gut. Allerdings wird jetzt halt in Hütten und Hotels übernachtet. So ein kleiner Rucksack hat aber natürlich auch seine Vorteile!


            Nufenen



            Startpunkt ist bei schönstem Wetter auf Nufenenpass. Wir sind eine kunterbunt gemischte Gruppe von 8 Personen. Nach einem stärkenden Kaffee und einem Blick auf die – verkehrt montierten – Panoramatafeln gehts los in Richtung Griessee. Erst kraxeln wir etwas quer über die Wiese runter, doch dann geht es erst mal ein Stück der Strasse entlang. An einigen Stellen liegen noch dicke Schneefelder.




            Auf die Grösse kommts an ...

            Jetzt geht es zum ersten Mal richtig aufwärts und ich merke, dass seit meinem wohl zu kargen Frühstück schon einige Zeit vergangen ist, denn mir wird kurz etwas flau. Aber schon sind wir beim Stausee oben und haben Blick auf den Gletscher dahinter. Nach einer kurzen Pause gehen wir ein Stück über die alte Gletschermoräne und wir bekommen von unserem Guide noch einen kleinen Exkurs über Gletscherentstehungen und darüber, aus welchem Kraut, das hier wächst, sich guter Schnaps brennen lässt


            Griesgletscher




            Griessee



            Wir zweigen nach Osten ins Val Corno ab, Ziel des heutigen Tages ist die Capanna Corno-Gries, eine SAC-Hütte mit nicht ganz alltäglicher Architektur. Wir stapfen über noch ziemlich grosse Schneefelder und erspähen dabei auch unser erstes Murmeltier. Natürlich wollen es alle fotografieren, aber leider ist es etwas weit weg und ziemlich flink. Macht nichts, am Abend sehen wir vom Fenster noch mal eins – und zwar schon fast in Greifnähe. Die Umgebung ist wunderschön, wenn auch etwas gar schwarz-weiss. Aber mit dem blauen Himmel gibts nichts zu beklagen – ausser dass sich bei einem unserer Mitwanderer die Schuhsohlen verabschieden. Auweia! Vorerst wird mal notdürftig geflickt, aber lange wird es nicht halten.


            Val Corno





            Es geht weiter über Geröll und Schnee, doch dann wird es langsam wieder grüner unter unseren Füssen und auch die ersten Blumen tauchen wieder auf. Hier treffen wir auch auf die ersten Wanderer aus der Gegenrichtung und als wir zu den Bergen im Norden schauen, sehen wir, wie sich das schlechte Wetter der Alpennordseite an den Gipfeln staut … ätsch!




            Cornohütte

            Wir sehen schon bald die Hütte ein Stück weiter unten und am späten Nachmittag beziehen wir unser Zimmer und machen es uns gemütlich. Es gibt feine Älplermaggronen und nicht allzu spät verziehen wir uns in unsere Kojen.


            Val Bedretto

            Am nächsten Morgen ist das Wetter noch strahlender und wir ziehen weiter zum Passo San Giacomo. Nur unser Sohlenloser bekommt eine Mitfahrgelegenheit bis Airolo, von wo er nach Locarno fährt, sich neue Schuhe besorgt und dann am Abend mit der Seilbahn von Süden her zum unserem Tagesziel gelangt. Der Passo San Giacomo ist eine herrlich weite Ebene und sehr grün. Unberührt ist die Landschaft allerdings überhaupt nicht.


            Jedem Land sein eigenes Schild


            Val Toggia

            Auf der italienischen Seite liegt ein Stausee und entsprechend stehen auch überall Strommasten. Aber als störend empfinde ich sie nicht wirklich. Von Italien her gibt es sogar eine Strasse rauf, die bei Mountainbikern scheints sehr beliebt ist. Und wenn es nach Mussolini (oder noch vor ihm?) gegangen wäre, würde die Strasse noch auf Schweizer Seite weitergehen. Damals wollte man eine Verbindung bauen, aber den Schweizern war dann letztes Endes doch nicht so wohl dabei.

            Ausweise werden hier keine kontrolliert und so schmuggeln wir uns über die Grenze und weiter zu den Laghi Boden, zwei kleineren Seen oberhalb des Stausees. Dort stärken wir uns mit einer Mittagspause, bevor es dann recht steil über Blockfelder und Geröll zum Übergang zurück in die Schweiz geht, zur Bocchetta del Val Maggia.




            Laghi Boden




            Weg zur Bocchetta del Val Maggia



            Auf dem Weg zum Lago dei Matörgn sehen wir rechts von uns den Basodinogletscher, geradeaus die Bergspitzen des restlichen Tessins und links von uns einen Steinbock. Zwischendurch springt auch mal eine Gämse verschreckt weg, ganz im Gegensatz zum Steinbock, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt.


            Blick nach Südwesten









            Im Lago dei Matörgn schwimmen noch ziemlich Eisbrocken und so kommt auch niemand auf die Idee vielleicht mal schwimmen zu gehen. Bei der Alpe Arzo machen wir eine letzte Pause, bevor es zum Hotel am Robieistausee geht. Als Aufmunterung bekommen wir von unserem Guide eine Geschichte erzählt, von einem, der hier lebte und als junger Mann sein Glück lieber in Mailand versuchte, bevor er wieder herkam. Ein gewiefter Kerl war das, aber was genau noch alles in der Geschichte vorkam, weiss ich leider nicht mehr. Ihr wisst schon, das Gedächtnis … Aber unser Guide entpuppt sich immer mehr als toller Geschichtenerzähler und er sammelt auch alle möglichen Geschichten aus der Gegend, seien das uralte Bücher oder mündliche Überlieferungen von alten Leuten.


            Lago dei Matörgn








            Unser Begleiter

            Müde stolpern wir ins Hotel, als wir ankommen, und beziehen unsere Zimmer. Ich teile mir mit 2 anderen das Zimmer. Das achteckige Gebäude wurde in den 60er-Jahren für die Techniker des Staudamms gebaut und wird jetzt im Sommer als Hotel betrieben. Die Einrichtung, die Form, die Lage – alles wirkt auf mich, als wäre es die perfekte Kulisse für einen der alten Bondfilme


            Robiei
            Zuletzt geändert von teuchter; 17.02.2013, 21:42.

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            • teuchter
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              #7
              AW: [CH] Sommerwandern in der Schweiz – 2012

              Basodino und Cristallina

              Die Staumauer des Lago die Robiei ist seit einiger Zeit frei zugänglich (die haben ja auch Gottvertrauen in die Leute!) und wir schauen uns das am nächsten Morgen natürlich an. Es gibt 2 oder 3 Stationen, wo man kurze Filmsequenzen abspielen kann und es geht einige Treppen rauf und runter. Irgendwie hat sich auch ein Frosch hier hineinverirrt – hoffen wir nur, er findet den Weg wieder raus. Wir auf jeden Fall treten am Fuss der Staumauer wieder ans Tageslicht und stiefeln zum Lago del Zött hinauf, einem kleineren Speichersee, der zum dem ganzen System hier gehört.


              In der Mauer




              Lago del Zött

              Vom See an hat man eine Art Gletscherlehrpfad gezogen, auf dem man mithilfe einer Broschüre (oder einem versierten Wanderleiter ) mehr über Gletscher erfahren kann. Der Weg führt unterhalb der Gletscherzunge quer über die vom Eis glattgeschliffenen Felsen. Sehr einfach zu gehen und sehr schön.




              Blick nach Robiei


              Unterhalb des Basodino-Gletschers



              Wir gehen nicht den gleichen Weg zurück zum Hotel, sondern über Randinascia, wo uns unterwegs sogar unser Freund der Steinbock wieder über den Weg läuft. Wir kriegen den Verdacht, dass er ganz genau weiss, was eine Kamera ist, denn als wir bei einem alten Schäferunterstand Halt machen, posiert er auffällig unauffällig auf einem Felsen, sodass wir alle ausgiebig zum Fotografieren kommen. Bei der Schäferhütte sind zudem einige Zahlen und auch Namen in den Fels geritzt. Die älteste Jahreszahl ist, wenn ich mich richtig erinnere, sogar irgendwas mit 1700. Eindrücklich.


              Randinascia









              Überall mäandern hier kleine Bäche durch die Felsen und bilden flache, zum Teil etwas sumpfige Stellen. An einem Ort hat sich sogar ein Minisee gebildet, der vor wenigen Jahren noch nicht dort war, doch irgendwann ist der Grund abgesackt. Irgendwann ist auch dieser Tag zu Ende und nach einem wieder überaus leckeren Abendessen gehen wir ins Bett.

              Am nächsten Morgen regnet es, als wir loslaufen, und unter dem Regenzeugs wird es schnell zu warm. Zum Glück hört es auf, als der Strassenweg aufhört und wir beim Lago Bianco in Richtung Cristallinahütte abzweigen. Zum Lago Bianco und dem Lago Nero ein bisschen weiter oben gibt es auch eine Geschichte, aber wie immer hab ich sie mir leider nicht merken können. Aber auf jeden Fall kommen ein junges Mädchen und ein Mann und verschmähte Liebe vor, weshalb sich dann das Wasser des Lago Nero dunkel färbte. Aber wie gesagt, die Details …


              Blick nach Süden auf den Gletscher


              Lago dei Cavagnöö

              Der Boden um uns wird wieder karger und felsiger und auch Schnee liegt hier wieder mehr, am Boden und im Lago Sfundau. Wir sehen schon die Hütte vor uns, weit ist es also nicht mehr. Rundherum fliegen Wolken umher, aber wir sind mehrheitlich im guten Wetter. Einmal erblicken wir auf einem Berg etwas, das wie ein Gebäude aussieht, das sich an den Fels drängt. Auf die Distanz ist es schwer auszumachen, aber mit dem Fotozoom vermuten wir dann, dass es eine alte Bunkeranlage ist.


              Lago Sfundau




              Cristallinahütte

              Die Cristallinahütte steht auf dem Pass oben, nachdem die alte Hütte vor ca. 15 Jahren von Lawinen weggefegt wurde. Während einige von uns die Aussicht geniessen, machen ein paar andere noch einen kleinen Abendspaziergang. Der Himmel zieht sich immer mehr zu, hoffentlich wird unser letzter Tag morgen nicht verregnet.

              Der Morgen beginnt mit tiefhängenden Wolken, aber man sieht schon, dass es aufklaren wird. Heute geht es das Val Torta hinunter, dann dem Bedrettotal oben entlang nach Airolo. Nach der Gerölllandschaft bei der Hütte oben wird man von der Blumenpracht weiter unten fast erschlagen.


              Blick nach Süden ...


              ... und nach Norden




              Val Torta


              Blick zurück

              Jetzt geht es nur noch abwärts und dann mehr oder weniger geradeaus. Wir kommen der Zivilisation wieder näher, die ersten Alpställe tauchen auf. Als ich rüber zur Gotthardstrasse sehe, kommt es mir komisch vor. Es ist erst gut eine Woche her, dass ich dort durchgefahren bin, aber ich habe das Gefühl, es sei ewig her.











              Als wir in Pesciüm ankommen, brauchen wir nicht lange und wir beschliessen einstimmig, mit der Bahn runterzufahren. Bevor wir uns alle verabschieden und in den Zug steigen, gönnen wir uns noch was in der Käserei. Mit unseren Rucksäcken und den Wanderschuhen sind wir Exoten unter den ganzen Rentnern, die hier einen Ausflug machen und essen kommen. Am Ende müssen wir uns dann doch noch ein bisschen beeilen, damit wir den nächsten Zug erwischen, und schon bin ich wieder unterwegs nach Norden und nach Hause.
              Und wieder war es schön!


              Leventina


              Wir sind ja schliesslich im Süden ...

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                #8
                AW: [CH] Sommerwandern in der Schweiz – 2012

                Pragelpass - Bödmerenwald

                Der heutige Tag ist kein reiner Outdoortag, denn ich will zuerst mit dem Auto über den Pragelpass fahren und dann eine Runde durch den Bödmerenwald drehen. Der Bödmerenwald ist eines der wenigen Urwaldgebiete in unseren Breitengraden und wird mehrheitlich sich selbst überlassen.
                Ich packe, nicht sehr früh, meine Schuhe und den Rucksack ins Auto und halte erst mal auf Glarus zu. Es ist sonnig, der Blick über den Zürichsee macht gute Laune und ich hoffe, dass ich die Abzweigung zum Klöntalersee dann auch ohne Probleme finde. Ich finde sie und von jetzt an wird die Strasse immer schmaler. Na, hoffen wir mal, dass mir keiner zu rasant entgegenkommt. Als ich zum Klöntalersee komme, steige ich kurz aus, einfach durchzufahren wäre einfach schade. Es ist schön hier, sehr schön.



                Ich stelle mir allerdings vor, wie voll es an Wochenenden hier wahrscheinlich ist. Es geht weiter dem Seeufer entlang und ich komme ohne allzu viele Ausweichmanöver zum Gasthaus Richisau. Ab hier ist an Wochenenden die Passstrasse für Motorfahrzeuge gesperrt, das heisst dann wohl, Bahn frei für die Radfahrer! Aber auch heute kommen mir noch genug davon entgegen. Die einen sind freundlich, die anderen weniger, wenn ich ihnen Platz mache. Ich merke plötzlich, dass ich vielleicht noch hätte volltanken sollen. Ich rechne kurz nach und ja, es sollte bis nach Muothatal reichen - gerade so. Es macht Spass, hier zu fahren, der Gegenverkehr hält sich in Grenzen, aber ich finde einfach kein gutes Plätzchen, um mal anzuhalten und ein Foto zu machen. Na ja, egal. Ich suche ja vor allem den Einstieg zum Urwaldweg Bödmeren.



                Irgendwann komme ich sogar bei Eigeliswäldli an und schnüre die Wanderschuhe. Zuerst geht es ein Stück ein Waldsträsschen hoch, doch dann zweigt der Weg über die Wiese ab. Der Boden ist recht sumpfig, man merkt, dass dieser Sommer sehr nass ist. Ich komme an Weiden und Scheunen vorbei, und plötzlich ertönt ein gellendes Pfeifen aus einer Ecke. Ich sehe mich um und entdecke zwei Murmeltiere. Sie wollen die anderen wohl vor mir warnen, aber selber bleiben sie ewig lange vor ihrem Loch stehen. Mir solls recht sein, so kriege ich sie wenigstens vor die Linse.





                Von jetzt an führt der Weg durch den Wald mit seinen charakteristischen Bäumen. Die Luft ist feucht und da es doch relativ warm ist, komme ich ins Schwitzen. Leider hält der Sonnenschein vom Morgen nicht durch und es ziehen immer mehr Wolken auf. Ein oder zwei Bergspitzen weiter hört man auch schon ein Gewitter aufziehen. Egal, bei mir ist es noch okay und ich will mir die Karstlandschaft hier anschauen. Immer wieder tun sich links und rechts des Weges Löcher im Boden auf, bei einigen sieht man gar nicht, wie tief sie sind. Und die Felsen, die hervorkommen, sind in den interessantesten Formen glattgeschliffen und ausgewaschen. Als ob es jemand extra gemacht hätte. Ich versuche mich im Fotografieren, denn Motive gibt es ja genug. Doch das Licht wird immer schlechter und so wird nicht richtig was daraus.







                Auf einmal sehe ich mich einer Herde Rinder gegenüber, sie versperren mir den Weg und machen auch keine Anstalten wegzugehen. Während einer kurzen Picknickpause entschliesse ich mich dazu, die Rinder Rinder sein zu lassen und dem jetzt immer näher kommenden Gewitter zu entkommen und zum Auto zurückzukehren. Die Karstfelsen hier sind bei Regen wohl eher kein Vergnügen. Ich gehe den gleichen Weg zurück, aber die Murmeltiere begegnen mir nicht mehr, dafür die ersten Menschen, seit ich losgelaufen bin. Mein Auto wartet geduldig auf mich, allerdings will es jetzt wirklich mal gefüttert werden. Zum Glück ist es nicht mehr weit bis Muothatal und ich bin froh, als schon bald die erste Tankstelle auftaucht. Jetzt reicht es wieder, damit ich meine heutige Rundreise auch abschliessen kann, und ich schwöre mir, dass ich die Gegend in Zukunft noch mehr erkunden werde.





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                • Stippvisite
                  Erfahren
                  • 13.05.2013
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                  #9
                  AW: [CH] Sommerwandern in der Schweiz – 2012

                  Danke für den Einblick in deinen Sommer 2012 - die Beiträge sind auch einen Sommer später noch lesenswert .

                  Freue mich immer, wenn ich in neue Wanderideen für "einfachere" Touren hierzulande finde.

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