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Schneecamping – mir war schon immer unklar, was um Himmels Willen Leute dazu treibt, bei Eiseskälte irgendwie mit einem Zelt rumzuhantieren. Aber gut, jeder soll machen, was ihm gefällt. Libertist will zum Jahreswechsel in den Schnee, ich will etwas unternehmen – bei dem ist man doch gut aufgehoben, also, probier doch mal.

Wer kommt noch mit? Der große Organisator hat viel zu tun und schwächelt ein bisschen, lässt sich aber selbstverständlich nicht unterkriegen. Eingeladen hat er die allerfittesten Leute, ich habe mich selbst eingeladen …
Schneeschuhe – ein Hype, die letzten Zuckungen, bevor es keinen Schnee mehr geben wird. Gewöhnlich treffe ich Schneeschuhwanderer in Zonen, wo ich sie gut mit Wanderschuhen überholen kann, sieht alles immer sehr mühsam aus – mit Wildnisgängern sieht die Zone vermutlich anders aus, das kann ja heiter werden. Doch vorerst: Niederschlag 0 mm, steht in den Wettervorhersagen. Manchmal ein kleiner Schneeschauer. Webcams zeigen vorsichtshalber irgendwelche Schwimmbecken.
Wir lernen, Höhenwege sind lawinengefährdet. Keiner hat viel Ahnung von Schneebeschaffenheiten, geschweige denn Lawinen. Die mitwandernden Ureinwohner tendieren zu einer Hütte – auf einmal, was ist jetzt los? Ein netter Kärntner macht Mut, klar, gute Zone für schöne Schneeschuhtouren habt ihr da ausgesucht, Lesachtal! Nur da und da sollte man vielleicht nicht gehen, wegen Steilhang.
Aber, man sollte Wildnisgänger nicht unterschätzen, natürlich eruieren sie die absolut machbare Tour nahe bzw. teils entlang des Karnischen Höhenwegs, nichts mit lieblichem Tal - somit auch für Wildnisgänger noch halbwegs spektakuläre Ausblicke.

Wir gehen über die italienische Grenze und den Findenigkofel nehmen wir mal eben noch mit. Eine Hütte gibt es auch, an Tag 3 – das ist vielleicht gar nicht so dumm.
Ausgangslage
5 Leute, 3 Zelte, 1 Tipitarp bzw. es war ein Shangri-la?
Gefühlt 25 Kocher und Brennflaschen, 6 kg Müsli und 8 kg Spaghetti
Zwei Stative
Diverse Müsliriegelsorten
1,3 l Glühwein
0,33 l Wodka
4 Paar Schneeschuhe
Eine Schneeschaufel
u.a. mehr
Los geht’s
Wir starten erst so irgendwann vor 14 Uhr. Es ist grün unten im Tal, der Waldboden beim Hochgehen auch. Die Schneeschuhe bleiben an den Rucksäcken. In Serpentinen führt das Sträßchen hoch, dann der Waldweg, ab und an wird die Skipiste gequert, niemand fährt uns um.
Frei nach Ice Age: Die Herde ist nicht unbedingt krass, aber recht heterogen, das war vorher klar. Wir tasten uns ran und machen lieber eine Pause mehr. Es ist warm, vergleichsweise.
Der Fitteste läuft leichtfüßig-schnell dahin, als ginge es ohne Rucksack bergab. Es sieht so fluffig aus wie die Ultrajacken, die er im Netzbeutel mit sich führt. Er ist höflich und bremst sich selbst ein bisschen bzw. wartet irgendwann, bevor er ganz außer Sicht ist.
Der Wildnisgänger ist seinen vollen Rucksack gewöhnt und verbreitet beruhigende Hinweise. Letztendlich ist er so schnell wie der Fitteste.
Der Nordlandwanderer ist noch nicht ganz akklimatisiert.
Die Klügste kennt das alles schon, wandert routiniert und hat alles, was sie braucht.
Mir sind die Pausen teils zu ausgiebig, da wird es dann doch auch kühler, aber ich freue mich, dass es a) erstmal einfach und b) doch alles anscheinend tragbar ist. Das Zelt tragen ja andere.
Es geht viel die Skipiste entlang, noch immer fährt uns niemand um, wir finden den richtigen Abzweig und gelangen zur geplanten Alm. Hier liegt etwas mehr Schnee, gezeltet wird auf dem Weg, da es dort länger gerade ist und auch schon etwas geplättet. Außerdem dunkelt es plötzlich rapide. Der Fitteste ist blitzschnell eingerichtet und orientiert.

Herr der Lage
Er hat so eine Art Winterraum entdeckt, mit dem wir nicht gerechnet haben. 2,4 Quadratmeter mit Sitzecke und Tisch, sehr praktisch. Für die Romantik eine Kerze. Küchenutensilien, Essensdinge werden fachmännisch inspiziert und geprüft. Kalt ist es nicht direkt, bis auf die Füße. Entsprechend funktioniert der Gaskocher besser als erwartet, es kocht ein bisschen über.

Wir gehen früh schlafen, das ist schließlich der aufregende Part des Ganzen. Perfekt ist anders, was mein Zelt betrifft, aber das kümmert mich nicht sonderlich. Es liegt sich gut, zumindest andersrum, wie üblich ist es erstmal kalt von unten – was ist nur mit diesen Luftmatten los? Die Aluunterlage wird nach oben gelegt. Man könnte die Doppelmatte doppelt nehmen – zu mühsam jetzt, immerhin, notfalls ausbaufähig, das System. Dafür ist es dann doch ziemlich warm-feucht im Schlafsack plus Biwaksack, der mal eben als schicker „VBL“ fungiert, schließlich ist es immer noch nicht sonderlich kalt.

Am Abend
Beim Zubettgehen gegen 20 Uhr schneit es. Hört sich hübsch an, Schneeflocke auf Außenzelt fallend. Ich schlummer ein bisschen, bin aber auch wach. Es schneit anscheinend weiterhin.
Dann plumpst ein Elefant ins Zelt. Plötzlich kein Platz mehr hier. Über die Hälfte des Zelts eingekracht. Wegschieben lässt sich da nichts, Schneeladung. Ich drehe mich irgendwie zur Tür, Platz ist nur da, wo ich liege, und ein bisschen daneben. Wo ist der Reißverschluss? Irgenein Zipper findet sich, in der Apsis ist leider auch nur noch halber Raum. Die Schuhe sind nicht auffindbar, da liegt nur der Glühwein, dabei standen die doch gleich daneben ganz ordentlich, und der Ausgang, der ist auch nicht mehr vorhanden. Wo ist der hin? Reißverschluss fehlt. Nach vorne auch kein Durchkommen, eingeschneit. Ziemlich schmal hier alles auf einmal. Kommt noch Luft rein?
Wildnisgänger hilft, wer sonst. Ich wäre nicht rausgekommen. Man sollte eine Machete im Zelt haben, beim Schneecamping. Irgendwie wurde der Sauerstoff ein bisschen eng, gefühlt. Wo war noch gleich die Stirnlampe – deren Gehäuse hat einen Sprung, was die Lampe etwas launisch macht. Mit Lampe bessert sich nichts an der Lage. Insgesamt aber kann man sich auf die Begleiter verlassen, nur deshalb mache ich das schließlich hier, insofern, alles noch im Rahmen.
Schuhe wieder freigelegt, Ausgang auch, erstmal raus, er schippt ganz fleißig mit der roten Schaufel. Zelt steht noch, na bitte. So weit alles klar, gute Nacht ... Es ist ca. 2.30 Uhr. Fortan wird gegen die Zeltwand geklopft, so alle 20 Minuten. Es schneit weiter. Am nächsten Morgen ist der Weg weg, die Zelte sind es immerhin gerade so nicht, Schaufel auch noch vorhanden und wir sind vollzählig.

Am Morgen

Lagebesprechung beim Schneeschmelzen: s.o., keiner hat Ahnung von Schnee und Lawinen, hinten lockt der Grat, in der Ferne ist der Himmel blau, kein Wind. Aber: zu viel Neuschnee.

Man hörte auch schon den einen oder anderen Lawinenabgang. Heute geht es rauf, wie sieht es auf dem Kamm aus? Schon ohne Neuschnee wäre das der anstrengendere Teil dieser Tour. Nach etwas Hin und Her ist klar: die Durchschnittswanderer gehen sowieso zurück, die beiden anderen könnten evtl., müssen aber nicht unbedingt. Im Pulverschnee sinkt man auch mit Schneeschuhen gut ein, und, vor allem, Lawinengefahr. Lawinenstufe 3, sagt der aus dem Tal, der sich wirklich auskennt, am Telefon. Damit ist die Sache klar.

Flotter Abstieg, bisschen Schneestapfen, nun ist es endlich da, das Winterwunderland, aber doch irgendwie zu viel und frisch auf einmal. Stellenweise gut für Schneeschuhe, insgesamt braucht man sie nicht.

Es macht Spaß so durch den Neuschnee, wir kürzen am Ende über die Piste ab, niemand fährt uns um. Im Tal dann auch noch bisschen Schnee, aber es taut schon wieder.
Fragen und Erkenntnisse:
- Wofür sind Schneeschuhe gemacht? Entweder der Schnee geht ohne, oder es ist zu viel-pulvrig.
- Man muss eine Schaufel dabei haben.
- Wie bleibt ein Daunenschlafsack trocken?
- Ein Nammatj steht immer irgendwie und bleibt auch stehen. Aber wie kommt man raus, wenn ein Rundum-Iglu draus wird?
- Österreicher sind ziemlich nett.
- Achja, und Schnee verhält sich nicht wie Regen, immer schön regelmäßig abklopfen und wegschieben vom Zelt.
- Zu guter Letzt: Es lohnt sich, die Dinge auf sich zukommen zu lassen – ohne blind ein Risiko einzugehen.
Bilder © Libertist.
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