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Der Inn ist mit seiner Gesamtlänge von 517 Kilometern einer der größten und mächtigsten Alpenflüsse. Als zweitwasserreichster Fluss Österreichs bringt er der Donau mehr Wasser ein, als Lech, Isar, Enns und Traun zusammen. Meine zweitägige Tour nach Passau startete in Braunau, der größten und ältesten Stadt des Innviertels. Wenn ich sah wie träge der Fluss hier dahinströmt, konnte ich kaum glauben dass der Inn in Tirol noch großartiges Wildwasser bietet. Hier fließt er, von zahlreichen Kraftwerken geknechtet und seiner Kraft beraubt, nur mehr breit und gleichmäßig dahin, seine schlammigen Ufer werden dabei zum Großteil von üppigen Schilfgürteln gesäumt.

Einstieg unter der Eisenbahnbrücke in Braunau
Ein schnelles Wanderkajak wäre hier gefragt. Als solches war mein Gefährt allerdings nicht zu betiteln und so paddelte ich mich mühsam bis Ering zur ersten Staustufe vor. Der Fluss bot nach deren Umtragung allerdings auch nicht mehr Abwechslung. Er gewann zudem kaum an Geschwindigkeit und jeder Meter musste mit einem Paddelschlag erkämpft werden. Gegen Mittag steuerte ich schließlich entnervt das rechte Ufer an um eine Pause zu machen. Kaum hatte ich auf einem Baumstamm mein Essen ausgepackt, da fielen sie auch schon über mich her. Unzählige Mücken schwärmten aus allen Himmelsrichtungen auf mich zu und hatten mir binnen weniger Minuten an die fünfzehn Stiche zugefügt.

Die Schilfgürtel Heimat der Mücken
Im Angesicht dieser Übermacht suchte ich mein Heil in der Flucht. Hals über Kopf sprang ich in mein Boot und machte dass ich vom Ufer wegkam. Gottseidank kamen die lästigen Blutsauger nicht auf die Idee mir aufs offene Wasser zu folgen und blieben im Schatten des Waldes um auf ihr nächstes Opfer zu warten. Während ich mein Mittagessen in der Mitte des Flusses einnahm, betrachtete ich beeindruckt die Schwellungen die sich auf meinen Armen zu bilden begannen.

Die Staustufe Ering
Die Gelsen folgten mir zwar nicht aufs Wasser, wohl aber die Bremsen. Hatte mich erst eines dieser Tiere im Visier, folgte es mir so lange übers Wasser bis es ihm gelang auf einer offenen Hautstelle zu landen. Meist bemerkte ich es und erschlug es prompt, was allerdings ein kurzes Unterbrechen meiner Rudertätigkeit erforderte. Das Boot drehte sich dann jedes Mal in die verkehrte Richtung und musste mühevoll wieder auf Kurs gebracht werden.

Der Stausee
Vor der zweiten Staustufe war der Inn so breit, dass ich das Gefühl hatte auf einem See zu fahren. Allerdings wartete der Rückstaubereich mit einer beeindruckende Artenvielfalt auf. Graureiher stelzten durchs flache Wasser der Ufer und suchten ihre Nahrung. Obwohl dieser Vogel auch als Fischreiher bezeichnet wird, besteht sein Speiseplan keineswegs nur aus Fisch. Die Tiere fressen zudem Frösche, Mäuse und werden sogar mit Ratten fertig, die sie im Ganzen hinunterschlingen.
Zudem findet sich hier eine Grauganspopulation, die hunderte von Tieren stark ist. Diese Vögel weiden das Gras an den Ufern ab, im Herbst durchsuchen sie abgeerntete Maisfelder nach verbliebenen Körnern. Die Individuen vor der Staustufe Egglfing waren allerdings äusserst scheu und flogen in gewaltigen Schwärmen davon wenn sie mich nur von weitem kommen sahen.

Die Staustufe Egglfing
Die Umtragung des Kraftwerks erwies sich als äusserst mühsam. Ich musste mit geschultertem Boot einen weiten Bogen drum herum gehen und als ich endlich wieder am Wasser ankamwar eine längere Pause nötig zumal mir die Hitze schwer zu schaffen machte. Nach dem Kraftwerk gewann der Fluss wieder etwas an Strömung und ich konnte im Schatten der Ufervegetation fahren und mich so vor der gnadenlosen Sonne schützen.
Schließlich entdeckte ich am linken Ufer eine Stelle die mich nach einem optimalen Schlafplatz ansah. Ich lenkte das Boot ins flache Wasser und sah mir die Sache genauer an.
Der Ort stellte sich bei genauerer Begutachtung als Insel heraus. Auf der einen Seite floss der Inn, auf der anderen ein schlammiger Nebenarm der von einem undurchdringlichen Schilfgürtel von Ufer abgeschnitten wurde. Die Stelle war also nur mit dem Boot zu erreichen. Der Boden entpuppte sich als getrockneter Schlamm, in dem unzählige lila blühenden Pflanzen wuchsen. Ausserdem wimmelte es auf der Insel nur so von Fröschen und bei jedem Schritt den ich tat sprangen welche umher. Von Westen zog eine eine weiße Wolke herauf, die durchaus Regen bedeuten konnte und so stellte ich gleich mein Zelt auf.

Mein Lager auf der Froschinsel
Dummerweise war mein Trinkwasser so gut wie aufgebraucht und der Gedanke die schlammige Brühe des Inns trinken zu müssen stimmte mich auch nicht gerade euphorisch. Allerdings hatte ich am gegenüberliegenden Ufer etwas entdeckt. Die Innkreisautobahn
zog sich hier laut, schnell und stinkend entlang. Sie war es allerdings nicht die mein Interesse erregte, sondern die Autobahntankstelle welche auf einem Hügel jenseits der Betonpiste thronte. Auf meiner Karte entdeckte ich zusätzlich ein Klärgewässer in Form eines Baches das unter der Asphaltstraße hindurchführte.
Ohne lange zu überlegen schwang ich mich ins Boot und steuerte das Ostufer an. Dort angekommen ruderte ich dem Bach hinauf und unter einer Brücke hindurch. Dort band ich mein Boot fest und machte mich zu Fuß auf den Weg zur Tankstelle die etwa anderthalb Kilometer Fußmarsch entfernt lag. Nachdem ich meinen Wasservorrat aufgestockt hatte machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Lagerplatz.

Mein Zelt vom anderen Ufer, fast nicht zu erkennen.
Der Wolkenfetzen war mittlerweile näher gekommen und bedeckte schon den ganzen Himmel, er sah allerdings nach wie vor nicht gefährlich aus. Doch mit dem Schwinden des Tageslichtes schlug erneut die Stunde der Gelsen. Ganze Legionen schwärmten aus dem Schilfwall hinter mir und stachen in jedes Stück Haut dass sie erreichen konnten. Um mich zu wehren zog ich mir einen langärmeligen Pullover über. Den Nacken schützte die Kapuze und die Beine rieb ich kurzerhand mit einer dicken Schlammschicht ein. Mit diesen Tricks gelang es mir die Tiere im Zaum zu halten, lästig waren sie allerdings nach wie vor.
Um mir die geflügelten Teufel endgültig vom Hals zu schaffen, sammelte ich alles Treibholz das ich finden konnte und entzündete ein Feuer vor meinem Zelt. Sobald dieses am brennen war resignierten die Insekten zur Gänze.

Das Tageslicht schwindet.
Es begann langsam dunkel zu werden und mit der Dunkelheit kamen die Blitze. Alle paar Minuten blitze es, woraus zu schließen war, dass in der Nähe ein Gewitter toben musste. Zumal es mittlerweile stockdunkel war kroch ich in mein Zelt und versuchte zu schlafen. Allerdings wurden die Blitze immer mehr und letztendlich wurde der Himmel beinahe im Sekundentakt erleuchtet. Einige Zeit später fielen die ersten Regentropfen auf mein Zelt, zuerst noch zaghaft dann immer mehr. Und erst jetzt begriff ich den Ernst meiner Lage.
Die "Insel" auf der ich mich befand lag nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche. Sollte der Regen weiter zunehmen war es durchaus denkbar dass der Fluss ansteigen würde und dann konnte es richtig ungemütlich werden. Mir schossen Bilder durch den Kopf was der Inn in der Vergangenheit in Schärding angerichtet hatte. Sollte er auch nur 20 Zentimeter steigen, so würde das reichen um mein Lager unter Wasser zu setzten. Hielt das Gewitter weiter an, würde mir jeder Fluchtweg abgeschnitten sein. Der Schilfgürtel hinter mir war undurchdringlich und zum anderen Ufer würde ich mindestens fünf Minuten brauchen, viel zu gefährlich bei einem Gewitter.
Ich wägte meine Chancen ab und plante bereits eine Flucht. Doch dann zog ich sämtliche Reißverschlüsse meines Zeltes zu und beschloss das Unwetter zu überdauern. Kaum hatte ich diesen Entschluss gefasst, da riss eine Windböe an meinem Zelt dass ich dachte es würde nicht standhalten. Dann kam der Regen. Der Wind heulte und schleuderte die Wassermassen mit unglaublicher Kraft gegen die Wände meines Zeltes. Zornig riss er an den Gestängen, als wollte er sie verbiegen.
Mucksmäuschenstill lag ich auf meiner Matte ohne mich zu rühren. Doch selbst diese lies mich in Stich. Nacheinander platzten mit lautem Knall die Strukturierungswände welche die Luftkammern voneinander trennten, was zur Folge hatte dass sich die Matte am Kopfende wie ein Luftballon aufblähte, während sie am Fußende schlapp wie ein nasser Sack war. Doch das war in diesem Moment mein geringstes Problem. Donnerschläge und Blitze zuckten mit solcher Energie durch die Luft, das ich glauben konnte die Welt ginge unter. Wie gelähmt lag ich auf meiner kaputten Matte und starrte auf die Zeltwand. Der Wind machte furchtbare Geräusche und mir war als hörte ich verzerrte Stimmen in der Luft. Über zwei Stunden lang weilte das Gewitter über mir und bearbeitete mein Zelt, bis es schließlich langsam schwächer wurde und nach Osten über Österreich weiterzog.
Dennoch brachte ich in dieser Nacht kein Auge zu. Ich schwitzte furchtbar, meine Matte war nicht mehr zu gebrauchen und die Gelsenstiche juckten dermaßen, dass ich halb rasend wurde. Kurz bevor die Nacht vorüber war schmiss ich schließlich entnervt meine Matte aus dem Zelt und schlief auf dem nackten Erdboden ein.
Am nächsten Morgen erwachte ich zeitig und das erste das ich sah war folgende Kulisse.

Die Sonne geht auf...
Während es langsam hell wurde suchte ich mein Hab und Gut zusammen und baute das Lager ab. Obwohl das Zelt mit seinen 800 Gramm Gewicht geradezu minimalistisch ist, hatte es dem Unwetter mühelos getrotzt und stand wie am Vortag zwischen den violetten Pflanzen. Dem Sturm war es lediglich gelungen einen der Heringe herauszuziehen was auf Grund des weichen Bodens aber auch nicht all zu schwer war.

Mein Camp in der Morgensonne
Nach dieser schlaflosen Nacht setzte ich meinen Weg fort und erreichte nach kurzer Zeit und ohne gröbere Vorfälle die Staustufe Schärding. In diesem Abschnitt finden sich zahlreiche Stiftskloster an den Ufern des Flusses. Da ist zum einen das Chorherrenstift Suben (heute ein Zuchthaus) welches hoch am Ufer des Inn steht und schon von weitem zu sehen ist. Weiters erwähnenswert ist das Schloss Neuhaus am Inn, welches sowohl Kloster als auch Realschule beinhaltet. Schließlich passierte ich noch das ehemalige Kloster Vornbach welches aber im Jahre 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde.

Schloss Neuhaus

und Kloster Vornbach.
Kurz nach Vornbach durchströmt der Inn die sogenannte Vornbacher Enge. In diesem Durchbruchstal werden die Wassermassen eng zusammengepresst. Früher hatte der Fluss hier eine starke Strömung, doch die Inbetriebnahme der Staustufe Passau - Ingling im Jahr 1965 raubte dem Inn 90 % Prozent seiner ursprünglichen Strömungsstärke. Inmitten der Fluten ragt hier der Johannesfelsen aus dem Wasser auf dem ein Abbild des heiligen Nepomuk steht. Dieser ist allerdings komplett von Wasser umgeben und nur mit dem Boot zu erreichen. Bei genauer Untersuchung entdeckte ich rechts am Sockel der Statue ein kleines Kreuz und zwei daraufgekritzelte Namen. Wer mögen sie gewesen sein? Ich werde es wohl nie erfahren.

Johannes von Nepomuk, Schutzherr der Brücken und des Wassers.
Nachdem ich die Vornbacher Enge hinter mir gelassen hatte, erreichte ich schon bald das letzte Innkraftwerk: Passau - Ingling. Kurz nach dessen Umtragung kam auch schon die Bischofsstadt Passau in Sicht, gern als "Venedig Deutschlands" bezeichnet. Hier fließen Inn und Ilz in die Donau, wobei der Inn hier wasserreicher ist als die Donau selbst.

Und zu guter letzt wieder eine visuelle Zusammenfassung der ganzen Aktion in Form eines Videos mit vielen Szenen die auf den Fotos nicht zu sehen sind. -----> Anschauen!
Das Video am Besten im Vollbild mit Ton und in 480p ansehen, so habt ihr am meisten davon.

Einstieg unter der Eisenbahnbrücke in Braunau
Ein schnelles Wanderkajak wäre hier gefragt. Als solches war mein Gefährt allerdings nicht zu betiteln und so paddelte ich mich mühsam bis Ering zur ersten Staustufe vor. Der Fluss bot nach deren Umtragung allerdings auch nicht mehr Abwechslung. Er gewann zudem kaum an Geschwindigkeit und jeder Meter musste mit einem Paddelschlag erkämpft werden. Gegen Mittag steuerte ich schließlich entnervt das rechte Ufer an um eine Pause zu machen. Kaum hatte ich auf einem Baumstamm mein Essen ausgepackt, da fielen sie auch schon über mich her. Unzählige Mücken schwärmten aus allen Himmelsrichtungen auf mich zu und hatten mir binnen weniger Minuten an die fünfzehn Stiche zugefügt.

Die Schilfgürtel Heimat der Mücken
Im Angesicht dieser Übermacht suchte ich mein Heil in der Flucht. Hals über Kopf sprang ich in mein Boot und machte dass ich vom Ufer wegkam. Gottseidank kamen die lästigen Blutsauger nicht auf die Idee mir aufs offene Wasser zu folgen und blieben im Schatten des Waldes um auf ihr nächstes Opfer zu warten. Während ich mein Mittagessen in der Mitte des Flusses einnahm, betrachtete ich beeindruckt die Schwellungen die sich auf meinen Armen zu bilden begannen.

Die Staustufe Ering
Die Gelsen folgten mir zwar nicht aufs Wasser, wohl aber die Bremsen. Hatte mich erst eines dieser Tiere im Visier, folgte es mir so lange übers Wasser bis es ihm gelang auf einer offenen Hautstelle zu landen. Meist bemerkte ich es und erschlug es prompt, was allerdings ein kurzes Unterbrechen meiner Rudertätigkeit erforderte. Das Boot drehte sich dann jedes Mal in die verkehrte Richtung und musste mühevoll wieder auf Kurs gebracht werden.

Der Stausee
Vor der zweiten Staustufe war der Inn so breit, dass ich das Gefühl hatte auf einem See zu fahren. Allerdings wartete der Rückstaubereich mit einer beeindruckende Artenvielfalt auf. Graureiher stelzten durchs flache Wasser der Ufer und suchten ihre Nahrung. Obwohl dieser Vogel auch als Fischreiher bezeichnet wird, besteht sein Speiseplan keineswegs nur aus Fisch. Die Tiere fressen zudem Frösche, Mäuse und werden sogar mit Ratten fertig, die sie im Ganzen hinunterschlingen.
Zudem findet sich hier eine Grauganspopulation, die hunderte von Tieren stark ist. Diese Vögel weiden das Gras an den Ufern ab, im Herbst durchsuchen sie abgeerntete Maisfelder nach verbliebenen Körnern. Die Individuen vor der Staustufe Egglfing waren allerdings äusserst scheu und flogen in gewaltigen Schwärmen davon wenn sie mich nur von weitem kommen sahen.

Die Staustufe Egglfing
Die Umtragung des Kraftwerks erwies sich als äusserst mühsam. Ich musste mit geschultertem Boot einen weiten Bogen drum herum gehen und als ich endlich wieder am Wasser ankamwar eine längere Pause nötig zumal mir die Hitze schwer zu schaffen machte. Nach dem Kraftwerk gewann der Fluss wieder etwas an Strömung und ich konnte im Schatten der Ufervegetation fahren und mich so vor der gnadenlosen Sonne schützen.
Schließlich entdeckte ich am linken Ufer eine Stelle die mich nach einem optimalen Schlafplatz ansah. Ich lenkte das Boot ins flache Wasser und sah mir die Sache genauer an.
Der Ort stellte sich bei genauerer Begutachtung als Insel heraus. Auf der einen Seite floss der Inn, auf der anderen ein schlammiger Nebenarm der von einem undurchdringlichen Schilfgürtel von Ufer abgeschnitten wurde. Die Stelle war also nur mit dem Boot zu erreichen. Der Boden entpuppte sich als getrockneter Schlamm, in dem unzählige lila blühenden Pflanzen wuchsen. Ausserdem wimmelte es auf der Insel nur so von Fröschen und bei jedem Schritt den ich tat sprangen welche umher. Von Westen zog eine eine weiße Wolke herauf, die durchaus Regen bedeuten konnte und so stellte ich gleich mein Zelt auf.

Mein Lager auf der Froschinsel
Dummerweise war mein Trinkwasser so gut wie aufgebraucht und der Gedanke die schlammige Brühe des Inns trinken zu müssen stimmte mich auch nicht gerade euphorisch. Allerdings hatte ich am gegenüberliegenden Ufer etwas entdeckt. Die Innkreisautobahn
zog sich hier laut, schnell und stinkend entlang. Sie war es allerdings nicht die mein Interesse erregte, sondern die Autobahntankstelle welche auf einem Hügel jenseits der Betonpiste thronte. Auf meiner Karte entdeckte ich zusätzlich ein Klärgewässer in Form eines Baches das unter der Asphaltstraße hindurchführte.
Ohne lange zu überlegen schwang ich mich ins Boot und steuerte das Ostufer an. Dort angekommen ruderte ich dem Bach hinauf und unter einer Brücke hindurch. Dort band ich mein Boot fest und machte mich zu Fuß auf den Weg zur Tankstelle die etwa anderthalb Kilometer Fußmarsch entfernt lag. Nachdem ich meinen Wasservorrat aufgestockt hatte machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Lagerplatz.

Mein Zelt vom anderen Ufer, fast nicht zu erkennen.
Der Wolkenfetzen war mittlerweile näher gekommen und bedeckte schon den ganzen Himmel, er sah allerdings nach wie vor nicht gefährlich aus. Doch mit dem Schwinden des Tageslichtes schlug erneut die Stunde der Gelsen. Ganze Legionen schwärmten aus dem Schilfwall hinter mir und stachen in jedes Stück Haut dass sie erreichen konnten. Um mich zu wehren zog ich mir einen langärmeligen Pullover über. Den Nacken schützte die Kapuze und die Beine rieb ich kurzerhand mit einer dicken Schlammschicht ein. Mit diesen Tricks gelang es mir die Tiere im Zaum zu halten, lästig waren sie allerdings nach wie vor.
Um mir die geflügelten Teufel endgültig vom Hals zu schaffen, sammelte ich alles Treibholz das ich finden konnte und entzündete ein Feuer vor meinem Zelt. Sobald dieses am brennen war resignierten die Insekten zur Gänze.

Das Tageslicht schwindet.
Es begann langsam dunkel zu werden und mit der Dunkelheit kamen die Blitze. Alle paar Minuten blitze es, woraus zu schließen war, dass in der Nähe ein Gewitter toben musste. Zumal es mittlerweile stockdunkel war kroch ich in mein Zelt und versuchte zu schlafen. Allerdings wurden die Blitze immer mehr und letztendlich wurde der Himmel beinahe im Sekundentakt erleuchtet. Einige Zeit später fielen die ersten Regentropfen auf mein Zelt, zuerst noch zaghaft dann immer mehr. Und erst jetzt begriff ich den Ernst meiner Lage.
Die "Insel" auf der ich mich befand lag nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche. Sollte der Regen weiter zunehmen war es durchaus denkbar dass der Fluss ansteigen würde und dann konnte es richtig ungemütlich werden. Mir schossen Bilder durch den Kopf was der Inn in der Vergangenheit in Schärding angerichtet hatte. Sollte er auch nur 20 Zentimeter steigen, so würde das reichen um mein Lager unter Wasser zu setzten. Hielt das Gewitter weiter an, würde mir jeder Fluchtweg abgeschnitten sein. Der Schilfgürtel hinter mir war undurchdringlich und zum anderen Ufer würde ich mindestens fünf Minuten brauchen, viel zu gefährlich bei einem Gewitter.
Ich wägte meine Chancen ab und plante bereits eine Flucht. Doch dann zog ich sämtliche Reißverschlüsse meines Zeltes zu und beschloss das Unwetter zu überdauern. Kaum hatte ich diesen Entschluss gefasst, da riss eine Windböe an meinem Zelt dass ich dachte es würde nicht standhalten. Dann kam der Regen. Der Wind heulte und schleuderte die Wassermassen mit unglaublicher Kraft gegen die Wände meines Zeltes. Zornig riss er an den Gestängen, als wollte er sie verbiegen.
Mucksmäuschenstill lag ich auf meiner Matte ohne mich zu rühren. Doch selbst diese lies mich in Stich. Nacheinander platzten mit lautem Knall die Strukturierungswände welche die Luftkammern voneinander trennten, was zur Folge hatte dass sich die Matte am Kopfende wie ein Luftballon aufblähte, während sie am Fußende schlapp wie ein nasser Sack war. Doch das war in diesem Moment mein geringstes Problem. Donnerschläge und Blitze zuckten mit solcher Energie durch die Luft, das ich glauben konnte die Welt ginge unter. Wie gelähmt lag ich auf meiner kaputten Matte und starrte auf die Zeltwand. Der Wind machte furchtbare Geräusche und mir war als hörte ich verzerrte Stimmen in der Luft. Über zwei Stunden lang weilte das Gewitter über mir und bearbeitete mein Zelt, bis es schließlich langsam schwächer wurde und nach Osten über Österreich weiterzog.
Dennoch brachte ich in dieser Nacht kein Auge zu. Ich schwitzte furchtbar, meine Matte war nicht mehr zu gebrauchen und die Gelsenstiche juckten dermaßen, dass ich halb rasend wurde. Kurz bevor die Nacht vorüber war schmiss ich schließlich entnervt meine Matte aus dem Zelt und schlief auf dem nackten Erdboden ein.
Am nächsten Morgen erwachte ich zeitig und das erste das ich sah war folgende Kulisse.

Die Sonne geht auf...
Während es langsam hell wurde suchte ich mein Hab und Gut zusammen und baute das Lager ab. Obwohl das Zelt mit seinen 800 Gramm Gewicht geradezu minimalistisch ist, hatte es dem Unwetter mühelos getrotzt und stand wie am Vortag zwischen den violetten Pflanzen. Dem Sturm war es lediglich gelungen einen der Heringe herauszuziehen was auf Grund des weichen Bodens aber auch nicht all zu schwer war.

Mein Camp in der Morgensonne
Nach dieser schlaflosen Nacht setzte ich meinen Weg fort und erreichte nach kurzer Zeit und ohne gröbere Vorfälle die Staustufe Schärding. In diesem Abschnitt finden sich zahlreiche Stiftskloster an den Ufern des Flusses. Da ist zum einen das Chorherrenstift Suben (heute ein Zuchthaus) welches hoch am Ufer des Inn steht und schon von weitem zu sehen ist. Weiters erwähnenswert ist das Schloss Neuhaus am Inn, welches sowohl Kloster als auch Realschule beinhaltet. Schließlich passierte ich noch das ehemalige Kloster Vornbach welches aber im Jahre 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde.

Schloss Neuhaus

und Kloster Vornbach.
Kurz nach Vornbach durchströmt der Inn die sogenannte Vornbacher Enge. In diesem Durchbruchstal werden die Wassermassen eng zusammengepresst. Früher hatte der Fluss hier eine starke Strömung, doch die Inbetriebnahme der Staustufe Passau - Ingling im Jahr 1965 raubte dem Inn 90 % Prozent seiner ursprünglichen Strömungsstärke. Inmitten der Fluten ragt hier der Johannesfelsen aus dem Wasser auf dem ein Abbild des heiligen Nepomuk steht. Dieser ist allerdings komplett von Wasser umgeben und nur mit dem Boot zu erreichen. Bei genauer Untersuchung entdeckte ich rechts am Sockel der Statue ein kleines Kreuz und zwei daraufgekritzelte Namen. Wer mögen sie gewesen sein? Ich werde es wohl nie erfahren.

Johannes von Nepomuk, Schutzherr der Brücken und des Wassers.
Nachdem ich die Vornbacher Enge hinter mir gelassen hatte, erreichte ich schon bald das letzte Innkraftwerk: Passau - Ingling. Kurz nach dessen Umtragung kam auch schon die Bischofsstadt Passau in Sicht, gern als "Venedig Deutschlands" bezeichnet. Hier fließen Inn und Ilz in die Donau, wobei der Inn hier wasserreicher ist als die Donau selbst.

Und zu guter letzt wieder eine visuelle Zusammenfassung der ganzen Aktion in Form eines Videos mit vielen Szenen die auf den Fotos nicht zu sehen sind. -----> Anschauen!
Das Video am Besten im Vollbild mit Ton und in 480p ansehen, so habt ihr am meisten davon.
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