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Die Wilde Wiesent – Bei den bösen Steinen
Von den Erfahrungen der Bezwingung der Naturgewalten und dem Scheitern des Menschen. Von bösen Steinen und verdrehten Welten.
Vorgeschichte:
Es kam, dass sich ein paar Jünger des Internetzes trafen und meinten statt sich auf den Datenflüssen einmal auf einem richtigen Fluss zu bewegen. So wurden Pläne geschmiedet, Boote reserviert und schönstes Wetter bestellt.
ThomasA
Der sonnige Sonntag versprach uns nur Bestes. In Behringersmühle trafen wir neun nun zusammen ließen uns die Informationen des Bootsverleihers geben und stachen in See.
Mona beim Einsteigen besonders. Wieder ein Moment in dem ich mich hasse, nicht bei der Gruppe gewesen zu sein, sondern noch eine Extraschulung im anlegen der Einerkajak-Schürze bekommen zu haben.
Teils mehr, teils weniger nass starteten wir nun unsere Tour. Schnell stellte sich heraus, wer sein Boot beherrschte und wessen Boot, die ODSler beherrschte. Manch einer mäanderte auf gerader Strecke von Uferböschung zu Uferböschung. Hier wurde die Strecke nicht in Kilometern gerechnet sondern in Umdrehungen um die eigene Achse. Gekonnt schipperten Mephisto und Thomas ihren Zweier rückwärts durch Stromschnellen. Lediglich der Gesichtsausdruck der beiden verriet, dass hier nicht alles beabsichtigt war.
Da es sich bei uns um eine höchst sportliche Veranstaltung handelte, ließen wir selbstverständlich den ersten Biergarten sprichwörtlich links liegen. Obwohl die bereits gefahrene Strecke von bestimmt, ein-, zweihundert Metern durchaus berechtigt hätte hier einzukehren.
Selbst am Biergarten Sachsenmühle zogen wir die sportliche Herausforderung vor und legten keine Rast ein. Leider war dieses Wehr gerade nicht befahrbar. Heldengleich umtrugen wir also das Hindernis.
Wie Athleten nun mal sind, von Höchstleistungen getrieben, musste es für uns schon ein isotonisches Getränk aus dem 5L-Sportlerfässchen sein.
Kaum lies es die Lage zu, bildeten wir einen Schwarm. Diese Formation ist bereits im Tierreich bestens erprobt und stellt ein schwimmendes Gefüge da, welches quasi unkenterbar ist! (Schwarmregel 1)
ThomasA
Mittig das Heiligtum. Schnell füllten sich unsere Energiespeicher wieder und der Schwarm wurde kurzzeitig aufgelöst um einige flottere Flußbereiche als Individuen zu meistern.
ThomasA
Nicht dass der Schwarm hier Probleme gehabt hätte! Der Schwarm hat immer Recht! (Schwarmregel 2) Wie es leider so mit sportlichen Getränken ist, hielt die Wirkung nicht lange an und der Schwarm formierte sich erneut.
Wer dies als Sauhaufen interpretiert, verkennt die hochintelligenten Systeme dieses Schwarms nicht. Es war zu jeder Zeit mindestens ein Beobachter mit Blick nach vorn! (Schwarmregel 3) Nicht dass wir auch nur hätten kentern können. Nein! Sicher nicht!
ThomasA
Weitere 46 Pirouetten weiter begann nun die echte Geschichte.
Vorwort:
Die folgende Geschichte wurde darnieder geschrieben um den folgenden Generationen einen Einblick in die unglaublichen Kräfte der Natur, der Ehrfurcht davor zu geben und den gestählten menschlichen Willen der bekanntlich Berge versetzten und Seen austrinken kann. Dieser Bericht entspricht der Wahrheit und nichts als der einzig wahren Wahrheit, ohne sich auch nur im Geringsten der Übertreibung und Verfälschung zu widmen. Die folgenden Sekunden wurden fachlich hochkorrekt und quasi schon untertrieben dargestellt, da dem menschlichen (Durchschnitts-)Geiste hierzu sonst das nötige Vorstellungsvermögen fehlte.
Steingespräche (Hauptbericht)
Da waren wir also. Die Hinweise waren klar. Das Schild warnte den Menschen vor unglaublichen Gefahren. Von der Quasi-Unbefahrbarkeit der folgenden Stromschnellen. Von Leid, Tod und Verzweiflung in Form eines ungebändigten Flusses!
Wasser muss blau sein. Diese Grundfeste der Hydrodynamik kann man angesichts dieser wilden Wässer nicht im Entferntesten behaupten. Weiße Gischt und Strudel. Gurgelnde Abgründe und verborgene Hindernisse. Nach leben trachtende Gemeinheiten und Untiefen. Ja. Beschreibungen gäbe es viele. Letztendlich wäre jede hiervon nur unzureichend um das hier da gewesene zu beschreiben. Müsste ich ein Wort wählen. Ich würde es „Malmstrom“ nennen. Kräfteziehend am Menschenleben saugend. Lebensunwirklich.
(evtl. leichte Verzerrung des Bildes möglich) Scrätti bei seiner Befahrung
Aber das sollte mich nicht abhalten.
Denn ich bin Scrat. Scrat der Bezwinger.
Als die Angst hinauszog um Fürchten zu lernen fragte sie mich um Rat.
So sollte es denn auch sein, dass ich mich der unnötigen Dinge entledigte die sich noch in meinem kleinen Einerkajak befanden und meine treue Nussschale zu Wasser lies. Die schwache Brille noch festgebunden um der inthronisierten Gewalt zu trotzen.
In hochprofessioneller Art gelang es mir auch schon nach knapp 2 Minuten die Schürze am Kajak zu befestigen. Sollte hier ein anderer Mensch behaupten, dass dies schneller gehen könnte, so werfe ich ihm ohne zu zögern mieseste Lüge vor! Dies war sicherlich die wohl schnellste von Menschen jemals erreichte Zeit eine Kajakschürze am Schiffchen zu befestigen!
Ich sammelte noch einmal erneut meine Kräfte. Mentale Stärke muss hier vorhanden sein. Ohne die geht hier nichts. Denn wie Konfuzius bereits wusste: „Der Wille versetzt Berge und zähmt tödliche, wilde Wasser!“ (Der zweite Teil ist leider den meisten Menschen unbekannt, da viele die schlauen Texte nur überfliegen)
Mit so gestähltem Chi, dem eines Granitblockes gleich, konnte nichts schief gehen. Meine Ohren nahmen jedes noch so kleine Rauschen wahr. Ja. Ich konnte sogar das Geräusch hören, dass zwei H2O-Molekühle verursachen, wenn sie aneinander reiben.
Meine Augen sondierten das vor mir liegende Gelände und lasen den Fluss, ahnend, was bevor stand. Jede Welle, jedes noch so kleine Schaumkrönchen wurde förmlich aufgesaugt. Gut gewappnet näherte ich mich den Todesfluten. Wie viele Meter geodätischer Höhenunterschied hier dem Wasser kinetische Energie einstampften, konnte man nur erahnen. Aber es müssen tausende gewesen sein. (Leichte Umrechnungsfehler hier bitte ich zu verzeihen. Dürfte aber nach den von mir selbst verifizierten Schätzungen durchaus hinkommen) Energien ungebändigt! Und Scrätti mitten drin.
Das ohrenbetäubende Geschrei des Zerstörerischen rollte langsam auf mich zu.
Äußert klug wählte ich die Seite, von der ich das Ungetüm bezwingen konnte. Geschickt meisterte ich auch schon die erste Todeswalze. Nichts konnte mich stoppen! Nichts! Strudel zogen unter meinem Boot hindurch, versuchend mich unter Wasser zu ziehen, die Hände des nassen Todes umklammerten mein Boot um mir von neuen zu sagen, wer hier der Meister des Verderbens ist. Doch nichts konnte mich stoppen! Bis zu dem Punkt an dem die Stimme in meinem Kopf lauter und Lauter wurde:
„Stärke kommt von innen, Stärke kommt von innen, Stärke kommt vom Schwimmen.“
Und ich schwamm.
Wie konnte das nur passieren?
Das Unmögliche trat ein. Die Welt stand Kopf! Wie zum Geier hatte ich das nur geschafft, dass sich die ganze Welt gedreht hatte? Ich gekentert? NEIN! Die Welt war es die sich gedreht hat, wie sich mir nach kurzen Überlegen glasklar durch den nun gut gekühlten Kopf schoss. Und ich wusste auch wieso. Wenige Millisekunden zuvor hatte sich eine Kollision ereignet. Mit ungeheuren Ausmaß. Fast schon im freien Fall befindlich, nein, vielmehr sogar noch schneller, da hier zur normalen Erdanziehungskraft im freien Fall ja auch noch meine eigene Antriebskraft des Paddels hinzu kahm, näherte ich mich einer höllischen England-Kurve. Derartige Kurven gaukeln dem geübten Könner vor eine europäische Kurve mit gewöhnlichem Rechtsverkehr zu sein. Doch tatsächlich herrschte hier das verdrehte Chaos. Diese Heimtücke ist selbst für geübteste Fahrer niemalsnienicht zu erkennen! So kam es dass ich meine linke, untere Rippe mit voller Wucht gegen eine empfindliche Wurzel stieß, worauf sich (Füsigger unter euch kennen die Wirkung von Impulsen) die Erde aus den Angeln hob und drehte.
Nur ich tat dies leider nicht. So dass ich mich danach unter Wasser wiederfand.
So dahintreibend hörte ich plötzlich eine Stimme.
„Schau dass dii schleichsd!“???
Was war das?
„Hau ab du Doldi!“
Und zack versetzte mir das Etwas einen Schlag gegen meinen rechten Unterschenkel. Verwundert blickte ich mich in dieser mir fremden Welt um. Und ich sah was Sache war. Neben mir öffnete ein weiterer Stein seine Augen und blickte mich gespannt an. „Wo kummsdn du etz auf einmal her?“
Etwas verwirrt antwortete ich, dass ich der Sgrätt von oben bin. Und quasi nur auf der Durchreise.
Aber das war dem Stein ziemlich egal. Der nächste Schlag traf mich am linken Knie. Gefolgt von einem scharfen Schneiden am linken Daumen.
Da dämmerte es mir. Wie unhöflich ich doch war. So zog ich grüßend meinen Hut und lächelte. Während mein Hut von dannen schwamm reichte mir der nächste Stein freundlich die Hand. Endlich ein netter Wasserbewohner dachte ich mir und als ich ihm auch meine Hand zum Gruße reichte biss er mir sogleich in diese.
Damit war es klar. Steine sind böse. Alle!
Hier wollte ich nicht weiter bleiben. Wartete oben, äh, eigentlich nun unten, doch noch ein gutes Bierchen auf mich.
So machte ich mich auf mich zu drehen.
Da das nun auf dem Kopf stehen recht unnatürlich ist, war ich natürlich leicht benommen. Mein treues Bötchen haltend, dem es auch nicht besser ging als mir, schwamm ich auf die restliche ODS-Gruppe zu. Und mein Hut weg.
Nur gut, dass Freeclimber die ganze Erdverdreherei recht gut wegsteckte, und mit einem olympiaverdächtigen Stecher meinem Hut entgegen schwamm und diesen auch rettete.
Mit diesen neuen Eindrücken paddelte ich meinen Freunden entgegen und leerte das überflüssige Kühlwasser aus meiner Nussschale. Mein Erlebnis mit den fiesen Steinen behielt ich erstmal für mich. Lediglich an den Stellen an denen ich hinterhältigst gebissen wurde konnte ich nicht verstecken. Blut rann aus meinen unzähligen Wunden. (Kopfkino: Bruce Willis in „Stirb langsam“ sähe alt aus gegen mich!!)
Das ich diese unmögliche Stelle zuvor noch ohne Probleme durchfahren habe und erst im ruhigen Wasser danach die halbe Eskimorolle meisterte ist für diese Geschichte unerheblich…
Nachgeschichte:
Es sei noch anzumerken, dass es sich bei den anderen Boote, die diese Wasserhölle gemeistert hatten, um sogenannte Flugboote, die quasi nur so tun, als ob sie den Wasserfall befahren, gehandelt hat wie folgendes Bild beweist:
ThomasA
(Flugboote, die nur zu kleinen Teilen im Wasser sind)
Die restliche Geschichte ist nun sicher nur noch für Freunde von Langweiligen. Ist doch schon solch großes Abenteuer geschehen.
Zu erwähnen sei nur, dass wir trotzdem noch eine Wirtschaft mit fitalen Kellner angesteuert haben und wir es uns bei Kaffee, Kuchen und Bratwürsten gut gehen liesen. Laut unbestätigten Quellen, nahmen Blauloke und Mona nochmal ein Abkühlungsbad. Der Flasche Bier, die hierbei ihr Leben in den Fluten verlor anbei unser aller Beileid!
Nach dem „umrunden“ der Burgruine Neideck waren wir am Ziel angekommen und landeten in Streitberg glücklich und zufrieden an, von wo uns auch schon unsere Rückfahrmöglichkeit erwartete.
Um Mephisto auch noch einen kleinen Einblick in die Wiesent-Wasserwelt zu gönnen kippte ich (quasi auf Wunsch eines hier nicht näher genannten Users) noch einen Becherchen voll Brackwasser über seiner Rübe aus und alle waren Glücklich.
Ende.
PS. Und sorry nochmal, dass unsere Welt nun Kopf steht. Beim nächsten Paddelurlaub versuch ich dass wieder gerade zu rücken.
PPS. Noch unklar ist, was die Kollision mit der Welt bei meiner Rippe angerichtet hat. Irgendwas zwischen Prellung oder Bruch. Ich weis es nicht.
PPPS. Selbstironie ist mir selbstverständlich komplett fremd, so dass ihr von diesem derart nah an der Wahrheit geschriebenen Text vieles lernen könnt!
Danke nochmal an Freeclimber für die Rettung meines Hutes und Blauloke für die super Bilder die er mir gemacht hat! War ne Klasse Tour! Und sorry für den leicht Scratlastigen Bericht
Jetzt weis ich auch welcher Flusstroll mir hier bei der zweiten Durchfahrt Steine in den Weg geschmissen hat!
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