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Wippra? Wippra! Selbst für eingefleischte Harzkenner gibt es noch weiße Flecken auf der Landkarte. Die meisten davon im tiefsten Ostharz. Und dort liegt Wippra, Endbahnhof einer Bahnstrecke, wo im Zug Topfblumen auf den Tischen stehen, damit niemand auf die Idee kommt, während der Fahrt Blumen zu pflücken.
Freak hatte sicherheitshalber den dem Forum zum Testen zur Verfügung gestellten SPOT mitgebracht. Wie sich herausstellte, hätte er uns nicht viel geholfen. Denn aus dem Wald sind weniger als 10 Prozent der fälligen Positionsmeldungen eingegangen.
Mein Ziel war es, uns unter weitgehender Vermeidung von öden Forstautobahnen in zwei Tagen nach Blankenburg zu bringen, rund 33 km Luftlinie entfernt. Das eine wie das andere ist gelungen. Denn selbst dort, wo wir den vier mitgeführten Karten zufolge öde Forstautobahnen vermuteten, waren recht häufig nur zugewucherte Pfade zu finden. Unser Dank dafür gilt dem Landesvermessungsamt Sachsen-Anhalt, dem Kompass-Verlag, der Medienagentur Geomap und schließlich auch Garmin Mapsource!
Durch das Tal der Schmalen Wipper ging es zunächst in Richtung Königerode. Die Wege durch das Tal der „normalen“ Wipper sahen mir zu sehr nach Forstraßen aus. Und in der Tat entsprach der Weg an der Schmalen Wipper in weiten Teilen dem Ideal des naturnahen Premiumwanderweges. Gamaschen sind empfehlenswert. Brennesselfeste Kleidung bis Schulterhöhe allerdings auch.


An der Kreisstraße K 2351 wollte ich dann auf das Weg „gelbes X“ übergehen. Ein erstes gelbes X fanden wir, aber bald erschien uns der Weg wenig vertrauenserweckend und so unmarkiert, so dass wir lieber einem Wirtschaftsweg folgten. Der war aber auch nicht der richtige.

Schließlich wurde es mir zu bunt und ich ordnete ein erstes „Durchstoßen“ querfeldein nach Kompass an. Durch Feuchtwiesen, Trockenwiesen, Weizenfelder und Brennesselfelder schlugen wir einen gewagten Bogen.

Sch***-Brennesseln!
Tatsächlich fanden wir am Ende wieder festen Boden. Nördlich der B 242 schlugen wir einen verwaisten Waldweg ein, der uns wieder zurück auf das Gelbe X bringen sollte. Wir kamen an der richtigen Stelle aus dem Wald heraus, aber wer war nicht da? Das gelbe X. Es waren auch keine Spuren eines Pfades erkennbar. Etwas angenervt ordnete ich das Queren der Weide nach Kompass an. Wir durchbrachen das Unterholz am Waldrand und fanden im Waldinneren tatsächlich bald den gewünschten Weg. Was uns aber nicht darin hinderte, an der nächsten Kreuzung einen Weg zu weit nach abzudriften.

Eigentlich hätte man es sich angesichts des Wegezustandes denken können. Als wir den Fehler bemerkten, hätten wir natürlich einfach 500 Meter zurücklaufen können. Aber so feige wollten wir natürlich nicht sein, und kämpften uns durch das Unterholz. Zwei Waldarbeiter staunten nicht schlecht, als wir quer durchkamen.

Kurz vor Harzgerode überquerten wir eine fast fertige Umgehungsstraße, von der selbst die 2009 erstellte Kompass-Karte nichts wissen wollte.

Durch das Friedenstalbach-Tal erreichten wir kurz vor Friedrichsbrunn eine von Elchen bewachte Feriensiedlung. Dies war mit 529 Metern der höchste Punkt unserer Tour.

Mangels Gipfelstein verschoben wir die obligatorische Feier bis Friedrichsbrunn.

Die Aussicht von Friedrichsbrunn war allerdings wettermäßig wenig ermutigend, sondern spornte uns an, möglichst schnell die erstbeste Schutzhütte im Tiefenbachtal anzusteuern. Es fehlten uns am Ende etwa fünf Minuten, aber dafür war die Hütte in einem so guten Zustand, dass eine weitere Suche überflüssig wurde.

Außer Zweifel stand, dass wir jetzt Hunger hatten. Dank meines neuen Gaskochers, der hier erstmalig zum scharfen Einsatz kam, war der Knorrsche „Deftige Linseneintopf“, gepimpt mit Wurstscheiben, nach gut einer Viertelstunde verzehrfertig. Freaks MYOG-UL-Spirituskocher aus einer Red-Bull-Dose verlieh dem Konstrukteur diesmal keine Flügel, brachte aber das überschäumende Temperament der "Schwäbischen Käsespätzle" von Dr. Maggi zu Tage.


Unsere Nachtruhe wurde nur von einem schwer atmenden Igel gestört.
Am nächsten Morgen erwachten wir inmitten eines Märchenwaldes.


Bei Treseburg erreichten wir wir wieder bekanntes Gelände, nämlich den Hexenstieg. Erst vor vier Wochen waren wir hier als "Kontrollteam" vorbeigekommen. Auf dem Hexenstieg, der sich hier von seiner ödesten Seite zeigt, ging es bis nach Wendefurth.

Manche müssen sich den Hexenstieg schönsaufen: Schutzhütte bei Wendefurth.
Dort angekommen versagten wieder alle vier Karten: Der Weg, der „rotes Dreieck“ hätte sein sollen, war völlig zugewuchert. Wir stießen schließlich wieder auf den Hexenstieg und verließen ihn dann an einer Spitzkehre auf einem noch erkennbaren, aber sichtlich stillgelegten Weg. Auch diesem beliebte es allerdings, sich nach wenigen hundert Metern in undurchdringliches Unterholz zu verabschieden. Blieb nur noch die freie Wegfindung querwaldein über den angrenzenden Bergrücken.

Mit Erfolg, denn wir erreichten die L94 fast dort, wo wir gegenüber wieder in den Wald eintauchen wollten. Das war fast wörtlich zu nehmen, denn als das noch am ehesten gangbare Wegstück entpuppte sich ein ausgetrockneter Entwässerungsgraben.

Von nun an wurde es einfach, ja geradezu langweilig. Unser Endspurt führte uns durch Hüttenrode ins Braunesumpftal, wo Freak meinen Vortrag über den 25kV/50Hz-Inselbetrieb auf der Rübelandbahn mit inzwischen stoischer Gelassenheit hinnahm. Den mutwilligen Einwurf, ob da nicht auch die Baureihe E 75 gefahren ist, wenn da schon die Baureihe E 171 unterwegs war, überhörte ich großzügig.
Kurz vor Blankenburg verließen wir die laut Karte gar nicht vorhandene Forststraße südlich des Baches und machten uns an den Abstieg in die Zvilisation. Das obligatorische Eis besiegelte eine rundum gelungene, wenn auch ungewöhnliche Expedition.
Bilanz des zweiten Tages: 25,4 km.
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