[AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • blue0711
    Alter Hase
    • 13.07.2009
    • 3621
    • Privat

    • Meine Reisen

    [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Montag 15.08.2011

    Etwa um Mittag kamen wir im total verregneten Mayrhofen am Parkplatz Kumbichl an.

    Meine Kleine (10) entschied, dass wir die Ahornbahn nehmen. Also gut, solls die Seilbahn sein. Oben nebelte es zwar fleissig, dafür hatte sich das Schütten in feinen Niesel verwandelt. Sicher angenehmer als 4h fast 1600m Aufstieg in Bindfadenregen.
    Oben ein kleiner Spaziergang durch eine ein wenig wie ein naturalistischer Schlossgarten anmutende Hochebene. An einem Mäuerchen angekommen, betreten wir dann die Wildnis.

    Durch unwirkliche Nebellanschaft bei nur 270m Aufstieg ist die erste Station schnell erreicht: Die Karl-von-Edel-Hütte auf 2238m.
    Dort werden wir von einer sehr freundlichen Hüttenwirtin und einem total verspielten Berner Sennenhund begrüßt.
    Beim leckeren Abendessen lernen wir gleich die anderen Wanderer kennen, die uns immerhin noch bis zur Berliner Hütte begleiten sollten.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 22:22. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • blue0711
    Alter Hase
    • 13.07.2009
    • 3621
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

    Dienstag 16.08.2011

    Heute gehts dann früh los auf den Aschaffenburger Höhenweg oder Siebenschneidensteig. Nach kurzem Aufstieg auf die erste Schneide liegt vor uns ein weiter steiler Wieseneinschnitt, den wir umrunden. Hier sehen wir dann auch die erste Eigenheit, die uns den ganzen Weg begleiten soll: Der ganze Boden, die Füße und alles, was sonst mit dem Boden in Berührung kommt, glitzert im Sonnenlicht - Glimmerschiefer.

    Nach der Hälfte des Einschnitts wartet schon die nächste Eigenheit, die uns auf der Tour später noch manches Mal etwas zuviel werden soll und die größte Anstrengung dieser Etappe darstellt: Das immer wiederkehrende Blockwerk, in dem teils große Blöcke zu erklimmen und tiefe Löcher zu übersteigen sind, was nicht nur meine Kleine mit ihren 1,34m ordentlich fordert. Ein lauter Schrei gibt uns bis zum Abend Rätsel auf - einer der anderen Wanderer war auf den Blöcken weggerutscht und zwischen die Steine gestürzt. Gottseidank aber nur Aufschürfungen an den rauhen Steinen.
    An der dritten Schneide darf dann an einem dicken Tau ein wenig geklettert werden. Kurz darauf durchsteigt man die schroffe Schneide mit ihren filigranen Zacken, um dann einen ausgesetzten steilen Pfad hinunterzugehen. Spätestens hier wird klar, warum man hier besser nur bei gutem Wetter unterwegs ist. Irgendwo erinnert auch eine Tafel an eine 54jährige Wanderin, die hier verunglückte.

    Ab der vierten Schneide sind dann entgegen der Beschreibung auch zugängliche Wasserläufe zu finden. Auch die fehlenden Notabstiege sind theoretisch eigentlich da. Man erkennt in einigen Einschnitten Wege, die in durchaus erreichbarer Entfernung ins Tal führen.

    Nach dem Durchgang durch die Nofertenmauer sehen wir bald den Aschaffenburger Notbiwak vor uns, ein kleines, recht neues Hüttchen, dass uns per Schild mitteilt, dass wir noch 3 1/2 Stunden unterwegs sein werden.
    Nach etwa 2h sehen wir dann den letzten Einschnitt vor der Kasseler Hütte, der uns nun offenbart, dass der Weg zur Hütte noch weit ist: Es ist erst ein ordentlicher Abstieg in den Einschnitt und dann ein steiler Serpentinenweg zur Kasseler Hütte (2177m) zu bewältigen, die auf einer Art großer Kanzel am Ende des Tals thront.
    Dort stellen wir fest, dass wir trotz fortgeschrittener Tageszeit (18:30 Uhr) nicht viel später als die anderen angekommen waren.
    Auch diese Hütte erweist sich wieder als sehr angenehm und freundlich.

    Kommentar


    • blue0711
      Alter Hase
      • 13.07.2009
      • 3621
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

      Mittwoch 17.08.2011

      Wir brechen etwas später auf zur Lapenscharte, da der Weg deutlich kürzer ist trotz des großen Höhenunterschieds.
      Zunächst geht es hinter der Hütte rund um das Talende auf fast einer Höhe. dabei queren wir mehrere durchaus stattliche Gletscherbäche und ein Schneefeld.
      Nach einem kleinen Einschnitt an einem Wasserlauf beginnt der Weg langsam zu steigen,

      durchläuft einen kleinen "Urwaldpfad" in einer steilen Wand,

      um dann durchs Blockwerk recht schnell den ersten Hochpunkt, die Lapenscharte mit 2701m zu erreichen.



      Nach recht kurzem Abstieg ist die Greizer Hütte auf 2227m erreicht.
      Wer mag, kann sich dort jeweils um 7, 12 und 18 Uhr von der Webcam am Stallgebäude verewigen lassen. An Tieren mangelt es dort jedenfalls nicht. Pferde, Ziegen und Hühner sind überall unterwegs.
      Vor der Hütte unterhalten wir uns noch eingehend über die verschiedenen Fußbekleidungen. Schliesslich bin ich in Fivefingers unterwegs (KSO Trek), meine Kleine teilweise auch und die angesprochene Mitwanderin ist zu weiten Teilen barfuss (!) unterwegs - Respekt.

      Auch hier fühlen wir uns wieder sehr freundlich empfangen und gut versorgt.
      Der Trockenraum ist allerdings nichts für feine Nasen ...
      Zuletzt geändert von blue0711; 04.09.2011, 17:03.

      Kommentar


      • blue0711
        Alter Hase
        • 13.07.2009
        • 3621
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

        Donnerstag 18.08.2011

        Frühes Frühstück ist angesagt, denn wir wissen, dass uns ein 1000m Anstieg auf die Mörchenscharte bevorsteht. Aber erst gehts mal ein ganzes Stück runter ins Floitental, wir kreuzen die Floite, steigen in ihrer Schutthalde seitlich auf und stehen vor dem Einstieg, einer langen Aluleiter.


        Danach folgt ein seilversicherter Serpentinenpfad durch die Wand, doch bald geht es hinaus auf eine steile Wiese, immer steil bergauf in endlosen Serpentinen. Gegenüber über den parallel verlaufenden Einschnitt gehen abundan grollend wie Gewitter Steinschläge nieder.

        Nach endlosen Stunden und entsprechenden Meutereiversuchen meiner Kleinen erreichen wir einen kleinen Absatz, um danach durch Blockwerk weiter steil aufzusteigen. teilweise ist der Weg fast nicht zu finden. Die Markierungen führen etwas wild durch die Blöcke. Beim Aufstieg überholen wir einen Wanderer, der anscheinend etwas überfordert ist und alle Nas lang Pause macht. Wir beobachten ihn noch eine Weile, doch bald bewegt er sich wieder stetig gen Scharte. Die Höhe zieht sich allerdings noch lange, das Blockwerk wird durch staubiges rutschiges Geröll abgelöst, in dem der Weg teilweise fast direkt nach oben führt.

        Knapp unter der Scharte begegnet uns dann noch ein Vater mit 12jähriger Tochter, offenbar alpin nicht gut zu Fuß und völlig fertig, als wir ihm eröffnen, wie weit es noch zur Hütte ist.
        Von daher die vor Ort bestätigte Warnung: Die angegebenen 5h Gehzeit sind unrealistisch. Man muss von 7h ausgehen! Den Hüttenwirten ist das bekannt, die ARGE, die für die Schilder zuständig ist, ändert aber nix.

        Der Übergang über die Mörchenscharte stellt nach unserem Dafürhalten die anstrengenste Tour des Höhenwegs dar. Zumindest von der Greizer Hütte aus.
        Kurz nach 15 Uhr erreichen wir dann endlich die Scharte mit ihren 2870m und arbeiten uns dann auf er anderen Seite durch dasselbe staubig-rutschige Geröll nach unten. Auf 2.472m erreichen wir dann den Schwarzsee, leider im Schatten, denn bei Sonne ist ein Bad durchaus eine willkommene Abkühlung.

        Danach führt der Weg über mit Steinplatten fast gepflasterte Wege weiter nach unten, kurz vor der Hütte führt er noch durch eine Moorlandschaft, die durch das sich vor der folgenden Klamm ausbreitende Wasser entsteht.

        Lange schon sehen wir die Haflinger-Herden in dem großen Talgrund vor der Klamm spielen.
        Bald darauf haben wir die Berliner Hütte 2044m erreicht, ein aussen wie innen wirklich imposantes Gebäude, was so gar nicht als "Hütte" durchgehen will.
        Dennoch und auch trotz der hohen Zahl der Tagesgäste aus dem Tal schafft es die Hüttenwirtin, eine freundliche und persönliche Atmosphäre zu wahren. Ein großes Danke dafür.
        Wir beschliessen daher, dort einen Pausentag einzulegen, zumal das Tal mit seiner Klamm und den verschiedenen Abstechern dazu einlädt.
        Neben der Hütte findet meine Kleine gleich noch ein Pärchen Hausschweine. Die Sau knabbert meine Kleine auch prompt neugierig an.
        Zuletzt geändert von blue0711; 04.09.2011, 17:03.

        Kommentar


        • blue0711
          Alter Hase
          • 13.07.2009
          • 3621
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

          Freitag 19.08.2011

          Pausentag mit Umgebungserkundung.
          In dem weiten Tal der Berliner Hütte wird am extremsten das Dilemma der zurückgehenden Gletscher deutlich. Direkt vor der Hütte ist eine große Steinplatte zu finden, die anfang des letzten Jahrhunderts noch vom Gletscher glattgeschliffen wurde. Derzeit sind die Reste der Gletscher nur weit oben über blanken, glattgeschliffenen Felspartien zu sehen. Überall nagt auch schon die Erosion, die den ehemaligen Permafrostboden durch Temperatuunterschiede absprengt.
          Die End- und Seitenmoränen stehen verloren wie von riesiegen Bulldozern aufgeschobene Schutthalden und bröckeln auch an allen Seiten schon.
          Irgendwie erschreckend.
          Aber auch angenehm eindrückliche Beobachtung natürlich drin:
          Wenn man länger an der Hütte bleibt, kann man zB. in der Klamm sehr schön den Unterschied zwischen Abend- und Morgenwasserstand sehen, der doch beträchtlich ist.
          Die Umgebung bietet u.A. einen Klettergarten und mehrere einfachere Gipfelbesteigungen.
          Zuletzt geändert von blue0711; 04.09.2011, 17:03.

          Kommentar


          • blue0711
            Alter Hase
            • 13.07.2009
            • 3621
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

            Samstag 20.08.2011

            Es geht zur höchsten Tour der Strecke. Aber erstmal gehts 150m nach unten, was den Anstieg auf 1200m erhöht, da Anfang August ein Unwetter den Aussenhang des Waxeck-Gletscherbaches weggespült und dabei die Brücke mitgerissen hatte. Der Bach ist aber einiges zu stark, um ihn gefahrlos zu überschreiten.
            Also runter zur Alpenrose und kurz avor über den Bach.

            Auf der Seitenmoräne des alten Waxeckgletschers geht es dann stetig nach oben, biegt bald darauf in mit Blockwerk durchsetzte Wiesenhänge ab und steuert auf den Grat überm Garberkar zu.

            Ein seilversicherter Weg durch die Gratwand schickt dann schon einige nicht ganz so schwindelfreie Wanderer zurück. Aber es kommt noch besser. Auf dem Grad folgt wieder ein Plattenweg, der nun auf das immer deutlicher sichtbare Schönbichler Horn zuführt. Die letzten 200 Höhenmeter sind dann seilversichert zwischen teilweise brüchigen Steinplatten in einer wie eine fremde Welt anmutenden Schuttlandschaft zu überwinden.


            Dabei darf man immer wieder mal seine Schwindelfreiheit durch einen Blick hinunter zum Waxeck-Kees oder zum Schönbichler Kees prüfen. Wahlweise auch einfach mal den Grat zurück gucken.
            Hier hatte leider gerade im Juli ein Bergwanderer sein Leben verloren, weil er aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen als letzter seiner Gruppe beim Abstieg ins Schönbichler Kees gestürzt war.


            Ich kann mich hier aber nicht lange mit Schwindelfreiheit beschäftigen, da mir meine klettererfahrene Tochter schlicht davonsaust un lange vor mir das Schönbichler Horn 3133m erreicht. Oben herrscht wie schon auf dem Grat, große Betriebsamkeit. Die Temperatur ist für die Höhe schon als brütend heiss einzustufen.
            Dennoch muss natürlich eine Gipfelpause sein.
            Denn da der Aufstieg trotz des Höhenunterschieds recht leicht ist, sind wir schon kurz vor 13.00 Uhr da oben.

            Runter gehts wieder ein Stück durch rutschiges Geröll, danach folgt ein Auf- und Ab über eine Kanzel nach der anderen, was den Weg doch gefühlsmässig sehr streckt.

            Dennoch erreichen wir recht schnell das Furtschaglhaus auf 2295m.

            Etwas befremdet hören wir beim Anmelden die Beschwerde eines älteren Wanderpaares, dass der Weg übers Horn ja kein Wanderweg mehr sei.
            Da das alle nur mit rollenden Augen kommentieren, achten wir nicht weiter drauf.
            Die Hütte liegt stark im Einzugsbereich von Tagesgästen aus dem Tal und wird stark von Kletterern und Gletschertorern frequentiert. da es nun Wochenende ist, ist der Betrieb recht unpersönlich und leider kaum deutsch sprechendes Personal zur Aushilfe anwesend.

            Sehr positiv sind allerdings die verschliessbaren Waschbecken und Brauseköpfe an den Wasserhähnen im Waschraum. Das macht das Waschen der eigenen Haut wie auch der Klamotten um einiges leichter. Der saunamäßige Trockenraum erledigt dann den Rest in Rekordzeit, sogar Wäscheständer sind vorhanden (aber vorm Umkippen den Raum wieder verlassen).
            Meine Kleine hat gleich das große Trampolin hinterm Haus entdeckt und führt die Behauptung, Kinder seien nicht bergtauglich ad absurdum. Tja, so sieht jemand aus, der gerade einen 3000er überstiegen hat...
            Zuletzt geändert von blue0711; 04.09.2011, 17:04.

            Kommentar


            • blue0711
              Alter Hase
              • 13.07.2009
              • 3621
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

              Sonntag 21.08.2011

              Wir starten auf die unschönste Etappe der Strecke. nach kurzem Abstieg erreichen wir den Wirtschaftsweg im Talgrund.

              Sobald dieser den Schlegeisspeicher erreicht, zieht er sich endlos an diesem entlang. Immer mehr Spaziergänger begegnen einem, die einen umso irritierter und mitleidiger anstarren, je näher man dem Talparkplatz kommt. Oben grüßt noch der eine oder andere. Weiter unten wird man über die besagten Blicke hinaus mit Verachtung gestraft.
              Also nix wie hoch zur Olpererhütte. Doch der Anstieg ist recht steil und teilweise durch ausgetrampelte "Abkürzungen" recht beschwerlich. Auch die Frequentierung der Strecke ist sehr anstrengend, da deutlich mehr als die Hälfte der Anwesenden den Vorrang an Engstellen offenbar nach Tempo bestimmen. Weg da, jetzt komm ich.
              Nach kurzem Waldstück zieht sich der Weg durch Buschhänge nach oben, unterwegs lädt eine kleine Tränke zur Rast, kurz vor der Olperer-Hütte wechselt die Landschaft in Almwiesen.
              Die 2007 erneuerte Hütte findet von aussen keinen rechten Anklang bei uns. Kommentar meiner Tochter: Sieht aus wie ein Briefkasten.
              Innen ist sie dann recht schön, vorallem der Ausblick über den wie gemalt daliegenden Schlegeisspeicher. Die Hüttenwirtin und das Personal sind wohl auch recht freundlich, doch wir wollen das nicht länger als eine Pause geniessen, sondern brechen recht bald zum Friesenberghaus auf.

              Der Weg führt wieder über Blockfelder,

              doch weitestgehend auf einer Höhe, steigt dann stetig leicht an, um kurz vor der Hütte enge Serpentinen über dem Friesenbergsee abzusteigen.
              Dort muss vor kurzem ein Felssturz gewesen sein, den wir bewundern.

              Das Friesenberghaus leigt am höchsten von allen Hütten, 2498m, und wird ausschliesslich per Helikopter versorgt. Wirt und Personal sind freundlich, allerdings sind die Essensportionen etwas knapp bemessen.

              Wir müssen den Winterraum beziehen, was uns ob der Aussentemperaturen allerdings nicht stört. Allerdings sind die Matratzen dort etwas arg weich.
              Wems gefällt: Unter den Spielen sind zwei Ausgaben des MAD-Spiels zu finden. Das führt auch gerne zu Gelächter ausserhalb der Spielergruppe ...
              Zuletzt geändert von blue0711; 04.09.2011, 17:04.

              Kommentar


              • blue0711
                Alter Hase
                • 13.07.2009
                • 3621
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

                Montag 22.08.2011

                Unsere letzte lange Tour für diesen Urlaub. Mit 9h angegeben, starten wir um 7:45 Uhr, stellen aber bald fest, dass die Tour zumindest in dieser Richtung deutlich schneller geht.



                Nach kurzer Zeit durch blockwerdurchsetzte Wiesensteilhänge steigen wir in eine kleine Hochebene mit Wasserfall hinab.
                Dort treffen wir eine Nordschwedin, die mit ihrem Partner vom Tal herauf geschnauft kommt und uns erstaunt berichtet, dass sie sich fast wie zuhause fühlen würde. Ringsum stehen Blaubeerbüsche, Heidekraut und teilweise Latschenkiefern.

                Der Weg steigt nun wieder etwas an, um dann in steilen Wiesenhängen und durch Latschenkiefern immer weiter abzufallen.
                Aufgrund der hohen Temperaturen wird das sehr anstrengend.
                Am Tiefpunkt, der Pitzenalm auf 1871m, setzen wir uns dann auch in die Jausenhütte und geniessen eine schattige Mittagspause.
                Der weiterhin einsamste Weg des berliner Höhenwegs zieht sich nun leicht bewaldet etwas nach oben, um dann über die Wiesen einer anderen Alm in einem mit Latschenkiefern und Blockwerk durchsetzten Hang stark anzusteigen. Die Latschenkiefern lernen wir dabei bald zu hassen, denn sie speichern geradezu die Hitze und betäuben einen fast mit ihren Ausdünstungen.

                Nach der grauen Platte, die als Schneide zu übersteigen ist, zieht sich der Weg dann über mehrere Schneiden durch steile Wiesen und unzählige Rinnsale, die aber tiefe Einschnitte gegraben haben. Der Weg bleibt dabei zwischen 2170 und 2000m und zieht sich schier endlos. Endlich ist dann an der Abzweigung zur Grinbergspitze die Hütte zu sehen, zu der ein steiler Serpentinenweg abwärts führt.
                Hier wartet nach 9h inklusive ausgiebiger Pausen eine gut benutzte Aussendusche und eine zwar resolute, aber doch nette Hüttenwirtin auf der recht kleinen Hütte.


                Die Gamshütte liegt auf 1921m auf einer kleinen Aussichtsplattform und eröffnet auch aus dem Gastraum den Blick zurück zur Greizer Hütte ins Floitental hinauf.
                Beim Erzählen erfahren wir, dass viele Reservierungen auf der Gamshütte offenbar von der Berliner Hütte oder dem Furtschaglhaus aus storniert werden, da sich wohl doch einige mit dem Berliner Höhenweg übernehmen.
                Zuletzt geändert von blue0711; 04.09.2011, 17:05.

                Kommentar


                • blue0711
                  Alter Hase
                  • 13.07.2009
                  • 3621
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

                  Dienstag 23.08.2011

                  Wir stürzen uns 1000m den Waldpfad hinunter. Zunächst durch verwachsenes Blockwerk, das einen regelrechten Märchenwald mit Höhlen un Grotten produziert, später durch lichten Wald, aber auch über sturmentwaldete Hänge gehts hinunter nach Finkenberg.
                  Dort nehmen wir nicht die 1 1/2h-Tour nach Mayrhofen, sondern laufen ein wenig die Straße hinab zur Teufelsbrücke, eine sehenswerte Holzbrücke über die 43m tiefe Schlucht.



                  Anschliessend nehmen wir nur noch den Bus nach Mayrhofen und packen unsere Sachen aus. Leider müssen wir da einen Nachteil der Anreise mit Motorrad bei Regen erkennen: Ein Teil der Klamotten hat Schimmel angesetzt. Also ist erst mal Waschrunde und dank Sonne Desinfektionstrocknen angesagt.


                  Unser Fazit
                  Eine super Tour, allerdings wirklich nichts für Anfänger, da die Tour sowohl konditionell als auch in Punkto trittsicherheit un Schwindelfreiheit ein wenig mehr als üblich fordert.
                  Dafür wird man mit herrlichen Ausblicken, einem grandiosen Bergpanorama auf 3000er und Gletscher belohnt.
                  Für die heisseste und sonnenreichste Zeit würde ich in der Nachschau allerdings die "richtige Richtung" vorziehen, da man dann immer auf der Seite der Täler im Schatten aufsteigt und wieder im Schatten absteigt. Am Tuxer Kamm ist es relativ egal, der Blick hinaus oder hinein ist gleichermassen atemberaubend.
                  Bei weniger Sonne empfiehlt sich der umgekehrte Weg, da die lange Aschaffenburger Etappe morgends an der Kasseler Hütte noch sehr feucht un dementsprechend rutschig ist und die Auf- und Abstiege jeweils dem Sonnenlauf folgen.

                  Handyempfang ist im übrigen an jeder Hütte zu finden, meistens direkt davor.

                  Karten:
                  AV-Karte 35/1 und /2 Zillertaler Alpen
                  Tour-Info: Berliner Höhenweg, DAV

                  Noch mehr Bilder in höherer Auflösung. Die Panoramen sind georeferenziert.
                  Zuletzt geändert von blue0711; 04.09.2011, 17:08.

                  Kommentar


                  • antihero
                    Erfahren
                    • 29.01.2011
                    • 116
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

                    Sehr schöner Bericht und wirklich tolle Bilder. Das Fazit kann man eigentlich nur Unterstreichen, die Tour ist wirklich atemberaubend schön, das richtige Wetter natürlich vorrausgesetzt.
                    Da krieg ich schon wieder richtig Lust auf die Berge, dabei war ich doch erst dort ;)

                    Grüße Max

                    Kommentar


                    • motion
                      Fuchs
                      • 23.01.2006
                      • 1520
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

                      schöne Tour. Sind wir 1999 schon gelaufen allerdings in anderer Richtung. Ein tolle alternative ist der Start bzw das Ende durch das Tuxer Tal mit Rastkogel etc zu legen. Weniger los und auch einfach schön.

                      Gruß
                      Sven
                      Die Freiheit, aufzubrechen, wohin ich will.

                      Kommentar


                      • Steinchen
                        Dauerbesucher
                        • 14.10.2010
                        • 736
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

                        Zitat von blue0711 Beitrag anzeigen
                        ...Unser Fazit
                        Eine super Tour, allerdings wirklich nichts für Anfänger, da die Tour sowohl konditionell als auch in Punkto trittsicherheit un Schwindelfreiheit ein wenig mehr als üblich fordert.
                        Dafür wird man mit herrlichen Ausblicken, einem grandiosen Bergpanorama auf 3000er und Gletscher belohnt.
                        ...
                        Ich schaue jetzt zum x-ten mal in diesen Thread es ist einfach traumhaft

                        Ich weiß auch, dass das für mich noch 2 Nummern zu groß ist und hätte eine Frage: kennst du ähnliche Touren, die für Anfänger geeigneter wären?
                        lg Steinchen

                        Kommentar


                        • Harry
                          Meister-Hobonaut

                          Lebt im Forum
                          • 10.11.2003
                          • 5012
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

                          @ Steinchen, schau mal hier dürfte für euch etwas dabei sein.

                          http://roberge.de/tour.php?id=651

                          Rofangebirge geht auch
                          Gruß Harry.
                          Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. (Johann Wolfgang von Goethe)

                          Kommentar


                          • Steinchen
                            Dauerbesucher
                            • 14.10.2010
                            • 736
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

                            Zitat von Harry Beitrag anzeigen
                            @ Steinchen, schau mal hier dürfte für euch etwas dabei sein.

                            http://roberge.de/tour.php?id=651

                            Rofangebirge geht auch
                            Perfekt
                            lg Steinchen

                            Kommentar


                            • ThomasA

                              Dauerbesucher
                              • 07.03.2010
                              • 993
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

                              Moin,
                              weiß zufällig jemand wie die Tour sowohl konditionell als auch technisch im Vergleich zum Stubaier Höhenweg oder den Dolomiten (siehe meine Reiseberichte) einzustufen ist. Im Stubaier hatte ein Mädel aus unserer Gruppe bei der Überschreitung des Großen Trögler leichte Probleme mit Höhenangst o.ä.
                              Danke schonmal
                              Thomas

                              Kommentar


                              • blue0711
                                Alter Hase
                                • 13.07.2009
                                • 3621
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

                                Ich kenn die beiden Touren nicht, aber technisch verlangt der Berliner Höhenweg eigentlich nichts.
                                Man sollte halt auch mal alle Viere zur Hilfe nehmen können und sich an einem Drahtseil festhalten können.

                                Man hat aber nur wenige Stellen am Schönbichler Horn und an der langen Eappe zu Anfang sowie eine Leiter zwischendrin, die drahtseilversichert sind und bei Höhenangst etwas problematisch werden können. Ansonsten stellen höchsten die Steilwiesen in dieser Hinsicht eine Herausforderung dar.
                                Die sind allerdings vor allem bei Regen oder gar Schnee nicht zu unterschätzen.
                                Es haben sich im Nebel allerdings auch schon Leute zu Tode gestürzt.

                                Konditionell sind die Höhenunterschiede (auf dem Südteil täglich um/über 1000 Hm hoch und wieder runter) und die Blockwerkstrecken zu bewältigen, die doch teils recht viel abverlangen. Vor allem sind die Steigungen recht stetig ohne viele Unterbrechungen.
                                Ebenso an die Kondition geht der jeweils erste und letzte Abschnitt mit Gehzeiten bis zu 9h und einigem Blockwerk.

                                Kommentar


                                • ryo
                                  Dauerbesucher
                                  • 10.01.2011
                                  • 545
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  AW: [AT] Berliner Höhenweg (Gegenrichtung) - August 2011

                                  Schöner Bericht, der mich daran erinnert, das ich meinen Reisebericht vom selben Weg (auch auch letztes Jahr, ich war aber gerade weg als ihr angereist seid) noch schreiben muss.

                                  Scheint als hattet ihr ja dann gutes Wetter, zuvor war es noch etwas durchwachsen, ich kenne die Mörchenscharte und das Schönbichlerhorn jedenfalls nur mit weißem Überzug.

                                  Wegen der Schwierigkeiten kann ich zustimmen, der Berliner Höhenweg ist nicht super kompliziert, aber man sollte trittsicher sein, etwas Bergerfahrung mitbringen und an einigen Stellen auch Schwindelfrei, da es teilweise doch recht steil abwärts geht. Bei gutem Wetter gibt es sonst keine Probleme, bei Regen wirds halt teilweise rutschig/matschig, wodurch sich gerade die langen Etappen am Anfang und Ende noch mal verlängern können. Und bei mir hatte es auch im August noch teilweise reingescheit, bei Schneematsch ist entsprechend noch mal nen Zacken unangenehmer. Hiervon sind aber wenn eher die hohen Übergänge Schönbichler/Mörchenscharte betroffen. Hier sollte man dann eben auch den Realismus mit bringen notfalls abzubrechen (in dem Bereich problemlos möglich, Talabstiege an jeder Hütte) oder zu pausieren. An den Hütten hat es zwar Handyempfang, aber auf den Wegen oft nicht (spielte für mich als Alleingänger eine wichtige Rolle bei der Gefahreneinschätzung), eine Notsituation kann also schnell unangenehm werden weil erst Hilfe an der nächsten Hütte geholt werden muss.
                                  Zuletzt geändert von ryo; 12.07.2012, 12:46.

                                  Kommentar

                                  Lädt...
                                  X