Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
Auf der Elbe 2012
Untertitel: 5 Std. Hinweg und 12 Tage Rückweg
Dieser Bericht wurde für mehrere Zielgruppen und Personen geschrieben. Also wundert Euch nicht über manche Formulierung oder Erklärung. Besonders der Vorspann über Entstehung und Planung der Tour ist aus diesem Grund recht ausführlich
Historie , Idee zur Reise
Seit vielen Jahren paddeln wir als Familie mit dem Kanadier (Kanu) oder anderen Booten auf diversen Gewässern herum. In verschiedenen Familienkonstellationen haben wir Tagesausflüge oder auch Mehrtagestouren unternommen. Manchmal zu Zweit und dann wieder mit erweiterter Großfamilie incl. Neffen. Unsere Ziele waren die Mecklenburger Seenplatte, die Seen der Holsteinischen Schweiz, Gewässer in unserer norddeutschen Umgebung wie z. Bsp. Weser, Luhe, Alster, Elbe- Lübeck, Schaalsee und Kanal usw. usw.
Mehrere Male pro Jahr nehme ich meinen Hund und mein Schlauchkajak und fahre eine Tagestour allein. Wenn meine Frau bei mir einen gewissen Stressfaktor feststellt, schlägt sie mir das auch immer vor! "Geh doch paddeln, das tut dir bestimmt gut!" Der Erholungsfaktor ist immens! In den letzten Jahren war ich dann auch immer mal mehrere Tage komplett solo unterwegs was ich jedes Mal absolut genossen habe. Zu meinem Außendienstberuf -wo ich viel mit Menschen zu tun habe- ist das ein sehr gutes und wohltuendes Kontrastprogramm! Diese Touren waren meist zwischen 3-5 Tagen lang. Dabei habe ich mir jeweils das passende Boot zur Tour geliehen, es waren immer Marken-Seekajaks.
Die Elbe hatte ich schon lange auf meinem Fahrplan. Der Gedanke, eine längere Tour zu machen verband sich mit der Idee, den kompletten Fluss auf deutscher Seite zu erkunden. In den letzten 3 Jahren habe ich meine Familie immer wieder mit dieser Idee genervt bis meine Frau dann irgendwann sagte: „Dann mach es doch endlich mal!“ Die Konstellation 2012 schien günstig. Unser Pflegebedürftiger Sohn plante eine Reise mit seiner Kirchlichen Jugendgruppe, meine Frau hatte sich für einen erneuten Missionseinsatz im Kaukasus gemeldet, also war für mich das Fenster offen.
Planung und Bootskauf
Parallel zu den oben genannten Planungen stand schon lange das Thema „Neues Boot für mich und die Familie“ auf dem Plan (die Reihenfolge ist korrekt!). Unser letzter Familienkanadier hatte diverse Mängel die ich selbst nicht mehr beheben konnte. Da beide Söhne mittlerweile erwachsen waren, hatten sich die Anforderungen an das Schiff auch verschoben, es sollte folgende Ansprüche erfüllen:
Geeignet für….
• längere Solo-Gepäcktouren,
• Tagestour/ Wochenendtour mit Familienmitglied oder Freund ,
• Tagestouren mit Hund.
Daraus ergab sich: ich brauche ich einen Zweisitzer den man ohne technische Einschränkungen auch als Einsitzer fahren kann. Wer sich einmal mit der Problematik solcher „Eierlegendenwollmilchsauboote“ beschäftigt hat, weiß wie schwierig das ist. Dazu kommt noch die Frage des Transportes und der Tourenlogistik! Ich kann nicht sagen wie viele Internetseiten, Forenbeiträge, Kataloge, Kleinanzeigen und Expertenberichte ich gelesen habe!? Am Ende kam dann ein Ergebnis heraus dass ich eigentlich nicht wollte: Es wird ein Faltboot!
Das Pouch Phönix 2011 erfüllte die meisten Anforderungen aus dem Stand. Es brauchte noch etwas Nachhilfe in Sachen Zubehör (professionelle Spritzdecke und Pedal für Steueranlage), war aber in Form und Funktion das beste Boot für die Tour und für die Anforderungen der kommenden Jahre.

Faltboot noch verpackt

Ausgepackt

Fertig
Das Boot wurde frühzeitig bestellt, konnte aber erst im Mai voll bezahlt werden. Faltboote sind teurer als die meisten Festboote.
Ich war zwar gewohnt mit verschiedenen Booten klar zu kommen. Für so eine lange Tour wollte ich mich aber gut vorbereiten. Geplant hatte ich zwei Testläufe mit dem neuen Boot. 1: Ohne Gepäck auf dem Alsterlauf und 2: mit Last auf den Eutiner Seen. Wie geplant wurde das neue Boot Mitte Mai das erste Mal auf der heimischen Alster (Flusslauf) getestet. Der Test fiel absolut positiv aus. Allerdings fiel auf, dass die Luftschläuche schnell wieder leer waren. Die Luftschläuche befinden sich seitlich an den oberen Bootsrändern und dienen zur seitlichen End-Stabilisierung des Bootes in kippeligen Situationen. Da ich beim ersten Aufbau des Bootes eine Naht kaputt gemacht hatte (Faltbootaufbau lernen ist ungefähr so wie das erste Mal mit Tusche malen!) habe ich die Außenhaut zur Reparatur der Naht an den Hersteller Pouch zurück geschickt. Im Begleitschreiben hatte ich gebeten, auch die Luftschläuche zu überprüfen. Dann kam ein Paket und die falsche Bootshaut war drin. Wieder zurück geschickt und dann kam endlich mein Boot. Leider war jetzt keine Zeit mehr zum zweiten Test und ich habe das Boot nur umgepackt und ohne weitere Tests an meinen Startpunkt verschickt. Das sollte sich als Fehler erweisen.
Auf der Elbe ist es Pflicht ein Boot mit einem Namen zu beschriften. So bekam das Boot den Namen „Cloud“. Dahin gleiten wie eine Wolke und wie in 2. Mose 13.21 von Gott geführt werden drückt der Name für mich aus.

Jungfernfahrt auf dem Alsterlauf, mit neuer Spritzdecke
Vorbereitung und Realisierung
Für meine Fitness und Tourentauglichkeit hatte ich mir ein „Training on the job“ vorgenommen. In der ersten Woche wollte ich nur wenige Kilometer fahren und langsam paddeln. Nach und nach wollte ich das Tempo anziehen und meine zunehmende Fitness für wachsende Streckenabschnitte nutzen. Paddeln ist ja auch ein bisschen wie Fahrrad fahren. Wenn man es über Jahre gewohnt ist, kommt man schnell wieder rein. (Nach zwei Tagen auf der Tour war ich fit wie Oskar!)
Nachdem das Boot gefunden war, mussten noch diverse andere Dinge vorbereitet und geplant werden. Es war zwar viel Tourentaugliches im Kellerfundus, aber wer braucht ein Familienzelt auf einem Soloboot?

Das komplette Reisegepäck (Lebensmittel wurden vor Ort gekauft)
Ich hatte mir vorgenommen die Tour als Selbstversorger zu machen. 1-2 Einkäufe sollten für die 14 Tage reichen. Dafür holte ich mir neben Ergänzung meiner Küchenausrüstung auch den einen oder anderen Rezept- Tipp aus dem Internet. Die komplette Ausstattung incl. Küchenutensilien habe ich übers Jahr verteilt angeschafft.
Die Tourenplanung gestaltete sich dank Internet, Google-Earth und anderer Reiseratgeber recht einfach. Als Hauptquelle habe ich die Kilometrierungsliste genommen die „das blaue Band“ im Netz stehen hat, diese habe ich ausgedruckt und foliert. Leider stimmen nicht alle Angaben dieser Liste und einiges ist nur für „Sportbootfahrer“ geeignet. Trotzdem konnte ich mich damit insgesamt sehr gut orientieren. Die ersten Übernachtungen wurden fest geplant und ab dem dritten Tag sollte die Tagesform entscheiden wie weit ich fahre. 14 Tage hatte ich zur Verfügung. Sollte ich bis dahin Hamburg nicht erreichen würde meine Frau mir etwas weiter entgegen fahren.
Der Tourenstart
Das Wetter in Deutschland war seit Wochen unbeständig, kalt und regnerisch! Ich hatte Kleidung für alle Eventualitäten eingepackt. Das Boot und das Zubehör habe ich in drei großen Paketen eine Woche vor Start an ein Hotel in Schmilka/ Bad Schandau verschickt. Schmilka liegt genau an der Tschechischen Grenze. Die deutsche Kilometrierung der Elbe ist dort 0,0 km! Ich bin dann mit meinem persönlichen Gepäck mit dem Zug angereist. Ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Man fährt ca. 5 Stunden Zug und denkt während man aus dem Fenster schaut: für den Rückweg brauchst Du zwei Wochen!
Am Abend habe ich dann das Boot aufgebaut und konnte am nächsten Tag den Anlegesteg des Hotels zur Beladung und zum Einstieg nutzen. Da die Elbe dort zügig mit ca. 5km/h fließt und der Anleger ein schwimmender und wackeliger Steg ist, dauerte alles etwas länger als geplant. Erst um etwa 11:00 war ich erst auf dem Wasser. Nach der Uhrzeit musste ich fragen. Ich hatte keine Uhr dabei und mein Handy blieb ausgeschaltet. Es war nur an Bord um der Familie abends kurz ein Lebenszeichen zu geben.

Der schwimmende Steg
Fertig gepackt
Überraschung am Morgen, der linke Luftschlauch war leer und verlor seinen Druck wieder innerhalb weniger Minuten. Ich war so sauer auf den Hersteller Pouch! Ich hatte im Begleitschreiben extra auf die Luftschläuche hingewiesen! Was tun? Eine Jahrelang vorbereitete Tour verschieben oder sogar abbrechen? Der rechte Schlauch war dicht und ich entschied mich los zu fahren. Meine Hoffnung war, ich könnte unterwegs eine Lösung finden oder selbst etwas tun. Beides erwies sich als nicht machbar. So bin ich die Tour mit einem etwas asymmetrischen Boot gefahren. In den nächsten Tagen machte ich meine Erfahrungen mit dem Mangel. Bei Wellen von hinten rechts fühlte ich mich extrem unsicher. Also habe ich immer versucht so zu beizudrehen, dass ich die Wellen direkt von hinten oder besser noch von vorn abbekam. Beim Einsteigen im Flachwasser bin ich einmal nach links gekippt weil die letzte Stabilität fehlte und meine Lenzpumpe bekam Arbeit. Ein anderes Mal kippten Schiffswellen das am Strand liegende Boot auch einmal einfach nach links um.
Bei Wellen von vorn machte das Boot trotz fehlendem Schlauch eine sehr gute Figur! Die meisten Schiffswellen waren auch recht harmlos, bis auf eine Ausnahme am zweiten Tag: Ein einzelner Frachter zog Wellen von mehr als 1mtr. hinter sich her! Ich sah die Wellen von weitem schon brechen und auf mich zukommen. Mein erster Gedanke war: „dann können wir ja gleich mal die Qualität meiner neuen Schwimmweste testen“. Trotz Beladung schob sich meine „Cloud“ wie Butter durch diese enormen Wellen hindurch. Sie beschwerte sich zwar mit knirschen und knarren im Gebälk, zeigte aber keine Unsicherheit. Ab da hatte ich deutlich weniger Angst um meine Sicherheit.
Dass die Gegend beim Elbsandsteingebirge wunderschön ist brauche ich niemandem zu erzählen, das ist allgemein bekannt. Das Wetter war durchwachsen und leicht windig. Überrascht hat mich das Tempo mit dem ich vorankam. Die ersten 8 km bis ich den Bahnhof von Bad Schandau sah gingen enorm schnell vorbei.

Elbsandsteingebirge bei Schmilka
Dann wurde es immer windiger. Mein Paddel schlug mir nach hinten wenn ich es aus dem Wasser hob. Teilweise kam ich trotz hoher Fließgeschwindigkeit nur im Schritttempo vorwärts. Wenn ich aufhörte zu paddeln kam ich beinahe zum stehen. Da man in nordwestliche Richtung paddelt kommt der Wind auch fast immer von vorn. Ohne die Steueranlage würde der Wind mit dem Boot machen was er will. Ein Teil des Gepäcks war ja auf dem Deck untergebracht wodurch ich recht windanfällig wurde! Im Laufe der Reise lerne ich, meine Gepäckstücke stärker zu komprimieren damit der Wind weniger Angriffsfläche hat.
Interessant ist auch der Unterschied bei Wind zwischen Wasser und Land. Legt man an und geht ein paar Schritte Landeinwärts wo Büsche und Bäume stehen ist alles lau und ruhig. Auf dem Wasser hat man eben noch mit Wellen und Böen gekämpft. Der eben noch gefühlte Sturm ist hier an Land nur ein leichter und angenehmer Wind der die Baumkronen etwas rauschen lässt.
Gott sei Dank wurde ab dem dritten Tag stetig besser und ab dem vierten Tag musste ich meinen Tropenhut rausholen und mich fett mit Sonnencreme einschmieren damit ich nicht verbrenne. Das gute Wetter hielt gute 5 Tage an. Dann gab es knallige Gewitter und die letzten drei Tage wieder Regenschauer und Wind von vorn.
Die Elbe
Das Elbsandsteingebirge hat man schnell hinter sich gelassen. Nach und nach wird es neben den Ufern flacher. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Elbe ab jetzt vorwiegend eingedeicht. Je breiter sie wird desto ruhiger und behäbiger fließt sie. Steinbuhnen ragen in’s Wasser und dazwischen sind ab und zu Sandstrände die zu einer Pause einladen. Je nach Region stehen die Bäume auf oder hinter dem Deich. An einigen sonnigen Tagen hätte ich mir mehr Bäume auf dem Deich gewünscht.
Viele Dörfer und Orte waren in meiner Elbeliste verzeichnet, aber sie liegen oft weit hinter dem Deich so dass man sie meistens nicht sieht. Ab und zu ragt ein Kirchturm über die Deichkrone. Einige Abschnitte wirken wie ein großer gerader Kanal. Besonders die Strecke vor Riesa bis hinter Mühlberg war recht eintönig. Viele schöne Städte wie Dresden, Meissen, Torgau, Magedeburg usw. kann man direkt vom Wasser aus bewundern.
Ich hatte aber bewusst kein Sightseeingprogramm auf dem Plan, ich wollte auf dem Wasser sein! Dresden kenne ich durch mehrere Besuche gut von der Landseite, Magdeburg eigentlich auch, da wollte ich sowieso nur durchfahren. Die Durchfahrt durch die Kanalisierte Elbe bei Magdeburg macht übrigens richtig Spaß. Man bekommt durch die Strömung eine enorme Geschwindigkeit! Meissen hätte mich interessiert, Torgau und Wittenberg hätten mich auch gereizt. In Meissen habe ich mein Boot an einer flachen Stelle neben der Carlsbrücke an Land gezogen. Ich bin ein paar Meter in Richtung Altstadt gewandert, dann wurde ich unruhig und habe beschlossen das Boot doch nicht so lange allein zu lassen und bin wieder umgedreht. In der Uferzone standen einige Biertrinkende Gestalten herum und man konnte das herrenlose Boot von der Straße aus sehen. Nach meiner Tour habe ich im Internet (Faltbootforum) gelesen, dass Leuten ihr Boot bei Magdeburg gestohlen wurde. Meine Entscheidung, dass Boot nicht unbeaufsichtigt zu lassen wird nicht ganz falsch gewesen sein. Sightseeing macht auch zu Zweit mehr Spaß und Paddeltour ist eben Paddeltour!
Auch wenn ich gewollt hätte, dass Anlegen ist als Einzelperson mit einem voll beladenen Faltboot in vielen Städten und Orten schwierig oder sogar unmöglich. Etwas gehofft hatte ich auf die Marinas der jeweiligen Orte. Diese Marinas sind aber ausschließlich für sogenannte „Sportboote“ gebaut. Randbemerkung: Ich weiß bis heute nicht warum diese Kisten Sportboote heißen!? Einen Gashebel zu bedienen ist doch kein Sport!? Oder ist es Sport nah an Kajakfahrern vorbei zu fahren um sie mit hohen Bugwellen zu ärgern und dabei freundlich grinsend zu grüßen? Keine Ahnung! Auf jeden Fall ragen die Bootsstege der Marinas für einen bequemen Ausstieg der Sportbootfahrer, 40 oder mehr Zentimeter aus dem Wasser. Da komme ich als Kajakfahrer nicht hoch. Die Slipanlagen sind meist steil und aus Beton; ein beladenes Faltboot kann ich da allein nicht hochschleifen. Auch das Ausladen an der Slipanlage wäre wegen der Steigung schwierig. Also blieben nur die Bootsstege der Kanuclubs oder die seichten Sandstrände zwischen den Buhnen. Ich habe schnell aufgegeben eine Marina als Übernachtung zu wählen.
Viel besser zur Übernachtung geeignet sind die Kanuclubs. In den Sächsischen- Anhaltinischen und Brandenburgischen Regionen gibt es eine Menge solcher Sportvereine. Ein flacher Steg lädt zum anlanden ein. Eine Zeltwiese kann für 5-7 Euro die Nacht genutzt werden und Küche sowie Duschen sind im Preis inbegriffen. Besonders beeindruckend fand ich die „Kühlschränke des Vertrauens“. Ein Kühlschrank voller Getränke und natürlich ausreichend Bier. Oben steht eine Schüssel mit Kleingeld als Kasse und man kann sich bedienen. Ich hoffe, dass dieses Prinzip noch lange besteht und nicht ausgenutzt wird!

Erste Übernachtung Pirnaer Ruderverein

Meine Höhle

Mh, lecker! Speckpfannkuchen!
Je weiter nördlich man kommt, desto weniger solcher einladenden Clubs und Vereine sind vorhanden. Also wurde Wildcampen die normale Übernachtung. Da ich keine Uhr hatte, bin ich einfach gepaddelt wie lange ich Lust/ Kraft hatte oder bis die Sonne langsam unterging. Dann fing ich an eine geeignete Buhnenbucht zu suchen wo ich das Zelt aufbauen und das Boot sicher anlegen bzw. an Land ziehen konnte. Ich habe immer etwas Geeignetes gefunden!
Das Bild der Elbe verändert sich relativ wenig. Sie macht großzügige Mäander und ist meistens von reiner Natur umgeben. Angler sieht man immer mal wieder, meist in der Nähe der Ortschaften. Insgesamt ist die Elbe wie ich erwartet hatte, ein meist ruhig und behäbig fließender Strom. Steinbuhnen grenzen das Fahrwasser ein und dazwischen haben sich teilweise sehr schöne Buchten gebildet. Die Abwechslung in Form von Brücken oder Ortschaften sind meist schnell passiert und man ist wieder allein mit der Natur und dem breiten ruhigen Strom.

Dresden vom Wasser aus

Meissen,
außer ein paar alten Tassen gibt’s hier sowieso nichts zu sehen
Die Natur
Wie gerade eben beim Thema Übernachtung geschrieben, gibt es zwischen den Buhnen immer wieder schöne Strandabschnitte und Übernachtungsplätze. Viele Strände haben keine oder nur wenige menschliche Spuren. Oft ist der Landzugang der Buchten völlig zugewachsen. Tierspuren waren aber immer reichlich vorhanden! Ich konnte Biber, Dachs, Reh, Waschbär? und diverse Vogelspuren identifizieren. Überhaupt hat mich die Vogelvielfalt überwältigt! Seeadler, Schwarzer Storch, Storchengruppen, Milane, Bussarde, Adler, Sperber, große und riesige Wildgänseschwärme, Kormorane, Reiher, Seeschwalben, diverse Mövenarten und noch viele andere Vögel habe ich reichlich beobachten können. Mit so viel unberührter Natur hatte ich an einer Bundeswasserstraße nicht gerechnet!
Der von mir erwartete und befürchtete Schiffsverkehr hat auch kaum stattgefunden. An den meisten Tagen konnte ich die großen Schiffe wie Frachter und Schuten an der linken Hand und die „Sportboote“ an der rechten Hand abzählen. Ansonsten war ich Stundenlang allein auf dieser mächtigen und ruhig fließenden Elbe. Allein mit den Vogelgeräuschen, ab und zu ein Trecker in der Ferne und absoluter Ruhe wie man sie auf einem See in Kanada oder Schweden erwartet hätte. Ich habe oft aufgehört zu paddeln und habe die Stille und die Naturgeräusche genossen. Ab und zu sah man Pferde oder es grasten Schaf- oder Kuhherden direkt am Wasser. Es ist schon erstaunlich, man denkt man befindet sich auf einer Wasser-Hauptverkehrsader aber man ist völlig allein. Manchmal dachte ich: Heute ist bestimmt Fahrverbot und mir hat keiner Bescheid gesagt!

Typisches Bild: Allein auf der Elbe!

Pause in einer Buhnenbucht

Seeadler

Wildgänse

Kormorane sind scheu
Bei den Pausen am Tag in einer der Sandbuhnen konnte ich völlig ungestört baden. Das Wasser ist angenehm kühl und erfrischend. Ein nahendes Boot hätte ich bei der Stille der Umgebung lange vorher gehört! Ich war ungestört und allein! Wofür habe ich eigentlich eine Badehose mitgenommen?
Herrlich!
Die Tourendaten
Insgesamt bin ich gut voran gekommen. Die ersten 2,5 und die letzten 3 Tage waren wettertechnisch schwierig und windig. Trotzdem habe ich im allgemeinen Schnitt 50 km pro Tag zurückgelegt. Ich kann nicht sagen, wie viel Zeit ich für den jeweiligen Tagesabschnitt gebraucht habe. Ich bin morgens aufgestanden und abends ins Bett gegangen
, eine Uhr hatte ich ja nicht an Bord. Die Sonne hat mich geweckt und wenn ich müde wurde kroch ich in den Schlafsack. Aus den geplanten 14 Tagen wurden dann nur 12. Da die Elbe sehr klar Kilometriert ist, kann ich die meisten Daten noch nachvollziehen:
1. Tag von Schmilka nach Pirna km 0,0 -34,5
2. Tag bis Radebeul km 68,2
3. Tag bis Mühlberg km 127
4. Tag bis Elster km 200,6
5. Tag bis Roßlau-Rodleben km 263
6. Tag bis Dornburg km 300
7. Tag bis Rogätz km 351,2
8. Tag bis Lübars km 400
9. Tag bis km 450
10. Tag bis Gorleben 493
11. Tag bis ? äh ungefähr bis ca. 555
12. Tag mit starkem Gegenwind und 1,5 Stunden an der leeren Geesthachter Schleuse, 16:00 Uhr Zollenspieker Fährhaus km 598,3
Also 598,3 km in 12 Tagen!
Ich würd’s wieder tun!
Gruß,
Der Deichgraf
Noch ein paar wenige Eindrücke:



Zum Schluss noch die Abteilung Reisetipps und Bedenkenswertes:
Anfänger
Ich würde die Elbe nicht jedem Anfänger empfehlen. Verkehrsregeln, Strömung und Wind setzten etwas Erfahrung voraus.
Große Schiffe/ Verkehrsregeln
Auch wenn die großen Schiffe gar nicht so häufig am Tag auftauchen, kann es trotzdem manchmal schwierig werden. In einigen Abschnitten der Elbe kann man z. Bsp. nur einseitig ausweichen. Die Fahrrinne wechselt ständig aufgrund der Kurven und Biegungen. Meistens liegt sie im Außenbereich einer Kurve. Manchmal reicht der der Fahrbereich bis zum Ufer so dass man nur auf der gegenüberliegenden Seite fahren kann.
Kleine Story dazu: Ein Boot der Wasserschutzpolizei sah mich in der Fahrrinne entgegenkommen. Der Wichtigtuer hatte als er mich sah, nichts Besseres zu tun als Vollgas zu geben, frontal auf mich zuzuhalten und seine laute Tute mehrfach zu betätigen. Ich konnte zuerst nicht erkennen um was für ein Boot es sich handelt. Ich dachte ein abgedrehter Sportbootfahrer kommt mir entgegen. Um ihm möglichst schnell auszuweichen bin ich schnell nach rechts in Richtung Ufer gefahren. Das war allerdings die Fahrrinnenseite. Die Fahrrinne reichte in diesem Abschnitt wie gesagt bis zum Ufer. Es gab keine Bojen zur Markierung sondern nur Uferschilder. Kurz vor mir hat das Polizeiboot dann mit einem eleganten und wellenreichen Manöver gestoppt und mir über Lautsprecher deutlich zu verstehen gegeben dass ich mich in der Fahrrinne befinde und mich völlig falsch verhalte. Das Fehlverhalten hatte er zwar provoziert, aber ich hatte keinen passenden Lautsprecher an Bord um ihm zu antworten.
Wellengang
Man sollte mit seinem Boot die Bugwellen und Unruhen beherrschen können die größere Schiffe mit sich ziehen. Die Elbe kann glatt sein wie ein See in Schweden. Wenn drei „Sportboote“ in kurzer Folge vorbei gezogen sind, verwandelt sich dieser glatte See in eine unruhige Wellenlandschaft. Durch die seitliche Befestigung und die Buhnen gibt es Gegenwellen und unerwartete Bewegungen.

Leichter Wind, natürlich von vorn
Strömung/ Wind
Die Strömung ist natürlich nützlich wenn man vorwärts kommen will. Man sollte aber auch etwas geübt sein quer zur Strömung zu paddeln um bestimmte Ziele am anderen Ufer zu erreichen. Querstömungen bzw. Kehrwasser in der Nähe der Buhnen sind normal und die Richtung des Bootes kann sich drastisch ändern wenn man nicht vorbereitet ist. Mit einer Ladung Wind sollte man auf der Elbe auf jeden Fall rechnen! Der Wind kann einen enormen Wellengang verursachen so dass es schwierig bis gefährlich wird zu kreuzen oder in der Mitte zu paddeln.
Gierseilfähren
Wer die Elbe fahren will, sollte sich unbedingt über diese Fähren informieren und wissen wo sie einem begegnen. Manchmal muss man eine ganze Weile warten um an ihnen vorbei zu kommen. Ich habe nicht immer den optimalen Punkt erwischt wo ich entspannt parken konnte. Manchmal musste ich ganz schön paddeln um gegen die Strömung einen „Parkplatz“ zu erreichen.

Gierseilfähre und entgegenkommender Passagierdampfer
Also noch eine Runde abwarten!
Übernachtung und Verpflegung
Je nördlicher man kommt, desto seltener werden für einen Solopaddler die Möglichkeiten zum Camping oder zum Anlanden an geeigneten Kanustegen. Natürlich kann man mit Festbooten an den Slipanlagen der Marinas anlanden. Auch leicht beladene Faltboote bekommt man da locker raus. Wenn man als Gruppe reist, sollte das sowieso kein Problem sein. Als Solist kann das aber schwierig bis unmöglich werden.
Bei Gruppentouren kann man in Marinas, in einer ortsnahen Bucht oder in der Nähe einer Fähre an Land gehen um Nachschub zu organisieren während einer aus dem Team auf die Boote aufpasst. Aber auch Orte wie Gorleben wo man eigentlich einen Laden erwartet, haben heute keine Einkaufsmöglichkeiten mehr. Die Tante Emma Läden sind auf dem Rückzug. Vorher nach Einkaufsmöglichkeiten informieren ist empfehlenswert und erspart lange Wege!
Viel Spaß für Eure Tour!
Untertitel: 5 Std. Hinweg und 12 Tage Rückweg
Dieser Bericht wurde für mehrere Zielgruppen und Personen geschrieben. Also wundert Euch nicht über manche Formulierung oder Erklärung. Besonders der Vorspann über Entstehung und Planung der Tour ist aus diesem Grund recht ausführlich
Historie , Idee zur Reise
Seit vielen Jahren paddeln wir als Familie mit dem Kanadier (Kanu) oder anderen Booten auf diversen Gewässern herum. In verschiedenen Familienkonstellationen haben wir Tagesausflüge oder auch Mehrtagestouren unternommen. Manchmal zu Zweit und dann wieder mit erweiterter Großfamilie incl. Neffen. Unsere Ziele waren die Mecklenburger Seenplatte, die Seen der Holsteinischen Schweiz, Gewässer in unserer norddeutschen Umgebung wie z. Bsp. Weser, Luhe, Alster, Elbe- Lübeck, Schaalsee und Kanal usw. usw.
Mehrere Male pro Jahr nehme ich meinen Hund und mein Schlauchkajak und fahre eine Tagestour allein. Wenn meine Frau bei mir einen gewissen Stressfaktor feststellt, schlägt sie mir das auch immer vor! "Geh doch paddeln, das tut dir bestimmt gut!" Der Erholungsfaktor ist immens! In den letzten Jahren war ich dann auch immer mal mehrere Tage komplett solo unterwegs was ich jedes Mal absolut genossen habe. Zu meinem Außendienstberuf -wo ich viel mit Menschen zu tun habe- ist das ein sehr gutes und wohltuendes Kontrastprogramm! Diese Touren waren meist zwischen 3-5 Tagen lang. Dabei habe ich mir jeweils das passende Boot zur Tour geliehen, es waren immer Marken-Seekajaks.
Die Elbe hatte ich schon lange auf meinem Fahrplan. Der Gedanke, eine längere Tour zu machen verband sich mit der Idee, den kompletten Fluss auf deutscher Seite zu erkunden. In den letzten 3 Jahren habe ich meine Familie immer wieder mit dieser Idee genervt bis meine Frau dann irgendwann sagte: „Dann mach es doch endlich mal!“ Die Konstellation 2012 schien günstig. Unser Pflegebedürftiger Sohn plante eine Reise mit seiner Kirchlichen Jugendgruppe, meine Frau hatte sich für einen erneuten Missionseinsatz im Kaukasus gemeldet, also war für mich das Fenster offen.
Planung und Bootskauf
Parallel zu den oben genannten Planungen stand schon lange das Thema „Neues Boot für mich und die Familie“ auf dem Plan (die Reihenfolge ist korrekt!). Unser letzter Familienkanadier hatte diverse Mängel die ich selbst nicht mehr beheben konnte. Da beide Söhne mittlerweile erwachsen waren, hatten sich die Anforderungen an das Schiff auch verschoben, es sollte folgende Ansprüche erfüllen:
Geeignet für….
• längere Solo-Gepäcktouren,
• Tagestour/ Wochenendtour mit Familienmitglied oder Freund ,
• Tagestouren mit Hund.
Daraus ergab sich: ich brauche ich einen Zweisitzer den man ohne technische Einschränkungen auch als Einsitzer fahren kann. Wer sich einmal mit der Problematik solcher „Eierlegendenwollmilchsauboote“ beschäftigt hat, weiß wie schwierig das ist. Dazu kommt noch die Frage des Transportes und der Tourenlogistik! Ich kann nicht sagen wie viele Internetseiten, Forenbeiträge, Kataloge, Kleinanzeigen und Expertenberichte ich gelesen habe!? Am Ende kam dann ein Ergebnis heraus dass ich eigentlich nicht wollte: Es wird ein Faltboot!
Das Pouch Phönix 2011 erfüllte die meisten Anforderungen aus dem Stand. Es brauchte noch etwas Nachhilfe in Sachen Zubehör (professionelle Spritzdecke und Pedal für Steueranlage), war aber in Form und Funktion das beste Boot für die Tour und für die Anforderungen der kommenden Jahre.

Faltboot noch verpackt

Ausgepackt

Fertig
Das Boot wurde frühzeitig bestellt, konnte aber erst im Mai voll bezahlt werden. Faltboote sind teurer als die meisten Festboote.
Ich war zwar gewohnt mit verschiedenen Booten klar zu kommen. Für so eine lange Tour wollte ich mich aber gut vorbereiten. Geplant hatte ich zwei Testläufe mit dem neuen Boot. 1: Ohne Gepäck auf dem Alsterlauf und 2: mit Last auf den Eutiner Seen. Wie geplant wurde das neue Boot Mitte Mai das erste Mal auf der heimischen Alster (Flusslauf) getestet. Der Test fiel absolut positiv aus. Allerdings fiel auf, dass die Luftschläuche schnell wieder leer waren. Die Luftschläuche befinden sich seitlich an den oberen Bootsrändern und dienen zur seitlichen End-Stabilisierung des Bootes in kippeligen Situationen. Da ich beim ersten Aufbau des Bootes eine Naht kaputt gemacht hatte (Faltbootaufbau lernen ist ungefähr so wie das erste Mal mit Tusche malen!) habe ich die Außenhaut zur Reparatur der Naht an den Hersteller Pouch zurück geschickt. Im Begleitschreiben hatte ich gebeten, auch die Luftschläuche zu überprüfen. Dann kam ein Paket und die falsche Bootshaut war drin. Wieder zurück geschickt und dann kam endlich mein Boot. Leider war jetzt keine Zeit mehr zum zweiten Test und ich habe das Boot nur umgepackt und ohne weitere Tests an meinen Startpunkt verschickt. Das sollte sich als Fehler erweisen.
Auf der Elbe ist es Pflicht ein Boot mit einem Namen zu beschriften. So bekam das Boot den Namen „Cloud“. Dahin gleiten wie eine Wolke und wie in 2. Mose 13.21 von Gott geführt werden drückt der Name für mich aus.

Jungfernfahrt auf dem Alsterlauf, mit neuer Spritzdecke
Vorbereitung und Realisierung
Für meine Fitness und Tourentauglichkeit hatte ich mir ein „Training on the job“ vorgenommen. In der ersten Woche wollte ich nur wenige Kilometer fahren und langsam paddeln. Nach und nach wollte ich das Tempo anziehen und meine zunehmende Fitness für wachsende Streckenabschnitte nutzen. Paddeln ist ja auch ein bisschen wie Fahrrad fahren. Wenn man es über Jahre gewohnt ist, kommt man schnell wieder rein. (Nach zwei Tagen auf der Tour war ich fit wie Oskar!)
Nachdem das Boot gefunden war, mussten noch diverse andere Dinge vorbereitet und geplant werden. Es war zwar viel Tourentaugliches im Kellerfundus, aber wer braucht ein Familienzelt auf einem Soloboot?

Das komplette Reisegepäck (Lebensmittel wurden vor Ort gekauft)
Ich hatte mir vorgenommen die Tour als Selbstversorger zu machen. 1-2 Einkäufe sollten für die 14 Tage reichen. Dafür holte ich mir neben Ergänzung meiner Küchenausrüstung auch den einen oder anderen Rezept- Tipp aus dem Internet. Die komplette Ausstattung incl. Küchenutensilien habe ich übers Jahr verteilt angeschafft.
Die Tourenplanung gestaltete sich dank Internet, Google-Earth und anderer Reiseratgeber recht einfach. Als Hauptquelle habe ich die Kilometrierungsliste genommen die „das blaue Band“ im Netz stehen hat, diese habe ich ausgedruckt und foliert. Leider stimmen nicht alle Angaben dieser Liste und einiges ist nur für „Sportbootfahrer“ geeignet. Trotzdem konnte ich mich damit insgesamt sehr gut orientieren. Die ersten Übernachtungen wurden fest geplant und ab dem dritten Tag sollte die Tagesform entscheiden wie weit ich fahre. 14 Tage hatte ich zur Verfügung. Sollte ich bis dahin Hamburg nicht erreichen würde meine Frau mir etwas weiter entgegen fahren.
Der Tourenstart
Das Wetter in Deutschland war seit Wochen unbeständig, kalt und regnerisch! Ich hatte Kleidung für alle Eventualitäten eingepackt. Das Boot und das Zubehör habe ich in drei großen Paketen eine Woche vor Start an ein Hotel in Schmilka/ Bad Schandau verschickt. Schmilka liegt genau an der Tschechischen Grenze. Die deutsche Kilometrierung der Elbe ist dort 0,0 km! Ich bin dann mit meinem persönlichen Gepäck mit dem Zug angereist. Ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Man fährt ca. 5 Stunden Zug und denkt während man aus dem Fenster schaut: für den Rückweg brauchst Du zwei Wochen!
Am Abend habe ich dann das Boot aufgebaut und konnte am nächsten Tag den Anlegesteg des Hotels zur Beladung und zum Einstieg nutzen. Da die Elbe dort zügig mit ca. 5km/h fließt und der Anleger ein schwimmender und wackeliger Steg ist, dauerte alles etwas länger als geplant. Erst um etwa 11:00 war ich erst auf dem Wasser. Nach der Uhrzeit musste ich fragen. Ich hatte keine Uhr dabei und mein Handy blieb ausgeschaltet. Es war nur an Bord um der Familie abends kurz ein Lebenszeichen zu geben.

Der schwimmende Steg

Fertig gepackt
Überraschung am Morgen, der linke Luftschlauch war leer und verlor seinen Druck wieder innerhalb weniger Minuten. Ich war so sauer auf den Hersteller Pouch! Ich hatte im Begleitschreiben extra auf die Luftschläuche hingewiesen! Was tun? Eine Jahrelang vorbereitete Tour verschieben oder sogar abbrechen? Der rechte Schlauch war dicht und ich entschied mich los zu fahren. Meine Hoffnung war, ich könnte unterwegs eine Lösung finden oder selbst etwas tun. Beides erwies sich als nicht machbar. So bin ich die Tour mit einem etwas asymmetrischen Boot gefahren. In den nächsten Tagen machte ich meine Erfahrungen mit dem Mangel. Bei Wellen von hinten rechts fühlte ich mich extrem unsicher. Also habe ich immer versucht so zu beizudrehen, dass ich die Wellen direkt von hinten oder besser noch von vorn abbekam. Beim Einsteigen im Flachwasser bin ich einmal nach links gekippt weil die letzte Stabilität fehlte und meine Lenzpumpe bekam Arbeit. Ein anderes Mal kippten Schiffswellen das am Strand liegende Boot auch einmal einfach nach links um.
Bei Wellen von vorn machte das Boot trotz fehlendem Schlauch eine sehr gute Figur! Die meisten Schiffswellen waren auch recht harmlos, bis auf eine Ausnahme am zweiten Tag: Ein einzelner Frachter zog Wellen von mehr als 1mtr. hinter sich her! Ich sah die Wellen von weitem schon brechen und auf mich zukommen. Mein erster Gedanke war: „dann können wir ja gleich mal die Qualität meiner neuen Schwimmweste testen“. Trotz Beladung schob sich meine „Cloud“ wie Butter durch diese enormen Wellen hindurch. Sie beschwerte sich zwar mit knirschen und knarren im Gebälk, zeigte aber keine Unsicherheit. Ab da hatte ich deutlich weniger Angst um meine Sicherheit.
Dass die Gegend beim Elbsandsteingebirge wunderschön ist brauche ich niemandem zu erzählen, das ist allgemein bekannt. Das Wetter war durchwachsen und leicht windig. Überrascht hat mich das Tempo mit dem ich vorankam. Die ersten 8 km bis ich den Bahnhof von Bad Schandau sah gingen enorm schnell vorbei.

Elbsandsteingebirge bei Schmilka
Dann wurde es immer windiger. Mein Paddel schlug mir nach hinten wenn ich es aus dem Wasser hob. Teilweise kam ich trotz hoher Fließgeschwindigkeit nur im Schritttempo vorwärts. Wenn ich aufhörte zu paddeln kam ich beinahe zum stehen. Da man in nordwestliche Richtung paddelt kommt der Wind auch fast immer von vorn. Ohne die Steueranlage würde der Wind mit dem Boot machen was er will. Ein Teil des Gepäcks war ja auf dem Deck untergebracht wodurch ich recht windanfällig wurde! Im Laufe der Reise lerne ich, meine Gepäckstücke stärker zu komprimieren damit der Wind weniger Angriffsfläche hat.
Interessant ist auch der Unterschied bei Wind zwischen Wasser und Land. Legt man an und geht ein paar Schritte Landeinwärts wo Büsche und Bäume stehen ist alles lau und ruhig. Auf dem Wasser hat man eben noch mit Wellen und Böen gekämpft. Der eben noch gefühlte Sturm ist hier an Land nur ein leichter und angenehmer Wind der die Baumkronen etwas rauschen lässt.
Gott sei Dank wurde ab dem dritten Tag stetig besser und ab dem vierten Tag musste ich meinen Tropenhut rausholen und mich fett mit Sonnencreme einschmieren damit ich nicht verbrenne. Das gute Wetter hielt gute 5 Tage an. Dann gab es knallige Gewitter und die letzten drei Tage wieder Regenschauer und Wind von vorn.
Die Elbe
Das Elbsandsteingebirge hat man schnell hinter sich gelassen. Nach und nach wird es neben den Ufern flacher. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Elbe ab jetzt vorwiegend eingedeicht. Je breiter sie wird desto ruhiger und behäbiger fließt sie. Steinbuhnen ragen in’s Wasser und dazwischen sind ab und zu Sandstrände die zu einer Pause einladen. Je nach Region stehen die Bäume auf oder hinter dem Deich. An einigen sonnigen Tagen hätte ich mir mehr Bäume auf dem Deich gewünscht.
Viele Dörfer und Orte waren in meiner Elbeliste verzeichnet, aber sie liegen oft weit hinter dem Deich so dass man sie meistens nicht sieht. Ab und zu ragt ein Kirchturm über die Deichkrone. Einige Abschnitte wirken wie ein großer gerader Kanal. Besonders die Strecke vor Riesa bis hinter Mühlberg war recht eintönig. Viele schöne Städte wie Dresden, Meissen, Torgau, Magedeburg usw. kann man direkt vom Wasser aus bewundern.
Ich hatte aber bewusst kein Sightseeingprogramm auf dem Plan, ich wollte auf dem Wasser sein! Dresden kenne ich durch mehrere Besuche gut von der Landseite, Magdeburg eigentlich auch, da wollte ich sowieso nur durchfahren. Die Durchfahrt durch die Kanalisierte Elbe bei Magdeburg macht übrigens richtig Spaß. Man bekommt durch die Strömung eine enorme Geschwindigkeit! Meissen hätte mich interessiert, Torgau und Wittenberg hätten mich auch gereizt. In Meissen habe ich mein Boot an einer flachen Stelle neben der Carlsbrücke an Land gezogen. Ich bin ein paar Meter in Richtung Altstadt gewandert, dann wurde ich unruhig und habe beschlossen das Boot doch nicht so lange allein zu lassen und bin wieder umgedreht. In der Uferzone standen einige Biertrinkende Gestalten herum und man konnte das herrenlose Boot von der Straße aus sehen. Nach meiner Tour habe ich im Internet (Faltbootforum) gelesen, dass Leuten ihr Boot bei Magdeburg gestohlen wurde. Meine Entscheidung, dass Boot nicht unbeaufsichtigt zu lassen wird nicht ganz falsch gewesen sein. Sightseeing macht auch zu Zweit mehr Spaß und Paddeltour ist eben Paddeltour!
Auch wenn ich gewollt hätte, dass Anlegen ist als Einzelperson mit einem voll beladenen Faltboot in vielen Städten und Orten schwierig oder sogar unmöglich. Etwas gehofft hatte ich auf die Marinas der jeweiligen Orte. Diese Marinas sind aber ausschließlich für sogenannte „Sportboote“ gebaut. Randbemerkung: Ich weiß bis heute nicht warum diese Kisten Sportboote heißen!? Einen Gashebel zu bedienen ist doch kein Sport!? Oder ist es Sport nah an Kajakfahrern vorbei zu fahren um sie mit hohen Bugwellen zu ärgern und dabei freundlich grinsend zu grüßen? Keine Ahnung! Auf jeden Fall ragen die Bootsstege der Marinas für einen bequemen Ausstieg der Sportbootfahrer, 40 oder mehr Zentimeter aus dem Wasser. Da komme ich als Kajakfahrer nicht hoch. Die Slipanlagen sind meist steil und aus Beton; ein beladenes Faltboot kann ich da allein nicht hochschleifen. Auch das Ausladen an der Slipanlage wäre wegen der Steigung schwierig. Also blieben nur die Bootsstege der Kanuclubs oder die seichten Sandstrände zwischen den Buhnen. Ich habe schnell aufgegeben eine Marina als Übernachtung zu wählen.
Viel besser zur Übernachtung geeignet sind die Kanuclubs. In den Sächsischen- Anhaltinischen und Brandenburgischen Regionen gibt es eine Menge solcher Sportvereine. Ein flacher Steg lädt zum anlanden ein. Eine Zeltwiese kann für 5-7 Euro die Nacht genutzt werden und Küche sowie Duschen sind im Preis inbegriffen. Besonders beeindruckend fand ich die „Kühlschränke des Vertrauens“. Ein Kühlschrank voller Getränke und natürlich ausreichend Bier. Oben steht eine Schüssel mit Kleingeld als Kasse und man kann sich bedienen. Ich hoffe, dass dieses Prinzip noch lange besteht und nicht ausgenutzt wird!

Erste Übernachtung Pirnaer Ruderverein

Meine Höhle

Mh, lecker! Speckpfannkuchen!
Je weiter nördlich man kommt, desto weniger solcher einladenden Clubs und Vereine sind vorhanden. Also wurde Wildcampen die normale Übernachtung. Da ich keine Uhr hatte, bin ich einfach gepaddelt wie lange ich Lust/ Kraft hatte oder bis die Sonne langsam unterging. Dann fing ich an eine geeignete Buhnenbucht zu suchen wo ich das Zelt aufbauen und das Boot sicher anlegen bzw. an Land ziehen konnte. Ich habe immer etwas Geeignetes gefunden!
Das Bild der Elbe verändert sich relativ wenig. Sie macht großzügige Mäander und ist meistens von reiner Natur umgeben. Angler sieht man immer mal wieder, meist in der Nähe der Ortschaften. Insgesamt ist die Elbe wie ich erwartet hatte, ein meist ruhig und behäbig fließender Strom. Steinbuhnen grenzen das Fahrwasser ein und dazwischen haben sich teilweise sehr schöne Buchten gebildet. Die Abwechslung in Form von Brücken oder Ortschaften sind meist schnell passiert und man ist wieder allein mit der Natur und dem breiten ruhigen Strom.

Dresden vom Wasser aus

Meissen,
außer ein paar alten Tassen gibt’s hier sowieso nichts zu sehen

Die Natur
Wie gerade eben beim Thema Übernachtung geschrieben, gibt es zwischen den Buhnen immer wieder schöne Strandabschnitte und Übernachtungsplätze. Viele Strände haben keine oder nur wenige menschliche Spuren. Oft ist der Landzugang der Buchten völlig zugewachsen. Tierspuren waren aber immer reichlich vorhanden! Ich konnte Biber, Dachs, Reh, Waschbär? und diverse Vogelspuren identifizieren. Überhaupt hat mich die Vogelvielfalt überwältigt! Seeadler, Schwarzer Storch, Storchengruppen, Milane, Bussarde, Adler, Sperber, große und riesige Wildgänseschwärme, Kormorane, Reiher, Seeschwalben, diverse Mövenarten und noch viele andere Vögel habe ich reichlich beobachten können. Mit so viel unberührter Natur hatte ich an einer Bundeswasserstraße nicht gerechnet!
Der von mir erwartete und befürchtete Schiffsverkehr hat auch kaum stattgefunden. An den meisten Tagen konnte ich die großen Schiffe wie Frachter und Schuten an der linken Hand und die „Sportboote“ an der rechten Hand abzählen. Ansonsten war ich Stundenlang allein auf dieser mächtigen und ruhig fließenden Elbe. Allein mit den Vogelgeräuschen, ab und zu ein Trecker in der Ferne und absoluter Ruhe wie man sie auf einem See in Kanada oder Schweden erwartet hätte. Ich habe oft aufgehört zu paddeln und habe die Stille und die Naturgeräusche genossen. Ab und zu sah man Pferde oder es grasten Schaf- oder Kuhherden direkt am Wasser. Es ist schon erstaunlich, man denkt man befindet sich auf einer Wasser-Hauptverkehrsader aber man ist völlig allein. Manchmal dachte ich: Heute ist bestimmt Fahrverbot und mir hat keiner Bescheid gesagt!


Typisches Bild: Allein auf der Elbe!

Pause in einer Buhnenbucht

Seeadler

Wildgänse

Kormorane sind scheu
Bei den Pausen am Tag in einer der Sandbuhnen konnte ich völlig ungestört baden. Das Wasser ist angenehm kühl und erfrischend. Ein nahendes Boot hätte ich bei der Stille der Umgebung lange vorher gehört! Ich war ungestört und allein! Wofür habe ich eigentlich eine Badehose mitgenommen?

Die Tourendaten
Insgesamt bin ich gut voran gekommen. Die ersten 2,5 und die letzten 3 Tage waren wettertechnisch schwierig und windig. Trotzdem habe ich im allgemeinen Schnitt 50 km pro Tag zurückgelegt. Ich kann nicht sagen, wie viel Zeit ich für den jeweiligen Tagesabschnitt gebraucht habe. Ich bin morgens aufgestanden und abends ins Bett gegangen

1. Tag von Schmilka nach Pirna km 0,0 -34,5
2. Tag bis Radebeul km 68,2
3. Tag bis Mühlberg km 127
4. Tag bis Elster km 200,6
5. Tag bis Roßlau-Rodleben km 263
6. Tag bis Dornburg km 300
7. Tag bis Rogätz km 351,2
8. Tag bis Lübars km 400
9. Tag bis km 450
10. Tag bis Gorleben 493
11. Tag bis ? äh ungefähr bis ca. 555
12. Tag mit starkem Gegenwind und 1,5 Stunden an der leeren Geesthachter Schleuse, 16:00 Uhr Zollenspieker Fährhaus km 598,3
Also 598,3 km in 12 Tagen!
Ich würd’s wieder tun!
Gruß,
Der Deichgraf
Noch ein paar wenige Eindrücke:



Zum Schluss noch die Abteilung Reisetipps und Bedenkenswertes:
Anfänger
Ich würde die Elbe nicht jedem Anfänger empfehlen. Verkehrsregeln, Strömung und Wind setzten etwas Erfahrung voraus.
Große Schiffe/ Verkehrsregeln
Auch wenn die großen Schiffe gar nicht so häufig am Tag auftauchen, kann es trotzdem manchmal schwierig werden. In einigen Abschnitten der Elbe kann man z. Bsp. nur einseitig ausweichen. Die Fahrrinne wechselt ständig aufgrund der Kurven und Biegungen. Meistens liegt sie im Außenbereich einer Kurve. Manchmal reicht der der Fahrbereich bis zum Ufer so dass man nur auf der gegenüberliegenden Seite fahren kann.
Kleine Story dazu: Ein Boot der Wasserschutzpolizei sah mich in der Fahrrinne entgegenkommen. Der Wichtigtuer hatte als er mich sah, nichts Besseres zu tun als Vollgas zu geben, frontal auf mich zuzuhalten und seine laute Tute mehrfach zu betätigen. Ich konnte zuerst nicht erkennen um was für ein Boot es sich handelt. Ich dachte ein abgedrehter Sportbootfahrer kommt mir entgegen. Um ihm möglichst schnell auszuweichen bin ich schnell nach rechts in Richtung Ufer gefahren. Das war allerdings die Fahrrinnenseite. Die Fahrrinne reichte in diesem Abschnitt wie gesagt bis zum Ufer. Es gab keine Bojen zur Markierung sondern nur Uferschilder. Kurz vor mir hat das Polizeiboot dann mit einem eleganten und wellenreichen Manöver gestoppt und mir über Lautsprecher deutlich zu verstehen gegeben dass ich mich in der Fahrrinne befinde und mich völlig falsch verhalte. Das Fehlverhalten hatte er zwar provoziert, aber ich hatte keinen passenden Lautsprecher an Bord um ihm zu antworten.

Wellengang
Man sollte mit seinem Boot die Bugwellen und Unruhen beherrschen können die größere Schiffe mit sich ziehen. Die Elbe kann glatt sein wie ein See in Schweden. Wenn drei „Sportboote“ in kurzer Folge vorbei gezogen sind, verwandelt sich dieser glatte See in eine unruhige Wellenlandschaft. Durch die seitliche Befestigung und die Buhnen gibt es Gegenwellen und unerwartete Bewegungen.

Leichter Wind, natürlich von vorn
Strömung/ Wind
Die Strömung ist natürlich nützlich wenn man vorwärts kommen will. Man sollte aber auch etwas geübt sein quer zur Strömung zu paddeln um bestimmte Ziele am anderen Ufer zu erreichen. Querstömungen bzw. Kehrwasser in der Nähe der Buhnen sind normal und die Richtung des Bootes kann sich drastisch ändern wenn man nicht vorbereitet ist. Mit einer Ladung Wind sollte man auf der Elbe auf jeden Fall rechnen! Der Wind kann einen enormen Wellengang verursachen so dass es schwierig bis gefährlich wird zu kreuzen oder in der Mitte zu paddeln.
Gierseilfähren
Wer die Elbe fahren will, sollte sich unbedingt über diese Fähren informieren und wissen wo sie einem begegnen. Manchmal muss man eine ganze Weile warten um an ihnen vorbei zu kommen. Ich habe nicht immer den optimalen Punkt erwischt wo ich entspannt parken konnte. Manchmal musste ich ganz schön paddeln um gegen die Strömung einen „Parkplatz“ zu erreichen.

Gierseilfähre und entgegenkommender Passagierdampfer
Also noch eine Runde abwarten!
Übernachtung und Verpflegung
Je nördlicher man kommt, desto seltener werden für einen Solopaddler die Möglichkeiten zum Camping oder zum Anlanden an geeigneten Kanustegen. Natürlich kann man mit Festbooten an den Slipanlagen der Marinas anlanden. Auch leicht beladene Faltboote bekommt man da locker raus. Wenn man als Gruppe reist, sollte das sowieso kein Problem sein. Als Solist kann das aber schwierig bis unmöglich werden.
Bei Gruppentouren kann man in Marinas, in einer ortsnahen Bucht oder in der Nähe einer Fähre an Land gehen um Nachschub zu organisieren während einer aus dem Team auf die Boote aufpasst. Aber auch Orte wie Gorleben wo man eigentlich einen Laden erwartet, haben heute keine Einkaufsmöglichkeiten mehr. Die Tante Emma Läden sind auf dem Rückzug. Vorher nach Einkaufsmöglichkeiten informieren ist empfehlenswert und erspart lange Wege!
Viel Spaß für Eure Tour!
Kommentar