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  • Markus Mohr
    Erfahren
    • 13.01.2005
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    • Privat

    • Meine Reisen

    [DE][AT][IT] Mit dem Rad über die Alpen

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Deutschland, Österreich, Italien
    Reisezeit: Juni
    Region/Kontinent: Mitteleuropa

    Servus zusammen,

    mit einem Freund zusammen war ich die letzten 10Tage mit dem Rad unterwegs. Genauer von Donauwörth nach Venedig. Dazwischen lagen 814km spannende und interessante Radlstrecke.
    Start unserer Reise war Stuttgart, wo wir morgens mit dem Zug los fuhren. Über Aalen ging es dann nach Donauwörth. Schon allein die Anreise ist bei vollbeladenen Fahrrädern, und engen Fahrradabteilen ein Abenteuer. Dabei hatten wir neben Zelt, Kocher und dem nötigen Wäschekram meine gesamte Fotoausrüstung. In Donauwörth kamen wir bei stark bewölktem Himmel und schwüler Luft gegen Mittag an. Sogleich ging es los, immer dem Claudia Augustaradweg entlang, der uns bis nach Venedig führen sollte.
    An jenem Tag kamen wir gleich bei Augsburg in ein heftiges Gewitter rein, sodass wir nach mehrstündiger Fahrt in Dauerregen bei Königsbrunn bei einem Bauern Unterschlupf suchten. Die Gastfreundschaft war wahnsinnig.
    Am nächsten Tag, es war sogar etwas freundlicher, ging es weiter nach Füssen. Die anfängliche Freude über Sonne verschwand jedoch recht bald als gegen Nachmittag erneut Regen anfing, und uns durch das hügelige Voralpenland bis nach Füssen begleitete. Nach 112km machten wir schließlich bei einem Campingplatz bei Schwangau halt. Dort blieben wir wetterbedingt dann auch erst mal die drauffolgenden 2Tage. Der erste der beiden war nur verregnet, aus geplantem Ausflugswetter zum Schloss Neuschwanstein wurde ein Lesetag im Zelt. Doch am nächsten Tag war es dann soweit. Wenigstens ein bißchen hatte es aufgelockert, und so machten wir uns mit dem Rad auf zum Schloss. Dort erlebten wir höchstwahrscheinlich einmaliges. Wir bekamen eine Führung für uns ganz allein. Irgendwie wurde unserer Führungsnummer keine weiterern Personen mehr zugeteilt. Wahrscheinlich weil nachfolgende Busgruppen nicht gesplittet werden wollten. Wie auch immer, wir genossen die Führung, und unsere Führerin war auch sichtlich angetan von der Gruppengröße
    So zeigte sie uns Geheimtüren und Gänge, die sonst großen Gruppen aus zeitmangel verborgen bleiben.
    Am nächsten Tag dann ging es bei nun strahlendem Sonnenschein weiter. Rein nach Österreich, und zu unserem ersten Pass, dem Fernpass. Radführer, und auch Touristeninformation in Lermoos rieten uns jedoch davon ab mit dem Rad darüber zu fahren. Grund: Die Hauptstraße ist eine enge und stark befahrene Passstraße und der Radweg ist eher für geeübte Mountainbiker geeignet, aber keinesfalls für Trekkingräder voll mit Gepäck. Zudem sollten in der Zeit Baumfällarbeiten in der Region stattfinden. So nutzen wir zusammen mit einem weiteren Reiseradler, der kurz danach auf uns stoss, den angeboteten Huckepackservie der Gemeinde Lermoos, und überquerten mit einem kleinen VW-Bus den Fernpass.
    Vom Fernsteinsee aus, fuhren wir zusammen mit Mario, dem dazugestoßenen Radler weiter nach Imst. Kurz vor Imst verloren wir dann Mario aus den Augen und fuhren alleine weiter bis nach Landeck am Inn. Mittlerweile wieder im Regen
    Am nächsten Morgen wachten wir auf unserem Campingplatz wieder bei strahlendem Sonnenschein auf. Keine Wolke war zu sehen. So machten wir uns auf zum Reschenpass. Bis Pfunds fuhren wir stetig bergan, um dann dahinter am Finstermünzpass einen kurzen Abstecher auf schweizerischen Boden zu machen. Doch bereits am Zollamt Martina verliesen wir wieder die Schweiz, und fuhren wieder nach Österreich rein. In 11Kehren ging es nun nach Nauders am Reschenpass hoch. Bei strahlendem Sonnenschein eine schweißtreibende Angelegenheit. Aber wir hatten es ja so gewollt. Als wir in Nauders ankamen, hatten sich bereits wieder Wolken gebildet, und von der Passhöhe des Reschenpasses, wehte uns ein böiger Wind entgegen. So wurden die eigentlich sanften letzten Höhenmeter zum Reschenpass ein Kampf im Gegenwind. Gerade als wir die Passhöhe und den Ort Reschen erreichten, fing es an zu regnen und zu donnern. Doch wir hatten Glück und entkamen wieder dem entstehenden Gewitter. Und so konnten wir dann einige Kilometer weiter die tolle Abfahrt nach Italien und nach Prad am Stilfserjoch genießen. Wir rollten und rollten, fast 30km lang, zum Teil 20%ige steile Abfahrten hinunter. Nach 92km erreichten wir den Campingplatz in Prad.
    Am nächsten Tag war es anfangs stark bewölkt, doch später ab Meran kam wieder die Sonne raus. Schnell wurde es jedoch wieder wolkiger, und spätestens ab Bozen schossen überall Gewitterzellen in die Höhe. Als wir abends am Campingplatz am Kalterer See ankamen, schüttete es bereits heftig, sodass wir völlig durchnässt dort ankamen. Einige Kilometer südlich bei Neumarkt, soll es anscheinend auch heftig gehagelt haben. Was mich angesichts der Zellen auch nicht wunderte.
    Der nächste Tag startete trotz Vorhersagen des Wirtes des Campingrestaurants trocken, und kurz vor Trient knallte sogar dermaßen die Sonne runter, das man zuschauen konnte, wie sich die Hautfarbe immer mehr änderte.
    In Trient hätte man eigentlich laut Radführer die Bahn hoch nach Pergine nehmen sollen. Wir verzichteten jedoch darauf. Schon allein weil wir den Fernpass nicht per Rad bezwungen hatten, und machten uns auf den Weg. Die Steigungen nach Pergine hoch übertrafen alles, was ich bisher je an Steigungen hochgefahren bin. Es stand leider kein Schild da, aber es müssen weit über 20%Steigung gewesen sein. Mehrmals hob mein Rad vorne ab, und schließlich musste ich sogar (einmalig bei der Tour) schieben, weil ich sonst samt rad einen Überschlag nach hinten gemacht hätte. So trafen wir dann auch völlig erschöpft auf dem Campingplatz hinter Pergine ein. In der Nacht setzte dann wieder kräftiger Regen ein, der uns davon bewahren sollte, hinterher zu sagen wir hätten es mal 24h trocken gehabt in diesem Urlaub
    Der nächste Morgen startete Regnerisch, sodass wir länger wie sonst liegen blieben. Als es jedoch nachlies, hielt uns nicht mehr in den Schlafsäcken, und wir packten unsere Sachen und fuhren mit dem Rad weiter nach Feltre. Dort kamen wir gegen 13Uhr an. Nach einem Besuch fuhren wir weiter nach Valdobbiadene, um dort dann die Berge hinter uns zu lassen. Bei Falze bauten wir aus Mangel eines Campingplatzes unser Zelt wild hinter einer einsamen Kapelle auf und freuten uns schon auf die Ankunft in Venedig am darauffolgenden Tag.
    Dieser wurde jedoch zu einer reinen Wasserschlacht. Starteten wir trocken, so fuhren wir zielgenau in eine aufziehende Warmfront herein. Bereíts in Treviso fing es an zu regnen, und es schüttete bis Venedig immer heftiger weiter. Dazu Temperaturen von 12°C und ein kalter böiger Seitenwind. Jaaa, so stellt man sich Italien vor
    Hatte ich während der gesamten Tour meist nur ein T-shirt an, an jenem Tag mussten wir uns warm anziehen um nicht zu frieren.
    Gegen 12Uhr erreichten wir Mestre um von dort mit dem Rad über den Damm/Brücke nach Venedig rein zu fahren. Laut Führer wurden dort Campingplätze beschrieben.
    Was folgte kann ich heute nur noch lachend beschreiben. Zuerst trauten wir unseren Augen nicht, als wir feststellten das man uns allen ernstes für gut einen Kilometer auf die vierspurig ausgebaute Straße nach Venedig leitete. Ohne Standstreifen wohl gemerkt.
    Nach diesem einen Kilometer begann tatsächlich der eigentliche Radweg, getrennt von einer Leitplanke neben eben jener vierspurigen Straße. War der Radweg anfangs noch gut 2m breit, verengte er sich schließlich auf nur noch einen Meter, sodass an ein Weiterfahren nur noch mit besonderer Vorsicht möglich war. Immer wieder wurden wir von oben bis unten nass gespritzt wenn LKWs oder Busse durch die großen Pfützen rasten. Als wir schließlich Venedig erreichten, mussten wir dort erfahren das nun mit Rädern kein vorrankommen mehr möglich ist. Was mir eigentlich auch vorher schon klar war. Ich dachte dagegen das wir nun mit dem Schiff weiter zum beschriebenen Campingplatz weiterfahren könnten. Falsch gedacht. Denn mit dem vielen Gepäck, ist eine Fahrradmitnahme nicht vorgesehen.
    Also wieder ans Festland und dort auf einen Campingplatz. Die ganzen knapp 4km Brücke/Damm wieder zurück. Bis zu der Stelle wo der Radweg endete, und man wieder auf der vierspurigen Straße weiterfahren soll. Doch ein schieben oder gar fahren gegen den Verkehr ohne Standstreifen erschien uns als reiner Selbstmord. Also ging es nun zum dritten mal über die Brücke zurück nach Venedig. Und dort hatten wir dann entgültig die Schnauze voll, und wir nahmen uns für die letzten Tage ein Hotel. Egal wie teuer es war.
    Riesig freuten wir uns einen Tag vor unserer Abfahrt, als wir plötzlich in den Gassen von Venedig Mario wieder trafen, der uns ein Stück weit begleitet hat. Er war einen Tag nach uns in Venedig angekommen und hatte auch die verrücktesten Sachen erlebt.
    Mit der Bahn ging es schließlich wieder zurück nach Stuttgart.

    Als Fazit kann ich nur sagen: Trotz täglichem Regenwetter, und trotz aller Anstrengungen, es war ein genialer Urlaub. Man erlebt so viel, knüpft so viele Kontakte, und schon allein sagen zu können, ich bin mit dem Rad von Donauwörth nach Venedig gefahren gibt ein gutes Gefühl (vom Fernpass sehen wir mal ab )
    Was ich höchstwahrscheinlich jedoch nie verstehen werde, ist warum die Italiener einen unvollständigen Radweg von Venedig aus anlegen, der schließlich an einer Autobahnähnlichen Schnellstraße endet

    Gruß Markus


    Neuschwanstein


    Hinter Landeck


    Vor dem Reschenpass


    Reschenpass


    Gewitter bei Bozen


    Vor Trento


    letzte Berge vor Venedig


    Venedig bei Nacht


    Venedig bei Nacht II
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 18:58. Grund: Reisecharakter eingestellt
    Das Leben ist wie ein Buch, und wer nicht reist, liest nur ein wenig davon!

    Aktueller Reiseblog: www.landschaftsfotografie-mohr.de

  • schlump
    Erfahren
    • 24.01.2008
    • 204
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Mit dem Rad über die Alpen [D,A,I]

    Toller Bericht und unglaublich tolle Bilder
    ALL YOUR BASE ARE BELONG TO US

    View my flickr

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    • Gast-Avatar

      #3
      AW: Mit dem Rad über die Alpen [D,A,I]

      die oberste position einer liste, wenn sie einer zahl vorangestellt wird...

      Kommentar


      • utor
        Erfahren
        • 30.06.2006
        • 288
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [D][AT][IT] Mit dem Rad über die Alpen

        ach ja, der reschenpass... die abfahrt
        nach italien rein fand ich auch einfach nur
        geil. schöne tour, nur schade das mit dem
        wetter.
        "Dinge, die wie Dinge aussehen wollen, sehen manchmal mehr wie Dinge aus, als Dinge." TP
        ----
        fotos vom draussen.

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        • SwissFlint
          Lebt im Forum
          • 31.07.2007
          • 8569
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [D][AT][IT] Mit dem Rad über die Alpen

          Ausgesprochen schöne Bilder!
          Danke
          Zurück von Weltreise! http://ramblingrose.ch/

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          • Corton
            Forumswachhund
            Lebt im Forum
            • 03.12.2002
            • 8593

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DE][AT][IT] Mit dem Rad über die Alpen

            Ihr seid ja um die Berge nur rumgefahren anstatt drüber. Nächstes Mal bitte nicht über Fernpass und Reschen, sondern über Hahntennjoch, Timmelsjoch, Stilfser Joch, Gavia und Tonale fahren. Da merkt man dann wenigstens, dass man was getan hat. Und die obligatorische Bratwurst mit Kraut am Stelvio nicht vergessen.

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