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Land: Österreich, Karawanken
Reisezeit: 17.-18. Oktober 2012
Jetzt hab ich mich dann doch auch mal dazu durchringen können, einen Reisebericht zu schreiben. Ausgesucht hab ich mir dazu eine Tour, die gleich zwei Premieren für mich darstellt.
Zum einen hab ich, der Name sagt es schon, eine Mischung aus Radtour und Wanderung praktiziert und zum anderen ist das meine erste Superlight-Tour.
Mit samt der Klamotten, die ich an hatte, bin ich trotz zwei Litern Wassers unter 10kg geblieben. Das Rucksackgewicht lag dabei knapp unter 7kg.
Da an anderer Stelle bereits schon vortrefflich über den Begriff Ultralight diskutiert wurde, hab ich mich dazu entschlossen, die Tour als „Superlight“ zu verkaufen: Sehr leicht unterwegs, aber sicherlich ginge es noch leichert. Diskussionen zur Begrifflichkeit bitte ich hier zu unterlassen.
Ich hab mir für zwei Tage folgende Tour rausgesucht: von Klagenfurt bis Ferlach, der südlichsten Stadtgemeinde Österreichs, mit dem Rad, über den Raketensteig auf das Ferlacher Horn (1840m), Abstieg über den Westgrat und anschließend durch die Tscheppaschlucht wieder nach Ferlach. Von dort wieder mit dem Rad nach Klagenfurt.
Das sind zusammen ca. 34km Radstrecke und 28km Wanderung bei einem Aufstieg von ca. 1350 hm.
Ist also kein Hexenwerk, aber ich wollt mal schauen, wie ich so mit den Gegebenheiten (das Rad mit auf Tour und der schmalen Ausrüstung) klar komme.
Ich bin am späten Vormittag gemütlich in Klagenfurt aufgebrochen und bin Richtung Süden auf dem Radweg R7 gefahren, der mich direkt nach Ferlach bringen sollte. Von Klagenfurt aus geht’s zwar nicht steil, dafür aber stetig bergan, bevor man sich den Weg kurz hinter Maria Rain durch ein Waldstück auf recht steilen Wegen zum Kraftwerk am Ferlacher Stausee hinunter bahnt.
Nach der überquerung, die nur für Radfahrer und Fußgänger erlaubt ist, war es dann nur noch ein kurzes Stück in den Ort hinein und auf der Südseite hinaus, bis ich mein Rad unweit des Gasthauses Scheidabauer an einem Laternenpfahl anschloss.
Direkt hinter dem Gasthof führt der Weg 659 des Österreichischen Alpenvereines in den Wald und schlägt direkt eine ordentliche Steigung an.
Um jegliche eventuell aufkommende Zweifel aus der Welt zu schaffen: Der Raketensteig heißt nicht so, da man ihn schnell wie eine Rakete hinauf steigt, sondern eher weil er steil wie eine Rakete ist. Aber Holla die Waldfee!


Nach dem ersten Stück des Weges, der mich an einem Bach vorbei geführt hat, mache ich auf einem in der Sonne liegenden Baumstamm am Wegesrand einer Forststraße, die ich kreuzen musste, meiner erste längere Pause. Das Unterfangen ist doch anstrengender als gedacht, doch da ich ja noch am Anfang meiner Tour bin, bin ich noch frisch und tauche bald wieder in den Wald ein, wo mich der Weg wieder in gerader Linie steil bergauf führt. Nachdem ich ein kurzes Stück einem Forstweg gefolgt bin, biege ich auf eine kahlgeschlagene Fläche ein. Von nun an führt mich der Weg in Serpentinen den Berg hinauf, wobei ich an den Wendepunkten meist im Wald bin und dazwischen eine Schneise kreuze.
Über dem steinigen Abhang der Gabler Wand biegt man dann auf die Westflanke des 1449 m hohen Sechter, dessen Gipfel man, ungefähr auf der gleichen Höhe bleibend umkreist und südlich davon auf den Grat zum Ferlacher Horn weiter zieht. Hier ist der Wald nicht mehr so feucht und modrig, wie auf der sonnenabgewandten Nordflanke und bietet deutlich mehr Nadelbäume.

Jagdhütte zwischen Sechter und Ferlacher Horn

Bevor es auf den Gipfel geht, wird dieser auf der östlichen Seite umkreist, wobei man auf den mit der Nummer 603 markierten Kärntner Grenzweg stößt, welcher von Zell-Pfarre herauf führt und dem ich nun bis zum Gipfel folge. Kurz vor dieser Weggabelung hätte ich eine Quelle, die laut einigen Aussagen im Internet sogar einen Trog haben sollte, finden sollen, wo ich Wasser nachfüllen wollte. Leider war diese für mich nirgendwo zu finden.


Die jetzt noch fehlenden 350hm steigt man von Süden mal durch Nadelwälder, mal über Almen hinauf. Die letzten Meter schleppe ich mich nur noch voran. Der Raketensteig fordert Tribut. Ich bin eh deutlich langsamer Unterwegs, als die ehrgeizige Angabe, man würde vier Stunden auf den Gipfel brauchen. So ist es mittlerweile halb sechs und von Südwesten ziehen immer schneller Wolken auf, die den Gipfel, als ich das Kreuz erreiche bereits verhängen.

Durch den Wind wird die Wolkendecke aber immer wieder aufgerissen, was zusammen mit der, hinter den Karawanken verschwindenden roten Sonne, ein wunderbares Lichtschauspiel geht.



Mit der Sonne sinkt aber auch die Temperatur merklich und ich beeile mich, meinen Catcan-Stove zum Laufen zu bringen um mit der Hälfte (!!!) meines verbleibenden Wassers Abendessen zu kochen – Borscht von Trek'n eat. Nicht sonderlich lecker. :-(
Mit dem letzten Licht ziehe ich den Reißverschluss des Biwaksackes zu, in dem ich mich schon länger vor dem Wind zu schützen versuche und schlafe den gerechten Schlaf erschöpfter Menschen.


Dass es über den Wolken phantastisch sein muss, hat Reinhard Mey ja schon zur Genüge besungen. Was aber in den Wolken ist, hat er dabei unerwähnt gelassen. Es ist nämlich ziemlich nass und in Kombination mit Wind recht kalt. Ich wache in der Nacht mehrfach auf weil ich doch etwas friere. Und ich hatte noch überlegt, das Seideninlet zu Hause zu lassen. Tsstsstss... Gut, dass ich es eingepackt habe.
Als sich die ersten Sonnenstrahlen von Westen her bemerkbar machen, schaue ich zwar kurz verfroren aus dem Schlafsack und schieße ein paar Fotos, verkrieche mich aber nochmal, bis die Sonne genügend Kraft hat, die Kälte zu vertreiben.
Als ich mich dann anderthalb Stunden später aus dem Schlafsack schäle liegen auf dem Biwaksack dicke tropfen. Die Sonne taucht das Ferlacher Horn in goldenes Licht, während im Tal noch Nebelschwaden die Sicht verdecken.

Während ich mit den Rest meines Wassers mein Milchpulver fürs Müsli anrühre, lasse ich all meinen Krempel zum trocknen an das Gipfelkreuz und die Stahlseile, die eben jenes halten, geknotet. Kaffee fällt heute aus.
Während ich aus der Konservendose, welche mir als Kochtopf dient, mein Frühstück löffel, packe ich nach und nach die halbwegs trockenen Ausrüstungsgegenstände ein und mache mich bald leichten und wieder hoch motivierten Schrittes an den Abstieg – ich will schnell zu ner Quelle kommen.

Eine Zeit lang folge ich dem Grat des Ferlacher Horn in Richtung Westen, bis sich der Weg langsam aber Sicher südlich haltend ins Tal zieht. Bald merke ich aber schon, dass ich am kommenden Tag wohl Muskelkater haben werde. Der gestrige Aufstieg steckt mir noch echt in den Knochen. Ich war noch nie so wirklich die Bergziege, die unbeschwert jeden noch so steilen Gipfel hoch hüpft, aber ich hätte eigentlich schon gedacht, dass ich den Aufstieg schneller und vor allem entspannter schaffen kann.

Ich bleibe weiterhin auf dem 603 und in westlicher Richtung. Zwar gibt es mehrere Möglichkeiten, in südlicher Richtung abzusteigen, was mich im Zweifelsfall schneller zu einer Quelle gebracht hätte, aber dursttechnisch war ich durchaus im grünen Bereich, so dass ich den Umweg, den die Abzweige bedeutet hätten, nicht in Kauf nehmen wollte. Und manchmal wird Sturheit dann auch belohnt. Nicht lange musste ich wandern, bis der Weg sich in kurzen aber steilen Serpentinen in einen Graben hinab schlängelt, wo ein kleines Bächlein dahin plätschert.
(Dass ich schon deutlich früher an zwei Quellen unweit des Weges vorbei gekommen bin, stelle ich erst jetzt fest, da ich eine hochauflösende Onlinekarte zur Hand habe. In meiner, zugegeben schon etwas veralteten freytag&berendt Karte sind die leider nicht eingezeichnet).
Der nun folgende Wegabschnitt ist auch nach (!) starken Regenfällen definitiv nicht zu empfehlen, da der Weg auf der Talsole des schon erwähnten Grabens entlang läuft, die so schmal ist, dass Weg und Bachbett weitgehend gleichzusetzen sind. Nachdem ich aber auf den Eselbach treffe, welcher vom Eselsattel in die Tscheppaschlucht führt, weitet sich das Tal und der Weg verläuft nun wieder parallel zum Bach und nicht mehr quer durch.

Völlig unvorbereitet stehe ich plötzlich auf der Bundesstraße, welche zum Loiblpass hinauf und nach Slowenien führt. Wie aus dem Nichts ist dieser vor mir aufgetaucht.
Zum Glück muss ich der Straße aber nur ein paar Meter talwärts folgen, bis ich am Gasthaus Deutscher Peter wieder in den Wald und in die Tscheppaschlucht eintauchen kann.
Die Tscheppaschlucht ist eine sehr schmale und enge Schlucht, die der Loiblbach in den Felsen gefressen hat. Über 500 Liter Wasser durchfließen sie pro Sekunde. Als Ausflugsziel für den Sommer ist die Schlucht mit Leitern, Bohlen, Steigen und Brücken versehen, so dass man sie durchqueren kann.


Da ich die Schlucht aber schon kenne, mache ich keinen der vielen möglichen Schlenker (obwohl diese sehr empfehlenswert sind!) und folge einfach dem Flusslauf ins Tal. Die Schlucht ist zwar noch bis Ende Oktober geöffnet, das Kassahäuschen jedoch nicht mehr besetzt. Freut mich!
In Unterloibl verlasse ich dann die angenehm zu gehenden Waldwege und überquere über eine Brücke der Bundesstraße den Loiblbach um mich auf direktem Weg zurück zum Fahrrad zu begeben. Diese letzten vielleicht drei Kilometer sind zwar nicht wirklich schön (asphaltiert neben Bahngleisen) aber das nehme ich gerne in Kauf. Ich lege auch das letzte Stück Wanderstrecke ein ordentliches Tempo an den Tag. Obwohl ich Zeit genug habe, mache ich keine Pause und laufe zur Straßenlaterne unterhalb des Schaidabauers durch.
Bis zum Staudamm des Kraftwerkes kann ich noch recht entspannt mehr oder weniger rollen lassen, doch auf der anderen Seite der Drau geht der Radweg steil hinauf nach Maria Rain. Jetzt merke ich meine Beine aber ganz gehörig. Das einzige was mich da noch hoch treibt ist die Aussicht auf das, was nach dem Waldstück kommt. Von Maria Rain aus geht der Weg auf gut ausgebauten Wegen ständig bergab bis Klagenfurt – Vollgasstrecke.

Als ich am frühen Mittag mein Rad zu Hause in den Innenhof schiebe bin ich zufrieden. Zwar wird’s Muskelkater geben, aber ich erkläre mein erstes „Bike'n Hike – Superlight“ für geglückt. Ich habe definitiv keine einzige Minute verschwendet.
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