[AT][IT] Innsbruck – Fortezza: (Alp-) traumpfad über die Alpen

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    [AT][IT] Innsbruck – Fortezza: (Alp-) traumpfad über die Alpen

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    [AT][IT] Innsbruck – Fortezza: (Alp-) traumpfad über die Alpen
    2016

    Papa und zwei seiner Freunde wandern von Innsbruck nach Fortezza (das ist in Italien). Was sich anhört wie eine Komödie mit Heinz Rühmann endete mit dem totalen Breakdown. Nur einer von uns erreichte überhaupt aufrecht das Ziel.

    Dabei waren wir recht fit. Auch mal auf dem Traumpfad München-Venedig zu laufen, schien uns auch angemessen. „Ist sicher das beste Stück des gesamten Weges“, dachten wir uns. Wenn wir das schafften, könnten wir irgendwie behaupten, über die Alpen gelaufen zu sein, was sich schon mal gut anhört.

    In Innsbruck landeten wir in der Jugendherberge, der erste Fehler. Die hatte ihre beste Zeit zur Olympiade (niemand wusste, wann die war, aber es muss lange her sein). Sichtbeton, nächtliche Hitze und am nächsten Morgen zeigte mir eine Aushilfskraft eine Kammer, in die ich meine Tasche bis zur Rückkehr legen konnte. Als wir nach sechs Tagen zurück waren, ist die Tasche übrigens samt Inhalt weg, gestohlen. „Passiert hier öfter“, nuschelte mir eine andere Aushilfskraft dann zu, „das sind Drogenabhängige.“ Wo waren wir?

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    Erster Tag – Aufstieg zur Lizumer Hütte. In der Innenstadt zu beginnen, schien uns nicht angemessen. Wir suchten ein Taxi zum Lager Walchen und kauften noch Landkarten. Der erste Taxifahrer will 90 Euro für die Fahrt zum Lager Walchen. Der Zweite will nur 50 Euro und erzählt auf der Fahrt, wie schlecht alles in Österreich ist und wie gut Franz Josef Strauß war. Ich wiegele leicht ab, aber auch nicht zu viel, denn das scheint eine unterhaltsame Taxifahrt zu werden. Wieso lobten Österreicher überhaupt Bayern? Und wir wussten noch nicht, dass drogenabhängige Österreicher wohl in dem Moment meine Reisetasche aus der Jugendherberge klauten.

    Um 13:00 Uhr sind wir schon an der Lizumer Hütte, nachdem wir nur rund 2 Stunden aufgestiegen sind. Das allerdings im strömenden Regen, Wolken und wenig Sicht. Alles ist nass und wir bekommen erstmal eine Suppe. Zur Auflockerung noch eine Tour auf ein Joch mit dann schönem Blick in aufreißende Wolken. Abends sind viele laute Rentner auf der Hütte, ein noch lauterer Wirt. Meine Anzahlung von vor einigen Monaten kann er auf seinem Handy nicht finden. Erst als ich ihm einen Papierausdruck der Überweisung zeige, knickt er ein. Papierausdrucke von Reservierungs-Überweisungen hatte ich wirklich noch nie dabei, hier hat es sich ausgezahlt. Immerhin bleiben wir zu dritt im 4er Zimmer. Kalt werden die Nächte. Endlich.

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    Lizumer Hütte zur Tuxer Joch Hütte. Sonnenschein, karges Frühstück. Der Wirt sicher noch beeindruckt von seiner Nacht. Am Ende des Tals geht es steil bergan, wir erreichen das Geierjoch auf 2.700 Meter, wieder hinab in ein Tal, nochmals hinauf über ein nächstes Joch und unten sehen wir dann das Tuxer Joch Haus.

    Dahinter ist der Tuxer Gletscher mit den Bergbahnen. Im Prinzip ist der Gletscher gar nicht mehr da. Steiler Abstieg zu einem Bachlauf, wo viele Tagesgäste mit uns die Füße ins kalte Wasser hängen. Das Joch Haus ist eine alte Hütte, hat aber sehr nette Karomuster auf der Bettwäsche. Wir haben ein 3-Bett-Zimmer, könnten gut schlafen, doch draußen bimmelt die gesamte Nacht eine Kuh einen Meter vor dem offenen Fenster. So viel Gras kann dort überhaupt nicht wachsen, dass es für eine ganze Nacht reicht.

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    Tuxer Joch Haus zur Olperer Hütte. Wieder karges Frühstück. Wir biegen ab in ein Schigebiet, dann über eine Steinhalde hinauf, die noch Schneefelder hat. Etwas anstrengend ist das hier und im Schatten weht ein eisiger Wind. Die Friesenbergscharte ist von unserer Seite gut zu erklettern (2900 Meter), auf der anderen Seite aber äußerst steil und mit Seilen gesichert. Etwas Klettern und Konzentration notwendig. Bei sehr schlechtem Wetter wäre das mit unserem Können kaum zu machen gewesen.

    Das Friesenberghaus ist von dort oben schon zu sehen, auch der Schlageisspeicher. Doch wir bleiben auf der Höhe und gehen am Hang zur Olpererhütte, was ein Fehler ist. Sie ist weitaus moderner, aber auch weitaus überlaufener. Ein Duft wie von Pommes Frites weht über die Almen.

    Abends aber ein sehr schöner Sonnenuntergang, um 22:00 Uhr kommen die Letzten im Lager an, schalten das Deckenlicht ein und hören dem Live-Musiker auf dem Flur zu, der allerdings schlecht singt. Die betrunkenen Jugendlichen auf dem Flur versuchen dann die Mädchen auf dem Flur zu einer letzten Flasche Korn zu überreden. Ich denke komischerweise an Franz Josef Strauß, bis ich endlich schlafen kann.

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    Olperer Hütte nach Stein. Das Frühstück ist diesmal okay, allerdings wird die gesamte Frühstückszeit der Frühstücksraum gestaubsaugt, was eine etwas herbe Note hinterlässt. Ich klaue mir ein Brot für den Tag, als Strafe sozusagen. Meine Nüsse sind endlich alle, nie mehr werde ich eine Packung Walnüsse mitnehmen, total trocken beim Kauen.

    Der Weg führt immer am Hang entlang, etwas besserer Zustand als gestern. Bäche, Sonne, es wird sehr warm und wir haben den ganzen Tag keine Steigungen. Wir erreichen den Pass nach Italien: Grenze! Wir sind echt in ein anderes Land gewandert. Sofort sehen wir nur noch Italiener, die eifrig Eis essen und parlieren und Autotüren zuwerfen.

    Abstieg in den Wald, es riecht nach Harz, wie haben wir etwas Grün vermisst. Abstieg in den Ort Stein, drei Häuser, zumindest eins davon vermietet Zimmer. Wir haben ein eigenes Zimmer mit drei Betten, wunderbar, wieder mal schlafen zu können. Abends einen Latte auf der Terrasse und kräftige Gewitter mit viel Regen.

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    Stein nach Pfunders. Morgens regnet es noch kräftig. Das Frühstück ist sehr gut und die Wirtin rät ab von unserer Etappe in die Berge hinauf: „Dort oben schneit es.“ Wir starten trotzdem, in kurzer Hose mit Regenhose darüber.

    Das Hochtal ist wunderschön, es pfeift ein eisiger Wind, aber der Regen hört auf. Es geht zur Passhöhe hinauf, insgesamt 1400 Meter Anstieg, sehr steil und windig. Aber kein Schnee. Einer von uns hat heftige Rückenschmerzen und deutet an, morgen nicht mehr mitwandern zu könne. Runter müssen wir dennoch. Grandiose Blicke, Abstieg zu einem kleinen See und ein absolut schöner Blick in das Tal unter uns.

    Irgendwann kommen wir zu einer Fahrstraße, einer Alm, Flusslauf. Eine der schönsten Etappen ist das! Gut, dass wir es gemacht haben. In Dun wird es heiß und die ersten Häuser inmitten saftiger Wiesen. Zwei Kilometer vor Pfunders knicke ich auf einem völlig einfachen Wegstück heftig mit dem rechten Fuß um (im Schatten, Sonnenbrille auf, schmale Wanderschuhe und eine Wurzel: Zack). Ich muss mich setzen. Mir wird schwarz vor Augen. Bänderriss? Nach einer halben Stunde humple ich weiter, der Knöchel wird extrem dick, passt kaum in den Schuh. Der Urlaub endet schlecht, einer hat Rücken, ich habe Fuß, Nummer drei wundert sich.

    Gasthof Brugger dann italienisch, Marmorfußboden, hallende Stimmen, Motta-Eiscreme. Espresso unter Sonnenschirmen, Holunderschorle. Sitzen im Halbschatten, nachdenken über das Vergehen von Zeit, Ziele im Leben und Pech und Glück. Allerdings hätte ich den Fuß besser mal gekühlt. Ich komme hinterher kaum noch in den Wanderschuh.

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    Pfunders zurück nach Innsbruck: Ab ½ 8 Uhr gibt es erst Frühstück, italienische Zeiten. Aber das Frühstück ist gut. Um ½ 9 nehmen wir den Bus nach Niedervintl (nur 2 Euro die Fahrt!) und erreichen den Zug nach Fortezza – Franzensfeste (nur 2,50 Euro die Fahrt! Hier lohnt es kaum zu wandern, so billig sind die Öffis).

    Nur einer von uns erreicht das Ziel wirklich zu Fuß. Eine schlechte Quote. Der Rest trudelt per Bus und Bahn ein und bekommt ein DNF: Did Not Finish. Sinnieren über das Altern und Badeurlaube. Wir besuchen Bars mit Steinboden, die Flaschen im Glasregal hinter der Theke, die riesige Espressomaschine und vier träge Gäste, die durch die Tageszeitungen blättern. Die Italiener haben den Bogen raus.

    Das Ende ist bekannt. Geklaute Reisetasche in Innsbruck, also stinkend in den Zug nach Hause. Am liebsten hätte ich mir ein Schild umgehängt: „Drogensüchtige Innsbrucker haben meine Reisetasche geklaut. Nur deshalb stinke ich.“

    Ein launiges Fazit der Tour:
    1. Diese Etappen kann man wirklich gut schaffen. Aber allein hätte ich in der Klemme gesteckt. Ich war froh, die Freunde dabei zu haben, als ich dort saß und mir schwarz vor Augen wurde.
    2. Die Gäste auf den Hütten wissen, wie man feiert, die Wirte teilweise ebenfalls. Mir war das zu viel, aber sicher kann man die Strecke so legen, dass andere Hütten mit weniger Betrieb angesteuert werden. Es sei denn, man steht auf eine Flasche Korn mit den Mädels vom Flur.
    3. Die Landschaft verdient uneingeschränkt die Note 1. Eine wunderbare Route und empfehlenswerte Tour.

    Und ja, meinem Fuß geht es wieder gut, danke. Ich habe die Meindl weg geschmissen und laufe nur noch in Hoka und Altra, breite Sohle, nie mehr Probleme. Dem Rücken geht es auch besser.

    Einen besseren Bericht der Route mit schöneren Fotos, früherem Start und späterem Ende sowie ohne nennenswerte Verletzte gibt es übrigens hier im Forum.


    Das ist der Weg.

  • qwertzui
    Alter Hase
    • 17.07.2013
    • 2891
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    Das ist das schöne hier im Forum ... keine Helden-Epen, sondern Tour-Berichte von ganz normalen Leuten, die auf ganz normalen Touren an ganz trivialen Sachen auch mal scheitern ... und umso schöner ist es dann, wenn die selben Leute dann bei der nächsten Tour ihre großen Ziele erreichen.

    Das macht dann allen Mut, die sich bisher noch nicht an solche Touren gewagt haben.

    Vielen Dank für s teilen!

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