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Mitreisende | |
Land: Deutschland / Mecklenburg-Vorpommern
Reisezeit: Frühjahr / Ostern / April
Region/Kontinent: Mitteleuropa
2010 wollen wir endlich einmal erste Erfahrungen mit Kanu bzw. Kajak sammeln und haben uns dazu das verlängerte Osterwochenende ausgesucht. Da die wenigen Tage keine lange Reise rechtfertigen und wir ohnehin "halb-beruflich-halb-privat" in Norddeutschland unterwegs waren, fiel schnell die Entscheidung die Mecklenburgische Seenplatte als Reiseziel zu wählen. Von beinahe jedem Paddler wird sie als lohnendes Naturziel gelobt und bietet auch für Einsteiger gute Möglichkeiten
01.04.2010:
Da Ostern dieses Jahr recht früh liegt und auf das erste Aprilwochenende fällt, sind die klimatischen Bedingungen vielleicht ein wenig suboptimal. Das merke ich schnell, als ich im Kajak-Unterforum einige Anfänger-Tips einhole. Unisono warnen die erfahrenen Paddler vor den Wassertemperaturen im Falle eines außerplanmäßigen Kenterns.
Also ergänzen wir die routinemäßig gepackte Wander-Ausrüstung um zwei Neopren-Shorties, die wir kurzum von befreundeten Tauchern ausleihen, tauschen die Bergstiefel gegen bequemere Halbschuhe, leisten uns angesichts der luxuriösen Stauräume den Luxus einiger extra Ausrüstungsgegenstände und treffen so am Abend des 01.April an der Kanumühle in Wesenberg ein. Diese Empfehlung hier aus dem Forum erweist sich im nachhinein als goldrichtig und kann uneingeschränkt weitergegeben werden.
Gegen 21:00 Uhr erreichen wir das Gelände der Kanu-Mühle und wundern uns zunächst ein wenig über die Abwesenheit von Licht und Menschen, bis uns klar wird, dass so früh in der Saison auch nicht mit allzu großem Trubel zu rechnen ist. Nach kurzer Orientierungsphase entdecken wir den kleinen Zeltplatz auf der Havelinsel und bauen kurzerhand unser Zelt auf. Außer uns stehen lediglich ein 1-Mann und ein 2-Mann-Zelt hier, die Bewohner teilen sich gerade ein Abendessen an einer überdachten Sitzgruppe: drei Mädels trotzen dem frostigen Aprilwetter.
Für heute war‘s das, schnell geht's in die Koje und dem nächsten Tag entgegen
.
02.04.2010:
Aufstehen und Kaffeekochen. Das ist schon mal der erste Luxus, den man als Kanut gegenüber den gewichtsoptimierten Fußwanderen hat: man kann Kaffee und Filtertüten mitnehmen und zivilisiert auf einem Klapphocker speisen, anstatt seinen Beuteltee im Dreck sitzend zu süffeln. Es hat sogar jeder sein eigenes Berghaferl
.
Danach nehmen wir Verbindung mit dem Team der Kanu-Mühle auf, um unsere im Voraus reservierten Boote in Empfang zu nehmen. Natürlich war die Reservierung völlig überflüssig, aber sischer is eben sischer.
Doris erklärt uns schnell die Boote und die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle und gibt uns hinterher jede Menge Tips zu Eintages- und Mehrtagestouren, welcher Fischer wo wann welchen Fisch anbietet, welche Schleusen offen und welche Campingplätze evtl. noch zu haben, keine Frage bleibt offen.
Langer Rede kurzer Sinn, um 11:00Uhr ist die Ausrüstung verstaut, die Mannschaft in den Booten, die Doris am Winken und der Havelkanal ein großes Abenteuer. Bei bestem sonnigen Aprilwetter geht es gen Süden der ersten Schleuse entgegen.
Wir wollen eine dreitägige Runde drehen. Über die Schwaanhavel, den Plätlinsee, den Kienzsee zum Gobenowsee. Am nächsten Tag über den Labussee, den Caniwersee und den Pälitzsee und den Ellbogensee nach Priepert und letztlich über den Priepertsee und den Finowsee über den Havelkanal zurück zur Kanumühle. So der Plan.
An der ersten Schleuse wenige hundert Meter nach dem Start erfahren wir, dass heute nicht geschleust wird, wir nutzen also den vorhandenen - gefühlt 2,5t wiegenden - Lorenwagen und setzen unsere beiden 1er Kajaks selbst um. Kaum paddeln wir weiter, öffnen sich hinter uns die Schleusentore um ein uns entgegenkommendes Hausboot nach oben zu heben
. Ah jaaaa.
Wurscht, es geht meinem persönlichen Highlight entgegen: der Schwaanhavel.
Nach ein paar Metern geht es rechts weg, vorbei an der österreichischen Grenze (Befahrungsverbotsschild des Nebenarms) und durch die urwaldlich anmutende Landschaft. Außer uns - keiner da. Man hört die Kraniche schreien, Wasservögel flattern davon, ein Wildschwein bricht durchs Unterholz. Zum ersten Mal erleben wir, wie still man sich durch die Natur bewegen kann, wenn das Boot völlig geräuschlos durch das Wasser gleitet.
Viel zu schnell ist die Passage vorbei und wir stoßen auf den Plätlinsee. Die Maßgabe sich entlang der gelben Tonnen mitten auf dem See zu bewegen, anstatt entlang des Schilfgürtels zu paddeln erfüllt unsere Anfängerherzen nicht mit Jubel, doch es geht kaum Wind, das Wasser ist ruhig und die Überfahrt ist schnell geschafft. So langsam stellt sich ein gewisses Vertrauen in das Boot ein.
Drüben leihen wir uns für jeweils einen Euro einen Kanuwagen am Kanuhof, setzen die Boote über zum Kienzsee und werfen am Ufer erst mal den Kocher an. Eine spätmittagliche Stärkung und schon geht‘s weiter.
Gegen 15:00 erreichen wir unseren den Campingplatz am Gobenowsee und "checken ein". Etwas verwundert erklärt man uns, wir seien die ersten Wasserwanderer dieses Jahr und mit Zelt sowieso. Für erstaunlich günstige 11,50€ inklusive zweier Duschmarken erstehen wir das Bleiberecht für eine Nacht und bauen unseren Palast in Ufernähe auf. Der erste Tag wäre also geschafft.

[Palast]
Kurz darauf erreichen drei weitere Boote die Anlegestelle, die Besitzer sind mit dem Wohnanhänger da und machen Tagestouren in die Umgebung. Der Unterschied zwischen deren individualisierten Hightech-Kohlefaser-Fiberglas-Leichtbau-Maßanfertigungen und unseren gemieteten Plastewannen ist augenscheinlich. Meine Frau schielt ein wenig neidisch auf die schlanke Bauform des wendig erscheinenden Boots der eben eingetroffenen Frau und vergleicht innerlich deren schnittiges Geschoss mit ihrem eigenen. Sie hat das baugleiche Leihboot wie ich und muss sich mit der enormen Breite und Länge abmühen. Macht aber nüscht - das ist das Los des mietenden Anfängers und tut dem Spaß keinen Abbruch.
03.04.2010:
Guten Morgen!
Kaffee und Marmeladenbrote. Noch so ein Luxus, den ich vom Rucksackwandern nicht kenne. Dort gibt es Müsli, Griesbrei oder Milchreis, aber Brot? Margarine? Marmelade? Nutella? Unglaublich was man in so einem Boot so transportieren kann, ohne dass es stört!

[unsere Boote am Morgen]
Kurz darauf durchschneiden unsere "schnittigen Boote" die ersten kleinen Wellen und es geht Richtung Canower Schleuse. Dort treffen wir auf einen Berliner Ruderverein, der mit vier großen hölzernen Ruderbooten und mindestens 30 Mann Besatzung auf die Schleusung wartet.
Wir leisten Ihnen Gesellschaft und werden wenige Minuten später mit Ihnen in den Caniwersee geschleust. Dort entschwinden die netten Damen und Herren in wenigen Minuten unserer Reichweite. Und noch ein paar Minuten später auch unserer Sichtweite. Wahnsinnsgeschwindigkeit!
Doch auch wir erreichen kurz darauf den Pälitzsee. Zu unserem Unmut erwarten uns dort die unschönen Auswirkungen des herrschenden Südwinds. Der Wellengang stellt unseren geringen Erfahrungsschatz auf eine gehörige Probe. Die Wellen kommen genau von der Seite und haben eine unangenehme Höhe von teilweise geschätzten 25-30cm. Wie hoch auch immer sie genau waren, für unseren Geschmack auf jeden Fall viel zu hoch. Da wir vorsorglich wo immer möglich und erlaubt in Ufernähe geblieben sind, nutzen wir den nächst gelegenen Privatsteg um die ärgsten Wellen auszusitzen und eine Entscheidung zu treffen. Nur wenige hundert Meter weiter an unserer Uferseite gibt es einen Campingplatz. Den erreichen wir schneller als wenn wir nach Canow zurückpaddeln und das Risiko zu Kentern ist angesichts der wenigen Minuten Fahrzeit und der direkten Ufernähe akzeptabel. Als der Wind kurz ein wenige abflaut geben wir alles und sind fünf Minuten später am Landungssteg des Campingplatzes. Für heute brechen wir hier ab, melden uns beim Platzwart an, lauschen erneut den Worten "ihr seid dieses Jahr die ersten" und verbringen den Rest des Tages damit, die unschön hohen Wellen zu betrachten und heißen Tee zu trinken.
04.04.2010:
In der Nacht hat es geregnet und es regnet noch. Also bleiben wir eben liegen. Das wäre doch gelacht!
Und richtig: Um halb neun hört es auf zu regnen und wir krabbeln aus dem Zelt. Das Wetter sieht nicht übel aus, der See ist wieder frei von größeren Wellen und wir machen uns bald wieder auf den Weg Richtung Schleuse Strassen.
Die haben wir auch bald passiert (wir wurden alleine geschleust, ohne auf ein Motorboot warten zu müssen - was für ein Service!)
Wir kommen zügig voran, passieren den Ellbogensee und erreichen den Yachthafen Priepert, wo wir uns ein Mittagessen kochen. Anscheinend haben wir uns den falschen Bootssteg ausgesucht, denn das kurz darauf erscheinende Publikum betrachtet uns misstrauisch und ein wenig feindselig, um nicht zu sagen: aggressiv. Allerdings beruht das auf Gegenseitigkeit, denn die - gemäß Dialekt und Autokennzeichen - aus Berlin stammenden Herrschaften machten auf uns keinen wirklich vertrauenserweckenden Eindruck. Sie wirken ein wenig zu patriotisch, vorsichtig formuliert. Leider löffeln wir gerade unsere Nudeln, die Kochausrüstung ist auf dem Steg verteilt und die Boote fest angebunden. Daher sind wir ein wenig immobil und müssen uns unfreiwillig gegen einen spontanen Aufbruch entscheiden und die Situation aussitzen. Das von uns erwartete Eintreffen von irgendwelchen Kampfhunden oder weiteren Volksgenossen blieb jedoch aus und die recht eindeutig tätowierten Herren verzichteten glücklicherweise auch darauf uns "in ein Gespräch zu verwickeln". Offensichtlich sahen wir Ihnen Deutsch genug aus
.
Also aufessen und schnell weg von hier.
Zudem zieht das Wetter wieder zu und die graue Wolkendecke verheißt nichts Gutes.Doch wir kommen schnell und gut voran und entschließen uns bald, die gestern verlorene Zeit wieder gut zu machen und bis zur Kanumühle zurückzufahren. Gesagt - getan! Am Nachmittag erreichen wir unseren Ausgangspunkt und zwar ohne Regen. Na also.
Als kleine Belohnung bleibt das Zelt heute verpackt und wir mieten uns ein heimeliges Dachzimmer, das über den Winter neu ausgebaut wurde und sozusagen als Erstbezug von uns genutzt wird. Seeeehhhr gemütlich und äußerst empfehlenswert!
Noch schnell die Kajaks entladen und gereinigt, Ausrüstung zurück und dann ab in die City von Wesenberg - downtown noch ein bisschen was losmachen
!
Naja, zumindest sind wir dort noch etwas essen gegangen, man gönnt sich ja sonst nichts.
05.04.2010:
Nach dem Frühstück geht es nur noch ab nach Hause. Von daher ist hier Schluss.
Was noch fehlt ist vielleicht ein kleines
Fazit:
Noch einmal vielen Dank an das Forum und die Tips und Hinweise, aber auch Warnungen aus der Runde der erfahreneren Wasserwanderer. Das hat geholfen uns richtig einzuschätzen.
Reisezeit: Frühjahr / Ostern / April
Region/Kontinent: Mitteleuropa
2010 wollen wir endlich einmal erste Erfahrungen mit Kanu bzw. Kajak sammeln und haben uns dazu das verlängerte Osterwochenende ausgesucht. Da die wenigen Tage keine lange Reise rechtfertigen und wir ohnehin "halb-beruflich-halb-privat" in Norddeutschland unterwegs waren, fiel schnell die Entscheidung die Mecklenburgische Seenplatte als Reiseziel zu wählen. Von beinahe jedem Paddler wird sie als lohnendes Naturziel gelobt und bietet auch für Einsteiger gute Möglichkeiten
01.04.2010:
Da Ostern dieses Jahr recht früh liegt und auf das erste Aprilwochenende fällt, sind die klimatischen Bedingungen vielleicht ein wenig suboptimal. Das merke ich schnell, als ich im Kajak-Unterforum einige Anfänger-Tips einhole. Unisono warnen die erfahrenen Paddler vor den Wassertemperaturen im Falle eines außerplanmäßigen Kenterns.
Also ergänzen wir die routinemäßig gepackte Wander-Ausrüstung um zwei Neopren-Shorties, die wir kurzum von befreundeten Tauchern ausleihen, tauschen die Bergstiefel gegen bequemere Halbschuhe, leisten uns angesichts der luxuriösen Stauräume den Luxus einiger extra Ausrüstungsgegenstände und treffen so am Abend des 01.April an der Kanumühle in Wesenberg ein. Diese Empfehlung hier aus dem Forum erweist sich im nachhinein als goldrichtig und kann uneingeschränkt weitergegeben werden.
Gegen 21:00 Uhr erreichen wir das Gelände der Kanu-Mühle und wundern uns zunächst ein wenig über die Abwesenheit von Licht und Menschen, bis uns klar wird, dass so früh in der Saison auch nicht mit allzu großem Trubel zu rechnen ist. Nach kurzer Orientierungsphase entdecken wir den kleinen Zeltplatz auf der Havelinsel und bauen kurzerhand unser Zelt auf. Außer uns stehen lediglich ein 1-Mann und ein 2-Mann-Zelt hier, die Bewohner teilen sich gerade ein Abendessen an einer überdachten Sitzgruppe: drei Mädels trotzen dem frostigen Aprilwetter.
Für heute war‘s das, schnell geht's in die Koje und dem nächsten Tag entgegen

02.04.2010:
Aufstehen und Kaffeekochen. Das ist schon mal der erste Luxus, den man als Kanut gegenüber den gewichtsoptimierten Fußwanderen hat: man kann Kaffee und Filtertüten mitnehmen und zivilisiert auf einem Klapphocker speisen, anstatt seinen Beuteltee im Dreck sitzend zu süffeln. Es hat sogar jeder sein eigenes Berghaferl

Danach nehmen wir Verbindung mit dem Team der Kanu-Mühle auf, um unsere im Voraus reservierten Boote in Empfang zu nehmen. Natürlich war die Reservierung völlig überflüssig, aber sischer is eben sischer.
Doris erklärt uns schnell die Boote und die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle und gibt uns hinterher jede Menge Tips zu Eintages- und Mehrtagestouren, welcher Fischer wo wann welchen Fisch anbietet, welche Schleusen offen und welche Campingplätze evtl. noch zu haben, keine Frage bleibt offen.
Langer Rede kurzer Sinn, um 11:00Uhr ist die Ausrüstung verstaut, die Mannschaft in den Booten, die Doris am Winken und der Havelkanal ein großes Abenteuer. Bei bestem sonnigen Aprilwetter geht es gen Süden der ersten Schleuse entgegen.
Wir wollen eine dreitägige Runde drehen. Über die Schwaanhavel, den Plätlinsee, den Kienzsee zum Gobenowsee. Am nächsten Tag über den Labussee, den Caniwersee und den Pälitzsee und den Ellbogensee nach Priepert und letztlich über den Priepertsee und den Finowsee über den Havelkanal zurück zur Kanumühle. So der Plan.
An der ersten Schleuse wenige hundert Meter nach dem Start erfahren wir, dass heute nicht geschleust wird, wir nutzen also den vorhandenen - gefühlt 2,5t wiegenden - Lorenwagen und setzen unsere beiden 1er Kajaks selbst um. Kaum paddeln wir weiter, öffnen sich hinter uns die Schleusentore um ein uns entgegenkommendes Hausboot nach oben zu heben

Wurscht, es geht meinem persönlichen Highlight entgegen: der Schwaanhavel.
Nach ein paar Metern geht es rechts weg, vorbei an der österreichischen Grenze (Befahrungsverbotsschild des Nebenarms) und durch die urwaldlich anmutende Landschaft. Außer uns - keiner da. Man hört die Kraniche schreien, Wasservögel flattern davon, ein Wildschwein bricht durchs Unterholz. Zum ersten Mal erleben wir, wie still man sich durch die Natur bewegen kann, wenn das Boot völlig geräuschlos durch das Wasser gleitet.
Viel zu schnell ist die Passage vorbei und wir stoßen auf den Plätlinsee. Die Maßgabe sich entlang der gelben Tonnen mitten auf dem See zu bewegen, anstatt entlang des Schilfgürtels zu paddeln erfüllt unsere Anfängerherzen nicht mit Jubel, doch es geht kaum Wind, das Wasser ist ruhig und die Überfahrt ist schnell geschafft. So langsam stellt sich ein gewisses Vertrauen in das Boot ein.
Drüben leihen wir uns für jeweils einen Euro einen Kanuwagen am Kanuhof, setzen die Boote über zum Kienzsee und werfen am Ufer erst mal den Kocher an. Eine spätmittagliche Stärkung und schon geht‘s weiter.
Gegen 15:00 erreichen wir unseren den Campingplatz am Gobenowsee und "checken ein". Etwas verwundert erklärt man uns, wir seien die ersten Wasserwanderer dieses Jahr und mit Zelt sowieso. Für erstaunlich günstige 11,50€ inklusive zweier Duschmarken erstehen wir das Bleiberecht für eine Nacht und bauen unseren Palast in Ufernähe auf. Der erste Tag wäre also geschafft.
[Palast]
Kurz darauf erreichen drei weitere Boote die Anlegestelle, die Besitzer sind mit dem Wohnanhänger da und machen Tagestouren in die Umgebung. Der Unterschied zwischen deren individualisierten Hightech-Kohlefaser-Fiberglas-Leichtbau-Maßanfertigungen und unseren gemieteten Plastewannen ist augenscheinlich. Meine Frau schielt ein wenig neidisch auf die schlanke Bauform des wendig erscheinenden Boots der eben eingetroffenen Frau und vergleicht innerlich deren schnittiges Geschoss mit ihrem eigenen. Sie hat das baugleiche Leihboot wie ich und muss sich mit der enormen Breite und Länge abmühen. Macht aber nüscht - das ist das Los des mietenden Anfängers und tut dem Spaß keinen Abbruch.
03.04.2010:
Guten Morgen!
Kaffee und Marmeladenbrote. Noch so ein Luxus, den ich vom Rucksackwandern nicht kenne. Dort gibt es Müsli, Griesbrei oder Milchreis, aber Brot? Margarine? Marmelade? Nutella? Unglaublich was man in so einem Boot so transportieren kann, ohne dass es stört!


[unsere Boote am Morgen]
Kurz darauf durchschneiden unsere "schnittigen Boote" die ersten kleinen Wellen und es geht Richtung Canower Schleuse. Dort treffen wir auf einen Berliner Ruderverein, der mit vier großen hölzernen Ruderbooten und mindestens 30 Mann Besatzung auf die Schleusung wartet.
Wir leisten Ihnen Gesellschaft und werden wenige Minuten später mit Ihnen in den Caniwersee geschleust. Dort entschwinden die netten Damen und Herren in wenigen Minuten unserer Reichweite. Und noch ein paar Minuten später auch unserer Sichtweite. Wahnsinnsgeschwindigkeit!
Doch auch wir erreichen kurz darauf den Pälitzsee. Zu unserem Unmut erwarten uns dort die unschönen Auswirkungen des herrschenden Südwinds. Der Wellengang stellt unseren geringen Erfahrungsschatz auf eine gehörige Probe. Die Wellen kommen genau von der Seite und haben eine unangenehme Höhe von teilweise geschätzten 25-30cm. Wie hoch auch immer sie genau waren, für unseren Geschmack auf jeden Fall viel zu hoch. Da wir vorsorglich wo immer möglich und erlaubt in Ufernähe geblieben sind, nutzen wir den nächst gelegenen Privatsteg um die ärgsten Wellen auszusitzen und eine Entscheidung zu treffen. Nur wenige hundert Meter weiter an unserer Uferseite gibt es einen Campingplatz. Den erreichen wir schneller als wenn wir nach Canow zurückpaddeln und das Risiko zu Kentern ist angesichts der wenigen Minuten Fahrzeit und der direkten Ufernähe akzeptabel. Als der Wind kurz ein wenige abflaut geben wir alles und sind fünf Minuten später am Landungssteg des Campingplatzes. Für heute brechen wir hier ab, melden uns beim Platzwart an, lauschen erneut den Worten "ihr seid dieses Jahr die ersten" und verbringen den Rest des Tages damit, die unschön hohen Wellen zu betrachten und heißen Tee zu trinken.
04.04.2010:
In der Nacht hat es geregnet und es regnet noch. Also bleiben wir eben liegen. Das wäre doch gelacht!
Und richtig: Um halb neun hört es auf zu regnen und wir krabbeln aus dem Zelt. Das Wetter sieht nicht übel aus, der See ist wieder frei von größeren Wellen und wir machen uns bald wieder auf den Weg Richtung Schleuse Strassen.
Die haben wir auch bald passiert (wir wurden alleine geschleust, ohne auf ein Motorboot warten zu müssen - was für ein Service!)
Wir kommen zügig voran, passieren den Ellbogensee und erreichen den Yachthafen Priepert, wo wir uns ein Mittagessen kochen. Anscheinend haben wir uns den falschen Bootssteg ausgesucht, denn das kurz darauf erscheinende Publikum betrachtet uns misstrauisch und ein wenig feindselig, um nicht zu sagen: aggressiv. Allerdings beruht das auf Gegenseitigkeit, denn die - gemäß Dialekt und Autokennzeichen - aus Berlin stammenden Herrschaften machten auf uns keinen wirklich vertrauenserweckenden Eindruck. Sie wirken ein wenig zu patriotisch, vorsichtig formuliert. Leider löffeln wir gerade unsere Nudeln, die Kochausrüstung ist auf dem Steg verteilt und die Boote fest angebunden. Daher sind wir ein wenig immobil und müssen uns unfreiwillig gegen einen spontanen Aufbruch entscheiden und die Situation aussitzen. Das von uns erwartete Eintreffen von irgendwelchen Kampfhunden oder weiteren Volksgenossen blieb jedoch aus und die recht eindeutig tätowierten Herren verzichteten glücklicherweise auch darauf uns "in ein Gespräch zu verwickeln". Offensichtlich sahen wir Ihnen Deutsch genug aus

Also aufessen und schnell weg von hier.
Zudem zieht das Wetter wieder zu und die graue Wolkendecke verheißt nichts Gutes.Doch wir kommen schnell und gut voran und entschließen uns bald, die gestern verlorene Zeit wieder gut zu machen und bis zur Kanumühle zurückzufahren. Gesagt - getan! Am Nachmittag erreichen wir unseren Ausgangspunkt und zwar ohne Regen. Na also.
Als kleine Belohnung bleibt das Zelt heute verpackt und wir mieten uns ein heimeliges Dachzimmer, das über den Winter neu ausgebaut wurde und sozusagen als Erstbezug von uns genutzt wird. Seeeehhhr gemütlich und äußerst empfehlenswert!
Noch schnell die Kajaks entladen und gereinigt, Ausrüstung zurück und dann ab in die City von Wesenberg - downtown noch ein bisschen was losmachen

Naja, zumindest sind wir dort noch etwas essen gegangen, man gönnt sich ja sonst nichts.
05.04.2010:
Nach dem Frühstück geht es nur noch ab nach Hause. Von daher ist hier Schluss.
Was noch fehlt ist vielleicht ein kleines
Fazit:
- Kajakfahren macht Spaß.
- Mann lernt nicht nur andere Muskelgruppen kennen, sondern auch eine andere Perspektive auf die Umgebung.
- Viel Gepäck mitnehmen zu können bringt viele Annehmlichkeiten
- Für eine längere Tour, bzw. eine Tour ohne direkte Nähe zu menschlicher Infrastruktur, wie z.B. in Kanada o.ä. würden wir uns definitiv viel gründlicher vorbereiten. Techniktraining und bessere Ausrüstung geben mehr Sicherheit.
- Die von uns gewählte Runde ist definitiv anfängertauglich, sofern man sich seiner eigenen Grenzen bewusst ist und auf das Wetter reagiert. Allerdings ist das bei jedem Hobby, dass man in der freien Natur ausübt so.
- Das war nicht unsere letzte Wassertour, doch jetzt geht‘s erst mal wieder zu Fuß weiter
Noch einmal vielen Dank an das Forum und die Tips und Hinweise, aber auch Warnungen aus der Runde der erfahreneren Wasserwanderer. Das hat geholfen uns richtig einzuschätzen.
Kommentar