[DE] Isarradweg bis Regensburg

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    [DE] Isarradweg bis Regensburg

    Tourentyp
    Lat
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    Mit der Entscheidung im Jahr 2024 mit dem Rad nach Asien zu fahren und dem strukturierten Training auf dem Rennrad zu entkommen aber dennoch nicht auf das Rad verzichten zu müssen, ging es dieses Jahr das erste Mal mit dem Tourenrad in den Urlaub. Um ein Haar wäre aus diesem Urlaub nichts geworden und ich wäre stattdessen vermutlich in die Niederlande gefahren. Den höchsten Puls der gesamten Tour sollte ich unmittelbar vor der Abfahrt meines Zugs nach Hause in Regensburg erhalten aber dazu später mehr.

    Prolog

    Die Jahre zuvor ging es stets zum Wandern in die Alpen. Meine Erfahrung mit dem Rad, Gepäckträgern und Fahrradtaschen unterwegs zu sein, lagen bei nahe Null. Bei einer zweitägigen Tour hatte ich erstmals einen herben Rückschlag erlitten, weil meine Erwartungshaltung an das Fahren mit dem vollbepackten Reiserad einfach zu hoch waren. Ich war es nicht gewöhnt so langsam und träge unterwegs zu sein, der Brooks B17 war noch nicht optimal eingestellt und eingefahren und so hatte ich trotz meiner Fitness meine Bedenken, ob ich nicht durch ein nicht optimal eingestelltes Rad so problemlos durch die geplante Tour kommen würde.

    Zur Auswahl standen die Niederlande und der Isarradweg. Die Entscheidung fiel auf die Isar weil mich die Berge lockten und ich außerdem Freunde besuchen konnte. Ich war allerdings so naiv zu glauben, dass ich „spontan“ mit zwei Wochen Vorlauf noch einen Fahrradstellplatz in einem ICE von Hannover nach München ergattern könnte. Mit Regionalzügen zu fahren schien nahezu unmöglich aufgrund von über 12 Stunden Fahrzeit und öfters unter 10 Minuten Umstiegszeit. Eine Freundin meinte irgendwann fast beiläufig das ich es doch mal mit Flixbus versuchen könnte. Gesucht, gefunden, gebucht. Es war sogar günstiger als mit der Bahn.
    Die Ausrüstungsliste ist bis auf Werkzeug für das Fahrrad und dem großen Zelt ziemlich identisch zu der, welche ich für Trekkingtouren benutze. Das Packen war schnell gemacht, nur bei der Verteilung in die Packtaschen sollte ich noch ein wenig brauchen, bis ich ein gutes System finden würde. Das hatte ich aber schon auf dem zweiten Tag der Reise und danach war alles wieder gewohnte Routine. Die Packtaschen samt Inhalt lagen bei 17kg.


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    Zuletzt geändert von Sysics; 24.08.2021, 09:16.

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    #2
    Tag 1 - Anreise von Münster nach Mittenwald > Scharnitz
    31km, 2:01h, 356hm, 31°C

    Am 14. August um 22 Uhr startet der Flixbus von Münster aus. Erst sehe ich nur einen Flixbus und der hat keinen Fahrradträger montiert, wenige Minuten später kommt aber der richtige Bus samt Fahrradträger und die Busfahrer spannen das Rad gewissenhaft ein. Eine große Tasche nehme ich als Handgepäck mit, die andere Große und die zwei Kleinen passen genau in eine Ikea Frakta Tasche, welche die Maße eines erlaubten Gepäckstücks für das Staufach besitzt. Die Busfahrer nehmen das aber wohl wenig genau.


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    Morgens um 9 Uhr kommen wir in München an und ich nutze die 3 Stunden Umstiegszeit um mir die leere Innenstadt am Sonntag anzusehen. Da München aber voll von Glasscherben ist, vergeht mir etwas die Lust und so schlendere ich nur im kleinen Kreis umher.

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    Kurz nach 14 Uhr werde ich in Mittenwald herausgelassen und die erste Dummheit passiert. Ich habe meine Flasche im Netz im Bus vergessen. Schwups und weg ist der Bus. Erst bin ich ratlos, überlege wie ich noch schnell zum wegfahrenden Bus komme und ärgere mich über meine eigene Dummheit aber für den Rest der Tour bin ich mit PET Flaschen gefahren, was sich als nützlicher herausstellt. Jetzt aber mal zum eigentlichen Tourenbericht!

    Von Mittenwald sind es nur 8km bis nach Scharnitz, von wo aus der Ursprung der Isar erfahr- und erwanderbar ist. Ich stelle meine Packtaschen auf dem nahe gelegenen Campingplatz ab und fahre mit einer mit dem nötigsten bepackten Packtasche Richtung Isarursprung.

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    Mir fällt auf das ziemliche viele e-Biker unterwegs sind, doch das stört mich nicht im Geringsten. Ich bin glücklich nach über einem Jahr wieder richtige Berge sehen zu können und das Wasser der Isar ist hier noch kristallklar und türkis gefärbt. Am Wegesrand grasen viele Kühe und die Sonne scheint noch kräftig herab, was zu warmen 31°C führt. Der Tourismus wird mir alle 15 Minuten in Erinnerung gerufen, nämlich dann, wenn ein Bus in Form eines umgebauten Sprinters entgegenkommt oder mich überholt um Touristen auf die Alm nahe des Isarursprungs zu fahren. Der Weg ist größtenteils gut befahrbar, allerdings machen die Wärme und der hohe Luftdruck in meinen Reifen das Fahren auf dem grob geschotterten Weg teilweise unkomfortabel. Da ich von der langen Busfahrt nicht besonders fit bin und sich die Wegbeschaffenheit mit der Dauer immer weiter für ein normales Trekkingrad verschlechtert, fahre ich nur bis zu einem der vielen kleinen Flüsse, die in die Isar münden und mache ab dort wieder kehrt.

    Auf der Rückfahrt packt mich aber wieder diese Begeisterung für die Berge. Ich mag dieses unterwürfige Gefühl gegenüber der Natur. Keine Angst, sondern Respekt ihr gegenüber. Hier hat der Mensch keinen Einfluss, kann nicht die Regeln bestimmen. Leider werde ich mich in den ersten zwei Tage schon außer Sichtweite der Berge begeben doch der kleine Anflug an Gefühlen muss mir bis hierhin reichen.

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    Ich nehme mir bereits hier vor, im kommenden Jahr über die Alpen zu fahren. Sei es der Via Claudia August Radweg oder mit dem Rennrad ein paar Pässe zu fahren.
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    Zuletzt geändert von Sysics; 24.08.2021, 09:40.

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      #3
      Tag 2 – Scharnitz > Lenggries
      63km, 3:14h, 337hm, 19°C

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      Durch den Schlafmangel konnte ich gut schlafen und bin morgens noch desorganisiert und ohne Routine. Ich breite sämtlichen Inhalt meiner Packtaschen auf den Bänken und Tischen des Campingplatzes aus und überlege noch, wie der heutige Tag gestaltet wird. Es ist ab 10 Uhr durchgehender, heftiger Regen angekündigt. Ich weiß wie schnell das Wetter hier umschlagen kann, doch es sieht noch gut aus. Eine Gruppe von Frauen, die ebenfalls mit den Rädern unterwegs sind möchten entweder bis Lenggries oder noch weiter bis Wolfratshausen fahren, notfalls in Regenkleidung. Gut, denke ich mir. Notfalls kannst du das auch, die Kleidung hast du dabei und extra für solche Umstände gekauft.

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      Auf dem Weg zum Sylvensteinspeicher darf ich als Radfahrer auf einer gebührenpflichten Straßen dahinrollen, was zu meiner guten Laune beiträgt!

      Besagte Mautstraße

      Es sollte die richtige Entscheidung gewesen sein. Es tröpfelt nur leicht und das Panorama beschert mir ein kleines Hoch, welches meine Sorgen nimmt. So geht es stets leicht bergab an der Isar entlang und zum Nachmittag klart das Wetter sogar auf. Die Straßen sind hier unglaublich leer und ich komme mir fast vor als würde ich irgendwo in den einsamen Weiten von Kanada unterwegs sein. (Das kann nur jemand sagen der nie da war und es sich einfach so vorstellt
      😁)

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      Meine Mittagspause verbringe ich am Sylvensteinspeicher und trockne in der Sonne mein Zelt. Von Wandern her bilde ich mir ein, dass ich die kleine Gewichtsersparnis beim Fahren merken werde. Tue ich letztlich nicht aber die Erfahrung muss man machen.

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      Gegen 15 Uhr nehme ich wahr wie stärkere Winde aufziehen und sich ein Unwetter ankündigt. Mein Blick in die Ferne bestätigt das aber ich ahne noch nicht, welche Wassermassen in wenigen Minuten herunterkommen werden. Ich steuere den nächsten Supermarkt an um mich mit Lebensmitteln einzudecken und als ich herauskomme, stehen sich selbst die Autobesitzer die Beine in den Bauch, weil der Weg von der Eingangstür bis zum Auto bedeuten würde bis auf die Unterwäsche komplett durchnässt zu werden. Und so warten wir zu zehnt unter dem Dach bis der Regen dann irgendwann weniger wird aber nicht nachlässt.

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      Die Stunde meiner Regenkleidung kommt und ich fahre in Regenjacke, Regenhose und Flip Flops, es ist schließlich einigermaßen warm. Um 16 Uhr überlege ich noch ob ich zum 20km entfernten Campingplatz fahre, aber ich fahre jenen in Lenggries an. Dort angekommen nimmt der Regen wieder zu und entwickelt sich wieder zu dem Monsun wie zuvor. In Momenten wie diesen bin ich froh ein großes Zelt gekauft zu haben.

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      Zum Abend klart es noch kurz auf, ehe die Nacht wieder stürmisch werden wird und meine Ohropax für einen ruhigen Schlafen sorgen müssen.

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        #4
        Tag 3 – Lenggries > Hallbergmoos
        92km, 5:00h, 323hm, 16°C

        Die Aussichten für den Rest der Woche sehen gut aus und so nehme ich mir vor die gestern liegen gelassenen Kilometer wieder einzuholen. Das Wetter kommt mir mit seinen 16-20°C sehr entgegen, da ich ohne besondere Radkleidung unterwegs bin und die Alltagskleidung keine besondere Atmungsaktivität aufweist.

        Bei den Packtaschen habe ich inzwischen mein System gefunden.
        Vorne jeweils Isomatte und Isomatte hinein, dazu Kocher, Elektronik und alles was ich den ganzen Tag über nicht brauche und Gewicht mit sich bringt. Also so etwas wie Powerbank, e-Reader, abgepacktes Abendessen usw.
        Die Gewichtsverteilung dabei nahezu identisch hinzubekommen ist noch etwas Glückssache. Das merke ich immer dann, wenn ich die Hände vom Lenker nehme und das Rad entweder quer zieht oder spurgetreu geradeaus fährt. Meine hintere linke Tasche wird mit allem befüllt was ich den Tag über brauche. Wechselkleidung, Proviant usw.
        Da ich mein Rad immer nach rechts an etwas anlehne erscheint mir diese Methode sehr sinnvoll und so freue ich mich, so schnell meine Routine und ein System gefunden zu haben mit dem ich den Rest der Tour über so verfahren werde.

        Meinen ersten Stop lege ich in Bad Tölz ein, hier gibt es ein Museum für den „Bullen von Tölz“ aber mir ist wenig nach Kultur und mehr nach Natur, weshalb ich nur in die Stadt fahre, mir die Häuser ansehe und dann weiterfahre.

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        Die Beschilderung des Radwegs ist eher mangelhaft. Die Bestätigung bekomme ich später von anderen Radreisenden, die ihr Rad wie ich auch, einmal abladen und Stufen an einem Wehr heruntertragen mussten. Kurz drauf‘ verfahre ich mich und wähle den Weg der Landstraße, um wieder auf Kurs zu kommen. Ich habe die Route zwar auf meinem Navi aber die akustistische Benachrichtigung ausgeschaltet, sobald ich vom Kurs abweiche. Anscheinend hätte man aber garnicht die Stufen heruntergemusst obwohl dort die Schilder entlang zeigten…
        Nach den Radwegen nervt es schnell die Straße mit den Autos teilen zu müssen aber wenigstens ein Ort sorgt für einen Schmunzler ehe ich wieder auf den Radweg komme.

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        Es geht durch viele Waldabschnitte und durch den regnerischen Vortag bildeten sich überall große Teiche bei denen ich belustigt meine Beine hochziehe und hindurchrolle oder im Schneckentempo hindurchfahre. Ich treffe viele Wanderer und wünsche ihnen gutes und dichtes Schuhwerk weil kein Wege herumführen.
        Bereits einige Zeit vor München fahre ich an einer wunderbaren Straße immer an der eingepferchten Isar entlang. Zum Glück habe ich vor dem Urlaub ein größeres Ritzel montiert um Steigungen hinauf zu kommen, da ich sonst an vielen Stellen hätte schieben müssen.

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        In München ankommen erfreue ich mich am Radweg und suche nach einem schönen Plätzchen für die Mittagspause. Da nichts kommt und ich heute einfach gut vorankomme, fahre ich nach München hinein, besorge mir Mittagessen und setze mich ins Getümmel des Viktualienmarktes, welcher Sonntag bei meiner Anreise noch nahezu menschenleer gewesen war.

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        Die Menschenmenge und das Manövrieren mit dem bepackten Rad machen weniger Spaß und so fahre ich schon bald aus München heraus, um zu einem Bauernhof mit Campingplatz zu fahren. Der Name des malerischen Bauernhofs ist „Hausler Hof“ und liegt so ziemlich genau in der Abflugschneise des Münchner Flughafens. Der Hof ist urig hergerichtet und der Bauer ist breit aufstellt, sodass man dort Räumlichkeiten mieten und Feste feiern kann. Mir gefällt es hier und der Flugbetrieb ruht zwischen 22 und 06 Uhr, sodass ein ruhiges Schlafen möglich ist. Die Familie ist herzlich freundlich und hier fällt mir zum ersten Mal auf, dass mich noch kein Einziger nach einem negativen Schnelltest gefragt hat, obwohl ich mich noch rechtzeitig um den zweiten Impftermin gekümmert hatte, um im Urlaub nicht auf Schnelltestsuche gehen zu müssen.

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          #5
          Tag 4 – Hallbergmoos > Goldern
          82km, 4:38h, 312hm, 17°C

          Es gackert weil ich mein Zelt nahe dem Hühnergehege aufgebaut habe. Unterbewusst bin ich schon halb wach weil die Flugzeuge wieder starten und so ist die schöne Idylle des Morgens irgendwann dahin und ich packe zusammen.

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          Die Campingplätze liegen mir entweder mit 60km zu nah oder mit 120km zu weit, sodass ich heute den Zufall entscheiden lasse, wo ich einen Schlafplatz finden werde.
          Die erste Stadt in die es mich bringt ist Freising. Ich suche die Molkerei Weihenstephan und fahre dem Schild mit dem Namen nach aber ich finde die Molkerei nicht und stelle später fest, dass die Molkerei woanders steht. Es geht für mich in die Innenstadt und an einem regionalen Stand besorge ich mir mein Frühstück.

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          Der Weg über Moosburg bis nach Landshut ist unglaublich - ........... - langweilig. Es geht stets geradeaus. Zum ersten Mal höre ich Podcast und Musik und lasse die Kurbel Umdrehung für Umdrehung drehen.

          Die Belohnung folgt jedoch mit dem Erreichen von Landshut. Die Stadt gefällt mir wirklich sehr. Eingerahmt von Stadtmauern und den Häuserfassaden fühle ich mich an Münster erinnert. Die Kirche soll die höchste Kirche weltweit sein, welche aus Backstein errichtet ist. Entgegen des gotischen Stils gefällt sie mir und beeindruckt mich. Das Mittagessen und das Gespräch mit zwei Einwohnern machen die Mittagszeit perfekt.

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          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2515.JPG Ansichten: 0 Größe: 268,6 KB ID: 3073079
          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_8964.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,26 MB ID: 3073080
          Es ist erst 14 Uhr und der Campingplatz in Landshut ist mir zu nah. Ich fahre weiter, leider ist die Isar oft hinter einem Deich versteckt. An einigen Stellen lässt es sich auf dem Deich fahren, was zwar etwas Konzentration erfordert und in der kleinen Spur zu bleiben aber besser als die ständige Steinpiste entlang zu fahren.

          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2527 (Benutzerdefiniert).JPG Ansichten: 0 Größe: 107,8 KB ID: 3073092

          Unterwegs entdecke ich im Mitten vom Nirgendwo (Oberpöring) eine Radrennbahn. Die Packtaschen mache ich aber nicht ab um eine Runde zu drehen, das kommt mir minimal lächerlich vor aber trotzdem toll mal eine Bahn in echt gesehen zu haben.

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          Gegen 16 Uhr schaue ich per Google Maps wo in der Umgebung ein paar Bauernhöfe liegen. In Gesprächen mit Radreisenden wurde mir nun schon mehrfach gesagt wie freundlich die Bauern hier sind, dass ich es überprüfen möchte. Die letzten Kilometer werden nochmal richtig schweißtreibend. Obwohl es an der Isar meistens leicht bergab geht, gibt es genau jetzt drei fiese Steigungen welche ich dann schieben muss. Ich verlasse kurz den Radweg und schiebe nach Goldern hinauf. Ich versuche es am Ortseingang einfach direkt links und komme beim scheinbar freundlichsten Bauern der gesamten Region unter, so herzlich nimmt er mich auf!

          Ich baue schnell mein Zelt auf und setze mich zum Abendessen auf ein paar aufgeschichtete Baumstämme im hinteren Teil des Hofs und sehe mir den Sonnenuntergang an. Es ist aber nicht alles so schön wie es scheint. Die 30 Metern entfernte Kirche schlägt zu jeder Viertelstunde einmal und zu jeder Stunde so häufig, wie es Uhrzeit ist. Ich werd' nicht mehr... ich glaube bis 24 Uhr ging der Gong und morgens um 5 oder 6 Uhr ging es wieder los. Der Bauer meinte zuvor noch das mir die drei Gockel in der Nachbarschaft den Morgen ankündigen würden aber von denen habe ich wirklich nichts mitbekommen. Der Kirchturm hatte es aber echt in sich.

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          Zuletzt geändert von Sysics; 24.08.2021, 11:23.

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          • Sysics
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            #6
            Tag 5 – Goldern > Deggendorf (Kapfelberg)
            82km, 4:30h, 290hm, 20°C

            Pausentage, was sind Pausentage?
            Das Wetter bleibt wie angekündigt stabil, einige Wolken, wenig Wind. Nach der Nacht in der Abflugschneise und neben dem Kirchturm ist mir nach einem ruhig gelegenen Campingplatz zumute. Der in Deggendorf ist mir zu zentral und so geht es später nur eine kleine Ortschaft weiter auf einen sehr ursprünglich gehaltenen Campingplatz auf einem Berg.

            Gleich zum Start der Tour geht es erst einmal das hinab, was ich gestern hoch geschoben bin. Es stehen mal 60km/h auf dem Tacho aber das Rad rollt wie ein Panzer. Inzwischen bin ich gänzlich im Urlaubsmodus, lebe in die Tag hinein, mich treiben keine Sorgen. Höchstens schiebt mich der leichte Rückenwind nach Deggendorf und so genieße ich es jetzt vollends, weil ich die Gewissheit habe das ich schon bald an mein Ziel komme. Die anfänglichen Gedanken das ich noch Probleme mit dem Rad haben würden, stellen sich als unbegründet heraus. Lediglich jetzt stellen sich ähnlich wie beim Wandern unvermeidbare Verschleisserscheinigungen an den Handgelenken ein, denen ich vielleicht mit Handschuhen entgegen wirken könnte.
            Überraschenderweise ist der Brooks ohne Radhose wirklich gut zufahren.

            Die Berge sind längst außer Sichtweite und es wird monotoner und die Städte kleiner. Meine Mittagspause halte ich an Landau ab. Nicht mein Landau meiner Heimat in Nordhessen aber genau so bergig!
            Es wäre jetzt der richtige Zeitpunkt um zu sagen das die Brezen in Bayern meinen Gusto treffen und ich hätte mitzählen sollen, wie viele Brezen auf der Tour mein Treibstoff sein würden. Ich glaube pro Tag waren es mindestens 3 Stück 😄
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ID: 3073087

            Ein wenig Nieselregen tritt ein aber das Anziehen einer Regenjacke tut nicht not. In der Ferne entdecke ich den Bayrischen Wald und erahne schon Deggendorf.
            Die Stadt selbst ist klein und die Mündung der Isar in die Donau habe ich längst verpasst. Dramatisch spektakulär stelle ich es mir nicht vor und so bin ich wenig traurig darum, es nicht gesehen zu haben. Der Stadtkern von Deggendorf ist schön und sollte mir den Tag drauf in Straubingen ein Dejavu-Erlebnis bescheren.

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ID: 3073089
            Das letzte Stück nach Kapfelberg geht gerade noch so auf dem kleinsten Gang hoch zu fahren, der Endgegner, die letzten 50 Meter zum Grundstück des Campingplatzes würde ich vermutlich nur mit einem Sprint auf dem Rennrad hinauf kommen. Das Rad samt Packtaschen muss ich trotzdem hochschieben und ich bin wieder überrascht wieviel Gewicht das Rad aufbringt und wie vergleichsweise gut es in der Ebene rollt.

            Der Ausblick ist toll, ich erahne sogar in der Ferne anhand des Qualms das Kraftwerk vom Tag wo ich auf dem Bauernhof geschlafen habe. Der Sonnenuntergang wird mit einem Timelapse Video eingefahren und der Tag mit einer ausgiebigen Dusche beendet.

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ID: 3073090

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            • blauloke

              Lebt im Forum
              • 22.08.2008
              • 9204
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              Schöne Tour durch schöne Orte. Landshut und Straubing sind schon sehenswert. Freue mich auf die Fortsetzung des Berichts bis Regensburg.

              Wie sich die Bilder gleichen.

              Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC05292_1.jpg Ansichten: 0 Größe: 335,5 KB ID: 3073126
              Von Regensburg bis Deggendorf sind wir entgegen gesetzt gefahren, dann aber weiter die Donau entlang nach Passau.
              https://www.outdoorseiten.net/vb5/fo...rg-nach-passau
              Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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              • Meer Berge
                Fuchs
                • 10.07.2008
                • 2381
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                Sehr schöner Bericht!
                Landshut hat mir im Sommer auch sehr gut gefallen. Ich kam von Hamburg und bin in die Alpen geradelt.
                Wegen des heftigen Regens in den Tagen habe ich sogar einen ganzen Pausentag hier in der JH verbracht.
                Überhaupt war ich überrascht, durch wie viele wunderschöne Orte ich in D geradelt bin - auf Wanderungen vermeide ich ja üblicherweise Asphalt.

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                • Sysics
                  Gerne im Forum
                  • 27.04.2017
                  • 94
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  Tag 6 – Deggendorf (Kapfelberg) > Pfatter
                  51km, 2:39h, 117hm, 18°C

                  Wenn ich wie sonst üblich einmal im Jahr zum Wandern in den Urlaub gefahren bin, war es mir relativ egal auf welcher Isomatte ich schlafe, so müde war ich von den ungewohnten langen Belastungen zu Fuß. Bis hierhin habe ich aber nahezu schon 10.000km auf dem Rennrad in den Beinen und so bin ich nach den Tagen im Sattel noch zu etwas zu gebrauchen. Das hat zur Folge das ich mich abends nicht todmüde auf die Matte bette und als Seitenschläfer muss ich mir bald nochmal eine dickere Matte aussuchen. Auf dem Fahrrad ist das so herrlich einfach, weil ich weder auf Packmaß, noch auf Gewicht achten muss 😊

                  Ich muss heute nur bis spätestens 15 Uhr in Pfatter ankommen, damit ich noch bei Freunden unterkommen kann. Entsprechend gemütlich und entspannt geht der Morgen zu, ich trinke einen großen Kaffee und freue mich auf Straubigen.

                  Ich fahre erst einmal los, komme durch schöne Felder, welche am Rand mit Sonnenblumen gespickt sind und halte die Augen nach der ersten Bäckerei für mein Frühstück auf.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2583 (Benutzerdefiniert).JPG Ansichten: 0 Größe: 100,2 KB ID: 3073171

                  Wie es der Zufall möchte, treffe ich in einer Bäckerei ein, welche wahrlich ein reichhaltiges Angebot aufgefahren hat. Auf großen Tafeln steht „GRUNDVERSORGUNG“ geschrieben – definitiv. Ohne Brezen wäre meine Tour genau so gut gelaufen, aber ich bleibe dabei, der Brezenzähler erhöht sich um zwei und daneben wird ein Brioche gekauft. Ich fahre aber noch weiter, um eine schöne Stelle zum Frühstücken zu finden aber nach einer Stunde Fahrzeit und im Ort Bogen angekommen, setze ich mich einfach in die Nähe des kleinen Bahnhofs, weil die Donau einfach nicht in Sicht kommen will.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2588 (Benutzerdefiniert).JPG Ansichten: 0 Größe: 156,0 KB ID: 3073170
                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_E8996.JPG Ansichten: 0 Größe: 3,56 MB ID: 3073172

                  Entweder hat der Angestellte der Stadt gewartet oder es war Timing, dass er mit dem Laubbläser anfängt, als mein Frühstück beendet ist.

                  Putzmunter fahre ich weiter und erblicke zum ersten Mal die Donau. Die Erkenntnis ist aber ernüchternd: Es ist halt ein breiter Fluss. Schimpft mich Banause aber nach 6 Tagen Isar ist meine Begeisterung für noch mehr Wasser einfach aufgebraucht

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2591 (Benutzerdefiniert).JPG Ansichten: 0 Größe: 134,4 KB ID: 3073173

                  Als ich in Straubingen einfahre, entdecke ich nicht direkt den Ortskern und frage mich fast, ob die Stadt einen solchen überhaupt zu bieten hat. Nach zwei Mal Abbiegen finde ich ihn aber und als ich den Platz betrete muss ich mich doch fragen, ob ich im Kreis gefahren bin und wirklich in Straubingen bin.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2597 (Benutzerdefiniert).JPG Ansichten: 0 Größe: 91,2 KB ID: 3073174

                  Warum?

                  Weil der Marktplatz absolut identisch zu dem aus Deggendorf ist, so meine ich jedenfalls. Ich kenne Straubingen eigentlich nur von DHL Sendungen. Hier gehen scheinbar häufig Pakete im Verteilzentrum hindurch und zur Reise in den Norden. Es wird keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen und so fahre ich von hier aus wieder auf den Donauradweg und schrubbe die letzten Kilometer bis Pfatter.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2603.JPG Ansichten: 0 Größe: 119,4 KB ID: 3073175

                  Meine Meinung zum Isar- und Donauradweg sind sich in einem Aspekt einig aber ich werde ihn am Ende des nächsten Eintrags schildern.

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                  • Sysics
                    Gerne im Forum
                    • 27.04.2017
                    • 94
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    Tag 7 – Pfatter > Wörth an den Donau > Pfatter
                    27km, 1:26h, 108hm, 27°C

                    Ich gönne mir einen Tag Pause in Pfatter und fahre am Nachmittag nur hinüber nach Wörth an der Donau. Um 16 Uhr hat die Innenstadt bereits die Bordsteine hochgeklappt. Ich schiebe hinauf zur Burg, welche zu einem Seniorenheim umgebaut ist. Meine nüchterne Feststellung: Ich habe schon schlechtere Seniorenheime erlebt. Dekadent.

                    Gerade heute merke ich, dass die Beine einiges an Spannung haben – also leichte Ermüdungserscheinungen zeigen. Bis hierhin bin ich in einem Rutsch 370km und 20h gefahren, die Armgelenke melden sich heute besonders und die Abgeschlagenheit macht sich breit. Außerdem ist es wirklich schwül und ich merke wie förderlich die milden Temperaturen in den vorherigen Tagen gewesen ist!

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2607.JPG Ansichten: 0 Größe: 156,8 KB ID: 3073207

                    Tag 8 – Pfatter > Regensburg
                    33km, 1:52, 67hm, 19°C
                    Welch Wohltat am Morgen aufzuwachen und einfach nur die Bettdecke weg zu ziehen. Kein Zelt einpacken, keine Isomatte ablassen, kein Stopfen des Schlafsacks. Zwar suche ich diese Entschleunigung gerne, aber es zeigt mir doch immer wieder, an welch rudimentären Dingen ich mich nach ein paar Tagen in der Natur erfreuen kann.
                    Das Rad ist bereits am Vortag gepackt und so geht es für mich um halb 10 nach Regensburg, ehe mein Zug um kurz nach 12 Uhr fahren soll.
                    Ich schrieb etwas von der Gemeinsamkeit der beiden Radwege: Man fährt stellenweise einfach hinter dem Deich. Die Schönheit des Flusses muss man sich in seiner Fantasie erdenken.
                    Ich habe schon einiges an Berichten und Büchern gelesen, wie Menschen über den Donauradweg in Richtung Balkan gefahren sind und dachten das der Donauradweg eine gute Idee sei. Dort wurde oft geschildert das die Leute es nach ein paar Tagen des monotonen Fahrens einfach satt hatten – ich kann sie jetzt verstehen.

                    Die ersten Zipfel der Kirchen kündigen Regensburg an und ich erkunde noch weiter die Innenstadt, ehe es zum Zug geht.




                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2610.JPG Ansichten: 0 Größe: 78,3 KB ID: 3073203
                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2612.JPG Ansichten: 0 Größe: 90,7 KB ID: 3073205

                    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2619.JPG Ansichten: 0 Größe: 154,2 KB ID: 3073206

                    Es folgt: Hass, Wut, Panik meinerseits und Empathielosigkeit und kalte Schulter des Bahnpersonals. Meine Rückfahrt soll 12 Stunden dauern.
                    2x RE (Regensburg > Hof > Leipzig)
                    1x IC (Leipzig > Braunschweig)
                    2x RE (Braunschweig > Osnabrück > Münster)

                    Bereits bei der Einfahrt in Regensburg ist der Zug gerammelt voll, morgen hat die GDL einen weiteren Streik über zwei Tage angekündigt. Das Abteil für Fahrräder ist voll. Das Personal der Bahn sagt das absolut kein Platz mehr für Räder da ist.
                    Wahnsinn wie ein einziger Satz eine Lawine von Emotionen und das Gedankenkarussell lostreten können. Ich flüchte panisch in den Zug, einfach aus Reflex. Wie soll ich sonst noch vor dem Streik nach Hause kommen? Ich habe eine Zugbindung, ich glaubs nicht. Mein Puls ist wahrscheinlich der höchste seit 8 Tagen. Von Entspannung keine Spur mehr.
                    Irgendwie werden Fahrräder gestapelt und ineinander gekeilt, sodass doch noch Platz da ist. Im nächsten Zug und in den darauffolgenden auch wird es absolut keine Probleme darstellen und das Personal ist sehr verständnisvoll. Danke.
                    In Leipzig ankommen wird noch ein Personenunfall auf den Gleisen gemeldet. Abfahrtszeit ungewiss. Das Handy wird herausgeholt, schon alle möglichen Konstellationen geprüft. Puh… 8 Tage ohne Stress, das stecke ich jetzt überhaupt nicht leicht weg. Wir rollen mit 30 Minuten Verspätung aus dem Bahnhof und es geht über diverse andere Bahnhöfe und Verbindungen dann schlussendlich doch nach Münster. Ich rolle Nachts um 1 Uhr durch die leere Innenstadt, erst jetzt merke ich wie fertig mich die lange Zugfahrt gemacht hat.
                    Zuletzt geändert von Sysics; 24.08.2021, 20:54.

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                    • Sysics
                      Gerne im Forum
                      • 27.04.2017
                      • 94
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      Zahlen, Daten, Fakten und mein Fazit
                      • Platte Reifen: 0
                      • Verlorene Gegenstände: 3/8 Zoll Stativschraube
                      • Fahrdauer, Zeit, Tage: 462km, 25h, 8 Tage
                      • Regentage: 0,25
                      • Wärmste Temperatur: 31°C
                      • Kälteste Temperatur: 12°C
                      • Verbrannte Kalorien: Genug
                      • Zugeführte Nahrung: Genug
                        • Davon Brezen: Zu viele
                      Schlafplätze
                      • Campingplatz: 5/8
                      • Bauer: 1/8
                      • Privat: 2/8
                      • Schönstes Erlebnis: Das einsame Fahren auf den Straßen an Tag 2 in Richtung Sylvensteinspeicher
                      • Unschönstes Erlebnis: Die Erkenntnis das der Kirchturm gnadenlos durchschlagen wird
                      • Folgen des Urlaubs:
                        • Ein zufriedener Brooks Fahrer mehr
                        • Eine neue Isomatte wird gekauft werden
                        • Die Erkenntnis das Radreisen toll ist und meine Entscheidung der Radreise nach Asien jetzt schon die Richtige war
                      Die Bewertung könnte so ausfallen: Stark angefangen, stark nachgelassen.
                      Ich mag die Berge zu sehr, als dass ich mich an ihnen satt sehen könnte. Es verwundert daher wenig das mir die ersten beiden Tage besonders gut gefallen haben.
                      Die Wege sind gut, die Beschilderung teilweise mangelhaft. Wenn ich irgendwann mehr Radwege gefahren bin, dann weiß ich bestimmt eher wo ich nach den kleinen Schildern Ausschau halten muss, jetzt musste ich häufiger nahezu anhalten um zu sehen ob ich richtig bin.
                      Anders als beim Wandern merke ich jedoch nicht ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, weil die Pfade nicht ausgetreten sind. Aber der technologische Fortschritt helfen zur Not. Verfahren habe ich mich daher nur einmal.

                      Den Donauradweg werde ich bestimmt nicht fahren, ich werde mir für die Zukunft entweder gar keine Radwege heraussuchen und nur nach Zielen oder Regionen fahren oder Radwege wählen, die eine spannende Landschaft mit sich bringen. Aber, aber, das klingt alles so negativ. Es geht häufig sanft bergab, die Wege sind gut, der Wind kommt wahrscheinlich meistens von hinten und so weiß ich darum das es wirklich fahrradunfreundlichere Bedingungen und Strecken gibt!

                      Ps.: Danke fürs Lesen. Das hat tatsächlich Spaß gemacht und das Planen und Schreiben des Berichts rief mir nochmal die kleinen und großen Dinge des Urlaubs zurück ins Gedächtnis. Außerdem werde ich demnächst öfters auch andere Reiseberichte lesen weil ich merke, wie viel Arbeit dort hinein gesteckt wird.
                      Zuletzt geändert von Sysics; 25.08.2021, 08:16.

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                      • qwertzui
                        Alter Hase
                        • 17.07.2013
                        • 3150
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        Sehr schön so ein Reisebericht bei dem man zumindest für Tag 1 bis 3 jeden Stein persönlich kennt.

                        P.S. wenn du dich fragst, ob du in Straubingen bist, lautet die Antwort: nein (en zu viel)

                        ​​​​​​​

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                        • Sysics
                          Gerne im Forum
                          • 27.04.2017
                          • 94
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          Wenigsten ist Straubing konsequent über den gesamten Bericht falsch geschrieben. Im Diktat würde das auch nur als ein einzelner Fehler durchgehen? 🤗

                          Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                          Überhaupt war ich überrascht, durch wie viele wunderschöne Orte ich in D geradelt bin - auf Wanderungen vermeide ich ja üblicherweise Asphalt.
                          In Anbetracht der Distanzen die man zu Fuß zurücklegen muss um von etwas Sehenswertem zum nächsten zu gelangen, ist das verständlich. Ich glaube auch das Deutschland viel Kultur und unterschiedlichste Bauweisen zu bieten hat. Finden wird man diese schätzungsweise nie in Großstädten.
                          In Bayern waren die Häuser ziemlich bunt, das kenne ich aus Münster und der Heimat garnicht. Entweder ist es dann Backstein oder Fachwerkhaus.

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                          • Sanne4274
                            Anfänger im Forum
                            • 14.12.2020
                            • 46
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            Das Abteil für Fahrräder ist voll. Das Personal der Bahn sagt das absolut kein Platz mehr für Räder da ist.
                            Wahnsinn wie ein einziger Satz eine Lawine von Emotionen und das Gedankenkarussell lostreten können. Ich flüchte panisch in den Zug, einfach aus Reflex. Wie soll ich sonst noch vor dem Streik nach Hause kommen? Ich habe eine Zugbindung, ich glaubs nicht. Mein Puls ist wahrscheinlich der höchste seit 8 Tagen. Von Entspannung keine Spur mehr.
                            Irgendwie werden Fahrräder gestapelt und ineinander gekeilt, sodass doch noch Platz da ist.
                            Danke für diesen Beitrag. Die Zugfahrten sind für uns auch immer der neuralgische Punkt. Um einen ICE-Stellplatz zu buchen, muss man vermutlich ein Jahr vorher seine Tour planen, und die online-Buchung bzw. App ist dafür überhaupt keine Hilfe, da die (Nicht-)Verfügbarkeit erst am Ende des Buchungsvorgangs angezeigt wird.
                            In den Regionalzügen ist es dann oft Hoffen und Bangen (kommen wir zu viert mit oder muss eine/r zurückbleiben?) und Stapelei zu vieler Räder auf zu kleinem Raum. Kein Vergnügen und verursacht definitiv Stress bei uns.

                            Zu den Flussradwegen: ja, kann langweilig sein. Man erkauft sich den Komfort meist geringer Steigungen mit der Fahrt durch wenig abwechslungsreiche Landschaften. Oder auch: die schönsten Klärwerke Deutschlands 😉

                            Trotzdem mag ich Radurlaub so gern, und sogar unsere Kinder finden es in Ordnung!

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                            • Sysics
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                              • 27.04.2017
                              • 94
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              Bahn fahren heißt Fuchs sein. Und Glückspilz, leider.

                              Das Problem wird sich in den nächsten Jahren sicherlich verschärfen, weil es mehr und mehr Menschen mit dem Rad in den Urlaub zieht. Da müssen sie sich was einfallen lassen, einfach nen Wagon dranhängen und das DEUTSCH SEIN(!!!) mal sein lassen -> diese Mentalität das man sich so absichert das man bloß nicht verklagt werden kann, ist haarsträubend. Sicher, die Bahnangestellten haben ihre Vorschriften aber da muss auch Spielraum sein, der ausgeschöpft werden darf. Mir fehlt es an einigen Stellen an gesunden Menschenverstand.

                              Ich hatte im Vorfeld erstmal nur die längsten Zugstrecken genommen (also eine einzelne) und geprüft ob dort Stellplätze frei waren. Also habe ich erst einmal geschaut wo ich nicht weiterkomme und mich dann von dort um die Zugfahren davor und danach gekümmert.
                              Mit den Regiozügen und "wenn voll, dann voll" ist auch keine brauchbare Lösung...

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                              • Flachlandtiroler
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                                Moderator
                                Liebt das Forum
                                • 14.03.2003
                                • 30316
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #16
                                Zitat von Sysics Beitrag anzeigen
                                Ich schrieb etwas von der Gemeinsamkeit der beiden Radwege: Man fährt stellenweise einfach hinter dem Deich. Die Schönheit des Flusses muss man sich in seiner Fantasie erdenken.
                                Ich habe schon einiges an Berichten und Büchern gelesen, wie Menschen über den Donauradweg in Richtung Balkan gefahren sind und dachten das der Donauradweg eine gute Idee sei. Dort wurde oft geschildert das die Leute es nach ein paar Tagen des monotonen Fahrens einfach satt hatten – ich kann sie jetzt verstehen.
                                Jo. Im Vorfeld unserer Planung habe ich auch gleich klar gestellt, dass ich kein Flußtal lang eiern will. Unsere Strecke reduzierte sich auf anderthalb Tage Deiche, das war mal nett hat aber dicke gereicht... gut und bequem zu fahren und zu finden, bisschen Aussicht gibt es auch aber Abwechslung tut spätestens am zweiten Tag Not.
                                Dazu verschob sich der Altersschnitt von "deutlich jünger als wir" zu "deutlich älter als wir". Immerhin finden sich erheblich mehr Möglichkeiten für den Einkehrschwung (was nicht schwierig war ggü. der Zonengrenze, wo's immernoch quasi nichts gibt).

                                Bereits bei der Einfahrt in Regensburg ist der Zug gerammelt voll, morgen hat die GDL einen weiteren Streik über zwei Tage angekündigt. Das Abteil für Fahrräder ist voll. Das Personal der Bahn sagt das absolut kein Platz mehr für Räder da ist.
                                Ich hatte den Medien entnommen, während des Streiks (der hätte unsere Anreise betroffen) solle man doch a) gleich am besten seine Fahrt (um eine Woche...) verschieben und b) Fahrräder im Fernverkehr doch "aufgeben" (schon das Wort...) statt auf gebuchte Plätze zu stellen.
                                Da rächt sich, dass die DB im Fernverkehr kein Konzept für Radtouristen oder -pendler hat. Sogar die grünen Busse kriegen das hin. (OT: Und ein Konzept für ihre Lokführer scheinen sie auch nicht zu haben.)

                                Im Ergebnis haben wir dankend auf Zugbeförderung verzichtet, wir haben die ersten Quartiere entsprechend anders gebucht und Bahnfahren kam lediglich in Form einer Kurzstrecke vor.
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                                • Flachlandtiroler
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                                  • 14.03.2003
                                  • 30316
                                  • Privat

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                                  #17
                                  Zitat von Sanne4274 Beitrag anzeigen
                                  Die Zugfahrten sind für uns auch immer der neuralgische Punkt. Um einen ICE-Stellplatz zu buchen, muss man vermutlich ein Jahr vorher seine Tour planen, und die online-Buchung bzw. App ist dafür überhaupt keine Hilfe, da die (Nicht-)Verfügbarkeit erst am Ende des Buchungsvorgangs angezeigt wird.
                                  Buchung ist IMHO drei (Automaten) oder sechs Monate vorher möglich.
                                  Meine Reisen (Karte)

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                                    • 11.05.2017
                                    • 922
                                    • Privat

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                                    #18
                                    Interessanter Bericht.
                                    OT:
                                    Flußradwege: Es gibt auch einige mit teilweise ordentlich Steigung (Saale, (Weiße) Elster, Mulde).

                                    Hier gibt es meist keine Problem mit der Fahrradbeförderung. Es gibt genug Platz bis auf wenige Ausnahmen: Berlin von/nach Ostsee, Elberadweg bei Dresden, kürzere Züge wegen Baustellen.

                                    Mit Fahrrad-Plätzen im ICE (Leipzig München) hat es bei mir bisher geklappt, ich bin aber auch nicht direkt am WE gefahren.

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                                    • lina
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                                      • 12.07.2008
                                      • 44522
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                                      #19
                                      Es zwingt einen ja nix, auf dem Flussradweg zu bleiben (das wird gerne und leicht übersehen). Das Gelände drumherum ist immer auch noch da

                                      Hier hilft übrigens naviki: Mal die Optionen durchklicken und schauen, welche davon besser aussieht :-)
                                      Zuletzt geändert von lina; 22.09.2021, 12:48.

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                                      • Wafer

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                                        • 06.03.2011
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                                        #20
                                        Hallo Sysics.

                                        Habe deinen Bericht gerade verschlungen - schön zu lesen! Danke!

                                        Zum Thema Flussradwege: Je weiter du an der Donau von Wien weg kommst, desto besser wird es. Allerdings muss man fairerweise sagen: wenn keine Deiche mehr da sind, wird der Radweg auch weiter weg von Fluss geführt. Allerdings bin ich auch noch nicht weiter als bis Budapest gekommen.

                                        Zum Thema Bahn und Rad: Da sind meine Erfahrungen auch nicht die Besten. Ich habe das Gefühl, die Plätze in IC und ICE sind immer ausgebucht und in der Realität fährt man dann alleine im Radabteil. Das klappt alles noch nicht so richtig.

                                        Viele Grüße

                                        Wafer

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