[DE] Auf dem Pfälzer Jakobsweg von Landau nach Zweibrücken

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  • Kris
    Alter Hase
    • 07.02.2007
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    [DE] Auf dem Pfälzer Jakobsweg von Landau nach Zweibrücken

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    Dutzende Male hat es mich zu Fuß mit Rucksack und Zelt oder Tarp in den Pfälzerwald verschlagen. Mit dem Mountainbike habe ich auf unzähligen Tagestouren dieses tolle Fleckchen Erde durchstreift. Was ursprünglich einmal als mögliche Etappe für das Wai angedacht war, nahm ich dann zum Anlass für eine Tour mit beladenem Rad. Premiere für mich, eine Jungfernfahrt sozusagen. Von der Interimsheimat Landau – selbsternannte Metropole der Südpfalz *hust* – quer durch den südlichen Pfälzerwald Richtung Zweibrücken sollte mich mein Ausflug führen. Als Groborientierung dienten mir der Verlauf des Pfälzer Jakobswegs (der die Domstadt Speyer mit dem ehemaligen Kloster Hornbach und – etwas später dann – Santiago de Compostela verbindet) sowie der neu ausgewiesenen Rheinland-Pfalz Radroute (die auf 1040 km einmal um das Bundesland herum führt).

    Donnerstagmorgen, 12. Juli, 9:45 Uhr. Beim gestern Abend neu erstandenen Gepäckträger fehlt eine Schraube. Nochmal in den Laden und noch später wegkommen? Ach nee, es wird sich schon was Passendes im Sammelsurium finden. Schon beim reindrehen habe ich kein wirklich gutes Gefühl. Aber immerhin greift die auserkorene Schraube – auch wenn ich merke, dass das Gewinde wohl doch nicht so 100%ig identisch mit dem Originalpendant ist… Egal, sitz, passt und wackelt nicht. Bald darauf bin ich abfahrbereit.




    Ich mache mir nicht viel aus Pilgerwegen, aber da ich den Verlauf des südlichen Pfälzer Jakobswegs recht reizvoll finde, mache ich mich noch in Landau auf die Suche nach den offiziellen Wegweisern. Auf dem Marktplatz werde ich fündig.




    Das Alte Kaufhaus am Marktplatz.




    Auch aus dem Städtchen hinaus begleitet mich die Jakobsmuschel, quer hindurch durch die flurbereinigte Weinbaumonoödnis des Übergangs vom Rheingraben zum Pfälzerwald.




    Von der „Kleinen Kalmit“, einer dem Haardtrand vorgelagerten Erhebung mit durchaus nennenswerter Flora und Fauna, hat man einen schönen Rundumblick. Unter anderem auch auf das Wetter, das mich in Bälde erwartet…




    Im hübsch anzuschauenden Rathaus zu Ilbesheim, am Fuße der Kleinen Kalmit gelegen, hatte 1704 der römisch-deutsche König Josef I. Quartier bezogen, um der Belagerung der Festung Landau beizuwohnen.




    Die Tage, in denen sich Ilbesheim in die Weltgeschichte eintragen durfte, sind eine Weile her… Aber auch andernorts ist Leerstand eines der großen Probleme der hiesigen Dörfer.




    Mit Blick auf die Madenburg geht es weiter Richtung Haardtrand.




    Kulturhistorisches aus einigen Jahrhunderten versammelt sich auf diesem Foto. Links gut zu erkennen der Burgfried der Ruine Scharfenberg - der Münz - die zusammen mit Anebos und Trifels das „Pfälzer Dreigestirn“ bildet. Ähnlich alt, aber weniger gut erhalten und auch im Foto nur zu erahnen, liegt am rechten oberen Bildrand die Ruine Neukastell. Auf halber Höhe zwischen Neukastell und dem Ort Leinsweiler liegt der Slevogthof, der deshalb so heißt, weil Max Slevogt einst dort lebte und wirkte – und auch dort starb.




    Freilichtmalend wie Slevogt: dem Professor durfte ich oberhalb von Leinsweiler über die Schulter schauen.




    Obs den Fisch im Restaurant billiger gibt, wenn man mit passendem Schuhwerk erscheint, weiß ich nicht.




    Offensichtlich bin ich noch richtig…




    Durch Klingenmünster und vorbei der Burg Landeck geht es weiter am Haardtrand entlang.




    Der Weg Richtung Gleiszellen – ein Kreuzweg – ist mit dem Fahrrad weniger toll.




    Oben angekommen entschädigt der Blick übers Rebenmeer. Von wirklich jedem Punkt des Haardtrandes aus wunderbar zu sehen: Philippsburg.




    Mit einem Schlag wird es stockfinster. Ich kann zuschauen, wie der Regen die Rheinebene hinaufzieht und immer näher kommt. Ein Weinbergshäuschen kommt gerade recht, auch wenn ich es nicht ganz schaffe, dort völlig trocken anzukommen.




    Sandsteinkunst im Wingert (rechts im Bild )






    Eine Gasse in Pleisweiler…




    Bad Bergzabern möchte ich umfahren und nehme daher die „Abkürzung“ über den Berg, den Liebfrauenberg. Steil, aber eine nette Aussicht! Die Panoramasoftware lässt das AKW auf wundersame Weise verschwinden. Auch nicht schlecht.




    Das ehemalige Kloster und heutige Gestüt auf dem Liebfrauenberg. Vorne hui…



    …hinten pfui.




    Bergab durch den schönen Wald muss ich mich ab und an etwas zügeln – bin das bepackte Rad noch nicht recht gewohnt…




    Hier runter trage ich das Rad dann aber doch lieber.






    Während der Abfahrt hat es wieder angefangen leicht zu regnen. Kurz bevor ich im Tal wieder auf die Straße stoße, öffnet der Himmel alle Schleusen – es kübelt wie aus Eimern. Die Regenjacke ist schnell wieder aus dem Rucksack gekramt. Die Regenhose aus dem Packsack zu friemeln, spare ich mir, da ich innerhalb von anderthalb Minuten klitschnass bin. Weitere fünf Minuten später ist der Spuk vorbei. Alles dampft, auf der Bundesstraße steht zentimeterhoch das Wasser. Zum Glück muss ich diese nur queren; gegenüber beginnt parallel zur B427 ein asphaltierter Radweg, auf dem sich gut ein paar Kilometer machen lassen.




    Hinter Birkenhördt hat es sich schon wieder mit Asphalt. Im Slalom umkurve ich zumindest die besonders tief ausschauenden Pfützen auf dem Waldweg, der mich in Richtung Erlenbach führt. Naja, wenigstens von oben ist es jetzt trocken… ‚Ätsch‘ denkt sich in just diesem Moment der Wettergott – und wieder regnet es Bindfäden.




    Eigentlich ist hier zu dieser Jahreszeit immer einiges los. Heute trauen sich nur zwei unerschrockene Grazien ins Wasser. Der Rest besichtigt wahrscheinlich gerade Burg Berwartstein (wer entdeckt sie?).




    Trotz Besucherflaute hat die Hütte am Weiher geöffnet, was mir im Moment gerade recht kommt. 1A Kombination.




    Um Erlenbach herum fahre ich auf zig Wegen gleichzeitig: „Pfälzer Jakobsweg – Verbindungsroute“, „Pfälzer Waldpfad“, „Felsenland Sagentour“, „Raubrittertour“ und und und…




    Endlich mal wieder runter vom Asphalt: da kommt Freude auf!




    Mont Vaude.




    Über einen netten Waldweg geht es bergab Richtung Bundenthal. Irgendwas hört sich komisch an, etwas klappert. Die Schraube, die ich im Keller gefunden habe, war wohl tatsächlich nicht die richtige für die Gewindehülsen. Ein Kabelbinder muss es richten, tut es auch.




    Wow, Sonne!




    Zwischen Rumbach und Fischbach bei Dahn. Schaf- und Ziegenherden sorgen im Pfälzerwald dafür, dass der sich nicht auch in allen Tälern breit macht.




    Wo heute zwischen Bundenthal, Rumbach und Ludwigswinkel ein Radweg verläuft, verkehrte zwischen 1921 und 1930 eine Schmalspurbahn. Zum Bau der zunächst rein militärisch genutzten „Wasgenwald-Kleinbahn“ war das Deutsche Reich durch den Versailler Vertrag verpflichtet. Sie diente zur Unterhaltung des damaligen französischen Truppenübungsplatzes in Ludwigswinkel. Ab 1924 wurde „es Bähnel“ auch für den zivilen Personen- und Güterverkehr genutzt. Es ging mitunter recht gemächlich zu auf der 15 Kilometer langen Strecke. Auf einem der Waggons stand zu lesen: „Blumenpflücken während der Fahrt verboten“. 1930 mussten die Franzosen den Truppenübungsplatz räumen, was der Schmalspurbahn ihre Hauptfunktion entzog und der Betrieb daher eingestellt wurde.




    Trocken war es heute selten. Regnet es nicht, dampft es.






    Das Biosphärenhaus Fischbach mit dem Baumwipfelpfad.




    Den Campingplatz am Saarbacherhammer hatte zu Hause als potenziellen Übernachtungsplatz ausgemacht. Beim Anblick entscheide ich mich anders. Was heute wohl im Fernsehen läuft?




    Nur wenige Kilometer weiter liegt Option 2. Den Campingplatz in Schöntal kenne ich zwar auch nicht, aber schlimmer kann er ja kaum ausschauen… Vom Hocker reißt mich der Platz dann auch nicht unbedingt, aber ich will ja ohnehin nur Duschen, Essen, Schlafen. Die wenigen anwesenden Dauercamper entpuppen sich als durchaus amüsantes Völkchen und so gesellt sich zum Essen auch der ein oder andere Rieslingschorle. Der Abend wird länger als gedacht, aber irgendwann werden die Beine dann doch schwer und ich verziehe mich in den Schlafsack. Knapp 61km stehen für heute auf dem Tacho. Noch bevor ich einschlafe, fängt es mal wieder an zu regnen.

    Zuletzt geändert von Kris; 01.04.2019, 10:54. Grund: Geotag
    „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

  • Kris
    Alter Hase
    • 07.02.2007
    • 2799
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE] Auf dem Pfälzer Jakobsweg von Landau nach Zweibrücken

    Freitag, 13. Juli 2012
    Einmal werde ich wach in der Nacht. Es regnet. Im Morgengrauen aufgewacht. Es regnet. Also nochmal umgedreht. Erst gegen 9 lässt der Regen nach und es kommt etwas Leben auf auf dem Platz. Ich schäle mich aus den Daunen und frühstücke. Das Zelt hänge ich derweil zum Abtropfen in den Baum. Wenig später geht’s wieder los…

    Die ersten Kilometer Richtung Eppenbrunn fahre ich auf Waldwegen. Stille Wasser sind tief(er als man denkt). Gut dass ich die Überschuhe anhabe - das Wasser reicht fast bis zum Tretlager.




    So ist es mir nur Recht, dass die Rheinland-Pfalz Radroute, auf die ich jetzt stoße, auf der Straße entlang führt. Ohne nennenswerten Verkehr schlängelt sich die verwitterte Landstraße den Berg hinauf, mit erheiternden Aussichten.






    Kaum auf dem Pass angekommen, geht es auch schon wieder bergab hinunter nach Eppenbrunn, wo ich wieder auf den Jakobsweg stoße, der hier auf dem deutsch-französischen Radweg durchs Grenzgebiet verläuft.




    Bald ist Erntezeit. Der Anstieg hinauf nach Kröppen zieht sich.




    Ein Päuschen im Buswartehäuschen.




    Unweit des Weilers mit dem vielsagenden Namen Einöderwiesenhof touchiere ich die Grenze zu Frankreich.






    Ein Windrad im Kornfeld.




    Wir machen den Weg frei. Abfahrt!




    Kurz hinter Riedelberg mit Blick hinab ins französische Opperding.




    Im Tal ist Hornbach mit seinem Kloster zu erahnen.




    Eine Viertelstunde später ist es besser zu erkennen.




    Der Kanu Club Zweibrücken trainiert auf dem Hornbach – man muss nehmen, was da ist…




    Der Radweg ist zu Ende, meine Tour fast. Natürlich verpasse ich den Zug um zwei Minuten und darf noch eine Stunde durch die Rosenstadt cruisen. Kann man mal machen, muss man aber nicht.




    Den nächsten Zug erwische ich dann. 110 Kilomter zeigt das GPS an der Bahnsteigkante.




    Zurück in Landau.




    Hatte keine Chance warm zu werden...

    „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

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    • Fritsche
      Alter Hase
      • 14.03.2005
      • 2817
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE] Auf dem Pfälzer Jakobsweg von Landau nach Zweibrücken

      Sehr schöne Bilder aus zweien meiner drei Heimaten! Danke.

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      • Kris
        Alter Hase
        • 07.02.2007
        • 2799
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] Auf dem Pfälzer Jakobsweg von Landau nach Zweibrücken

        Danke dir. Südpfälzer und Westricher?

        PS: Sind die Bilder auf euren Bildschirmen tw. auch so dunkel? Zu Hause ist alles gut, auf dem Bürorechner sind einzelne Fotos ziemlich dunkel geraten...
        „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

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        • Rattus
          Lebt im Forum
          • 15.09.2011
          • 5177
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [DE] Auf dem Pfälzer Jakobsweg von Landau nach Zweibrücken

          Interessanter Bericht mit ebensolchen Bildern - schön mit den eingebauten historischen Details

          Bei mir sind auch etliche Fotos recht dunkel.
          Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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          • hosentreger
            Fuchs
            • 04.04.2003
            • 1406

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DE] Auf dem Pfälzer Jakobsweg von Landau nach Zweibrücken

            Das Saarland ist zwar kurz vor Zweibrücken zu Ende - aber nach dem Anschauen Deiner Bilder stelle ich fest: Nur, das Saarland, nicht die Welt.

            Muss mal wieder die netten Nachbarn besuchen.. Wird Zeit, dass Sommer wird!
            Danke für den unterhaltsamen Bericht und die schönen Bilder!

            hosentreger
            Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

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            • blauloke

              Lebt im Forum
              • 22.08.2008
              • 8399
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE] Auf dem Pfälzer Jakobsweg von Landau nach Zweibrücken

              Danke für den Bericht.

              Toll dass du den Liebfrauenberg in Bad Bergzabern fotografiert hast. Jetzt weiß ich wie der Weinberg aussieht, auf dem der von mir getrunkene Wein wächst.
              Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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              • Kris
                Alter Hase
                • 07.02.2007
                • 2799
                • Privat

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                #8
                AW: [DE] Auf dem Pfälzer Jakobsweg von Landau nach Zweibrücken

                Zitat von Rattus Beitrag anzeigen
                Interessanter Bericht mit ebensolchen Bildern - schön mit den eingebauten historischen Details
                Dankeschön, da fällt mir ein, es gab ja auch noch unseren guten alten Geschichtsstunden-Thread! Mal schauen, ob ich dafür was finde...

                Zitat von hosentreger Beitrag anzeigen
                Muss mal wieder die netten Nachbarn besuchen.. Wird Zeit, dass Sommer wird!
                Danke für den unterhaltsamen Bericht und die schönen Bilder!
                Danke dir! Und extra für dich ein Tip: nicht auf den Sommer warten!



                Zitat von blauloke Beitrag anzeigen
                Danke für den Bericht.

                Toll dass du den Liebfrauenberg in Bad Bergzabern fotografiert hast. Jetzt weiß ich wie der Weinberg aussieht, auf dem der von mir getrunkene Wein wächst.
                Hab ich nie probiert! Jetzt müsste ich ihn importieren... Übrigens mit mehr als 2000 Hektar die größte Großlage der Pfalz.
                „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

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                • Wald-Fuchs
                  Erfahren
                  • 07.02.2008
                  • 194
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE] Auf dem Pfälzer Jakobsweg von Landau nach Zweibrücken

                  Sehr schöner Bericht und ebensolche Bilder Kris. DANKE dafür!

                  Hat mich an die 80er Jahre erinnert, als ich mal eine Tour von Kaiserslautern über Zweibrücken nach Frankreich (Bitche) hinein gemacht habe. Warum in die Ferne schweifen... Deutschland ist schon ein sehr schönes Land und immer (wieder) eine "Reise" wert

                  Übrigens: Dein Spruch von Neil Young & seine Musik begleiten mich auch schon fast (m)ein ganzes Leben - Genial
                  >>>Wer die Freiheit liebt darf die Einsamkeit nicht scheuen<<<

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                  • Kris
                    Alter Hase
                    • 07.02.2007
                    • 2799
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE] Auf dem Pfälzer Jakobsweg von Landau nach Zweibrücken

                    Danke dir! Gerade die Nähe zu Frankreich und die landschaftlich so tolle grüne Grenze/-region finde ich so spannend an Pfälzerwald, Vogesen & Elsass...! Langweilig wirds da so schnell nicht, auch wenn andere Ziele erstmal spektakulärer erscheinen mögen. Ist so ähnlich wie mit Neil Youngs Musik...
                    „Barfuß am Leben ist auch was wert.“ - Kasperl

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