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Ich will nicht missverstanden werden. Es geht hier nicht um eine Sauftour durch den Thüringer Wald. Vielmehr hatte ich vor kurzem eine schwere Virusinfektion im rechten Ohr zugezogen, die mir u.a. das dortige Gleichgewichtsorgan lahmgelegt hat. Seitdem stehe ich vor völlig neuen alltäglichen Herausforderungen. Mehr oder weniger schafft es der Körper, so was zu kompensieren, was aber nicht immer zuverlässig läuft. Deshalb ist für mich z.B. Radfahren, Auto fahren erstmal tabu. Schwindelgefühle sind jetzt mein Alltag.
Von Verbot von Trekkingtouren hat aber niemand was gesagt. 2-Tagestouren mit Gepäck liefen so lala, weil durch das ständige Ausgleichen des Gleichgewichtsinns mir Teile des unteren Rückens verkrampfen. Was liegt da näher, es trotzdem mal mit einer Mehrtagestour im Thüringer Wald zu probieren?
1.Tag - die Sonne brennt, es geht bergauf
Startpunkt für meine Tour ist Eisenach, Endpunkt ist Ilmenau. Dabei gehts nicht darum auf dem Rennsteig schnell voranzukommen, sondern abseits von diesem Täler, Felsen und Gipfel zu erwandern.
Die Gegend um Eisenach hat abwechslungsreiche Laubwälder, Konglomeratfelsen ohne Ende und enge Schluchten zu bieten. Also morgens raus aus dem Bahnhof und schnell durch die Innenstadt Richtung Wald. Kurz hinter dem Fritz-Reuter-Haus empfängt mich ein kühler Laubmischwald, wie er hier in der Gegend prägend ist. Der Weg geht steil hoch zur Wartburg. Hier ist morgens zum Glück noch nicht viel los. Die Aussicht bis zum Großen Inselsberg, runter nach Eisenach und rüber zu den Hörselbergen ist die erste Belohnung des Tages.
Unter der Zugbrücke startet der EB-Wanderweg (Eisenach-Budapest, mittlerweile Teil des E3). Auf dem gehts in Serpentinen wieder runter und durch die Konglomeratfelslandschaft rüber zur Sängerwiese. Normalerweise folge ich von hier aus dem EB durch die Drachenschlucht zum Rennsteig. Diesmal steige ich jedoch zur Straße B19 hinunter und nehme die Landgrafenschlucht in Angriff. Sie ist nicht ganz so spektakulär wie die Drachenschlucht, aber auch recht wild. Außerdem kann ich hier Trinkwasser aufnehmen. In der Schlucht ist es angenehm kühl, der Pfad führt an Stahlseilen am Fels entlang, während unten der Bach plätschert. Dass es nicht so kühl bleiben wird, ahne ich jetzt schon. Aber hier auf dem Pfad komme ich mit meinem Schwindel ganz gut zurecht.
Am Ende der Landgrafenschlucht geht der Weg durch den Laubwald steil bergauf. Hier komme ich das erste mal ins Schwitzen. Schließlich habe ich das ganze Gerödel zum Zelten und Nahrungsmittel für mehrere Tage auf dem Buckel. Oben auf der Höhe wirds dann langsam warm und Schatten zur Mangelware. Am Rennsteig genau das gleiche: In den letzten Jahren sind hier durch Trockenheit und Sturmschäden und der daraus resultierenden Käferplage fast sämtliche Altbestände der Fichten abgestorben. An einem Sommertag mit über 25°C ist das dann schon fordernd. Deshalb gleich an der nächsten Quelle Rast gemacht, wo schon eine Gruppe Radfahrer mit Büchsenbier lagert. Die Quelle hat ein gefasstes Wasserbecken für Kneippfußbäder.
Mit einem mal kam eine größere Gruppe Frauen auf dem Rennsteig von Eisenach her angeschwebt, alle so um die 40, fröhlich und wohl ukrainisch. Die Schlagermusik aus irgendeiner Aktivbox klingt zumindest so. Dreimal werde ich zur Quelle befragt: „kann man trinken?“ - ja natürlich. Eine verschwindet kurz hinter der Schutzhütte, kommt im Badeanzug wieder und schwubs planscht sie der Länge nach im Wasserbecken herum, während die anderen lachen. Die Herren Radfahrer gucken etwas bedröppelt bei so viel weiblicher Invasion.
Mit nassem Hut marschiere ich nun weiter durch die Sonne auf dem Rennsteig Richtung Inselsberg. Es geht immer wieder bergauf und über offene Flächen. Bei der nächsten Quelle noch mal getrunken und Schlapphut nassgemacht, und schon stehe ich kurz vor Aschebrück an der Wegkreuzung. Hier geht ein Weg schnurgerade zur Bermer Hütte bei Ruhla hinauf, einer Vereinshütte, die am Wochenende Gastwirtschaft betreibt. Solche Vereinshütten gibt es mehrere im Thüringer Wald, die meisten rund um Suhl. Sie werden ehrenamtlich betrieben und sind nicht ganz so professionell wie die kommerzielle Gastronomie, dafür billiger und meist auch einfach netter im Umgang mit den Leuten. Deshalb ist der Umweg von 2 Kilometer auf die Carolinenhöhe keine verlorene Müh. Die Hütte ist offen und ich kriege meine Würstchen mit Kartoffelsalat nebst Kaffeepott plus schöne Fernsicht. Entspannend!
Zurück am Rennsteig geht es jetzt durch die Nachmittagshitze weiter bergauf. Hinter dem Ruhlaer Häuschen gehe ich noch mal hinunter zur Schweinaquelle und fülle meinen Wasservorrat auf und trinke gleich noch was. Das ist die letzte Wasserstelle für heute. Bei der Bergwacht Auerhahn führt der Weg mitten durch den Sonnenschein durch abgestorbene Fichtenwälder, in deren Unterholz Buchen nachwachsen. Am Glöckner, einer markanten Granitfelsgruppe, gibt es das erste mal richtig Fernsicht ins Werratal und bis in die Rhön. Die Gegend wird langsam gebirgiger. Die Schutzhütte etwas weiter ist bunt ausgeschmückt mit Blumentöpfen und Tischdecken. So was kommt rund um Ruhla öfter mal vor, dass sich Leute die Mühe machen.
Nach dem Imbiss an der Schillerbuche (gabs lecker Erbsensuppe!), verlasse ich wieder den Rennsteig und es geht steil zum Gerberstein hoch. Das ist ein noch höherer Granitfelsen als der Glöckner mitten im alten Buchenwald. Der Auslick reicht auch hier wieder bis zur Rhön. Das ganze Areal dahinter ist voller Granitblöcke und stellenweise bouldertauglich.
Einen Kilometer weiter an der Schutzhütte Hirschbalzwiese beschließe ich spontan, es für heute dabei zu belassen. Der Rücken verspannt sich gerade und immerhin bin ich bei der Hitze um die 23 Kilometer und 800 Höhenmeter bergauf gelaufen. Zum Großen Inselsberg ist es nicht mehr weit, aber es kommen jetzt noch knackige Steigungen. Die können auf morgen warten. Jetzt muss sich erstmal der Rücken von der Torkelei erholen.
Von Verbot von Trekkingtouren hat aber niemand was gesagt. 2-Tagestouren mit Gepäck liefen so lala, weil durch das ständige Ausgleichen des Gleichgewichtsinns mir Teile des unteren Rückens verkrampfen. Was liegt da näher, es trotzdem mal mit einer Mehrtagestour im Thüringer Wald zu probieren?
1.Tag - die Sonne brennt, es geht bergauf
Startpunkt für meine Tour ist Eisenach, Endpunkt ist Ilmenau. Dabei gehts nicht darum auf dem Rennsteig schnell voranzukommen, sondern abseits von diesem Täler, Felsen und Gipfel zu erwandern.
Die Gegend um Eisenach hat abwechslungsreiche Laubwälder, Konglomeratfelsen ohne Ende und enge Schluchten zu bieten. Also morgens raus aus dem Bahnhof und schnell durch die Innenstadt Richtung Wald. Kurz hinter dem Fritz-Reuter-Haus empfängt mich ein kühler Laubmischwald, wie er hier in der Gegend prägend ist. Der Weg geht steil hoch zur Wartburg. Hier ist morgens zum Glück noch nicht viel los. Die Aussicht bis zum Großen Inselsberg, runter nach Eisenach und rüber zu den Hörselbergen ist die erste Belohnung des Tages.
Unter der Zugbrücke startet der EB-Wanderweg (Eisenach-Budapest, mittlerweile Teil des E3). Auf dem gehts in Serpentinen wieder runter und durch die Konglomeratfelslandschaft rüber zur Sängerwiese. Normalerweise folge ich von hier aus dem EB durch die Drachenschlucht zum Rennsteig. Diesmal steige ich jedoch zur Straße B19 hinunter und nehme die Landgrafenschlucht in Angriff. Sie ist nicht ganz so spektakulär wie die Drachenschlucht, aber auch recht wild. Außerdem kann ich hier Trinkwasser aufnehmen. In der Schlucht ist es angenehm kühl, der Pfad führt an Stahlseilen am Fels entlang, während unten der Bach plätschert. Dass es nicht so kühl bleiben wird, ahne ich jetzt schon. Aber hier auf dem Pfad komme ich mit meinem Schwindel ganz gut zurecht.
Am Ende der Landgrafenschlucht geht der Weg durch den Laubwald steil bergauf. Hier komme ich das erste mal ins Schwitzen. Schließlich habe ich das ganze Gerödel zum Zelten und Nahrungsmittel für mehrere Tage auf dem Buckel. Oben auf der Höhe wirds dann langsam warm und Schatten zur Mangelware. Am Rennsteig genau das gleiche: In den letzten Jahren sind hier durch Trockenheit und Sturmschäden und der daraus resultierenden Käferplage fast sämtliche Altbestände der Fichten abgestorben. An einem Sommertag mit über 25°C ist das dann schon fordernd. Deshalb gleich an der nächsten Quelle Rast gemacht, wo schon eine Gruppe Radfahrer mit Büchsenbier lagert. Die Quelle hat ein gefasstes Wasserbecken für Kneippfußbäder.
Mit einem mal kam eine größere Gruppe Frauen auf dem Rennsteig von Eisenach her angeschwebt, alle so um die 40, fröhlich und wohl ukrainisch. Die Schlagermusik aus irgendeiner Aktivbox klingt zumindest so. Dreimal werde ich zur Quelle befragt: „kann man trinken?“ - ja natürlich. Eine verschwindet kurz hinter der Schutzhütte, kommt im Badeanzug wieder und schwubs planscht sie der Länge nach im Wasserbecken herum, während die anderen lachen. Die Herren Radfahrer gucken etwas bedröppelt bei so viel weiblicher Invasion.
Mit nassem Hut marschiere ich nun weiter durch die Sonne auf dem Rennsteig Richtung Inselsberg. Es geht immer wieder bergauf und über offene Flächen. Bei der nächsten Quelle noch mal getrunken und Schlapphut nassgemacht, und schon stehe ich kurz vor Aschebrück an der Wegkreuzung. Hier geht ein Weg schnurgerade zur Bermer Hütte bei Ruhla hinauf, einer Vereinshütte, die am Wochenende Gastwirtschaft betreibt. Solche Vereinshütten gibt es mehrere im Thüringer Wald, die meisten rund um Suhl. Sie werden ehrenamtlich betrieben und sind nicht ganz so professionell wie die kommerzielle Gastronomie, dafür billiger und meist auch einfach netter im Umgang mit den Leuten. Deshalb ist der Umweg von 2 Kilometer auf die Carolinenhöhe keine verlorene Müh. Die Hütte ist offen und ich kriege meine Würstchen mit Kartoffelsalat nebst Kaffeepott plus schöne Fernsicht. Entspannend!
Zurück am Rennsteig geht es jetzt durch die Nachmittagshitze weiter bergauf. Hinter dem Ruhlaer Häuschen gehe ich noch mal hinunter zur Schweinaquelle und fülle meinen Wasservorrat auf und trinke gleich noch was. Das ist die letzte Wasserstelle für heute. Bei der Bergwacht Auerhahn führt der Weg mitten durch den Sonnenschein durch abgestorbene Fichtenwälder, in deren Unterholz Buchen nachwachsen. Am Glöckner, einer markanten Granitfelsgruppe, gibt es das erste mal richtig Fernsicht ins Werratal und bis in die Rhön. Die Gegend wird langsam gebirgiger. Die Schutzhütte etwas weiter ist bunt ausgeschmückt mit Blumentöpfen und Tischdecken. So was kommt rund um Ruhla öfter mal vor, dass sich Leute die Mühe machen.
Nach dem Imbiss an der Schillerbuche (gabs lecker Erbsensuppe!), verlasse ich wieder den Rennsteig und es geht steil zum Gerberstein hoch. Das ist ein noch höherer Granitfelsen als der Glöckner mitten im alten Buchenwald. Der Auslick reicht auch hier wieder bis zur Rhön. Das ganze Areal dahinter ist voller Granitblöcke und stellenweise bouldertauglich.
Einen Kilometer weiter an der Schutzhütte Hirschbalzwiese beschließe ich spontan, es für heute dabei zu belassen. Der Rücken verspannt sich gerade und immerhin bin ich bei der Hitze um die 23 Kilometer und 800 Höhenmeter bergauf gelaufen. Zum Großen Inselsberg ist es nicht mehr weit, aber es kommen jetzt noch knackige Steigungen. Die können auf morgen warten. Jetzt muss sich erstmal der Rücken von der Torkelei erholen.
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