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Lockdown, Lockdown, Lockdown - man kann es nicht mehr hören. Dieses Jahr setzen sie nun als “Notbremse” auch noch Ausgangssperren oben drauf. Auch in Brandenburg. Das heißt, dass Wildzelter nun auch noch mit extra teuren Bußgeldern wegen Bruchs der Ausgangssperre belegt werden können. Ich denke, die Chance, dass man verpfiffen wird, ist in Brandenburg gar nicht so gering. Es finden sich immer wieder Leute, die draußen Zelten für illegal halten und die Polizei rufen würden. Und das kann dann schnell mal mehrere hundert Euro kosten.
Die Alternative Mecklenburg ist natürlich wie im Vorjahr auch wieder absolut dicht, und in den benachbarten polnischen Wojewodschaften ist die Inzidenz 4 - 8x höher als in Brandenburg (Polen ist seit 21.3.2021 sogar Hochinzidenzgebiet). Vor Rückkehr ist ein PCR-Test vorgeschrieben, danach 14 Tage Quarantäne, natürlich ohne Lohnfortzahlung.
In Brandenburg gibt es allerdings einen Vorteil gegenüber anderen Bundesländern: die Landkreise werden jeweils für sich bewertet. Vor Ostern lagen aber dennoch alle bösen Landkreise seit 3 Tagen über der 100er-Inzidenz und unterliegen seitdem der nächtlichen Ausgangssperre.
Nur ein allerletzter lieber Brandenburger Landkreis konnte seine 7-Tage-Inzidenzen mit 60 - 70 vor Ostern noch deutlich unter 100 halten: der LK Uckermark. Ja, das sind offenbar die letzten, die noch artig auf Angela Merkel hören, welche hier groß wurde (“Klassentreffen in der Uckermark”).
Also: ein einziger Lichtblick in der Corona-Wüste des Berliner Umlands. Und es gibt sogar ein paar Paddelgewässer im Landkreis Uckermark. Das Küstrinchen wäre zB eine Möglichkeit. Aber da scheitert es schnell am Auto-Zurückholen. ÖPNV verkehrt hier im Grenzgebiet zum hermetisch abgeschlossenen Mecklenburg nur äußerst spärlich. Auch darf man natürlich nicht am rechten Ufer anlegen, das gehört schon zu Mecklenburg und das Betreten dieses Ufers würde eine ungemeine Erhöhung des dortigen Infektionsrisikos bedeuten.
Besser wäre ein Seengebiet, in dem man einfach wieder zum Ausgangspunkt zurückpaddelt. Und da sticht das Templiner Seengebiet ins Auge.
Klar, diese Seen sind nicht bekannt für besonders sauberes Wasser, und klar, sie sind im Sommer auch touristisch überlaufen. Aber zZ sind die meisten Motorboote noch eingesperrt auf ihren Winterliegeplätzen, und da Touristen sowieso nicht beherbergt werden dürfen, können auch höchstens Einheimische oder Tagesbesucher aufs Wasser. Also wird es noch relativ einsam sein.
Es sei denn, hunderte Berliner kämen auf einmal auf dieselbe Idee und flüchten in die ausgangssperrenfreie Uckermark.
Fürs Wildcampen ist die Gegend eher nicht so geeignet. Die Stadt Templin mag es gar nicht, ihr großflächiges Stadtgebiet inklusive eingemeindeter Dörfer ist voll erschlossenes Touristengebiet und in den vielen großflächigen Naturschutzgebieten und dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin verbietet es sich von selbst.
Naja, schön ist das nicht, aber es gibt halt auch keine Alternative (alle offiziellen Biwak- und Campingplätze unterliegen ja dem Beherbergungsverbot).
Wir brauchen trotzdem mal wieder dringend eine mehrtägige Auszeit in der Natur, also riskieren wir es.
Karfreitag ¾1 machen wir uns auf den Weg nach Templin, tuckern die 94km hauptsächlich über Landstraßen und kommen kurz nach ½3 an einer ausgewiesenen Slipstelle an der Seestraße an (Map). Auf dem direkt danebenliegenden freien Parkplatz bauen wir das Boot auf und parken den Wagen für die nächsten 3 Tage. Während des Aufbaus lassen wir das Gepäck noch in der Deckung des Wagens stehen, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu wecken.
Ab und zu kommen Spaziergänger vorbei, eine Familie slipt ihr kleines Motorboot für einen Angelausflug auf den Templiner Stadtsee.
Kurz nach ½4 sind auch wir endlich auf dem Wasser. Es ist heiter, aber kühl und windig. Der Wind bläst aus W bis NW mit Böen von 30 - 60km/h. So halten wir uns im Windschatten des NW-Ufers des 2.5km langen Templiner Stadtsees und paddeln in Richtung NO:

Zunächst sind die Ufer noch bebaut und es wird auch weiter zersiedelt:

.... (gelöscht) ...
Zum Beginn des letzten Drittels des Templiner Stadtsees hatte ich mir zu Hause schon ein paar im Satellitenbild geeignet aussehende Zeltstellen herausgesucht und bin jetzt gespannt, wie sie real aussehen.
Tatsächlich sehen die Stellen sehr gut aus. Aber: sie sind beide bereits besetzt. Angler haben sich hier mit ihren Tarnzelten niedergelassen und verbringen die Nacht draußen. Der ganze Templiner See ist DAV-Angelgewässer, was mit großen Schildern am Ufer kundgetan wird. Geangelt wird auf Aal, Barsch, Brassen, Gründling, Güster, Hecht, Karpfen, Kaulbarsch, Quappe, Rotauge, Rotfeder, Schleie, Spiegelkarpfen, Ukelei und Wels.
Na ok, es ist uns sowieso noch ein bisschen zu früh. Wir paddeln weiter und überqueren den Bruchsee. Nach 600m, kurz vor der Straßenbrücke der L109, befindet sich ein Park- und Pausenplatz, der heute auch von 2 Wohnmobilen belegt ist. Wilde Camper, böse Treiber des Infektionsgeschehens! Haben sich also doch noch ein paar andere Leute aufgemacht in die ausgangssperrenfreie Uckermark.
Wir unterqueren die Straßenbrücke und gelangen in den 3km langen Fährsee. Der Fährsee ist Bestandteil der 22km langen Bundeswasserstraße “Templiner Gewässer”.
Bundeswasserstraße? Oh, ich merke gerade, mein aufgeklebter Bootsname, der auf deutschen Bundeswasserstraßen unbedingte Pflicht ist, ist auch bereits wieder abgefallen.
Ein Rohrweihen-♂ fliegt, von uns vollkommen unbeeindruckt, in geringer Höhe das Ufer ab auf der Suche nach Beute.
¾5 finden wir eine geeignete Zeltstelle, gerade noch außerhalb des Biosphärenreservates. Fast 5km sind wir heute gepaddelt.
Trübe, grau und kalt, der Blick auf den Fährsee:


Hinterland mit einigen alten Buchen und Kiefern:

Ein schöner Platz direkt am Ufer, ja, hier bleiben wir:


Es bleibt zunächst grau, kalt windig - ungemütlich. Spät am Abend kommt aber doch noch mal die Sonne durch:





Es gibt hier zwar eine provisorische Anglerbank angelehnt an einen Baum, aber keine offensichtliche Feuerstelle. So begnügen wir uns mit dem Künzi:

Zur Nacht hin klart es ganz auf:

Entsprechend sternenklar und kalt wird die Nacht.
Der Samstagmorgen begrüßt uns mit Sonne und Wind:




Der Wind kommt nicht mehr wie gestern aus westlicher Richtung, sondern hat auf Nord gedreht. So bläst es jetzt über den See voll ins Lager. Den Künzi müssen wir hinter einem größeren Windschutz verstecken.
Nach Müsli und Kaffee geht es wieder aufs Wasser. Kurz vor 11 Uhr paddeln wir los in Richtung Osten. Nach 750m haben wir das Nordufer des Fährsees erreicht und paddeln im Windschatten weiter. Ein paar Angler in kleinen Motorbooten sind schon seit dem Morgen auf dem See und freuen sich ebenfalls über den Windschatten des bewaldeten Hochufers. Das Ufer erhebt sich hier bis 73müNN (“Silberberg”), 21m über den Seespiegel.
Im Osten passieren wir die “Engelsburg” und machen einen Abstecher auf den Labüskekanal (für Motorboote gesperrt) und den Labüskesee. Hier ist es mal richtig abgelegen. Der Biber hat überall seine Spuren hinterlassen. Die Vögel tirilieren, Spechte trommeln auf ausgesuchten Totholz-Resonanzkörpern, Kraniche trompeten im Erlenbruchwald, die Rohrweihe ist auch wieder aktiv. Keine Verkehrsgeräusche mehr. Sehr schön hier.
Labüskekanal:

Pause am Seeufer:

Gegen 1 Uhr machen wir uns auf den Rückweg. ¼3 Mittagspause, auf dem Rastplatz hinter der Straßenbrücke essen wir etwas. Wir paddeln weiter nach Templin und legen kurz am Auto an, wo wir zwischenzeitlich angefallenen Müll deponieren und den großen Beutel mit den Ostereiern ins Boot nehmen. Morgen ist ja Ostersonntag.
Dann geht's einen Viertelkreis rund um die Altstadt von Templin. Um ¼5 gelangen wir an die Schleuse Templin. Lassen sie uns im Lock down im "Lockdown"?
Das Ampellicht zeigt rot. Im Netz heißt es, die Schleuse sei ab dem 1.4. von 7 bis 21 Uhr geöffnet. Aber daneben heißt es auch, "Die Wasser- und Schifffahrtsämter können jeweils für ihren Zuständigkeitsbereich vorübergehend von den festgesetzten Betriebszeiten abweichende Betriebszeiten anordnen". Wegen Lockdown geschlossen?
Das gesamte Schleusen-Areal ist videoüberwacht. Von alleine öffnet sich nichts.
Erst als wir am Steg vor der Schleuse einen grünen Hebel betätigen und damit die Schleusung anfordern, gibt es eine Reaktion auf der Anzeigetafel. Hurra, wir müssen nicht umtragen!
Kurz darauf öffnen sich die Schleusentore. Dann warten wir artig auf das grüne Licht und paddeln in die Schleusenkammer.
In der Mitte der Schleusenkammer finden wir zwei Hebel, einen grünen und einen roten. Eine Erklärung kann ich auf die schnelle nicht entdecken. Da wir aber nichts weiter vorhaben als die Schleusung normal weiter abzuwickeln, entscheiden wir uns für den grünen Hebel.
Richtig geraten, wenig später verrät uns die Anzeigetafel, der rote Hebel sei für den Stopp des Vorgangs zu betätigen.
Nun warten wir noch eine Minute, in der nichts passiert, und dann schließt sich leise das Tor hinter uns.
Danach warten wir wieder eine halbe Minute, und dann endlich sinkt der Wasserstand in der Schleusenkammer. Er sinkt sogar ziemlich weit, insgesamt beträgt der Schleusenhub satte 4.20m!


½5 öffnen sich die Tore und wir paddeln weiter auf dem Templiner Kanal, zunächst noch im Stadtgebiet. 140m unterhalb der Schleuse mündet von links der Mühlenkanal. Der Templiner See trieb jahrhundertelang die große Wassermühle der Stadt Templin. 1574 wurde die Mühle von einem “Tsunami” getroffen, ein höchst seltenes Ereignis hier im norddeutschen Flachland.
Im Jahr 1574 wurde Templin von einer Flutwelle getroffen. Niederschlagsreiche Jahre hatten für einen überdurchschnittlichen Wasserzufluss in den See gesorgt. Wald gab es zu jener Zeit weniger als heute. Und so konnten die großen Niederschlagsmengen kaum gespeichert werden und flossen beschleunigt ab (hier glaubt jemand daran, dass übergroße Niederschlagsmengen von einem bewaldeten Einzugsgebiet zurückgehalten werden können – ein Fehlglaube).
Damals befand sich nordöstlich des Gleuensees, an der Stelle des heutigen Dolgen- und großen Dolgensees, ein einziger großer See mit einem deutlich höheren Wasserstand. Am 5. Februar brach bei Eisgang ein natürlicher Damm und das Wasser ergoß sich in einer 2m hohen gewaltigen Welle, die über Gleuen-, Bruch- und Stadtsee auf Templin zulief. Eisschollen und Wasser drängten gegen die Mühlenwehre und fluteten über den Damm (an der heutigen Schleusenbrücke). Mutige Bürger durchstachen den Steindamm, verschafften den Wassermassen Ablauf und retteten so die Mühlenanlage. Das Torhüterhaus, der Stall des Müllers, die Zugbrücke, ein Teil der Stadtmauer und neun Scheunen wurden allerdings hinweggerissen. 1595 und 1600 wiederholten sich die Ausbrüche des Dolgensees in kleinerem Umfang.
Weiter geht's. Gegenüber der Einmündung des Mühlenkanals hocken ein paar Leute auf einem Uferpodest. Ein, wie darf ich das ausdrücken, junger Mann, macht vor zwei heimischen Mädels einen auf dicken Maxe. Ansonsten flanieren Paare, einzelne Hundespaziergänger und ein paar wenige Familien am Kanalufer.
.... (Paddelbootverleih gelöscht)
Dennoch kommt uns hier ein Paddelboot entgegen. Das einzige auf der gesamten Tour! Vorne im Kajak sitzt ein Mann mit einem halben Paddel, hinten sein deutscher Freund mit Doppelpaddel. Sie staunen sehr, noch jemanden auf dem Wasser anzutreffen, trotz der Kälte.
1.8km nach der Schleuse, kurz hinter dem Paddelbootverleih, wird es wieder naturnah. Wir nähern uns dem Röddelinsee, einem Rinnensee mit einer Länge von 3.3km und einer Tiefe von 39m.

Unser Ziel ist das SW-Ende des Röddelinsees. Wir paddeln mit Unterstützung des Windes schräg von hinten. Zeitweise müssen wir sogar beide auf der Luv-Seite paddeln, sonst hätte es uns in den Wind gedreht. Am liebste hätte ich Segel gesetzt, aber ich hatte mein Segel zu Hause gelassen.
Gegenüber dem Dorf Röddelin am Nordwest-Ufer des Sees liegt die Westernstadt “El Dorado”. Wer auf so etwas steht, muss sich wohl beeilen, diese Örtlichkeit in nächster Zukunft noch zu besuchen. Schon von Indianerhäuptlingen zu träumen kann heutzutage Karrieren gefährden.
Aber dort in der “Westernstadt” passieren noch viel ungeheuerlichere Dinge:
“Nur 70 Kilometer nördlich von Berlin liegt am Röddelinsee der Ort, an dem man eine andere Welt betreten und den Wilden Westen live erleben kann – Duelle unter Cowboys, mystische Indianertänze, actiongeladene Stuntshows. Auf der 7ha großen Anlage der Westernstadt können Besucher Bogenschießen, Postkutsche fahren, Goldwaschen oder Reiten. Neben den vielfältigen Attraktionen und mitreißenden Shows der Stuntcrew und dem hauseigenen Blackfoot-Indianer finden das ganze Jahr über spezielle Events statt wie das Indianertreffen, die El-Dorado-Nacht, der Cherokee-Run oder das US-Car-Treffen. Übernachtungsmöglichkeiten vom Tipi bis zur Präsidentensuite im stilechten Westernhotel sind vorhanden. Als Flaniermeile, Hauptverkehrsader der Postkutsche oder Kulisse der Stuntshow – an der Mainstreet kommt kein Besucher der Westernstadt vorbei. Seit 2012 befindet sich hier die einzige in Deutschland noch aktive Morsetelegrafenstation. Eine der traditionellen Hütten der Mandan-Indianer ist das Erdhaus, das für gemütliche Abende gebucht werden kann – im Sommer schön kühl und im Winter warm” (Ein Jahrbuch für das Land - Ausgabe 2015). Die haben offensichtlich noch nie etwas von Kultureller Aneignung, Blackfacing und Alltagsrassismus gehört. Aber was erwartet man, das ist halt Brandenburg.
Ich hoffe allerdings, dass mein kleiner Freund die Westernstadt in 2, 3 Jahren noch erleben kann. Das wäre genau das richtige für ihn.
Nachdem wir den Röddelinsee in seiner gesamten Länge überquert haben, landen wir kurz vor ½7 an einem Rastplatz mit Schutzdach und Feuerstelle an.


Der Platz ist an sich nicht schlecht, es gibt eine Badestelle und sogar die Wiese ist großflächig gemäht. Allerdings streicht der kalte Nordwind direkt vom See ungebremst auf den Rastplatz.


Ausfluss des Röddelinsees:

Ab hier heißt das Fließ Föhrde.
Wegen dem kalten Wind ziehen wir noch 150m weiter auf eine etwas geschützter liegende Offenfläche weiter westlich, die von Bäumen umgeben ist. Hier gibt es ebenfalls bereits eine Feuerstelle, und der Zugang zum Wasser ist auch möglich.

Feuerholz gibt es in großen Mengen, und so sitzen wir bald am wärmenden Feuer.
Gegenüber im Naturschutzgebiet zeltet auch jemand, etwas versteckt zwischen den Bäumen. Er macht zwar kein Feuer an, aber seine kaltes Stirnlicht ist immer mal wieder zu sehen.
Die Nacht ist wieder sternenklar und es wird sehr sehr kalt. Gefühlt bewegen wir uns im Kältepol Deutschlands. Wir sind mit unserer Ausrüstung nur bis etwa 0°C ausgerüstet, -2°C waren angesagt, aber gemessen wurde im nahen Zehdenick in dieser Nacht bis zu -8.4°C in Bodennähe:

Gemessene Lufttemperatur in 5cm Höhe über dem Erdboden, Messstation Zehdenick, Daten DWD
Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet. Die dünne 500g-Daunendecke liegt unter uns auf den Matten (eine 5, die andere 3.8cm), den älteren 1kg-Daunenschlafsack (Mumienform mit langem, jetzt offenem Reißverschluss) benutzen wir als Decke für uns beide. Natürlich ist es an den Seiten immer wieder undicht oder ganz offen. Trotzdem fast alle Kleidungsschichten angezogen sind und trotz engstem Zusammenkuscheln wird es außenrum immer wieder zu kalt. Oft müssen wir uns drehen, um die gerade kalte Seite wieder aufzuwärmen.
Minus 8.4°C – ich kann es nicht fassen.
Wir überleben die Nacht.
Am nächsten Morgen sind Zelt und Boot bereift, das Trinkwasser im 6L-Behälter ist teilweise gefroren. Auf dem Gewässer gibt es aber keine Eisschicht.





Auch ohne Eis auf dem Gewässer fühlt sich das Bad am Morgen recht frisch an:

Unser Zeltplatz in der Morgensonne:



Heute paddeln wir nicht weiter. Gegen Mittag erwarten wir unseren kleinen Freund mit seinen Eltern zu einem konspirativen Familientreffen. Dann werden Ostereier gesucht, Mittags im Zelt geschlafen, Feuer gemacht, Nudeln, Tee und Kaffee gekocht, Biberburg besucht und ein kleiner Paddelausflug unternommen.


Während des Paddelausflugs hat er erstmals kräftig mitgepaddelt, mit seinem hölzernen Ritterschwert. Nur so ganz hat er noch nicht verstanden, dass man nicht gegen die Fahrtrichtung paddelt, sondern mit ihr. Egal, meine Paddelblattfläche war ~10x größer als die seines Schwertes, damit ging der Sieg an mich.
Naja, im Sommer wird er 3 Jahre alt, bis dahin wird er das Prinzip des Paddelns verstanden haben.
Zeitweise kreisen bis zu 4 Seeadler gleichzeitig hoch über unseren Köpfen, ab und zu von Raben attackiert.
Da für morgen bereits zum Vormittag ordentlich Regen und Sturm angekündigt sind, beenden wir die Paddeltour hier. Wir shutteln am Abend das Auto aus Templin, bauen ab und fahren nach Hause. Gerade noch rechtzeitig, um nachts nicht in die Straßensperren zu geraten, die die Ausgangssperren in den durchfahrenen Landkreisen und in Berlin durchsetzen sollen. Gute Entscheidung, denn der Ostermontag wurde mit seinen 2 Sturmfronten wirklich sehr ungemütlich.
Templiner Seen Ostern 2021 -
23km Paddeln im dritten Corona-Lockdown
23km Paddeln im dritten Corona-Lockdown
Lockdown, Lockdown, Lockdown - man kann es nicht mehr hören. Dieses Jahr setzen sie nun als “Notbremse” auch noch Ausgangssperren oben drauf. Auch in Brandenburg. Das heißt, dass Wildzelter nun auch noch mit extra teuren Bußgeldern wegen Bruchs der Ausgangssperre belegt werden können. Ich denke, die Chance, dass man verpfiffen wird, ist in Brandenburg gar nicht so gering. Es finden sich immer wieder Leute, die draußen Zelten für illegal halten und die Polizei rufen würden. Und das kann dann schnell mal mehrere hundert Euro kosten.
Die Alternative Mecklenburg ist natürlich wie im Vorjahr auch wieder absolut dicht, und in den benachbarten polnischen Wojewodschaften ist die Inzidenz 4 - 8x höher als in Brandenburg (Polen ist seit 21.3.2021 sogar Hochinzidenzgebiet). Vor Rückkehr ist ein PCR-Test vorgeschrieben, danach 14 Tage Quarantäne, natürlich ohne Lohnfortzahlung.
In Brandenburg gibt es allerdings einen Vorteil gegenüber anderen Bundesländern: die Landkreise werden jeweils für sich bewertet. Vor Ostern lagen aber dennoch alle bösen Landkreise seit 3 Tagen über der 100er-Inzidenz und unterliegen seitdem der nächtlichen Ausgangssperre.
Nur ein allerletzter lieber Brandenburger Landkreis konnte seine 7-Tage-Inzidenzen mit 60 - 70 vor Ostern noch deutlich unter 100 halten: der LK Uckermark. Ja, das sind offenbar die letzten, die noch artig auf Angela Merkel hören, welche hier groß wurde (“Klassentreffen in der Uckermark”).
Also: ein einziger Lichtblick in der Corona-Wüste des Berliner Umlands. Und es gibt sogar ein paar Paddelgewässer im Landkreis Uckermark. Das Küstrinchen wäre zB eine Möglichkeit. Aber da scheitert es schnell am Auto-Zurückholen. ÖPNV verkehrt hier im Grenzgebiet zum hermetisch abgeschlossenen Mecklenburg nur äußerst spärlich. Auch darf man natürlich nicht am rechten Ufer anlegen, das gehört schon zu Mecklenburg und das Betreten dieses Ufers würde eine ungemeine Erhöhung des dortigen Infektionsrisikos bedeuten.
Besser wäre ein Seengebiet, in dem man einfach wieder zum Ausgangspunkt zurückpaddelt. Und da sticht das Templiner Seengebiet ins Auge.
Klar, diese Seen sind nicht bekannt für besonders sauberes Wasser, und klar, sie sind im Sommer auch touristisch überlaufen. Aber zZ sind die meisten Motorboote noch eingesperrt auf ihren Winterliegeplätzen, und da Touristen sowieso nicht beherbergt werden dürfen, können auch höchstens Einheimische oder Tagesbesucher aufs Wasser. Also wird es noch relativ einsam sein.
Es sei denn, hunderte Berliner kämen auf einmal auf dieselbe Idee und flüchten in die ausgangssperrenfreie Uckermark.
Fürs Wildcampen ist die Gegend eher nicht so geeignet. Die Stadt Templin mag es gar nicht, ihr großflächiges Stadtgebiet inklusive eingemeindeter Dörfer ist voll erschlossenes Touristengebiet und in den vielen großflächigen Naturschutzgebieten und dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin verbietet es sich von selbst.
Naja, schön ist das nicht, aber es gibt halt auch keine Alternative (alle offiziellen Biwak- und Campingplätze unterliegen ja dem Beherbergungsverbot).
Wir brauchen trotzdem mal wieder dringend eine mehrtägige Auszeit in der Natur, also riskieren wir es.
Karfreitag ¾1 machen wir uns auf den Weg nach Templin, tuckern die 94km hauptsächlich über Landstraßen und kommen kurz nach ½3 an einer ausgewiesenen Slipstelle an der Seestraße an (Map). Auf dem direkt danebenliegenden freien Parkplatz bauen wir das Boot auf und parken den Wagen für die nächsten 3 Tage. Während des Aufbaus lassen wir das Gepäck noch in der Deckung des Wagens stehen, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu wecken.

Ab und zu kommen Spaziergänger vorbei, eine Familie slipt ihr kleines Motorboot für einen Angelausflug auf den Templiner Stadtsee.
Kurz nach ½4 sind auch wir endlich auf dem Wasser. Es ist heiter, aber kühl und windig. Der Wind bläst aus W bis NW mit Böen von 30 - 60km/h. So halten wir uns im Windschatten des NW-Ufers des 2.5km langen Templiner Stadtsees und paddeln in Richtung NO:
Zunächst sind die Ufer noch bebaut und es wird auch weiter zersiedelt:
.... (gelöscht) ...
Zum Beginn des letzten Drittels des Templiner Stadtsees hatte ich mir zu Hause schon ein paar im Satellitenbild geeignet aussehende Zeltstellen herausgesucht und bin jetzt gespannt, wie sie real aussehen.
Tatsächlich sehen die Stellen sehr gut aus. Aber: sie sind beide bereits besetzt. Angler haben sich hier mit ihren Tarnzelten niedergelassen und verbringen die Nacht draußen. Der ganze Templiner See ist DAV-Angelgewässer, was mit großen Schildern am Ufer kundgetan wird. Geangelt wird auf Aal, Barsch, Brassen, Gründling, Güster, Hecht, Karpfen, Kaulbarsch, Quappe, Rotauge, Rotfeder, Schleie, Spiegelkarpfen, Ukelei und Wels.
Na ok, es ist uns sowieso noch ein bisschen zu früh. Wir paddeln weiter und überqueren den Bruchsee. Nach 600m, kurz vor der Straßenbrücke der L109, befindet sich ein Park- und Pausenplatz, der heute auch von 2 Wohnmobilen belegt ist. Wilde Camper, böse Treiber des Infektionsgeschehens! Haben sich also doch noch ein paar andere Leute aufgemacht in die ausgangssperrenfreie Uckermark.
Wir unterqueren die Straßenbrücke und gelangen in den 3km langen Fährsee. Der Fährsee ist Bestandteil der 22km langen Bundeswasserstraße “Templiner Gewässer”.
Bundeswasserstraße? Oh, ich merke gerade, mein aufgeklebter Bootsname, der auf deutschen Bundeswasserstraßen unbedingte Pflicht ist, ist auch bereits wieder abgefallen.
Ein Rohrweihen-♂ fliegt, von uns vollkommen unbeeindruckt, in geringer Höhe das Ufer ab auf der Suche nach Beute.
¾5 finden wir eine geeignete Zeltstelle, gerade noch außerhalb des Biosphärenreservates. Fast 5km sind wir heute gepaddelt.
Trübe, grau und kalt, der Blick auf den Fährsee:
Hinterland mit einigen alten Buchen und Kiefern:
Ein schöner Platz direkt am Ufer, ja, hier bleiben wir:
Es bleibt zunächst grau, kalt windig - ungemütlich. Spät am Abend kommt aber doch noch mal die Sonne durch:
Es gibt hier zwar eine provisorische Anglerbank angelehnt an einen Baum, aber keine offensichtliche Feuerstelle. So begnügen wir uns mit dem Künzi:
Zur Nacht hin klart es ganz auf:
Entsprechend sternenklar und kalt wird die Nacht.
Der Samstagmorgen begrüßt uns mit Sonne und Wind:
Der Wind kommt nicht mehr wie gestern aus westlicher Richtung, sondern hat auf Nord gedreht. So bläst es jetzt über den See voll ins Lager. Den Künzi müssen wir hinter einem größeren Windschutz verstecken.
Nach Müsli und Kaffee geht es wieder aufs Wasser. Kurz vor 11 Uhr paddeln wir los in Richtung Osten. Nach 750m haben wir das Nordufer des Fährsees erreicht und paddeln im Windschatten weiter. Ein paar Angler in kleinen Motorbooten sind schon seit dem Morgen auf dem See und freuen sich ebenfalls über den Windschatten des bewaldeten Hochufers. Das Ufer erhebt sich hier bis 73müNN (“Silberberg”), 21m über den Seespiegel.
Im Osten passieren wir die “Engelsburg” und machen einen Abstecher auf den Labüskekanal (für Motorboote gesperrt) und den Labüskesee. Hier ist es mal richtig abgelegen. Der Biber hat überall seine Spuren hinterlassen. Die Vögel tirilieren, Spechte trommeln auf ausgesuchten Totholz-Resonanzkörpern, Kraniche trompeten im Erlenbruchwald, die Rohrweihe ist auch wieder aktiv. Keine Verkehrsgeräusche mehr. Sehr schön hier.
Labüskekanal:
Pause am Seeufer:
Gegen 1 Uhr machen wir uns auf den Rückweg. ¼3 Mittagspause, auf dem Rastplatz hinter der Straßenbrücke essen wir etwas. Wir paddeln weiter nach Templin und legen kurz am Auto an, wo wir zwischenzeitlich angefallenen Müll deponieren und den großen Beutel mit den Ostereiern ins Boot nehmen. Morgen ist ja Ostersonntag.
Dann geht's einen Viertelkreis rund um die Altstadt von Templin. Um ¼5 gelangen wir an die Schleuse Templin. Lassen sie uns im Lock down im "Lockdown"?

Das Ampellicht zeigt rot. Im Netz heißt es, die Schleuse sei ab dem 1.4. von 7 bis 21 Uhr geöffnet. Aber daneben heißt es auch, "Die Wasser- und Schifffahrtsämter können jeweils für ihren Zuständigkeitsbereich vorübergehend von den festgesetzten Betriebszeiten abweichende Betriebszeiten anordnen". Wegen Lockdown geschlossen?
Das gesamte Schleusen-Areal ist videoüberwacht. Von alleine öffnet sich nichts.
Erst als wir am Steg vor der Schleuse einen grünen Hebel betätigen und damit die Schleusung anfordern, gibt es eine Reaktion auf der Anzeigetafel. Hurra, wir müssen nicht umtragen!
Kurz darauf öffnen sich die Schleusentore. Dann warten wir artig auf das grüne Licht und paddeln in die Schleusenkammer.
In der Mitte der Schleusenkammer finden wir zwei Hebel, einen grünen und einen roten. Eine Erklärung kann ich auf die schnelle nicht entdecken. Da wir aber nichts weiter vorhaben als die Schleusung normal weiter abzuwickeln, entscheiden wir uns für den grünen Hebel.
Richtig geraten, wenig später verrät uns die Anzeigetafel, der rote Hebel sei für den Stopp des Vorgangs zu betätigen.
Nun warten wir noch eine Minute, in der nichts passiert, und dann schließt sich leise das Tor hinter uns.
Danach warten wir wieder eine halbe Minute, und dann endlich sinkt der Wasserstand in der Schleusenkammer. Er sinkt sogar ziemlich weit, insgesamt beträgt der Schleusenhub satte 4.20m!
½5 öffnen sich die Tore und wir paddeln weiter auf dem Templiner Kanal, zunächst noch im Stadtgebiet. 140m unterhalb der Schleuse mündet von links der Mühlenkanal. Der Templiner See trieb jahrhundertelang die große Wassermühle der Stadt Templin. 1574 wurde die Mühle von einem “Tsunami” getroffen, ein höchst seltenes Ereignis hier im norddeutschen Flachland.
Im Jahr 1574 wurde Templin von einer Flutwelle getroffen. Niederschlagsreiche Jahre hatten für einen überdurchschnittlichen Wasserzufluss in den See gesorgt. Wald gab es zu jener Zeit weniger als heute. Und so konnten die großen Niederschlagsmengen kaum gespeichert werden und flossen beschleunigt ab (hier glaubt jemand daran, dass übergroße Niederschlagsmengen von einem bewaldeten Einzugsgebiet zurückgehalten werden können – ein Fehlglaube).
Damals befand sich nordöstlich des Gleuensees, an der Stelle des heutigen Dolgen- und großen Dolgensees, ein einziger großer See mit einem deutlich höheren Wasserstand. Am 5. Februar brach bei Eisgang ein natürlicher Damm und das Wasser ergoß sich in einer 2m hohen gewaltigen Welle, die über Gleuen-, Bruch- und Stadtsee auf Templin zulief. Eisschollen und Wasser drängten gegen die Mühlenwehre und fluteten über den Damm (an der heutigen Schleusenbrücke). Mutige Bürger durchstachen den Steindamm, verschafften den Wassermassen Ablauf und retteten so die Mühlenanlage. Das Torhüterhaus, der Stall des Müllers, die Zugbrücke, ein Teil der Stadtmauer und neun Scheunen wurden allerdings hinweggerissen. 1595 und 1600 wiederholten sich die Ausbrüche des Dolgensees in kleinerem Umfang.
Weiter geht's. Gegenüber der Einmündung des Mühlenkanals hocken ein paar Leute auf einem Uferpodest. Ein, wie darf ich das ausdrücken, junger Mann, macht vor zwei heimischen Mädels einen auf dicken Maxe. Ansonsten flanieren Paare, einzelne Hundespaziergänger und ein paar wenige Familien am Kanalufer.
.... (Paddelbootverleih gelöscht)
Dennoch kommt uns hier ein Paddelboot entgegen. Das einzige auf der gesamten Tour! Vorne im Kajak sitzt ein Mann mit einem halben Paddel, hinten sein deutscher Freund mit Doppelpaddel. Sie staunen sehr, noch jemanden auf dem Wasser anzutreffen, trotz der Kälte.
1.8km nach der Schleuse, kurz hinter dem Paddelbootverleih, wird es wieder naturnah. Wir nähern uns dem Röddelinsee, einem Rinnensee mit einer Länge von 3.3km und einer Tiefe von 39m.
Unser Ziel ist das SW-Ende des Röddelinsees. Wir paddeln mit Unterstützung des Windes schräg von hinten. Zeitweise müssen wir sogar beide auf der Luv-Seite paddeln, sonst hätte es uns in den Wind gedreht. Am liebste hätte ich Segel gesetzt, aber ich hatte mein Segel zu Hause gelassen.
Gegenüber dem Dorf Röddelin am Nordwest-Ufer des Sees liegt die Westernstadt “El Dorado”. Wer auf so etwas steht, muss sich wohl beeilen, diese Örtlichkeit in nächster Zukunft noch zu besuchen. Schon von Indianerhäuptlingen zu träumen kann heutzutage Karrieren gefährden.

Aber dort in der “Westernstadt” passieren noch viel ungeheuerlichere Dinge:
“Nur 70 Kilometer nördlich von Berlin liegt am Röddelinsee der Ort, an dem man eine andere Welt betreten und den Wilden Westen live erleben kann – Duelle unter Cowboys, mystische Indianertänze, actiongeladene Stuntshows. Auf der 7ha großen Anlage der Westernstadt können Besucher Bogenschießen, Postkutsche fahren, Goldwaschen oder Reiten. Neben den vielfältigen Attraktionen und mitreißenden Shows der Stuntcrew und dem hauseigenen Blackfoot-Indianer finden das ganze Jahr über spezielle Events statt wie das Indianertreffen, die El-Dorado-Nacht, der Cherokee-Run oder das US-Car-Treffen. Übernachtungsmöglichkeiten vom Tipi bis zur Präsidentensuite im stilechten Westernhotel sind vorhanden. Als Flaniermeile, Hauptverkehrsader der Postkutsche oder Kulisse der Stuntshow – an der Mainstreet kommt kein Besucher der Westernstadt vorbei. Seit 2012 befindet sich hier die einzige in Deutschland noch aktive Morsetelegrafenstation. Eine der traditionellen Hütten der Mandan-Indianer ist das Erdhaus, das für gemütliche Abende gebucht werden kann – im Sommer schön kühl und im Winter warm” (Ein Jahrbuch für das Land - Ausgabe 2015). Die haben offensichtlich noch nie etwas von Kultureller Aneignung, Blackfacing und Alltagsrassismus gehört. Aber was erwartet man, das ist halt Brandenburg.
Ich hoffe allerdings, dass mein kleiner Freund die Westernstadt in 2, 3 Jahren noch erleben kann. Das wäre genau das richtige für ihn.

Nachdem wir den Röddelinsee in seiner gesamten Länge überquert haben, landen wir kurz vor ½7 an einem Rastplatz mit Schutzdach und Feuerstelle an.
Der Platz ist an sich nicht schlecht, es gibt eine Badestelle und sogar die Wiese ist großflächig gemäht. Allerdings streicht der kalte Nordwind direkt vom See ungebremst auf den Rastplatz.
Ausfluss des Röddelinsees:
Ab hier heißt das Fließ Föhrde.
Wegen dem kalten Wind ziehen wir noch 150m weiter auf eine etwas geschützter liegende Offenfläche weiter westlich, die von Bäumen umgeben ist. Hier gibt es ebenfalls bereits eine Feuerstelle, und der Zugang zum Wasser ist auch möglich.
Feuerholz gibt es in großen Mengen, und so sitzen wir bald am wärmenden Feuer.
Gegenüber im Naturschutzgebiet zeltet auch jemand, etwas versteckt zwischen den Bäumen. Er macht zwar kein Feuer an, aber seine kaltes Stirnlicht ist immer mal wieder zu sehen.
Die Nacht ist wieder sternenklar und es wird sehr sehr kalt. Gefühlt bewegen wir uns im Kältepol Deutschlands. Wir sind mit unserer Ausrüstung nur bis etwa 0°C ausgerüstet, -2°C waren angesagt, aber gemessen wurde im nahen Zehdenick in dieser Nacht bis zu -8.4°C in Bodennähe:
Gemessene Lufttemperatur in 5cm Höhe über dem Erdboden, Messstation Zehdenick, Daten DWD
Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet. Die dünne 500g-Daunendecke liegt unter uns auf den Matten (eine 5, die andere 3.8cm), den älteren 1kg-Daunenschlafsack (Mumienform mit langem, jetzt offenem Reißverschluss) benutzen wir als Decke für uns beide. Natürlich ist es an den Seiten immer wieder undicht oder ganz offen. Trotzdem fast alle Kleidungsschichten angezogen sind und trotz engstem Zusammenkuscheln wird es außenrum immer wieder zu kalt. Oft müssen wir uns drehen, um die gerade kalte Seite wieder aufzuwärmen.
Minus 8.4°C – ich kann es nicht fassen.

Wir überleben die Nacht.
Am nächsten Morgen sind Zelt und Boot bereift, das Trinkwasser im 6L-Behälter ist teilweise gefroren. Auf dem Gewässer gibt es aber keine Eisschicht.
Auch ohne Eis auf dem Gewässer fühlt sich das Bad am Morgen recht frisch an:
Unser Zeltplatz in der Morgensonne:
Heute paddeln wir nicht weiter. Gegen Mittag erwarten wir unseren kleinen Freund mit seinen Eltern zu einem konspirativen Familientreffen. Dann werden Ostereier gesucht, Mittags im Zelt geschlafen, Feuer gemacht, Nudeln, Tee und Kaffee gekocht, Biberburg besucht und ein kleiner Paddelausflug unternommen.
Während des Paddelausflugs hat er erstmals kräftig mitgepaddelt, mit seinem hölzernen Ritterschwert. Nur so ganz hat er noch nicht verstanden, dass man nicht gegen die Fahrtrichtung paddelt, sondern mit ihr. Egal, meine Paddelblattfläche war ~10x größer als die seines Schwertes, damit ging der Sieg an mich.

Naja, im Sommer wird er 3 Jahre alt, bis dahin wird er das Prinzip des Paddelns verstanden haben.
Zeitweise kreisen bis zu 4 Seeadler gleichzeitig hoch über unseren Köpfen, ab und zu von Raben attackiert.
Da für morgen bereits zum Vormittag ordentlich Regen und Sturm angekündigt sind, beenden wir die Paddeltour hier. Wir shutteln am Abend das Auto aus Templin, bauen ab und fahren nach Hause. Gerade noch rechtzeitig, um nachts nicht in die Straßensperren zu geraten, die die Ausgangssperren in den durchfahrenen Landkreisen und in Berlin durchsetzen sollen. Gute Entscheidung, denn der Ostermontag wurde mit seinen 2 Sturmfronten wirklich sehr ungemütlich.
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