[DE] Schwarzwald in weiß (Teil II)

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • AndiB
    Erfahren
    • 29.01.2019
    • 145
    • Privat

    • Meine Reisen

    [DE] Schwarzwald in weiß (Teil II)

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    (Tag 1/2)

    Während ich im Januar 2022 nur in den Nordschwarzwald reisen musste, um ein Wochenende durch verschneite Landschaft wandern zu können (Link zum Bericht), reichte das im vergangenen Winter nicht mehr: Mit stabilem Winterwetter und Schnee war erst oberhalb von 1000m Höhe. So führt mich meine Reise Anfang Februar 2023 zunächst mit dem Zug nach Freiburg, um von dort aus das Dach des Schwarzwalds zu erklimmen. Weil ich mir in den Kopf gesetzt habe, das sozusagen "by fair means" zu tun, starte ich am Stadtrand am Fuß des Gebirges. Entsprechend wenig winterlich ist das Wetter, Plusgrade und Nieselregen. Auf dem Waldpfad macht es dennoch von Anfang an Spaß und ich genieße die Illusion von Herbst.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 73BF4BE6-9C06-4E0B-BCAB-8BB901FF5E8F_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 309,6 KB ID: 3224892

    Auch die Mittagsrast hätte vom Wetter her auch drei Monate zuvor stattfinden können.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 3D4F3D06-4FE4-464B-8FDB-A96BE1E590F0_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 157,4 KB ID: 3224893

    Erst nach 3 1/2 Stunden finde ich die ersten Schneereste vor und in der Ferne könnte man, wären nicht die Wolken, wohl die ersten verschneiten Berge erspähen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: F75E9AEA-9AB8-4390-AC0E-A85A5CFBAD86_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 251,0 KB ID: 3224894

    Ich passiere einen der Schwarzwälder Trekkingplätze (im Bild hinten links) und beneide die Freiburger darum, so ein Angebot nur wenige Kilometer vor der Stadt zu haben, und das sogar mit fließend Wasser.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 2CFF845A-5168-47B2-A285-770A85036350_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 328,1 KB ID: 3224895

    Inzwischen sind es "nur" noch 3 Kilometer zum Schauinsland, aber die haben es in sich, wie ich noch merken werde.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 94027308-BEAB-4C53-9A49-3AB4E1581484_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 263,5 KB ID: 3224896

    Um die Frostgrenze herum erschwert nämlich Schneematsch das Vorankommen beträchtlich. Für Zerstreuung sorgt die tierische Begegnung des Tages:

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 9F2BF14E-0B03-4968-941A-AD2233E5F560_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 169,7 KB ID: 3224897

    Eigentlich ist es offensichtlich, dass es sich um einen Wurm handelt, allerdings habe ich noch nie fingerdicke Exemplare gesehen, weshalb ich zuerst ratlos bin, um was für ein Tier es sich handelt. Später lerne ich, dass große Regenwürmer in dieser Gegend nicht unüblich sind (vgl. Wikipedia: Badischer Riesenregenwurm).

    Es ist bereits deutlich nach 16:00, als ich endlich den Gipfel des Schauindennebel erreiche. Dass der Aussichtsturm geschlossen ist, schmerzt bei der Wetterlage wenig.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 9EAF62AE-9F04-4476-9290-8E8E247AC9BA_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 137,0 KB ID: 3224898

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 75018DFC-241D-4916-BC29-4DF24056A65E_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 144,5 KB ID: 3224899

    Weiter geht es Richtung Süden, auf dem Winterwanderweg parallel zur Straße. Einen Moment lang gibt es etwas Aussicht...

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_0370 (1).jpg Ansichten: 32 Größe: 811,7 KB ID: 3224900
    ... dann zieht es wieder zu.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 3A98D17F-4EBC-4584-A883-6B8FDE340E78_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 92,8 KB ID: 3224903

    Nach rund einem Höhen- und fast 15 Streckenkilometern sind meine Beine müde und die Hüften schmerzen unter der Last des Rucksacks. Kommt dort das Licht am Ende des Tunnels?

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 954A7DC0-476D-45C0-A4D3-34C609A31203_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 210,4 KB ID: 3224904

    Und tatsächlich: Als ich den Waldabschnitt verlasse, beginnt ein Naturschauspiel, dass mich alle Mühen vergessen lässt: Zuerst öffnet sich der Blick auf den fast vollen Mond.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: A49816A9-225F-4C2C-A5C2-F69905482DE6_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 83,4 KB ID: 3224905
    Dann zeigt sich gegenüber, für mich zum ersten Mal an diesem Tag, die tief stehende Sonne; sie grüßt durch die Bäume,...

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: F25CAFA5-8383-42BC-A1A7-CFE7FFB18DD9_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 239,4 KB ID: 3224906

    taucht die Landschaft in ein mystisches Licht, ...

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 74FFD8B3-FBA8-46D0-A174-24B8AF5E88BC_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 106,8 KB ID: 3224907
    und verschwindet schließlich spektakulär hinter einer Hügelkette.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 207B5962-BDB4-481A-B730-5BDB0440C622_1_105_c.jpg Ansichten: 0 Größe: 115,0 KB ID: 3224908

    Ein beeindruckener Moment, der mich immer noch tief berührt, wenn ich daran zurückdenke.


    (....kurzes Innehalten...)


    Am Hotel "Die Halde" beende ich die Wanderung und lege die letzten Kilometer zum Campingplatz mit dem Bus zurück. Die mondbeleuchtete Winterlandschaft lässt die Wartezeit nicht langweilig werden.



    Der Campingplatz "Hochschwarzwald" am Ortsrand von Muggenbrunn bietet ideale Bedingungen für Wintersportler: Kleines Skigebiet direkt nebenan, Trockenraum ist vorhanden. So ist es nicht überraschend, dass er fast voll ist (ich hatte am Vorabend noch reserviert, aber sie mussten erst schauen, ob noch etwas frei ist). Von ein paar Plätzen, die noch frei sind, wähle ich einen ungeräumten am Waldrand, wo es nicht so durchparzelliert und vollgestellt mit Wohnwagen ist. Hier baue ich, nach jahrelanger mentaler Vorbereitung, zum ersten Mal ein Zelt im Schnee auf. (Schneehöhe ganz grob so 20-30 cm, auf jeden Fall so hoch, dass ich die Heringe nicht bis zum Boden bekomme und deshalb eingrabe - lesson learned: bedenke, dass man sie morgens auch wieder aus dem festgefrorenen Schnee rauskriegen muss!).

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 1DCF16D0-8B4A-4142-B9C5-E143D6BACFD2_1_105_c.jpg
Ansichten: 474
Größe: 127,2 KB
ID: 3224914


    (kurze Pause, in der die erfahrenen Wintertourengänger mich belächeln können ).


    Durch fast-Vollmond und Schneedecke ist es unglaublich hell, eigentlich wie geschaffen für einen Abendspaziergang. Aber ich bin so erschöpft, dass ich hundemüde ins Zelt falle und schlafe wie ein Stein - abgesehen von dem Moment, in dem ich überhitzt und verschwitzt aufwache und auf dünnere Wäsche wechseln muss. Als mich morgens eine Wohnwagencamperin scherzhaft, aber wahrscheinlich anerkennend fragt: "Na, nicht erfroren?", klingt das für mich angesichts der nächtlichen Hitzeattacke wie ein schlechter Scherz.
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von AndiB; 27.10.2023, 21:46.

  • AndiB
    Erfahren
    • 29.01.2019
    • 145
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    (Tag 2)

    Am nächsten Tag geht es auf gewalzten Winterwanderwegen weiter in Richtung Feldbergregion. Im Vergleich zur Gegend um Kaltenbronn (vgl. Diskussion zum Bericht zur Tour 2022) ist hier viel klarer erkennbar und auch vor Ort markiert, welche Wege Langläufern vorbehalten sind, und es gibt genug ausgewiesene Winterwanderwege, so dass man auch zu Fuß eine gescheite Route findet und nicht in Verlegenheit kommt, eine Loipe zu benutzen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: IMG_0499.jpg
Ansichten: 444
Größe: 1,68 MB
ID: 3224980

    Landschaftlich macht die Strecke zunächst nicht viel her, es geht auf breiten Wegen durch den Wald. Weitere Blicke auf die verschneite Landschaft gibt es dann wieder ab dem Gasthof Stübenwasen (wo ich nicht einkehre, besonders nach einer Winterübernachtung im Freien kommt es mir befremdlich vor, in Innenräumen Pause zu machen).

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: D4039A4E-6D3E-4B9C-BB07-16650840E2EC_1_105_c.jpg
Ansichten: 428
Größe: 131,0 KB
ID: 3224981

    Tierische Begegnung des Tages: Ein Auerhahn steht zunächst ein Stück abseits des Weges. Zwei Langläuferinnen und ich bleiben stehen, um zu fotografieren. Das mag das Tier anscheinend nicht so gern, der Hahn kommt, sich aufplusternd und geräuschvoll, auf uns zu. Ich denke darüber nach, wie ein Angriff eines Auerhahns vor sich geht und wie man sich schützen oder notfalls wehren kann, aber es bleibt bei der Drohgebärde und wir können unbeschadet weiterziehen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 46996149-3E04-46BD-993B-04C689E4227D_1_105_c.jpg
Ansichten: 424
Größe: 145,6 KB
ID: 3224986

    Später lese ich, dass es in der Gegend schon einige Male zu Agriffen eines streitlustigen Hahns kam - ob es sich um den handelt, dem ich begegnet bin? Auch ist bekannt, dass die Hähne generell während der Balz aggressiv sind, aber dafür ist es eigentlich noch zu früh im Jahr. Nun, manchmal wäre es vorteilhaft für Tiere, zu analytischem Denken fähig zu sein, dann würden sie sich angesichts solcher Vorkommnisse gut überlegen, ob sie Menschen nahe kommen:

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 6E393D74-02AB-4289-BA27-227597B2B8AC_1_105_c.jpg
Ansichten: 427
Größe: 274,6 KB
ID: 3224982

    Rund um den Feldberg herrscht tiefer Winter.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 00349D39-8B04-47A0-9EFF-18C12D3B97F9_1_105_c.jpg
Ansichten: 428
Größe: 114,5 KB
ID: 3224983

    Da heute wieder die Rückreise ansteht, muss ich auf die Zeit achten und verzichte auf den Anstieg zum Feldberggipfel, mache dann aber immerhin noch den Abstecher zum Seebuck. Die Gipfelregion zeigt sich weiß in weiß:


    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: 505341D0-725B-463F-9053-335E7A1832E3_1_105_c.jpg
Ansichten: 430
Größe: 52,6 KB
ID: 3224984

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: D1DA4708-A288-43E4-A0F6-C23054496017_1_105_c.jpg
Ansichten: 424
Größe: 42,0 KB
ID: 3224985

    Hier lässt sich die Warnung der Bergwacht, bei Nebel die markierten Wege nicht zu verlassen, hautnah nachvollziehen. Selbst an regulären Wegkreuzungen habe ich Mühe, den Abzweig zu finden. Diese Ahnung, was Whiteout bedeutet (ich nehme an, es geht noch erheblich krasser als das), ist noch eine eindrückliche Naturerfahrung, bevor mich der Abstieg durch den Trubel des Skigebiets zur Bushaltestelle führt und ich mich auf den Heimweg mache..

    Kommentar


    • agricolina
      Erfahren
      • 05.05.2016
      • 250
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      Sehr schöner kleiner Bericht, Kann ich gut nachvollziehen. Diese kleinen Fluchten im Winter tun sehr gut, auch bei schlechter Sicht, Danke.

      Kommentar


      • kynik
        Gerne im Forum
        • 11.10.2023
        • 55
        • Unternehmen

        • Meine Reisen

        #4
        Hallo AndiB
        vielen Dank für deinen tollen Bericht.

        Ein paar kurze Infos zu Rauhfußhühnern, von denen der Auerhahn der Größte ist:

        Störungen und Veränderungen
        Jede Art kommt unterschiedlich gut mit den Störungen des Menschen oder den Veränderungen des Menschen zurecht. Die Rauhfußhühner haben leider mit beidem ein großes Problem. Natürlicherweise würden Rauhfußhühner nahezu überall in Europa vorkommen und sind eine Schlüsselart. Daher sind sie außerordentlich wertvoll für jedes Ökosystem.

        Lebensraum in Mitteleuropa
        Der natürliche Lebensraum sind Urwälder. Diese existieren in Mitteleuropa nicht mehr (nur in winzigen Parzellen). Des Weiteren sind Rauhfußhühner sehr anfällig für Störungen. Der Flug der Rauhfußhühner ist sehr ineffizient im Vergleich zu anderen Vögeln und benötigt große Mengen Energie. Wenn sie im Winter fliegen müssen führt dies häufig zum verhungern. Auch die Balz ist sehr störanfällig. Sollten Hähne am Balzplatz gestört werden kann es sein, dass die Balz dort nicht mehr stattfindet. Das kann dazu führen, dass die Balz für manche Exemplare mehrere Jahre unterbrochen ist bevor sich die Tiere an einem neuen Balzplatz einfinden. Die Tiere leben in freier Wildbahn häufig nicht lange. Auch ist der große Predatorendruck ein Problem für die Rauhfußhühner. Da gerade in den letzten Jahren "Outdoor" boomt ist die Menge an Störungen noch mal größer geworden.

        Auswilderungen
        Hinzu kommt, dass Auswilderungen kaum Chance auf Erfolg haben. Fast alle Auswilderungsprojekte in Deutschland der letzten 100 Jahre sind gescheitert.

        Populationen
        In Deutschland gibt es nur noch ganz wenige isolierte winzige Populationen die alle nicht wirklich stabil sind. Da Rauhfußhühner Standvögel sind verbreiten sie sich, wenn überhaupt, nur extrem langsam.

        Verhaltenstipps
        Daher ein paar Tipps wenn man das Glück hat eines der Tiere zu sehen:
        - Bitte umdrehen und sich ohne Hast gleichmäßig entfernen.
        - Nicht stehen bleiben.
        - Wenn ein Umdrehen nicht möglich ist (Winter) dann einfach weitergehen, das Tier so weit wie möglich ignorieren und nicht direkt anschauen.
        - Es gibt Betretungsverbote für manche Gebiete. Diese bitte unbedingt beachten.

        Das kann einem Tier das Leben retten. Vielleicht ist es gerade das Tier was nächstes Jahr zu einem erfolgreichen Gelege mit vielen Küken führt. In der jetzigen Populationssituation ist jedes Tier unverzichtbar.

        Auch wenn die Situation für Rauhfußhühner sehr schlecht ist gibt es dennoch Chancen, dass es wieder stabile Populationen in Schutzgebieten gibt.

        Anmerkung
        Nun, manchmal wäre es vorteilhaft für Tiere, zu analytischem Denken fähig zu sein, dann würden sie sich angesichts solcher Vorkommnisse gut überlegen, ob sie Menschen nahe kommen:
        Der Mensch ist leider häufig ebenso weit entfernt von analytischem Denken. Hinzu kommt, dass Tiere sehr wohl analytisch Denken. Es ist eher wahrscheinlich, dass der Homo sapiens als erstes die Schwelle zur detaillierten Kommunikation überschritten hat und sich damit so dominant ausbreiten konnte. Es könnte durchaus sein, dass auch andere Arten dazu fähig gewesen wären.
        https://kynik.fi

        Kommentar


        • Bergahorn
          Erfahren
          • 13.04.2019
          • 369
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Danke für diesen feinen kleinen Bericht mit den schönen Bildern!
          Bei den gut eingegrabenen Heringen musste ich schmunzeln, das habe ich bei meiner ersten Übernachtung im Schnee (auch Schwarzwald) ganz genauso gemacht! Und mich am nächsten Morgen ziemlich abgerackert...
          Was den Auerhahn angeht, könnte das durchaus das Exemplar sein, das auch im Sommer bei hoher Touristendichte oft zwischen Stübenwasen und Feldberg zu sehen ist. Der scheint in Bezug auf Menschen recht hartgesotten zu sein, auch wenn das im Winter sicher nicht gut für seinen Energiehaushalt ist. Von daher erstaunlich, dass er sich an diesem Ort noch hält! Evtl. sind (ungesunde...) Essensreste von Touris ein Argument zum Bleiben?

          Kommentar


          • kynik
            Gerne im Forum
            • 11.10.2023
            • 55
            • Unternehmen

            • Meine Reisen

            #6
            Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
            Was den Auerhahn angeht, könnte das durchaus das Exemplar sein, das auch im Sommer bei hoher Touristendichte oft zwischen Stübenwasen und Feldberg zu sehen ist. Der scheint in Bezug auf Menschen recht hartgesotten zu sein, auch wenn das im Winter sicher nicht gut für seinen Energiehaushalt ist. Von daher erstaunlich, dass er sich an diesem Ort noch hält! Evtl. sind (ungesunde...) Essensreste von Touris ein Argument zum Bleiben?
            Es ist natürlich gut möglich, dass er sich irgendwie an den Menschen mehr gewohnt hat. Das wäre aber nicht der Regelfall. Gerade Auerwild ist von allen Rauhfußhühnern das umsichtigste/vorsichtigste. Eventuell handelt es sich um die sogenannte "Herbstbalz" bei der der Testosteronspiegel auch beachtlich ansteigen kann. Auerhähne können dann auch in selteneren Fällen Menschen angreifen.

            Das mit den Essensresten glaube ich nicht. Die Mägen der meisten Tiere brauchen bis zu 6 Wochen um sich in der Nahrung umzustellen und das muss fließend geschehen. Die Nahrung von Auerwild ist gerade im Winter unglaublich energiearm und besteht größtenteils aus Nadeln. Das ist schon für Wiederkäuer energiearm aber für einen Auerhahn erst recht. Wenn er dann plötzlich etwas Fett oder Kohlehydratreiches essen würde, würde er sicherlich heftigen Durchfall bekommen was schnell zum verhungern führt.

            Dennoch gibt es natürlich immer sehr seltene Ausnahmen.
            https://kynik.fi

            Kommentar


            • Bergahorn
              Erfahren
              • 13.04.2019
              • 369
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Dass dieser Auerhahn eine absolute Ausnahmeerscheinung ist, denke ich auch, um so mehr wundert es mich! Da überlegt man schon, was der Vorteil für ihn sein könnte, dort zu bleiben. Ansonsten sollte man die Tiere natürlich unbedingt so ungestört lassen, wie möglich, oft sind entsprechende Gebiete ja deshalb zeiweise oder ganzjährig gesperrt.

              Kommentar


              • AndiB
                Erfahren
                • 29.01.2019
                • 145
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                kynik Danke für die vielen Infos! Was mich wundert, ist, dass der Hahn von sich aus in Sichtweise eines viel begangenen Weges stand. Müssten die Tiere wegen der genannten Schwierigkeiten nicht Stellen meiden, wo regelmäßig Menschen unterwegs sind? Schutzgebiete gibt es dort tatsächlich, im Winter dürfen große Teile der Wälder um den Feldberg herum nicht betreten werden.

                Kommentar


                • kynik
                  Gerne im Forum
                  • 11.10.2023
                  • 55
                  • Unternehmen

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AndiB
                  Auerwild sucht zur Herbstbalz häufig offene Flächen auf und sammelt sich dort mit anderen Auerhühnern. Daher finden sie sich zu dieser Zeit sehr häufig an Wegeflächen. In einem Urwald ist das sehr sinnvoll, da es wenig Freiflächen gibt und sie sich daher gut zum Sammeln eignen. In der heutigen Zeit ist das natürlich problematisch für sie. Die Evolution bräuchte zu lange um sich daran anzupassen.
                  Während es manche Tierarten gibt die schnell ausweichen, wie der Polar-Fuchs, verfolgt das Auerwild eher die Strategie überall present zu sein. Die natürliche Biomasse von Säugetieren (allen voran der Mensch) wäre ja viel geringer was zu weniger Störungen führt.
                  Von Natur wegen würde Auerwild ja nahezu überall, wo es Bäume gibt, vorkommen. Wegen der Fortpflanzungsweise des Auerwilds mit festen Balzplätzen passt es nicht, dass es viel ausweichen würde (Standvogel).

                  Die Hauptstrategie nicht zur Beute zu werden ist ja eigentlich das Ducken in dichter Wegetation. Auerwild ist schwer für Predatoren zu wittern und häufig harren sie einfach aus. Da es heutzutage weniger Bodenvegetation gibt ist das schwieriger und der Mensch entdeckt sie mit der guten Sicht leichter. Die Störung entsteht ja erst wenn sich das Auerhuhn entdeckt fühlt.
                  Im dem Fall aus dem Bericht zählt das natürlich nicht.
                  https://kynik.fi

                  Kommentar


                  • StefanBoe
                    Erfahren
                    • 14.12.2020
                    • 348
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Schöner kleiner Tripp in den Winterschwarzwald. Welch großen Nachhall ein kleiner abendlicher Sonnenmoment haben kann - ich kenne das auch, dass solche besonderen Eindrücke viele Stunden Dauergrau überlagern. Du schreibst vom Schwitzen in der frostigen Nacht - was hast du denn für einen Schlafsack?

                    Kommentar


                    • AndiB
                      Erfahren
                      • 29.01.2019
                      • 145
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Zitat von StefanBoe Beitrag anzeigen
                      Du schreibst vom Schwitzen in der frostigen Nacht - was hast du denn für einen Schlafsack?
                      Deuter Astro Pro 800, Komforttemperatur -7. Vor dem Schlafengehen zeigte das Campingplatzthermometer -3. Ich habe aber tatsächlich die Erfahrung, dass mein Kreislauf nach sportlicher Betätigung oft noch eine Weile weiter auf Hochtouren läuft und viel Wärme produziert. Zumindest, solange auch die Kalorienversorgung stimmt.

                      Kommentar

                      Lädt...
                      X