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Unsere erste Schneeschuhtour in den Alpen, genauer im Rofangebirge Mitte Dezember 2012
oder wie man eine Tour versemmeln kann
oder wie man eine Tour versemmeln kann
Prolog:
Eine Jahresausklangstour wäre doch was feines dachten mein Kumpel Gerald und ich uns vor ein paar Wochen. Schon wieder in die Sachsenschweiz oder in den Harz? Nö, aber wohin dann?
Gerald war im Sommer schon einmal im Rofan unterwegs, Karte vorhanden, gebongt ;)
Alpen im Dezember als Alpenfrischling? Probieren kann man es ja mal, wird ja schließlich Zeit, dass die letztjährig erstandenen Schneeschuhe endlich mal ausgeführt werden
Donnerstag 15.12.2011
Freundlicherweise bekam ich nicht nur den Freitag frei, sondern durfte Donnerstag bereits zur Mittagspause gehen, danke Chef! Um einse gings mit zwei weiteren Mitfahrern der Mitfahrzentrale Richtung München. Wir kamen unheimlich schnell durch und saßen bereits 5 ½ Stunden später im Tegernseer Bräustübl ;) Eine Kartoffelsuppe zur Stärkung und ein Tegernseer (mein Lieblingsbier) mussten sein. Weiter ging es das kurze Stück Richtung Achensee. Erstaunlicherweise hat es in Bayern und am Achensee noch nicht wirklich geschneit dieses Jahr. Ich betone noch!
Wir machten noch eine kurze Fotopause um den Guffert in ein halbwegs vernünftiges Licht zu setzen. Dies klappte naja, halbwegs:
Der Guffert bei Nacht
Am Achensee selbst wollten wir im Auto schlafen und gleich Freitag früh starten. Wir stellten das Auto beim Fischer Wirt in Achenkirch ab, bei dem wir natürlich noch kurz einkehrten
Eins, zwei, drei Herrengedecke und einen Obstler aufs Haus später war unsere ursprüngliche Tourplanung um die Besteigung des Gufferts erweitert... Respekt!
Angetüdelt ging es auf die Vordersitze unseres Autos.
Freitag 16.12.2011
Voller Tatendrang klingelte bereits um sechs in der Früh der Wecker. Aufgestanden sind wir letztendlich um halb acht – danke Jägermeister ;)
Ein leichter, relativ warmer Wind wehte über den Achensee. Wir fuhren das kurze Stück bis zum Abenteuer Park Achensee und stellten hier das Auto auf dem Gebührenpflichtigen Parkplatz ab (bezahlten aber nicht...)
Ich überlegte doch tatsächlich, die Schneeschuhe am Auto zu lassen, da ich dachte wir würden sie evtl. nicht benötigen... Gerald, der sich welche in Berlin auslieh überzeugte mich zum Glück von der Mitnahme, ließ allerdings seine Verlängerungen der Denalis am Auto. Da kann man mal sehen, wie wir Flachländer die Berge kennen. Dummerweise verabschiedete sich hier die Spreizmechanik von einem seiner Komperdell Carbonstöcken, blöd gelaufen.
Wir gingen den Weg querfeldein Richtung Kotalm Niederleger hinauf. Kurz vor dieser schnallten wir bereits die Schneeschuhe an. Und ich wollt sie zuerst nicht mitnehmen... Das eh schon sportlich gewählte Tagesziel Ziereiner See begruben wir hier endgültig.
gleich gehts los
Ohne die Verlängerungen war Gerald eindeutig zu schwer für die Schuhe, ich spurte also den Rest der Tour. Überhaupt kamen wir nicht in unser gewohntes Tempo, scheiß Suff, die Schneeschuhe trugen wie erwartet den Rest dazu bei.
Noch vor erreichen der Mitterleger Kotalm war an ein Weiterkommen kaum noch zu denken. Dies lag diesmal nicht am Suff, sondern an Orkantief Joachim, welches uns ordentlich zusetzte. Ich wusste bis hierhin noch garnix von diesem Tief. Wetterbericht im Vorfeld gecheckt? Nö, ich hörte nur was von gut 20cm Neuschnee. Peinlich und vor allem dämlich. Umkehren wollten wir erstmal nicht, wobei ich bei den noch verbleibenden 400hm bis zum Steinernen Tor an nichts gutes dachte. Der Wind schaffte es sogar einmal mich so ins straucheln zu bringen das ich hinfiel.
Sicht null und unheimlich stürmisch
Ich voller Tatendrang
Sven und Gerald im Windschatten der Kotalm
Gute 100hm später entschlossen wir uns die heutige Etappe zu beenden und unser Zelt aufzuschlagen. Tourabbruch um 12 Uhr Mittags, bei diesem Wind aber die einzig vernünftige Option.
Ein Zeltplatz war im "Schatten" des Klobenjochs relativ schnell gefunden, präpariert und das Zelt semiprofessionell abgespannt.
Unser Zelt unter dem Klobenjoch
Da Gerald als Schlafsack nur nen Summerlite zur Verfügung stand pellte er sich in seine insgesamt sieben (!) Schichten Wäsche um der Kälte zu trotzen. Meine ThermArest Prolite war leider undicht, somit war die Isolation nach unten trotz zusätzlicher EVA Matte natürlich arg bescheiden. Die restliche Zeit des Tages verbrachten wir mit lesen, schlafen und dem Schmelzen von Schnee.
Samstag 17.12.2011
Für uns beide war die Nacht alles andere als angenehm. Zu kalt, immerhin -10°C und der unglaublich starke Wind der das Zelt sehr oft durchschüttelte, waren echt nicht schön. Dieser ließ zwar in den Morgenstunden nach, dafür hatten wir gute 20 bis 30cm Neuschnee.
Selbst Sir Henry war so kalt, das er einen Schlafsack bekam
Guten Morgen
Unser Zelt nach einer verschneiten Nacht
Wir entschlossen uns zur Heimkehr, sahen hier einfach kein vernünftiges Weiterkommen mehr. Sichtweite vielleicht 30 – 40 Meter. Nach kürzester Zeit, wie erwartet, froren die Schläuche unserer Trinkblasen ein.
Trotz des Neuschnees brauchten wir für die gleiche Strecke zurück zum Auto nur 2 statt der 4 ½ Stunden am Vortag. Da fahren wir insgesamt gute 1300km um 12km in den Alpen zu wandern... Da würden wohl auch keine Ausgleichszahlungen das Klima retten
Unsere Fußstapfen vom Vortag
Gerri auf dem Rückweg
Der Achensee
Im Nachhinein betrachtet war es unter gegebenen Umständen total dämlich ins Rofan zu fahren. Orkantief und Alpen, ohne Worte. Ich lese gerade Pit Schuberts erstes Werk und checke im Vorfeld nicht den Wetterbericht, wie bescheuert kann man eigentlich sein? Der zu dünne Schlafsack, die defekte Isomatte, eingefrorene Trinkblasenschläuche, alles vertretbar und auszumerzen, aber dem Wetterbericht keine Beachtung zu schenken, einfach nur blöde. Nun, wir haben uns meiner Meinung nach in keinster Weise in Lebensgefahr begeben, haben abgebrochen als wir es für Sinnvoll hielten und ich denke das zählt. Obwohl wir wirklich eine Minitour ohne nennenswerte Ausblicke hatten und die Nacht ätzend war, hat uns beiden die Tour unheimlich viel Spaß gemacht! Das nächste mal aber doch lieber im Frühjahr oder Sommer und mit einem stabilen hoch
An alle anderen Bergneulinge:
Checkt im Vorfeld immer den Wetterbericht.
Sven
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