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  • Paddolf
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    [DE] Den Vorfahren nachfahren.

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    Paddeln 2021: den Vorfahren nachfahren
    sowie - zweimal einmal anschlagen und zurück



    Da gab es doch diesen DDR-Wasserwanderatlas, "Mecklenburger Gewässer und Boddengewässer". Ich weiß nicht, wann und warum ich ein solches Exemplar in die Finger bekommen habe. Die Erinnerung ist weitgehend verblasst, aber eines geistert mir seit dem durchs Hirn: Wasser-Wandern, von den Märkischen in die Mecklenburgischen Gewässer, es gibt da einen offenbar zu DDR-Zeiten benutzten Übergang.

    2011 war es dann so weit. Meine erste eigene Wasserwandertour, gestartet an der Müritz mit dem Ziel Prerow boddenseits zu erreichen. Daraus wurde nichts ... Prerow habe ich ostseeseitig erreicht, auf abenteuerlicher Überfahrt von Hiddensee. Dass dabei mein Schutzengel arg zu rackern hatte, wurde mir erst viel später bewusst. Geweckt war aber die Lust auf das Kajakfahren auf dem Meer.

    Zehn Jahre später, Covid19 führt zu beträchtlichen Unsicherheiten bei einer Planung für eine Tour in die schwedischen Schären. Also deutsche Ostseeküste? Ja, warum nicht? Rügen habe ich im vergangenen Jahr im Uhrzeigersinn umrundet, diesmal mit anderem Drehsinn? So richtig zündet die Idee nicht.
    Meine Holde möchte an die Ostsee, dahin sollte unser Wohnwägelchen wie im vergangenen Corona-Jahr rollen. Rügen wäre gut, für uns eine Landschaft mit Sehnsuchtspotential. Der Zielpunkt der Paddeltour ist somit klar. Und der Rest? Es wird eine Erinnerung an meine erste Wasserwandertour und auch ganz bewusst eine Erinnerung an diejenigen Wasserwanderer, die sich vorzeiten mit ihren Faltbooten aus der Mitte der DDR auf den Weg an die Ostsee machten, aus eigener Kraft.
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    Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)
    Zuletzt geändert von Paddolf; 21.02.2023, 14:04.

  • Paddolf
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    • 22.10.2014
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    #2
    Tag 1
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Tag1_xx.png Ansichten: 0 Größe: 1,26 MB ID: 3184216

    Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)




    Am Mittag des 16.Juli sieht man mich am Zeltplatz Fürstenberg vom Bahnhof her kommend aufkreuzen. Hier warten Zelt und Boot getreulich seit dem Vortag. Auf dem Weg mit Auto und Wohnwagen Richtung Rügen sind sie auf der hiesigen Zeltwiese verblieben.
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    Der Plan ist, hier nach einer geruhsamen Nacht am Folgemorgen zu starten ...
    Genauer, das war der Plan.
    Denn gerade ändert sich der Plan.
    Wozu warten? Zeltabbau und Gepäcktetris, die Stauluken des Kajaks werden rappelvoll. Das beladene Kajak wird schwer, später wieder leicht beweglich, auf dem Wasser, dort wohin es gehört. Gegen 15:30 sitze ich dann auch im Boot, Füße einsortieren, kurzer Kontrollblick zurück und dann los. Eher ein Abschied als ein Start, ich weiß nicht warum. Die große Freude auf den Beginn der Tour fehlt.

    Einfach darauf los paddeln, was ab Nachmittag noch so möglich ist. Ich habe meine Uhr vergessen, das Handy funktioniert nach einem Sturz nur noch an der Powerbank und für die Navigation habe ich den Jübermann-Atlas aber keine Karten für die Portagen über Land. Zwar bietet die Tour keine navigatorischen Herausforderungen, aber die Uhr vermisse ich doch häufiger. Wieviel Zeit ist noch bis Sonnenuntergang, wann muss ich spätestens die Lagersuche beginnen – und heute ganz speziell, wie viel Zeit verbleibt noch bis zur letzten Schleusung?
    Vier Schleusen gibt es auf der Tour: Steinhavel, Strasen, Canow und Diemitz. Ist das heute noch zu schaffen? Knapp 25km, ein Ziel.

    Bis zur Steinhavelschleuse ist es nicht weit.
    Ein wenig auf- und abpaddeln im Wartebereich und dann öffnen sich die Schleusentore. Zuerst fahren die großen Sportboote ein, dann winkt mich der Schleusenwärter hinzu. Vor mir in der Schleusenkammer ein Bootsrumpf mit aufgesetztem Ferienhaus, die Schleusenbreite ist soweit ausgenutzt, dass an den Seiten keine Chance besteht, parallel zu liegen.
    Und jetzt wird's problematisch: Die Stemmtore der Schleuse schwenken nach innen, drücken gegen mein Boot. Das Boot ist etwas länger als die Schleusenbreite, das Manövrieren im kleinen Freiwasserbereich wird etwas hektisch. Mit dem Bug muss ich schräg unter die Badeplattform des Ferienhauses fahren, dort wo der Motor die Abgase blubbernd ins Wasser entlässt. Ich hoffe, dass ich nicht zu weit unter die Plattform gedrückt werde und die Abgase kein CO enthalten. Nach kurzer Zeit sind die Tore in der Mitte zusammengeschwenkt und es entsteht wieder etwas mehr Freiwasser. Nur die Abgase blubbern noch vor sich hin. Die Ferienhausfahrer haben offenbar nicht registriert, dass hinter ihnen ein weiteres Boot geschleust wird. Glücklicherweise bedeutet ihnen der Schleusenwärter, den Motor abzustellen.
    Wenn ich mir vorstelle, dass Kleinbootfahrer mit dem Manövrieren auf engem Raum größere Schwierigkeiten haben oder ein Kanadier vergleichbarer Länge wie mein Boot wegen seiner höheren Bordwände nicht unter die Badeplattform hätte fahren können, dann wäre ein nasser Ausstieg in der Schleusenkammer nicht auszuschließen. Also Achtung beim Schleusen. Immer schön den Schwenkbereich der Tore im Auge behalten (und eventuell rechtzeitig das Boot quer stellen).
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    An den folgenden Schleusen gibt es keine Probleme. In Strasen kann ich an einer ordentlich langen Bootswarteschlange vorbei fahren. In Canow ist es schon recht abendlich, so dass ich sicherheitshalber nach der letzten Schleusung in Diemitz und der aktuellen Zeit frage. Ca. 19:45 und die letzte Schleusung in einer Stunde, kein Grund für hektisches Paddeln (schaffe ich in meinem beladenen Dampfer ohnehin nicht) aber auch kein Grund für Trödelei. In Diemitz bildet mein Boot die Warteschlange. Später kommt noch ein kleines Motorboot hinzu, aber die meisten Sportbootfahrer haben offenbar schon ihre Übernachtungsplätze gefunden.
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    Und jetzt kann auch ich auf Suche nach einem Übernachtungsplatz gehen. Bei Fleether Mühle gibt es einen schönen Wasserwanderrastplatz, der Biergarten lockt, alles nur 1,5km abseits der Route. Aber ich müsste den Bootswagen für die letzten knapp 200m Rollerstrecke aufbauen, hinzu kommt die Anmelderei mit Impfnachweis, darauf habe ich jetzt keine Lust. Also weiter auf dem Vilzsee und dann biege ich auf die Strecke nach Mirow ein.
    Am Westufer verspricht Jübermann einige schöne Übernachtungsplätze, leider sind die bereits durch davor ankernde Motorboote okkupiert. Sicherlich könnte man sich mit den Motorbootkapitänen arrangieren, wenn es ohne das geht, wäre es mir lieber. Ich prüfe noch einige mögliche Anlegestellen – entweder belegt oder mit "pampigem" Hinterland. Wenn gar nichts geht, es kommen noch zwei Zeltplätze. Der erste streicht vorüber – und dann erscheint unerwartet auf der Ostseite eine Anlandemöglichkeit, je näher desto vielversprechender. Ausstieg, ja, hier passt es. Gut abgetarnt stehen bereits zwei Zelte und ein Kanadier, die Bootsfahrer schlafen offenbar bereits. Zeltaufbau, baden, Kaltverpflegung. Die Mücken sorgen dafür, dass der Wunsch auf eine romantische Betrachtung der Dämmerung schnell erstirbt, also ab ins Zelt.
    Zuletzt geändert von Paddolf; 21.02.2023, 14:06.

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    • Paddolf
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      #3
      Tag 2
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Tag2_xx.png Ansichten: 0 Größe: 1,55 MB ID: 3184224

      Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)


      So schön der Buchenwald ist, am Morgen wünscht man sich doch etwas Sonne. Gelegentlich mogelt sich ein Sonnenstrahl vorbei an den Wolken durchs Blätterdach, insgesamt hält mich aber nicht viel an diesem Platz. Sicher trägt dazu bei, dass ich heute noch über die Müritz möchte. Der Windwahrsager hat 4-5Bft prognostiziert, unfreundlicherdings direkt von vorn, aber morgen soll es noch mehr sein. Bis zur Müritz und dann darüber ist es noch ein ordentliches Stück, für einen rechtzeitigen Start habe ich mir den Wecker gestellt.
      Noch bevor das Boot wieder ins Wasser kommt, haben sich die wenigen Wolkenlücken geschlossen und ich merke, dass sich die trübe Stimmung in meinem Gemüt widerspiegelt. Immer noch bin ich nicht auf der Tour angekommen, es fühlt sich beim Start eher an wie eine Pflicht, die heutige Paddelstrecke unter den Kiel zu nehmen.

      Nach Norden, vorbei an Mirow. Die ersten Passagiere finden sich am Ausflugsdampfer ein, am Ruderklub werden Wanderboote zu Wasser gelassen.
      Weiter nach Norden, vorbei an Granzow, auch hier werden Boote vorbereitet, allerdings für Paddeltouren.
      Großer und kleiner Kotzower See, Seerosenfelder mit beeindruckenden Ausmaßen. Leider habe ich die gleichen Probleme mit meiner Kinderknipse wie im vergangenen Jahr, die Bilder sind häufig beeinträchtigt durch Ablagerungen auf dem Objektivschutz. (Eine neue Kamera ist bestellt.)
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N05.jpg Ansichten: 0 Größe: 238,9 KB ID: 3184225



      Mössel und Leppiner See folgen und damit mein erster Rastplatz bei "Paddelpaul", ein Kanuverleiher mit Imbiss. Auch Paddelpaul muss seine Rechnungen bezahlen, mein Essen bleibt daher im Boot. Ich imbissiere eine leicht überteuerte Erbsensuppe und ein köstlich kühles Bier, betrachte ein wenig das Treiben am Steg und erinnere mich bei Beobachtung einer Paddeleinweisung an meine Anfängertage mit dem Kajak.
      Die geruhsame Stimmung endet mit dem Eintreffen der Ruderer. Dass ich mein Kajak zur Seite nehme, um Platz für die Ruderboote zu schaffen, ist völlig in Ordnung. Aber warum sich erwachsene Personen beiderlei Geschlechts jenseits des Partnerfindungsalters jedoch vor dem Hörgerätealter mit einer derartigen Lautstärke spreizen müssen, ist mir nicht ganz begreiflich. Eine gute Zeit, die Pause zu beenden, zumal sich die Sonne wieder zeigt.
      Auf dem Woterfitzsee spürt man erstmals deutlicher, dass der NordNordWest ordentlich bläst. Auf dem Carpsee lassen sich SUP-Fahrer (und innen) vom Wind treiben und haben es sich dazu mit Badebekleidung auf den Boards "bequem" gemacht. Ein erfreulicher Anblick, nicht nur der Damen wegen sondern auch wegen des Sonnenscheins, der sich mittlerweile gegen die Wolken durchgesetzt hat.
      Bevor der Bolter Kanal auf den letzten 2km bis in die Müritz führt, gilt es eine ca. 150m lange Portage zu bewältigen – und die hat es in sich, zumindest wenn man den vorhandenen "Trailer" einsetzt. Der große Vorteil dieses Stahlungetüms ist es, dass kein Diebstahlschutz erforderlich ist. Ohne Hebezeug lässt sich das Teil wohl kaum zum Abtransport auf einen LKW verfrachten. Trotzdem benutze ich dankbar diesen Trailer, ich muss meinen Bootswagen nicht aufbauen und das Gepäck nicht umständlich umräumen. Allerdings ist neben den ca. 75kg Boot wahrscheinlich die doppelte Masse Bootswagen zu bewegen. Die Schräge aufwärts zur Straße bringt mich an die Grenze meiner Kraft. Eine SUP-Fahrerin trifft gerade ein, eilt vom Board und hilft mir, die Schräge zu bewältigen. (Vielen, vielen Dank, liebe SUP-Fahrerin und vielen Dank an jeden, der unaufgefordert in schwieriger Situation hilft.)
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N06.jpg Ansichten: 0 Größe: 412,8 KB ID: 3184226



      Umrüsten: Paddeljacke, Spritzdecke, Lifeline, das Seekajakgerödel kommt zum Einsatz, für das letzte Stück auf dem Bolter Kanal völlig übertrieben. Der Wasserwanderatlas wandert unter Deck, der Kompasskurs über die Müritz ist ja klar. Auf halber Strecke zur Müritz kommt mir die nette SUP-Fahrerin entgegen, die Wellen verhinderten für sie ein Ausfahren aus dem Kanal an den nahen Strand.
      Und dann öffnet sich der Blick, der Wind zaust am Hut, die ersten Spritzer gehen über Deck. Nicht ganz frei von Eitelkeit fahre ich an zwei jungen Männern vorbei, denen der Wind hier an der Kanalmündung offenbar eine Unterbrechung ihrer Kajaktour verordnet hat. Es fühlt sich gut an.
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N07.jpg Ansichten: 0 Größe: 316,6 KB ID: 3184227



      Es fühlt sich gut an, Seekajakfeeling. Sonnenschein, Weite und eine gut beherrschbare Welle. Nur beim Blick zurück – au wei, soweit bin ich erst gekommen. Gegenwind 4 bis 5 Bft – und nicht nur ungefähr sondern direkt aus Richtung des Ziels. Eigentlich brauche ich den Kompass nicht, die Schaumstreifen geben die Richtung vor.

      Es fühlt sich immer noch gut an.
      Es fühlt sich nicht schlecht an.
      Es ist anstrengend.
      Es geht so.

      Warum kommt das angepeilte Ufer nicht näher? Es ist sehr anstrengend. Es fühlt sich nicht mehr gut an.
      Könnte der Wind nicht einmal kurz pausieren? Wie spät ist es schon, die Sonne hat ihre Position merklich verändert. Es ist nur noch Plackerei.

      Es ist scheixxx anstrengend.
      Warum habe ich nicht den längeren Weg entlang des Westufers gewählt, etwas Landabdeckung und Pausenmöglichkeiten. Das nervende Wellengeschaukel bremst.


      Dieser Gegenwind ist so so so so ätzend. Die Wellen fühlen sich schon etwas kleiner an, aber dieser elende Wind... Die Einfahrt zur Binnenmüritz ist erahnbar. Ich bin fertig, ich bin richtiggehend müde. Los, konzentrier Dich!
      Ufer, Windschatten, später Nachmittag. Ich bin platt, so platt, wie ich nach einer Paddeltour selten war. Ich habe mich überschätzt, 15km am Stück direkt gegen Welle und einen kräftigen Wind, das war nicht so schlau, auch nicht auf einem Binnengewässer.

      Jetzt "schleiche" ich im Übergang zur Binnenmüritz entlang des Westufers. Am gegenüberliegenden Ufer lockt sonnenbeschienen der Zeltplatz Ecktannen, aber noch ist mir nicht nach Zeltplatz. Im Reeckkanal, dem Übergang zum Kölpinsee hat Jübermann einen Lagerplatz eingezeichnet, das ist mein Ziel. Wie fast befürchtet, am angepeilten Platz ankern drei Motorboote, Angler und Badende (von den Motorbooten?) ich fahre weiter, vielleicht findet sich noch etwas.
      Es findet sich nichts, aber es braucht eine Zeltstelle. Soll ich zurückfahren zum Zeltplatz, ich hätte zumindest Rückenwind. Erst einmal geht es auf den Kölpinsee, vielleicht findet sich etwas gleich am angrenzenden Ufer. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich die Befestigung der Ausfahrt des Reeckkanals als Zeltstelle prüfe. Nicht unmöglich, aber nicht wirklich gut. Das Boot die steile steinbewehrte Böschung hoch – etwas gruselig. Und ich würde mitten auf dem Weg zum Molenkopf campen.
      Ein kleines Wunder geschieht. Just an der Ausstiegsstelle steht ein wilder Apfelbaum, die Früchte sind noch nicht vollreif aber genießbar – das ist mein Motivator. Ich nage einen Apfel nach dem anderen und spüre, wie langsam wieder die Energie zurückkommt.
      Wie spät ist es? Keine Ahnung. Die Sonne ist schon deutlich gelblich, die Schatten wachsen, aber es wird wohl noch ein Weilchen hell bleiben. Mit der Wiederkehr meiner Energie hat der Wind ein wenig die seine eingebüßt, es weht merklich schwächer. Die Karte zeigt eine Entfernung von ca. 7,5km zum nächsten Zeltplatz – und das passt wirklich gut, denn meine allererste Wasserwandertour führte mich eben über jenen Zeltplatz am Heidenfriedhof – oder mittlerweile viel unromantischer Zeltplatz am Jabelschen See.
      Heidenfriedhof, ich komme, noch ist es nicht zu spät. Zwar hindert der Gegenwind, bleibt aber erträglich. Die tiefstehende Sonne lässt mich blinzeln. Aus der Ferne ist der Kanal zum Jabelschen See nicht erkennbar, findet sich dann aber doch leichter als befürchtet. Mit Einfahrt in das kurze Kanalstück verschwindet die Sonne hinter den Bäumen und taucht auch danach nicht wieder auf.
      Ich erinnere mich, dass ich bei meiner ersten Wasserwandertour Probleme hatte, die richtige Ausstiegsstelle am Zeltplatz zu finden. Mittlerweile hat sich mein Blick für solche Situationen geschärft, ich lege auf Anhieb so an, dass das Boot nur eine kurze Strecke zur Zeltaufstellposition zu schleifen ist. Und ich begehe auch nicht den Fehler, noch am späten Abend vor dem Zeltaufbau nach der Rezeption zu suchen.
      Die neugestalte Zeltplatzgaststätte lässt Nostalgie aufkommen, spätestens beim Bierpreis weiß man "früher war nicht alles schlecht". Einen Vorteil gibt es, Schankbereich und Rezeption liegen räumlich (und personell) beieinander, ich kann mich noch kurz vor Schließung um 22 Uhr anmelden.
      Zuletzt geändert von Paddolf; 21.02.2023, 14:13.

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      • Paddolf
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        #4
        Tag 3
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Tag3_xx.png Ansichten: 0 Größe: 1,27 MB ID: 3184231

        Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)


        Ich glaube, ich bin auf der Tour angekommen. Noch in der Nacht habe ich auf dem Weg zum Sanitärgebäude mit Vergnügen den verschiedenen Schnarchgeräuschen gelauscht und jetzt bin ich einfach so wach geworden, ohne Wecker.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N08.jpg Ansichten: 0 Größe: 470,0 KB ID: 3184232



        Bisher ist wenig Betrieb auf dem Zeltplatz, so dass man sich ohne Badekleidung ins Wasser wagen kann. Ich lasse es ruhig angehen, trödele ein wenig vor mich hin und werde wohl erst gegen 11Uhr das Boot zu Wasser gelassen haben.

        Zunächst die Paddelstrecke an das Ende des Loppiner Sees. Nur 5km, jedoch auf einem Kanal vom Jabelschen See in unbekanntem Zustand. Letztlich findet sich dieser Graben, erweist sich als wenig genutzt und wenig gepflegt aber vielleicht gerade deshalb durchaus romantisch.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N09.jpg Ansichten: 0 Größe: 602,2 KB ID: 3184233



        Für heute die letzten Paddelschläge auf dem Loppiner See.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N10.jpg Ansichten: 0 Größe: 298,9 KB ID: 3184234




        Auf dem Wasserweg geht es bald nicht weiter, direkt neben Hotel am Loppiner See gibt es eine Anlandestelle mit dahinterliegendem Rastplatz für Wanderer, sicherlich hätte man aber auch kurz am Hotelstrand anlegen können. Der Rastplatz gibt mir Gelegenheit, in aller Ruhe den Bootswagen aufzubauen, das Gepäck umzuladen und das Boot auf dem Wägelchen auszutarieren.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N11.jpg Ansichten: 0 Größe: 575,5 KB ID: 3184235



        Zunächst sind es mindestens 4,5km Landtransport bis Alt Gaarz. (Bevor der Bergsee mit einem Befahrverbot belegt wurde, hätte man etwa 2km dieser Streckenlänge auf dem Wasser zurücklegen können.) In Alt Gaarz kann man in den Hofsee einsetzen und über den Tiefen See nach Norden fahren, bis die Bahnlinie dem ein Ende setzt. Nur 200m bis zum Flachen See, ein Durchlass unter dem Bahndamm ist vorhanden. Zu zweit sicher eine Überlegung wert, Boote und Gepäck einzeln über die 200m zu tragen. (Seinerzeit, vor 10 Jahren habe ich allerdings auf den Bootswagen umgeladen und die Brücke über die Bahnstrecke bei Lüttgendorf benutzt.) Weiter über den Flachen See gelangt man zur Klocksiner Badestelle und von hier mit einer 6km-Portage an eines der Quellgewässer der Peene.

        Ich habe einen anderen Plan. Das Ein- bzw. Ausräumen des Kajaks, den Auf- und Abbau des Bootswagens will ich mir sparen, dafür muss ich allerdings die Paddelstrecke durch eine längere Portage ersetzen. (Mit einem Canadier und / oder zu zweit wäre die Entscheidung wahrscheinlich anders gefallen.) Und so bin ich nun zu Fuß unterwegs, ca. 75 kg im Schlepp.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N12.jpg Ansichten: 0 Größe: 472,5 KB ID: 3184236



        Anders als vor 10 Jahren ist der Wald- und Feldweg nach Alt Gaarz ausgeschildert, von dort aus nutze ich Landstraßen und Radwege bis Klocksin. Selten muss ich überlegen, welcher Abzweig zu nutzen ist. Ein Bericht kommt mir in Erinnerung, von Faltbootfahrern, die vielleicht zu meinen lange zurückliegenden Kindertagen hier unterwegs waren und sich fürchterlich verirrt haben – heute nicht mehr wirklich möglich.
        Kaum Verkehr, eine sonnenbeschienene Landschaft mit sanften Hügeln, die Getreidefelder zeigen sich in der Farbe ihrer Reife, eingesprengt Wiesen und manchmal auch solitäre Bäume. Wo sich die Bäume aneinanderreihen finden sich kleine Senken, selten zeigen sich Söller an deren Grund. In den rechts der Strecke gelegenen Tälern zeichnet sich die Klocksiner Seenkette ab, eingefasst durch die Uferbewaldung. Die eigentliche Wasserfläche bleibt meist verborgen.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N13.jpg Ansichten: 0 Größe: 312,4 KB ID: 3184237


        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N14.jpg Ansichten: 0 Größe: 528,4 KB ID: 3184238



        Zu oft richtet sich aber mein Blick auf den Boden, das Boot im Schlepp am Zuggurt bedingt eine Körperhaltung, die den freien Blick nur unter einer wenn auch kleinen Anstrengung erlaubt.

        Ab Klocksin verläuft die Strecke auf der alten Plauer Landstraße, in diesem Bereich nur noch ein Fahrradweg. Irgendwo hier muss die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee liegen. Die hinter mir gelegene Klocksiner Seenkette entwässert unzweifelhaft in die Nordsee und der nördlich sichtbare Malchiner See in die Ostsee. Das Bewusstsein dafür lässt die Aussichten noch großartiger erscheinen.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N15.jpg Ansichten: 0 Größe: 404,3 KB ID: 3184239



        Noch bevor die alte Landstraße die neue Bundesstraße kreuzt, biege ich nördlich ab, auf den Klocksiner Damm. Harte Arbeit für die vormaligen Straßenbauer, eine der wenigen erhaltenen ursprünglichen Kopfsteinpflasterstraßen. Harte Arbeit auch für mich. Das Holpern der kleinen Räder des Bootswägelchens erzwingt eine geringe Geschwindigkeit. Den notwendigen Gleichmut bringe ich auf, mache mir so meine Gedanken. Anfänglich kann ich einige blutpflaumenähnliche Früchte am Wegesrand naschen. Ein wenig suchen muss man noch, aber es finden sich bereits annähernd reife Früchte.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N16.jpg Ansichten: 0 Größe: 1.001,8 KB ID: 3184240



        Der steilere Bereich der Endmoräne ist bewaldet. Hier machen sich Mücken mein geringes Tempo zu Nutze und greifen an. Das schmälert den Genuss der sonst recht gedankenreichen Wanderung. Schließlich tritt der Weg aus dem Wald und ich bin froh, als nach einem Brückchen wieder eine asphaltierte Strecke beginnt. Bis zu meinem Ziel, dem Campingplatz Dahmen ist es jetzt nicht mehr weit.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N17.jpg Ansichten: 0 Größe: 532,3 KB ID: 3184241




        Anmeldung auf dem Zeltplatz, der Platzwart möchte mein Impfzertifikat sehen, das Handy "spinnt" wieder, aber er glaubt mir, dass ich geimpft bin. Die Wasserwandererwiese liegt direkt am Ufer des Malchiner Sees im Einflussbereich des unangenehm starken NordNordWestwindes. Der Zeltplatz ist moderat gefüllt, auch in dem von Uferbäumen geschützten Bereich ist Platz und natürlich ziehe ich dorthin. Wind habe ich genug beim Paddeln.
        Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N18.jpg Ansichten: 0 Größe: 516,5 KB ID: 3184242



        Jemand interessiert sich für Boot und Tour, wir schwatzen etwas und bald habe ich eine Einladung zum Bier. Es wird ein schöner Abend, der Wind hat auch einmal etwas Gutes, pustet die Mücken weg und lässt entspannte Gespräche zu.
        Zuletzt geändert von Paddolf; 21.02.2023, 14:22.

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        • November
          Freak

          Liebt das Forum
          • 17.11.2006
          • 11083
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          Sehr schön bis hierher, danke. Ich lese deine Berichte immer gerne und hab mich gefreut, heute wieder mal neue Abendlektüre von dir vorzufinden.
          Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um.

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          • Paddolf
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            • Meine Reisen

            #6
            Tag 4
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Tag4_xx.png Ansichten: 0 Größe: 1,36 MB ID: 3184418

            Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

            Eine Stunde später als gedacht bin ich auf dem Malchiner See. Die abendliche Biereinladung wurde um eine morgendliche Kaffeeeinladung erweitert, die wollte ich nicht ausschlagen.
            Es ist bewölkt und immer noch windig, immer noch WestNordWest, nicht ganz so kräftig wie gestern. Ich war bei der Wahl der Bekleidung mit einem TShirt etwas zu optimistisch, die linke Schulter ist zügig nassgespritzt, ich überlege, das Shirt gänzlich auszuziehen, kalt ist es eigentlich nicht.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N19.jpg Ansichten: 0 Größe: 259,3 KB ID: 3184419



            Mit Erreichen des Dahmer Kanals hat sich das erledigt, die Ufer sind schön eingewachsen, der Bewuchs hält den Wind zuverlässig zurück und das Shirt kann trocknen.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N20.jpg Ansichten: 0 Größe: 455,3 KB ID: 3184420




            Malchin. Ich suche den Beginn der Peenekilometrierung - fürs Foto. Es gibt einen Beleg für die Suche, hier "strudelt" mir die Ostpeene entgegen, definitiv kein schiffbares Gewässer, also vor Kilometer 0.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N21.jpg Ansichten: 0 Größe: 488,2 KB ID: 3184421


            An Stelle des Schildes mit der "0" muss ich Euch mit dem der "1" abspeisen.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N22.jpg Ansichten: 0 Größe: 387,6 KB ID: 3184422




            Weit ist es nicht mehr bis zum Kummerower See. Noch immer weht es aus WestNordWest. Auf dem Peenekanal wenig störend, auf dem See selbst werde ich mich am linken Ufer halten um unter Landabdeckung zu fahren. Die letzte Pausenmöglichkeit vor dem See findet sich bei den Malchiner Seglern. Die Beine strecken, Essen, in die Büsche schlagen und Windjacke überziehen. So nassgespritzt wie auf dem Malchiner See soll es nicht wieder werden. Im Seglerhafen besteht Anlegeverbot für Unbefugte. Da sich zunächst niemand blicken lässt, hoffe ich, dass dies nicht für bedürftige Paddler gilt. Meine Vermutung wird nachträglich bestätigt, ich hätte sogar die Erlaubnis bekommen, hier mein Zelt aufzuschlagen.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N23.jpg Ansichten: 0 Größe: 459,0 KB ID: 3184423



            Jetzt also der Kummerower See. Mein Kurs zeichnet die westliche Uferlinie nach, nichts mit Seekajaken. Dafür hat sich der See auch recht bald "weggepadddelt". Nicht viel fürs Gemüt, die schöneren Bilder bot der Malchiner See – so jedenfalls mein Empfinden.
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            Aalbude am Seeausgang, jetzt bin ich endgültig auf der Peene, alle Quellgewässer sind vereint. In meiner Erinnerung sehe ich mich linkerhand im Restaurant einen Eisbecher genießen, heute kann ich keinen Publikumsverkehr erkennen. Ruhetag? Corona? Ich erfahre es nicht, Aalbude zieht vorüber.
            Bis zum Kummerower See begegnete mir kein einziger Paddler, das ist nun vorbei. Canadierfahrer paddeln tapfer auf Wanderfahrt gegen den WestNordWest an, Kajaker scheinen eher auf Tagestour zu sein.
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            Das Rechtsfahrgebot hat sich wohl bei Vielen tief eingefressen, Windrichtung und Peenerichtung passen eher für ein Fahren auf der jeweils linken Flussseite, zumeist wird aber rechts gepaddelt. Drei Kajaks auf Gegenkurs: "Fahrt doch lieber auf die andere Seite, da habt Ihr mehr Rückenwind." Ich ernte Unverständnis. Na ja, vielleicht haben sie ihre Gründe für die Seitenwahl.

            Nach etwa drei Kilometern wendet sich die Peene gen Osten, nun wird der Wind mein Freund und bleibt es bis zum Abend.
            Und wohin soll es gehen, am Abend? Vorräte auffrischen wäre angebracht, Demmin bietet das. Und Demmin bietet eine Marina, die unlängst in der Kanuzeitschrift gelobt wurde. Also Demmin.
            Kurzer Abstecher zum WWR Trittelwitz, hier könnte man auch nächtigen, hier bekäme man sicher auch Kontakt mit anderen Paddlern und so fixiert bin ich ja auch nicht auf Demmin. Warum es mich dann trotzdem weiterzieht – ich weiß es nicht.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N26.jpg Ansichten: 0 Größe: 295,8 KB ID: 3184426



            Paddler sehe ich heute nicht mehr, die meisten haben wohl bereits ihr Tagesziel erreicht. Manchmal begegnet mir ein Motorboot, es ist schon etwas abendlich. Noch bleiben ca. 5km bis Demmin, das passt gut.

            Vorbeifahrt an einem der alten Torfstiche, dahinter ein schön geschwungener Hügel. Augenschmeichelei, der Blick wandert über die Wasserfläche, weiter über Schilf und Gehölze des Ufersaums, leicht aufwärts die Wiese und findet am Wäldchen an der Hügelkuppe die Linie, an der sich Himmel und Land berühren. Vorn sieht es sogar nach einem möglichen Rastplatz aus.
            Hach, schön hier.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N27.jpg Ansichten: 0 Größe: 281,2 KB ID: 3184427



            Nach einigen Paddelschlägen bleibt dieses Bild hinter mir, aber es bleibt in meinem Kopf ...
            wirkt, wirkt weiter ... und ...
            Kommando zurück. Das kann Demmin nicht bieten, auch wenn eine warme Dusche und ein Restaurantbesuch locken, Boot drehen und zurück.

            Tatsächlich, der Rastplatz erfüllt die in ihn gesetzte Hoffnung.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N28.jpg Ansichten: 0 Größe: 731,5 KB ID: 3184428


            Die kleine grasbewachsene Stelle reicht gut für mein Zelt, Wasser zum Reiskochen gibt es reichlich und das zum Reis nur etwas Pesto kommt, wird durch das schöne Plätzchen mehr als aufgewogen.
            Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N29.jpg Ansichten: 0 Größe: 911,3 KB ID: 3184429



            Erst als das Tageslicht schwindet und sich bereits der Mond anschickt, die Beleuchtung zu übernehmen, ziehe ich mich ins Zelt zurück.
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            Wenn es sich anbietet, bleibt bei mir einer der Zelteingänge geöffnet - bis auf die Gaze. Heute gibt es dafür mehr Veranlassung als bei jeder anderen Übernachtung auf dieser Tour.
            Zuletzt geändert von Paddolf; 21.02.2023, 14:35.

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            • qwertzui
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              #7
              Schöner Bericht, ich lese weiter mit

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              • Paddolf
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                • 22.10.2014
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                #8
                Tag 5
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Tag5_xx.png Ansichten: 0 Größe: 1,23 MB ID: 3184437

                Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)


                So sieht es aus, der Blick aus dem Zelt zeigt einen nicht mehr ganz frischen Morgen.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N31.jpg Ansichten: 0 Größe: 457,0 KB ID: 3184438



                Trotzdem werde ich der Erste sein, dessen Boot heute und hier auf der Peene ist. Vorerst flüchtet aber ein Entenpärchen, das nicht damit gerechnet hat, dass aus diesem grünen Ungetüm direkt am Ufer ein Paddler herauskriecht.
                Aber gemach, das grüne Zeltungetüm wird bald abgebaut und das Boot verschwunden sein, dann gehört dieses schöne Plätzchen wieder den Enten, den Wasserläufern, den Ameisen, Vögeln, Fischen, Heuschrecken, Mücken, ...
                Und auch wenn es die Enten vermutlich nicht interessiert, das Plätzchen ist sauberer als zuvor, ich sammle den herumliegenden Müll ein: zwei Flaschen und einen angegessenen Döner in Alufolie (welcher Hirni bringt nur so etwas mit ...). In edler Absicht lasse ich einen Teil des Mülls dann doch hier, ich möchte nicht ein ganzes Volk ins Unglück stürzen, ein Ameisenvolk. Die Krabbelviecher haben bereits ihre Liebe für Fastfood entdeckt und sind mit der Verwertung des Döners beschäftigt. Also kommt nur die Alufolie zur Müllfracht.

                Tschüss, Du schönes Plätzchen.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N32.jpg Ansichten: 0 Größe: 381,3 KB ID: 3184439




                Oha, auf dem Weg nach Demmin kommen die blinden Passagiere aufs Panoramadeck.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N33.jpg Ansichten: 0 Größe: 243,8 KB ID: 3184440


                Vielleicht erlebe ich hier den letzten Akt einer großen unerfüllten Liebe? Ist es tatsächlich der Wunsch nach einem partnerschaftlichen Suizid, der die Beiden wieder vom Deck treibt? Fragen über Fragen. In Demmin jedenfalls sind sie vom Boot verschwunden und wurden nie wieder gesichtet.

                Demmin. Der Paddler sieht zunächst nur die Turmspitze der Bartholomaeus-Kirche, bald 100m hoch.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N34.jpg Ansichten: 0 Größe: 448,1 KB ID: 3184441




                Bei diesem Blick ist er schon bei den Demminer Seglern vorbeigepaddelt. Vor 10 Jahren hatte ich dort mein Zelt aufgeschlagen, derzeit ist das Gelände aber wegen Bauarbeiten nicht zugänglich.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N35.jpg Ansichten: 0 Größe: 373,2 KB ID: 3184442




                Marina Demmin, eine Flotte von Leihbooten wird gerade eingesetzt, ich steige hingegen aus.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N36.jpg Ansichten: 0 Größe: 420,2 KB ID: 3184443



                Meldung beim Hafenmeister, alles gut, ich brauche nicht einmal etwas zu zahlen – bis ich frage, wo ich den am letzten Lagerplatz eingesammelten Müll ordentlich entsorgen kann. Jetzt bin ich doch ein wenig entgeistert. 2€ ist nicht viel und es trifft auch keinen Armen, nur hätte ich das nicht hierfür erwartet.
                Als ich nach Lebensmitteleinkauf und Wasserzapfen wieder starte, bin ich immer noch etwas angefasst darüber, dass es billiger gewesen wäre, den Müll liegen zu lassen.

                Tschüss Peene, die Trebel zweigt ab Richtung NordNordWest, meine Richtung. Die kurze Rückenwindepisode endet, jetzt hat der Wind wieder eine deutlich vorderliche Komponente.

                Das Bild vereint Typisches und Untypisches.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N37.jpg Ansichten: 0 Größe: 453,3 KB ID: 3184444


                Typisches zeigt sich am unteren Bildrand. Ich fahre im Schilftunnel. Niedrige Kajak-Sitzposition, der Blick bleibt im reichlich wuchernden Schilf hängen. Da fragt man sich schon, gibt es da draußen überhaupt Landschaft rechts und links der Trebel? Eher selten findet sich Bestätigung, dass die Landschaft wohl nicht abhandengekommen ist, wenn z.B. ein Graben einmündet oder wie hier eine Freileitung die Trebel überspannt. Oben im Freileitungsmast horsten Greifvögel, eines der Tiere startet, überfliegt mich kurz und kehrt zum Horst zurück. Für mich sieht es nach einem Erkundungsflug aus: Kann der Paddler gefährlich werden oder eignet er sich als Beute. (Leider lässt mein ornithologisches Wissen nur eine sichere Unterscheidung zwischen Spatz und Storch zu, ich kann die Art des Fliegers nicht bestimmen.)

                In einer Grabeneinmündung erregt ein fauchendes Ungetüm meine Aufmerksamkeit. Offenbar wird hier Trebelwasser entnommen.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N38.jpg Ansichten: 0 Größe: 493,2 KB ID: 3184445




                Bei Nehringen sehe ich erstmals wieder Menschen in nennenswerter Anzahl. Die Kinders sind hier im Ferienlager. Ich werde gefragt, ob mein Boot denn ein "richtiges" Kajak sei. Ich finde, auch das Paddelboot, mit dem abwechselnd je zwei der Kinder von der Badestelle bis zur Brücke fahren dürfen, ist kein "falsches" Kajak und Spaß kann man darin ebenso haben. Ein Betreuer pflichtet mir bei. (Aber witzig sieht es schon aus, wenn die Halbwüchsigen bis zu den Achseln in der Sitzluke versinken, sich mit den Paddeln gegenseitig verhakeln und ziemlich unkoordiniert über das Gewässer eiern.)
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N39.jpg Ansichten: 0 Größe: 412,5 KB ID: 3184446




                Die Ausführung der Nehringer Brücke als Klappbrücke (übrigens rekonstruiert nach historischem Vorbild von 1911) zeigt, dass die Trebel eine wichtige Rolle im Güterverkehr gespielt haben muss. Die Ausflugsboote, die heute unterwegs sind, benötigen die Klappfunktion wohl nicht.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N40.jpg Ansichten: 0 Größe: 362,7 KB ID: 3184447




                Die Ufer werden jetzt nach Nehringen abwechslungsreicher. Das setzt sich auch fort, nachdem die Trebel bei Bassendorf von meiner Route abzweigt. Das ursprüngliche Flussbett führt reich mäandrierend durch eine sumpfige Ebene, durch Schilfland. Jübermann warnt vor eingeschränkter Befahrbarkeit eben wegen des Schilfes.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N41.jpg Ansichten: 0 Größe: 402,8 KB ID: 3184448




                Ich fahre auf dem Trebelkanal. Das spart nicht nur Zeit, ich glaube, das ist auch besser fürs Gemüt, Schilftunnel hatte ich heute genug.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N42.jpg Ansichten: 0 Größe: 331,1 KB ID: 3184449




                Auch ohne Uhr fühlt es sich so an, als müsse jetzt bald Tribsees kommen und damit mein Abschied von der Trebel. Das Erste, was dann auf den Ort hindeutet, ist ein LKW-Dach, das in der Ferne durch die Landschaft schwebt. Aha, die Autobahnbrücke der A20, die bei Tribsees die Trebel quert. Und bald klärt sich auch der Ursprung des Gerumpels, das seit geraumer Zeit immer mal wieder zu vernehmen ist. Eben diese Autobahnbrücke ist in Reparatur, schwere LKW fahren unter erheblicher Geräuschentwicklung über die Stöße zwischen verschiedenen Fahrbahnabschnitten.
                Der Ausstieg ist schnell gefunden, eine mit Beton befestigte Rampe führt ins Wasser, dahinter das Schutzdach des zugehörigen Wasserwanderrastplatzes. An der Trailerrampe kann man sich eigentlich nur sein Boot zerkratzen. Ich ärgere mich über den Holzkopf, der diese Einsetzstelle zu verantworten hat.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N43.jpg Ansichten: 0 Größe: 627,2 KB ID: 3184450



                Wenig später ärgere ich mich über den Holzkopf, der den sehr schönen Schwimmsteg in vielleicht 30m Entfernung nicht gesehen hat, die eigentliche Ein- und Ausstiegsstelle für Paddelboote.

                So oder so, der Großteil des Gepäcks wird über die Bootswagenachse verladen und dann geht’s los, Richtung Westen, Richtung Bad Sülze, Richtung Recknitz. Die Recknitz soll mich morgen bis in den Saaler Bodden tragen, heute stehen aber noch 8km Landweg mit dem Boot im Schlepp vor mir.

                Nach kurzer Strecke wird die Autobahn gequert.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N44.jpg Ansichten: 0 Größe: 390,8 KB ID: 3184451



                Noch ein kleines Stück und dann ist man für knapp 4km auf einem guten Radweg entlang der Straße nach Bad Sülze.
                Steigungen gibt es nicht, wenn man der Karte Glauben schenken darf, dann gibt es hier Abzugsgräben, die sich aussuchen können, ob sie Richtung Trebel oder Recknitz entwässern.
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N45.jpg Ansichten: 0 Größe: 361,8 KB ID: 3184452



                Leider bleibt es nicht so einfach, nach dem Ende des Radweges verläuft die Route auf einer Betonstraße, vermutlich noch aus DDR-Zeiten und mittlerweile ein Kraterfeld.

                Ich habe mich dafür entschieden, nicht den offiziellen Wasserwanderrastplatz anzusteuern, sondern weiter flussabwärts eine Zeltstelle zu suchen. Vielleicht keine so gute Idee. Die Rollstrecke verlängert sich um ca. 1km und letztlich steht das Zelt hinter einem Schöpfwerk. (Auf dem Bild sieht das romantischer aus, als es ist.)
                Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N46.jpg Ansichten: 0 Größe: 298,4 KB ID: 3184453



                Es gibt ein wenig Niesel, für die feuchte Wiesenlage erstaunlich wenig Mücken und eine Wolkenlücke, die auf Sonnenschein für den nächsten Morgen hoffen lässt ...
                Zuletzt geändert von Paddolf; 21.02.2023, 14:47.

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                • Mancunian
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                  #9
                  Eine wirklich schöne Beschreibung der Tour bis hierhin, auch ich lese spannend mit und bin fast ein bischen neidisch, dass es vom heimischen Dresden bis zur Seenplatte doch etwas weiter ist. Ich freue mich schon auf die Fahrt entlang der Küste von Rügen und dank dir für den Bericht bis hierhin.
                  ---
                  I'd rather be out on the hills...
                  http://chorltoniac.blogspot.com

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                    #10

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                      #11
                      Tag 6
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Tag6_xx.png Ansichten: 0 Größe: 1,11 MB ID: 3184500

                      Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

                      Die Hoffnung auf Sonnenschein erfüllt sich – manchmal. Es ist nicht unfreundlich, aber Sonnenbrandvorsorge steht nicht im Fokus des Handelns.
                      Zunächst rollert das Boot ca. 150m zur Recknitz.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N47.jpg Ansichten: 0 Größe: 639,9 KB ID: 3184501


                      Und dort beginnt gerade ein ungewöhnliches Maschinchen sein Tagewerk. Schnell wird klar, so sieht also ein Krautungsboot aus.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N48.jpg Ansichten: 0 Größe: 344,3 KB ID: 3184502


                      Dem Krautungsbootkapitän bleibt mein Ansinnen nicht verborgen:
                      In Schulenberg is Krautsperre, mindestens 500m Krautstau. Fahr mal lieber 'ne andre Strecke.
                      Doof, wenn man zur Ostsee will.
                      Und kann man da ans Ufer, wenn's nicht weiter jeht?
                      Na dann musste aber durchs Schilf durch.

                      Ich bin schwer verunsichert. Was kann ich machen? Jetzt telefonisch ein Transfer hinter den Krautstau organisieren, z.B. nach Marlow. Oder von hier aus eine Rollerstrecke für den Bootswagen suchen, um nach dem Krautstau einzusetzen? Das passt zumindest besser zum Charakter dieser Tour.
                      Mittlerweile hat das Krautungsboot noch ein paar Schilfbüschel abgerupft und ist stromab aus dem Blickfeld entschwunden.
                      Eher Fatalismus als bewusste Abwägung – ich packe das Gepäck in die Luken, mache mich abfahrtbereit. Erst 'mal probieren, wie weit ich komme. Im schlimmsten Fall muss ich wieder zurück nach Bad Sülze, das wäre ein vertrödelter Tag.
                      Erneutes Brummen auf der Recknitz, das Krautungsboot kehrt zurück.
                      Ich hab mit meinen Kollegen telefoniert. Gestern sind zwei Frauen mit Boot steckenjeblieben und haben am Ufer jezeltet. Ich zieh die dann nachher durch'n Stau. Kannste Dich anhängen.
                      Eine mentale Last ist mir genommen. Ich bedanke mich aus vollem Herzen beim Krautbootkapitän. (Und eigentlich müsste ich mich auch bei den Frauen bedanken, die da irgendwo steckengeblieben sind.) Jetzt aber zügig, das Krautboot ist schon wieder stromab verschwunden und ich bin noch nicht abfahrtbereit.
                      Etwas schneller als üblich folge ich dem Recknitzlauf, überhole etliche Schilfinseln auf ihrem Weg Richtung Krautsperre und erwarte mit gewissem Bangen das Stauende.

                      Und dann ist er da, der Krautrückstau. Links Schilf, rechts Schilf, vorn Schilf und vor allem Schilf auf dem Wasser. Von hinten treiben weitere Schilfinseln heran. Soll ich hier warten, bis ich eingebaut bin? Oder rückwärts fahren? Wann kommt das Krautungsboot?
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N49.jpg Ansichten: 0 Größe: 486,3 KB ID: 3184503


                      Vorwärts fahren, ich entschließe mich zum Vorwärtsfahren. Wie das geht? Zunächst fast überhaupt nicht. Paddeln ist selbstredend unmöglich, aber nach etlichem Probieren kristallisiert sich eine Technik heraus, die zu einer aktiven Vorwärtsbewegung führt. Im Wesentlichen ziehe ich das Schilf mit den Händen zur Seite. Das Paddel dient dazu, die vor dem Bug befindlichen Schilfstängel in Reichweite der Hände zu befördern. Sehr mühselig, kraftraubend, geduldfordernd; nichts für impulsive Gemüter. Scheinbar nimmt das Kraut kein Ende, aber zumindest gibt es einen rational begründeten Optimismus, da ich merke, dass mit dieser Technik auch die dicksten Schilfinseln überwunden werden können.
                      Je weiter ich im Stau vorankomme, umso unangenehmer ist der vom gärenden Schilf ausgehenden Geruch. Es ist zwar nicht schön, dort hineinzufassen, aber die angegorenen Stängel sind "weicher" und lassen sich leichter vorbeiziehen.
                      Am Ende habe ich ca. 700m Krautstau hinter mich gebracht, habe die beiden Paddelfrauen gegrüßt, die kurz vor dem Einstieg in ihren Kanadier waren und habe mich nochmals beim Krautbootkapitän bedankt, auf dessen Hilfe als mögliches Backup ich hätte zurückgreifen können.
                      Krautentnahme.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N50.jpg Ansichten: 0 Größe: 338,0 KB ID: 3184504



                      Nach dem Krautstau werden die Gewässerränder etwas abwechslungsreicher. Wo vorher Schilftunnel dominierte, lockern jetzt Gehölze, Bäume und gelegentlich gemähte Flächen den Uferbewuchs auf. Wahrscheinlich sind die unmittelbar ans Ufer angrenzenden Bereiche nicht so sumpfig und ermöglichen damit eine vielfältigere Pflanzengesellschaft.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N51.jpg Ansichten: 0 Größe: 391,6 KB ID: 3184505


                      Marlow wäre ein guter Ort für eine Pause, ein ordentlicher Steg, eine Imbissbude, ein paar Leute. Ich paddle trotzdem vorbei. Vor 10 Jahren hatte ich hier einige Worte mit dem Imbissbudenbetreiber gewechselt, leider aber einen relativ gruseligen Kaffee erhalten. Die Erinnerung hält mich von einer Rast ab - komisch, was so ein Kaffee bewirkt.

                      Der nächste offizielle Pausenplatz ist bei Gruel. Es pressiert mittlerweile doch schon deutlich. Trotzdem paddle ich vorbei, auch hier eine nicht rational begründete Entscheidung. Der Rastplatz liegt unmittelbar unter einer Hochspannungsleitung, das macht mich irgendwie unruhig.
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                      Dann aber die Mündung des Tribohmer Baches, es lohnt sich, bis hierhin zu fahren. Ich bin vorerst der Einzige an diesem schönen Plätzchen und kann mich ausbreiten. Allerdings gibt es nicht viel Platz, für zwei, vielleicht auch drei kleine Zelte würde es reichen.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N53.jpg Ansichten: 0 Größe: 627,8 KB ID: 3184507


                      Kochen mit Recknitzwasser, mehrere Portionen Reis, abgefüllt in Plastedosen, bis Morgen Mittag soll es reichen. Heute aber gibt es Kartoffelbrei, zubereitet mit dem von der Reiskocherei übrig gebliebenen Wasser.
                      Während ich mühsam gegen die Verklumpung des Kartoffelbreipulvers im heißen Wasser ankämpfe, legt ein gepaddeltes Ruderboot an, ein Anka-Angelkahn mit Stechpaddel bewegt. Vater, Mutter, Sohnematz. Der junge "Mann" kommt nach dem Sommer in die Schule, wir stellen fest, dass wir an aufeinanderfolgenden Tagen Geburtstag haben und ich bin begeistert darüber, dass er aus dem Kaufdatum meines Bootes ohne lange nachzudenken auf das Alter des Bootes schließt. (Noch ist die Jugend nicht verloren ...) Einerseits bin ich amüsiert ob des Gesprächs, andererseits möchte ich etwas Essen. Die Mutti bemerkt das Problem, aber ich beruhige, der Hungertod steht nicht unmittelbar bevor. Papa klemmt in der Zeit die Akkus im Boot um, der Vortrieb kommt für gewöhnlich von einem Elektromotor. Das Paddel war nur für die letzten Meter mit geleertem Akku im Einsatz. Wir verabschieden uns nach kurzem Schwätzchen und dann stopfe ich den Kartoffelbrei in mich.

                      Am späten Nachmittag macht sich die Nähe des Boddens bemerkbar. Die Ufer rücken weiter auseinander, wieder dominiert das Schilf, die Recknitz mäandriert durch ihr Mündungsgebiet.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N54.jpg Ansichten: 0 Größe: 299,9 KB ID: 3184508


                      Nur noch 1km auf dem Fluss. Ich biege ab zum Hafen Damgarten. Hier könnte man eventuell biwakieren, aber eigentlich möchte ich noch heute raus aufs offene Wasser. Also gibt es nur eine Pause. Sicherheitshalber ziehe ich den Neoprenpullover über und tausche die Halbspritzdecke gegen das geschlossene Exemplar. Vor allem aber kann ich im Restaurant eine Flasche Bier erwerben. Eiskalt, nicht meine Trinktemperatur, aber bis zum Rastplatz wird ja noch ein Weilchen zu paddeln sein.

                      Wie immer hat die Ausfahrt auf die weite Wasserfläche etwas Besonderes. Es ist nur der Bodden, es ist nur eine Bucht im Bodden - trotzdem, man spürt das Meer, dort wo der Blick nicht mehr auf Ufer trifft, wo Himmel und Wasser verschmelzen und ein Gefühl von Unbegrenztheit erzeugen. Für mich kommt hinzu, dass hier der Ort ist, an dem ich zum allerersten mal mit meinem kleinen Boot die direkten Binnengewässer verlassen habe. Die große Ehrfurcht von damals ergreift mich nicht mehr, aber es bleibt immer noch ein erhebender Augenblick.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N55.jpg Ansichten: 0 Größe: 335,6 KB ID: 3184509



                      Ich verbleibe an der Festlandseite des Boddens, will noch aus dem Bereich der Ribnitzer Bucht um etwas mehr von der Weite des Boddens zu sehen, dann suche ich einen Übernachtungsplatz und werde fündig an einer kleinen Badestelle.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N56.jpg Ansichten: 0 Größe: 351,8 KB ID: 3184510

                      Zeltaufbau und Abendbad. Ich habe mich noch nicht abgetrocknet, ein PKW kommt über die unbefestigte Zufahrt angeschaukelt, der Fahrer belehrt mich aus der herabgelassenen Fensterscheibe, dass er kontrollieren wird, ob ich Müll hinterlasse. Ziemlich schnell stellen wir fest, dass wir in Hinsicht auf die Müllproblematik gleicher Meinung sind. Der gute Mann steigt nun aus und verwickelt mich in ein Gespräch. Langsam ist meine innere Wärme aufgebraucht, ich bin nur mit einem kleinen Handtuch "bekleidet", möchte aber nicht unhöflich sein. Irgendwann mache ich dann doch darauf aufmerksam, dass ich mich um die Nachtvorbereitungen kümmern muss, bin aber da schon leicht verkühlt und brauche ein Weilchen, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen.
                      Am späten Abend gibt es noch einmal ein Spektakel für die Ohren. Mit dem Einschlafen des Windes wagen sich Mücken in hellen Scharen aus dem breiten Schilfgürtel empor und sorgen für ein wirklich beeindruckendes Geräusch. Offenbar haben sie in erster Linie mit sich selbst zu tun, ich muss nicht eilig vor Stechwilligen flüchten, ziehe mich aber trotzdem ins Zelt zurück.
                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N57.jpg Ansichten: 0 Größe: 296,1 KB ID: 3184511



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                      • Paddolf
                        Erfahren
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                        #12
                        Tag 7
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Name: Tag7_xx.png
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ID: 3184547

                        Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

                        Natürlich kommt mein abendlicher Gesprächspartner nicht zur Müllkontrolle, auch die von ihm hier angeblich häufiger gesichteten Wildschweine haben sich wenn überhaupt nur flüsternd ums Zelt bewegt. Der Nordwestwind ist allerdings wieder aufgewacht und wird mich zu Anfang der Tagestour etwas behindern. Später, wenn sich mein Kurs Richtung Osten wendet, soll sich der Wind (Hurra, Hurra) Richtung WestNordWest wenden. Dann könnte der Wind einmal ordentlich aufdrehen. Auf dem Bodden kann man 5Bft Rückenwind gut vertragen. Der Windprophet verkündet aber nur knapp 3Bft und so viel ist es dann wohl auch. Aber ich will nicht meckern, Rückenwind ist Rückenwind.
                        Um auf die nördliche Boddenseite zu kommen nutze ich die Windabschirmung durch flache Schilfinseln, die den Saaler Bodden gegen den Koppelstrom abgrenzen. Diese sogenannten Bülten ermöglichen eine entspannte Überfahrt.
                        Bültenblick.
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ID: 3184548


                        Auf dem Bodstedter Bodden gibt es keinen solchen Schutz, aber der Wind besitzt bereits eine leichte Rückenwindkomponente.
                        Durch die Meiningenbrücke Richtung Zingst.
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ID: 3184549


                        Kurz vor Zingst finde ich die Lücke im Schilf an der ich bereits im vergangenen Jahr gerastet habe.
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ID: 3184550

                        Und ich lerne auch denjenigen kennen, der für diese Lücke verantwortlich ist: Ein "Wuff", ein großer, anfangs friedlicher Hund. Herrchen berichtet mir, dies sei die täglich genutzte Badestelle für den Wuff. Ich ziehe mein Boot weiter aufs Land, um dem Baden nicht entgegenzustehen, aber Herrchen begutachtet den Wasserzustand und befindet, dass der Wuff heute hier nicht ins Wasser darf. Zu schlierig, er befürchtet Blaualgen. Leider hat er das dem Wuff nicht erklärt. Der fühlt sich um sein Badevergnügen betrogen und verbindet seinen Frust mit meiner Anwesenheit. Ich werde tüchtig angebellt.

                        Barther Bodden und Grabow. Jetzt gibt es endlich den ersehnten Rückenwind.
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ID: 3184551

                        Aber ... es gibt auch die bekannten Flachwasserzonen, die recht weit in die Bodden hineinreichen. Ich bin hier nicht das erste mal unterwegs, trotzdem fahre ich wieder nicht weit genug südlich, um diese Bereiche vollständig zu umgehen. Das Boot braucht zwar nicht getreidelt zu werden, aber die Geschwindigkeit ist schon deutlich reduziert.
                        Erstaunlich finde ich eine hohe Anzahl von Sonnenanbetern, die sich hier versammelt haben. Durchs Wasser huschen ziemlich große Fische, die ich eher in größerer Tiefe erwarten würde.
                        Als jemand, der Fisch im Wesentlichen nur aus der Dose kennt(*), kann ich dieses Verhalten nur schwer deuten. Vielleicht sind die Herrschaften am Laichen? Ich hoffe, ich störe die Liebesspiele nicht zu sehr.
                        OT: (* mittlerweile bin ich "fast-immer-Vegetarier" und daher auch nicht mehr Fischesser)


                        In der Kinnbackenhagener Rinne ist der Rückenwind naturgemäß nicht mehr so stark spürbar, aber er ist noch da. Richtung Tagesende nimmt der Wind zusätzlich ab, so dass ich bald gegenüber einem direkt vorausfahrenden Segler aufhole. Der lässt aber seinen Flautenschieber an und erreicht damit vor mir den Hafen Barhöft.
                        Ich fahre allerdings nicht direkt in den Hafen sondern gehe am benachbarten Strand an Land. Von dort ist das Boot noch etwa 50m zu schleifen, dann liegt es auf der Zeltwiese.
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ID: 3184552


                        Und nun beginnt ein äußerst hektische Phase: Runter mit den Hosen, ohne Rücksicht auf Verluste, wenn sich jemand daran stört – Pech gehabt. Fix die lange Hose an, zwischendurch erregtes Fuchteln mit den Armen. Jetzt das Gleiche mit dem Wechsel des Oberteils und nun noch den Waschzeug-Packsack auf. Hier ist die Tüte mit dem Fläschchen, Deckel ab, schütteln, sprühen. ... Jetzt sind auch Hände, Hals und Gesicht mit Autan geschützt, Zeit für einen Übergang zu geruhsameren Bewegungen.
                        Es mückt beträchtlich. Die Mückendichte ist unvergleichlich geringer als gestern Abend, hier scheinen die Biester ihr Liebesspiel schon hinter sich gebracht zu haben. Die in immer noch reichlicher Anzahl verbliebenen Mückendamen sind aber auf Beutezug und fallen gnadenlos über alles Stechbare her.

                        Anmeldung beim Hafenmeister. Für 7€ kann ich hier übernachten und die wirklich guten Sanitäreinrichtungen nutzen.

                        Später trifft eine Gruppe Wasserwanderer ein. Aus der Distanz verfolge ich die verzweifelten Versuche, den Lageraufbau ohne viele Mückenstiche hinter sich zu bringen. Abhilfe schafft hier wohl erst ein beim Hafenmeister erworbenes Fläschchen Autan. (Ich vermute, ein guter Teil der Einnahmen des Hafenmeisters entstammt dem Verkauf von Mückenrepellanten.)
                        Anders als befürchtet entwickelt sich im Lager kein "frohes Jugendleben", vielleicht muss ich hier den Mücken dankbar sein, die für eine baldige Flucht in die Zelte sorgen?

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                        • Paddolf
                          Erfahren
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                          #13
                          Tag 8
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Tag8_xx.png Ansichten: 0 Größe: 895,2 KB ID: 3184560

                          Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

                          Den Dornbusch habe ich gestern schon in der Entfernung gesehen. Heute geht es dorthin.
                          Oder auch nicht.

                          Weil ich mich am historischen Vorbild orientiere, will ich vorher in den Rassower Strom / Wieker Bodden Richtung Breege abbiegen. Die Engstelle zwischen der zu Rügen gehörenden Halbinsel Bug und der zu Hiddensee gehörenden Halbinsel Bessin markierte die Grenze der inneren Küstengewässer der DDR – und diese Grenze hatte der gemeine Paddler nicht zu überschreiten, musste also vorher abbiegen.

                          Die durch den Bodden zu befahrende Strecke bis zum Zielort Breege ist zudem kürzer als der Weg um Kap Arkona, damit ergibt sich eine schöne Tagesetappe von 40km Länge. Ich freue mich also auf eine von mir noch nicht befahrene Strecke durch die Boddengewässer.

                          NordNordWest. Warum sollte es auch etwas anderes sein. Seit Beginn der Tour bläst der Wind aus Richtungen um NordWest. Mal stärker, mal schwächer, mal mehr aus Norden, mal mehr aus Westen. Heute ist die Windstärke moderat, so etwas um 3Bft.
                          Zunächst folge ich dem Wind Richtung SüdOst, entferne mich damit vom Zielort, immer schön am Tonnenstrich des Fahrwassers Richtung Stralsund. Erst nach ca. 4km, nach Tonne 36 endet der naturgesetzlich geschützte Flachwasserbereich linkerhand.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N64.jpg Ansichten: 0 Größe: 272,7 KB ID: 3184561


                          Jetzt kann ich nach Norden abbiegen. Ein vorheriges Abbiegen wäre wohl auch ohne Naturschutz nicht sinnvoll, teils ist der Vierendehlengrund so flach, dass die Schwäne stehen können.

                          Fahrwasserfahren. Wo sonst fahren, mag man sich fragen.
                          Dem Kajak reicht eine geringe Wassertiefe, ich könnte daher auch entlang der Ummanzer Küste und später vorbei an Schaprode bis zum Abzweig in den Rassower Strom paddeln. Heute ist mir aber eher danach, mit größerer Landentfernung zwischen Rügen und Hiddensee zu fahren. Dass sich die Paddelstrecke dadurch um vielleicht 1,5km verkürzt, ist nur ein angenehmer Nebeneffekt. Also habe ich immer die Tonnen im Auge, muss aber nicht jeden Schlenker des Fahrwassers mitnehmen.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N65.jpg Ansichten: 0 Größe: 300,3 KB ID: 3184562



                          An der Einfahrt in den Rassower Strom. Die Flachwasserzone in Verlängerung des Bessin scheint sich noch weiter ausgedehnt zu haben, als es die Karte von 2013 und die GoogleEarth-Luftbilder von 2018 anzeigen. Ohne menschliches Dazutun würden hier möglicherweise Rügen und Hiddensee zusammenwachsen?
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N66.jpg Ansichten: 0 Größe: 248,1 KB ID: 3184563

                          Aber eigentlich sollte mich das nicht interessieren, nach meinem Plan müsste ich schon über 1km Richtung Ost in den Rassower Strom eingefahren sein.
                          Blick in den Rassower Strom.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N67.jpg Ansichten: 0 Größe: 261,4 KB ID: 3184564


                          Nun bin ich aber wieder Richtung Nord unterwegs. Eine spontane "Bauchentscheidung"; so eine, bei der man sich erst im Nachhinein die Gründe zurechtlegt. Hier war es vermutlich der Blick in Richtung auf mein Ziel. Will ich das wirklich, immer nur zwischen gut sichtbaren Ufern zu fahren? Will ich verzichten auf das Erleben der Weite, will ich verzichten auf die Magie einer Fahrt um Kap Arkona?
                          Weiter nach Norden. Der Wind steht mir also immer noch etwas entgegen und ich beginne mir Gedanken über die Konsequenzen der Routenänderung zu machen. Auf jeden Fall wird die Tour länger, ich schätze grob 15km (tatsächlich sind es 20km). Die Strecke ist etwas ausgesetzter, aber wenn ich die Prophezeiungen des Windwahrsagers richtig in Erinnerung habe, wird es nicht über 3Bft hinausgehen. Im Fall der Fälle muss ich vorzeitig anlanden und entweder am Folgetag die Fahrt fortsetzen oder (bei deutlicher Wetterverschlechterung) zu Fuß zum Ziel gelangen. Mit Zusammenkratzen aller Vorräte sollte es auch ernährungstechnisch noch einen Tag länger reichen. Einen Vorteil gibt es: Von Breege müsste ich das Boot noch einmal etwa 2,5km rollern, vom neuen Anlandeplatz am Strand von Juliusruh sind es nur 500m bis zum endgültigen Ziel.

                          Ich bleibe zunächst in der Nähe des Fahrwassers. Erst an den beiden letzten Fahrwassertonnen ...
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N68.jpg Ansichten: 0 Größe: 300,9 KB ID: 3184565

                          ... peile ich Dranske an, einen möglichen Pausenort.

                          Vom letzten Jahr weiß ich aber etwa 2km weiter eine schöne Bucht – und das Stück bis dorthin nehme ich dann auch noch unter den Kiel.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N69.jpg Ansichten: 0 Größe: 319,0 KB ID: 3184566

                          In der Bucht gibt es sogar eine Minibrandung, so dass ich sicherheitshalber ins Wasser aussteige. Die Pause selbst bleibt recht kurz, die gegenüber dem ursprünglichen Vorhaben verlängerte Strecke drückt doch etwas.

                          Wieder einmal zieht der Küstenabschnitt vorüber, der mich an Kindertage und Sommerurlaub denken lässt. Wieder einmal erinnere ich mich an das Leben am Zelt, Sandburgen bauen am Strand, Wanderungen nach Arkona, Einkaufen im Zeltplatzkonsum, schwere Gepäckstücke, die von und zur Poststelle gebracht wurden, an die Suche nach Hühnergöttern und die Suche nach der richtigen Zeltstelle.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N70.jpg Ansichten: 0 Größe: 367,2 KB ID: 3184567


                          Heute gedenke ich aber auch der Ostseepaddler von dazumal, gedenke meinen Vorgängern, die mit Faltbooten aus dem Märkischen bis hierher gekommen sind – damals wahrscheinlich beschwerlicher und damit auch abenteuerlicher als es heute ist. Für sie waren Breege und Kuhle im Wieker Bodden die nördlichsten mit ihren Booten erreichbaren Punkte. Aus eigener Kraft nach Arkona blieb ihnen der Landweg. Die Sicht vom Meer auf die Küste fehlte.

                          Gellort, der nördlichsten Punkt Rügens, gleich neben Kap Arkona.
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                          Der Wind meint es gut mit mir, weht nach wie vor aus nördlicher Richtung aber nur noch schwach. Ich gönne mir einen größeren Küstenabstand. So kann man den Zauber dieses Ortes wohl besser erspüren. Hier hört das Land auf, von hier führen die Wege ins Weite, ins Unbekannte, in die Unbegrenztheit. Hier gelingt es mir, mich etwas verloren zu fühlen in der weiten Wasserwelt. Dieses Gefühl kann ich nur im Boot erleben. Oben, auf Kap Arkona dominiert der Blick zurück aufs Land: Felder, Wege, Gebäude in der Ferne und natürlich viele andere Arkonabesucher.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N72.jpg Ansichten: 0 Größe: 259,4 KB ID: 3184569


                          Kap Arkona ist umrundet, Vitt gerät ins Blickfeld, ein anderer Sehnsuchtsort für mich.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N73.jpg Ansichten: 0 Größe: 344,5 KB ID: 3184570


                          Trotzdem gehe ich heute hier nicht an Land, es gibt einen weiteren Sehnsuchtsort. In Juliusruh ist meine Holde auf dem Zeltplatz – und daher lassen mir die letzten Paddelschläge meiner diesjährigen Sommertour das Herz nicht so schwer werden, wie es sonst der Fall ist.
                          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: N74.jpg Ansichten: 0 Größe: 288,4 KB ID: 3184571



                          Zuletzt geändert von Paddolf; 22.02.2023, 11:15.

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                          • Paddolf
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                            #14
                            Gehts hier weiter?
                            Damit bestimmt nicht, hier bleibt nur die Entsorgung in einer Zeltplatzmülltonne.
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ID: 3184578


                            Aber ...
                            ODS-Berichtstitel sind ja des Öfteren nicht frei von Wortspielen, dieser Bericht sollte das bestätigen.
                            Der erste Teil des Titels dürfte sich geklärt haben "Den Vorfahren nachfahren.". Jetzt bleibt noch der zweite, etwas kryptische Teiltitel: "zweimal einmal anschlagen und zurück".
                            Ein wenig Raum für Spekulationen ist also noch frei, demnächst wird die Auflösung geliefert.

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                            • blauloke

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                              • 22.08.2008
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                              #15
                              Ich bin nur gelegentlicher Gelegenheitspaddler, dein Bericht verführt dazu doch öffters zu paddeln.
                              Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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                              • Torres
                                Freak

                                Liebt das Forum
                                • 16.08.2008
                                • 30728
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Hübsch! Zeit müsste man haben…
                                Oha.
                                (Norddeutsche Panikattacke)

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                                • Paddolf
                                  Erfahren
                                  • 22.10.2014
                                  • 342
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #17
                                  Es geht weiter ...
                                  Einmal anschlagen und zurück – das steht für eine Tagestour mit definiertem Ziel. Nicht das Erkunden des Ziels steht im Fokus sondern das Hinkommen und natürlich die Rückfahrt. (Allerdings schadet es nicht, wenn man Zeit am Ziel verbringt.)

                                  Nun also zwei kleine Berichte zu Tagestouren im Sommer 2021.

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                                  • Paddolf
                                    Erfahren
                                    • 22.10.2014
                                    • 342
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #18
                                    Greifswalder Oie
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Name: GrOi_xx.png
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Größe: 240,6 KB
ID: 3184780

                                    Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

                                    Bei meiner Usedomumrundung im vergangenen Jahr war die Greifswalder Oie zwar nicht direkt "zum Greifen nahe" aber doch in guter Entfernung. Nur fehlten mir Mut und Flexibilität, um den Abstecher zur Oie in meine Paddelstrecke einzubeziehen. In diesem Jahr bin ich ohnehin mit dem Boot auf Rügen und möchte mir die Zeit für einen richtigen Paddelausflug dorthin nehmen.

                                    Am kürzesten ist der Weg von Thiessow an der Südostspitze von Rügen, knapp 13 km, hinzu kommt eventuell noch die Umrundung der Oie.
                                    Den streckenmäßig längsten Teil der Reise lege ich (leider) mit dem Auto zurück, morgens die Fahrt vom Campingplatz in Juliusruh zu einem Parkplatz in Strandnähe bei Thiessow.

                                    Angekommen. Viel zu packen gibt es nicht, trotzdem dauert es seine Zeit, bis ich starte. Noch ist wenig Strandleben, wird es wohl auch bleiben, die Wetteraussichten sind bezogen auf den Sonnenschein nicht so überzeugend. Die für mich wichtigere Windprognose war in den letzten Tagen recht volatil (wie man neudeutsch spricht), aktuell sagen alle Prognosemodelle Winde bei 3Bft voraus, nur die Richtungsangaben sind sehr variabel.

                                    Es paddelt sich so vor sich hin, 13km sind doch ein ordentliches Stückchen. Der Wind aus südlicher Richtung verlangt einen leichten Vorhalt beim Kurs, behindert ein wenig, fordert ein wenig Obacht auf die von rechts heranrollenden Wellen und verhindert damit ein kontemplatives Paddeln.
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Name: O02.jpg
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ID: 3184781



                                    Nach ca. 1,5km kreuze ich das Fahrwasser, wenig Sportbootverkehr, ein Zollboot wartet (auf Schmuggler?). Danach bleiben nur noch die Wasserweite und die Insel am Horizont vor mir. Die Oie rückt sehr langsam näher, aber sie kommt näher.

                                    Vielleicht so 2km vor der Insel entscheide ich mich endgültig für die Umrundung und steuere die Nordspitze an. Dieser Umlaufsinn scheint windtechnisch am besten zu passen.
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Name: O03.jpg
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ID: 3184782



                                    Erst kaum für möglich gehalten, dann aber doch: Bewegung auf Findlingen direkt vor der Küste. Endgültige Gewissheit, als in geringer Entfernung vom Boot die schwarzen Köpfe aus dem Wasser lugen - Kegelrobben. Nur noch ganz vorsichtige Paddelschläge, immer mal wieder sieht eine Robbe aus dem Wasser, scheint aber nicht beunruhigt zu sein. (Was eigentlich nicht verwunderlich sein sollte, Kegelrobben sind die größten deutschen Raubtiere. Paddler stehen aber erfreulicherweise nicht auf ihrem Speisezettel.)
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Name: O04.jpg
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Größe: 336,2 KB
ID: 3184783



                                    Weiter draußen ist eine größere Gruppe von Robben unterwegs. Auch auf der Insel ist offenbar eine Gruppe unterwegs, Menschen. Ich glaube Stimmen zu vernehmen. Dann erspähe ich mehrere Personen auf dem Leuchtturm, kann das Geschehen aber (noch) nicht zuordnen.

                                    Um die Ostspitze der Insel herum. Jetzt dominieren andere Fischfresser die Tierwelt. Hunderte Kormorane finden an der Nordostküste der Insel geeignete Brutplätze. Die Uferbäume sind weiß von Vogelkot, "totgeschissen", ein bizarrer Anblick. Der Wind treibt die zugehörigen Gerüche herüber. Wenn die toten Bäume fallen, wird das wohl die Erosion der Steilküste befördern, aber offenbar soll auf dieser Inselseite der natürliche Gang der Dinge nicht beeinflusst werden.
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Name: O05.jpg
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ID: 3184784



                                    Weiter im Südosten eigenartige Geräusche ... Robben? Ich habe in diesem Zusammenhang von "Heulern" gehört und halte Abstand zur Küste, um die Tiere nicht zu stören. (Nachträglich finde ich Bestätigung auf einer der Schautafeln auf der Insel.)

                                    Dann ist die Insel umrundet und ich laufe in den Nothafen ein. Nicht das erwartete Seenotretterboot findet sich dort, sondern die "Seeadler", ein Fahrgastboot. Und schon bald während meiner Mittagspause kommen einige Touris zum Hafen und gehen an Bord der Seeadler. Offenbar sind es vogelkundlich interessierte Inselbesucher auf einer geführten Exkursion. Die Seeadler legt ab, kein weiteres Boot ist festgemacht, jetzt habe ich die Insel komplett für mich.
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Name: O06.jpg
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ID: 3184785



                                    Inselspaziergang: Eine der ersten Schautafeln zeigt eine Inselkarte. Einmal zum Leuchtturm und zurück, viel mehr Wege gibt es nicht. Drahtzäune an den Wegrändern trennen Schafe von Menschen, die Schafe halten die Landschaft offen.
                                    Am Beginn des Inselspazierganges.
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Name: O07.jpg
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ID: 3184786



                                    Im nordöstlichen Inselteil gibt es ein Wäldchen. Man riecht bereits, welche Besonderheit an der Steilküste wartet. Ein Wanderweg ist ausgewiesen, endet aber wegen eines Steilküstenabbruchs vorzeitig. Es reicht, um einen Blick auf die Kormorankolonien zu werfen.

                                    Auf Schautafeln erfahre ich etwas über Bienenkörung, über die ursprüngliche Besiedlung, Besatzung und spätere militärische Besetzung. Und natürlich bin ich am Leuchtturm.
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Name: O08.jpg
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ID: 3184787

                                    Der Leuchtturm ist wie erwartet nicht zugänglich, ich finde jedoch ein kleines (ehemals militärisch genutztes) Beobachtungstürmchen, das sich beklettern lässt.
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Name: O09.jpg
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Größe: 1,06 MB
ID: 3184788



                                    Aus südlicher Richtung, von Usedom her ziehen Gewitterwolken auf. Kurz bevor ich auf dem Rückweg den Hafen erreiche, tut es den ersten Donnerschlag. Kurz darauf den zweiten und dritten – und dann war's das bereits mit der Blitzaktivität. Korrespondierend dazu gibt es ein paar Regentropfen, nichts Ernstes.

                                    Am Hafen warte ich noch etwas, bis das Gewitter erkennbar vorübergezogen ist.
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Name: O10.jpg
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ID: 3184789

                                    In dieser Zeit läuft das Boot der Seenotretter ein, ein klitzekleiner Teil davon gehört wohl auch zu meiner alljährlichen Spende an die DGzRS. Wie ich erfahre, gab es den turnusmäßigen Besatzungstausch in Peenemünde. Die drei Ankömmlinge verladen Gepäck und Verpflegung auf eine Art Dieselameise und machen sich auf den Weg zu ihrer Behausung.

                                    Auch ich mache mich auf den Weg. Fast Windstille, es verspricht ein entspanntes Paddeln zu werden. Etwa ab der Ansteuertonne zur Oie verliert sich diese Hoffnung, der Wind aus südlicher Richtung frischt langsam auf, hat eine leicht vorderliche Komponente und verursacht damit mehr Mühe als angenommen.
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Name: O11.jpg
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ID: 3184790



                                    Während der gesamten Rückfahrt hängen dunkle Wolken über Rügen, besonders Richtung Jasmund sieht es gewitterlich aus. Und dann erwischt es mich doch noch. Vielleicht 3km vor dem Ufer komme ich in heftige Schauer. Der Wind frischt nochmals auf und wechselt während der Schauer mehrfach seine Richtung. Das gibt ein tüchtiges Geschaukel im Boot, kurze Wellen aus wechselnder Richtung, zum Glück nicht allzu hoch. Der Wellensalat bleibt mir bis kurz vor Erreichen der Küste erhalten. Am Ende habe ich zwar keinen Muskelkater aber man merkt schon, dass die zum Ausgleich dieser Bootsbewegungen erforderliche Muskulatur zu tun hatte.
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Name: O12.jpg
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ID: 3184791


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Name: O13.jpg
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Größe: 452,8 KB
ID: 3184792


                                    Am Ziel hat das Auto getreulich auf mich gewartet, eine Strandgaststätte lockt, aber ich fahre ohne zusätzliches Verweilen zurück und erreiche trotz Staus am frühen Abend wieder den Zeltplatz.

                                    Für mich eine sehr schöne Tour, aber keine erhebende Tour.

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                                    • Paddolf
                                      Erfahren
                                      • 22.10.2014
                                      • 342
                                      • Privat

                                      • Meine Reisen

                                      #19
                                      Kornat
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Kornat_xx.png Ansichten: 0 Größe: 867,7 KB ID: 3184817

                                      Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)

                                      Einfach mal ein geiles Paddelrevier.
                                      Es ist warm, manchmal schon fast zu warm, aber vor allem das Wasser ist angenehm temperiert – und das Wasser ist klar, glasklar, eine beeindruckende Sichtweite in die Tiefe. Dazu Inseln und Inselchen, nicht so dichtgesät und verwirrend verwoben wie in den Schären.
                                      Inseln und Inselchen um zu ihnen zu paddeln, um zwischen ihnen zu paddeln, um um sie herumzupaddeln und um anzulegen, um zu pausieren, um die Inselhügel zu ersteigen und um von dort begeisternde Aussichten zu genießen – über den Archipel von Šibenik.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: K1 kaprije.jpg Ansichten: 0 Größe: 285,3 KB ID: 3184818

                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: K2 kaprije.jpg Ansichten: 0 Größe: 290,8 KB ID: 3184819


                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: K3 murter.jpg Ansichten: 0 Größe: 307,2 KB ID: 3184820

                                      Und ich sage es noch einmal: ein geiles Paddelrevier.

                                      Meine Holde wollte in die Wärme, ich wollte paddeln. Dalmatien passt. Meine Urlaubsverantwortliche konsultiert die Karte und entscheidet sich für Zablaće an der Küste vor Šibenik. Eine hervorragende Wahl. Anreise mit zwei Booten auf dem Autodach. Aus der Berliner Ecke kommend ist das etwas zeitaufwändig, die Süddeutschen dürfen sich in dieser Hinsicht meines Neides erfreuen.

                                      Es gibt einige gemeinsame Paddeltouren, ganz entspannt, aber es gibt auch meinen Wunsch, zu den Kornaten zu fahren. Reiseberichte von Suomalee und Beyond hier im Forum haben diesen Wunsch geweckt.

                                      Und so bin ich schon zu Sonnenaufgang im Boot; in den Stauräumen Tarp, Luftmatratze, Decke, vorgekochtes Essen, Wasser und was man sonst noch so für eine Fahrt mit Übernachtung brauchen könnte. Meine Holde hat mir zwei Tage frei gegeben. Der Plan ist, nach Kornat zu fahren, wenigstens einmal anschlagen. Bis dahin erwartet mich Wind von rechts (Nord), anfangs 2, später 3Bft – meint der Windwahrsager. Und der Windwahrsager meint auch, dass der Wind am Nachmittag auf 4Bft auffrischt und seine Richtung so dreht (NordWest), dass ich von Kornat gut zur nächstgelegenen Insel des Archipels von Šibenik paddeln kann. Dort, auf Žirje will ich irgendwo nächtigen und am nächsten Tag durch die Inselwelt wieder zurück paddeln.
                                      Tatsächlich werden aus den anfänglich 2Bft ziemlich rasch 3 Bft, die rechte Schulter ist bald nassgespritzt. Trotz der günstigen Wassertemperaturen kühlt der noch frische Wind unangenehm das feuchte TShirt. Zur ersten Pause an der Südostspitze von Tjat wechsele ich TShirt gegen Neoprenpullover. Der ursprüngliche Plan war, ab der Nordspitze von Kaprije in 5-km-Sprüngen über Tetovišnjak und Mrtovnjak in die Kornaten zu fahren. Trotz des seitlichen Windes fährt es sich aber recht gut, so dass ich ohne Pause ziemlich direkt die Ostspitze von Kornat anpeile.

                                      Unterwegs kann ich nur einmal einen Fischer grüßen. Man braucht sich aber nicht einsam zu fühlen, es sind doch etliche Boote unterwegs, eben nur in größerer Entfernung.

                                      Kornat ist kurz vor Mittag erreicht, ich fahre in die Bucht von Opat ein. Die Stege am Restaurant sind belegt oder scheinen auf Boote einer anderen Größenklasse zu warten. (Meine Tochter hatte in ihren Kindertagen das folgende 3-stufige Größenklassensystem entworfen: 1: Man muss zum Mittagessen mit dem Boot anlanden. 2: Man kann auf dem Boot zu Mittag essen. 3: Man kann auf dem Boot Mittagessen kochen. Hier gehören einige Boote eindeutig zu Klasse 4: Man kann auf dem Boot Mittagessen kochen lassen.)

                                      Ich paddle also bis ans Ende der Bucht, eine gute Ausstiegsstelle, nur etwas müllig hier.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: K4.jpg Ansichten: 0 Größe: 514,4 KB ID: 3184823

                                      Nach dem Essen und einem Mini-Nickerchen mache ich mich zu Fuß auf zum Restaurant. Allerdings nicht, um dort einzukehren. Hinter dem Restaurant beginnt ein Pfad auf den Huckel, der hier das östliche Ende der Insel Kornat markiert. Eine prachtvolle Aussicht.
                                      Wenn nicht bereits der Wunsch geweckt wäre, noch einmal in diese Region zu fahren, hier wäre er auf jeden Fall entstanden.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: K5.jpg Ansichten: 0 Größe: 353,0 KB ID: 3184824


                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: K6.jpg Ansichten: 0 Größe: 310,3 KB ID: 3184825



                                      Eins kann ich von hier oben recht gut erkennen. Der Wind hat nicht wie vorhergesagt Richtung Žirje gedreht sondern weiter Richtung West und steht damit meiner Ankunftsroute direkt entgegen. Der Weg nach Žirje wird damit etwas beschwerlicher ... aber der Weg direkt zurück ...
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: K7.jpg Ansichten: 0 Größe: 276,0 KB ID: 3184826

                                      Als ich gegen 15:30 wieder starte, habe ich mich fast entschieden, fahre probehalber so etwa 1km von der Insel weg, finde den Wind immer noch so wie gesehen und paddle mit ordentlich Windunterstützung auf direktem Weg zurück.

                                      So etwa 4Bft, 50cm Welle. Mein Boot und / oder mein Paddelvermögen reichen leider nur sehr selten für einen Surf, aber es geht schon schön zügig voran.

                                      Der Kurs führt hindurch zwischen den Nachbarinseln Tetovišnjak Mali und Tetovišnjak Veli.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Geburtstagsinsel.jpg Ansichten: 0 Größe: 315,8 KB ID: 3184827

                                      OT: Erinnert sich noch jemand ... Walters Geburtstagsinsel? https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...69#post2066169
                                      Und hier möchte ich einmal erinnern an Beyonds Beiträge zum Thema Seekajak: https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...icks#post48004
                                      Für mich gerade in der Anfangszeit der Kajak-Wandertouren eine wertvolle Hilfe. Beyond, falls Du hier mitliest – Vielen Dank und viele Grüße!


                                      Die Windunterstützung nimmt im Laufe der Rückfahrt stetig ab, hört aber nicht komplett auf. Mit nur einer Pause ...
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: K8.jpg Ansichten: 0 Größe: 358,3 KB ID: 3184828

                                      ... erreiche ich wieder Zablaće fast direkt zum Sonnenuntergang.
                                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: K9.jpg Ansichten: 0 Größe: 227,5 KB ID: 3184829






                                      Zuletzt geändert von Paddolf; 23.02.2023, 23:04.

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